Neues aus dem Wintergarten

Unser Wintergarten macht seinem Namen zurzeit alle Ehre – und erfreut uns mitten im Winter mit vielen bunten Blüten.

„Die beiden ersten Blüten der Strelitzie haben sich geöffnet“, habe ich im März 2020 geschrieben. Diesmal ist es schon Ende Januar so weit. Die dritte im Bunde verwelkt sogar schon: Sie ist irgendwann im Oktober aufgeblüht und hat fast ein Vierteljahr geblüht. Mindestens drei Nachfolgerinnen sind bereit – mehr als je zuvor.

Mehr geht nicht – das denke ich alle Jahre wieder, wenn unser Osterkaktus – trotz seines Namens immer um Weihnachten – anfängt zu blühen. Doch im folgenden Jahr belehrt er mich dann stets eines Besseren. Ich staune nicht nur darüber, wie viele Blüten die Hatoria hat, sondern auch, wie lange sie blühen.

Der Osterkaktus schwächelt noch nicht, die Blüten der Christrose färben sich dagegen allmählich grün – ein Zeichen, dass sie verwelken und irgendwann abgeschnitten werden sollten. Bislang steht die Christrose im Wintergarten, doch sobald es etwas wärmer ist, werde ich sie in den Garten pflanzen. Dann ist die Chance, dass sie den Sommer überlebt und auch im nächsten Jahr blüht, größer.

Christrosen sind nämlich, das habe ich beim Schreiben dieses Blogbeitrags gelernt, viel anspruchsvoller als ihre Verwandten, die Lenzrosen. Sie mögen lehmige Böden, doch damit kann unser Garten (zum Glück) nicht dienen. Außerdem brauchen sie Kalk – ohne ihn bekommen sie keine Blüten. Ich werde beim Pflanzen also einfach den Trick anwenden, den ich ebenfalls im allwissenden world wide web gefunden habe: Ich lege ein Stück weiße Kreide ins Pflanzloch, um die Christrose mit Kalk zu versorgen. Warum die Kreide weiß sein muss, stand da nicht. Aber vielleicht färben sich die Blüten rot oder pink, wenn ich entsprechende farbige Kreiden mit einpflanze.

Weniger anspruchsvoll als ich gedacht oder befürchtet habe, ist die Orchidee, die ich von meiner Mutter geerbt habe. Sie darf weder in den Wintergarten noch im Sommer auf die Terrasse, denn obwohl ihre Vorfahren aus den Tropen stammen, verträgt sie keine pralle Sonne. Auf der Fensterbank meines Arbeitszimmers auf der Westseite fühlt sie sich aber offenbar wohl.

Viel Pflege braucht meine Orchidee nicht: Ich gieße sie ein oder zweimal in der Woche und gieße später das Wasser, das im Untersetzer steht, ab. Denn nasse Füße, sprich Staunässe, mag sie ebenso wenig wie allzu große Hitze.

Sie ist spät dran in diesem Jahr – erst drei Blüten haben sich bislang geöffnet. Aber es werden in den nächsten Tagen sicher mehr: Ich habe mehr als zwei Dutzend Knospen gezählt. Wahrscheinlich blühen sie dann bis in den Sommer hinein. Weil Orchideen nämlich sehr spezialisiert sind und in der Natur nur von bestimmten Insekten bestäubt werden können, haben sie sehr lange Blühzeiten. Das erhöht die Chance, dass das richtige Insekt während der Blüte vorbeiflattert, so Boris Schlumpberger in der Dezember-Ausgabe der Zeitschrift nobilis (https://nobilis.de/orchideen-tipps-fuer-eine-gluecklich-bluehende-schoenheit/?doing_wp_cron=1675239444.4843928813934326171875).

Schlumpberger muss es wissen: Er ist Kustos der Herrenhäuser Gärten in Hannover, in denen es eine der größten Orchideensammlungen der Welt mit rund 25.000 Pflanzen gibt. Ein kleiner Teil dieser Sammlung ist im Orchideenhaus im Berggarten zu sehen. Ein Besuch lohnt – nicht nur, aber vielleicht besonders, wenn das Wetter grau und trist ist und die ersten Blüten im eigenen Garten noch auf sich warten lassen.

Vom geheimen Leben der Orchidee

Heute vor genau drei Jahren habe ich zum ersten Mal über sie geschrieben – über die erste und einzige Orchidee, die ich besitze. Sie ist auch die einzige Pflanze, von der ich genau weiß, wann ich sie bekommen – oder soll ich besser sagen übernommen – habe.

Als ich mich am 1. August 2019, am Tag nach ihrem Tod, von meiner Mutter verabschiedete, mochte ich die Orchidee, die ich ihr ein halbes Jahr zuvor geschenkt hatte, nicht in Hamburg zurücklassen. Ich habe sie in die Seitentasche meines Rucksacks gepackt und mit nach Burgwedel genommen, wo ich sie gekauft hatte. Coming home.

Ich weiß nichts über das geheime Leben der Pflanzen. Vielleicht trauern sie ja auch wie Tiere, wenn ihre Besitzer:innen sterben. Die Orchidee sah jedenfalls so traurig aus, dass mich eine Frau im Zug fragte: „Ob die Blume die Fahrt wohl überlebt?“. Sie hat – und sie erholte sich schnell: Schon nach wenigen Stunden öffnete sich die erste Blüte –  für mich war es damals ein Zeichen, dass es meiner Mutter gut ging, wo immer sie auch sein mochte. https://timetoflyblog.com/neues-orchideenleben.

Seitdem steht die Orchidee auf der Fensterbank neben meinem Schreibtisch, neben dem kleinen Bärchen, das meine Tochter meinem Vater irgendwann geschenkt hat und das meine Mutter nach seinem Tod adoptierte. Viel Pflege braucht oder bekommt die Orchidee nicht: Ich gieße sie regelmäßig, aber das genügt oder gefällt ihr sogar. Denn sie blüht zweimal im Jahr, jedes Mal ein bisschen üppiger, wie mir scheint. Diesmal hatte sie 15 Blüten, mehr denn je, und sie breitet sich immer weiter aus. Vielleicht liegt es daran, dass ich sie wachsen lasse, wie sie will. Oder daran, dass ich ihr im Mai einen neuen Topf und frische Erde spendiert habe.

Weil ich keine Orchideenerde hatte, habe ich normale Blumenerde mit etwas Spezialerde für Zitruspflanzen vermischt. Diese Mischung ist der Orchidee scheinbar bekommen. Man sagt, dass Hunde ihren Besitzer:innen oft ähneln. Und irgendwie ist diese Orchidee wie meine Mutter: zäh und anspruchslos

Blütenpracht

Chaosgärtnerinnen proudly present: die neuesten Blüten von der Fensterbank und aus dem Wintergarten, die unterschiedlicher kaum sein könnten: prachtvoll die einen, eher unscheinbar, aber nicht weniger schön die anderen.

Die beiden Blüten der Strelitzie sind groß und farbenprächtig – und nicht zu übersehen. Sie erinnern wirklich an die bunten Vögel, denen die Strelitzia reginae ihre deutschen Namen verdankt: Papageien- oder Paradiesvogelblume.

Wie der rosa blühende Kaktus in meinem Arbeitszimmer heißt, weiß ich nicht. Ich vermute, dass er zur Familie der Mammillaria gehört, was netter klingt als die deutsche Bezeichnung Warzenkakteen. Etwa 180 Mitglieder soll diese Großfamilie haben,  die damit zu den artenreichsten Gattungen der Kakteengewächse zählt (https://www.pflanzenfreunde.com/lexika/kakteen/mammillaria.htm). Ursprünglich stammen die Mammillarias aus Mexiko, wie sie von dort auf meine Fensterbank gekommen sind, weiß ich nicht. Ich glaube mich zu erinnern, dass meine Tochter den Kaktus irgendwann gekauft und bei uns zurückgelassen hat, als sie ausgezogen ist.

Von meiner Schwiegermutter stammt die wohl älteste Zimmerpflanze im Haus: Der Osterkaktus ist mit seiner Tochter oder der jüngeren Schwester vor ziemlich genau 30 Jahren, nach dem Tod meiner Schwiegermutter, bei uns eingezogen. Er blüht alle Jahre wieder, auch wenn seine Kraft nachlässt. Jedes Jahr sind es weniger und kleinere Blüten, die Blätter sind nicht mehr so grün und prall wie bei seinen jüngeren Verwandten, sondern verholzen. Aber mir gefällt er: Ich finde, er altert in Würde.

Die beiden Kiwis – eine männliche und eine weibliche – sind erst im vergangenen Sommer zu uns gekommen und über Winter groß geworden. Jetzt blüht die Kiwi-Dame und die vielen beigen Blüten lassen auf reiche Ernte im Sommer hoffen. Wenn die Eisheiligen in gut einem Monat vorbei sind, werden sie und ihr Gefährte wieder nach draußen ziehen. Wir werden sie in aus ihren Töpfen in das kleine Beet an der Terrasse umpflanzen und ernten dann die Früchte für unser Müsli jeden Morgen ganz frisch. Neben den Kiwis sind dann  auch Erd-, Stachel- und Himbeeren in Pflückweite.

Auch Rip van Winkle wartet im Wintergarten auf wärmere Tage. Meine Tochter hat meinen Blogbeitrag über die verschwundene Narzisse gelesen und mir neue geschenkt. Vielen Dank dafür. Diesmal sind es gleich sieben Zwiebeln, die ich einpflanzen kann – und ich hoffe, dass sie spätestens im nächsten Jahr genauso aufblühen wie der Kaktus meiner Tochter auf meiner Fensterbank.

Eins, zwei, drei ganz viele …

Meine Tochter hat von einer Oma – sie war Floristin – einen grünen Daumen geerbt, von der anderen, dazu passend, eine Sansevieria, auch Bogenhanf, Schwiegermutterzunge oder Afrikanischer Sisal genannt . Vor vier Jahren, kurz nach dem Umzug meiner Mutter ins Altersheim, habe ich die Pflanze umgetopft – und dabei auch meiner Tochter einen Ableger überlassen (https://timetoflyblog.com/nachrichten-aus-dem-winter-garten).

Weil Bogenhanf für Haustiere giftig ist, wurde er nach dem Einzug der Katze aus dem Wohnzimmer in die Küche verbannt. Aber während die Katze gelegentlich schmollt, weil sie nicht in die Küche darf, ist die Sansevieria mit ihrem neue Domizil zufrieden: Der kleine Ableger ist inzwischen zu einer stattlichen Pflanze herangewachsen, die den größten Blumentopf im Haushalt zu sprengen drohte. Deshalb war gestern – pünktlich zum Frühlingsbeginn – umtopfen angesagt.

Das Ergebnis übertrifft alle Erwartungen – oder Befürchtungen: Die „Mutterpflanze“ ist auf ihren Platz am Küchenfenster zurückgekehrt, glücklich, dass sie jetzt wieder ein bisschen Platz für sich hat. Und 15 kleine Sansevierias suchen jetzt eine neue Heimat.

Nahe Verwandte

Im vergangenen Jahr – oder war es schon im Jahr davor – habe ich mir einen Philodendron und eine Monstera gekauft. Dass es sich um verschiedene Arten handelt, wusste ich nicht: Denn sie ähneln sich sehr und sind ja auch miteinander verwandt. Beide sind in den tropischen Wäldern Mittel- und Südamerikas zu Hause und gehören zu den Aronstabgewächsen (Araceae).

Die Monstera habe ich mir gekauft, weil ich sie für einen Philodendron gehalten habe – und weil mir die Blätter mit den großen Löchern so gut gefallen haben. Dass tief eingeschnittene und gelochte Blätter typisch für Monsteras sind, habe ich erst jetzt, beim Schreiben des Blogbeitrags, erfahren. Vielleicht heißt sie auch deshalb Fensterblatt, weil die großen Löcher an Fenster erinnern: Philodendron-Blätter sind  lanzen- oder  eiförmig, mal sind sie tief eingeschnitten, mal haben sie – wie meine – einen glatten Rand. Aber vielleicht ändert sich das noch, wenn die Pflanzen etwas älter und größer sind.

Philodendrons gibt es als Kletterpflanzen, Sträucher und Bäume, Monsteras sind dagegen immer Kletterpflanzen. Das hat meiner Monstera wahrscheinlich das Leben gerettet. Weil sich ein Trieb am Fensterrahmen hoch und um ein Bild gerankt hatte, durfte sie den vergangenen Sommer auf der Fensterbank verbringen. Dort ist sie munter weiter gewachsen  – der Trieb ist inzwischen mehr als drei Meter lang und hat auch andere Bilder an der Fensterwand erobert.

 

Ihr Cousin, der Philodendron, hatte weniger Glück. Die Sommerfrische auf der Terrasse ist ihm, anders als den anderen Pflanzen, überhaupt nicht bekommen. Dass Philodendren weder pralles Sonnenlicht noch Staunässe vertragen, habe ich erst gelesen, als es zu spät war: Beides gab es im eher verregneten Sommer 2021 abwechselnd.

Am Ende des Sommers war die Mutterpflanze dann leider nicht zu retten, aber immerhin drei Ableger. Die haben jetzt Plätze gefunden, die ihnen hoffentlich besser gedeihen: weder zu hell noch zu dunkel. Zwei stehen am Ostfenster meines Schreibzimmers und sehen morgens die Sonne, die dritte leistet ihrer Cousine Monstera im Schlafzimmer an einem Westfenster Gesellschaft und genießt die Abendsonne. Gemeinsam erfreuen sie mich nicht nur mit ihren grünen Blättern, sondern sie verbessern auch das Raumklima, weil sie Schadstoffe – falls vorhanden – aus der Luft filtern.

Grünes Erbe

Die Orchidee auf meiner Fensterbank versetzt mich zweimal im Jahr in Erstaunen. Das ist natürlich nicht besonders schwer, weil ich mich ja mit Pflanzen im Allgemeinen und Orchideen im Besonderen nicht sonderlich gut auskenne.

Ich habe nur eine einzige Orchidee – und ich weiß nicht einmal genau, wie sie heißt. Ich glaube, es ist eine Schmetterlingsorchidee. Ich hatte sie meiner Mutter kurz vor ihrem Tod geschenkt, weil sie – anders als ich – Orchideen sehr mochte. Als meine Mutter gestorben war, habe ich die Pflanze mit nach Hause genommen; wider Erwarten hat sie die Strapazen des doppelten Umzugs überstanden. Die Orchidee ist widerstandsfähiger, als ich vermutet habe – und erstaunlich pflegeleicht. Ich gebe ihr regelmäßig zu trinken und sorge dafür, dass sie keine nassen Füße hat. Dass Orchideen  das nicht mögen, weiß ich von meiner Mutter.

Sonst beachte ich die Adoptiv-Orchidee wenig, aber vielleicht  gefällt ihr gerade das: Nach einer australisch-neuseeländischen Studie sind Pflanzen extrem berührungsempfindlich; es kannn ihr Wachstum erheblich verzögern, wenn sie ständig berührt  werden.

Viel gewachsen ist die  Orchidee auf meiner Fensterbank zwar nicht, aber kurz vor dem Geburtstag meines Vaters Ende November hat sie wie in den vergangenen beiden Jahren Blüten bekommen. Ein zweites Mal, und das ist für Orchideen keinesfalls selbstverständlich, blüht sie dann im Mai auf, gerade rechtzeitig zum Geburtstag meiner Mutter. Das ist wahrscheinlich Zufall und entspricht wohl ihrem natürlichen Blührhythmus, aber ich freue mich doch jedes Mal darüber. Es ist für mich ein Zeichen, dass sie sich bei mir wohl  fühlt.

Eine anderes blühendes Erbe schwächelt in diesem Jahr – zum ersten Mal seit mehr als drei Jahrzehnten: Als wir die Wohnung meiner Schwiegermutter nach ihrem Tod vor fast 35 Jahren auflösten, haben wir zwei Osterkakteen mitgenommen. Sie waren sicher schon damals  nicht mehr die jüngsten, aber sie haben sich bei uns gut eingelebt.

Eine der beiden Hatiora-Hybriden blühte seither trotz des Namens immer zur Weihnachtszeit, die andere, wie es sich für einen Osterkaktus gehört, an Ostern. Doch in diesem Jahr tragen die beiden keine einzige Blüte. Doch auf die weihnachtliche Blütenpracht müssen wir trotzdem nicht verzichten: Ein Ableger, den wir vor einigen Jahren unter einem Drachenbaum eingepflanzt haben, blüht genauso üppig wie seine Mutter oder Tante es bislang immer getan hat.

Auch die Sansevieria, die ich von meiner Mutter geerbt habe, vermehrt sich prächtig – nicht nur bei mir in Burgwedel. Ein Ableger ist nach Bad Harzburg, ein anderer nach Bruchsal gezogen. Von dort wandert ein Teil des Bogenhanfs jetzt über den Rhein – zurück nach Rheinland-Pfalz: Fast drei Jahre, nachdem die alte Pflanze mit meiner Mutter  Neumagen verlassen hat, findet der Ableger des Ablegers jetzt in Neustadt eine neue Heimat.

Ab in den Garten

Auf meiner Fensterbank ist der Frühling schon Anfang Februar eingezogen. Ich habe mir zu Imbolc, dem keltischen Maria Lichtmess, eine Hyazinthe gekauft – ein Zeichen, dass der Winter bald zu Ende geht und der Frühling kommt.

Eigentlich wollte ich die Blüten nach ein paar Tagen aus ihrem Topfleben befreien und in den Garten pflanzen, wo Hyazinthen meiner Meinung nach hingehören. Im Garten bilden sie nämlich viele Brutzwiebeln aus, sprich, sie vermehren sich von selbst und blühen jedes Jahr wieder – jahrelang.

Die Pflanzen im Topf wieder zum Blühen zu bringen, ist dagegen ziemlich aufwendig – sie dürfen im Sommer nicht zu dunkel stehen und nicht zu viel gegossen werden. Im Herbst oder Winter sollen die Hyazinthen dann ein paar Wochen bei null bis sechs Grad im Dunkeln verbringen, notfalls im Gemüsefach des Kühlschranks, empfehlen die Fachleute. Doch dafür fehlen mir die Geduld und wohl auch die grünen Daumen – vor allem wenn es eine einfachere und bessere Alternative gibt . Im Garten, da bin ich sicher, haben die Pflanzen deutlich bessere Überlebenschancen. Und Platz für ein paar schöne Frühblüher ist da allemal.

Weil draußen hoher Schnee lag, mussten die Hyazinthen länger auf meiner Fensterbank ausharren als geplant. Ob sie sich wohl gefühlt haben, weiß ich nicht. Sie haben auf jeden Fall schön geblüht und intensiv geduftet – fast zu intensiv am Anfang, angenehm in den letzten Tagen. Vielleicht hat sich meine Nase daran gewöhnt. Oder es liegt daran, dass inzwischen drei der vier Blüten verblüht sind. Ich habe sie abgeschnitten, wie es die Fachleute raten.

Heute Mittag werde ich sie mit ihren Namensvetterinnen, den Traubenhyazinthen, in den Garten pflanzen. Free Hyacinthus und Muscari sozusagen. Die Traubenhyazinthen haben die letzten Tage im Wintergarten verbracht und konnten ihre neue Heimat schon kennenlernen.

Die Meteorologen prophezeien für die nächsten Tage Temperaturen weit über 10 Grad und viel Sonne – gute Voraussetzungen also für den Start ins neue Gartenleben.

Die Blechmenagerie

Nachdem ich die vertrockneten Stengel und Blüten der Stauden abgeschnitten habe, kommt  auch meine Blechmenagerie wieder zum Vorschein. Die Figuren sind im Laufe der Jahre in unseren Garten eingewandert  und haben sich auf den verschiedenen Beeten verteilt.

Die Eidechse war die Erste, die bei uns Einzug hielt. Doch sie hat sich, scheu wie sie ist, so gut im Beet versteckt, dass ich lange nach ihr suchen musste und  erst ganz zum Schluss gefunden habe.  Ich habe sie vor Jahren im Catalunya, einem kleinen Laden in meinem Heimatort, gekauft und sie mit nach Norddeutschland genommen. Und obwohl sie schon so lange bei uns wohnt, habe ich manchmal das Gefühl, dass sie immer noch die warmen Schiefersteine vermisst, auf denen sich die echten Echsen so gerne sonnen. Ich werde ihr einen mitbringen, wenn ich das nächste mal mit dem Auto an die Mosel fahre.

Gut versteckt

Elch und Huhn stammen aus dem Nachbarort. Dort öffnet alljährlich am Tag der offenen Pforte eine Frau ihren Garten, die Tiere aus Metall produziert und ihren Garten damit dekoriert. Ich schaffe es eigentlich nie, ihren Garten zu verlassen, ohne etwas zu kaufen.  Das Huhn habe ich im vergangenen Jahr entdeckt. Es stand abseits von der Schar – oder heißt es Gruppe oder Herde – und schaute sehnsüchtig nach seinen Artgenossen. Doch die drehten ihm demonstrativ die Hinterteile zu, so, als wollten sie ihm zeigen: Du gehörst nicht zu uns.

Weil das Huhn mir leid tat, habe ich es mitgenommen, in der Hoffnung, dass es sich nicht mehr so ausgegrenzt fühlt, wenn es seine Artgenossen nicht mehr sieht. Es hat, so scheint es, funktioniert. Jetzt führt es in unserem Garten ein zufriedenes Leben. Dass es allein ist, macht ihm offenbar nichts aus. Trotzdem wollte ich ihm in diesem Jahr eine Freundin besorgen, doch das hat covid verhindert: die Aktion Offene Pforte fand in diesem Jahr nicht statt, doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben.

Der Igel wäre neulich fast erschlagen worden, als der Nistkasten sich von der Eberesche löste und herunterfiel. Dem Igel ist glücklicherweise nichts passiert, aber wirklich wohl fühlte er sich dort nicht mehr. Deshalb habe ich ihn weiter ins Beet gesetzt  und ihm eine neue Aufgabe gegeben. Jetzt steht er vor dem Laubhaufen und zeigt seinen lebenden Artgenossen den Weg in ihr potenzielles Winterquartier.

Die drei Vögel sind von der Ostsee zu uns „geflogen“; ich habe sie in einem kleinen Laden in Wustrow, meinem Lieblingsort auf dem Darß, entdeckt. Dass seit geraumer Zeit eine Katze ganz in ihrer Nähe im Beet vor dem Wintergarten wohnt, stört sie nicht – sie fühlen sich zwischen den dornigen Zweigen der Heckenrose sicher. Außerdem verhindert der Teich unter ihnen allzu waghalsige Sprünge und unerwünschte Annäherungen. Denn Katzen sind ja bekanntlich wasserscheu. Selbst Fine, die Nachbarkatze, nähert sich dem Teich nur vorsichtig.

Aber ich glaube, dass sie nachts manchmal ihre Artgenossin aus Metall besucht oder sie sogar auf ihre Streifzüge mitnimmt. Denn manchmal, wenn ich morgens aus dem Wintergarten schaue, schaut unsere Blechkatze in eine andere Richtung als am Abend vorher.

Auch die Kräuterhexe bewegt sich manchmal wie von Geisterhand – oder ist es doch der Wind, der Wind, das himmlische Kind? So hat sie das Kräuterbeet besser im Blick . Zurzeit sieht sie ganz zufrieden aus. Denn der Ananassalbei, der sich lange geziert hat, blüht jetzt doch noch – und sorgt mitten im November für knallrote Farbtupfer in ihrem Kräuterreich. Vielleicht ist sie auch froh, dass der Skorpion aus ihrer Nachbarschaft verschwunden ist. Sie mochte ihn nicht wirklich, vielleicht hatte sie auch ein wenig Angst vor ihm, obwohl sie das nie zugegeben hat.

Der Skorpion durfte von der Terrasse ins Haus umziehen, weil es ihm draußen zu kalt war. Jetzt sitzt er auf meiner Fensterbank und vertreibt hoffentlich seine Verwandten, die Weberknechte, die sich manchmal in mein Arbeitszimmer verirren.

 

Sie ist wieder da

Die Orchidee auf meiner Fensterbank blüht wieder. Es ist meine erste Orchidee – und sie bleibt auch wohl die einzige. Denn eigentlich mag ich ja keine Orchideen. Aber diese ist eine besondere. Denn ich habe sie vor etwa einem Jahr meiner Mutter geschenkt. Als sie im Sommer gestorben ist, habe ich die Pflanze mit zu mir nach Hause genommen und ihr auf der Fensterbank in meinem Arbeitszimmer einen neuen Platz gegeben. https://timetoflyblog.com/?s=orchidee

Dort hat sich die Orchidee von dem doppelten Umzugsstress schnell erholt und ist wider Erwarten aufgeblüht, um dann irgendwann im November alle Blüten zu verlieren. Ich habe mich nicht weiter um sie gekümmert, weil Pflanzen es ja angeblich mögen, wenn man sie in Ruhe lässt. Ich habe sie nur gelegentlich gegossen und das überschüssige Wasser etwas später abgegossen. Das hat meine Mutter auch so gemacht und als sie es nicht mehr konnte, hat sie mich gebeten, es zu tun. Zumindest solange sie in dem Heim in Bissendorf lebte. Daran, dass Orchideen keine nassen Füße mögen, hat sie sich bis fast zum Schluss erinnert. Und auch ich werde es sicher nicht vergessen.

Irgendwann Anfang des Jahres habe ich die ersten Knospen bemerkt, inzwischen blüht die Orchidee wieder. Etwas heller als im vergangenen Jahr, wie mir scheint. Blasser, so wie die Erinnerung verblasst. Aber sie bleibt.

Nicht nur zur Weihnachtszeit

Seit meine Nachbarin mir vor einigen Jahren eine Gaultheria geschenkt hat, gehört die kleine Pflanze mit den dunkelgrünen Blättern und den roten Beeren für mich zur Weihnachtszeit und hat den Weihnachtsstern als Adventspflanze Nummer eins abgelöst. Vielleicht fühle ich mich dem Zwergstrauch besonders verbunden, weil ich eben mit nicht mal einem Meter sechzig auch nicht wirklich groß bin. Vor allem gefällt mir aber das Durchhaltevermögen und die Anpassungsfähigkeit der Scheinbeeren. Sie blühen eben nicht nur in zur Weihnachtszeit.

Weihnachtssterne überleben bei mir nur selten den Advent . Irgendwie kann ich es den Diven nicht recht machen. Mal gieße ich sie offenbar zu viel, mal zu wenig; der einen ist es zu warm, der anderen zu kalt – und so lassen die meisten schon nach ein paar Tagen die Blätter hängen, ehe sie sie dann ganz abwerfen und auf dem Kompost landen.

Gaultheria mit Buddha auf der Fensterbank …

Die Gaultherias sind da wesentlich robuster: Sechs bis acht Wochen halten sie sich im Haus, sagen die Experten, in meinem Arbeits- und meinem Schlafzimmer schaffen sie es sogar etwas länger. Schwerer tun sich die Scheinbeeren in unserem gut geheizten Wohnzimmer. Doch wenn die roten Beeren schrumplig werden und die Blätter dahinwelken, beginnt ihr zweites – das richtige – Leben im Garten.

… zur Kurzzeitpflege im Wintergarten …

Ausgewildert erholen sie sich schnell vom Wärmestress im Haus – sie genießen die frische Luft, selbst Minustemperaturen machen ihnen nichts aus. Denn Gaultherias stammen aus Nordamerika; dort wachsen sie sogar in Neufundland und Labrador, wo die Winter härter und länger sind als hierzulande.

Vielleicht gedeihen die Gaultherias in unserem Garten so gut, weil ich – eher zufällig als wohl wissend – den perfekten Standort für sie gefunden haben. Sie stehen im Beet am Zaun, wo sie im Winter viel Sonne abbekommen und sich im Sommer unter Sträuchern und anderen Pflanzen verstecken können. Wenn sie sich dort weiter ausbreiten, leisten sie mir sicher auch als Bodendecker im Kampf gegen Giersch und andere Unkräuter gute Dienste.

… und draußen im Garten.

Aus den Blättern der Scheinbeere kann man angeblich Tee kochen und ein Öl gewinnen, das Salicylsäuremethylester enthält und beispielsweise bei Rückenschmerzen, Rheuma, Fieber und Kopfschmerzen helfen soll. Das habe ich allerdings noch nie versucht und werde es sicher auch nicht tun. Denn das Öl ist bei Überdosierung giftig. Aspirin und Co sind daher bei Schmerzen sicher die bessere Wahl.