Fastenaktion 7 Wochen Ohne

Am vergangenen Mittwoch, am Aschermittwoch, hat die Fastenzeit begonnen. Und wie in den letzten Jahren habe ich mir auch in diesem Jahr einiges vorgenommen. Eigentlich das Übliche: Ich möchte bis Ostern auf Eis und Süßigkeiten verzichten, ja auch auf meine geliebten sauren Brause-Kaubonbons. Die lasse ich noch problemlos liegen; schwerer – unerwartet schwer – fällt mir dagegen in diesem Jahr der Verzicht auf Schokolade. Noch bin ich tapfer, aber ich bedaure schon jetzt den ersten Schokohasen, der mir am Ostersonntag arglos über den Weg hoppeln wird. Ihm droht ein grausames Schicksal (https://timetoflyblog.com/arme-hasen).

Weil ich mehr Ordnung in meinen Räumen und in meinem Leben schaffen möchte, habe ich mir wieder vorgenommen, mich jeden Tag von etwas zu trennen. Anders als vor zwei Jahren werde ich in diesem Jahr allerdings nicht „ansteigend ausmisten“, das heißt mich in der ersten Woche täglich von einem, in der zweiten Woche dann täglich von zwei Gegenständen usw trennen. Denn das wird spätestens in den beiden letzten Wochen ziemlich stressig.

An den ersten Tagen hat das Wegwerfen recht gut geklappt. Und damit der gewonnene Platz nicht gleich wieder mit anderem gefüllt werden soll, möchte ich auch „konsumfasten“: Ich will mir außer Lebensmitteln und anderen Dingen des „täglichen Bedarfs“ nichts Neues kaufen.* Neues Gebrauchtes ist ebenfalls bis Ostern tabu, weil ich vor allem Bücher, aber auch Kleidung meist secondhand kaufe – nicht nur weil es preiswerter ist, sondern auch, weil viele gebrauchte Sachen noch tadellos erhalten und zum Wegwerfen einfach zu schade sind.

Last, but not least beteilige ich mich auch in diesem Jahr wieder an der Fastenaktion „7 Wochen Ohne“ der evangelischen Kirche. Mit dem Motto „Leuchten! Sieben Wochen ohne Verzagtheit“ fremdle ich allerdings noch ein bisschen. Und die erste Fastenmail, die ich am vergangenen Mittwoch erhalten habe, hat mich auch nicht wirklich erleuchtet. Es gehe darum, „selbst hell zu werden, wenn die Zeiten dunkel sind. Dazu möchten wir Sie in diesem Jahr ermutigen. Lassen Sie uns gemeinsam sieben Wochen lang auf das verzichten, was uns einschüchtern will. Geben wir acht auf alles, was leuchtet, und stellen wir auch unser eigenes Licht nicht unter den Scheffel!“, schreibt Frank Muchlinsky.

Während ich diesen Blogbeitrag schreibe, fällt mir ein, dass ich Letzteres gerade gestern einer Schreibfreundin geschrieben habe. Und vielleicht ist das Motto ja doch genau das richtige für mich. Denn ich bin Meisterin im Sorgen machen: Ich sorge mich um alles Mögliche und Unmögliche. Meist oder zumindest oft erweisen sich die Sorgen im Nachhinein als unbegründet. Also ab jetzt sechs Wochen ohne …

Wer sich für die Fastenaktion interessiert oder mitmachen möchte, kann sich unter 7wochenohne.de informieren und kostenlos anmelden.

* Für mich gilt eigentlich: kein Tag ohne Bücher! Bücher sind aus meinem Leben nicht wegzudenken. Und trotzdem zählen sie weder zu den Lebensmitteln noch zu den Dingen, die gekauft werden dürfen. Also keine neuen Bücher bis Ostern. Aber Ausleihen ist zum Glück erlaubt.

Fastenbilanz

Jetzt ist sie vorbei, die Fastenzeit. Ja, Ostern auch schon, ich gebe es zu, aber irgendwie habe ich es nicht früher geschafft. Immerhin noch früh genug, Bilanz zu ziehen. Was habe ich durchgehalten, was nicht.

Also, ich habe sechs Wochen lang keine Schokolade und kein Eis gegessen, Letzteres ist mir vor allem an den letzten Tagen vor Ostern schwer gefallen, als ich bei schönem Wetter an der Eisdiele im Hauptbahnhof von Hannover vorbeigekommen bin -nach Franco in Bernkastel die beste Eisdiele, die ich kenne. Am Ostersonntag habe ich mir dort auch gleich ein Eis  gegönnt. Und beim Osterfrühstück in den Herrenhäuser Gärten ein kleines Schokoosterei. Das habe ich mit Andacht gegessen, wie meine Mutter gesagt hätte. Neudeutsch heißt das dann eher achtsam.

Osterei P1020327

Den Schokohasen, den ich dabei hatte, habe ich wieder mit nach Hause genommen, musste ihn aber dann leider notschlachten, weil er nach dem Ausflug in meinem Fotorucksack ganz platt war.

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Alkohol habe ich in der Fastenzeit an zwei Tagen getrunken (oder waren’s drei? Danke Sabine und Werner, dass ihr mich verführt habt: Es war sehr lecker und hat gut getan).

Mit dem umweltbewussten Leben hat es nicht ganz so gut geklappt – ich war leider nicht so konsequent, wie es sicher nötig wäre. Ich bin wenig Auto gefahren, aber das tue ich ja eigentlich immer. Ich bin lieber mit Öffis, zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs. Immerhin habe ich keine Einwegflaschen gekauft und meist unverpacktes Obst. Das habe ich dann auch meist in ein mitgebrachtes Netz gesteckt. Nur Obst aus ökologischem Anbau oder fairem Handel zu kaufen, schaffe ich allerdings nicht. Es ist mir bei meinem Obstverbrauch schlichtweg zu teuer, und manches wie Kaffee und Schokolade schmeckt mir unökologisch einfach besser. Bei anderen Lebensmitteln wie Eiern oder Kartoffeln ist es dagegen umgekehrt.

Aufschlussreich war der Blick auf die Mikroplastik-Liste: Mein Make-up, also Lippenstift, Eyliner und Co, ist garantiert mikroplastikfrei – benutze nämlich keine. Die meisten Duschgels und Haarwaschmittel habe ich dagegen auf der Liste entdeckt. Ich werde sie noch aufbrauchen und  ersetzen, wenn ich beim nächsten Mal – dann mit App oder Liste – einkaufen gehe. An Stückseife fürs Haarewaschen kann ich mich nicht gewöhnen, denn ich bin ein Duftfreak.

Das Konsum-Fasten ist mir dagegen nicht schwer gefallen, denn ich bin sicherlich kein Shopping-Freak: Ich kaufe recht wenig neue Sachen – Ausnahme Bücher, und die auch immer öfter Secondhand – und trage meine Klamotten meist jahrelang. Künftig werde ich noch mehr darauf achten, wo die Dinge herkommen.

Was noch positiv war: ich habe in den letzten Wochen viel weniger ferngesehen als sonst und es eigentlich kaum vermisst. Das will und werde ich auf jeden Fall beibehalten und dann vielleicht öfter Zeit zum Bloggen, zum Lesen oder zum Schreiben finden.

Zugegeben: Die Welt rette ich so sicher nicht, aber irgendwo muss frau ja anfangen. Und wie heißt es so schön: Auch der längste Weg beginnt mit dem ersten Schritt.

Osterspaziergang

Sie sind wieder da, die Frösche in meinen Teichen. Der Froschnachwuchs – drei kleine Frösche habe ich bis jetzt entdeckt – hat sich im kleinen Teich angesiedelt. Ein größerer Frosch, Vater oder Mutter?, lebt im größeren Teich. Dort zu überwintern war in diesem Winter, der ja nur kurz und nicht sonderlich heftig war,  sicher kein Problem. Der Teich ist tief genug – zumindest bei kürzeren Frostperioden. Fotografiert werden möchten die Fröschlein nicht. Sobald ich mich den Teichen nähere, flüchten sie ins Wasser.

Die Kirschbäume sind schon fast verblüht, der Rhododendron vor dem Küchenfenster hält sich indes noch vornehm zurück – anders als in den Herrenhäuser Gärten sind hier noch keine Blüten zu sehen. Zum ersten Mal habe ich den Rhododendronhain dort in voller Blüte erlebt.

Und zum ersten Mal habe ich es geschafft, in den Herrenhäuser Gärten zu frühstücken. Das habe ich mir schon lange vorgenommen, aber es dann immer aufgeschoben. Gut, es war ein spätes Frühstück, weil ich zuerst noch Osterhase spielen musste. Aber dann habe ich es genossen, in der Sonne zu sitzen, Kaffee zu trinken und Osterzopf und Ostereier zu essen.

Osterfrühstück im Staudengrund

Der Osterhase hat den Osterspaziergang trotz meines sechswöchigen Schokoladenverzichts zwar überlebt. Gut bekommen ist er ihm allerdings nicht. Er war nach mehrstündigem Aufenthalt in meinem Fotorucksack so dünn geworden, dass er notgeschlachtet werden musste.

Armer Hase …

Apropos Frösche: Durch Zufall habe ich das Froschgedicht von Johann Wolfgang von Goethe entdeckt. Der hat nämlich nicht nur Seriöses geschrieben wie Faust, die italienische Reise oder den Osterspaziergang. Sie wissen schon: „Vom Eise befreit sind Strom und Bäche, durch des Frühlings holden, belebenden Blick …“

Sein Froschgedicht kann man nachlesen unter

https://www.textlog.de/18774.html

Die Frösche an unserem Teich sind, anders als die in Goethes Gedicht,  stumm. Warum sie nicht wie im letzten Jahr um die Wette quaken, weiß ich nicht. Vielleicht haben sie das Gedicht gelesen und üben jetzt heimlich nachts, wenn wir alle schlafen, bis ihr Gesang wirklich dem von Nachtigallen gleicht.

Freiwillig fasten

Ostern, Ende der Fastenzeit: Auch ich habe in diesem Jahr „gefastet“, sprich, auf etwas verzichtet. Besonders originell ist das nicht. Nach einer Umfrage der Krankenkasse mhplus hat jeder achte Deutsche in der Fastenzeit auf etwas verzichtet. Offenbar ist die Fastenzeit vor allem bei jungen Menschen beliebt: 17 Prozent der 18- bis 34-Jährigen machen mit, aber nur neun Prozent der über 55-Jährige.

Das wundert mich übrigens nicht, denn viele (katholische) Angehörige der Generation 55+ mussten wohl als Kinder von Aschermittwoch bis  Ostern auf Süßes verzichten. Das ist mir früher viel schwerer gefallen als heute, obwohl – oder weil – wir damals nur wenig Süßigkeiten bekamen und uns ohne Taschengeld auch keine kaufen konnten. Das Angebot in den Läden ind unserem Dorf war sehr überschaubar. Außerdem: In der Fastenzeit dort etwas zum Naschen kaufen, ging gar nicht. Die soziale Kontrolle hat perfekt funktioniert. Wer in der Fastenzeit naschte, hatte ein schlechtes Gewissen.

Was man freiwillig tut, klappt besser. Rund 70 Prozent derer, die in diesem Jahr gefastet haben, haben es laut Umfrage der Krankenkasse geschafft, konsequent Verzicht zu üben. Auch mir ist es gelungen, sicher auch, weil ich selbst bestimmt habe, worauf ich verzichten wollte. So kam der Verzicht auf Kaffee für mich nicht in Frage: ohne Kaffee geht bei mir gar nichts. Das hätte ich nie und nimmer durchgehalten.

Der Verzicht auf Alkohol ist mir dagegen nicht schwer gefallen, denn ich trinke ohnehin nur selten – und wenn, nur sehr wenig. Auch beim von den Kirchen initiierten Autofasten mitzumachen, war leicht – ich bin nur zwei oder dreimal Auto gefahren, wenn es keine vernünftige andere Möglichkeit gab.  Aber ich benutze auch sonst lieber Öffis oder das Fahrrad.

Ein bisschen schwerer war es, sechs Wochen lang keine Schokolade und keine Gummibärchen zu essen. Letzteres habe ich zugegebenerweise an manchen Frusttagen nur geschafft, weil meine Lieblingsweingummis (die original englischen von Bassets) bei uns im Ort nicht aufzutreiben waren. Der Weg nach Hannover war mir einfach zu weit – und die Sucht nicht groß genug.

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Gute Zeit für Osterhasen (Foto: utz Schmidtko)

Aber jetzt ist sie vorbei, die Fasten- und damit auch die Schonzeit für Schokohasen. Darunter leiden musste der arme lila Osterhase: Er hat sein Namensfest leider nicht überlebt!

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Ende der Schonzeit (Foto: Utz Schmidtko)