Silvestergedanken

Das Jahr ist fast zu Ende und fast kann es einem leid tun. Keiner mag es, so scheint es, und alle können kaum erwarten, dass es endlich um 12 der letzte Schlag trifft. Als ob sicher wäre, dass im neuen Jahr alles besser wird.

2020 wird den meisten in keiner guten Erinnerung bleiben. Es ist und bleibt vermutlich das COVID-19-Jahr. Nicht wenige vergleichen Corona mit der Pest, die vor allem im 14. Jahrhundert in Europa wütete. Ich möchte die Gefahr durch das Virus gewiss nicht kleinreden, aber ich finde, der Vergleich hinkt ein wenig, Denn an der Pest starben viel mehr Menschen und die meisten hatten – anders als wir heute – keine Chance, sich vor der Krankheit zu schützen. Einen Impfstoff gibt es inzwischen auch – er wurde in unfassbar kurzer Zeit entwickelt. Doch manche Menschen halten ihn scheinbar für gefährlicher als die Corona selbst. Andere sehen ihre Freiheit bedroht, weil sie einen Mund-Nasenschutz tragen müssen – und demonstrieren dagegen, leider meist zusammen mit Rechtsradikalen, Antisemiten und Faschisten. Vor dieser Mischung fürchte ich mich fast mehr als vor COVID-19: Werden wir die rechten Geister, die manche Covidioten vielleicht ohne es zu wollen stark machen, wieder los? Ich hoffe es sehr.

Natürlich, das Virus hat unser Leben durch Lockdowns, Homeoffice, Ausgangs-, Reise- oder Kontaktbeschränkungen drastisch verändert. Und natürlich ist auch mein Leben in diesem Jahr anders verlaufen, als ich es mir vorgestellt habe. Was ist also aus all dem geworden, was ich mir am Neujahrsmorgen, ganz fest vorgenommen hab?“, wie Reinhard Mey in seinem Lied 71 einhalb fragt. Einiges ist sicher anders gelaufen, als ich es geplant habe, aber das ist eigentlich jedes Jahr so. „Die meisten guten Vorsätze vom Jahresanfang habe ich leider nicht in die Tat umgesetzt“, habe ich vor einem Jahr geschrieben.

Die gute Nachricht zuerst: Ich habe so viele Bücher gelesen (durchschnittlich eins pro Woche) und sogar mehr Blogbeiträge geschrieben, als ich mir vorgenommen hatte: 38 waren es in diesem, 25 in meinem zweiten Blog (chaosgaertnerinnen.de; könnt ihr gerne abonnieren, kostet auch nix. Ende des Werbeblocks). Das liegt sicher auch daran, dass ich weniger gearbeitet habe als in den vergangenen Jahren. Vorgenommen hatte ich mir das schon lange; jetzt sind bei mir, wie bei vielen meiner Kolleginnen und Kollegen Aufträge weggebrochen und mir blieb keine andere Wahl. Nein, ich habe keinen Grund, über coronabedingte Einschränkungen zu jammern, es wäre jammern auf sehr hohem Niveau.

Die Aktion 12 Monate ein Blickwinkel habe ich auf beiden Blogs fast durchgehalten – und ich will sie im nächsten Jahr mit anderen Blickwinkeln fortsetzen. Denn ich fand es interessant zu dokumentieren, wie sich der Würmsee in einem Jahr verändert hat. Leider nicht zum besten,denn er ist fast verlandet.

Der begehbare Pegel am Würmsee reicht nicht mehr aus

Verwunderlich ist das ist nicht: Einem Artikel in der Nature-Zeitschrift Communications Earth & Environment zufolge sinken infolge der menschengemachten Klimakrise sogar die Pegel großer Binnengewässer wie des Kaspischen Meers. Ein Minisee wie der Würmsee hat da wohl keine Chance.

Der Umwelt hat das Coronavirus mehr geholfen als geschadet – weil die Menschen weniger gereist sind und weil weniger produziert und konsumiert wurde, ist der CO2 Ausstoß gesunken. Und manches CO2-Einsparziel lässt sich dadurch auf wundersame Weise erreichen.

Irgendwie empfinde ich es fast als Ironie des Schicksals, dass das Coronavirus, oder SARS-CoV-2, wie es offiziell heißt, vermutlich von Fledermäusen und auf den Menschen übergesprungen ist. Die Fachleute sind sicher, dass die Zoonosen zunehmen werden – zum einen, weil viele Wildtiere in den Siedlungsräumen der Menschen näher kommen, da wir ihre Lebensräume zerstören, zum anderen, weil auch der Handel mit exotischen Tieren kein Ende, sondern eher zunimmt. Vielleicht schlägt die Natur auf diese Art zurück, schafft uns Menschen langsam, aber sicher ab.

Apropos Reisen: Auch ich bin natürlich weniger gereist, als ich es mir vorgenommen habe. Dass ich wieder nicht in Amsterdam war und immer noch nicht in Stockholm und Kopenhagen, ist zwar schade, kann ich aber verschmerzen. Dafür habe ich den Harz wandernd entdeckt (danke Foe für viele tolle Touren). Warum also immer in die Ferne schweifen. Dass teilweise zu viele Menschen auf diese Idee kommen, ist die Kehrseite der Medaille, und leider reisen die meisten nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln an.

Die Aktion „Fliegende Wörter“ habe ich abgebrochen: Zur Erinnerung: Ich wollte jede Woche ein Gedicht aus dem gleichnamigen Postkartenkalender verschicken. Aber mit dem Versuch, einen passenden Adressaten zu finden, bin ich kläglich gescheitert – und das lag vielleicht nicht nur an mir, sondern auch an den Gedichten. Eine Postkarte ist fast ungelesen im Papierkorb gelandet, weil der Empfänger sie für eine Werbung hielt. Und als dann noch eine ehemalige Deutschlehrerin sagte, sie könne mit dem Gedicht, das ich ihr geschickt hatte, leider gar nichts anfangen, habe ich die Aktion aufgegeben. Nicht aber die Gedichte: Seit über einem Monat lese ich jeden Abend eins vor dem Einschlafen und ich muss sagen – es gefällt mir. Möglicherweise werde ich in diesem Blog im nächsten Jahr also (noch) häufiger über Gedichte schreiben – nicht über eigene, versprochen.

So bin ich auch auf ein Gedicht von Erich Kästner, das wunderbar zu diesem Monat passt. Kein Wunder, es heißt ja auch Dezember. Und vor allem die erste Strophe gefällt mir gut.

„Das Jahr ward alt. Hat dünne Haar.
Ist gar nicht sehr gesund.
Kennt seinen letzten Tag, das Jahr.
Kennt gar die letzte Stund.“

Apropos letzte Stund. Die Stunden, in denen Donald Trump noch Präsident der Vereinigten Staaten ist, sind glücklicherweise gezählt. Dass er im November abgewählt wurde, war für mich die gute Nachricht des Jahres, das in ein paar Stunden endet.

Kommt gut ins neue Jahr. Und bleibt gesund.

Erich Kästners Gedicht ist abrufbar unter

https://www.deutschelyrik.de/der-dezenber.html

Was für ein schöner Morgen. Blick aus dem Fenster meines Homeoffice

November

Ich sitze am Schreibtisch und schaue nach draußen: strahlend blauer Himmel, gar nicht novemberlich. Und mir kommt ein Gedicht von Friedrich Hebbel in den Sinn: „Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah …“. Das stimmt nicht ganz, aber zumindest im November sind solche Tage nicht selbstverständlich.

Herbstbild ist (leider) eines der wenigen Gedichte, die ich (fast) auswendig kenne. Und vielleicht ist es mir deshalb im Gedächtnis geblieben, weil wir es in der Schule zusammen mit dem Sommerbild von Hebbel gelernt und interpretiert haben. Diejenigen, die meinen Blog regelmäßig lesen, rollen jetzt wahrscheinlich genervt die Augen, und ich gebe es zu: Ja, ich habe den Anfang schon ein paar Mal zitiert, Sommerbild ist das Gedicht mit der letzten Rose des Sommers, ebenfalls von Hebbel geschrieben (Danke an dieser Stelle an meinen ehemaligen Deutschlehrer H. E., bei dem ich einige Gedichte kennengelernt habe, die immer noch zu meinen Lieblingsgedichten zählen).

Doch zurück: Wir erleben zur Zeit wirklich schöne Herbsttage, wenn auch nicht ganz so windstill, wie Hebbel es beschrieben hat. Früchte, die vom Baum fallen können, gibt es nicht mehr allzu viele. Selbst die Blätter sind schon arg dezimiert. November halt.

Schön ist es trotzdem, heute wie auch gestern. Den Tag gestern habe ich als Geschenk empfunden: Ich war in Hannover, in der Landesbibliothek, die trotz des partiellen Lockdowns geöffnet ist. Anschließend habe ich am Maschsee gesessen – für Anfang November wirklich außergewöhnlich. Und wenn die Meteorolügen recht haben, soll das Wetter auch noch ein paar Tage so bleiben. Es ist, als habe irgendwer Rainer Maria Rilkes Gedicht Herbsttag, gelesen und würde nicht den Früchten, die Heine gemeint hat, sondern uns Menschen ein paar schöne Tage spendieren.

„gib ihnen noch zwei südlichere Tage“.

Vielleicht ist das schöne Wetter ein kleiner Trost für das Trauerspiel auf der anderen Seite des Atlantiks. Ich verfolge es im Liveblog im Internet, und je länger es dauert, desto pessimistischer werde ich – mehr noch, es macht mir Angst.

Dazu passt ein Gedicht „Der November von Erich Kästner, das ich heute Morgen gefunden habe:

„Ach, dieser Monat trägt den Trauerflor …
Der Sturm ritt johlend durch das Land der Farben.
Die Wälder weinten. Und die Farben starben.“ …

Ich fürchte, dass nicht nur die Farben sterben, wenn in den USA das passiert, was ZDF-Chefredakteur Peter Frey in seinem Kommentar mit einem einen Staatsstreich von oben vergleicht (https://www.zdf.de/nachrichten/politik/us-wahlen-trump-biden-kommentar-frey-100.html).

Ich mag mir gar nicht ausmalen, wie der, dessen Name ich nicht nennen möchte, agiert, wenn er noch vier weitere Jahre regiert. Der Albtraum wird – anders als der November – nicht in 30 Tagen zu Ende sein, sondern uns noch lange begleiten. Und der politische Nebel wird sich nicht so schnell lichten wie der auf dem Bild aus Sankt Andreasberg.

Nebel bei Sankt Andreasberg

Hier die Links zu den Gedichten Herbstbild von Friedrich Hebbel

http://www.gedichtsuche.de/gedicht/items/Herbstbild%20-%20Hebbel,%20Friedrich.html

Herbsttag von Rainer Maria Rilke

http://rainer-maria-rilke.de/06b012herbsttag.html

und Der November von Erich Kästner

https://erich-kaestner-kinderdorf.de/Gedichte/november.htm

Fliegende Wörter

Ja, ich gebe es zu. Neu ist die Idee nicht. Vor drei Jahren gehörte das Vorhaben schon einmal zu meinen guten Vorsätzen fürs neue Jahr (https://timetoflyblog.com/vier-auf-einen-streich). Und damals, ich gestehe es, habe ich es nur ein paar Wochen durchgehalten. Aber weil mir die Idee nach wie vor gefällt, starte ich jetzt einen zweiten Versuch: Ich möchte in (fast) jeder Woche ein Gedicht versenden. Immer noch kein selbst geschriebenes, sondern eines aus dem im Daedalus Verlag in Münster erschienenen Postkartenkalender: Fliegende Wörter. Der Kalender enthält 53 „Gedichte zum Verschreiben und Verbleiben“ – nicht nur aus Deutschland, sondern u. a. auch aus Norwegen, den Niederlanden, Polen, Japan, Italien, Frankreich, Persien und sogar aus dem alten Ägypten.

Ich habe den Kalender Anfang Dezember bei Annabee, meiner Lieblingsbuchhandlung in Hannover, gekauft und lange überlegt, ob ich ihn zu Weihnachten verschenken oder selbst behalten soll. Ich habe mich fürs Behalten und Verschenken auf Raten entschieden – sprich fürs Versenden an FreundInnen und Bekannte. Denn zum Versenden sind Postkarten schließlich da. Und geteilte Freude ist ja bekanntlich doppelte Freude.

Auch einige AbonnentInnen dieses Blogs werden im Lauf des Jahres ein Postkartengedicht bekommen. Sie warne ich auf diesem Weg vor und bitte um Nachsicht: Auch wenn ich mir bei der Auswahl Mühe gebe, passt das Gedicht nicht immer genau zum Empfänger oder zur Empfängerin. Und einige Gedichte werde ich vielleicht gar nicht verschicken, wenn mir gar kein/e passende/r Adressat/in einfällt.

Ein wenig tröstet es mich, dass auch den Kalender-Herausgeberinnen Andrea Grewe, Hiltrud Herbst und Doris Mendlewitsch die Auswahl der Gedichte nicht immer leicht gefallen ist. „Manchmal ist es schwierig, angemessene Gedichte zu finden“, zitiert Greta Rüter Hiltrud Herbst in ihrem Artikel „Zwei Tage ohne Poesie kommen nicht in Frage“ (erschienen am 30. Juli 2018 in der Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 174, S. 26,  https://www.fazschule.net/project/jugendschreibt/2879 ).

Für Hiltrud Herbst war die 26. leider die letzte Ausgabe des Lyrik-Kalenders: Die BücherFrau ist Anfang November gestorben.

Gedichte und Gedanken

„Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah!
Die Luft ist still, als atmete man kaum …“

Die ersten beiden Zeilen des Gedichts spukten bei meinem Spaziergang durch die Herrenhäuser Gärten ständig in meinem Kopf. Wer es geschrieben hat (Christian Friedrich Hebbel) habe zugegebenerweise im Internet recherchiert, als ich wieder zu Hause war, genauso wie den Titel (Herbstbild) und den Rest des Gedichts: Denn ab der dritten Zeile hatte mein Gedächtnis Lücken. Immerhin stimmte der Anfang und passte gut zu diesem Tag, der zwar frostig begonnen, aber sonnig warm weitergegangen ist. Ein Novembertag eben, wie er schöner nicht sein konnte

Herrenhausen war an diesem sonnigen Herbsttag eine gute Wahl – vor allem der Berggarten fasziniert mich jedes Mal aufs Neue. Bei jedem Besuch sieht der Garten anders aus – und ich bedaure wirklich, dass ich kein Gedächtnis für Pflanzen habe.

Daran, dass wir im Unterricht parallel zu dem eher fröhlichen Herbstgedicht auch Hebbels melancholisches Gedicht „Sommerbild“ behandelten, erinnere ich mich dagegen noch auch nach mehr als einem halben Jahrhundert noch. Es ist auch heute noch eines meiner Lieblingsgedichte. Ein Foto zu diesem Gedicht – „des Sommers letzte Rose“ – habe ich vor einem Monat im Garten meines Elternhauses aufgenommen: „Sie war, als ob sie bluten könne, rot“.

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Die letzte Rose in Neumagen …

Zum Abschied von meinem Elternhaus passend handelt auch „Sommerbild“ – für ein Sommergedicht eher ungewöhnlich, von Verfall und Abschied. Die Rose in Neumagen erwies sich allerdings als widerstandsfähiger als Hebbels Rose. Sie hat die Prozedur unbeschadet überstanden und blüht vielleicht heute noch.

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… und die wohl wirklich letzte Rose des Sommers heute in unserem Garten.

Meinem Deutschlehrer verdanke ich übrigens noch ein weiteres Lieblingsgedicht – es ist, passend zum gestrigen 9. November – die Todesfuge von Paul Celan. Denn am 9 November (1989) fiel nicht nur die Mauer und es wurde nicht nur die erste deutsche Republik ausgerufen (1918) – ja, wir können auch Demokratie und Revolution. Am 9. November brannten Synagogen, Wohnungen und Läden von Juden. Es starben Menschen und die Menschlichkeit. Die systematische Verfolgung der Juden begann. Der Tod wurde, wie es in Celans Gedicht heißt, ein Meister aus Deutschland.

Dass es Anfang der siebziger Jahre nicht selbstverständlich war, im Unterricht solche Gedichte zu lesen oder Filme wie „Bei Nacht und Nebel“, einen Dokumentarfilm über die NS-Vernichtungslager und den Holocaust zu sehen, habe ich erst später gemerkt (Danke H. E.). Bei Bekannten, die wie ich damals zur Schule gegangen sind, kam die Zeit des Nationalismus in der Schule gar nicht oder kaum vor. Die Novemberpogrome 1938 wurden lange verharmlosend als Reichskristallnacht bezeichnet. Vieles wurde damals totgeschwiegen, unter den Teppich der Geschichte gekehrt.

Und heute melden sie sich wieder lautstark zu Wort, die Verharmloser, die Verniedlicher, die alten und die neuen Nazis. Die „mit den Schlangen“ spielen und wollen, dass der Tod wieder „ein Meister aus Deutschland“ wird. Antisemitismus, Nationalismus und Fremdenfeindlichkeit werden wieder gesellschaftsfähig. Viele haben, so scheint es, aus der Geschichte nichts gelernt. Ob da Gedichte helfen?

Zum Nachlesen

http://www.literaturwelt.com/werke/hebbel/herbstbild.html

http://www.literaturknoten.de/literatur/h/hebbel/poem/ichsahdes.html

https://www.lyrikline.org/de/gedichte/todesfuge-66

Vier auf einen Streich

Das nenne ich effektiv: Ich habe drei Fliegen mit einer Klappe geschlagen, sprich drei gute Vorsätze gleichzeitig erfüllt.  Jetzt fühle ich mich fast wie eine Anfängerversion des tapferen Schneiderleins, das  ja bekanntlich sieben auf einen Streich geschafft hat (Fliegen, nicht Vorsätze).

Gut, ich gebe zu, es war nicht wirklich geplant: Erst als es schon dunkel war, habe ich daran gedacht, dass ich eigentlich, weil ich noch nicht laufen kann, jeden Tag zumindest eine halbe Stunde gehen oder Radfahren wollte. Da war es schon zu spät für einen Spaziergang zum See und auch eine Runde mit dem Fahrrad war bei Schneefall und bei Dunkelheit keine wirklich kluge Option. Deshalb bin ich zu Fuß in die Stadt gegangen, die eigentlich ein Dorf ist. Weil ich auf dem Weg ohnehin am Briefkasten vorbeikomme, habe ich schnell noch den Fragebogen meiner Berufshaftpflichtversicherung ausgefüllt. Der ist wie in jedem Jahr kurz vor Weihnachten gekommen  und meiner Meinung nach überflüssig wie ein Kropf (siehe https://timetoflyblog.com/2015/12/25/gut-versichert/). Denn ich habe auch im Jahr 2016 – wie in den vergangenen 30 Jahren – weder einen Gabelstapler noch einen Tankwagen angeschafft  und gedenke es auch in diesem und den kommenden Jahren nicht zu tun. Bislang musste meine Versicherung immer bis zur Jahresmitte auf meine Antwort warten und mich mahnen; wahrscheinlich hat ein Sachbearbeiter schlaflose Nächte ob der potenziellen Gefahren erlebt. In diesem Jahr habe ich deshalb meine Pflicht, Auskunft über die versicherten Risiken zu erteilen, schon am ersten Werktag des Jahres erfüllt – und damit einen weiteren guten Vorsatz: Dinge nicht aufzuschieben.

Und auch mein persönliches Projekt „Fliegende Wörter“ habe ich gestartet bei meinem Spaziergang zum Briefkasten auf den Weg gebracht (dritter guter Vorsatz): Ich möchte in diesem Jahr jede Woche ein Gedicht verschicken (nein, kein selbst geschriebenes). Das ist dank des gleichnamigen, im Daedalus Verlag erschienenen Postkartenkalenders nicht so schwierig:  Er enthält 53 „Qualitätsgedichte zum Verschreiben und Verbleiben“, eins also für jede Woche des Jahres. Ich habe den Kalender, der schon zum 23. Mal erscheint, erst kürzlich durch den Hinweis einer Mit-Bücherfrau entdeckt. Und ich finde, die Gedichte von Rilke, Ulla Hahn, Hilde Domin und Co sind viel zu schade, um in meiner Schreibtischschublade zu verbleiben. Ich verleihe ihnen zwar keine Flügel, sondern verpasse ihnen eine Briefmarke und helfe ihnen so zum Fliegen: Ich schicke sie im Lauf des Jahres an Freunde und Bekannte, auch an einige Abonnentinnen dieses Blogs. Die seien auf diesem Weg (vor)gewarnt: Nicht immer passt das Gedicht genau zum /zur Empfänger/in, auch wenn ich mir bei der Auswahl Mühe gebe.

Mit dem Schreiben dieses Beitrags gehe ich einen vierten guten Vorsatz an: regelmäßiger als im vergangenen Jahr Blogbeiträge zu schreiben und zu veröffentlichen. Wirklich effektiv.

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