Im Herbst 2023 hatte meine Tochter ihre erste Fotoausstellung im Unternehmerinnenzentrum in Hannover; vergangene Woche wurde ihre zweite eigene Ausstellung in Bad Harzburg eröffnet. Etwa dreißig Natur- und Landschaftsfotos sind noch bis Ende Oktober im Haus der Kirche zu sehen.
Wann Nele mit dem Fotografieren begonnen hat, weiß ich nicht mehr. Auf dem ersten Foto, das sie mit Kamera – damals noch mit Papas Nikon – zeigt, ist sie höchstens drei oder vier Jahre alt; als Schülerin bekam sie dann eine eigene Kamera. Auch für Vögel hat sich schon als Kind interessiert. Als ich neulich aufgeräumt habe, habe ich ein Bild von einem Goldregenpfeifer gefunden, das sie mit sieben oder acht Jahren gemalt hat. Ich hatte damals noch nie von diesem Vogel gehört – und hatte keine Ahnung, wie er aussieht.
Wenn wir heute gemeinsam wandern, zeigt Nele mir oft Vögel, die ich noch nie gesehen habe. Baumläufer beispielsweise, Schwanzmeisen, Neuntöter oder auch die Papageientaucher. Letztere sehen wirklich urig aus, sie erinnern mich ein bisschen an kleine Pinguine. Sie beim Anflug auf ihre Nester in den Felsen auf der Vogelinsel Runde zu beobachten, war wirklich ein Erlebnis, sie dabei zu fotografieren ist eine Kunst. Ich persönlich habe jetzt allerdings zu den Papageientauchern ein eher gespaltenes Verhältnis, weil ich unmittelbar nachdem ich die flinken Vögel in Aktion gesehen hatte, gestürzt bin und mir das Sprunggelenk gebrochen habe. Manchmal kommt es eben anders … (https://timetoflyblog.com/manchmal-kommt-es-anders).
Vögel gehören zu Neles Lieblingsmotiven. Um sie zu fotografieren, verharrt sie oft stundenlang reglos an einer Stelle, bis Eisvogel, Rabenkrähe, Papageientaucher und Co ihr nahe genug sind – und sie im richtigen Moment auf den Auslöser drücken kann. Wie gut sie dies beherrscht, ahnt man, wenn man in der Ausstellung den Vögeln Auge in Auge gegenübersteht.
Noch besser als die Vogelfotos gefallen mir Neles Landschafts- und Detailaufnahmen, die die besondere Stimmung und den Zauber des Augenblicks einfangen. Die meisten der in der Ausstellung gezeigten Fotos wurden in Norwegen, Neles Lieblingsreiseland, aufgenommen: die tanzenden Polarlichter beispielsweise oder die drei Gipfel im Licht der Polarnacht, die Sinfonie in Blau oder die Boote am Ufer des Fjords, die aussehen wie gemalt.
Zugegeben: Ich bin als Mutter parteiisch. Aber die „Natur-Momente“ ziehen viele BesucherInnen in ihren Bann. „Ihre Fotos sind absolut sehenswert. Nele Schmidtko versteht es, Landschaften und Tiere so zu fotografieren, dass der Betrachter stehen bleibt, um alle Details zu entdecken“, schrieb Michael Eggers nach der Vernissage in der Goslarschen Zeitung.
Die Ausstellung im Haus der Kirche in der Lutherstraße 7 in Bad Harzburg ist montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr geöffnet,derEintritt ist frei. Alle Ausstellungsfotos können auch in anderen Formaten und in unterschiedlichen Ausführungen – z. B. Leinwand, Acrylglas, Fine Art Print – bestellt werden. Die Auflage der meisten Motive ist auf maximal 15 Exemplare limitiert. Mehr Infos und mehr Motive gibt es auf der Website www.foerodens.com.
Vor ein paar Jahren ist eine Bekannte von der Mosel hier aufgetaucht, mit der ich nicht gerechnet habe. Denn eigentlich bevorzugen Zaunwinden, an der Mosel Bändchen genannt, lehmige, stickstoffreiche Böden. Doch auch in unserem Garten fühlen sie sich offenbar wohl, obwohl ich die Beete nie dünge.
Weil ich wegen der Fraktur meines Sprunggelenks seit Anfang Mai nur wenig im Garten arbeiten konnte, haben sich die Zaunwinden in diesem Jahr hemmungslos ausgebreitet. Vor einigen Tagen sind sie sogar in unseren Wintergarten eingedrungen – und haben damit eine Grenze überschritten.
Eigentlich habe ich nichts gegen Zaunwinden. Im Gegenteil. Ich finde die trichterförmigen weißen Blüten, die den Glockenblumen ähneln, sehr hübsch. Als Kinder haben wir die Blüten abgepflückt und daraus kleine Glocken gemacht. Dabei musste man sehr vorsichtig sein, sonst riss der Stempel, der Kelch und Blütenstiel verbindet – und die Glocke fiel ab.
Auch weil Zaunwinden (Calystegia sepium) zu den heimischen Pflanzen gehören und ökologisch wertvoll sind, habe ich sie bislang in unserem Garten geduldet. Denn viele Insekten, darunter die Nachtfalter Windenschwärmer und einige Wildbienenarten, ernähren sich laut NDR Ratgeber Garten von Pollen und Nektar der Winden.
Den Pflanzen in ihrer Nachbarschaft bereiten die schnell wachsenden Zaunwinden dagegen oft Probleme. Die Lianen kriechen nämlich meterweit über den Boden, um dann an allem hochzuklettern, was sich ihnen in den Weg stellt: an Blumen ebenso wie an dem stacheligen Feuerdorn, am Kirschbaum oder auch an meiner Hexe. Ihr können sie nichts anhaben, wohl aber den Pflanzen, die sie umschlingen: Mit ihren herzförmigen, dunkelgrünen Blättern und den bis zu zwei Meter tief in die Erde reichenden Wurzeln nehmen sie ihnen Licht, Wasser und Nährstoffe, können sie dadurch in ihrer Entwicklung hemmen oder sogar ersticken.
Und so habe ich den Winden jetzt den Kampf angesagt. In den vergangenen Tagen habe ich unzählige Lianen aus dem Boden gerissen – und dabei so manche Blume mit ausgerissen. Denn nicht immer lassen sich die Zaunwinden von ihren lebenden Rankhilfen lösen.
Um ihre Futterquelle müssen Windenschwärmer und Spiralhornbienen trotzdem nicht bangen. Denn selbst aus kleinen Wurzelresten können wieder neue Pflanzen wachsen. Außerdem werden die Samen durch den Wind verbreitet. Die Chance, dass es mir je gelingt, die Zaunwinden wieder ganz aus unserem Garten zu vertreiben, ist also gering.
Die meisten unserer Zimmerpflanzen sind zurzeit in der Sommerfrische auf der Terrasse. Nur einige müssen drinnen bleiben: Manche, zum Beispiel die Yuccapalme oder die Strelitzie, sind einfach zu groß und zu schwer um sie nach draußen zu bringen, andere vertragen die Sonne nicht. Die Monsteras beispielsweise: Die stammen zwar aus den Wäldern Mittel- und Südamerikas, wo es eher heißer ist als hierzulande. Aber die Bäume, an denen sie sich gerne hochranken, schützen sie offenbar vor der prallen Sonne.
Ich gebe zu: Bis heute Morgen habe ich drei meiner Monsteras für Philodendren gehalten (https://timetoflyblog.com/nahe-verwandte). Erst bei der Recherche für diesen Beitrag habe ich meinen Fehler bemerkt. Immerhin gehören Monsteras und Philodendren zur selben Familie, zu den Aronstabgewächsen (Araceae) – und teilen ihre Vorliebe für Bäume.
Einen Baum als Wirt kann ich ihnen nicht bieten, wohl aber einige Standorte im Haus ohne direkte Sonneneinstrahlung. Die gefallen ihnen offenbar gut: Die drei kleinen Ableger, die ich vor drei Jahren gerettet habe, als ihre Mutter den Sommer draußen nicht überlebte, sind zu stattlichen Monsteras herangewachsen. Eine bereitete mir jedoch wegen ihrer deformierten Blätter Sorgen. Jetzt habe ich ihr und ihren beiden Schwestern größere Töpfe spendiert – und hoffe, dass mehr Platz und mehr Erde ihnen gut bekommt.
Die vierte Monstera sieht ganz anders aus als ihre Cousinen: Die Blätter der Monkey Leaf sind dunkler und deutlich kleiner als die der Monstera deliciosa und geschlossen. Weil die Monkey Leaf unser Treppengeländer offenbar mit einem Baum verwechselt und es wie eine Liane umschlungen hat, muss sie sich mit einer Portion frischer Blumenerde begnügen. Denn ich wage nicht, die Ranken vom Geländer zu lösen.
Als ich die Sansevieria umgetopft und sie auf drei Blumentöpfe verteilt habe, musste ich daran denken, wie sie in unser Haus gekommen ist. Sie hat meine Mutter bei ihrem Umzug von der Mosel in ein Altenheim in Norddeutschland begleitet (https://timetoflyblog.com/same-procedure-every-herbst). Damals habe ich die Pflanze aus ihrem winzigen Topf befreit und sie gefünfteilt: Zwei Töpfe hat meine Mutter mit in ihr neues Zuhause genommen, einer ist zu meiner Freundin nach Süddeutschland gekommen, einer zu meiner Tochter in den Harz. Die fünfte Sansevieria habe ich behalten.
Aus eins macht fünf und dann ganz vieleNeues Zuhause in Bad Harzburg …… in Bruchsal …
Mir gefällt der Gedanke, dass aus der Pflanze meiner Mutter inzwischen ganz viele geworden sind. Ein Ableger des Ablegers, der jetzt bei einer Freundin meiner Tochter in Süddeutschland steht, blüht sogar gelegentlich.
… und in Burgwedel …… hier zusammen mit der neuen Mitbewohnerin, der rosa Felsenorchidee (links)
Ein Ableger, den einem Schulfreund meines Mannes mir im April geschenkt hat, brauchte ebenfalls schon ein größeres Zuhause. Dabei war ich am Anfang skeptisch, ob die Dendrobium Kingianum den Sommer auf der Terrasse überleben würde. Denn auch viele Orchideen mögen keine pralle Sonne. Doch der Schulfreund hatte recht: Die rosa Felsenorchidee ist unempfindlicher als die Orchidee, die ich von meiner Mutter geerbt habe, und kann auch draußen übersommern.
Blühen wird sie wohl erst im Winter – von Dezember bis März. Weil sie laut Website Orchideen-Pflege im Herbst/Winter einige Wochen kühle Temperaturen um die zehn Grad braucht, um zu blühen, wird sie im Herbst in den Wintergarten umziehen – und dort überwintern. Denn auch Temperaturen nahe null machen ihr offenbar nichts aus. Und vielleicht gelingt es mir ja sogar, neue Felsenorchideen zu züchten. Das geschieht nämlich einfach durch Risslinge, die in einen Topf mit etwas Erde gesteckt werden. Dann wandern möglicherweise im nächsten Jahr auch Ableger der Felsenorchidee in den Harz und nach Süddeutschland.
Diejenigen, die meinen Blog gelegentlich lesen, wissen es: Ich liebe schöne Gärten und bin ein großer Fan der Veranstaltungsreihe „Die offene Pforte“. Die wurde in England erfunden und 1991, als Hannover seinen 750. Geburtstag feierte, in die Landeshauptstadt importiert. Im ersten Jahr öffneten 26 GartenbesitzerInnen ihre Pforten für Interessierte und Neugierige wie mich, in diesem Jahr sind es rund 120 in und um Hannover.
Offene Pforte meets Rendezvous im Garten
In den vergangenen Jahren bin ich an den Sommerwochenenden oft von Garten zu Garten gepilgert. Aber in diesem Jahr muss ich wegen meines gebrochenen Fußes wohl noch bis Mitte Juli zu Hause bleiben. Das fällt mir an diesem Wochenende besonders schwer, weil an den Pfingsttagen über 20 Gärten besichtigt werden können. Seit Freitag findet nämlich parallel zur Offenen Pforte das „Rendezvous im Garten 2025“ statt. Es steht in diesem Jahr unter dem Motto „Gärten aus Stein – Steine in Gärten“.
Nun sind Gärten aus Stein eigentlich nicht mein Ding, aber Steine im Garten – die Verbindung von Natur und Kunst – mag ich durchaus. So hätte ich mir die Skulpturenausstellung im Garten von Aleksandra und Hans-Dieter Pristin sehr gerne angesehen. Und auch an der literarischen Führung der Komponistin und Rezitatorin Marie Dettmer wollte ich eigentlich teilnehmen, um den Maschpark einmal aus ganz anderen Perspektiven – in Lyrik und Prosa – kennenzulernen. Aber manchmal kommt es bekanntlich anders …
Doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Die Skulpturenausstellung im Garten Pristin ist noch bis Mitte September geöffnet. Und Marie Dettmer bietet in diesem Jahr noch weitere literarische Führungen an – beispielsweise durch den Berggarten, die Eilenriede oder Ende September noch einmal durch den Maschpark. Wenn ich wieder ohne Krücken auf beiden Beinen stehe, möchte ich den ausgefallenen Pfingstausflug unbedingt nachholen.
Kaum zu übersehen: Rhapsody in Blue blüht vor dem Wintergarten …… daneben versteckt sich die Künstlerrose zwischen Fingerhut und Topinambur.Die namenlose, aber dornenreiche rote Rose teilt sich das Rundbeet mit Pfingstrosen und Glockenblumen.
Derzeit muss ich mich mit unserem eigenen Garten begnügen. Dort geben Rosen, Pfingstrosen, Fingerhüte, Akeleien, Glockenblumen, Dreimasterblumen und Co ihr Bestes, um mich darüber hinwegzutrösten, dass mir der Blick in fremde Gärten vorläufig verwehrt bleibt. Und ihren Anblick kann ich – im Wintergarten sitzend – auch genießen, wenn es wie so oft in den letzten Tagen wieder einmal regnet.
Wilde Ecke: Zwischen Wein und Lavendel blühen AkeleienWilde Ecke zwei: Von den Miniteichen ist fast nichts mehr zu sehenGlockenblumen blühen fast überall im Garten.
Nein, es war keine Liebe auf den ersten Blick. Aber das lag vielleicht auch daran, dass das Wetter eher trüb und ich nach der langen Anreise müde und hungrig war, als ich endlich am Bahnhof von Oslo ankam.
In Grønland
Natürlich bin ich trotzdem noch einmal losgezogen, nachdem ich mein Gepäck in meinem Zimmer abgestellt hatte. Das lag ideal, um die Stadt zu erkunden, nämlich in Grønland, nur ein paar hundert Meter vom Bahnhof und vom Wahrzeichen Oslos, der Oper, entfernt. Die wurde direkt am Oslofjord, auf dem Gelände des ehemaligen Hafens gebaut, und erinnert mit der Fassade aus viel weißem Marmor und Glas wirklich ein bisschen an einen riesigen Eisberg, der aus dem Wasser ragt.
Oslos Wahrzeichen: die Oper
Und natürlich tat ich, was wahrscheinlich alle TouristInnen in Oslo tun: Ich stieg aufs Dach der Oper. Zum einen, weil ich natürlich die Aussicht über die Stadt genießen wollte, zum anderen gefällt mir die Idee: Die Oper ist für alle da, auch für Menschen, die mit Oper, klassischer Musik und Bildung wenig am Hut haben.
Die Oper aus verschiedenen Perspektiven …… fotografiert am nächsten Tag …… bei Sonnenschein und blauem Himmel
Wirklich begeistert hat mich der Ausblick am ersten Abend zugegebener Weise (noch) nicht – für meinen Geschmack zu wenig Altstadt-Charme und zu viele moderne (Hoch)häuser. Neben Bahnhof und Oper ragen die beiden höchsten kommerziell genutzten Gebäude Norwegens, das 117 m hohe Radisson Blu Plaza Hotel und das fast ebenso hohe (111 m) Bürogebäude Posthuset, in den Himmel. Direkt hinter dem Bahnhof stehen zwölf schmale, unterschiedlich hohe Hochhäuser, die wegen ihres Aussehens auch „Barcode“ genannt werden. Auch das Munch direkt neben der Oper präsentiert sich sehr modern.
„Vielleicht hätte auch ein Tag Oslo gereicht“, so mein Fazit am Abend des Ankunftstags. Ich hatte mich geirrt. Der erste Eindruck ist eben doch nicht immer der beste.
Durch Stockholm hatte ich mich im vergangenen Herbst zwei Tage lang treiben lassen, Oslo wollte ich mit dem Oslo Pass entdecken: Mit ihm kommt man gratis in die meisten Museen und Sehenswürdigkeiten in der Stadt, in vielen anderen zahlt man weniger Eintritt. Rabatte gibt es auch auf Sightseeing-Touren, Konzertkarten, in manchen Restaurants und Geschäften. . Busse, Straßenbahnen und einige Fähren in und um Oslo kann man mit dem Oslo Pass ebenfalls kostenlos nutzen. Das habe ich getan, aber wie immer war ich viel zu Fuß unterwegs – und habe en passant so manches entdeckt, was nicht auf meiner To-visit-Liste stand.
Widerstands- und Holocaustmuseum
Das Norwegische Widerstandsmuseum (Norges Hjemmefrontmuseum) beispielsweise in einem kleinen Gebäude auf dem Gelände der Festung Akershus. Die wurde während der deutschen Besetzung Norwegens von 1940 bis 1945 unter anderem als Gefängnis benutzt. Ein düstereres Museum habe ich noch nie gesehen – es befindet sich zum großen Teil in einem schmalen, dunklen Kellergang. Aber es informiert ja auch über das düsterste Kapitel in der deutschen Geschichte und in den deutsch-norwegischen Beziehungen.
Viele NorwegerInnen leisteten Widerstand gegen die nationalsozialistische Terrorherrschaft in ihrem Land – und retteten so manchen Verfolgten das Leben, Über 40.000 NorwegerInnen wurden während der Besatzungszeit inhaftiert und teilweise in deutsche Konzentrationslager verschleppt, etwa 1.500 starben. Ein Drittel der jüdischen Bevölkerung Norwegens wurde ermordet, nur 34 Jüdinnen und Juden überlebten.
Im Norwegischen WiderstandsmuseumDas Zentrum für Holocaust- und MinderheitenstudienNever forget: die Opfer des Naziterrors
Vom Schicksal einer jungen jüdischen Frau habe ich dann kurze Zeit später im norwegischen Zentrum für Holocaust- und Minderheitenstudien (Senter for studier av Holocaust og livssynsminoriteter) auf der Halbinsel Bygdøy erfahren.
Ruth Maier wurde 1920 in Wien geboren. 1939 floh sie vor den Nazis nach Norwegen. In ihren Tagebüchern, die sie schon als 13-Jährige in Wien begonnen hat, beschreibt sie ihr Leben in der Emigration – die Aufzeichnungen enden im November 1942, als sie von Oslo nach Auschwitz deportiert und dort ermordet wird. Die Dichterin Gunvor Hofmo, die mit Ruth Maier befreundet war, bewahrte die Aufzeichnungen auf; erst 2007 wurden sie mit Briefen und Bildern vom norwegischen Schriftsteller Jan Erik Vold auf Norwegisch herausgegeben – und anschließende in mehrere Sprachen übersetzt. Die deutsche Ausgabe erschien 2008 in der Deutschen Verlags Anstalt – ich habe zum Glück ein Buch antiquarisch kaufen können.
Das Munch
Die Bilder Edvard Munchs habe ich im Januar 2024 bei der Ausstellung im Museum Barberini in Potsdam „entdeckt“ . Und so war der Besuch im Munch für mich natürlich ein Muss. Denn über die Hälfte der Gemälde Munchs, alle grafischen Motive und alle existierenden Druckplatten aus dem Nachlass des Malers sind, so Wikipedia, im Besitz des Museums, das 2021 eröffnet wurde.
Von außen ist das Munch sicher nicht jedermanns Sache. Wegen der „mit wellenförmigen Platten aus recyceltem Aluminium“ verkleideten Fassade wird es laut Wikipedia gelegentlich „als die größte Leitplankensammlung der Welt bezeichnet“. Andere erinnert der vom spanischen Architekturbüro Studio Herreros entworfene Bau an einen Bücherstapel, der aus dem Gleichgewicht zu geraten droht.
Aber von innen ist das Munch vielleicht das schönste Museum, das ich je gesehen habe (gut, so viele waren es ja auch noch nicht). Allein wegen des Blicks durch die gläserne Fassade auf den Fjord lohnt der Besuch. Nicht nur, aber auch deswegen bin ich am nächsten Tag noch einmal ins Munch gegangen.
Blick aus dem Munch auf die Oper …… und auf den Oslofjord
Am ersten Tag habe ich mir alle elf Ausstellungsgalerien angesehen, die sich auf 13 Stockwerke verteilen. Das Museum ist zwar Munch gewidmet, aber Anfang Mai wurden auch drei andere Ausstellungen gezeigt.
Mit den Bildern von Georg Baselitz kann ich zugegebenerweise wenig anfangen – egal ob sie „richtig rum“ oder umgedreht, „feet first“, hängen. Besser haben mir die Werke von Kerstin Brätsch und Kiyoshi Yamamoto gefallen.
Zu Gast im Munch: Werke von Georg Baselitz… Kerstin Brätsch …… und Kiyoshi Yamamoto
Im Mittelpunkt stehen im Munch natürlich die Werke von Edvard Munch. Einige hatte ich ja schon in Potsdam gesehen, aber ich habe natürlich viel Neues entdeckt. Mein Lieblingsbild – und offenbar nicht nur meins – ist und bleibt der Schrei, den es im Munch gleich in drei Versionen gibt. Die Bilder waren bei meinem zweiten Besuch so umlagert, dass es kaum ein Durchkommen gab.
Das Nationalmuseum
Bilder von Edvard Munch gibt es – natürlich – auch im neuen Nationalmuseum für Kunst, Architektur und Design an derAker Brygge, dem ehemaligen Werftgelände. Insgesamt sind im größten Kunstmuseum Skandinaviens rund 5.000 Objekte – von Design, Kunsthandwerk bis bildender Kunst – aus verschiedenen Jahrhunderten – von der Antike bis zur Gegenwart – zu sehen: neben Werken internationaler KünstlerInnen wie Claude Monet, Paul Gauguin, Auguste Renoir, Paul Cézanne und Pablo Picasso auch die vieler norwegischer KünstlerInnen.
Besonders beeindruckt haben mich die Bilder von Hans Gude, Peder Balke und Johan Christian Dahl – nicht wegen der Motive, sondern wegen des Lichteinfalls. So möchte ich malen können.
Vigeland-Skulpturenpark
Fans des Bildhauers Gustav Vigeland kommen nicht nur im Nationalmuseum, sondern vor allem auch im Vigelandsanlegget, auf Deutsch Vigeland-Skulpturenpark, auf ihre Kosten. Dort zeigen mehr als 200 seiner Stein- und Bronzeskulpturen Menschen jeden Alters in verschiedenen Lebenslagen: von der Geburt bis zum Tod, mal allein, mal ineinander verschlungen wie im Rad des Lebens oder im Monolith, einer 17 Meter hohen Granitsäule. Mir haben zwar einige Skulpturen gefallen, aber irgendwie waren mir Skulpturen und Park zu monumental. Die Masse der nackten Körper hat mich fast erschlagen, ebenso wie die Masse der Menschen, die durch den Park pilgerten.
Ekebergparken
Im Ekebergparken war ich am nächsten Morgen fast allein und konnte Natur, Kunst und Panoramablick ungestört genießen. Denn vom Park, der auf einem Hügel westlich der Innenstadt liegt, hat frau einen atemberaubenden Blick auf die Stadt und den Oslofjord. Der Ausblick soll übrigens Edvard Munch zu seinem berühmtesten Gemälde inspiriert haben.
Heute kann man dort beim Spaziergang durch den Wald 40 Skulpturen und Kunstinstallationen bewundern, unter anderem von Renoir, Rodin und Dali, aber auch von vielen anderen (zeitgenössischen) KünstlerInnen. Besonders beeindruckt haben mich der Junge auf dem Sprungturm von Elmgreen & Dragset und „We come in peace“ von Huma Bhabha.
Dilemma von Elmgreen & Dragset „We come in peace“ von Huma Bhabha
Auch eine Bekannte aus Hannover habe ich im Ekebergparken wiedergetroffen und auf den ersten Blick wiedererkannt: Niki de Saint Phalles verliebter Vogel (L´ouiseau Amoureux Fontaine) kann die Familienähnlichkeit mit den Nanas in Hannover nicht verleugnen.
Das Café im Ekebergparken war leider noch geschlossen: Ich habe mir aber fest vorgenommen, dort bei einer Tasse Kaffee die Aussicht auf den Oslofjord zu genießen, wenn ich das nächste Mal in Oslo bin. Denn ich habe mich geirrt, zwei Tage sind für Oslo bei Weitem nicht genug. Es gibt noch viel mehr zu entdecken.
Eines meiner Lieblingszitate stammt von dem französischen Mathematiker, Physiker und Philosophen Blaise Pascal: „Wenn du Gott zum Lachen bringen willst, erzähle ihm von deinen Plänen.“ Jetzt hat es sich wieder einmal gezeigt, dass es stimmt.
Foe und ich wollten während meines Urlaubs in Norwegen ein langes Wochenende auf der Vogelinsel Runde verbringen. Dort brüten laut Wikipedia jedes Jahr rund 170.000 Seevögel-Paare – vor allem Papageientaucher, aber auch Dreizehen-und Raubmöwen, Trottellummen, Eissturmvögel, Tordalken, ja sogar Seeadler. Foe, Vogelexpertin und Fotografin, wollte auf der Insel Vögel beobachten und fotografieren, ich wollte am Meer sitzen, lesen und schreiben, und gemeinsam wollten wir auf dem Fjell und um die Insel wandern.
Am Anfang lief alles wie geplant: Wir haben die gebuchte Hütte auf dem Campingplatz bezogen – mit Blick aufs Meer – und sind dann aufs Fjell zu den Klippen gewandert. Am frühen Abend habe ich zum ersten Mal Papageientaucher in freier Wildbahn gesehen und fotografiert. Doch auf dem Rückweg zum Campingplatz bin ich auf einer matschigen Stelle ausgerutscht – und habe sofort gemerkt, dass mit meinem Fuß etwas nicht stimmte. „Ein Bänderriss“, dachte ich.
Einige Norwegerinnen blieben sofort stehen und halfen mir: Sie alarmierten über FreundInnen Foe, die noch ahnungslos Vögel fotografierte. Sie telefonierten mit den Rettungskräften und harrten mit mir und Foe aus, bis die freiwilligen Helfer vom Roten Kreuz kamen. Weil ich an der zweitungünstigsten Stelle gestürzt war, dauerte das mehr als eine Stunde: Schneller wäre es mit dem Hubschrauber gegangen, doch das erschien mir wegen einer Fußverletzung doch zu dramatisch. Mit einem snowmobilartigen geländegängigen Gefährt brachten sie mich zum Campingplatz; von dort aus fuhr mich Foe zur Notärztin nach Oerste und mit ihrer Überweisung dann ins Krankenhaus nach Volda.
Weil wir vor einem gesperrten Tunnel mehr als eine halbe Stunde waren mussten, kamen wir erst weit nach Mitternacht im Krankenhaus an. Mein Fuß wurde geröntgt, ein CT wurde gemacht und was die ErsthelferInnen befürchtet hatten, bewahrheite sich. Das Fußgelenk ist gleich mehrfach gebrochen, ich muss operiert werden – weil das Gelenk noch stark geschwollen und das Infektionsrisiko bei einer Operation noch zu groß ist, gleich zweimal.
Noch am Freitag wurde der Fuß von außen fixiert, damit die Knochen bis zur richtigen Operation nächste Woche nicht falsch zusammenwachsen. Die Fixierung erinnert eher an ein mittelalterliches Folterinstrument als an ein Hilfsmittel. Aber ich habe keine Schmerzen. Die ÄrztInnen und PflegerInnen sind freundlich, sprechen mit mir Englisch, weil ich ja kein Norwegisch verstehe. Ich habe ein Bett am Fenster bekommen, von dem aus ich den Fjord und das Meer sehen kann. Was will frau mehr.
Viel Zeit zum Lesen und zum Schreiben habe ich auch, wie ich es mir gewünscht habe. Mit dem Wandern wird es allerdings in der nächsten Zeit wohl nichts.
Immerhin konnte ich am Samstag gleich zwei Blogbeiträge (fertig) schreiben, weitere folgen hoffentlich in den nächsten Tagen. Leider funktionierte das Hochladen der Bilder im Krankenhaus gestern nicht wie geplant. Doch mit den Plänen ist es ja bekanntlich so eine Sache …
Auf diesem Weg danke an alle, die mir geholfen haben.
Foes Vogel- und Naturfotos findet ihr auf ihrer Website.
Bevor ich Anfang März den Blogbeitrag über den Frühlingsanfang schrieb, war mir gar nicht bewusst, dass es auch einen phänologischen Kalender mit insgesamt zehn biologisch begründeten Jahreszeiten gibt – jeweils drei im Frühling, Sommer und im Herbst. Nicht nur Lesen, auch Schreiben bildet offenbar.
Damals blühten in unserem Garten die typischen „Zeigerpflanzen“ des Vorfrühlings; jetzt geht bereits der Erstfrühling zu Ende. Forsythien und Kirschen, typische Zeigerpflanzen des Erstfrühlings, sind verblüht, auch die Zeit von Buschwindröschen, Traubenhyazinthen, Anemonen, Narzissen und Tulpen ist bald vorbei.
Der Vorfrühling ist vorbei, und mit ihm die Zeit der Forsythien …… Anemonen und Tulpen.
Statt Blau und Gelb dominiert im Garten jetzt Weiß – nur Sumpfdotterblumen und das nimmermüde Blaukissen stemmen sich gegen diesen Trend.
Apfelbaum und Flieder, Beinwell, Bärlauch, Erdbeeren und Waldmeister zeigen, dass der Vollfrühling begonnen hat.
Wenn der Bärlauch blüht, ist seine Erntezeit vorbei …… Erdbeeren und …… Äpfel werden erst im Sommer und Herbst geerntet.
Gestern habe ich in unserem Garten die ersten Maiglöckchen und Himbeerblüten entdeckt. Dass die Himbeeren schon blühen, macht mich ein bisschen wehmütig. Mit der Himbeerblüte endet nämlich der Frühling.
Maiglöckchen sehen hübsch aus, sind aber giftig. Und auch die Waldmeisterblüten sind nur mit Vorsicht zu genießen.Wenn die Himbeeren blühen, geht der Vollfrühling zu Ende.
Doch vielleicht gibt es für mich in diesem Jahr eine Verlängerung. Denn der Vollfrühling, der laut Wikipedia „in Europa meist Ende Februar im Südwesten von Portugal“ startet, „zieht in Europa … mit ca. 40 km pro Tag nordwärts“. In Mitteleuropa beginnt er meist Anfang April, Finnland erreicht er etwa 90 Tage später.
Wenn ich also nächste Woche nach Norwegen fahre, reise ich meiner Lieblingsjahreszeit nach – und erlebe vielleicht dort einen zweiten Frühling.
Eigentlich wollte ich am Sonntag in die Herrenhäuser Gärten fahren. Doch wenn Hannover 96 – für alle, die sich nicht für Fußball interessieren: eine Mannschaft im Mittelfeld der 2. Bundesliga – ein Heimspiel hat, empfiehlt es sich, öffentliche Verkehrsmittel zu meiden. Denn aus Erfahrung weiß ich, wie unangenehm Fahrten in Bussen und Bahnen oft sind, wenn Massen von 96-Fans unterwegs sind. Viele scheinen den bevorstehenden oder gerade gesehenen Gruselkick nur alkoholisiert ertragen zu können.
Beim Derby zwischen Braunschweig und Hannover gilt Alarmstufe Rot: Der Bahnhof wird zur Festung; ob es wie am vergangenen Sonntag durch den Einsatz von PolizistInnen, Hunde, Wasserwerfern und Helikoptern gelingt, Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Fangruppen oder auch zwischen Fans und Polizei in der Stadt zu verhindern, weiß frau vorher nie. Lust auf einen Besuch in Hannover macht das nicht.
Also Arbeit im eigenen Garten statt Besuch in den ehemals fürstlichen Gärten. Zu tun gab es ohnehin einiges: Die Vogelschutzhecke hinterm Teich hatte mein Mann schon im Februar geschnitten, jetzt mussten die Äste und Zweige von Weißdorn, Holunder, Felsenbirne und Kornelkirsche kleingeschnitten werden. Außerdem mussten die abgestorbenen Halme und Blätter der Stauden abgeschnitten, gefühlt zentnerweise altes Laub von den Beeten und aus den beiden Teichen entfernt werden.
Beim Keschern im kleinen Teich habe ich ungewollt zwei Froschlurche gefangen. Zuerst dachten wir, sie seien tot, erfroren im nicht allzu tiefen Teich. Doch nachdem sie ihren Schreck überwunden hatten, bewegten sie sich wieder und wir haben sie mithilfe unserer Schnee- und Laubschaufel wieder in den Teich zurückgesetzt.
Kröte oder Frosch?Das www hilft weiterTeich- oder Wasserfrosch
Ob sie dort überwintert haben oder ob sie schon wieder aus ihrem Winterquartier zurück in unseren Teich gekommen sind, um dort zu laichen, wissen wir nicht, ebenso wenig, ob unsere Teichbewohner Kröten oder Frösche sind. Denn mit Amphibien kenne ich mich überhaupt nicht aus. Wegen der Farbe, der Größe und der Warzen auf der Haut habe ich die beiden zunächst für Kröten gehalten. Aber ganz sicher war ich mir nach dem Vergleich der Merkmale nicht. Denn ihr Maul war eher spitz als rund, ob sie Schwimmhäute zwischen den Zehen der Hinterbeine haben, konnte ich weder live noch auf den Fotos erkennen. Ich habe also Sommerfotos zu Rate gezogen. Auf ihnen sind die Schwimmhäute deutlich zu sehen. Und von der Farbe abgesehen ist eine gewisse Ähnlichkeit nicht zu leugnen.
Wahrscheinlich sind es Teich- (Rana lessonae) oder Wasserfrösche (Rana esculenta). Beide Arten ähneln sich sehr und sind nur schwer zu unterscheiden. Das kommt nicht von ungefähr. Teichfrösche sind nämlich laut Nabu Hybride aus Seefrosch und Kleinem Wasserfrosch. Sie sind meist grün, manchmal aber auch bräunlich gefärbt. „Auf dem Rücken befinden sich schwärzliche Flecken, die sich auf den Hinterbeinen zu einer Marmorierung verdichten.“ Das passt.
Die Pflanzen in unserem Garten sind leichter zu identifizieren. Dass Schneeglöckchen, Christrosen, Winterlinge, Krokusse und Kornelkirsche typische Zeigerpflanzen des Vorfrühlings sind, habe ich beim Schreiben meines Blogbeitrags zum Frühlingsanfang gelernt. Im nächsten Jahr kann ich mich vielleicht auch über Märzbecher freuen, die bislang in unserem Garten noch nicht wuchsen. Aber die beste Nachbarin von allen hat mir am Sonntag ein Töpfchen mit Zwiebeln geschenkt, die ich zwischen Anemonen und Tulpen gepflanzt haben.
Frühlingsboten: Blaustern …… Traubenhyazinthen …… und Krokusse
Nach einer Woche mit tagsüber frühlingshaften Temperaturen zeigen sich inzwischen auch die ersten Blausterne – laut Wikipedia typische Zeigerpflanzen des Erstfrühlings, der nächsten phänologischen Jahreszeit. Von den Veilchen ist dagegen noch nichts zu sehen, an den Forsythien zeigen sich immerhin schon gelbe Knospen. Im vergangenen Jahr standen die Sträucher schon Anfang März in voller Blüte. Doch in diesem Jahr sind ihnen die Nächte mit Temperaturen unter dem Gefrierpunkt wohl noch zu kalt.
Narzissen …… gefüllte Narzissen … … und Blüten der Kornelkirsche
Die Narzissen schrecken die Temperaturunterschiede offenbar nicht. Selbst die einzige gefüllte Narzisse in unserem Garten, blüht schon. Vor zwei Jahren war es erst Ende März so weit, in manchen Jahren zeigt sie sich gar nicht. Aber das wundert mich nicht wirklich bei einer Pflanze, die ihren Namen einem berühmten Herumtreiber verdankt: Rip van Winkle, den Washington Irving und Max Frisch in einer Kurzgeschichte, einem Hörspiel und einem Roman verewigten und dessen Geschichte von vielen anderen Schriftstellern erzählt wird. Doch zum Glück gibt es ja andere Pflanzen in unserem Garten, die verlässlicher zeigen, dass der Erstfrühling gekommen und es bald an der Zeit ist, mit der Aussaat von Salat, Spinat, Erbsen, Radieschen oder auch von Sommerblühern zu beginnen.
Anfang vergangenen Jahres war ich mit einer Schulfreundin in der Munchausstellung im Museum Barberini in Potsdam. Und natürlich haben wir uns bei der Gelegenheit auch die Sammlung Hasso Plattner angesehen. Sie ist wirklich beeindruckend: Über impressionistische und postimpressionistische 100 Bilder vor allem französischer Maler – zum Beispiel von Claude Monet, Pierre-Auguste Renoir, Alfred Sisley und Paul Signac – sind dort zu sehen.
„Wie ein frischer Wind“ wirbelten die französischen Impressionisten Ende des 19. Jahrhunderts die Kunstwelt auf – und beeinflussten auch ihre KollegInnen im Norden Europas. Farben, Maltechniken und auch Motive veränderten sich. „Ähnlich wie ihre französischen Vorbilder widmeten sich die Impressionist*innen des Nordens den wechselnden Lichtverhältnissen ihrer Heimat. In den Niederlanden und in Deutschland spiegelte sich das trübe Wetter in einer gedämpften Farbpalette wider … Ihre Werke zeigen oft flache Landschaften und schwindendes Tageslicht. In der dänischen Künstlerkolonie Skagen interessierten sich die Künstler*innen besonders für die Stimmung der sogenannten ‚blauen Stunde‘, die hoch im Norden intensiver wahrnehmbar ist“, heißt es in einer Pressemitteilung des Landesmuseums Hannover. Dort werden derzeit in Zusammenarbeit mit dem niederländischen Museum Singer Laren und dem Museum Kunst der Westküste Alkersum/Föhr rund 100 Gemälde und Ölstudien deutscher, niederländischer und dänischer ImpressionistInnen gezeigt – unter anderem von Anna Ancher, Lovis Corinth, Isaac Israels, Peder Severin Krøyer, Max Liebermann und Max Slevogt.
Weißer Mohn von Karl Hagemeister
Eines meiner Lieblingsbild der Ausstellung ist der „Mondklare Abend am Leuchtfeuer von Skagen“ von Anna Ancher. Die Malerin selbst ist auch auf einem Bild zu sehen. Ihr Kollege Peder Severin Krøyer hat sie mit seiner Frau Marie am Strand von Skagen gemalt. Anna Ancher und Peder Severin Krøyer gehörten ebenso wie Annas Mann Michael Ancher zu den Skagensmalerne, den Skagen-Malern, der bekanntesten Künstlerkolonie Dänemarks.
Anna Ancher ist als Malerin vertreten …… und als Motiv
Sehr gut gefallen hat mir auch die Aktion am Ein- bzw. Ausgang der Ausstellung. Dort können BesucherInnen farbige Punkte auf ein Gemälde kleben, den Pointillisten nacheifern und beobachten, wie sich die einzelnen Punkte allmählich zu einem Gesamteindruck verbinden.
Pointillistische Bilder bestehen ja aus unzähligen winzigen Farbpunkten oder Strichen. „Der Gesamt-Farbeindruck einer Fläche ergibt sich erst im Auge des Betrachters und aus einer gewissen Entfernung. Durch optische Verschmelzung und additive Farbmischung formen sich die Farbpunkte zu Gestalten“, weiß Wikipedia. Durch diese Technik erhalten die Farben mehr Leuchtkraft.
Erfunden hat die Maltechnik übrigens Georges Seurat, weiterentwickelt wurde sie unter anderem von Paul Signac und Camille Pissarro. Im Landesmuseum sind Bilder der niederländischen Maler Jan Toorop und Co Bremanzu sehen, die auch „mit leuchtenden Farbpunkten und verschiedenen Pinselstrichen, um die flirrenden Lichteffekte der Natur wiederzugeben“.
Mir selbst käme es gewiss nie in den Sinn, auf diese Weise zu malen – Geduld gehört ja bekanntlich nicht zu meinen Kernkompetenzen. Aber an den farbigen Klebepunkten konnte ich natürlich nicht vorbeigehen. Und ich war nicht die einzige, die „gepunktet“ hat, wie die Bilder, aufgenommen bei verschiedenen Ausstellungsbesuchen, zeigen.
Endlich Frühling. Seit vorgestern zumindest meteorologisch. Astronomisch oder kalendarisch beginnt der Frühling erst mit der ersten Tag-und-Nacht-Gleiche des Jahres (Primär-Äquinoktium). Die fällt auf der Nordhalbkugel meist auf den 20. März, gelegentlich aber auch auf den 19. oder 21. März – ein Alptraum für Statistiker und Wissenschaftlerinnen.
Weil sich Klimadaten besser vergleichen und einfacher auswerten lassen, wenn die Jahreszeiten am gleichen Tag beginnen und gleich lang sind, hat die Weltorganisation für Meteorologie (World Meteorological Organization, WMO) die meteorologischen Jahreszeiten eingeführt. Für die MeteorologInnen beginnt der Frühling also am 1. März, der Sommer am 1. Juni, der Herbst am 1. September und der Winter am 1. Dezember (https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2025/3/1.html).
Der Natur sind Daten und Uhrzeiten egal. Die „phänologischen Jahreszeiten“ richten sich nach bestimmten Erscheinungen in der Pflanzen- und auch in der Tierwelt. Und es gibt nicht nur vier, sondern zehn biologisch begründete Jahreszeiten. Frühling, Sommer und Herbst werden in drei Jahreszeiten unterteilt, nur der Winter bleibt unzerteilt, weil die Vegetation zumindest oberirdisch in dieser Zeit weitgehend ruht.
Ausgewählte Pflanzen zeigen Beginn und Ende der jeweiligen Jahreszeiten. Beobachtet und erfasst werden laut Wikipedia unter anderem Blüte, Blattaustrieb, Fruchtreife und Laubfall. So beginnt der Vorfrühling mit der Blüte von Hasel, Schneeglöckchen und Märzbecher und endet mit der Blüte der Salweide. Auch Winterlinge, Krokusse, Huflattich, Schlüsselblumen, Kornelkirsche und Seidelbast sind „Zeigerpflanzen“ des Vorfrühlings.
Frühlingsboten: Schneeglöckchen …… Blaukissen …… und Krokusse
Die ersten Schneeglöckchen habe ich in unserem Garten schon Ende Januar beobachtet, ebenso die ersten Blüten des Blaukissens. Sie haben selbst die Schneetage in der zweiten Februarwoche heil überstanden. Inzwischen haben sich auch Krokusse, Winterlinge und Primeln hervorgewagt. Märzbecher und Schlüsselblumen lassen dagegen zumindest in unserem Garten noch auf sich warten.
Schneeglöckchen und Winterlinge, leider nicht in unserem Garten
Wenn Forsythien, Veilchen, Buschwindröschen und Blausterne blühen, beginnt der Erstfrühling; später kommen dann die Blüten von Kirsch-, Pflaumen-, Birnbäume und Schlehdorn hinzu. Ich freue mich besonders darauf, dass Bäume und Sträucher wieder grün werden: Zuerst bekommen Rosskastanien und Birken neue Blätter, später dann auch Rotbuche, Linde und Ahorn.
Im Vollfrühling sind dann auch Eichen und Hainbuchen an der Reihe; außerdem blühen Apfelbäume, Rosskastanien, Eberesche, Flieder, Maiglöckchen, Bärlauch und Waldmeister. Mit der Himbeerblüte endet der Frühling, der Frühsommer beginnt.
Woran man den Frühling erkennt, fragt übrigens auch Georg Britting in einem meiner Lieblingsfrühlingsgedichte. Seit ich „Früh im Jahr“ vor mehr als einem halben Jahrhundert in der Schule gelernt habe (danke, Herr Erschens), spukt zu Beginn des Frühlings das Bild von der alten Frau in meinem Kopf,
der „in der Küche, Im felsigen Tief, (…) Ein Topf überlief, Mit Sud vom Gewürzten?“
Wer mehr Frühlingsgedichte lesen möchte, wird auf Christianes Blog „Irgendwas ist immer“ fündig.