Sie sind wieder drin

Alle Jahre wieder, wenn die ersten Boden- und/oder Nachtfröste drohen, kehren unsere Zimmerpflanzen von der Terrasse ins Haus oder in den Wintergarten zurück. In diesem Jahr erfolgte der allherbstliche Umzug allerdings in Etappen. Einige kleinere Pflanzen hatte ich schon Mitte Oktober unters schützende Glasdach gebracht. Beim Transport des großen Mosaiktischs half dann in der ersten Novemberwoche der Nachbar. Die Tischplatte ist nämlich nicht nur groß, sondern auch schwer. Denn die Mosaiksteinchen sind in ein etwa drei Zentimeter dickes Betonbett eingelassen, das mit einem Metallband ummantelt und von Armierungseisen durchzogen ist. Solide marokkanische Handarbeit eben.

Vergangene Woche war dann auch für die großen Pflanzen der Sommerurlaub vorbei. Gerade rechtzeitig. Denn als ich gestern Morgen aus meinem Schlafzimmerfenster schaute, waren die Pfützen auf dem Garagendach unserer Nachbarn mit einer dünnen Eisschicht bedeckt. Vor allem den Zitrusbäumchen hätte der Frost sicher zugesetzt.

Die Aloe Vera muss sich leider an die Kälte gewöhnen. Denn sie hat im Sommer noch einmal kräftig zugelegt, ist jetzt zu schwer, zu unhandlich undvor allem zu stachlig für den Rücktransport und muss deshalb draußen bleiben. Künftig werden wir sie bei Minusgraden durch eine Vlieshaube schützen – wenn der Frost nicht so überraschend kommt wie in der vorletzten Nacht.

Den Sommer haben alle Pflanzen drinnen und draußen gut überstanden. Der Osterkaktus ist voller Knospen und wird – trotz seines Namens – wohl wieder um die Weihnachtszeit blühen; die erste Blüte der Strelitzie hat sich ebenfalls schon hervorgewagt. Weitere werden in den nächsten Wochen folgen, obwohl Strelitzien Temperaturen zwischen 18 und 24°C lieben. Doch die gibt es in unserem ungeheizten Wintergarten nur an sonnigen Wintertagen. Dann genieße auch ich es dort zu sitzen, zu lesen und zu schreiben.

Damit, dass die Ufopflanze (Pilea peperomioides) den Sommer überlebt, hatte ich gar nicht gerechnet. Sie hatte im Frühjahr fast alle Blätter abgeworfen, sich aberwider Erwarten auf der Terrasse prächtig erholt.

Auch die Felsenorchidee, die ich im April geschenkt bekommen habe, hat sich auf der Terrasse gut entwickelt: Anders als den meisten Orchideen machen ihr weder direktes Sonnenlicht noch Temperaturen nahe null etwas aus. Blühen wird sie voraussichtlich erst ab Dezember – wenn es mehrere Wochen um die zehn Grad kühl war.

Ein wenig Sorgen bereitet mir die Orchidee, die ich vor sechs Jahren von meiner Mutter übernommen habe. Obwohl sie eigentlich ideal – hell, aber ohne direkte Sonneneinstrahlung – an einem Ostfenster steht, kümmert sie seit einiger Zeit vor sich hin. Vielleicht hat sie sich im vergangenen Winter zu sehr verausgabt, als sie monatelang blühte. Oder sie sehnt sich nach ihrem alten Platz am Westfenster, weil sie Sonne am Abend lieber mag als am Morgen.  

Ein Umzug steht auch der Monstera im Erdgeschoss bevor, die ihrem Namen alle Ehre macht: Sie wächst und wächst und streckt ihre Blätter weit in den Flur hinein und wird den Durchgang in die Zimmer bald versperren. Da sie keine Sonne mag und viel Platz braucht, kommt als Standort eigentlich nur die Empore im Obergeschoss in Frage. Dort fühlen sich schon ihre kleinen Schwestern und ihre Cousine, die Monkey Leaf, sehr wohl. Auch Letztere hat ein sehr einnehmendes Wesen. Und vielleicht entsteht dort, wo jetzt noch meine Yogamatte liegt, schon bald ein kleiner grüner Urwald.

Monatsrückblog Oktober 2025

Im vergangenen Jahr habe ich regelmäßig am Anfang des Monats auf den vergangenen zurückgeschaut; warum ich im März damit aufgehört habe, weiß ich nicht mehr. Eine Rolle hat sicher auch gespielt, dass ich im Sommer wenig unternehmen Konnte. Doch jetzt will ich die Monatsrückblogs wieder aufleben lassen. Denn als ich vor ein paar Tagen über Denises Journalingfrage „Was ist dir im Oktober im Gedächtnis geblieben“ nachgedacht habe, wurde mir bewusst, was ich alles erlebt und schon fast wieder vergessen hatte.

Ich bin im Oktober viel gereist. Zwar meist nur kurz und „nur“ in Deutschland, aber oft. Ich war an der Nordsee, in Frankfurt auf der Buchmesse und in Neustadt an der Weinstraße. In den Harz und nach Hamburg bin ich sogar gleich zweimal gefahren.

An der Nordseeküste

Zwei Tage haben wir mit dem Wohnmobil auf unserem „Stammstellplatz“ in Döse direkt hinterm Deich verbracht. Weil im Herbst Millionen Zugvögel auf dem Weg nach Süden im Wattenmeer einen Zwischenstopp einlegen, hat uns diesmal unsere Tochter begleitet. Sie hat sich schon als Kind für Vögel interessiert und vor ein paar Jahren diese Leidenschaft wiederentdeckt. Wenn ich mit ihr unterwegs bin, zeigt sie mir immer wieder Vögel, die ich bis dahin gar nicht kannte. Mehr als 150 Vogelarten hat sie inzwischen fotografiert – einige der wirklich beeindruckenden Vogel- und Naturfotos sind auf ihrer Website zu sehen und zu kaufen.

Buchmesse in Frankfurt

Die Frankfurter Buchmesse habe ich zum ersten Mal während meines Studiums in Mainz besucht – und ich erinnere mich noch genau, wie überwältigt ich damals von der Zahl der Verlage und der ausgestellten Bücher war. Für einen Bücherfan wie mich war die Buchmesse das Paradies. Ich konnte mich gar nicht sattsehen.

Stundenlang lief ich durch die Hallen, blätterte in Büchern und sammelte kiloweise Prospekte vor allem von den kleinen Verlagen, deren Bücher man nur selten in Buchhandlungen fand. Besonders glücklich war ich, wenn ich einen Fachbesucherausweis ergatterte. Denn mit ihm konnte man montags, damals noch der letzte Messetag, Bücher deutlich unter dem Ladenpreis kaufen. Diese Gelegenheit habe ich gerne genutzt.

Auch als ich nicht mehr im Süden wohnte, bin ich regelmäßig zur Frankfurter Buchmesse (FBM) gefahren – und nach der Wende zur Leipziger. In diesem Jahr war ich zum ersten Mal seit Corona wieder in Frankfurt – und ein bisschen enttäuscht. Irgendwie hatte die Messe ihren Zauber verloren. Das ist vielleicht nach so vielen Buchmesse-Besuchen normal. Aber es liegt sicher auch daran, dass sich in der Buch- und Medienbranche vieles geändert hat. Über Neuerscheinungen oder Verlagsprogramme kann frau sich heute schneller und umfangreicher im Internet als an den Messeständen informieren. Für Gespräche haben die MitarbeiterInnen oft wenig Zeit und einige kleinere Verlage habe ich auf der Messe vergeblich gesucht. Manche kommen gar nicht mehr zur Buchmesse, andere stellen aus Kostengründen nur noch auf Gemeinschaftsständen aus. Und einige Verlage gibt es vielleicht gar nicht mehr.

Schön war’s auf der Buchmesse aber trotzdem, auch weil ich dort eine befreundete Verlegerin getroffen habe und mit ihr über ein (gemeinsames) Buchprojekt gesprochen. Das reicht im doppelten Sinne weit in die Vergangenheit zurück – bis ins Mittelalter und zu einer Exkursion während unseres Studiums. Vielleicht schaffen wir es ja irgendwann, es zu verwirklichen.

In der Pfalz

Zugegeben, auf dem direkten Weg zwischen Frankfurt und Hannover liegt Neustadt an der Weinstraße nicht, aber der Besuch bei meiner Freundin war den Umweg auf jeden Fall wert. Gemeinsam haben wir uns die Ausstellung Caesar und Kleopatra im Historischen Museum angesehen. In deren Mittelpunkt stand zwar das wohl berühmteste Paar der Antike, aber mehr als 240 Exponate aus acht europäischen Ländern informierten auch über die politischen, gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Hintergründe und ermöglichten virtuelle Streifzüge durch Alexandria und Rom. 

Und sie räumte mit dem Klischee Kleopatras als Femme fatal auf. Denn die ägyptische Herrscherin war nicht nur schön, sondern hochgebildet: Sie sprach viele Sprachen, hatte großes politisches Geschick und einen scharfen Verstand. Caesar und Cleopatra verbanden sicher nicht nur Liebe, sondern auch politische Interessen: Kleopatra suchte eine Schutzmacht, die ihre Herrschaft in Ägypten absicherte, Caesar den Zugriff auf die ägyptischen Ressourcen. Denn Rom war z. B. abhängig von Getreidelieferungen aus Ägypten. Das alles hatte ich sicher mal irgendwann gelernt, aber fast wieder vergessen. Reisen bildet eben.

Auf der Rückfahrt nach Neustadt haben wir dann in Deidesheim Halt gemacht. In einem Lokal habe ich zum ersten Mal in meinem Leben Saumagen probiert – es schmeckt besser, als es sich anhört – und einen Rundgang durch eines der schönsten Weindörfer der Pfalz gemacht. Leider war es schon dunkel, aber ich werde gewiss wiederkommen, um Deidesheim und die Pfalz besser kennen zu lernen.

Hamburg: Planten un blomen

Planten un blomen habe ich erst im letzten Jahr entdeckt. Dabei liegt der Park mitten in Hamburg, zwischen Congress-Centrum, Messegelände und St. Pauli. Und anders als die Herrenhäuser Gärten in Hannover ist er ohne Eintritt zugänglich. Bei meinen ersten Besuchen hat mich die Atmosphäre im Japanischen Garten fasziniert: Er ist auch mitten in der Großstadt ein Ort der Ruhe. in dem die leuchtend roten Blätter des Japanischen Ahorns farbige Akzente setzen.

Am Rosengarten wäre ich wieder fast vorbeigelaufen. Bei meinem Besuch im Frühling blühten die Rosen noch nicht, im Oktober ist die Rosenzeit eigentlich vorbei. Doch dann sah ich aus der Ferne ein paar Blüten – und habe es mir anders überlegt.

Etwa 300 verschiedene Rosensorten wachsen in dem 5.000 Quadratmeter großen Garten – zum Beipiel historische und Englische Rosen, Strauch-, Wild-, Beet-, Kletter- und Hochstammrosen – und viele Stauden. Die meisten Sommerblumen waren längst verblüht, doch viele Rosen blühten immer noch und bewiesen, wie ausdauernd sie sind. Ich habe mir fest vorgenommen, spätestens im nächsten Sommer wiederzukommen: Denn in der Sommersaison erklingt im offenen Pavillon im Zentrum des Rosengartens täglich klassische Musik.

Hamburg: Hans Zimmer live

Mein Mann ist ein Fan von Hans Zimmer und er ist bei Weitem nicht der einzige. Die Barclays Arena war beim Konzert auf der Tournee „The Next Level“ ausverkauft.

Hans Zimmer ist wohl einer der begehrtesten und innovativsten Filmmusikschreiber Hollywoods. Mehr als 100 Filmmusiken hat er komponiert, u.a. für Rain Man, Fluch der Karibik, Interstellar, Da Vinci Code, Gladiator und König der Löwen. Für die Filmmusik von König der Löwen bekam er einen Oscar, zwölfmal wurde er nominiert.

Im Februar war ich schon einmal mit meiner Tochter in einem Hans-Zimmer-Konzert im Congress Centrum Hannover – und war enttäuscht. Nicht von der Musik und auch nicht von den InterpretInnnen: Die SängerInnen waren sehr gut, das Orchester ebenfalls. Nur die Tontechnik hat jämmerlich versagt. Übrigens nicht zum ersten Mal im CCH. Das Orchester übertönte den Chor fast immer und teilweise war die Musik unerträglich laut. Viele BesucherInnen gingen in der Pause. Wir blieben und wurden mit einer deutlich besseren zweiten Hälfte belohnt.

Sehr, sehr laut war auch der Auftakt beim Konzert in der Barclays Arena. Nach den ersten Takten zog ich meine Hörgeräte aus, was ein bisschen half. Wirklich gut wurde das Konzert ab dem dritten Stück. Highlight war sicher aus Circle of Life aus dem König der Löwen, aber fast noch besser hat mir das Stück aus dem Gladiator gefallen, dessen Titel ich leider nicht kenne, weil ich eine musikalische Analphabetin bin.

Übrigens war nicht nur die Musik, sondern auch der Veranstaltungsort selbst ein Erlebnis. Ich neige nicht zur Höhenangst, aber beim ersten Blick von unseren Plätzen auf die Bühne wurde mir doch etwas mulmig. Wir saßen in der letzten Reihe, über uns waren nur noch Technik und das Hallendach. Aber nach ein paar Minuten hatte ich mich an den Blick in die Tiefe gewöhnt und konnte das Konzert genießen.

Wandern im Harz

Der Monat endete, wie er begonnen hat: mit einer Wanderung im Harz. Am Reformationstag war die die Strecke schon länger und anspruchsvoller als am Anfang des Monats. Es gab einige Auf- und Abstiege, die ich bewältigte, ohne dass mein Fuß größere Probleme bereitete. Allerdings spielte mir mein Kopf an einigen Stellen einen Streich. Weil sie mich an meinen folgenreichen Ausrutscher im Mai erinnerten, bewegte ich mich an rutschigen und abschüssigen Passagen sehr vorsichtig und ängstlich. Aber auch das wird sich im Laufe der Zeit hoffentlich wieder ändern.

Auf unserer Wanderung vom Radauwasserfall nach Bad Harzburg und wieder zurück sind wir im Wald dann einem Wesen aus dem nördlichen Düsterwald begegnet. Thranduil, König der Waldelben in Tolkiens Roman Der Hobbit, gab sich die Ehre und ließ sich bereitwillig von mir fotografieren. Ein würdiger Abschluss eines erlebnisreichen Monats. (Weitere Cosplays von Foe Rodens unter https://foecreations.wordpress.com/cosplay/).


Zu Gast bei Emil Nolde

Auf der Fahrt zur Insel Romö hatte ich ein Hinweisschild auf das Museum Emil Nolde entdeckt, auf der Rückfahrt sind wir dann nach Seebüll gefahren. Denn Noldes Bilder – vor allem seine Mohnblumen – fand ich schon als Jugendliche toll. Und natürlich hat mir auch sein Image als von den Nazis verfolgter Künstler gefallen. Ich habe, und da bin ich sicher nicht die einzige, die (fiktive) Geschichte Malers Max Ludwig Nansen, die Siegfried Lenz in seinem Roman Deutschstunde erzählt, für eine Art Nolde-Biografie gehalten.

Selbstbildnis Malermensch Nolde

Dass Nolde kein Opfer der Nazis war, wusste ich inzwischen. Dass er ein glühender Anhänger der Nationalsozialisten, Rassist und Antisemit war, wurde mir allerdings erst bewusst, als ich den Besuch des Nolde Museums plante. Und ich habe mir wirklich überlegt, ob ich mir die Bilder eines Menschen ansehen soll, der sich bei Hitler und Co. anbiederte, bis zum Schluss auf den Endsieg hoffte und sich als Vorkämpfer gegen das Judentum sah. Ich bin dann doch hingefahren. Zum Glück, denn das Museum ist wirklich sehenswert. Außerdem habe ich mich dadurch mehr mit Noldes Vergangenheit beschäftigt.

So ist auf der Website der Nolde Stiftung zu lesen, dass Nolde 1933 nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten „einen nicht im Detail überlieferten Plan (erarbeitete), der eine territoriale Lösung der sogenannten ‚Judenfrage‘ – eine Aussiedlung der Juden“ vorsah. Diese falsche Behauptung hat er nie zurückgenommen – und er hat sich auch nach Ende des Krieges nie von seinen faschistischen Äußerungen und Einstellungen distanziert. Im Gegenteil: Nolde hat sich nach dem Krieg als Opfer der Nationalsozialisten dargestellt.*

Das gelang ihm wohl auch deshalb problemlos, weil er der berühmteste als „entartet“ verfemte Künstler war. Mehr als 1.000 seiner Arbeiten wurden während der Zeit des Nationalsozialismus beschlagnahmt – so viele wie von keinem anderen Maler. 1941 wurde er aus der Reichskammer der bildenden Künste ausgeschlossen und mit einem Ausstellungs-, Verkaufs- und Publikationsverbot belegt. Ein Malverbot gab es indes wohl nie: Nolde durfte weiter malen, seine Bilder aber nicht verkaufen.

Am Hungertuch nagten er und seine Frau Ada trotzdem nicht. Laut Bernhard Fulda gehörte er „zwischen 1933 und 1941 eindeutig zu den Spitzenverdienern unter den Künstlern im ‚Dritten Reich‘“. Zwischen 1937 und 1941 verdiente Nolde mehr als je zuvor: allein im Jahr 1940 nach seiner  Umsatzsteuererklärung fast 80.000 Reichsmark. „Zum Vergleich: Das jährliche Durchschnittseinkommen im Deutschen Reich lag 1940 bei 2156 Reichsmark. Und bildende Künstler verdienten in der Regel deutlich weniger als der durchschnittliche Arbeiter.“

Und so konnten Nolde und seine Frau 1927 nicht nur die Warft kaufen, sondern dort bis 1937 auch nach ihren Entwürfen das Wohn- und Atelierhaus im Bauhausstil errichten, das heute als Museum dient. Alljährlich werden dort in den Sommermonaten Bilder in einer Jahresausstellung gezeigt – die diesjährige steht unter dem Motto „MALERMENSCH“ IN BERLIN.

Mehr als 110 Werke sind noch bis Ende Oktober in Seebüll zu sehen, neben Blumen-, Meer- und Landschaftsbildern auch viele Bilder aus Noldes Berliner Leben. Denn während sie im Sommer abgeschieden in Nordfriesland lebten, verbrachten die Noldes die Winter meist in ihrer Atelierwohnung in der Hauptstadt, besuchten Theater, Museen und Bälle, pflegten Kontakte zu anderen Künstlern, aber auch zu Sammlern und Galeristen.

Von den ausgestellten Bildern haben mir nur wenige wirklich gefallen. Sehr beeindruckt haben mich dagegen die Farben der Räume – und ich habe mich gefragt, wie ein Mensch mit einem so exzellenten Farbgefühl so braun sein konnte. Aber Begabung und politische Blindheit schließen sich leider nicht aus – ein großer Künstler muss eben kein großer Mensch und erst recht kein guter Mensch sein.

Mein Lieblingsraum war die schmale Galerie im Obergeschoss. Dort hätte ich stundenlang sitzen und auf den Garten schauen können, den Emil und Ada Nolde selbst entworfen haben.

Der Garten ist wirklich ein Traum – ein Kunstwerk für sich. Umgeben und geschützt von heimischen Bäumen und Sträuchern wachsen dort rund 500 teilweise sehr alte Stauden, unter anderem Türkischer Mohn, Rittersporn, Pfingstrosen und jetzt im September Dahlien und Astern. Dazwischen blühen verschiedene ein- und zweijährige Sommerblumen und verwandeln den Garten in ein Farbenmeer. Und unter den zahlreichen Obstbäumen sind auch seltene Apfelsorten wie „Agathe von Klanxbüll“ und „Renette von Seebüll“.

Allzu gerne hätte ich einen der verlockend aussehenden Äpfel gepflückt, doch das habe ich nicht gewagt. Denn das Pflücken eines Apfels hatte ja bekanntlich schon einmal die Vertreibung aus dem (Garten)Paradies zur Folge.

* „MALER UND MYTHOS“ ist Titel und Thema eines sehenswerten Films, der im Obergeschoss des FORUMS im Eingangsbereich des Museums gezeigt wird.

Kunst an einem ungewöhnlichen Ort

Fast hätte ich bei der Suche nach dem Kunstort, den ich am Ende des ersten Zinnobertags in Hannover besuchen wollte, aufgegeben und wäre umgekehrt. Denn auf der rechten Seite der Straße „Am Großen Garten“ in Hannover Herrenhausen waren – außer ein paar kleinen Reihenhäusern am Anfang – keine Gebäude zu sehen. Und schon gar kein so großes, bunt beleuchtetes, wie es in dem Zinnober-Katalog abgebildet war. Doch dann bin ich zum Glück weitergegangen, immer an der Gracht entlang, die den Großen Garten umgibt.

Hinter dem Wohnmobilstellplatz entdeckte ich dann eines der Plakate, die Zinnoberbegeisterten den Weg zu den fast 70 Kunstorten weisen, die am ersten Septemberwochenende ihre Türen geöffnet hatten. Ohne diesen Hinweis hätte ich den Ort sicher nicht gefunden. Denn der Projekt- und Veranstaltungsort des Kunstvereins kik kunst in Kontakt  liegt gut 100 Meter von der Straße entfernt hinter einer Sportanlage. Eine Kunstausstellung erwartet man hier ebenso wenig wie einen verwunschenen Ort mitten in der Stadt. Aber wer ungewöhnliche Kunst an einem ungewöhnlichen Ort sehen möchte und mitten in der Stadt Waldbaden möchte, ist hier auf jeden Fall richtig.

kunst in kontakt …

… ist ein Zusammenschluss von engagierten KünstlerInnen, Kunstinteressierten und AkteurInnen aus dem Kulturbereich. Am Zinnober-Wochenende präsentierten diesmal zwölf KünstlerInnen und KünstlerInnengruppen ihre Arbeiten aus den Bereichen Installation, Experiment, Klang, Fotografie und Licht im Innen- und Außenbereich des ehemaligen Naturfreundeheims.

Ich mag die Verbindung von Kunst und Natur. Und so haben mir vor allem die Kunstobjekte gefallen, die sich draußen, in dem 5.000 Qadratmeter großen Garten zwischen Bäumen, Büschen, heimischen und exotischen Pflanzen verstecken. Der Rundgang auf verschlungenen Pfaden erinnerte mich ein bisschen an meinen Saziergang durchden Ekebergparken in Oslo – auch wenn das Gelände flacher, die Aussicht weniger spektakulär und die ausstellenden KünstlerInnen etwas weniger prominent waren als dort.

Leuchtende Kunst am Abend

Ich werde sicher wiederkommen, vielleicht schon am nächsten Wochenende. Denn dann bleibt der Garten noch einmal bis in die Abendstunden geöffnet – und verwandelt sich in eine leuchtende Kunstlandschaft, in der mysteriöse Klänge zu hören sind.

Für alle, die nicht nur Kunst an einem ungewöhnlichen Ort bewundern, sondern dort vielleicht selbst – allein oder mit einer Gruppe – eine künstlerische Auszeit erleben wollen, gibt es im Obergeschoss des Gebäudes Übernachtungsmöglichkeiten, im Unterschoss zwei große Räume für Workshops, Seminare und andere Veranstaltungen. Mit dem Erlös aus der Vermietung finanziert der Verein die laufenden Kosten und Teile seiner kulturellen Arbeit.

Infos und Kontakt unter http://kunstinkontakt.blogspot.com/

Wann beginnt der Herbst?

Morgen, am 1. September, beginnt der meteorologische Herbst, und wenn ich den Meteorolügen auch nur ungern recht gebe, muss ich gestehen, dass die meteorologischen Jahreszeiten viel besser zu meinem Jahreszeiten-Gefühl passen als die kalendarischen. Besonders deutlich ist dies im Sommer und Winter. Der Juni gehört für mich ganz klar zum Sommer, auch wenn der kalendarisch erst am 23. Juni beginnt, und der Dezember zum Winter.

Zehn Jahreszeiten …

Wenn es nach den Pflanzen geht, hat der Frühherbst schon begonnen, und zwar laut der Phänologischen Uhr des Deutschen Wetterdienstes (DWD) am 17. August – vier Tage früher als im Mittel der vergangenen Jahre. Die „phänologischen Jahreszeiten“ richten sich nach der Entwicklung der Pflanzen. Beginn, Ende und Dauer sind daher – anders als bei den meteorologischen und kalendarischen Jahreszeiten – ganz unterschiedlich. Ein Alptraum für alle, die (Wetter-)Statistiken erstellen und mit ihnen arbeiten müssen.

Zudem gibt es nicht nur vier, sondern zehn phänologische Jahreszeiten – und für alle sogenannte Zeigerpflanzen. Beobachtet, erfasst und ausgewertet werden Erscheinungen, die jährlich wiederkehren, u. a. Blüte, Blattentfaltung, Reife der Früchte oder Blattfärbung dieser Pflanzen. Typische Zeigerpflanzen für den Frühherbst sind laut Wikipedia Schwarzer Holunder, Brombeere, Hundsrose (Hagebutten), Sanddorn, Weißdorn, und Haselnuss, deren Früchte jetzt reif werden. Die Herbstzeitlosen blühen dagegen erst im Frühherbst.

… und die Phänologische Uhr des DWD

Die Phänologische Uhr des Deutschen Wetterdienstes berücksichtigt nur einige wenige Pflanzen. Der Vollfrühling beginnt mit der Apfelblüte, Spätsommer ist’s, wenn die Äpfel pflückreif sind. Die Blüte des Schwarzen Holunders läutet den Frühsommer ein, im Frühherbst sind dann die Beeren reif.

In diesem Jahr hat der Vollfrühling in Deutschland mit der Apfelblüte schon am 15, April begonnen, elf Tage früher als im Mittel der vergangenen Jahre (26. April). Der Spätsommer startete dagegen einen Tag später als durchschnittlich, und zwar am 4. August, und er war mit 13 Tagen ungewöhnlich kurz. Denn die Beeren des Schwarzen Holunders waren schon vier Tage früher reif als in den vergangenen Jahren, nämlich am 17. August.

Weil sich die Pflanzen von Region zu Region unterschiedlich entwickeln, zeigt die Phänologische Uhr des DWD Grafiken und Daten für alle Bundesländer. Danach hat der Frühherbst im Saarland schon am 9. August begonnen, in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern bislang noch gar nicht. Im Saarland war der Schwarze Holunder in diesem Jahr einen Tag vor den Äpfeln (10. August) reif – der Spätsommer ist also dort eigentlich ausgefallen. Dabei war das Saarland laut DWD in diesem Jahr mit 19,2 Grad Celsius die wärmste und „sonnigste Region im letzten meteorologischen Sommermonat“.

In unserem Garten tragen Apfelbaum, Hundsrose, Holunder und Weißdorn in diesem Jahr gar keine Früchte, dafür aber Feuerdorn und die namenlose Rosen vor unserem Wintergarten.

Direkt daneben blühen und duften noch meine beiden Lieblingsrosen, Rhapsody in Blue und die Künstlerrose.

Auch die Erdbeerernte hat wieder begonnen, die zweite in diesem Jahr. Die Trauben brauchen dagegen noch ein paar warme oder – um mit Rainer Maria Rilke* zu sprechen –südlichere Tage. Und mit der Traubenlese beginnt für mich, gebürtige Mosellanerin, der Herbst richtig.

*Rainer Maria Rilkes Herbststag finden Interessierte auf der Website https://www.rilke.de/gedichte/herbsttag.htm

HHG again: Staudengrund und Subtropenhof

Vorletzte Woche war ich zum ersten Mal seit drei Monaten wieder in den Herrenhäuser Gärten, Anfang der Woche dann zum zweiten Mal. Beim ersten Besuch habe ich mich auf den Subtropenhof beschränkt, weil ich den ganzen Tag in der Stadt unterwegs war und meinen Fuß nicht allzu sehr belasten wollte. Beim zweiten Besuch bin ich dann auch in den Staudengrund gegangen.

Subtropenhof und Staudengrund gehören meiner Meinung nach zu den schönsten Plätzen in den Herrenhäuser Gärten. Doch viele Besucherinnen kennen den Subtropenhof nicht. Dass er sich ganz am Rand des Berggartens hinter hohen Backsteinmauern versteckt, ist vielleicht nicht der einzige Grund.  Von Oktober bis April sind in dem etwa 300 Quadratmeter großen Hof keine Pflanzen, sondern „nur“ Garten- und Naturfotos zu sehen. Zwar sind die prämierten Fotos des Wettbewerbs „International Garden Photographer of the Year“ durchaus sehenswert, doch so mancher Pflanzenfreund, der echte Pflanzen erwartet, ist vielleicht enttäuscht – und kommt nicht wieder.

Erst Mitte Mai, wenn die Eisheiligen durchs Land gezogen sind und keine Nachtfröste mehr drohen, blüht der Subtropenhof auf. Denn obwohl die schützenden Mauern den Wind abhalten, die Wärme der Sonne speichern und für ein besonderes Kleinklima sorgen, dürfen die empfindlichen Kübelpflanzen erst dann aus ihren Winterquartieren nach draußen ziehen – und verwandeln den Hof in ein kleines (Sub)Tropenparadies.

Ich liebe es, zwischen den blühenden Pflanzen zu sitzen, zu lesen, zu schreiben oder einfach die Seele baumeln zu lassen. Der Clerodendrum ugandense direkt neben mir macht seinem deutschen Namen Schmetterlingslosbaum oder Blauflügelchen alle Ehre. Die Blüten sehen wirklich aus wie kleine blaue Schmetterlinge.

Die aus Uganda stammende Pflanze würde sicher auch gut auf unsere Terrasse passen. Aber ich habe mir vorgenommen, künftig nur noch heimische Pflanzen ins Haus und in den Garten zu holen. Außerdem befürchte ich, dass es den Blauflügelchen im Winter in unserem ungeheizten Wintergarten zu kalt wird. Denn sie brauchen im Winterquartier nicht nur viel Licht, sondern auch Temperaturen um die 10 Grad.

Die Blauflügelchen blühen den ganzen Sommer lang. Weit weniger ausdauernd sind die großen roten Blüten der Scadoxus multiflorus, auf Deutsch Blutblume oder Feuerball-Lilie. Sie haben mich beim ersten Besuch an die traditionellen Bollenhüte aus dem Schwarzwald erinnert, eine Woche später waren sie schon verblüht, Farbe und schönheit dahin. Aber an blühendem Ersatz mangelt es nicht – und an der Mauer entdecke ich sogar eine Verwandte der Zaunwinden, die mir in meinem Garten das Leben so schwermachen – vermutlich eine Prunk- oder Trichterwinde.

Ja, der Subtropenhof wäre im Sommer mein Lieblingsplatz, wenn, ja wenn nicht das Wasser fehlte. Ich liebe es, aufs Wasser zu schauen – natürlich am liebsten aufs Meer, auf einen See oder einen Fluss. Aber ein Teich oder ein Bach tut’s zur Not auch. Die gibt es im Staudengrund: ein künstlicher Bach durchfließt den etwa 20.000 Quadratmeter großen Gartenbereich und speist es mehrere kleine Teiche, an deren Ufer ich gerne sitze. Neben naturnahen Stauden, die dem Gartenbereich ihren Namen geben, stehen hier zahlreiche alte Bäume, darunter eine mehr als 200 Jahre alte Gurkenmagnolie und mein Lieblingsbaum in den Herrenhäuser Gärten, die Süntelbuche.

Ewas enttäuscht war ich von der Fortsetzung der Ausstellung „Gartenkunst aus Meisterhand“. Bei meinem ersten Besuch im März informierten Schautafeln zwischen Palmen, Zitrusbäumchen und anderen subtropischen Pflanzen über die Geschichte der Herrenhäuser Gärten im Allgemeinen und über die Orangeriekultur im Besonderen . Die Schautafeln sind geblieben, die Pflanzen sind nach draußen gezogen. Sie säumen beispielsweise den Schmuckhof oder stehen im Subtropenhof. Man kann eben nicht alles haben …

Einnehmende Wesen

Vor ein paar Jahren ist eine Bekannte von der Mosel hier aufgetaucht, mit der ich nicht gerechnet habe. Denn eigentlich bevorzugen Zaunwinden, an der Mosel Bändchen genannt, lehmige, stickstoffreiche Böden. Doch auch in unserem Garten fühlen sie sich offenbar wohl, obwohl ich die Beete nie dünge.

Weil ich wegen der Fraktur meines Sprunggelenks seit Anfang Mai nur wenig im Garten arbeiten konnte, haben sich die Zaunwinden in diesem Jahr hemmungslos ausgebreitet. Vor einigen Tagen sind sie sogar in unseren Wintergarten eingedrungen – und haben damit eine Grenze überschritten.

Eigentlich habe ich nichts gegen Zaunwinden. Im Gegenteil. Ich finde die trichterförmigen weißen Blüten, die den Glockenblumen ähneln, sehr hübsch. Als Kinder haben wir die Blüten abgepflückt und daraus kleine Glocken gemacht. Dabei musste man sehr vorsichtig sein, sonst riss der Stempel, der Kelch und Blütenstiel verbindet – und die Glocke fiel ab.

Auch weil Zaunwinden (Calystegia sepium) zu den heimischen Pflanzen gehören und ökologisch wertvoll sind, habe ich sie bislang in unserem Garten geduldet. Denn viele Insekten, darunter die Nachtfalter Windenschwärmer und einige Wildbienenarten, ernähren sich laut NDR Ratgeber Garten von Pollen und Nektar der Winden.

Den Pflanzen in ihrer Nachbarschaft bereiten die schnell wachsenden Zaunwinden dagegen oft Probleme. Die Lianen kriechen nämlich meterweit über den Boden, um dann an allem hochzuklettern, was sich ihnen in den Weg stellt: an Blumen ebenso wie an dem stacheligen Feuerdorn, am Kirschbaum oder auch an meiner Hexe. Ihr können sie nichts anhaben, wohl aber den Pflanzen, die sie umschlingen: Mit ihren herzförmigen, dunkelgrünen Blättern und den bis zu zwei Meter tief in die Erde reichenden Wurzeln nehmen sie ihnen Licht, Wasser und Nährstoffe, können sie dadurch in ihrer Entwicklung hemmen oder sogar ersticken.

Und so habe ich den Winden jetzt den Kampf angesagt. In den vergangenen Tagen habe ich unzählige Lianen aus dem Boden gerissen – und dabei so manche Blume mit ausgerissen. Denn nicht immer lassen sich die Zaunwinden von ihren lebenden Rankhilfen lösen.

Um ihre Futterquelle müssen Windenschwärmer und Spiralhornbienen trotzdem nicht bangen. Denn selbst aus kleinen Wurzelresten können wieder neue Pflanzen wachsen. Außerdem werden die Samen durch den Wind verbreitet. Die Chance, dass es mir je gelingt, die Zaunwinden wieder ganz aus unserem Garten zu vertreiben, ist also gering.

Eins, zwei, fünf ganz viele

Die meisten unserer Zimmerpflanzen sind zurzeit in der Sommerfrische auf der Terrasse. Nur einige müssen drinnen bleiben: Manche, zum Beispiel die Yuccapalme oder die Strelitzie, sind einfach zu groß und zu schwer um sie nach draußen zu bringen, andere vertragen die Sonne nicht. Die Monsteras beispielsweise: Die stammen zwar aus den Wäldern Mittel- und Südamerikas, wo es eher heißer ist als hierzulande. Aber die Bäume, an denen sie sich gerne hochranken, schützen sie offenbar vor der prallen Sonne.

Ich gebe zu: Bis heute Morgen habe ich drei meiner Monsteras für Philodendren gehalten (https://timetoflyblog.com/nahe-verwandte). Erst bei der Recherche für diesen Beitrag habe ich meinen Fehler bemerkt. Immerhin gehören Monsteras und Philodendren zur selben Familie, zu den Aronstabgewächsen (Araceae) – und teilen ihre Vorliebe für Bäume.

Einen Baum als Wirt kann ich ihnen nicht bieten, wohl aber einige Standorte im Haus ohne direkte Sonneneinstrahlung. Die gefallen ihnen offenbar gut: Die drei kleinen Ableger, die ich vor drei Jahren gerettet habe, als ihre Mutter den Sommer draußen nicht überlebte, sind zu stattlichen Monsteras herangewachsen. Eine bereitete mir jedoch wegen ihrer deformierten Blätter Sorgen. Jetzt habe ich ihr und ihren beiden Schwestern größere Töpfe spendiert – und hoffe, dass mehr Platz und mehr Erde ihnen gut bekommt.

Die vierte Monstera sieht ganz anders aus als ihre Cousinen: Die Blätter der Monkey Leaf sind dunkler und deutlich kleiner als die der Monstera deliciosa und geschlossen. Weil die Monkey Leaf unser Treppengeländer offenbar mit einem Baum verwechselt und es wie eine Liane umschlungen hat, muss sie sich mit einer Portion frischer Blumenerde begnügen. Denn ich wage nicht, die Ranken vom Geländer zu lösen.

Als ich die Sansevieria umgetopft und sie auf drei Blumentöpfe verteilt habe, musste ich daran denken, wie sie in unser Haus gekommen ist. Sie hat meine Mutter bei ihrem Umzug von der Mosel in ein Altenheim in Norddeutschland begleitet (https://timetoflyblog.com/same-procedure-every-herbst). Damals habe ich die Pflanze aus ihrem winzigen Topf befreit und sie gefünfteilt: Zwei Töpfe hat meine Mutter mit in ihr neues Zuhause genommen, einer ist zu meiner Freundin nach Süddeutschland gekommen, einer zu meiner Tochter in den Harz. Die fünfte Sansevieria habe ich behalten.

Mir gefällt der Gedanke, dass aus der Pflanze meiner Mutter inzwischen ganz viele geworden sind. Ein Ableger des Ablegers, der jetzt bei einer Freundin meiner Tochter in Süddeutschland steht, blüht sogar gelegentlich.

Ein Ableger, den einem Schulfreund meines Mannes mir im April geschenkt hat, brauchte ebenfalls schon ein größeres Zuhause. Dabei war ich am Anfang skeptisch, ob die Dendrobium Kingianum den Sommer auf der Terrasse überleben würde. Denn auch viele Orchideen mögen keine pralle Sonne. Doch der Schulfreund hatte recht: Die rosa Felsenorchidee ist unempfindlicher als die Orchidee, die ich von meiner Mutter geerbt  habe, und kann auch draußen übersommern.

Blühen wird sie wohl erst im Winter – von Dezember bis März. Weil sie laut Website Orchideen-Pflege im Herbst/Winter einige Wochen kühle Temperaturen um die zehn Grad braucht, um zu blühen, wird sie im Herbst in den Wintergarten umziehen – und dort überwintern. Denn auch Temperaturen nahe null machen ihr offenbar nichts aus. Und vielleicht gelingt es mir ja sogar, neue Felsenorchideen zu züchten. Das geschieht nämlich einfach durch Risslinge, die in einen Topf mit etwas Erde gesteckt werden. Dann wandern möglicherweise im nächsten Jahr auch Ableger der Felsenorchidee in den Harz und nach Süddeutschland.

Pfingsten im eigenen Garten

Diejenigen, die meinen Blog gelegentlich lesen, wissen es: Ich liebe schöne Gärten und bin ein großer Fan der Veranstaltungsreihe „Die offene Pforte“. Die wurde in England erfunden und 1991, als Hannover seinen 750. Geburtstag feierte, in die Landeshauptstadt importiert. Im ersten Jahr öffneten 26 GartenbesitzerInnen ihre Pforten für Interessierte und Neugierige wie mich, in diesem Jahr sind es rund 120 in und um Hannover.

Offene Pforte meets Rendezvous im Garten

In den vergangenen Jahren bin ich an den Sommerwochenenden oft von Garten zu Garten gepilgert. Aber in diesem Jahr muss ich wegen meines gebrochenen Fußes wohl noch bis Mitte Juli zu Hause bleiben. Das fällt mir an diesem Wochenende besonders schwer, weil an den Pfingsttagen über 20 Gärten besichtigt werden können. Seit Freitag findet nämlich parallel zur Offenen Pforte das „Rendezvous im Garten 2025“ statt. Es steht in diesem Jahr unter dem Motto „Gärten aus Stein – Steine in Gärten“.

Nun sind Gärten aus Stein eigentlich nicht mein Ding, aber Steine im Garten – die Verbindung von Natur und Kunst – mag ich durchaus. So hätte ich mir die Skulpturenausstellung im Garten von Aleksandra und Hans-Dieter Pristin sehr gerne angesehen. Und auch an der literarischen Führung der Komponistin und Rezitatorin Marie Dettmer wollte ich eigentlich teilnehmen, um den Maschpark einmal aus ganz anderen Perspektiven – in Lyrik und Prosa – kennenzulernen. Aber manchmal kommt es bekanntlich anders …

Doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Die Skulpturenausstellung im Garten Pristin ist noch bis Mitte September geöffnet. Und Marie Dettmer bietet in diesem Jahr noch weitere literarische Führungen an – beispielsweise durch den Berggarten, die Eilenriede oder Ende September noch einmal durch den Maschpark. Wenn ich wieder ohne Krücken auf beiden Beinen stehe, möchte ich den ausgefallenen Pfingstausflug unbedingt nachholen.

Derzeit muss ich mich mit unserem eigenen Garten begnügen.  Dort geben Rosen, Pfingstrosen, Fingerhüte, Akeleien, Glockenblumen, Dreimasterblumen und Co ihr Bestes, um mich darüber hinwegzutrösten, dass mir der Blick in fremde Gärten vorläufig verwehrt bleibt. Und ihren Anblick kann ich – im Wintergarten sitzend – auch genießen, wenn es wie so oft in den letzten Tagen wieder einmal regnet.

Garten-Update

Bevor ich Anfang März den Blogbeitrag über den Frühlingsanfang schrieb, war mir gar nicht bewusst, dass es auch einen phänologischen Kalender mit insgesamt zehn biologisch begründeten Jahreszeiten gibt – jeweils drei im Frühling, Sommer und im Herbst. Nicht nur Lesen, auch Schreiben bildet offenbar.

Damals blühten in unserem Garten die typischen „Zeigerpflanzen“ des Vorfrühlings; jetzt geht bereits der Erstfrühling zu Ende. Forsythien und Kirschen, typische Zeigerpflanzen des Erstfrühlings, sind verblüht, auch die Zeit von Buschwindröschen, Traubenhyazinthen, Anemonen, Narzissen und Tulpen ist bald vorbei.

Statt Blau und Gelb dominiert im Garten jetzt Weiß – nur Sumpfdotterblumen und das nimmermüde Blaukissen stemmen sich gegen diesen Trend.

Apfelbaum und Flieder, Beinwell, Bärlauch, Erdbeeren und Waldmeister zeigen, dass der Vollfrühling begonnen hat.

Gestern habe ich in unserem Garten die ersten Maiglöckchen und Himbeerblüten entdeckt. Dass die Himbeeren schon blühen, macht mich ein bisschen wehmütig. Mit der Himbeerblüte endet nämlich der Frühling.

Doch vielleicht gibt es für mich in diesem Jahr eine Verlängerung.  Denn der Vollfrühling, der laut Wikipedia „in Europa meist Ende Februar im Südwesten von Portugal“ startet, „zieht in Europa … mit ca. 40 km pro Tag nordwärts“. In Mitteleuropa beginnt er meist Anfang April, Finnland erreicht er etwa 90 Tage später.  

Wenn ich also nächste Woche nach Norwegen fahre, reise ich meiner Lieblingsjahreszeit nach – und erlebe vielleicht dort einen zweiten Frühling.