Sie sind wieder drin

Alle Jahre wieder, wenn die ersten Boden- und/oder Nachtfröste drohen, kehren unsere Zimmerpflanzen von der Terrasse ins Haus oder in den Wintergarten zurück. In diesem Jahr erfolgte der allherbstliche Umzug allerdings in Etappen. Einige kleinere Pflanzen hatte ich schon Mitte Oktober unters schützende Glasdach gebracht. Beim Transport des großen Mosaiktischs half dann in der ersten Novemberwoche der Nachbar. Die Tischplatte ist nämlich nicht nur groß, sondern auch schwer. Denn die Mosaiksteinchen sind in ein etwa drei Zentimeter dickes Betonbett eingelassen, das mit einem Metallband ummantelt und von Armierungseisen durchzogen ist. Solide marokkanische Handarbeit eben.

Vergangene Woche war dann auch für die großen Pflanzen der Sommerurlaub vorbei. Gerade rechtzeitig. Denn als ich gestern Morgen aus meinem Schlafzimmerfenster schaute, waren die Pfützen auf dem Garagendach unserer Nachbarn mit einer dünnen Eisschicht bedeckt. Vor allem den Zitrusbäumchen hätte der Frost sicher zugesetzt.

Die Aloe Vera muss sich leider an die Kälte gewöhnen. Denn sie hat im Sommer noch einmal kräftig zugelegt, ist jetzt zu schwer, zu unhandlich undvor allem zu stachlig für den Rücktransport und muss deshalb draußen bleiben. Künftig werden wir sie bei Minusgraden durch eine Vlieshaube schützen – wenn der Frost nicht so überraschend kommt wie in der vorletzten Nacht.

Den Sommer haben alle Pflanzen drinnen und draußen gut überstanden. Der Osterkaktus ist voller Knospen und wird – trotz seines Namens – wohl wieder um die Weihnachtszeit blühen; die erste Blüte der Strelitzie hat sich ebenfalls schon hervorgewagt. Weitere werden in den nächsten Wochen folgen, obwohl Strelitzien Temperaturen zwischen 18 und 24°C lieben. Doch die gibt es in unserem ungeheizten Wintergarten nur an sonnigen Wintertagen. Dann genieße auch ich es dort zu sitzen, zu lesen und zu schreiben.

Damit, dass die Ufopflanze (Pilea peperomioides) den Sommer überlebt, hatte ich gar nicht gerechnet. Sie hatte im Frühjahr fast alle Blätter abgeworfen, sich aberwider Erwarten auf der Terrasse prächtig erholt.

Auch die Felsenorchidee, die ich im April geschenkt bekommen habe, hat sich auf der Terrasse gut entwickelt: Anders als den meisten Orchideen machen ihr weder direktes Sonnenlicht noch Temperaturen nahe null etwas aus. Blühen wird sie voraussichtlich erst ab Dezember – wenn es mehrere Wochen um die zehn Grad kühl war.

Ein wenig Sorgen bereitet mir die Orchidee, die ich vor sechs Jahren von meiner Mutter übernommen habe. Obwohl sie eigentlich ideal – hell, aber ohne direkte Sonneneinstrahlung – an einem Ostfenster steht, kümmert sie seit einiger Zeit vor sich hin. Vielleicht hat sie sich im vergangenen Winter zu sehr verausgabt, als sie monatelang blühte. Oder sie sehnt sich nach ihrem alten Platz am Westfenster, weil sie Sonne am Abend lieber mag als am Morgen.  

Ein Umzug steht auch der Monstera im Erdgeschoss bevor, die ihrem Namen alle Ehre macht: Sie wächst und wächst und streckt ihre Blätter weit in den Flur hinein und wird den Durchgang in die Zimmer bald versperren. Da sie keine Sonne mag und viel Platz braucht, kommt als Standort eigentlich nur die Empore im Obergeschoss in Frage. Dort fühlen sich schon ihre kleinen Schwestern und ihre Cousine, die Monkey Leaf, sehr wohl. Auch Letztere hat ein sehr einnehmendes Wesen. Und vielleicht entsteht dort, wo jetzt noch meine Yogamatte liegt, schon bald ein kleiner grüner Urwald.

Monatsrückblog Oktober 2025

Im vergangenen Jahr habe ich regelmäßig am Anfang des Monats auf den vergangenen zurückgeschaut; warum ich im März damit aufgehört habe, weiß ich nicht mehr. Eine Rolle hat sicher auch gespielt, dass ich im Sommer wenig unternehmen Konnte. Doch jetzt will ich die Monatsrückblogs wieder aufleben lassen. Denn als ich vor ein paar Tagen über Denises Journalingfrage „Was ist dir im Oktober im Gedächtnis geblieben“ nachgedacht habe, wurde mir bewusst, was ich alles erlebt und schon fast wieder vergessen hatte.

Ich bin im Oktober viel gereist. Zwar meist nur kurz und „nur“ in Deutschland, aber oft. Ich war an der Nordsee, in Frankfurt auf der Buchmesse und in Neustadt an der Weinstraße. In den Harz und nach Hamburg bin ich sogar gleich zweimal gefahren.

An der Nordseeküste

Zwei Tage haben wir mit dem Wohnmobil auf unserem „Stammstellplatz“ in Döse direkt hinterm Deich verbracht. Weil im Herbst Millionen Zugvögel auf dem Weg nach Süden im Wattenmeer einen Zwischenstopp einlegen, hat uns diesmal unsere Tochter begleitet. Sie hat sich schon als Kind für Vögel interessiert und vor ein paar Jahren diese Leidenschaft wiederentdeckt. Wenn ich mit ihr unterwegs bin, zeigt sie mir immer wieder Vögel, die ich bis dahin gar nicht kannte. Mehr als 150 Vogelarten hat sie inzwischen fotografiert – einige der wirklich beeindruckenden Vogel- und Naturfotos sind auf ihrer Website zu sehen und zu kaufen.

Buchmesse in Frankfurt

Die Frankfurter Buchmesse habe ich zum ersten Mal während meines Studiums in Mainz besucht – und ich erinnere mich noch genau, wie überwältigt ich damals von der Zahl der Verlage und der ausgestellten Bücher war. Für einen Bücherfan wie mich war die Buchmesse das Paradies. Ich konnte mich gar nicht sattsehen.

Stundenlang lief ich durch die Hallen, blätterte in Büchern und sammelte kiloweise Prospekte vor allem von den kleinen Verlagen, deren Bücher man nur selten in Buchhandlungen fand. Besonders glücklich war ich, wenn ich einen Fachbesucherausweis ergatterte. Denn mit ihm konnte man montags, damals noch der letzte Messetag, Bücher deutlich unter dem Ladenpreis kaufen. Diese Gelegenheit habe ich gerne genutzt.

Auch als ich nicht mehr im Süden wohnte, bin ich regelmäßig zur Frankfurter Buchmesse (FBM) gefahren – und nach der Wende zur Leipziger. In diesem Jahr war ich zum ersten Mal seit Corona wieder in Frankfurt – und ein bisschen enttäuscht. Irgendwie hatte die Messe ihren Zauber verloren. Das ist vielleicht nach so vielen Buchmesse-Besuchen normal. Aber es liegt sicher auch daran, dass sich in der Buch- und Medienbranche vieles geändert hat. Über Neuerscheinungen oder Verlagsprogramme kann frau sich heute schneller und umfangreicher im Internet als an den Messeständen informieren. Für Gespräche haben die MitarbeiterInnen oft wenig Zeit und einige kleinere Verlage habe ich auf der Messe vergeblich gesucht. Manche kommen gar nicht mehr zur Buchmesse, andere stellen aus Kostengründen nur noch auf Gemeinschaftsständen aus. Und einige Verlage gibt es vielleicht gar nicht mehr.

Schön war’s auf der Buchmesse aber trotzdem, auch weil ich dort eine befreundete Verlegerin getroffen habe und mit ihr über ein (gemeinsames) Buchprojekt gesprochen. Das reicht im doppelten Sinne weit in die Vergangenheit zurück – bis ins Mittelalter und zu einer Exkursion während unseres Studiums. Vielleicht schaffen wir es ja irgendwann, es zu verwirklichen.

In der Pfalz

Zugegeben, auf dem direkten Weg zwischen Frankfurt und Hannover liegt Neustadt an der Weinstraße nicht, aber der Besuch bei meiner Freundin war den Umweg auf jeden Fall wert. Gemeinsam haben wir uns die Ausstellung Caesar und Kleopatra im Historischen Museum angesehen. In deren Mittelpunkt stand zwar das wohl berühmteste Paar der Antike, aber mehr als 240 Exponate aus acht europäischen Ländern informierten auch über die politischen, gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Hintergründe und ermöglichten virtuelle Streifzüge durch Alexandria und Rom. 

Und sie räumte mit dem Klischee Kleopatras als Femme fatal auf. Denn die ägyptische Herrscherin war nicht nur schön, sondern hochgebildet: Sie sprach viele Sprachen, hatte großes politisches Geschick und einen scharfen Verstand. Caesar und Cleopatra verbanden sicher nicht nur Liebe, sondern auch politische Interessen: Kleopatra suchte eine Schutzmacht, die ihre Herrschaft in Ägypten absicherte, Caesar den Zugriff auf die ägyptischen Ressourcen. Denn Rom war z. B. abhängig von Getreidelieferungen aus Ägypten. Das alles hatte ich sicher mal irgendwann gelernt, aber fast wieder vergessen. Reisen bildet eben.

Auf der Rückfahrt nach Neustadt haben wir dann in Deidesheim Halt gemacht. In einem Lokal habe ich zum ersten Mal in meinem Leben Saumagen probiert – es schmeckt besser, als es sich anhört – und einen Rundgang durch eines der schönsten Weindörfer der Pfalz gemacht. Leider war es schon dunkel, aber ich werde gewiss wiederkommen, um Deidesheim und die Pfalz besser kennen zu lernen.

Hamburg: Planten un blomen

Planten un blomen habe ich erst im letzten Jahr entdeckt. Dabei liegt der Park mitten in Hamburg, zwischen Congress-Centrum, Messegelände und St. Pauli. Und anders als die Herrenhäuser Gärten in Hannover ist er ohne Eintritt zugänglich. Bei meinen ersten Besuchen hat mich die Atmosphäre im Japanischen Garten fasziniert: Er ist auch mitten in der Großstadt ein Ort der Ruhe. in dem die leuchtend roten Blätter des Japanischen Ahorns farbige Akzente setzen.

Am Rosengarten wäre ich wieder fast vorbeigelaufen. Bei meinem Besuch im Frühling blühten die Rosen noch nicht, im Oktober ist die Rosenzeit eigentlich vorbei. Doch dann sah ich aus der Ferne ein paar Blüten – und habe es mir anders überlegt.

Etwa 300 verschiedene Rosensorten wachsen in dem 5.000 Quadratmeter großen Garten – zum Beipiel historische und Englische Rosen, Strauch-, Wild-, Beet-, Kletter- und Hochstammrosen – und viele Stauden. Die meisten Sommerblumen waren längst verblüht, doch viele Rosen blühten immer noch und bewiesen, wie ausdauernd sie sind. Ich habe mir fest vorgenommen, spätestens im nächsten Sommer wiederzukommen: Denn in der Sommersaison erklingt im offenen Pavillon im Zentrum des Rosengartens täglich klassische Musik.

Hamburg: Hans Zimmer live

Mein Mann ist ein Fan von Hans Zimmer und er ist bei Weitem nicht der einzige. Die Barclays Arena war beim Konzert auf der Tournee „The Next Level“ ausverkauft.

Hans Zimmer ist wohl einer der begehrtesten und innovativsten Filmmusikschreiber Hollywoods. Mehr als 100 Filmmusiken hat er komponiert, u.a. für Rain Man, Fluch der Karibik, Interstellar, Da Vinci Code, Gladiator und König der Löwen. Für die Filmmusik von König der Löwen bekam er einen Oscar, zwölfmal wurde er nominiert.

Im Februar war ich schon einmal mit meiner Tochter in einem Hans-Zimmer-Konzert im Congress Centrum Hannover – und war enttäuscht. Nicht von der Musik und auch nicht von den InterpretInnnen: Die SängerInnen waren sehr gut, das Orchester ebenfalls. Nur die Tontechnik hat jämmerlich versagt. Übrigens nicht zum ersten Mal im CCH. Das Orchester übertönte den Chor fast immer und teilweise war die Musik unerträglich laut. Viele BesucherInnen gingen in der Pause. Wir blieben und wurden mit einer deutlich besseren zweiten Hälfte belohnt.

Sehr, sehr laut war auch der Auftakt beim Konzert in der Barclays Arena. Nach den ersten Takten zog ich meine Hörgeräte aus, was ein bisschen half. Wirklich gut wurde das Konzert ab dem dritten Stück. Highlight war sicher aus Circle of Life aus dem König der Löwen, aber fast noch besser hat mir das Stück aus dem Gladiator gefallen, dessen Titel ich leider nicht kenne, weil ich eine musikalische Analphabetin bin.

Übrigens war nicht nur die Musik, sondern auch der Veranstaltungsort selbst ein Erlebnis. Ich neige nicht zur Höhenangst, aber beim ersten Blick von unseren Plätzen auf die Bühne wurde mir doch etwas mulmig. Wir saßen in der letzten Reihe, über uns waren nur noch Technik und das Hallendach. Aber nach ein paar Minuten hatte ich mich an den Blick in die Tiefe gewöhnt und konnte das Konzert genießen.

Wandern im Harz

Der Monat endete, wie er begonnen hat: mit einer Wanderung im Harz. Am Reformationstag war die die Strecke schon länger und anspruchsvoller als am Anfang des Monats. Es gab einige Auf- und Abstiege, die ich bewältigte, ohne dass mein Fuß größere Probleme bereitete. Allerdings spielte mir mein Kopf an einigen Stellen einen Streich. Weil sie mich an meinen folgenreichen Ausrutscher im Mai erinnerten, bewegte ich mich an rutschigen und abschüssigen Passagen sehr vorsichtig und ängstlich. Aber auch das wird sich im Laufe der Zeit hoffentlich wieder ändern.

Auf unserer Wanderung vom Radauwasserfall nach Bad Harzburg und wieder zurück sind wir im Wald dann einem Wesen aus dem nördlichen Düsterwald begegnet. Thranduil, König der Waldelben in Tolkiens Roman Der Hobbit, gab sich die Ehre und ließ sich bereitwillig von mir fotografieren. Ein würdiger Abschluss eines erlebnisreichen Monats. (Weitere Cosplays von Foe Rodens unter https://foecreations.wordpress.com/cosplay/).


Die Sache mit der Maus

Angeblich sucht jedeR rein statistisch ein Jahr seines Lebens nach verlegten Gegenständen. Besonders häufig wohl nach Schlüsseln, Handys, Brillen und Geldbeuteln. Bei Seniorinnen wir mir stehen außerdem Hörhilfen in der Liste der verschusselten Dinge ganz weit oben.

Mit meinen Hörgeräten habe ich bislang kein Problem: Sie befinden sich entweder in meinem Ohr oder in der Ladestation. Ich vergesse nur öfter, sie anzuziehen. Denn mein Hörvermögen ist noch grenzwertig und ich verstehe auch ohne Hörgeräte im Alltag das meiste. Auch meine Brille suche ich eigentlich nie, weil ich sie nur sehr selten tragen muss. Denn zum Glück ergänzen sich meine jugendliche Kurzsichtigkeit und meine Altersweitsichtigkeit sehr gut. Ich kann jetzt besser in die Ferne schauen als mit 20 – möglicherweise würde ich heute mit einer Sehstärke von nur noch 0,7 Dioptrien sogar den Sehtest beim Führerschein bestehen. Und ich kann immer noch 7-Punkt-Schriften, zum Beispiel Beipackzettel von Medikamenten, ohne Sehhilfe lesen.

Schlüssel und Portemonnaie suche ich seltener, seit ich mir angewöhnt habe, sie (meist) in eine Schale im Flur zu legen (Ausnahmen bestätigen leider die Regel). Wenn ich mein Smartphone wieder einmal vermisse – und das tue ich ehrlich gesagt relativ oft –, rufe ich mich einfach selbst an. Schwierig wird es nur, wenn ich das Handy mal wieder stumm geschaltet habe oder wenn ich meine Hörgeräte trage: Dann ist das Klingeln nämlich nur in meinem Ohr, nicht im Raum oder Haus zu hören, und die Sucherei geht los.

Ganz oben auf der Liste der verlegten Gegenstände steht bei mir allerdings die Maus: Zuletzt habe ich gestern Morgen wieder nach ihr gesucht. Denn mit dem Touchpad lässt sich mein Computer nicht so gut steuern wie mit ihr.

Am Abend zuvor hatte ich sie in meinem Schlafzimmer benutzt und sie dann mit meinem Laptop in mein Arbeitszimmer gebracht. Der Laptop stand morgens noch auf meinem Schreibtisch, von der Maus fehlte dagegen jede Spur. Ich suchte im Arbeits- und im Schlafzimmer. Sicherheitshalber leerte ich sogar den Rucksack aus, in dem ich am Sonntag Computer und Mouse transportiert hatte. Aber das Mäuslein blieb verschwunden. Auch Rufen half nichts. Fast hätte ich versucht, sie mit einen Stückchen Käse anzulocken, doch dann entdeckte ich sie – sie hatte sich auf dem Maltisch unter meinem aufgeschlagenen Kalender versteckt.

Seitdem denke ich darüber nach, wie ich die Mousesuchzeiten reduzieren kann. Einen festen Ablageort zu finden, ist schwierig. Schließlich begleitet sie mich und meinen Laptop überall, wo wir gerade schreiben – im Haus, aber auch außerhalb, zum Beispiel am Sonntag zum Schreiben ins Autorinnenzentrum nach Hannover. Ich könnte sie anbinden, ganz artgerecht natürlich mit einem Kabel. Aber das entspricht eigentlich nicht mehr der modernen Mousehaltung. Mäuse von heute leben vorwiegend ungebunden.

Ich habe auch technische Hilfsmittel in Erwägung gezogen. Schließlich kann man seine Schlüssel, sein Handy oder auch sein Portemonnaie tracken lassen – warum nicht auch eine Mouse. Doch meine Erwartungen wurden schnell enttäuscht.  Denn Mousetracking bedeutet leider nicht, dass die Mouse piepst oder sich durch ein optisches Signal bemerkbar macht, wenn ich nach ihr rufe. Unter Mousetracking versteht man laut Wikipedia „die Aufzeichnung der Mausbewegung bei der Interaktion mit dem Computer“ . Und auch das Optical Tracking, das viele moderne Mäuse wohl beherrschen, hilft mir nicht weiter. Denn es bedeutet im Prinzip nur, dass man die Mouse präziser steuern kann. Beides brauche ich nicht, aber immerhin habe ich beim Schreiben dieses Beitrags wieder etwas gelernt.

Mäuse unter sich

Jetzt überlege ich, eine bunte Mouse zu kaufen. Dass sie sich versteckt, verhindert eine schrille Farbe zwar nicht. Aber dann finde ich sie vielleicht besser wieder.

PS: Bei der Suche nach meiner Mouse habe ich eine andere Maus gefunden. Sie gehört Kiara, der Katze meiner Tochter, die wahrscheinlich seit ihrem letzten Aufenthalt bei uns verzweifelt nach ihrem Spielzeug sucht.

Schreiben im November

Heute, am 1. November, beginnt der nanowrimo, der National novel writing month. Offiziell gibt es ihn gar nicht mehr. Denn im März stellte die Non-Profit-Organisation, die den Schreibmonat seit 2000 organsierte, laut Wikipedia ihre Arbeit ein – wohl aus finanziellen Gründen und weil es Auseinandersetzungen in der Community gab, unter anderem wegen eines Beitrags zur Künstlichen Intelligenz.

Aber die Idee lebt weiter. Auch in diesem Jahr setzen sich wieder Schreibende überall in der Welt das Ziel, im November einen (kurzen) Roman mit mindestens 50.000 Wörtern zu schreiben. Durchschnittlich 1.666 Wörter täglich waren und sind für mich völlig utopisch, denn ich gehöre zu denen, die das tun, wovor alle Schreibcoaches und Schreibratgeber eindringlich warnen: Ich überarbeite meine Texte bereits während des Schreibens.

Dass es besser wäre, unzensiert zu schreiben und die Überarbeitung auf später zu verschieben, leuchtet mir zwar ein. Aber 40 Jahre Schreibgewohnheit verbunden mit dem angeborenen und/oder anerzogenen Hang zum Perfektionismus lassen sich nicht so einfach ändern. Und so  habe ich – angeregt von den Instagrammerinnen Kathinka Engel und Kyra Groh – in den vergangenen Jahren aus dem nanowrimo meinen privaten „Schreib so viel du kannst November“, gemacht, quasi einen „nanowrimo light und stressfrei“. Auch der Account #SchreibSoVielDuKaNo ist übrigens (leider) nicht mehr aktiv.

Aber es gibt mehrere Alternativen zum nanowrimo. Einige englischsprachige nennt der Blogbeitrag „NaNoWriMo 2025/2026 – alles über den Monat für Autor*innen“ . Er enthält außerdem einige nützliche Tipps und beantwortet Fragen zum Schreibnovember. Und wer beispielsweise im Netz nach Schreibnovember, Schreibmonat oder Vielschreibmonat sucht, wird schnell fündig.

Ich habe mir für den Schreibnovember eigene Ziele gesetzt: Ich möchte vor allem intensiver an der Geschichte arbeiten, die ich schon vor Jahren begonnen habe: Damit sie irgendwann – sicher nicht in diesem, aber vielleicht im nächsten Jahr – fertig wird, habe ich mir vorgenommen,  jeden Tag durchschnittlich mindestens eine Stunde daran zu arbeiten. Außerdem möchte ich täglich mein Journal und mein Arbeitsjournal führen. Und auch zwei Blogbeiträge in der Woche stehen auf meiner To-want-Liste.

Die Chancen, dass die guten Schreibvorsätze zumindest die ersten beiden Tage überdauern, stehen nicht schlecht. Ich bin mit dem Schreibdate mit Denise Fritsch in den Schreibmonat gestartet und habe große Teile dieses Blogbeitrags geschrieben. Morgen treffe ich mich ganz analog wie an fast jedem erstenSonntag im Monat mit Schreibfreundinnen im AutorInnenzentrum Hannover, nächste Woche geht es dann wieder digital mit den Schreibzeiten der Textmanufaktur und von Denise Fritsch weiter.

Das gemeinsame Schreiben inspiriert und motoviert mich, danzubleiben. Dabei hilft mir auch eine Anregung, die ich aus einem Blogbeitrag von Astrid Engel übernommen. Jeder Tag, an dem ich meine Schreibziele erreicht habe, bekommt einen roten Punkt in meinem Kalender. „Nach ein paar Tagen willst du die Kette nicht mehr reißen lassen“, schreibt sie. Ich habe festgestellt, dass „Don’t break the chain“ bei mir funktioniert.

Nicht meine Insel?!

Keine Frage: Sylt ist schön: die Dünen – angeblich soll es fünf verschiedene geben -, die feinsandigen Strände, malerische Orte und natürlich das Meer. Das ist, zumindest auf der Westseite der Insel, anders als am Wattenmeer, immer da. Außerdem gibt es auf Sylt fast immer Wellen … ich liebe es, in der Brandung zu schwimmen. Trotzdem ist Sylt nicht „meine“ Insel. Warum, kann ich nicht sagen. Vielleicht weil der erste Eindruck oft der entscheidende ist – und manchmal lange nachwirkt.

Meine erste Reise nach Sylt liegt schon fast ein halbes Jahrhundert zurück. Damals habe ich mit einer Gruppe geistig und körperlich beeinträchtiger Menschen bei Schleswig Urlaub gemacht und wir haben einen Tagesausflug auf die Insel unternommen. Die war schon damals die Insel der Reichen und Schönen – oder auf dem besten Weg, es zu werden. Aus unserer Gruppe war definitiv niemand reich und schön genug, weder wir BetreuerInnen noch die Betreuten – und das zeigte man uns deutlich. Ich erinnere mich an indignierte bis abwertende Blicke, die sagten: „Was wollen die denn hier?“ „Müssen sie uns unsere Urlaubsstimmung verderben?“

Auch beim zweiten Besuch vor dreieinhalb Jahrzehnten hat man uns, diesmal meinen Mann und mich, spüren lassen, dass wir nicht die Wunsch-Sylt-Urlauber sind. Wir hatten unser Auto in Niebüll abgestellt und waren mit unseren Rädern weitergefahren. Fahrradtourismus war damals noch nicht so in wie heute.

Im Tourismusbüro erhielten wir eine Liste mit freien Zimmern; in der Nachsaison seien, so versicherte uns die freundliche Mitarbeiterin, längst nicht alle Unterkünfte belegt. Mit unseren Rucksäcken bepackt, machten wir uns also ganz optimistisch auf, um eine Bleibe für drei oder vier Nächte zu suchen.

Die Suche ähnelte dann ein wenig der in der Bibel beschriebenen Herbergssuche: Mehrere Vermieter öffneten die Tür, musterten uns, und sagten dann, dass das Zimmer leider nicht mehr frei sei. In Hörnum fanden wir schließlich ein Zimmerchen unterm Dach – mit Möbeln aus den Sechzigern, Dusche und Klo auf dem Flur. Aber das störte mich nicht – damals ebenso wenig wie bei der Schreibwoche im vergangenen Jahr in der Akademie am Meer in Klappholtal.

Ich brauche keinen Luxus. Mein Zimmer war in Ordnung, aber Räume, um gemeinsam mit den anderen Teilnehmerinnen zu schreiben, habe ich schon vermisst. Dass ich mich auf dem Gelände nur an ganz wenigen Stellen ins Internet einloggen und nirgendwo mit dem Smartphone telefonieren konnte, hat die Freude am Aufenthalt ebenfalls getrübt. Richtig stressig war das digitale Abseits, weil ich nebenbei noch einen Auftrag zu Ende bringen musste und deshalb auf eine stabile Internetverbindung angewiesen war.

Aber die Lage der Akademie ist wirklich traumhaft. Die Häuser und Hütten liegen in den Dünen, nur durch ein paar Stufen vom Meer getrennt. Der breite Sandstrand war im November fast menschenleer: Ich bin jeden Tag am Meer entlangspaziert, habe die Ruhe und den Blick aufs Wasser genossen. Und ich bin sogar noch im Meer geschwommen.

Das habe ich in diesem Jahr bei meinem vierten Syltbesuch nicht gewagt. Denn so ganz traue ich meinem Fuß noch nicht: Obwohl mein Sprunggelenk gut verheilt ist, hatte ich Angst, von den Wellen umgeworfen zu werden und mich dabei erneut zu verletzen.

Auch der Ausstieg aus unserem Wohnmobil gestaltete sich etwas schwierig. Beim Runterfahren von der Fähre, die uns von Romö nach Sylt brachte, war nämlich unsere Trittstufe beschädigt worden und ließ sich nicht mehr ausfahren. Doch mit Hilfe eines kleinen Hockers, den wir eigentlich benutzen, um in unser Bett zu steigen, haben wir das Problem gelöst.  

Der Campingplatz Westerland liegt direkt hinter den Dünen – ideal für lange oder kurze Spaziergänge am Strand. Bis nach Westerland ist es nicht so weit – zu Fuß direkt am Strand entlang oder mit dem Bus. Der hält vor dem Campingplatz und fährt mehrmals in der Stunde – in Richtung Westerland und nach Hörnum am Südende der Insel. Und das Deutschlandticket gilt zum Glück auch auf der Insel.

Apropos Westerland: Besonders hübsch sind die meisten Häuser dort zwar nicht, aber der Ort hat eigentlich alles, was ich mir wünsche: Er ist nicht allzu groß, hat viele kleine Läden und Galerien, in denen man stöbern kann. Besonders gut gefallen hat mir, dass es mehrere Buchhandlungen gibt.

Auch an Lokalen und Cafés, in denen man draußen sitzen kann, mangelt es nicht. Überall saßen die Menschen dicht an dicht – aber ich hatte keine Lust, mich dazuzusetzen. Es waren zu viele – und ich fühlte mich nicht am richtigen Platz. Irgendwie ist Sylt eben nicht meine Insel.

Trotzdem werde ich wiederkommen, denn ich möchte den Besuch in der Strandsauna nachholen, den ich dieses Mal aufgeschoben habe. Abkühlen im Meer war wegen der hohen Wellen nämlich nicht möglich. Und darauf mochte ich nach dem Schwitzen mit Blick aufs Wasser nicht verzichten.

To want statt to do

Eigentlich wollte ich bei Judith Peters Blogtoberfest mitmachen. Die Aussicht mehr Bewegung in mein Leben zu bringen und „das 4. Quartal zu deinem besten in 2025 zu machen“ und mehr LeserInnen zu gewinnen, klang einfach zu verlockend. Aber dann hatte ich keine Lust, in einer weiteren To-do-Liste all meine Ziele bis zum 31. Dezember aufzulisten. Denn mit meinen Plänen ist es ja so eine Sache .

Doch als ich über einen Blogbeitrag von Astrid Engel auf einen älteren Blogbeitrag von Judith gestoßen bin, habe ich es mir nochmal anders überlegt. In ihrem Blogbeitrag beschreibt Judith Peters, wie sie mit regelmäßigen Quartals-Listen Berge versetzt .

Nun, Berge versetzen will ich nicht. Ich finde, wir Menschen pfuschen der Natur oft genug ins Handwerk und meist kommt nix Gutes dabei raus. 12-Wochen-Listen kenne ich und schreibe sie auch gelegentlich. Denn es stimmt, dass ich kurzfristige Ziele nicht so schnell aus den Augen verliere wie solche, die in ferner Zukunft liegen. Dann wird aus aufgeschoben doch allzu oft aufgehoben. Aber Judiths Abwandlung des Konzepts „12-Wochen-Jahr“ hat mir gefallen: Sie notiert nicht Dinge, die sie tun muss, sondern Projekte und Ereignisse, auf die sie sich freut, die sie sie erledigen möchte. Schreibt eben keine To-do-, sondern eine To-want-Liste.

Der langen Rede kurzer Sinn. Ich habe mich also noch in der Nacht hingesetzt und habe angefangen, Pläne und Vorhaben zu notieren, die ich nicht umsetzen muss, sondern möchte:

Schreiben

  1. Jeden Tag schreiben. Dank der August-Challenge von Astrid Engel klappt das seit Anfang August ganz gut klappt https://timetoflyblog.com/schreib-challenge-im-august-ich-bin-dabei.
  2. Dabei helfen mir vor allem die Online-Schreibtreffen, die die Textmanufaktur und Denise Fritsch anbieten . An ihnen möchte ich auch bis zum Ende des Jahres regelmäßig teilnehmen.
  3. Aber ich möchte endlich auch eine Schreibroutine etablieren, die mir hilft, mich an den Schreibtisch oder an den Computer zu setzen, wenn ich keine Schreibverabredung habe und nicht sehr motiviert bin.
  4. Den Nanowrimo gibt es nicht mehr – 50.000 Worte in 30 Tagen zu schreiben ist für mich ohnehin illusorisch. Aber ich möchte im November intensiver an der Geschichte arbeiten, die ich vor Jahren begonnen habe: Sie soll nicht unvollendet bleiben.
  5. Außerdem möchte ich bis zum Jahresende mehr bloggen: Ich habe ich in diesem Jahr bislang 40 Blogbeiträge geschrieben und veröffentlicht. Bis zum Jahresende sollen es 60 sein. Ich möchte also in den nächsten Wochen 20 Blogbeiträge schreiben, das sind fast zwei also wöchentlich. Dies ist Blogbeitrag Nr. 41.
  6. Auch Nature Writing möchte ich ausprobieren. Dabei können mir Wanderungen, Spaziergänge und Künstlertreffs in der Natur helfen.
  7. Und dann ist ja auch noch das Projekt 27. September, das Maxim Gorki ins Leben gerufen und Christa Wolf fortgeführt hat. Ich habe Ende Septermber einen Blogbeitrag darüber geschrieben und einige Schreibfreundinnen motiviert aufzuschreiben, was sie an diesem Tag erlebt, getan und gedacht haben. Irgendwann wollen wir uns treffen, uns unsere Texte vorlesen und uns austauschen.
  8. Ich notiere vieles ganz klassisch per Hand – in verschiedenen Büchern. Das hat den Nachteil, dass ich oft mehrere Bücher – Tagebuch, Notizbuch, Bulletjournal, Arbeitstagebuch – mit mir rumschleppe. Außerdem geht mancher gute Gedanke verloren, weil ich deine Notiz oder einen Text nicht wiederfinde. Ich möchte daher ein Notizsystem finden, das mir hilft, den Überblick zu bekommen oder zu bewahren (über Hinweise und Tipps freue ich mich sehr).

Reisen

  1. Früher bin ich oft zur Buchmesse gefahren: zuerst zur Frankfurter, dann auch zur Leipziger. Doch seit Corona hat es nicht mehr geklappt: In diesem Jahr habe ich mir wieder ein Ticket besorgt. Inzwischen bin ich schon wieder zurück und kann diesen Punkt auf meiner To-want-Liste schon abhaken. 
  2. Im November fahre ich zu meiner Freundin in die Pfalz, um mit ihr Geburtstag zu feiern und bei der Gelegenheit auch den Museums-Pass Musées einweihen, den sie mir geschenkt hat. Mit ihm kann ich ein Jahr lang mehr als 350 (!) Museen, Schlösser und Gärten in Deutschland, Frankreich und der Schweiz besuchen. Weitere Besuche sind also vorprogrammiert.
  3. Ich plane Städtetrips in zwei Städte, die ich noch nicht kenne: nach Jena zum Beispiel, das gar nicht so weit entfernt liegt.
  4. Vielleicht kann ich die eine oder andere Städtereise mit einem Abstecher auf einen Weihnachtsmarkt verbinden. Ich bin ein Weihnachtsmarktfan und möchte in diesem Advent zwei neue kennenlernen
  5. Die meisten meiner Freundinnen wohnen leider nicht in Burgwedel – und ich sehe sie auch deshalb viel zu selten. Bis Jahresende möchte ich drei von ihnen treffen. Zwei habe ich schon wiedergesehen: eine befreundete Verlegerin auf der Buchmesse und auf dem Rückweg die Freundin in der Pfalz.

Kulturelle und andere Aktivitäten

  1. Ich lese recht viel, aber nur selten Gedichte. Bis zum Jahresende möchte ich jeden Tag eines lesen. Das Buch „Mit Gedichten durchs Jahr. Ein lyrischer Kalender mit 365 Gedichten“ liegt jetzt neben meinem Bett. Heute Morgen habe ich nach dem Aufstehen Muriel Sparks „Eingetrübt“ gelesen (eine Brille brauche ich dazu zum Glück nicht).
  2. Zwei Konzerte stehen bis Jahresende auf meiner Wunschliste. Für eines – Filmmusiken von Hans Zimmer – haben wir schon Karten, das zweite soll ein Weihnachtskonzert sein, zum Beispiel ein Konzert des Mädchenchors Hannover.
  3. Die Idee ist von Julia Cameron*: Einmal in der Woche soll frau einen „Künstlertreff“ einplanen, also allein etwas unternehmen, was sie interessiert oder fasziniert. Eine gute Idee, die einen Platz auf meiner To-want-Liste verdient.
  4. Die hannoverschen Museen und die Herrenhäuser Gärten besuche ich dank Museums- bzw. Jahreskarte regelmäßig. Im Sealife war ich dagegen noch nie. Das möchte ich ändern.

Sport und Gesundheit

  1. Eigentlich bewege ich mich gerne und viel. Bis zum 13. Mai bin  ich täglich durchschnittlich mehr als 10.000 Schritte gegangen. Aber nach meinem Unfall durfte ich ein paar Wochen das gebrochene Sprunggelenk gar nicht belasten, danach musste ich erst wieder gehen lernen (ein Ziel für das dritte Quartal, das ich erreicht habe). Jetzt setze ich mir ein neues Ziel: 8.000 Schritte am Tag.
  2. Drei Spaziergänge in der Woche – auch das ist eine Anregung von Julia Cameron. Allein und ohne Smartphone, nur mit meinem Notizbuch möchte ich spazieren gehen. Nicht nur der Gesundheit wegen, sondern um Klarheit zu finden und meine Beobachtung zu schulen.
  3. Längere Strecken zu gehen, muss ich erst wieder üben. Eine erste (kurze) Wanderung habe ich Anfang des Monats schon geschafft https://timetoflyblog.com/update-es-geht-weiter, (mindestens) zwei weitere sollen folgen.
  4. Yoga hatte bis zu meinem Unfall einen festen Platz im Tagesablauf, nämlich früh morgens, während ich – noch vor den Morgenseiten – die erste Tasse aufbrühte. Weil ich morgens direkt keinen Kaffee mehr trinke, muss ich einen neuen Platz für meine Übungen finden.
  5. Ich bin ein Saunafan, aber mein letzter Saunabesuch liegt schon Monate zurück. Bis zum Jahresende möchte ich mir zwei Thermenbesuche gönnen.

Last, but not Least

 „Was kann ich der Welt zurückgeben?“ lautete eine der Fragen, die Judith Peters in der Vorlage für den Blogtober stellte. Das klingt mir zugegebenerweise zu pathetisch. Ob ich der Welt etwas zurückgeben kann, weiß ich nicht. Ich möchte mich auf jeden Fall mehr im AutorInnenzentrum Hannover engagieren. Katia, die für den Vorstand des Vereins kandidiert, hat eine Liste mit Aufgaben herumgeschickt, die erledigt werden müssen. Ich werde anbieten, die eine oder andere zu übernehmen.

*Julia Cameron, Emma Lively: Es ist nie zu spät, neu anzufangen. DEr Weg des Künstlers ab 60. Droemer Knauer München 2016

Zu Gast im Sprengel Museum: Niki. Kusama. Murakami.

Niki de Saint Phalle kennt in Hannover fast jedeR. Als die Nanas 1974 am Leineufer aufgestellt wurden, hagelte es laut Wikipedia Proteste. „In Leserbriefen an die Hannoversche Allgemeine Zeitung wurden die Nanas unter anderem als ‚Ekelhafte Scheußlichkeiten‘, ‚Kulturschande‘ und ‚Umweltverschmutzung‘ bezeichnet“. Der damalige Stadtimagepfleger Mike Gehrke musste sogar unter Polizeischutz gestellt werden.

Geschadet hat der Aufruhr um die Kunst im öffentlichen Raum weder der Karriere der Künstlerin noch dem Ansehen der Landeshauptstadt – im Gegenteil. Die HannoverannerInnen haben die drei bunten Damen – Caroline, Sophie und Charlotte – längst liebgewonnen. Niki de Saint Phalle wurde erste Ehrenbürgerin der Stadt und schenkte dem Sprengel Museum vor 25 Jahren mehr als 400 ihrer Arbeiten – viele sind zurzeit gemeinsam mit Werken von Yayoi Kusama und Takashi Murakami in der Ausstellung „Niki. Kusama. Murakami. Love You for Infinity“ zu sehen. Insgesamt werden auf rund 2.000 Quadratmetern  etwa 120 Bilder, Skulpturen, Installationen, Grafiken und Filme präsentiert.

In der Eingangshalle: Werke von Yayoi KusamaNiki de Saint Phalle und Takashi Murakami

Von Yayoi Kusama und Takashi Murakami hatte ich – bekennende Kunstbanausin – zugegebenerweise noch nie etwas gehört. Ich habe mir die Ausstellung vor allem wegen Niki de Saint Phalle angesehen.

Niki de Saint Phalle French-American sculptor, painter, and filmmaker Niki de Saint Phalle with one of her pieces, 1983; Photographer: Norman Parkinson / Iconic Images/ Sprengel Museum Hannover

Manche ihrer Arbeiten, zum Beispiel die von ihr gestaltete Grotte in den Herrenhäuser Gärten und viele ihrer Zeichnungen gefallen mir sehr gut, andere, unter anderem auch die legendären Nanas oder auch den verliebten Vogel (L´ouiseau Amoureux Fontaine), den ich im Mai im Ekebergparken entdeckt habe, finde ich eher solala.  Auf jeden Fall imponiert mir, wie sie als Außenseiterin ihren Weg in der Kunstwelt gemacht hat – mit ganz ungewöhnlichen Werken und in einer Zeit, als Kunst noch viel mehr als heute eine Männerdomäne war.

Yayoi Kusama gilt als eine der bedeutendsten japanischen Künstlerinnen der Nachkriegszeit und ist bekannt für ihre Polka-Dots und immersive Installationen.

Ihr Landsmann Takashi Murakami verbindet traditionelle japanische Kunst mit zeitgenössischen Themen aus Popkultur und Konsumwelt. Die Arbeiten der beiden JapanerInnen passen sehr gut zu Niki de Saint Phalles farbenfrohen Werken. Oder, wie der Direktor des Sprengel Museums, Reinhard Spieler, es fachmännisch formulierte: „Diese Ausstellung bringt drei Ikonen der Kunstgeschichte zusammen, die auf ganz unterschiedliche Weise universelle Themen berühren und dabei Brücken schlagen – zwischen Kunst, Popkultur und gesellschaftlicher Reflexion.“ Mich hat die Ausstellung wirklich begeistert, auch wenn ich – siehe oben – nicht mit allen Werken etwas anfangen kann. Und weil Bilder mehr sagen als Worte, lasse ich hier einfach Fotos sprechen.

Highlight war für mich der letzte der insgesamt zwölf Ausstellungsräume: In der großen Ausstellungshalle verdoppelt ein verspiegelter Boden die gezeigten Werke und eröffnet ungewöhnliche Perspektiven. Niki de Saint Phalles „Skull Meditation Room“ in Form eines glitzernden Schädels können die BesucherInnen ebenso betreten wie das „Nana Maison“ und den „Infinity Mirrored Room“ von Yayoi Kusama. In ihm wäre ich gerne länger geblieben, aber die Verweildauer ist hier leider begrenzt. Aber ich komme sicher wieder.

Beeindruckt haben mich auch sechs Taststationen neben einigen Werken von Niki Saint Phalle. Sie ermöglichen nicht nur blinden und sehbehinderten Menschen barrierefreie Zugänge, sondern auch „sehende“ wie ich können die Kunstwerke dadurch auf eine neue Art „begreifen“. Eine wirklich gute Idee.

Update: Es geht weiter

„Es geht voran“, habe ich Ende August in diesem Blog geschrieben und daran hat sich zum Glück nichts geändert. Mein Fuß heilt besser, als ich nach den ersten Prognosen befürchtet habe – und auch mein Bewegungsradius erweitert sich.

So bin ich vor einer Woche zum ersten Mal seit dem Unfall wieder Rad gefahren: vorsichtig und nicht so schnell, wie ich eigentlich könnte. Denn Radfahren verlernt man ja bekanntlich nicht. Aber so ganz traue ich meinem Fuß noch nicht und ich vermeide daher Situationen, in denen ich plötzlich bremsen oder gar abspringen müsste.

Dabei klappt das Hüpfen von einem Fuß auf den anderen schon ganz gut: Ich kann den Fuß wieder in fast alle Richtungen drehen, auf den Zehenspitzen stehen, das Gewicht beim „einbeinigen Hund“ teilweise oder beim „Baum“ (Yogafans wissen, was ich meine) ganz auf das verletzte Bein verlagern. Und wenn ich gehe, sieht man mir zumindest auf den ersten Blick die Verletzung nicht mehr an. Auch treppauf bewege ich mich wieder recht elegant, treppab gehe ich dagegen (noch) wie meine Mutter mit 85. Aber es wird.

Gewandert bin ich auch zum ersten Mal wieder: nur eine kurze Runde, gerade mal sechseinhalb Kilometer, aber immerhin. Für den Wiedereinstieg nach fast fünf Monaten Wanderpause hatte meine Tochter eine leichte Wanderung bei Bad Harzburg ausgesucht, die laut Wanderapp weder besonderes Können erforderte noch besondere Ansprüche an meine Fitness stellte. Die Wege waren leicht begehbar und vorwiegend flach, aber auch die einzige Steigung – im Harz fast unvermeidlich – habe ich ohne Probleme bewältigt.

Und trotzdem: Irgendwie sitzt die Angst vor einem Ausrutscher oder Fehltritt immer noch in meinem Kopf. Die Sicherheit, dass mir nichts passiert, ist vorläufig dahin. Da hilft wohl nur wie beim Reiten nach einem Sturz: Weitermachen oder besser gesagt weiterwandern. Das will ich bei der nächsten Gelegenheit wieder tun.

Auf dem Weg zum Bahnhof bin ich dann noch im Haus der Kirche in Bad Harzburg vorbeigegangen und habe mir noch einmal die Ausstellung „Natur-Momente“ angesehen. Dabei habe ich mich an die eine oder andere Wanderung erinnert, die meine Tochter und ich gemeinsam unternommen haben. Bis ich meinem Fuß wieder voll belasten kann, wird es zwar noch eine Weile dauern. Aber ich bin sicher, dass ich schon bald wieder längere und anspruchsvollere Strecken bewältigen kann. Und vielleicht besuche ich dann auch noch einmal die Vogelinsel Runde, wo das rechte Foto vom Papageientaucher entstand und wo der Ärger mit meinem Fuß vor fünf Monaten begann.

Die Ausstellung „Natur-Momente“ von Foe Rodens ist noch bis Ende Oktober im Haus der Kirche in Bad Harzburg zu sehen. Mehr Infos unter https://foerodens.wordpress.com/2025/10/04/meine-zweite-fotoausstellung-bad-harzburg/

Zu Gast bei Emil Nolde

Auf der Fahrt zur Insel Romö hatte ich ein Hinweisschild auf das Museum Emil Nolde entdeckt, auf der Rückfahrt sind wir dann nach Seebüll gefahren. Denn Noldes Bilder – vor allem seine Mohnblumen – fand ich schon als Jugendliche toll. Und natürlich hat mir auch sein Image als von den Nazis verfolgter Künstler gefallen. Ich habe, und da bin ich sicher nicht die einzige, die (fiktive) Geschichte Malers Max Ludwig Nansen, die Siegfried Lenz in seinem Roman Deutschstunde erzählt, für eine Art Nolde-Biografie gehalten.

Selbstbildnis Malermensch Nolde

Dass Nolde kein Opfer der Nazis war, wusste ich inzwischen. Dass er ein glühender Anhänger der Nationalsozialisten, Rassist und Antisemit war, wurde mir allerdings erst bewusst, als ich den Besuch des Nolde Museums plante. Und ich habe mir wirklich überlegt, ob ich mir die Bilder eines Menschen ansehen soll, der sich bei Hitler und Co. anbiederte, bis zum Schluss auf den Endsieg hoffte und sich als Vorkämpfer gegen das Judentum sah. Ich bin dann doch hingefahren. Zum Glück, denn das Museum ist wirklich sehenswert. Außerdem habe ich mich dadurch mehr mit Noldes Vergangenheit beschäftigt.

So ist auf der Website der Nolde Stiftung zu lesen, dass Nolde 1933 nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten „einen nicht im Detail überlieferten Plan (erarbeitete), der eine territoriale Lösung der sogenannten ‚Judenfrage‘ – eine Aussiedlung der Juden“ vorsah. Diese falsche Behauptung hat er nie zurückgenommen – und er hat sich auch nach Ende des Krieges nie von seinen faschistischen Äußerungen und Einstellungen distanziert. Im Gegenteil: Nolde hat sich nach dem Krieg als Opfer der Nationalsozialisten dargestellt.*

Das gelang ihm wohl auch deshalb problemlos, weil er der berühmteste als „entartet“ verfemte Künstler war. Mehr als 1.000 seiner Arbeiten wurden während der Zeit des Nationalsozialismus beschlagnahmt – so viele wie von keinem anderen Maler. 1941 wurde er aus der Reichskammer der bildenden Künste ausgeschlossen und mit einem Ausstellungs-, Verkaufs- und Publikationsverbot belegt. Ein Malverbot gab es indes wohl nie: Nolde durfte weiter malen, seine Bilder aber nicht verkaufen.

Am Hungertuch nagten er und seine Frau Ada trotzdem nicht. Laut Bernhard Fulda gehörte er „zwischen 1933 und 1941 eindeutig zu den Spitzenverdienern unter den Künstlern im ‚Dritten Reich‘“. Zwischen 1937 und 1941 verdiente Nolde mehr als je zuvor: allein im Jahr 1940 nach seiner  Umsatzsteuererklärung fast 80.000 Reichsmark. „Zum Vergleich: Das jährliche Durchschnittseinkommen im Deutschen Reich lag 1940 bei 2156 Reichsmark. Und bildende Künstler verdienten in der Regel deutlich weniger als der durchschnittliche Arbeiter.“

Und so konnten Nolde und seine Frau 1927 nicht nur die Warft kaufen, sondern dort bis 1937 auch nach ihren Entwürfen das Wohn- und Atelierhaus im Bauhausstil errichten, das heute als Museum dient. Alljährlich werden dort in den Sommermonaten Bilder in einer Jahresausstellung gezeigt – die diesjährige steht unter dem Motto „MALERMENSCH“ IN BERLIN.

Mehr als 110 Werke sind noch bis Ende Oktober in Seebüll zu sehen, neben Blumen-, Meer- und Landschaftsbildern auch viele Bilder aus Noldes Berliner Leben. Denn während sie im Sommer abgeschieden in Nordfriesland lebten, verbrachten die Noldes die Winter meist in ihrer Atelierwohnung in der Hauptstadt, besuchten Theater, Museen und Bälle, pflegten Kontakte zu anderen Künstlern, aber auch zu Sammlern und Galeristen.

Von den ausgestellten Bildern haben mir nur wenige wirklich gefallen. Sehr beeindruckt haben mich dagegen die Farben der Räume – und ich habe mich gefragt, wie ein Mensch mit einem so exzellenten Farbgefühl so braun sein konnte. Aber Begabung und politische Blindheit schließen sich leider nicht aus – ein großer Künstler muss eben kein großer Mensch und erst recht kein guter Mensch sein.

Mein Lieblingsraum war die schmale Galerie im Obergeschoss. Dort hätte ich stundenlang sitzen und auf den Garten schauen können, den Emil und Ada Nolde selbst entworfen haben.

Der Garten ist wirklich ein Traum – ein Kunstwerk für sich. Umgeben und geschützt von heimischen Bäumen und Sträuchern wachsen dort rund 500 teilweise sehr alte Stauden, unter anderem Türkischer Mohn, Rittersporn, Pfingstrosen und jetzt im September Dahlien und Astern. Dazwischen blühen verschiedene ein- und zweijährige Sommerblumen und verwandeln den Garten in ein Farbenmeer. Und unter den zahlreichen Obstbäumen sind auch seltene Apfelsorten wie „Agathe von Klanxbüll“ und „Renette von Seebüll“.

Allzu gerne hätte ich einen der verlockend aussehenden Äpfel gepflückt, doch das habe ich nicht gewagt. Denn das Pflücken eines Apfels hatte ja bekanntlich schon einmal die Vertreibung aus dem (Garten)Paradies zur Folge.

* „MALER UND MYTHOS“ ist Titel und Thema eines sehenswerten Films, der im Obergeschoss des FORUMS im Eingangsbereich des Museums gezeigt wird.

Der 27. September oder „Jedertag“

Jedes Jahr Ende September kommt mir ein Schreibprojekt in den Sinn, das Maxim Gorki vor 90 Jahren initiiert hat. Er rief im Jahr 1935 seine SchriftstellerkollegInnen in aller Welt auf, einen ganz gewöhnlichen Tag in ihrem Leben möglichst genau zu beschreiben und auf diese Weise einen „Jedertag“ zu porträtieren.

Remember: 27. September

Das Leben der meisten Menschen besteht aus eher banalen „Alltagen“, in der Literatur kommen ereignislose Tage dagegen kaum vor. „Die Literatur liebt es, das Leben zu dramatisieren. Sie strafft und konzentriert die Ereignisse, sie inszeniert sie, sie spitzt sie zu, sie verdichtet sie im doppelten Sinne des Wortes. In der Literatur ist das Leben überlebensgroß. Noch aus der Ereignislosigkeit möchte sie ein Ereignis machen – doch zum Wesen des Jedertags gehört, kein Ereignis zu sein“, schrieb der Autor und Literaturkritiker Uwe Wittstock am 27. September 2009 in einem Artikel in der Welt.

Den 27. September wählte Gorki wohl eher zufällig aus. Das Projekt „Ein Tag der Welt“ soll zwar auf positive Resonanz gestoßen sein, es wurde aber nach Gorkis Tod im Jahr 1936 nicht weitergeführt. Erst 25 Jahre später wiederholte die Zeitschrift Istwestja den Aufruf, von dem ich sicher nie etwas erfahren hätte, wenn, ja wenn Christa Wolf, damals noch eine junge, unbekannte Autorin, nicht von der Idee begeistert gewesen wäre: Sie beschrieb den 27. September 1960 – und alle folgenden 27. September bis zum Jahr 2011. Die letzten Aufzeichnungen brach sie ab, weil sie keine Kraft mehr hatte.

Die gesammelten Texte sind im Suhrkamp Verlag erschienen, der erste Band im Jahr 2003 unter dem Titel „Ein Tag im Jahr, 1960–2000“. Die Tagesberichte der Jahre 2001 bis 2011 – „Ein Tag im Jahr im neuen Jahrhundert“ – veröffentlichte Gerhard Wolf nach dem Tod seiner Frau. Christa Wolf beschreibt darin ihren Alltag als berufstätige Mutter und zeitgeschichtliche Ereignisse. Sie gibt Einblicke in ihr Leben als Schriftstellerin – und in die Gesellschaft.

Mich fasziniert das Projekt, seit ich die beiden Bücher gelesen habe, und ich überlege immer wieder, wie diese Tradition fortgeführt werden kann. Die Altusrieder Autorin Angelika Jesse von Borstel tut dies seit 2012. Sie ruft schreibende Frauen ihrer Region dazu auf, ihren 27. September zu protokollieren. Anfang Dezember – um den Todestag Christa Wolfs – treffen sich die Schreiberinnen dann im Frauenzentrum in Kempten zu einer Literarischen Gesprächsrunde, lesen ihre Tages-Notizen vor und tauschen ihre Gedanken aus.

Vielleicht motiviert ja auch dieser Blogbeitrag Schreibende in anderen Regionen diesem Beispiel zu folgen.

PS:

Natürlich darf in meinem Blogbeitrag über den 27. September das Gedicht von Thomas Brasch nicht unerwähnt bleiben. Das Gedicht, das Braschs bekanntesten Gedichtband „Der schöne 27. September“ den Namen gab, ist vermutlich eine Antwort auf ein Tagesprotokoll von Christa Wolf. Die schrieb wiederum das Nachwort zu dem 2004 im Suhrkamp Verlag veröffentlichten Gedichtband.

Laut Uwe Wittstock kannten und respektierten sich beide, obwohl es zwischen ihnen nicht viele (literarische) Gemeinsamkeiten gab. „Der eine war ein Rebell, die andere eine Zweifelnde“, schrieb Wittstock in der Welt. Und: „Als Christa Wolf 1987 gebeten wurde, als alleinige Jurorin den Kleistpreis an einen Schriftsteller ihrer Wahl zu vergeben, sprach sie ihn Thomas Brasch zu“, der damals schon die DDR verlassen hatte und in der Bundesrepublik lebte.

Nachzulesen ist Thomas Braschs  Gedicht unter https://marionbrasch.de/2018/09/27/der-schoene-27-september/