Fast hätte ich bei der Suche nach dem Kunstort, den ich am Ende des ersten Zinnobertags in Hannover besuchen wollte, aufgegeben und wäre umgekehrt. Denn auf der rechten Seite der Straße „Am Großen Garten“ in Hannover Herrenhausen waren – außer ein paar kleinen Reihenhäusern am Anfang – keine Gebäude zu sehen. Und schon gar kein so großes, bunt beleuchtetes, wie es in dem Zinnober-Katalog abgebildet war. Doch dann bin ich zum Glück weitergegangen, immer an der Gracht entlang, die den Großen Garten umgibt.
Hinter dem Wohnmobilstellplatz entdeckte ich dann eines der Plakate, die Zinnoberbegeisterten den Weg zu den fast 70 Kunstorten weisen, die am ersten Septemberwochenende ihre Türen geöffnet hatten. Ohne diesen Hinweis hätte ich den Ort sicher nicht gefunden. Denn der Projekt- und Veranstaltungsort des Kunstvereins kik kunst in Kontakt liegt gut 100 Meter von der Straße entfernt hinter einer Sportanlage. Eine Kunstausstellung erwartet man hier ebenso wenig wie einen verwunschenen Ort mitten in der Stadt. Aber wer ungewöhnliche Kunst an einem ungewöhnlichen Ort sehen möchte und mitten in der Stadt Waldbaden möchte, ist hier auf jeden Fall richtig.
kunst in kontakt …
… ist ein Zusammenschluss von engagierten KünstlerInnen, Kunstinteressierten und AkteurInnen aus dem Kulturbereich. Am Zinnober-Wochenende präsentierten diesmal zwölf KünstlerInnen und KünstlerInnengruppen ihre Arbeiten aus den Bereichen Installation, Experiment, Klang, Fotografie und Licht im Innen- und Außenbereich des ehemaligen Naturfreundeheims.
Ich mag die Verbindung von Kunst und Natur. Und so haben mir vor allem die Kunstobjekte gefallen, die sich draußen, in dem 5.000 Qadratmeter großen Garten zwischen Bäumen, Büschen, heimischen und exotischen Pflanzen verstecken. Der Rundgang auf verschlungenen Pfaden erinnerte mich ein bisschen an meinen Saziergang durchden Ekebergparken in Oslo – auch wenn das Gelände flacher, die Aussicht weniger spektakulär und die ausstellenden KünstlerInnen etwas weniger prominent waren als dort.
Leuchtende Kunst am Abend
Ich werde sicher wiederkommen, vielleicht schon am nächsten Wochenende. Denn dann bleibt der Garten noch einmal bis in die Abendstunden geöffnet – und verwandelt sich in eine leuchtende Kunstlandschaft, in der mysteriöse Klänge zu hören sind.
Für alle, die nicht nur Kunst an einem ungewöhnlichen Ort bewundern, sondern dort vielleicht selbst – allein oder mit einer Gruppe – eine künstlerische Auszeit erleben wollen, gibt es im Obergeschoss des Gebäudes Übernachtungsmöglichkeiten, im Unterschoss zwei große Räume für Workshops, Seminare und andere Veranstaltungen. Mit dem Erlös aus der Vermietung finanziert der Verein die laufenden Kosten und Teile seiner kulturellen Arbeit.
Morgen, am 1. September, beginnt der meteorologische Herbst, und wenn ich den Meteorolügen auch nur ungern recht gebe, muss ich gestehen, dass die meteorologischen Jahreszeiten viel besser zu meinem Jahreszeiten-Gefühl passen als die kalendarischen. Besonders deutlich ist dies im Sommer und Winter. Der Juni gehört für mich ganz klar zum Sommer, auch wenn der kalendarisch erst am 23. Juni beginnt, und der Dezember zum Winter.
Zehn Jahreszeiten …
Wenn es nach den Pflanzen geht, hat der Frühherbst schon begonnen, und zwar laut der Phänologischen Uhr des Deutschen Wetterdienstes (DWD) am 17. August – vier Tage früher als im Mittel der vergangenen Jahre. Die „phänologischen Jahreszeiten“ richten sich nach der Entwicklung der Pflanzen. Beginn, Ende und Dauer sind daher – anders als bei den meteorologischen und kalendarischen Jahreszeiten – ganz unterschiedlich. Ein Alptraum für alle, die (Wetter-)Statistiken erstellen und mit ihnen arbeiten müssen.
Zudem gibt es nicht nur vier, sondern zehn phänologische Jahreszeiten – und für alle sogenannte Zeigerpflanzen. Beobachtet, erfasst und ausgewertet werden Erscheinungen, die jährlich wiederkehren, u. a. Blüte, Blattentfaltung, Reife der Früchte oder Blattfärbung dieser Pflanzen. Typische Zeigerpflanzen für den Frühherbst sind laut Wikipedia Schwarzer Holunder, Brombeere, Hundsrose (Hagebutten), Sanddorn, Weißdorn, und Haselnuss, deren Früchte jetzt reif werden. Die Herbstzeitlosen blühen dagegen erst im Frühherbst.
… und die Phänologische Uhr des DWD
Die Phänologische Uhr des Deutschen Wetterdienstes berücksichtigt nur einige wenige Pflanzen. Der Vollfrühling beginnt mit der Apfelblüte, Spätsommer ist’s, wenn die Äpfel pflückreif sind. Die Blüte des Schwarzen Holunders läutet den Frühsommer ein, im Frühherbst sind dann die Beeren reif.
In diesem Jahr hat der Vollfrühling in Deutschland mit der Apfelblüte schon am 15, April begonnen, elf Tage früher als im Mittel der vergangenen Jahre (26. April). Der Spätsommer startete dagegen einen Tag später als durchschnittlich, und zwar am 4. August, und er war mit 13 Tagen ungewöhnlich kurz. Denn die Beeren des Schwarzen Holunders waren schon vier Tage früher reif als in den vergangenen Jahren, nämlich am 17. August.
Weil sich die Pflanzen von Region zu Region unterschiedlich entwickeln, zeigt die Phänologische Uhr des DWD Grafiken und Daten für alle Bundesländer. Danach hat der Frühherbst im Saarland schon am 9. August begonnen, in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern bislang noch gar nicht. Im Saarland war der Schwarze Holunder in diesem Jahr einen Tag vor den Äpfeln (10. August) reif – der Spätsommer ist also dort eigentlich ausgefallen. Dabei war das Saarland laut DWD in diesem Jahr mit 19,2 Grad Celsius die wärmste und „sonnigste Region im letzten meteorologischen Sommermonat“.
In unserem Garten tragen Apfelbaum, Hundsrose, Holunder und Weißdorn in diesem Jahr gar keine Früchte, dafür aber Feuerdorn und die namenlose Rosen vor unserem Wintergarten.
Direkt daneben blühen und duften noch meine beiden Lieblingsrosen, Rhapsody in Blue und die Künstlerrose.
Auch die Erdbeerernte hat wieder begonnen, die zweite in diesem Jahr. Die Trauben brauchen dagegen noch ein paar warme oder – um mit Rainer Maria Rilke* zu sprechen –südlichere Tage. Und mit der Traubenlese beginnt für mich, gebürtige Mosellanerin, der Herbst richtig.
Vorletzte Woche war ich zum ersten Mal seit drei Monaten wieder in den Herrenhäuser Gärten, Anfang der Woche dann zum zweiten Mal. Beim ersten Besuch habe ich mich auf den Subtropenhof beschränkt, weil ich den ganzen Tag in der Stadt unterwegs war und meinen Fuß nicht allzu sehr belasten wollte. Beim zweiten Besuch bin ich dann auch in den Staudengrund gegangen.
Subtropenhof und Staudengrund gehören meiner Meinung nach zu den schönsten Plätzen in den Herrenhäuser Gärten. Doch viele Besucherinnen kennen den Subtropenhof nicht. Dass er sich ganz am Rand des Berggartens hinter hohen Backsteinmauern versteckt, ist vielleicht nicht der einzige Grund. Von Oktober bis April sind in dem etwa 300 Quadratmeter großen Hof keine Pflanzen, sondern „nur“ Garten- und Naturfotos zu sehen. Zwar sind die prämierten Fotos des Wettbewerbs „International Garden Photographer of the Year“ durchaus sehenswert, doch so mancher Pflanzenfreund, der echte Pflanzen erwartet, ist vielleicht enttäuscht – und kommt nicht wieder.
Erst Mitte Mai, wenn die Eisheiligen durchs Land gezogen sind und keine Nachtfröste mehr drohen, blüht der Subtropenhof auf. Denn obwohl die schützenden Mauern den Wind abhalten, die Wärme der Sonne speichern und für ein besonderes Kleinklima sorgen, dürfen die empfindlichen Kübelpflanzen erst dann aus ihren Winterquartieren nach draußen ziehen – und verwandeln den Hof in ein kleines (Sub)Tropenparadies.
Ich liebe es, zwischen den blühenden Pflanzen zu sitzen, zu lesen, zu schreiben oder einfach die Seele baumeln zu lassen. Der Clerodendrum ugandense direkt neben mir macht seinem deutschen Namen Schmetterlingslosbaum oder Blauflügelchen alle Ehre. Die Blüten sehen wirklich aus wie kleine blaue Schmetterlinge.
Die aus Uganda stammende Pflanze würde sicher auch gut auf unsere Terrasse passen. Aber ich habe mir vorgenommen, künftig nur noch heimische Pflanzen ins Haus und in den Garten zu holen. Außerdem befürchte ich, dass es den Blauflügelchen im Winter in unserem ungeheizten Wintergarten zu kalt wird. Denn sie brauchen im Winterquartier nicht nur viel Licht, sondern auch Temperaturen um die 10 Grad.
Die Blauflügelchen blühen den ganzen Sommer lang. Weit weniger ausdauernd sind die großen roten Blüten der Scadoxus multiflorus, auf Deutsch Blutblume oder Feuerball-Lilie. Sie haben mich beim ersten Besuch an die traditionellen Bollenhüte aus dem Schwarzwald erinnert, eine Woche später waren sie schon verblüht, Farbe und schönheit dahin. Aber an blühendem Ersatz mangelt es nicht – und an der Mauer entdecke ich sogar eine Verwandte der Zaunwinden, die mir in meinem Garten das Leben so schwermachen – vermutlich eine Prunk- oder Trichterwinde.
Ja, der Subtropenhof wäre im Sommer mein Lieblingsplatz, wenn, ja wenn nicht das Wasser fehlte. Ich liebe es, aufs Wasser zu schauen – natürlich am liebsten aufs Meer, auf einen See oder einen Fluss. Aber ein Teich oder ein Bach tut’s zur Not auch. Die gibt es im Staudengrund: ein künstlicher Bach durchfließt den etwa 20.000 Quadratmeter großen Gartenbereich und speist es mehrere kleine Teiche, an deren Ufer ich gerne sitze. Neben naturnahen Stauden, die dem Gartenbereich ihren Namen geben, stehen hier zahlreiche alte Bäume, darunter eine mehr als 200 Jahre alte Gurkenmagnolie und mein Lieblingsbaum in den Herrenhäuser Gärten, die Süntelbuche.
Ewas enttäuscht war ich von der Fortsetzung der Ausstellung „Gartenkunst aus Meisterhand“. Bei meinem ersten Besuch im März informierten Schautafeln zwischen Palmen, Zitrusbäumchen und anderen subtropischen Pflanzen über die Geschichte der Herrenhäuser Gärten im Allgemeinen und über die Orangeriekultur im Besonderen . Die Schautafeln sind geblieben, die Pflanzen sind nach draußen gezogen. Sie säumen beispielsweise den Schmuckhof oder stehen im Subtropenhof. Man kann eben nicht alles haben …
Im Herbst 2023 hatte meine Tochter ihre erste Fotoausstellung im Unternehmerinnenzentrum in Hannover; vergangene Woche wurde ihre zweite eigene Ausstellung in Bad Harzburg eröffnet. Etwa dreißig Natur- und Landschaftsfotos sind noch bis Ende Oktober im Haus der Kirche zu sehen.
Wann Nele mit dem Fotografieren begonnen hat, weiß ich nicht mehr. Auf dem ersten Foto, das sie mit Kamera – damals noch mit Papas Nikon – zeigt, ist sie höchstens drei oder vier Jahre alt; als Schülerin bekam sie dann eine eigene Kamera. Auch für Vögel hat sich schon als Kind interessiert. Als ich neulich aufgeräumt habe, habe ich ein Bild von einem Goldregenpfeifer gefunden, das sie mit sieben oder acht Jahren gemalt hat. Ich hatte damals noch nie von diesem Vogel gehört – und hatte keine Ahnung, wie er aussieht.
Wenn wir heute gemeinsam wandern, zeigt Nele mir oft Vögel, die ich noch nie gesehen habe. Baumläufer beispielsweise, Schwanzmeisen, Neuntöter oder auch die Papageientaucher. Letztere sehen wirklich urig aus, sie erinnern mich ein bisschen an kleine Pinguine. Sie beim Anflug auf ihre Nester in den Felsen auf der Vogelinsel Runde zu beobachten, war wirklich ein Erlebnis, sie dabei zu fotografieren ist eine Kunst. Ich persönlich habe jetzt allerdings zu den Papageientauchern ein eher gespaltenes Verhältnis, weil ich unmittelbar nachdem ich die flinken Vögel in Aktion gesehen hatte, gestürzt bin und mir das Sprunggelenk gebrochen habe. Manchmal kommt es eben anders … (https://timetoflyblog.com/manchmal-kommt-es-anders).
Vögel gehören zu Neles Lieblingsmotiven. Um sie zu fotografieren, verharrt sie oft stundenlang reglos an einer Stelle, bis Eisvogel, Rabenkrähe, Papageientaucher und Co ihr nahe genug sind – und sie im richtigen Moment auf den Auslöser drücken kann. Wie gut sie dies beherrscht, ahnt man, wenn man in der Ausstellung den Vögeln Auge in Auge gegenübersteht.
Noch besser als die Vogelfotos gefallen mir Neles Landschafts- und Detailaufnahmen, die die besondere Stimmung und den Zauber des Augenblicks einfangen. Die meisten der in der Ausstellung gezeigten Fotos wurden in Norwegen, Neles Lieblingsreiseland, aufgenommen: die tanzenden Polarlichter beispielsweise oder die drei Gipfel im Licht der Polarnacht, die Sinfonie in Blau oder die Boote am Ufer des Fjords, die aussehen wie gemalt.
Zugegeben: Ich bin als Mutter parteiisch. Aber die „Natur-Momente“ ziehen viele BesucherInnen in ihren Bann. „Ihre Fotos sind absolut sehenswert. Nele Schmidtko versteht es, Landschaften und Tiere so zu fotografieren, dass der Betrachter stehen bleibt, um alle Details zu entdecken“, schrieb Michael Eggers nach der Vernissage in der Goslarschen Zeitung.
Die Ausstellung im Haus der Kirche in der Lutherstraße 7 in Bad Harzburg ist montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr geöffnet,derEintritt ist frei. Alle Ausstellungsfotos können auch in anderen Formaten und in unterschiedlichen Ausführungen – z. B. Leinwand, Acrylglas, Fine Art Print – bestellt werden. Die Auflage der meisten Motive ist auf maximal 15 Exemplare limitiert. Mehr Infos und mehr Motive gibt es auf der Website www.foerodens.com.
Vor ein paar Jahren ist eine Bekannte von der Mosel hier aufgetaucht, mit der ich nicht gerechnet habe. Denn eigentlich bevorzugen Zaunwinden, an der Mosel Bändchen genannt, lehmige, stickstoffreiche Böden. Doch auch in unserem Garten fühlen sie sich offenbar wohl, obwohl ich die Beete nie dünge.
Weil ich wegen der Fraktur meines Sprunggelenks seit Anfang Mai nur wenig im Garten arbeiten konnte, haben sich die Zaunwinden in diesem Jahr hemmungslos ausgebreitet. Vor einigen Tagen sind sie sogar in unseren Wintergarten eingedrungen – und haben damit eine Grenze überschritten.
Eigentlich habe ich nichts gegen Zaunwinden. Im Gegenteil. Ich finde die trichterförmigen weißen Blüten, die den Glockenblumen ähneln, sehr hübsch. Als Kinder haben wir die Blüten abgepflückt und daraus kleine Glocken gemacht. Dabei musste man sehr vorsichtig sein, sonst riss der Stempel, der Kelch und Blütenstiel verbindet – und die Glocke fiel ab.
Auch weil Zaunwinden (Calystegia sepium) zu den heimischen Pflanzen gehören und ökologisch wertvoll sind, habe ich sie bislang in unserem Garten geduldet. Denn viele Insekten, darunter die Nachtfalter Windenschwärmer und einige Wildbienenarten, ernähren sich laut NDR Ratgeber Garten von Pollen und Nektar der Winden.
Den Pflanzen in ihrer Nachbarschaft bereiten die schnell wachsenden Zaunwinden dagegen oft Probleme. Die Lianen kriechen nämlich meterweit über den Boden, um dann an allem hochzuklettern, was sich ihnen in den Weg stellt: an Blumen ebenso wie an dem stacheligen Feuerdorn, am Kirschbaum oder auch an meiner Hexe. Ihr können sie nichts anhaben, wohl aber den Pflanzen, die sie umschlingen: Mit ihren herzförmigen, dunkelgrünen Blättern und den bis zu zwei Meter tief in die Erde reichenden Wurzeln nehmen sie ihnen Licht, Wasser und Nährstoffe, können sie dadurch in ihrer Entwicklung hemmen oder sogar ersticken.
Und so habe ich den Winden jetzt den Kampf angesagt. In den vergangenen Tagen habe ich unzählige Lianen aus dem Boden gerissen – und dabei so manche Blume mit ausgerissen. Denn nicht immer lassen sich die Zaunwinden von ihren lebenden Rankhilfen lösen.
Um ihre Futterquelle müssen Windenschwärmer und Spiralhornbienen trotzdem nicht bangen. Denn selbst aus kleinen Wurzelresten können wieder neue Pflanzen wachsen. Außerdem werden die Samen durch den Wind verbreitet. Die Chance, dass es mir je gelingt, die Zaunwinden wieder ganz aus unserem Garten zu vertreiben, ist also gering.
Die meisten unserer Zimmerpflanzen sind zurzeit in der Sommerfrische auf der Terrasse. Nur einige müssen drinnen bleiben: Manche, zum Beispiel die Yuccapalme oder die Strelitzie, sind einfach zu groß und zu schwer um sie nach draußen zu bringen, andere vertragen die Sonne nicht. Die Monsteras beispielsweise: Die stammen zwar aus den Wäldern Mittel- und Südamerikas, wo es eher heißer ist als hierzulande. Aber die Bäume, an denen sie sich gerne hochranken, schützen sie offenbar vor der prallen Sonne.
Ich gebe zu: Bis heute Morgen habe ich drei meiner Monsteras für Philodendren gehalten (https://timetoflyblog.com/nahe-verwandte). Erst bei der Recherche für diesen Beitrag habe ich meinen Fehler bemerkt. Immerhin gehören Monsteras und Philodendren zur selben Familie, zu den Aronstabgewächsen (Araceae) – und teilen ihre Vorliebe für Bäume.
Einen Baum als Wirt kann ich ihnen nicht bieten, wohl aber einige Standorte im Haus ohne direkte Sonneneinstrahlung. Die gefallen ihnen offenbar gut: Die drei kleinen Ableger, die ich vor drei Jahren gerettet habe, als ihre Mutter den Sommer draußen nicht überlebte, sind zu stattlichen Monsteras herangewachsen. Eine bereitete mir jedoch wegen ihrer deformierten Blätter Sorgen. Jetzt habe ich ihr und ihren beiden Schwestern größere Töpfe spendiert – und hoffe, dass mehr Platz und mehr Erde ihnen gut bekommt.
Die vierte Monstera sieht ganz anders aus als ihre Cousinen: Die Blätter der Monkey Leaf sind dunkler und deutlich kleiner als die der Monstera deliciosa und geschlossen. Weil die Monkey Leaf unser Treppengeländer offenbar mit einem Baum verwechselt und es wie eine Liane umschlungen hat, muss sie sich mit einer Portion frischer Blumenerde begnügen. Denn ich wage nicht, die Ranken vom Geländer zu lösen.
Als ich die Sansevieria umgetopft und sie auf drei Blumentöpfe verteilt habe, musste ich daran denken, wie sie in unser Haus gekommen ist. Sie hat meine Mutter bei ihrem Umzug von der Mosel in ein Altenheim in Norddeutschland begleitet (https://timetoflyblog.com/same-procedure-every-herbst). Damals habe ich die Pflanze aus ihrem winzigen Topf befreit und sie gefünfteilt: Zwei Töpfe hat meine Mutter mit in ihr neues Zuhause genommen, einer ist zu meiner Freundin nach Süddeutschland gekommen, einer zu meiner Tochter in den Harz. Die fünfte Sansevieria habe ich behalten.
Aus eins macht fünf und dann ganz vieleNeues Zuhause in Bad Harzburg …… in Bruchsal …
Mir gefällt der Gedanke, dass aus der Pflanze meiner Mutter inzwischen ganz viele geworden sind. Ein Ableger des Ablegers, der jetzt bei einer Freundin meiner Tochter in Süddeutschland steht, blüht sogar gelegentlich.
… und in Burgwedel …… hier zusammen mit der neuen Mitbewohnerin, der rosa Felsenorchidee (links)
Ein Ableger, den einem Schulfreund meines Mannes mir im April geschenkt hat, brauchte ebenfalls schon ein größeres Zuhause. Dabei war ich am Anfang skeptisch, ob die Dendrobium Kingianum den Sommer auf der Terrasse überleben würde. Denn auch viele Orchideen mögen keine pralle Sonne. Doch der Schulfreund hatte recht: Die rosa Felsenorchidee ist unempfindlicher als die Orchidee, die ich von meiner Mutter geerbt habe, und kann auch draußen übersommern.
Blühen wird sie wohl erst im Winter – von Dezember bis März. Weil sie laut Website Orchideen-Pflege im Herbst/Winter einige Wochen kühle Temperaturen um die zehn Grad braucht, um zu blühen, wird sie im Herbst in den Wintergarten umziehen – und dort überwintern. Denn auch Temperaturen nahe null machen ihr offenbar nichts aus. Und vielleicht gelingt es mir ja sogar, neue Felsenorchideen zu züchten. Das geschieht nämlich einfach durch Risslinge, die in einen Topf mit etwas Erde gesteckt werden. Dann wandern möglicherweise im nächsten Jahr auch Ableger der Felsenorchidee in den Harz und nach Süddeutschland.
Diejenigen, die meinen Blog gelegentlich lesen, wissen es: Ich liebe schöne Gärten und bin ein großer Fan der Veranstaltungsreihe „Die offene Pforte“. Die wurde in England erfunden und 1991, als Hannover seinen 750. Geburtstag feierte, in die Landeshauptstadt importiert. Im ersten Jahr öffneten 26 GartenbesitzerInnen ihre Pforten für Interessierte und Neugierige wie mich, in diesem Jahr sind es rund 120 in und um Hannover.
Offene Pforte meets Rendezvous im Garten
In den vergangenen Jahren bin ich an den Sommerwochenenden oft von Garten zu Garten gepilgert. Aber in diesem Jahr muss ich wegen meines gebrochenen Fußes wohl noch bis Mitte Juli zu Hause bleiben. Das fällt mir an diesem Wochenende besonders schwer, weil an den Pfingsttagen über 20 Gärten besichtigt werden können. Seit Freitag findet nämlich parallel zur Offenen Pforte das „Rendezvous im Garten 2025“ statt. Es steht in diesem Jahr unter dem Motto „Gärten aus Stein – Steine in Gärten“.
Nun sind Gärten aus Stein eigentlich nicht mein Ding, aber Steine im Garten – die Verbindung von Natur und Kunst – mag ich durchaus. So hätte ich mir die Skulpturenausstellung im Garten von Aleksandra und Hans-Dieter Pristin sehr gerne angesehen. Und auch an der literarischen Führung der Komponistin und Rezitatorin Marie Dettmer wollte ich eigentlich teilnehmen, um den Maschpark einmal aus ganz anderen Perspektiven – in Lyrik und Prosa – kennenzulernen. Aber manchmal kommt es bekanntlich anders …
Doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Die Skulpturenausstellung im Garten Pristin ist noch bis Mitte September geöffnet. Und Marie Dettmer bietet in diesem Jahr noch weitere literarische Führungen an – beispielsweise durch den Berggarten, die Eilenriede oder Ende September noch einmal durch den Maschpark. Wenn ich wieder ohne Krücken auf beiden Beinen stehe, möchte ich den ausgefallenen Pfingstausflug unbedingt nachholen.
Kaum zu übersehen: Rhapsody in Blue blüht vor dem Wintergarten …… daneben versteckt sich die Künstlerrose zwischen Fingerhut und Topinambur.Die namenlose, aber dornenreiche rote Rose teilt sich das Rundbeet mit Pfingstrosen und Glockenblumen.
Derzeit muss ich mich mit unserem eigenen Garten begnügen. Dort geben Rosen, Pfingstrosen, Fingerhüte, Akeleien, Glockenblumen, Dreimasterblumen und Co ihr Bestes, um mich darüber hinwegzutrösten, dass mir der Blick in fremde Gärten vorläufig verwehrt bleibt. Und ihren Anblick kann ich – im Wintergarten sitzend – auch genießen, wenn es wie so oft in den letzten Tagen wieder einmal regnet.
Wilde Ecke: Zwischen Wein und Lavendel blühen AkeleienWilde Ecke zwei: Von den Miniteichen ist fast nichts mehr zu sehenGlockenblumen blühen fast überall im Garten.
Nein, es war keine Liebe auf den ersten Blick. Aber das lag vielleicht auch daran, dass das Wetter eher trüb und ich nach der langen Anreise müde und hungrig war, als ich endlich am Bahnhof von Oslo ankam.
In Grønland
Natürlich bin ich trotzdem noch einmal losgezogen, nachdem ich mein Gepäck in meinem Zimmer abgestellt hatte. Das lag ideal, um die Stadt zu erkunden, nämlich in Grønland, nur ein paar hundert Meter vom Bahnhof und vom Wahrzeichen Oslos, der Oper, entfernt. Die wurde direkt am Oslofjord, auf dem Gelände des ehemaligen Hafens gebaut, und erinnert mit der Fassade aus viel weißem Marmor und Glas wirklich ein bisschen an einen riesigen Eisberg, der aus dem Wasser ragt.
Oslos Wahrzeichen: die Oper
Und natürlich tat ich, was wahrscheinlich alle TouristInnen in Oslo tun: Ich stieg aufs Dach der Oper. Zum einen, weil ich natürlich die Aussicht über die Stadt genießen wollte, zum anderen gefällt mir die Idee: Die Oper ist für alle da, auch für Menschen, die mit Oper, klassischer Musik und Bildung wenig am Hut haben.
Die Oper aus verschiedenen Perspektiven …… fotografiert am nächsten Tag …… bei Sonnenschein und blauem Himmel
Wirklich begeistert hat mich der Ausblick am ersten Abend zugegebener Weise (noch) nicht – für meinen Geschmack zu wenig Altstadt-Charme und zu viele moderne (Hoch)häuser. Neben Bahnhof und Oper ragen die beiden höchsten kommerziell genutzten Gebäude Norwegens, das 117 m hohe Radisson Blu Plaza Hotel und das fast ebenso hohe (111 m) Bürogebäude Posthuset, in den Himmel. Direkt hinter dem Bahnhof stehen zwölf schmale, unterschiedlich hohe Hochhäuser, die wegen ihres Aussehens auch „Barcode“ genannt werden. Auch das Munch direkt neben der Oper präsentiert sich sehr modern.
„Vielleicht hätte auch ein Tag Oslo gereicht“, so mein Fazit am Abend des Ankunftstags. Ich hatte mich geirrt. Der erste Eindruck ist eben doch nicht immer der beste.
Durch Stockholm hatte ich mich im vergangenen Herbst zwei Tage lang treiben lassen, Oslo wollte ich mit dem Oslo Pass entdecken: Mit ihm kommt man gratis in die meisten Museen und Sehenswürdigkeiten in der Stadt, in vielen anderen zahlt man weniger Eintritt. Rabatte gibt es auch auf Sightseeing-Touren, Konzertkarten, in manchen Restaurants und Geschäften. . Busse, Straßenbahnen und einige Fähren in und um Oslo kann man mit dem Oslo Pass ebenfalls kostenlos nutzen. Das habe ich getan, aber wie immer war ich viel zu Fuß unterwegs – und habe en passant so manches entdeckt, was nicht auf meiner To-visit-Liste stand.
Widerstands- und Holocaustmuseum
Das Norwegische Widerstandsmuseum (Norges Hjemmefrontmuseum) beispielsweise in einem kleinen Gebäude auf dem Gelände der Festung Akershus. Die wurde während der deutschen Besetzung Norwegens von 1940 bis 1945 unter anderem als Gefängnis benutzt. Ein düstereres Museum habe ich noch nie gesehen – es befindet sich zum großen Teil in einem schmalen, dunklen Kellergang. Aber es informiert ja auch über das düsterste Kapitel in der deutschen Geschichte und in den deutsch-norwegischen Beziehungen.
Viele NorwegerInnen leisteten Widerstand gegen die nationalsozialistische Terrorherrschaft in ihrem Land – und retteten so manchen Verfolgten das Leben, Über 40.000 NorwegerInnen wurden während der Besatzungszeit inhaftiert und teilweise in deutsche Konzentrationslager verschleppt, etwa 1.500 starben. Ein Drittel der jüdischen Bevölkerung Norwegens wurde ermordet, nur 34 Jüdinnen und Juden überlebten.
Im Norwegischen WiderstandsmuseumDas Zentrum für Holocaust- und MinderheitenstudienNever forget: die Opfer des Naziterrors
Vom Schicksal einer jungen jüdischen Frau habe ich dann kurze Zeit später im norwegischen Zentrum für Holocaust- und Minderheitenstudien (Senter for studier av Holocaust og livssynsminoriteter) auf der Halbinsel Bygdøy erfahren.
Ruth Maier wurde 1920 in Wien geboren. 1939 floh sie vor den Nazis nach Norwegen. In ihren Tagebüchern, die sie schon als 13-Jährige in Wien begonnen hat, beschreibt sie ihr Leben in der Emigration – die Aufzeichnungen enden im November 1942, als sie von Oslo nach Auschwitz deportiert und dort ermordet wird. Die Dichterin Gunvor Hofmo, die mit Ruth Maier befreundet war, bewahrte die Aufzeichnungen auf; erst 2007 wurden sie mit Briefen und Bildern vom norwegischen Schriftsteller Jan Erik Vold auf Norwegisch herausgegeben – und anschließende in mehrere Sprachen übersetzt. Die deutsche Ausgabe erschien 2008 in der Deutschen Verlags Anstalt – ich habe zum Glück ein Buch antiquarisch kaufen können.
Das Munch
Die Bilder Edvard Munchs habe ich im Januar 2024 bei der Ausstellung im Museum Barberini in Potsdam „entdeckt“ . Und so war der Besuch im Munch für mich natürlich ein Muss. Denn über die Hälfte der Gemälde Munchs, alle grafischen Motive und alle existierenden Druckplatten aus dem Nachlass des Malers sind, so Wikipedia, im Besitz des Museums, das 2021 eröffnet wurde.
Von außen ist das Munch sicher nicht jedermanns Sache. Wegen der „mit wellenförmigen Platten aus recyceltem Aluminium“ verkleideten Fassade wird es laut Wikipedia gelegentlich „als die größte Leitplankensammlung der Welt bezeichnet“. Andere erinnert der vom spanischen Architekturbüro Studio Herreros entworfene Bau an einen Bücherstapel, der aus dem Gleichgewicht zu geraten droht.
Aber von innen ist das Munch vielleicht das schönste Museum, das ich je gesehen habe (gut, so viele waren es ja auch noch nicht). Allein wegen des Blicks durch die gläserne Fassade auf den Fjord lohnt der Besuch. Nicht nur, aber auch deswegen bin ich am nächsten Tag noch einmal ins Munch gegangen.
Blick aus dem Munch auf die Oper …… und auf den Oslofjord
Am ersten Tag habe ich mir alle elf Ausstellungsgalerien angesehen, die sich auf 13 Stockwerke verteilen. Das Museum ist zwar Munch gewidmet, aber Anfang Mai wurden auch drei andere Ausstellungen gezeigt.
Mit den Bildern von Georg Baselitz kann ich zugegebenerweise wenig anfangen – egal ob sie „richtig rum“ oder umgedreht, „feet first“, hängen. Besser haben mir die Werke von Kerstin Brätsch und Kiyoshi Yamamoto gefallen.
Zu Gast im Munch: Werke von Georg Baselitz… Kerstin Brätsch …… und Kiyoshi Yamamoto
Im Mittelpunkt stehen im Munch natürlich die Werke von Edvard Munch. Einige hatte ich ja schon in Potsdam gesehen, aber ich habe natürlich viel Neues entdeckt. Mein Lieblingsbild – und offenbar nicht nur meins – ist und bleibt der Schrei, den es im Munch gleich in drei Versionen gibt. Die Bilder waren bei meinem zweiten Besuch so umlagert, dass es kaum ein Durchkommen gab.
Das Nationalmuseum
Bilder von Edvard Munch gibt es – natürlich – auch im neuen Nationalmuseum für Kunst, Architektur und Design an derAker Brygge, dem ehemaligen Werftgelände. Insgesamt sind im größten Kunstmuseum Skandinaviens rund 5.000 Objekte – von Design, Kunsthandwerk bis bildender Kunst – aus verschiedenen Jahrhunderten – von der Antike bis zur Gegenwart – zu sehen: neben Werken internationaler KünstlerInnen wie Claude Monet, Paul Gauguin, Auguste Renoir, Paul Cézanne und Pablo Picasso auch die vieler norwegischer KünstlerInnen.
Besonders beeindruckt haben mich die Bilder von Hans Gude, Peder Balke und Johan Christian Dahl – nicht wegen der Motive, sondern wegen des Lichteinfalls. So möchte ich malen können.
Vigeland-Skulpturenpark
Fans des Bildhauers Gustav Vigeland kommen nicht nur im Nationalmuseum, sondern vor allem auch im Vigelandsanlegget, auf Deutsch Vigeland-Skulpturenpark, auf ihre Kosten. Dort zeigen mehr als 200 seiner Stein- und Bronzeskulpturen Menschen jeden Alters in verschiedenen Lebenslagen: von der Geburt bis zum Tod, mal allein, mal ineinander verschlungen wie im Rad des Lebens oder im Monolith, einer 17 Meter hohen Granitsäule. Mir haben zwar einige Skulpturen gefallen, aber irgendwie waren mir Skulpturen und Park zu monumental. Die Masse der nackten Körper hat mich fast erschlagen, ebenso wie die Masse der Menschen, die durch den Park pilgerten.
Ekebergparken
Im Ekebergparken war ich am nächsten Morgen fast allein und konnte Natur, Kunst und Panoramablick ungestört genießen. Denn vom Park, der auf einem Hügel westlich der Innenstadt liegt, hat frau einen atemberaubenden Blick auf die Stadt und den Oslofjord. Der Ausblick soll übrigens Edvard Munch zu seinem berühmtesten Gemälde inspiriert haben.
Heute kann man dort beim Spaziergang durch den Wald 40 Skulpturen und Kunstinstallationen bewundern, unter anderem von Renoir, Rodin und Dali, aber auch von vielen anderen (zeitgenössischen) KünstlerInnen. Besonders beeindruckt haben mich der Junge auf dem Sprungturm von Elmgreen & Dragset und „We come in peace“ von Huma Bhabha.
Dilemma von Elmgreen & Dragset „We come in peace“ von Huma Bhabha
Auch eine Bekannte aus Hannover habe ich im Ekebergparken wiedergetroffen und auf den ersten Blick wiedererkannt: Niki de Saint Phalles verliebter Vogel (L´ouiseau Amoureux Fontaine) kann die Familienähnlichkeit mit den Nanas in Hannover nicht verleugnen.
Das Café im Ekebergparken war leider noch geschlossen: Ich habe mir aber fest vorgenommen, dort bei einer Tasse Kaffee die Aussicht auf den Oslofjord zu genießen, wenn ich das nächste Mal in Oslo bin. Denn ich habe mich geirrt, zwei Tage sind für Oslo bei Weitem nicht genug. Es gibt noch viel mehr zu entdecken.
Eines meiner Lieblingszitate stammt von dem französischen Mathematiker, Physiker und Philosophen Blaise Pascal: „Wenn du Gott zum Lachen bringen willst, erzähle ihm von deinen Plänen.“ Jetzt hat es sich wieder einmal gezeigt, dass es stimmt.
Foe und ich wollten während meines Urlaubs in Norwegen ein langes Wochenende auf der Vogelinsel Runde verbringen. Dort brüten laut Wikipedia jedes Jahr rund 170.000 Seevögel-Paare – vor allem Papageientaucher, aber auch Dreizehen-und Raubmöwen, Trottellummen, Eissturmvögel, Tordalken, ja sogar Seeadler. Foe, Vogelexpertin und Fotografin, wollte auf der Insel Vögel beobachten und fotografieren, ich wollte am Meer sitzen, lesen und schreiben, und gemeinsam wollten wir auf dem Fjell und um die Insel wandern.
Am Anfang lief alles wie geplant: Wir haben die gebuchte Hütte auf dem Campingplatz bezogen – mit Blick aufs Meer – und sind dann aufs Fjell zu den Klippen gewandert. Am frühen Abend habe ich zum ersten Mal Papageientaucher in freier Wildbahn gesehen und fotografiert. Doch auf dem Rückweg zum Campingplatz bin ich auf einer matschigen Stelle ausgerutscht – und habe sofort gemerkt, dass mit meinem Fuß etwas nicht stimmte. „Ein Bänderriss“, dachte ich.
Einige Norwegerinnen blieben sofort stehen und halfen mir: Sie alarmierten über FreundInnen Foe, die noch ahnungslos Vögel fotografierte. Sie telefonierten mit den Rettungskräften und harrten mit mir und Foe aus, bis die freiwilligen Helfer vom Roten Kreuz kamen. Weil ich an der zweitungünstigsten Stelle gestürzt war, dauerte das mehr als eine Stunde: Schneller wäre es mit dem Hubschrauber gegangen, doch das erschien mir wegen einer Fußverletzung doch zu dramatisch. Mit einem snowmobilartigen geländegängigen Gefährt brachten sie mich zum Campingplatz; von dort aus fuhr mich Foe zur Notärztin nach Oerste und mit ihrer Überweisung dann ins Krankenhaus nach Volda.
Weil wir vor einem gesperrten Tunnel mehr als eine halbe Stunde waren mussten, kamen wir erst weit nach Mitternacht im Krankenhaus an. Mein Fuß wurde geröntgt, ein CT wurde gemacht und was die ErsthelferInnen befürchtet hatten, bewahrheite sich. Das Fußgelenk ist gleich mehrfach gebrochen, ich muss operiert werden – weil das Gelenk noch stark geschwollen und das Infektionsrisiko bei einer Operation noch zu groß ist, gleich zweimal.
Noch am Freitag wurde der Fuß von außen fixiert, damit die Knochen bis zur richtigen Operation nächste Woche nicht falsch zusammenwachsen. Die Fixierung erinnert eher an ein mittelalterliches Folterinstrument als an ein Hilfsmittel. Aber ich habe keine Schmerzen. Die ÄrztInnen und PflegerInnen sind freundlich, sprechen mit mir Englisch, weil ich ja kein Norwegisch verstehe. Ich habe ein Bett am Fenster bekommen, von dem aus ich den Fjord und das Meer sehen kann. Was will frau mehr.
Viel Zeit zum Lesen und zum Schreiben habe ich auch, wie ich es mir gewünscht habe. Mit dem Wandern wird es allerdings in der nächsten Zeit wohl nichts.
Immerhin konnte ich am Samstag gleich zwei Blogbeiträge (fertig) schreiben, weitere folgen hoffentlich in den nächsten Tagen. Leider funktionierte das Hochladen der Bilder im Krankenhaus gestern nicht wie geplant. Doch mit den Plänen ist es ja bekanntlich so eine Sache …
Auf diesem Weg danke an alle, die mir geholfen haben.
Foes Vogel- und Naturfotos findet ihr auf ihrer Website.
Bevor ich Anfang März den Blogbeitrag über den Frühlingsanfang schrieb, war mir gar nicht bewusst, dass es auch einen phänologischen Kalender mit insgesamt zehn biologisch begründeten Jahreszeiten gibt – jeweils drei im Frühling, Sommer und im Herbst. Nicht nur Lesen, auch Schreiben bildet offenbar.
Damals blühten in unserem Garten die typischen „Zeigerpflanzen“ des Vorfrühlings; jetzt geht bereits der Erstfrühling zu Ende. Forsythien und Kirschen, typische Zeigerpflanzen des Erstfrühlings, sind verblüht, auch die Zeit von Buschwindröschen, Traubenhyazinthen, Anemonen, Narzissen und Tulpen ist bald vorbei.
Der Vorfrühling ist vorbei, und mit ihm die Zeit der Forsythien …… Anemonen und Tulpen.
Statt Blau und Gelb dominiert im Garten jetzt Weiß – nur Sumpfdotterblumen und das nimmermüde Blaukissen stemmen sich gegen diesen Trend.
Apfelbaum und Flieder, Beinwell, Bärlauch, Erdbeeren und Waldmeister zeigen, dass der Vollfrühling begonnen hat.
Wenn der Bärlauch blüht, ist seine Erntezeit vorbei …… Erdbeeren und …… Äpfel werden erst im Sommer und Herbst geerntet.
Gestern habe ich in unserem Garten die ersten Maiglöckchen und Himbeerblüten entdeckt. Dass die Himbeeren schon blühen, macht mich ein bisschen wehmütig. Mit der Himbeerblüte endet nämlich der Frühling.
Maiglöckchen sehen hübsch aus, sind aber giftig. Und auch die Waldmeisterblüten sind nur mit Vorsicht zu genießen.Wenn die Himbeeren blühen, geht der Vollfrühling zu Ende.
Doch vielleicht gibt es für mich in diesem Jahr eine Verlängerung. Denn der Vollfrühling, der laut Wikipedia „in Europa meist Ende Februar im Südwesten von Portugal“ startet, „zieht in Europa … mit ca. 40 km pro Tag nordwärts“. In Mitteleuropa beginnt er meist Anfang April, Finnland erreicht er etwa 90 Tage später.
Wenn ich also nächste Woche nach Norwegen fahre, reise ich meiner Lieblingsjahreszeit nach – und erlebe vielleicht dort einen zweiten Frühling.