Camping, Kajak und Kunst

Letzte Woche hatte ich einen Termin in Bremen, und was liegt näher, als das Nützliche mit dem Angenehmen zu verbinden – sprich: mit einem Abstecher nach Worpswede. Das liegt quasi vor der Bremer Haustür – und steht schon lange auf meiner To-visit-Liste. Außerdem liegt der kleine Campingplatz direkt an einem kleinen Fluss. Eine gute Gelegenheit, unser neues Boot – ein aufblasbares Kajak – auzuprobieren.

„Do more of what makes you happy“ – über das Muttertagsgeschenk meiner Tochter habe ich ja schon geschrieben. Und ich habe mir fest vorgenommen, diesen klugen Rat zu beherzigen. Kajakfahren steht schon lange auf meiner Wunschliste – und es muss wirklich ein Herzenswunsch sein, denn meine ersten Kajak-Erfahrungen waren eher abschreckend. Vor ein paar Jahren hatte ich mich in einem Anfängerkurs angemeldet. Denn es ist ja angeblich nie zu spät, mit etwas Neuem zu beginnen. Doch leider war ich die einzige Anfängerin im Kurs und der Trainer hatte – aus seiner Sicht verständlicherweise – mehr Spaß daran, mit den erfahreneren Teilnehmerinnen und Teilnehmern loszupaddeln, als mir die Grundlagen des Sports beizubringen. Pflichtschuldigst erklärte er mir, was ich falsch machte und was ich anderes machen sollte, bevor er dann mit dem Rest der Gruppeauf und davonpaddelte und mich meinem Schicksal überließ. Ich fuhr in meinem sehr schnittigen und wendigen Sportkajak schlingernd und drehend fort – oder besser gesagt, das Boot fuhr mit mir. Wenn ich die gelangweilt auf mich wartende Gruppe endlich erreichte, paddelte sie weiter oder zurück – und ich hechelte hinterher. Eine ziemlich frustrierende, wenn auch lehrreiche Erfahrung.

Am allerschlimmsten war aber, wenn mir dann auf dem nicht soooo breiten Mittellandkanal Flussfrachtschiffe oder Motorboote entgegenkamen oder mich überholten. Bei besonders breiten Schiffen geriet in Panik und versuchte, mein Kajak möglichst nach ans Ufer zu steuern – was mir irgendwie gelang. Nach zwei Tagen hatte ich eine Sehnenscheidenentzündung im linken Arm – und vorübergehend keine Lust mehr auf weitere Wasserabenteuer. Aber als wir das neue Wohnmobil kauften, wollte ich einen neuen Versuch starten und mir einen Kinderwunsch erfüllen: Als Kind hatte ich die Gisel-und-Ursel-Bücher von Martha Haller gelesen, Geschichten von Zwillingen, die begeisterte Kanutinnen waren.  Ich hätte auch gerne ein Boot gehabt, aber dafür hatten meine Eltern kein Geld und auch kein Verständnis. Das Boot, das wir uns fast 60 Jahre später kauften, ist allerdings kein Faltboot, wie einst das der Zwillinge, sondern ein aufblasbares Kajak.

Die Hamme war ein idealer Übungsort: Das Flüsschen ist gerade mal 50 km lang und beim Campinplatz Hammehafen gerade mal 20 Meter breit. Wir hatten den Fluss, der bei Worpswede fast ohne Strömung in Richtung Wümme fließt, fast für uns. Außer uns waren nur ein paar Torfschiffe, die heute keinen Torf, sondern Touristen transportieren, ein paar Kajaks und ein paar Schwimmer unterwegs. Und im Doppelsitzer war es, sicher auch dank der beiden Finnen im Bootsboden, kein Problem, die Richtung zu halten. Es hat viel Spaß gemacht, zu paddeln, und wir werden unser Boot jetzt sicher öfter mitnehmen.

Einen Namen hat das Boot inzwischen übrigens auch – mein Mann hat darauf bestanden. Es heißt Paula blue: Paula in Erinnerung an Paula Modersohn-Becker, die Malerin, die zeitweise in Worpswede gelebt hat und dort auch gestorben ist, und blue, weil es eben strahlend blau ist.

In Worpswede war ich natürlich auch – ich bin durch den Ort gebummelt, der mit den alten Häusern, Museen und Galerien ein besonderes Flair hat. Ein Hingucker mitten im Ort ist die von Heinrich Vogeler entworfene Vogeler-Villa. Heinrich Vogeler war einer der Gründer der Künstlerkolonie Worpswede. Die von ihm entworfene Vogeler Villa ist heute eine Seniorenresidenz, sein Wohn- und Atelierhaus, der Barkenhoff, ist ein Museum, in dem die Werke des Malers, Grafikers, Designers und Architekten Heinrich Vogeler gezeigt werden. Anfang der 1900er Jahre Treffpunkt der Künstlerinnen und Künstler. Zur sogenannten Barkenhoff-Familie gehörten neben Vogeler und seiner Frau Martha noch zwei weitere Künstlerpaare: Rainer Maria Rilke und seine Frau, die Bildhauerin Clara Rilke-Westhoff sowie Paula Modersohn-Becker und ihr Mann Otto Modersohn https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Vogeler.

Was die Malerinnen und Maler ins Teufelsmoor gezogen, verstehe ich inzwischen gut: Das Licht ist wirklich ganz besonders. Mit sind ein paar Fotos gelungen, die fast aussehen wie gemalt.

Die passende Lektüre hatte ich natürlich auch dabei: den Roman von Gunna Wendt über das Leben von Clara Rilk-Westhoff und Paula Modersohn-Becker und – auf meinem E-Book-Reader Rilkes Monographie über die Worpsweder Maler Fritz Mackensen, Otto Modersohn, Fritz Overbeck, Hans am Ende, Heinrich Vogeler.

Apropos Bücher: Auf dem Campingplatz am Hammer Hafen fuhren nicht nur sehr viele Gäste Kanu – mit eigenen oder dort geliehenen. Auch gelesen wurde dort sehr viel. Ich habe dort zumindest mehr lesende Menschen und Bücher gesehen als auf den anderen beiden Plätzen. Dafür waren die Wohnmobile deutlich kleiner. Unser Wagen war nicht mehr der winzigste auf dem Platz. Ob es da einen Zusammenhang gibt?

Auszeit im Berggarten

Der Berggarten in den Herrenhäuser Gärten überrascht mich jedes Mal aufs Neue. Er sieht bei (fast) jedem Besuch – und ich besuche ihn oft – anders aus als beim letzten Mal.

Zurzeit kann ich mich an den Pfingstrosen nicht sattsehen, die im Berggarten  in den verschiedensten Größen und Farben blühen: von Weiß über Gelb und Hellrosa bis zu einem tief dunklen Rot. Einige Sorten sind schon verblüht, bei anderen öffnen sich die Knospen gerade erst. Wenn die Blüten nah genug am Weg stehen, stecke ich meine Nase hinein. Denn noch mehr als das Aussehen liebe ich den Duft der Pfingstrosen.

Als bekennender Wasserfan ziehen mich natürlich die verschiedenen Teiche und Wasserbecken magisch an. Mindestens ein Dutzend gibt es im Berggarten: Geometrisch geformte im Stein-, Iris- und Pergolagarten, denen man ansieht, dass sie von Menschenhand geschaffen wurden …

… und andere, die aussehen wie natürliche Teiche. Der Moorweiher zum Beispiel, die Teiche und der Bachlauf im Staudengrund.

Der Staudengrund verdankt seinen Namen den zahlreichen Wildstauden, die hier wachsen. Außerdem gibt es in diesem Gartenbereich viele alte Bäume, darunter eine  mehr als 200 Jahre alte Gurkenmagnolie, die älteste in Deutschland, und mein Lieblingsbaum, die Süntelbuche.

Wann immer ich Zeit habe und das Wetter mitspielt, lege ich an einem der Teiche eine Pause ein: Ich lese, schreibe, genieße den Garten, die Ruhe und den Tag.

 

Jungfernfahrt

Ist es das, was ich will? Das habe ich mich gefragt, als wir bei unserer ersten Fahrt mit dem Wohnmobil auf dem Stellplatz in Cuxhaven Döse ankamen. Hier waren wir mit dem alten Wohnmobil oft – von Hannover bis nach Cuxhaven ist es nicht weit und die Nordsee liegt nur ein paar Meter entfernt direkt hinterm Deich. Obwohl es mitten in der Woche war und die Ferien in Niedersachsen vorbei, waren wir nicht die einzigen, die ein paar Tage am Meer verbringen wollten: Der Platz war mit rund 50 Wohnmobilen fast voll besetzt. Keine Frage: Wohnmobilurlaub liegt im Trend. Einsame Stellplätze in schöner Umgebung sind  zumindest wohl in Deutschland eine absolute Ausnahme.

Auf dem Messeplatz in Döse standen die Wohnmobile dicht an dicht: Jedes Grundstück auf Zeit ist vielleicht gerade mal 20 Quadratmeter groß. Kleiner als unser Wohnzimmer zu Hause. Und trotzdem ist es erstaunlich ruhig. Alle nehmen Rücksicht. Keine Laubbläser, keine Rasenmäher, keine laute Musik. Man nimmt Rücksicht, es gibt keinen Streit zwischen den Nachbarn auf Zeit. Vielleicht sieht man im Urlaubsmodus einfach manches entspannter. Und wenn man sich nicht spontan mag und über den nicht vorhandenen Zaun ins Gespräch kommt, geht man sich aus dem Weg. Anders als mit den richtigen Nachbarn zu Haue müssen auf dem Camping- oder Stellplatz keine grundsätzlichen Fragen geklärt, keine Claims abgesteckt werden. Notfalls zieht man einfach weiter, in die nächste Reihe oder an den nächsten Ort.

Unser Wohnmobil ist das kleinste auf dem Stellplatz; neben seinen großen Nachbarn wirkt es winzig. Aber wir haben uns bewusst für den kleinsten Kastenwagen entschieden – und nehmen dafür weniger Platz und natürlich auch ein bisschen weniger Komfort in Kauf. Zum einen, weil Verbrauch, Emissionen und diverse Gebühren, zum Beispiel auf Fähren, niedriger sind als bei größeren Wohnmobilen. Zum anderen ist das Wohnmobil unser einziges Auto: Wir steigen im Alltag ganz aufs Fahrrad und öffentliche Verkehrsmittel um – der Umwelt, aber auch unserem Geldbeutel zuliebe. Das Wohnmobil werden wir nur gelegentlich nutzen, zum Beispiel für Großeinkäufe. Und dann ist es einfacher, mit einem „nur“ 5,50 Meter langen Gefährt einen Parkplatz zu finden.

Außerdem ist unser Grundstück zu klein für ein ganz großes Wohnmobil. Schon unser Tiny-Womo passt gerade so durch das Hoftor, das Einparken unter dem Carport ist Millimeterarbeit – die Fahrertür lässt dort nicht mehr öffnen. Ein längerer Wagen mit komfortableren Längsbetten im Heck hätte nicht nur den Unterstand für unsere Fahrräder, sondern auch den Zugang zu unserem Komposthaufen vollends blockiert.

Unser Mini-Wohnmobil bringt es nicht einmal auf 10 Quadratmeter Wohnfläche – weniger als mein kleines Arbeitszimmer zu Hause. Doch das Zusammenleben auf engstem Raum funktioniert erstaunlich gut. Ich mag das reduzierte Leben in unserem Schlaf-Wohn-Arbeits-Klo, es ist eine Art Minimalismus auf Zeit.

Ich bin, ich gestehe es, eine notorische Sammlerin: Es fällt mir schwer, mich von Dingen zu trennen, die ich eigentlich nicht (mehr) brauche. Im Wohnmobil komme ich notgedrungen mit viel weniger aus. Außerdem lebe ich gesünder. Ich verbringe weniger Zeit am Computer und sehe, weil wir keinen Fernseher an Bord haben, überhaupt nicht fern. Ich lese mehr als zu Hause und ich bewege mich sehr viel mehr. Ich gehe viel spazieren, meist am Meer entlang oder bei Ebbe durchs Watt.

Am Wasser kann ich mich einfach nicht sattsehen. Und auch nicht an den Sonnenauf- und -untergängen. Ich sehe die Sonne abends im Westen untergehen – über Neuwerk, der Insel, die man bei Ebbe auch zu Fuß erreichen. Ein paar Stunden später sehe ich sie im Osten, über der Elbmündung und der Kugelbake wieder aufgehen.

Es sind fast magische Momente, die sich in meine Seele einbrennen, von denen ich lange zehre. Und wenn ich mich auch manchmal frage, ob ich wirklich dicht an dicht mit anderen Wohnmobilen auf einem Parkplatz oder auf einem recht engen Campingplatz stehen möchte, dann lautet in diesen Augenblicken die klare Antwort ja.

Endlich Platz

Jetzt gehört der Wintergarten wieder uns. Er ist zum ersten Mal seit Jahren komplett pflanzenfrei.

Weilinzwischen alle Eisheiligen mit Ausnahme des Heiligen Urban durchs Land gezogen sind, haben wir unsere Pflanzen aus dem Wintergarten nach draußen gebracht. In der Nacht  nach dem Besuch der kalten Sofie habe ich die kälteempfindliche Gurke in meinem Hochbeet noch durch eine Zipfelmütze aus Vliesstoff geschützt. Doch wenn die Meteorolügen recht haben, ist das ab jetzt nicht mehr nötig. Die Temperaturen sollen ab jetzt auch nachtsüber  10 Grad liegen. Und so durften der Ananassalbei und der Strauchbasilikum ebenfalls umziehen und ergänzen jetzt die Kräuersammlung auf und an der Terrasse. Urban kann ihnen am 25. Mai dann hoffentlich nichts mehr anhaben.

In diesem Jahr spendieren wir auch der Yucapalme und der Strelitzie zum ersten Mal seit Langem eine Auszeit im Freien. Uns selbst beschert der Pflanzenumzug mehr Platz im Wintergarten – und ein bisschen Urlaubsflair auf unserer Terrasse: Sie erinnert mich ein wenig an die begrünten Innenhöfe, die sich in vielen südlichen Ländern oder in südlicheren Teilen Deutschlands hinter Mauern und Zäunen verstecken.

Auf ein Neues

Wir haben lange nachgedacht, ob wir es tun sollen. Ob es die richtige Entscheidung ist und der richtige Zeitpunkt. Ausgerechnet jetzt. Corona ist noch lange nicht vorbei, die politische Situation ist seit Russland Krieg gegen die Ukraine führt unsicherer denn je, die Spritpreise sind auch deshalb so hoch wie noch nie. Und weil die Klimakrise längst eine Klimakatastrophe ist, müsste man eigentlich ganz aufs Autofahren verzichten. Oder zumindest ein Elektroauto kaufen.

Aber dann haben wir es doch wieder getan. Vier Jahre, nachdem wir unser altes Wohnmobil verkauft haben, haben wir ein neues gekauft. Mit Dieselmotor, weil Wohnmobile mit E-Motor für uns noch zu teuer sind, zu geringe Reichweiten haben – und überdies gaaanz lange Lieferzeiten.

Die sind bei Wohnmobilen zurzeit überhaupt sehr lang: Wer ein neues Wohnmobil bestellt, muss fast ein Jahr Geduld haben. Als wir im Internet das Modell gefunden haben, das wir haben wollten, haben wir schnell zugeschlagen. Denn wer 70 Jahre alt ist wie mein Mann oder auf die 70 zugeht wie ich, hat nicht mehr endlos Zeit.

Je älter ich werde, desto größer wird meine Sehnsucht nach Wasser. Da ich mir wahrscheinlich nie ein Haus am Meer leisten kann, möchte ich zumindest ab und zu ein paar Tage am Meer verbringen, den Sonnenauf- oder -untergang an einem See erleben oder auch in den Alpen. Natürlich könnten wir einfach losfahren oder losfliegen, uns irgendwo ein Hotelzimmer oder eine Ferienwohnung mieten. Doch wir haben es nur selten getan – oder um ehrlich zu sein: Spontan verreist ohne vorher ein Zimmer oder eine Wohnung zu buchen sind wir eigentlich nie.

Wegen Corona waren wir in den letzten Jahren ohnehin sehr wenig unterwegs. Doch das soll sich ändern. Ab Herbst bin ich Rentnerin, und bevor ich zu alt, zu krank oder auch zu bequem zum Reisen bin, möchte ich noch etwas von der Welt sehen. Vor allem von Europa und von Deutschland.

Fliegen ist, das habe ich bei meinem letzten Flug wieder einmal festgestellt, nicht mein Ding. Nicht nur der Flug selbst, sondern das ganze Drumherum stresst mich. Ich bin meist viel zu früh am Flughafen, vertrödele dort einen Großteil der Zeit, die ich durchs Fliegen eigentlich einsparen könnte. Und wenn ich an der Sicherheitskontrolle meinen Rucksack mit diversen technischen Geräten aus- und wieder eingepackt habe, ist ein Teil der Erholung schon wieder perdu. Außerdem finde ich es schade, dass ich so viele Landschaften überfliege, ohne etwas von ihnen zu sehen.

Für mich ist oft der Weg das Ziel. Bei unseren früheren Wohnmobilreisen haben wir auf dem Weg zu unserem Reiseziel viele wunderschöne Orte entdeckt, an denen wir dann gerne geblieben sind. Auf dem kleinen Campingplatz in der Normandie zum Beispiel, wo ich jeden Morgen mit Blick auf den Atlantik aufgewacht bin, oder in Verona, wo wir zwei Opern in der antiken Arena miterleben durften.

Auf dem Weg zum Meer

Die meisten Orte, die noch auf meiner To-visit-Liste stehen, können wir mit dem Wohnmobil erreichen. Ich möchte zum Beispiel in den nächsten Jahren nach Südnorwegen, in die Bretagne oder nach Portugal. Wieder einmal an die Mosel und ins Elsass und endlich einmal an den Bodensee und in die Alpen. Und neben längeren Fahrten stehen vor allem auch kürzere Ausflüge in die nähere und etwas weitere Umgebung auf meiner Wunschliste: mal ein paar Tage an die Ost- oder an die Nordsee, an die Müritz, an den Dümmer oder nach Worpswede. Einfach mal raus, eine kleine Auszeit zwischendurch.

Natürlich hat sich vor dem Kauf mein Umweltgewissen gemeldet: Denn bei der Herstellung und beim Fahren produzieren Wohnmobile leider mehr umweltschädliche Emissionen als „normale“ Autos. Doch weil wir uns für ein ganz kleines Wohnmobil entschieden haben, ist der Unterschied nicht so groß: Unser Wohnmobil verbraucht weniger Sprit als die meisten Sportwagen oder SUVs –  und wir beim Aufenthalt auf dem Camping- oder Stellplatz weit weniger Energie und Wasser als Urlauber im Hotel oder in einer Ferienwohnung. Und umweltfreundlicher als Flug- und Schiffsreisen sind Fahrten mit dem Wohnmobil allemal.

Nachtrag zum Muttertag

In den Herrenhäuser Gärten sind die drei Schauhäuser wieder geöffnet, die wegen Corona lange geschlossen waren. Vor fast vier Jahren haben wir, meine Tochter, mein Mann und ich,  mit meiner Mutter das Orchideenhaus besucht. Sie hat Orchideen geliebt, aber sie kannte nur die, die auf Fensterbänken in engen Töpfen ihr meiner Meinung nach ziemlich trostloses Dasein fristen.

Ich hatte mir oft vorgenommen, meiner Mutter das Orchideenhaus im Berggarten in Hannover zu zeigen. Doch immer, wenn sie uns besuchte, kam irgendetwas dazwischen, war irgendetwas anderes wichtiger. An ihrem 94. Geburtstag haben wir es endlich geschafft.

In dem gläsernen Schauhaus kann man die Orchideen zwar nicht in „freier Wildbahn“ erleben, aber man bekommt doch eine Ahnung, wie die Pflanzen in ihrer natürlichen Umgebung wachsen. Die Orchideensammlung im Berggarten gilt als eine der bedeutendsten Sammlungen in Europa. 3.000 verschiedene Arten sowie 1.000 Sorten und Hybriden sollen im Berggarten zu Hause sein – auch solche, die an ihrem eigentlichen Standort ausgestorben sind (https://www.hannover.de/Herrenhausen/Herrenhäuser-Gärten/Berggarten/Orchideen).

Meine Mutter war von der Blütenpracht beeindruckt und sie hat den Ausflug, der ihr letzter sein sollte, sehr genossen. Die Fotos, die mein Mann und meine Tochter gemacht haben, hat sie sich in den nächsten Wochen und Monaten oft und gerne angesehen.

Jetzt hat meine meine Tochter mir zum Muttertag ein kleines Album mit Fotos von gemeinsamen Wanderungen geschenkt. „Do more of what makes you happy“, steht auf dem Cover. Ich habe mir vorgenommen, ihren Rat zu beherzigen – und zwar jetzt, und nicht erst, wenn ich über 90 bin.

Manches neu, macht der Mai

Vorgestern habe ich einen ländlichen Blumengarten gesät. Und weil ich weder die breitwürfige Aussaat wirklich beherrsche noch das Pikieren oder Verziehen der Pflänzchen, sobald sich das erste Grün aus der Erde wagt, habe ich mich für die bequeme Variante entschieden. Ich habe einfach einen Saatteppich ausgelegt. Das ist ein einem Papiertaschentuch ähnliches Material, in das – hoffentlich im richtigen Abstand – diverse Samenkörner eingearbeitet sind. Viel verkehrt machen kann frau dabei eigentlich nicht. Ich musste den Samenteppich nur wässern, mit Erde bedecken, noch einmal gießen – und kann jetzt entspannt  abwaren, bis in ein paar Wochen hoffentlich bunte Sommerblumen sprießen. Welche es sind, verrät die Packung leider nicht, ich lasse mich also überraschen.

Auch mein Hochbeet füllt sich allmählich. In den vergangenen Wochen hatte ich schon ein paar Wurzelballen eingepflanzt, nachdem wir die dazugehörigen Salate verspeist haben, am Donnerstag sind ein paar Kohlrabipflanzen dazugekommen. Die Gurke und der Strauchbasilikum müssen noch ein paar Tagen im Wintergarten ausharren, weil beide keine Temperaturen unter zehn Grad vertragen. Zwar sollen Mamertus, Pankratius, Servatius, Bonifatius und die Kalte Sophie, die nächste Woche durchs Land ziehen, in diesem Jahr recht mild ausfallen. Doch irgendwie traue ich den Eisheiligen nicht – und vertraue lieber dem Rat der Kräuterfrau, bei der ich die Pflänzchen gekauft habe.

Die Dahlien habe ich dagegen schon eingepflanzt: Angeblich dürfen die Knollen in die Erde, wenn die Apfelbäume blühen – und das tut unserer gerade. Bislang hatte ich mit Dahlien kein Glück. Eine gelbe hat im letzten Jahr nicht einmal eine Woche überlebt: Schon nach der ersten Nacht waren die ersten Blüten abgefressen. Und nach ein paar Tagen welkte nur noch ein einsamer Stengel vor sich hin.

Vielleicht mögen die gefräßigen Schnecken rote Dahlie weniger. Und bis die Dahlienknollen anfangen zu blühen, ist ihnen der Appetit auf Dahlien hoffentlich vergangen. Oder die zahlreichen Vögel und Frösche die gleich nebenan im Zaun und im Teich leben, haben die Dahliendiebe gefressen oder vertrieben. Und damit ich den Pflänzchen nicht selbst den Garaus mache, weil sie im Babyalter ganz anders aussehen als ihre erwachsenen Geschwister und ich sie daher nicht erkenne, habe ich die Pflanzorte diesmal  markiert.