Gartenarbeit statt Gartenbesuch

Eigentlich wollte ich am Sonntag in die Herrenhäuser Gärten fahren. Doch wenn Hannover 96 – für alle, die sich nicht für Fußball interessieren: eine Mannschaft im Mittelfeld der 2. Bundesliga – ein Heimspiel hat, empfiehlt es sich, öffentliche Verkehrsmittel zu meiden. Denn aus Erfahrung weiß ich, wie unangenehm Fahrten in Bussen und Bahnen oft sind, wenn Massen von 96-Fans unterwegs sind. Viele scheinen den bevorstehenden oder gerade gesehenen Gruselkick nur alkoholisiert ertragen zu können.

Beim Derby zwischen Braunschweig und Hannover gilt Alarmstufe Rot: Der Bahnhof wird zur Festung; ob es wie am vergangenen Sonntag durch den Einsatz von PolizistInnen, Hunde, Wasserwerfern und Helikoptern gelingt, Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Fangruppen oder auch zwischen Fans und Polizei in der Stadt zu verhindern, weiß frau vorher nie. Lust auf einen Besuch in Hannover macht das nicht.

Also Arbeit im eigenen Garten statt Besuch in den ehemals fürstlichen Gärten. Zu tun gab es ohnehin einiges: Die Vogelschutzhecke hinterm Teich hatte mein Mann schon im Februar geschnitten, jetzt mussten die Äste und Zweige von Weißdorn, Holunder, Felsenbirne und Kornelkirsche kleingeschnitten werden. Außerdem mussten die abgestorbenen Halme und Blätter der Stauden abgeschnitten, gefühlt zentnerweise altes Laub von den Beeten und aus den beiden Teichen entfernt werden.

Beim Keschern im kleinen Teich habe ich ungewollt zwei Froschlurche gefangen. Zuerst dachten wir, sie seien tot, erfroren im nicht allzu tiefen Teich. Doch nachdem sie ihren Schreck überwunden hatten, bewegten sie sich wieder und wir haben sie mithilfe unserer Schnee- und Laubschaufel wieder in den Teich zurückgesetzt.

Ob sie dort überwintert haben oder ob sie schon wieder aus ihrem Winterquartier zurück in unseren Teich gekommen sind, um dort zu laichen, wissen wir nicht, ebenso wenig, ob unsere Teichbewohner Kröten oder Frösche sind. Denn mit Amphibien kenne ich mich überhaupt nicht aus. Wegen der Farbe, der Größe und der Warzen auf der Haut habe ich die beiden zunächst für Kröten gehalten. Aber ganz sicher war ich mir nach dem Vergleich der Merkmale nicht. Denn ihr Maul war eher spitz als rund, ob sie Schwimmhäute zwischen den Zehen der Hinterbeine haben, konnte ich weder live noch auf den Fotos erkennen. Ich habe also Sommerfotos zu Rate gezogen. Auf ihnen sind die Schwimmhäute deutlich zu sehen. Und von der Farbe abgesehen ist eine gewisse Ähnlichkeit nicht zu leugnen.

Wahrscheinlich sind es Teich- (Rana lessonae) oder Wasserfrösche (Rana esculenta). Beide Arten ähneln sich sehr und sind nur schwer zu unterscheiden. Das kommt nicht von ungefähr. Teichfrösche sind nämlich laut Nabu Hybride aus Seefrosch und Kleinem Wasserfrosch. Sie sind meist grün, manchmal aber auch bräunlich gefärbt. „Auf dem Rücken befinden sich schwärzliche Flecken, die sich auf den Hinterbeinen zu einer Marmorierung verdichten.“ Das passt.

Die Pflanzen in unserem Garten sind leichter zu identifizieren. Dass Schneeglöckchen, Christrosen, Winterlinge, Krokusse und Kornelkirsche typische Zeigerpflanzen des Vorfrühlings sind, habe ich beim Schreiben meines Blogbeitrags zum Frühlingsanfang gelernt. Im nächsten Jahr kann ich mich vielleicht auch über Märzbecher freuen, die bislang in unserem Garten noch nicht wuchsen. Aber die beste Nachbarin von allen hat mir am Sonntag ein Töpfchen mit Zwiebeln geschenkt, die ich zwischen Anemonen und Tulpen gepflanzt haben.

Nach einer Woche mit tagsüber frühlingshaften Temperaturen zeigen sich inzwischen auch die ersten Blausterne – laut Wikipedia typische Zeigerpflanzen des Erstfrühlings, der nächsten phänologischen Jahreszeit. Von den Veilchen ist dagegen noch nichts zu sehen, an den Forsythien zeigen sich immerhin schon gelbe Knospen. Im vergangenen Jahr standen die Sträucher schon Anfang März in voller Blüte. Doch in diesem Jahr sind ihnen die Nächte mit Temperaturen unter dem Gefrierpunkt wohl noch zu kalt.

Die Narzissen schrecken die Temperaturunterschiede offenbar nicht. Selbst die einzige gefüllte Narzisse in unserem Garten, blüht schon. Vor zwei Jahren war es erst Ende März so weit, in manchen Jahren zeigt sie sich gar nicht. Aber das wundert mich nicht wirklich bei einer Pflanze, die ihren Namen einem berühmten Herumtreiber verdankt: Rip van Winkle, den Washington Irving und Max Frisch in einer Kurzgeschichte, einem Hörspiel und einem Roman verewigten und dessen Geschichte von vielen anderen Schriftstellern erzählt wird. Doch zum Glück gibt es ja andere Pflanzen in unserem Garten, die verlässlicher zeigen, dass der Erstfrühling gekommen und es bald an der Zeit ist, mit der Aussaat von Salat, Spinat, Erbsen, Radieschen oder auch von Sommerblühern zu beginnen.

Frischer Wind

Anfang vergangenen Jahres war ich mit einer Schulfreundin in der Munchausstellung im Museum Barberini in Potsdam. Und natürlich haben wir uns bei der Gelegenheit auch die  Sammlung Hasso Plattner angesehen. Sie ist wirklich beeindruckend: Über impressionistische und postimpressionistische 100 Bilder vor allem französischer Maler – zum Beispiel von Claude Monet, Pierre-Auguste Renoir, Alfred Sisley und Paul Signac – sind dort zu sehen.

„Wie ein frischer Wind“ wirbelten die französischen Impressionisten Ende des 19. Jahrhunderts die Kunstwelt auf – und beeinflussten auch ihre KollegInnen im Norden Europas. Farben, Maltechniken und auch Motive veränderten sich. „Ähnlich wie ihre französischen Vorbilder widmeten sich die Impressionist*innen des Nordens den wechselnden Lichtverhältnissen ihrer Heimat. In den Niederlanden und in Deutschland spiegelte sich das trübe Wetter in einer gedämpften Farbpalette wider … Ihre Werke zeigen oft flache Landschaften und schwindendes Tageslicht. In der dänischen Künstlerkolonie Skagen interessierten sich die Künstler*innen besonders für die Stimmung der sogenannten ‚blauen Stunde‘, die hoch im Norden intensiver wahrnehmbar ist“, heißt es in einer Pressemitteilung des Landesmuseums Hannover. Dort werden derzeit in Zusammenarbeit mit dem niederländischen Museum Singer Laren und dem Museum Kunst der Westküste Alkersum/Föhr rund 100 Gemälde und Ölstudien deutscher, niederländischer und dänischer ImpressionistInnen gezeigt – unter anderem von Anna Ancher, Lovis Corinth, Isaac Israels, Peder Severin Krøyer, Max Liebermann und Max Slevogt.

Eines meiner Lieblingsbild der Ausstellung ist der „Mondklare Abend am Leuchtfeuer von Skagen“ von Anna Ancher. Die Malerin selbst ist auch auf einem Bild zu sehen. Ihr Kollege Peder Severin Krøyer hat sie mit seiner Frau Marie am Strand von Skagen gemalt. Anna Ancher und Peder Severin Krøyer gehörten ebenso wie Annas Mann Michael Ancher zu den Skagensmalerne, den Skagen-Malern, der bekanntesten Künstlerkolonie Dänemarks.

Sehr gut gefallen hat mir auch die Aktion am Ein- bzw. Ausgang der Ausstellung. Dort können BesucherInnen farbige Punkte auf ein Gemälde kleben, den Pointillisten nacheifern und beobachten, wie sich die einzelnen Punkte allmählich zu einem Gesamteindruck verbinden.

Pointillistische Bilder bestehen ja aus unzähligen winzigen Farbpunkten oder Strichen. „Der Gesamt-Farbeindruck einer Fläche ergibt sich erst im Auge des Betrachters und aus einer gewissen Entfernung. Durch optische Verschmelzung und additive Farbmischung formen sich die Farbpunkte zu Gestalten“, weiß Wikipedia. Durch diese Technik erhalten die Farben mehr Leuchtkraft.

Erfunden hat die Maltechnik übrigens Georges Seurat, weiterentwickelt wurde sie unter anderem von Paul Signac und Camille Pissarro. Im Landesmuseum sind Bilder der niederländischen Maler Jan Toorop und Co Bremanzu sehen, die auch „mit leuchtenden Farbpunkten und verschiedenen Pinselstrichen, um die flirrenden Lichteffekte der Natur wiederzugeben“.

Mir selbst käme es gewiss nie in den Sinn, auf diese Weise zu malen – Geduld gehört ja bekanntlich nicht zu meinen Kernkompetenzen. Aber an den farbigen Klebepunkten konnte ich natürlich nicht vorbeigehen. Und ich war nicht die einzige, die „gepunktet“ hat, wie die Bilder, aufgenommen bei verschiedenen Ausstellungsbesuchen, zeigen.

Woran erkennst du den Frühling?

Endlich Frühling. Seit vorgestern zumindest meteorologisch. Astronomisch oder kalendarisch beginnt der Frühling erst mit der ersten Tag-und-Nacht-Gleiche des Jahres (Primär-Äquinoktium). Die fällt auf der Nordhalbkugel meist auf den 20. März, gelegentlich aber auch auf den 19. oder  21. März – ein Alptraum für Statistiker und Wissenschaftlerinnen.

Weil sich Klimadaten besser vergleichen und einfacher auswerten lassen, wenn die Jahreszeiten am gleichen Tag beginnen und gleich lang sind, hat die Weltorganisation für Meteorologie (World Meteorological Organization, WMO) die meteorologischen Jahreszeiten eingeführt. Für die MeteorologInnen beginnt der Frühling also am 1. März, der Sommer am 1. Juni, der Herbst am 1. September und der Winter am 1. Dezember (https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2025/3/1.html).

Der Natur sind Daten und Uhrzeiten egal. Die „phänologischen Jahreszeiten“ richten sich nach bestimmten Erscheinungen in der Pflanzen- und auch in der Tierwelt. Und es gibt nicht nur vier, sondern zehn biologisch begründete Jahreszeiten. Frühling, Sommer und Herbst werden in drei Jahreszeiten unterteilt, nur der Winter bleibt unzerteilt, weil die Vegetation zumindest oberirdisch in dieser Zeit weitgehend ruht.  

Ausgewählte Pflanzen zeigen Beginn und Ende der jeweiligen Jahreszeiten. Beobachtet und erfasst werden laut Wikipedia unter anderem Blüte, Blattaustrieb, Fruchtreife und Laubfall. So beginnt der Vorfrühling mit der Blüte von Hasel, Schneeglöckchen und Märzbecher und endet mit der Blüte der Salweide. Auch Winterlinge, Krokusse, Huflattich, Schlüsselblumen, Kornelkirsche und Seidelbast sind „Zeigerpflanzen“ des Vorfrühlings.

Die ersten Schneeglöckchen habe ich in unserem Garten schon Ende Januar beobachtet, ebenso die ersten Blüten des Blaukissens. Sie haben selbst die Schneetage in der zweiten Februarwoche heil überstanden. Inzwischen haben sich auch Krokusse, Winterlinge und Primeln hervorgewagt. Märzbecher und Schlüsselblumen lassen dagegen zumindest in unserem Garten noch auf sich warten.

Schneeglöckchen und Winterlinge, leider nicht in unserem Garten

Wenn Forsythien, Veilchen, Buschwindröschen und Blausterne blühen, beginnt der Erstfrühling; später kommen dann die Blüten von Kirsch-, Pflaumen-, Birnbäume und Schlehdorn hinzu. Ich freue mich besonders darauf, dass Bäume und Sträucher wieder grün werden: Zuerst bekommen Rosskastanien und Birken neue Blätter, später dann auch Rotbuche, Linde und Ahorn.

Im Vollfrühling sind dann auch Eichen und Hainbuchen an der Reihe; außerdem blühen Apfelbäume, Rosskastanien, Eberesche, Flieder, Maiglöckchen, Bärlauch und Waldmeister. Mit der Himbeerblüte endet der Frühling, der Frühsommer beginnt.

Woran man den Frühling erkennt, fragt übrigens auch Georg Britting in einem meiner Lieblingsfrühlingsgedichte. Seit ich „Früh im Jahr“ vor mehr als einem halben Jahrhundert in der Schule gelernt habe (danke, Herr Erschens), spukt zu Beginn des Frühlings das Bild von der alten Frau in meinem Kopf,

der „in der Küche,
Im felsigen Tief, (…)
Ein Topf überlief,
Mit Sud vom Gewürzten?“

Wer mehr Frühlingsgedichte lesen möchte, wird auf Christianes Blog „Irgendwas ist immer“ fündig.

Wir sind bunt, wir sind viele

Als Friedrich Merz vor gut einem Jahr, am 22. Januar 2024, in Caren Miosgas Talksendung zu Gast war, begrüßte er laut Tagesschau.de ausdrücklich, dass „in ganz Deutschland … in den vergangenen Tagen Hunderttausende Menschen auf die Straße gegangen (waren), um gegen die AfD zu demonstrieren. Anlass waren die Enthüllungen über konspirative Treffen von AfD-Mitgliedern, bei denen Pläne besprochen wurden, Menschen mit Migrationshintergrund aus Deutschland auszuweisen.“

„Ich halte das für ein sehr, sehr ermutigendes Zeichen unserer lebendigen Demokratie‘“, wird Merz auf der Tagesschau-Website zitiert und weiter:  „Er sei kein ängstlicher Mensch, teile aber die Sorgen der Demonstranten“ – auch wenn er selbst nicht an den Demos teilnehmen konnte. Markus Söder habe in München mitdemonstriert.

13 Monate später beschimpfte Friedrich Merz bei einer Veranstaltung die Menschen, die „da draußen“ gegen rechts demonstrieren, als „grüne und linke Spinner“, die „nicht mehr alle Tassen im Schrank haben“, die „nicht klar denken können“ (#omasgegenrechts_hannover). Für sie – und also auch für mich – will er als Kanzler keine Politik machen. Denn auch ich gehöre zu den linken und grünen Spinnern.

Wirklich überrascht hat mich Friedrich Merz Sinneswandel nicht. Schließlich ist ja bekannt, wie schnell er das, was er einmal gesagt hat, vergisst. So schlug der CDU-Kanzlerkandidat laut Spiegel.de Grünen und SPD im November 2024 nach dem Bruch der Ampelkoalition vor: „‚Wir sollten vereinbaren, dass wir nur die Entscheidungen auf die Tagesordnung des Plenums setzen, über die wir uns zuvor mit Ihnen von der SPD und den Grünen in der Sache geeinigt haben.‘ So könne man ‚eine zufällige oder tatsächlich herbeigeführte Mehrheit‘ mit der AfD vermeiden. ‚Denn das hätten diese Damen und Herren von Rechtsaußen doch gern, dass sie plötzlich die Mehrheiten besorgen.‘“ Und noch am 11. Januar sagte Merz zur Zusammenarbeit mit der AfD: „‚Ich wiederhole es hier zum Mitschreiben. Eine Zusammenarbeit unter meiner Führung wird es mit der CDU in Deutschland nicht geben.‘“ und weiter: „‚Wir arbeiten nicht mit einer Partei zusammen, die ausländerfeindlich ist, die antisemitisch ist, die Rechtsradikale in ihren Reihen, die Kriminelle in ihren Reihen hält, eine Partei, die mit Russland liebäugelt und aus der Nato und der Europäischen Union austreten will.‘“  Doch schon 18 Tage nachdem er „das Aufrechterhalten der Brandmauer (…) zur Chefsache“ machte und sein „Schicksal als Parteivorsitzender der CDU an diese Antwort“ knüpfte, ließ er über seinen „5-Punkte-Plan“ zur Verschärfung der Migration abstimmen – und erreichte nur mit Stimmen der AfD eine knappe Mehrheit. Seine Aussage „Eine richtige Entscheidung wird nicht dadurch falsch, dass die Falschen zustimmen. Sie bleibt richtig“, lässt ahnen, wo er in Zukunft seine Mehrheiten suchen wird: nicht bei grünen und linken Spinnern, die es wagen, von ihrem Recht Gebrauch zu machen und friedlich zu demonstrieren  

An der Demonstration gegen den Rechtsruck beteiligten sich gestern in Hannover nach Polizeiangaben immerhin etwa 2.000 Menschen, die VeranstalterInnen, unter andererm Studis gegen rechts und Students for Future, zählten sogar 6.000 TeilnehmerInnen. Die Wahrheit liegt wahrscheinlich wie bei den meisten Demonstrationen irgendwo dazwischen. Auch wenn die Beteiligung diemal geringer war als noch vor zwei Wochen, sind wir keine kleine Minderheit. Ich weiß, dass viele meiner Bekannten meine politischen Ansichten und Ängste teilen, aber nur wenige gehen für ihre Überzeugung auf die Straße.

Für andere ist das Maß jetzt voll. Zum Beispiel für den Mann, der bei der Demo gestern zufällig eine Zeit lang neben mir ging. Als wir ein paar Minuten in der Nähe des AfD-Stands stoppen mussten, kamen wir, beide wohl über 60, ins Gespräch. Er sei lange CDU-Mitglied gewesen und dies sei seine erste Demo, erzählte er. Auf dem Weg zur Demo hatte uns ein junges Paar angesprochen, weil wir unsere Omas- und Opas-gegen-rechts-Westen trugen. Auch sie outeten sich als CDU-Mitglieder, fanden es aber gut, dass die Omas und Opas auf die Straße gehen.

Oma und Opa gegen rechts

Ihre beiden Kinder waren etwa so alt wie unsere Enkelkinder – und wenn ich gegen rechts demonstriere, tue ich es auch ihretwegen und für sie. Denn was soll ich ihnen sagen, wenn sie mich irgendwann fragen, wo ich war, was ich getan habe, als es angefangen hat. Als die Brandmauer gefallen ist, als CDU und FDP im Bundestag mit Hilfe der AfD die Migrationspolitik verschärfen wollten. Ich habe mich immer dafür geschämt, dass meine Onkel mitgemacht haben, als in der Pogromnacht 1938 Jüdinnen und Juden in ihrem/meinem Heimatort angegriffen, ihre Häuser zerstört wurden. Ich möchte nicht, dass meine Enkelkinder sich irgendwann für mich schämen müssen.

Ja, ich gebe zu, das Video, das ich gestern Abend auf dem Instagram-Kanal der #Omasgegenrechts gesehen habe, macht mir Angst. Angst vor dem, was auf uns zu kommt, wenn dieser Mann Bundeskanzler wird. Und ich fürchte, dass die Demonstration gestern nicht die letzte sein wird. Auch nach der Wahl werden wir „linken und grünen Spinner“ wohl wieder auf die Straße gehen und demonstrieren: gegen die sich ausbreitende Geschichtsdemenz in unserem Land, gegen rechtsextreme und gegen die, die mit ihnen gemeinsame Sache machen.

All die, die immer noch schweigen, möchte ich an Martin Niemöllers Aussage erinnern, die „viel zitiert, oft abgewandelt, manchmal missbraucht, immer noch aktuell“ ist:

Als die Nazis die Kommunisten holten,
habe ich geschwiegen,
ich war ja kein Kommunist.

Als sie die Sozialdemokraten einsperrten,
habe ich geschwiegen,
ich war ja kein Sozialdemokrat.

Als sie die Gewerkschafter holten,
habe ich geschwiegen,
ich war ja kein Gewerkschafter.

Als sie mich holten,
gab es keinen mehr,
der protestieren konnte.

Nachzulesen unter https://martin-niemoeller-stiftung.de/martin-niemoeller/als-die-nazis-die-kommunisten-holten

Blogparade – Fragen zu meinem Blog

Ich bin, ich gebe es zu, in der BloggerInnenszene nicht allzu gut vernetzt. Auf Herrn Tommis und Frau Mellis Blogparade „#blogfragen – Fragen zu Deinem Blog“ bin ich durch den Blog Alltägliches + Ausgedachtes aufmerksam geworden. Die Blogbeiträge des Postwestfalen lese ich nämlich gerne und regelmäßig, Jansens Pott kannte ich, nicht im Ruhrgebiet wohnend, bislang noch nicht.

Ich selbst blogge seit zehn Jahren mehr oder weniger regelmäßig, Seit einiger Zeit denke ich gelegentlich darüber nach, aufzuhören.  Die Fragen zu meinem Blog kommen daher gerade recht – vielleicht helfen sie mir zu entscheiden, wie es mit Time to fly weitergeht.

Warum hast Du ursprünglich mit dem Bloggen angefangen?

Angefangen habe ich vor fast elf Jahren: Im März 2014 habe ich den ersten Beitrag geschrieben und veröffentlicht. Damals habe ich noch als Journalistin gearbeitet – der Blog war für mich eine Möglichkeit, über Themen zu schreiben, die mir am Herzen lagen, für die ich aber keine Aufträge hatte. Und irgendwie habe ich am Anfang auch gehofft, dass ich durch meine Blogbeiträge neue AuftraggeberInnen gewinnen oder Aufträge in anderen Bereichen, zum Beispiel Reisen oder Garten, bekommen könnte. Das ist mir leider nicht gelungen. Ich blogge also just for fun.

Welche Plattform nutzt Du für Deinen Blog und warum hast Du Dich dafür entschieden?

Ich nutze seit jeher WordPress, dafür entschieden habe ich mich, weil es das bekannteste System war und mir auch deshalb als einfachste und günstigste Möglichkeit erschien.

Hast Du schon auf anderen Plattformen gebloggt?

Siehe oben, nein

Wie schreibst Du Deine Blogposts? Nutzt Du ein lokales Bearbeitungstool oder eine Panel/Dashboard-Funktion Deines Blogs?

Ich schreibe meine Beiträge in einer Word-Datei, weil ich sie da am besten bearbeiten, ergänzen und korrigieren kann. Den fertigen Text kopiere ich dann in den Blog, formatiere und füge Fotos ein, die ich vorher am Computer bearbeitet habe.

Wann fühlst Du Dich am meisten inspiriert zu schreiben?

Mit der Inspiration ist es so eine Sache. Manche Ideen kommen spontan, andere Themen sind mir einfach wichtig. Am liebsten schreibe ich früh morgens – da bin ich am kreativsten – oder auch spät abends. Ich brauche recht wenig Schlaf. Und weil ich inzwischen Rentnerin bin, kann ich mich zwischendurch einfach mal eine oder zwei Stunden hinlegen.

Veröffentlichst Du Deine Texte sofort oder lässt Du sie erst eine Weile als Entwurf liegen?

Sofort veröffentliche ich meine Texte eigentlich nie; Ausnahmen – wie bei diesem Blogbeitrag – bestätigen aber die Regel. Ich überarbeite alle Texte mehrmals und lasse sie dann zumindest über Nacht liegen. Und selbst die Endfassung ist selten die wirklich letzte Version. Bevor ich auf „Veröffentlichen“ klicke, finde ich (fast) immer noch etwas, was ich verändern und verbessern möchte.

Ich nehme mir zwar immer wieder mal vor, Texte „auf Vorrat“ zu schreiben, die ich dann bei Bedarf posten kann. Aber geschafft habe ich es bislang noch nie.

Über welche Themen schreibst Du generell?

Ich schreibe eigentlich über alle Dinge und Themen, die mich interessieren und mich bewegen – und das sind viele: Ich schreibe über Wanderungen und Reisen, die ich unternehmen, über Bücher, die ich lese, über Ausstellungen, die ich besuche, über meinen und andere Gärten, übers Schreiben, manchmal auch über Politik und über gesellschaftliche Fragen, wenn ich finde, dass etwas unbedingt gesagt werden muss.

Für wen schreibst Du?

… das ist die Frage. Für alle, die es lesen wollen. Für FreundInnen und Bekannte, von denen viele nicht in meiner Nähe wohnen. So erfahren sie, was ich tue, was mich bewegt, auch wenn wir eine Zeit lang nicht miteinander telefonieren oder uns schreiben. Letztendlich blogge natürlich auch für mich selbst, weil ich finde, das bestimmte Sachen gesagt werden müssen und weil ich so meine Meinung sagen kann.

Was ist Dein Lieblingsbeitrag auf Deinem Blog?Für wen schreibst Du?

Meinen Lieblingsbeitrag auswählen? Das ist schwer bis unmöglich. Ich habe schon so viele Beiträge geschrieben (und wahrscheinlich noch mehr Artikel, aber das ist ein anderes Thema). Mein Lieblingsbeitrag im vergangenen Jahr war vielleicht der Beitrag über das Grundgesetz und seine Mütter. Und sicher gehört auch  „Nie wieder ist jetzt“ zu meinen Favoriten. Leider ist der Satz heute noch aktueller, als er es im November 2023 war, als ich den Beitrag gepostet habe.

Hast Du schon Blogpausen eingelegt oder Blogs ganz aufgegeben?

Eine Zeit lang hatte ich neben Time to fly noch einen zweiten Blog. Irgendwann war mir der Aufwand zu groß: Ich habe die „Chaosgärtnerinnen“ stillgelegt und die Beiträge über Gärten, Gärtnern und Pflanzen in Time to fly integriert.  

Eine lange Blogpause habe ich gleich zu Beginn eingelegt. Den zweiten Beitrag habe ich aus verschiedenen privaten und beruflichen Gründen erst ein Jahr und zwei Monate nach dem ersten veröffentlicht. Eine zweite Blogpause habe ich mir im vergangenen September gegönnt. In der Regel versuche ich, mindestens einen Beitrag pro Woche zu schreiben. Das gelingt mir leider nicht immer.

Was empfiehlst Du Menschen, die mit dem Bloggen anfangen wollen?

Frei nach dem Motto eines großen Sportartikel-Herstellers: Just do it

Hast Du Zukunftspläne für Deinen Blog? Vielleicht ein Redesign, ein Wechsel der Plattform oder neue Features?

Noch keine konkreten, ich muss erst einmal entscheiden, ob es überhaupt weitergeht … Aber vielleicht erleben auch die Chaosgärtnerinnen ein Comeback, wenn sich in unserem Garten etwas tut …

Beeindruckende Ausstellung

Nein, selbst hätte ich mir die Museumscard Hannover diesmal nicht gekauft, oder zumindest nicht zu diesem Zeitpunkt. Denn erstens stimmt meiner Meinung nach das Preis-Leistungsverhältnis nicht, wenn man sie zum Beispiel mit dem Museums-PASS-Musées vergleicht . Mit dem Museums-PASS-Musées kann ich in diesem Jahr mehr als 360 Museen, Schlösser und Gärten sowie über tausend Wechselausstellungen besuchen (https://www.museumspass.com/de) , mit der hannoverschen Museumscard gerade mal 10 (in Worten zehn) (https://www.hannover.de/Kultur-Freizeit/Museen-Ausstellungen/Museumsführer/MuseumsCard). Und wenn ich „bis zu drei Kindern bis zum vollendeten 17. Lebensjahr mit in die Museen“ nehmen möchte, muss ich für acht Euro die „Zusatzoption Familie“ für acht Euro buchen. Im Museums-PASS-Musées ist für 123 Euro der Eintritt zusätzlich für fünf Kinder unter 18 Jahren frei. So geht familienfreundlich und so begeistert man Kinder für Kunst und Geschichte.

Mehr noch als das Preis-Leistungsverhältnis stört mich (zweitens) der Provinzialismus der niedersächsischen Karte: Seit vergangenem Jahr ist auch ein Museum außerhalb Hannovers dabei: das Roemer- und Pelizaeus-Museum in der Nachbarstadt Hildesheim. Museen in Braunschweig, Celle oder anderen niedersächsischen Städten: Fehlanzeige. Beim Museums-PASS-Musées kooperieren Museen aus drei Ländern – aus Deutschland, der Schweiz und Frankreich, in Deutschland machen Museen aus zwei Bundesländern, aus Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz, mit. Und während der Museums-PASS-Musées automatisch beim ersten Besuch aktiviert wird und dann ein Jahr lang gilt, muss der Beginn bei der Museumscard Hannover exakt festgelegt werden. Immerhin darf das Ausstellungsdatum „bis zu drei Monaten nach dem Datum des Kaufs liegen“. Bravo. Da haben die Verantwortlichen wohl noch nicht gemerkt, dass das digitale Zeitalter schon begonnen hat.

Dass eines der zehn Museen, das Historische Museum Hannover, wegen Umbaus noch das ganze Jahr geschlossen ist und im Hannover Kiosk nur eine Art Notprogramm bietet, stört mich weniger. Denn die Prunkkutschen der hannoverschen Herrscher, die dort unter anderem gezeigt wurden, sind ohnehin nicht mein Ding. Ärgerlicher finde ich, dass auch das Museum August Kestner und das Museum Schloss Herrenhausen erst wieder im Frühjahr öffnen. Allein aus diesem Grund hätte ich mir die Museumscard jetzt noch nicht gekauft. Aber darüber, dass mein Mann sie mir geschenkt hat und ich jetzt die Museen ein ganzes Jahr lang besuchen kann, habe ich mich sehr gefreut (Danke nochmal). Und auch den Starttermin hat er perfekt gewählt.

Kz überlebt

Zum Glück bin ich gleich am ersten Gültigkeitstag ins Landesmuseum. Denn sonst hätte ich die Sonderausstellung „KZ überleb“t verpasst, die am nächsten Tag zu Ende ging. Seit 2013 wurde die Wanderausstellung laut Pressemitteilung des Museums an über 20 Stationen in Deutschland, Österreich, Polen und Tschechien gezeigt und von rund 130.000 Menschen besucht (https://www.landesmuseum-hannover.de/wp-content/uploads/pressemitteilung-kz-uberlebt-portrats-von-stefan-hanke.pdf). Ich bin auf jeden Fall froh, dass ich sie noch gesehen habe.

Never forget: Orte des Grauens. Nie wieder ist jetzt!

Von 2004 bis 2014 hat der Regensburger Fotograf Stefan Hanke in sieben europäischen Ländern 121 Überlebende nationalsozialistischer Konzentrations- und Vernichtungslager besucht und in ihrem Lebensumfeld oder an Orten ihres Leidens fotografiert. 72 der eindrucksvollen Schwarz-Weiß Porträts waren in der gemeinsamen Ausstellung des Landesmuseums und der Villa Seligmann zu sehen. Kurze Texte und Zitate informierten über das unermessliche Leid, das ihnen angetan wurde, und über ihre persönlichen Lebenswege. Die Bilder geben den Opfern ein Gesicht und „ermöglichen einen besonderen Zugang in die Geschichte(n) rund um eine der größten Katastrophen der Menschheit“.

Beeindruckend war auch die virtuelle Begegnung mit NS-ZeitzeugInnen im Rahmen des Projekts „in Echt“, das von der Brandenburgischen Gesellschaft für Kultur und Geschichte gGmbH (BKG) konzipiert und in Kooperation mit der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf realisiert wurde.

In einem Raum der Ausstellung konnte ich, ausgestattet mit VR Brille und Kopfhörern, fünf Menschen zuhören und zuschauen, die die NS-Konzentrationslager als Kinder und Jugendliche überlebt haben. Charlotte Knobloch, Inge Auerbach, Ruth Winkelmann, Leon Weintraub und Kurt Hillmann erzählen seit Jahren zum Beispiel in Schulen, was sie erlebt haben und engagieren sich so gegen das Vergessen. Doch die jüngsten ZeitzeugInnen sind inzwischen über 80 Jahre alt, manche, wie Margot Friedländer, sogar älter 100. Wie lange sie noch ihre Erfahrungen an die jungen Menschen weitergeben können, ist ungewiss. Die interaktive Ausstellung „zeigt einen möglichen Weg, wie virtuelle Zeitzeug*innengespräche die Erzählungen der Überlebenden bewahren und die Lücke füllen können, wenn es keine Zeitzeug*innen mehr gibt“. (https://www.landesmuseum-hannover.de/presse/). Dies ist in einer Zeit, in der die „in Teilen gesichert rechtsextremistische“ AfD bei der Wahl zum Bundestag die zweitstärkste Partei zu werden droht, wichtiger denn je.

Die Porträts von Stefan Hanke sind auch im Ausstellungskatalog* abgedruckt, der für 39,80 Euro im Shop des Landesmuseums und in der Villa Seligmanngekauft werden kann.

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Monatsrückblick Januar 2025

Jetzt ist der Januar zu Ende und wirklich traurig bin ich darüber nicht. Denn der erste Monat des Jahres ist nicht mein Lieblingsmonat. Die Weihnachtszeit ist vorbei, die dunkle Jahreszeit leider noch lange nicht. Erst Ende Januar werden die Tage wieder länger.

Dunkle Zeiten

Politisch stehen uns noch länger dunkle Zeiten bevor. Am 20. Januar mittags um 12 Uhr hat Donald Trumps zweite Amtszeit als amerikanischer Präsident begonnen. Und Trump hat direkt zu Beginn einige seiner Drohungen wahrgemacht: So hat er die Straftäter begnadigt, die vor vier Jahren das Kapitol erstürmten; die USA sind aus dem  Pariser Klimaabkommen und aus der WHO ausgestiegen. Und weil Trump im wahrsten Sinne des Wortes  Amerika größer machen will, erhebt er Ansprüche auf Grönland, Panama und auf Teile Kanadas. Wenn das auch hoffentlich (Alp)Träume bleiben, ermutigt er durch sein Verhalten doch all die Autokraten, die begehrliche Blicke auf ihre kleinen Nachbarn werfen. Wild West statt Völkerrecht.

Inzwischen ist die Liste der unsäglichen Trump-Entscheidungen noch länger geworden, und ich fürchte mich vor dem, was in den nächsten 1.441 Tagen noch auf uns zukommt. Denn Trumps Amtszeit endet erst in drei Jahren, elf Monaten und elf Tagen. Erst am 20. Januar 2029 wird laut US-Verfassung der neue amerikanische Präsident vereidigt. Wenn Trump sie und demokratische Wahlen bis dahin nicht abgeschafft hat. God bless nicht nur America.

Nie wieder ist jetzt

Leider müssen wir nicht in die Ferne schweifen, das Schlechte liegt manchmal so nah. Im deutschen Bundestag haben CDU und FDP ein Tabu gebrochen und sich erstmals mithilfe der AFD eine Mehrheit verschafft. Dabei haben sie die Unterstützung der „in Teilen gesichert rechtsextremistischen“ Partei nicht nur in Kauf genommen, sondern gesucht. Zwar ist zumindest der Versuch, ein Gesetz mithilfe der AfD auf den Weg zu bringen, gescheitert. Doch das Vorgehen von Merz und Co zeigt, wie brüchig die viel beschworene „Brandmauer“ ist, wie wenig man dem Versprechen vertrauen kann, dass die CDU nach der Wahl nicht mit der AfD zusammenarbeiten wird. Dass eine richtige Entscheidung nicht dadurch falsch wird, dass die Falschen zustimmen, hat der CDU-Kanzlerkandidat mehrmals betont. Das bedeutet doch im Prinzip: Wenn Merz nur mit AfD-Unterstützung Kanzler werden kann, ist das für ihn in Ordnung, weil seine Wahl ja seiner Meinung nach die richtige Entscheidung ist. Hauptsache an die Macht, koste es, was es wolle.

Ich gebe zu: Ich habe Angst, Angst um unsere Demokratie und vor der Gesellschaft, die uns droht, wenn die AfD an die Macht kommt. In Zeiten wie diesen, genügt es nicht mehr, gegen rechts zu sein, frau muss es auch zeigen. Das habe ich – zum Glück mit vielen anderen – im Januar immer wieder getan: bei Demonstrationen in Eschede und in Hannover, bei Mahnwachen vor der Synagoge oder am Stand der Omas gegen rechts in Burgwedel.

Jahresmotto

Viele der BloggerInnen, deren Blogbeiträge ich regelmäßig lese, habe für sich ein Jahresmotto gesucht und gefunden. Ein Jahresmotto ist, so sagen ExpertInnen, sinnvoller und intensiver als gute Vorsätze, die im Alltag oft schnell in Vergessenheit geraten. Zumindest Letzteres kann ich leider bestätigen. Einige meiner guten Vorsätze haben den Januar nicht überlebt.

Kurz soll ein Jahresmotto sein, prägnant, es soll Emotionen wecken und mich an das erinnern, was mir wichtig ist. Weil ich mich ein bisschen schwer damit tue, mich auf ein Motto für das ganze Jahr festzulegen, versuche ich es zuerst einmal mit einem Drei-Monats-Motto. Denn was für Ziele gilt, gilt vielleicht auf für Mottos. Wer für kürzere Zeiträume plant, verliert das Ziel nicht so schnell aus den Augen – und man verschiebt Dinge im besten Fall nicht auf den nächsten oder übernächsten Monat oder auf den Sankt Nimmerleinstag   (https://timetoflyblog.com/monatsrueckblick-oktober-2023). „Just do it“ stand ebenso auf meiner Liste wie Hannah Arendts Wahlspruch „Ich will verstehen“ oder „Mein Leben soll bunter werden“. Letztlich habe ich mich dann für „Mehr Leichtigkeit durch Ordnung und Struktur“ entschieden, ein Motto, zu dem mich auch Wolfgang Herrndorfs Buch Arbeit und Struktur animiert hat (https://timetoflyblog.com/gelesene-buecher-2024). Im Januar ist es mir nicht sonderlich gut gelungen, mein Motto umzusetzen, aber was im ersten Monat nicht war, kann ja im zweiten werden . Vielleicht hilft es ja, dem Rat von Judith Peters zu folgen und „jeden Tag zumindest eine Minute etwas (zu tun), was auf Dein Jahres-Motto ‚einzahlt‘“ (https://judithpeters.de/mein-motto-fur-2025-radikal-ich/).

Viel unterwegs

Dass mancher gute Vorsatz auf der Strecke geblieben ist, lag vielleicht auch daran, dass ich im Januar viel unterwegs war: Zweimal zum Wandern im Harz, dreimal in Hamburg (zu den Enkelkindern und zu einem Essayworkshop), in Eschede, um nach den Rechten zu sehen, die dort auf einem ehemaligen Bauernhof ihr Unwesen treiben – und mindestens ein halbes Dutzend mal in Hannover. Keine Frage: Das Deutschlandticket rechnet sich für mich trotz der Preiserhöhung. Denn ohne das Ticket würde ich sicher nicht so viel reisen – es verschafft mir ein Stück (Reise-)Freiheit. Und die werde ich mir auch im Februar nehmen.


Ohne Smartphone geht nix

Vorletzte Woche hat mein Smartphone den Geist aufgegeben. Nicht plötzlich und unerwartet, sondern ganz allmählich. Zuerst schaltete es sich gelegentlich ab und ließ sich nur mit der Pinnummer wieder aktivieren, dann geschah das immer häufiger. Der Touchscreen reagierte manchmal nicht mehr und ich musste warten und/oder das Gerät ausschalten und neu starten, um ihn wieder nutzen zu können. Irgendwann war das dann eher die Regel als die Ausnahme.

Im Prinzip kann ich mein Smartphone ja verstehen: Fünf Jahre sind für ein Smartphone offenbar ein reifes Alter, die meisten werden von ihren BesitzerInnen schon nach zwei bis drei Jahren in Rente geschickt. Auch ich tue als Rentnerin oft nur das, was ich möchte. Aber bei meinem Smartphone stresst mich dieses Verhalten. Denn im Alltag geht ohne funktionierendes Handy vieles nicht – wie abhängig ich von diesem kleinen Teil bin, ist mir wieder einmal bewusst geworden. Und so habe ich mir ein neues gekauft. Nur ungern, denn ich habe geahnt, was auf mich zukommt.

Schon Auswahl und Kauf des neuen Smartphones gestalteten sich nicht ganz einfach, auch weil ich mit ihm mein Hörgerät steuern möchte. Das hat mit dem alten nicht wirklich gut geklappt, Smartphone und Hörgeräte-App waren nur bedingt kompatibel. Auf der Suche nach einem Gerät, das auf der „Kompatibilitätsliste präferierter Smartphones für die Verwendung der …App“ des Hörgeräteherstellers steht, haben wir mehrere große Technikkaufhäuser in und um Hannover angerufen und auf ihren Websites recherchiert. Keines hatte ein kompatibles Telefon der von mir bevorzugten Hersteller im Sortiment – die meisten führen eben nur die neuesten Modelle. Und so musste ich mein neues Smartphone wieder bei dem großen Onlinehändler bestellen.

Das neue Handy einzurichten, dauerte mehr als zwei Tage. Ganz fertig bin ich immer noch nicht. Und ohne die Hilfe meines Mannes hätte ich es gewiss nicht (so schnell) geschafft. Schon den Kartenslot zu öffnen, um die winzige Simkarte und die nur wenig größere Speicherkarte aus dem alten Smartphone aus- und in das neue einzubauen, war eine Herausforderung.

Auch ohne sein „Hirn“ funktionierte das alte Smartphone noch, zumindest wenn es denn wollte. Ich konnte weiter WhatsApp-Nachrichten senden und empfangen, fotografieren und Musik hören. Nur telefonieren war ohne Simkarte nicht mehr möglich – aber die Zeiten, in denen Handys vor allem Telefone waren, sind ja ohnehin längst vorbei. Es sind Computer im Taschnformat.

Mit Smartswitch ließen sich die meisten Apps zum Glück problemlos vom alten auf das neue Smartphone übertragen. Sie einzeln herunterzuladen und neu zu installieren blieb mir erspart, mich bei allen neu anzumelden dagegen nicht. Wohl denen, die ihre Passwörter kennen –  und parallel im Internet recherchieren können. Bei uns waren zeitweise zwei Computer im Einsatz, um herauszufinden, wie wir am besten weiter vorgehen sollten. Denn das Passwort allein genügt nicht immer. So muss zum Beispiel das Deutschlandticket auf dem alten Smartphone gelöscht werden, ehe es auf dem neuen installiert werden kann. Keine Ahnung, wie Menschen, die weniger Computer-affin sind als wir, den „Umzug“ ihres Smartphones bewältigen.

Alt oder neu, optisch kaum ein Unterschied.

Auf meinem neuen Smartphone funktionieren inzwischen die wichtigsten Anwendungen: Ich kann Geld überweisen, meine Mails abrufen und mich authentifizieren, wenn ich mich ins Computersystem meines Auftraggebers einloggen möchte. Ich kann wieder meine Schritte zählen, mir beim Wandern den richtigen Weg zeigen lassen, meine Hörgeräte steuern und wieder mit Bus und Bahn fahren, ohne befürchten zu müssen, dass mein Handy ausgerechnet dann seinen Dienst versagt, wenn der Schaffner mein Ticket sehen will. Selbst die meisten WhatsApp-Chats konnten wir retten: Dass einige Nachrichten beim Transfer verloren gegangen sind, kann ich verschmerzen. Warum es gerade sie getroffen hat, verstehe ich nicht. Aber mein Verständnis für Technik ist ja ohnehin begrenzt. Und auch meine Mitmenschen verstehe ich immer weniger.

Warum viele Menschen freiwillig nach ein oder zwei Jahren ein funktionierendes Smartphone durch ein neueres Modell zu ersetzen, nur weil es angeblich noch mehr kann, schneller ist oder noch brillantere Farbei hat, ist mir ein Rätsel: „What a waste of time and money.“ Ich wünsche meinem neuen Smartphone ein langes Leben – und dass mir ein weiterer „Umzug“ in den nächsten Jahren erspart bleibt.  

Gelesene Bücher 2024

Auch im vergangenen Jahr habe ich wieder die meisten Bücher notiert, die ich (ganz) gelesen habe*. 60 Bücher stehen auf meiner Gelesen-Liste, ebenso viele wie 2023. Und auch 2024 waren es wieder mehr Bücher von Frauen (46) als von Männern (14). Das liegt einzig und allein daran, dass mich Bücher von Frauen in der Regel mehr ansprechen als die ihrer männlichen Kollegen..

Ich bin, ich habe es schon mal geschrieben, eine unstrukturierte Leserin (https://timetoflyblog.com/die-unstrukturierte-leserin). Ich lese, was mir mehr oder weniger zufällig in die Finger oder vor besser vor die Augen kommt. Den Empfehlungen von lesefreudigen Bekannten und der Neuerscheinungsliste der örtlichen Bücherei vertraue ich mehr als Bestsellerlisten oder den Buchbesprechungen in Zeitungen und Zeitschriften. In den Feuilletons werden Bücher von Frauen ja bekanntlich immer noch seltener rezensiert und empfohlen. Und sie werden, ebenso wie Bücher über Frauen, immer noch gerne als „Frauenliteratur“ abgetan. Die wird „von nahezu allen männlichen Lesern gemieden … und von nicht wenigen weiblichen“, schreibt Sigrid Nunez in ihrem Roman „Was dir fehlt“, den ich gerade lese (Nunez, Sigrid. (2021). Was fehlt dir: Roman [Kindle Android version], Seite 39). Das Buch erscheint daher erst im nächsten Jahr auf meiner Liste der gelesenen Bücher. Die amerikanische Schriftstellerin habe ich – ebenso wie ihre Kollegin Lydia Davis – erst im vergangenen Jahr entdeckt, wie so oft eher zufällig.

Wie subtil Schriftstellerinnen und ihre Texte immer noch abwertet und benachteiligt werden, habe ich am Beispiel von Lydia Davis im Mai in einem Seminar erlebt. Die meisten Seminarteilnehmerinnen kannten die amerikanische Schriftstellerin und Übersetzerin nicht. Der Seminarleiter stellte sie mit den Worten vor, dass sie in den USA sehr bekannt und die Exfrau von Paul Auster sei – so als sei ihre lange zurückliegende Ehe mit dem damals noch nicht bekannten Schriftsteller Lydia Davis einzige literarische Leistung. Dass sie als Meisterin der kurzen Erzählungen gilt und unter anderem mit dem Man Booker international Prize ausgezeichnet wurde, erwähnte der Seminarleiter nicht. Und ich frage mich, ob er Paul Auster auch als Ehemann von Siri Hustvedt vorgestellt hätte.

Die meisten Beispieltexte, die in diesem Seminar besprochen wurden, stammten übrigens von männlichen Autoren; das Kürzen übten wir dagegen an Texten von Frauen. Die können, lernt frau daraus, immer noch verbessert werden, selbst wenn sie von renommierten Schriftstellerinnen wie Elke Erb geschrieben wurden.

Eine kleine, zugegebenerweise etwas boshafte Bemerkung am Rande: Lydia Davis Buch habe ich zu Ende gelesen, das des Seminarleiters nicht. Weil ich gerne weiß, mit wem ich es zu tun habe, hatte ich es mir vor dem Seminar bestellt – zum Glück gebraucht, für 99 Cent plus Porto. Denn nach etwa einem Drittel habe ich es zur Seite gelegt. Mein Leben ist zu kurz, um Bücher zu lesen, die mir nicht gefallen.

Ausnahmen bestätigen die Regel: Durch „Wir sehen uns im August“ von Gabriel Garcia Márquez habe ich mich bis zum Ende gequält. Garcia Márquez hatte den unvollendet gebliebenen Roman in den Jahren vor seinem Tod geschrieben. Er war damals schon an Demenz erkrankt, aber sein literarisches Urteilsvermögen funktionierte trotz seiner Erkrankung offenbar noch: Er ordnete nämlich an, dass das Buch nicht veröffentlicht werden sollte. Seine Söhne und die Verlage setzten sich über seinen Wunsch hinweg – und taten dem Nobelpreisträger damit wohl keinen Gefallen. „Ein kleines Kunstwerk, das sowohl García-Márquez-Fans als auch neue Leserinnen und Leser begeistern wird“, wie es auf der Website von Kiepenheuer und Witsch heißt, ist das Buch (nicht nur) meiner Meinung nach nicht (https://www.kiwi-verlag.de/buch/gabriel-garcia-marquez-wir-sehen-uns-im-august-9783462006421). Im Gegenteil.

Auch Wolfgang Herrndorfs Buch „Arbeit und Struktur“ wurde nach dem Tod des Autors veröffentlicht, aber auf seinen ausdrücklichen Wunsch. In ihm sind die Blogbeiträge zusammengefasst – „kritisch durchgesehen und lektoriert“ (S. 443), die Herrndorf seit Februar 2010 geschrieben hatte. Nachdem der Schriftsteller, damals erst 44 Jahre alt, „erfahren hatte, dass er nicht mehr lange leben würde, beschloss er, die ihm bleibende Zeit mit Arbeit zu füllen“.

Für Herrndorf war dies der richtige Weg – nicht nur, weil es ihm  am besten ging, wenn er arbeitete (Blogeintrag vom 19.4.2010), sondern auch, weil er so produktiv war wie nie zuvor. Er vollendete in den drei Jahren bis zu seinem Tod die Romane „Tschick“ und „Sand“ – und schrieb zahlreiche Blogbeiträge. Die waren zunächst als „reines Mitteilungsmedium für seine Freunde gedacht“, ab September veröffentlichte er die Beiträge dann als Blog unter dem Titel „Arbeit und Struktur“.

Ich habe mir das Buch vor kurz nach seinem Erscheinen gekauft und es jetzt wieder gelesen. Es hat mich berührt – und auch inspiriert, mehr Ordnung und Struktur in mein Leben zu bringen. Ich bin zwar, anders als Wolfgang Herrndorf, kerngesund, aber mit fast 70 denkt frau doch gelegentlich darüber nach, wie viel Zeit noch bleibt – und wie sie sie nutzen möchte.

Auch andere Bücher habe ich nicht zum ersten Mal gelesen. Einige wie Max Frischs Entwürfe zu einem dritten Tagebuch“ oder Hanns-Josef Ortheils „Notieren dicht am Leben“ habe ich erst nach Jahren wieder aus meinem Bücherregal hervorgeholt. Andere, zum Beispiel die Lucy-Barton-Romane von Elizabeth Strout oder Katharina Francks Kurzessays („Darf ich Ihnen das Sie anbieten“), wollte ich schon nach kurzer Zeit wieder lesen. Denn wie gesagt: Ich bin eine unstrukturierte Leserin: Ich lese, worauf ich Lust habe. Und das wird auch in diesem Jahr so bleiben.

Liste der 2024 gelesenen Bücher,
ungeordnet und wahrscheinlich unvollständig

  1. Max Frisch: Entwürfe zu einem dritten Tagebuch
  2. Ute Mank: Elternhaus
  3. Daniel Schreiber: Zeit der Verluste
  4. Alexa Henning von Lange: Zwischen den sommern
  5. Elke Heidenreich: Frau Dr. Moormann und ich
  6. Anne Weiss: Der beste Ort zu leben
  7. Doris Knecht: eine vollständige Liste der Dinge, die ich vergessen habe
  8. Lily Brett: Alt sind nur die anderen
  9. Sigrid Nunez: Erinnerungen an Susan Sonntag
  10. Monika Hürlimann: Die Lügen meiner Mutter
  11. Christiane Hastrich, Barbara Lueg: Statt einsam gemeinsam: Wie wir im Alter leben wollen
  12. Anna Jouleit: Das letzte Bild
  13. Marlene Faro: Die Vogelkundlerin
  14. Julia Cameron: Weg des Künstlers
  15. Paul Auster: Baumgartner
  16. Alex Capus: Das kleine Haus am Sonnenhang
  17. Elke Heidenreich: Neulich im Himmel
  18. Angelika Klüssendorf: April
  19. Ewald Arenz: Reisegeschichten Eine Urlaubsliebe
  20. Ewald Arenz: Meine kleine Welt
  21. Susanne Mathiessen: Lass noch mal los
  22. Lydia Davis: Reise über die stille Seite
  23. Elizabeth Strout: Am Meer
  24. Elizabeth Strout: die Unmöglichkeit der Nähe
  25. Elizabeth Strout: Oh William
  26. Elizabeth Strout: Lucy Barton Alles ist möglich
  27. Selene Mariani: Miniaturen in Blau
  28. Claire Keegan: Das dritte Licht
  29. Judith Wolfsberger: Schafft euch Schreibräume
  30. Isabel Allende: der Wind kennt meinen Namen
  31. Monika Maron: Das Haus
  32. Elke Heidenreich; Altern
  33. Katharina Franck Darf ich ihnen das Sie anbieten
  34. Frauen, Baltrum Verlag
  35. Donna Leon: Geheime Quellen
  36. Caroline Wahl: 22 Bahnen
  37. Thich Nhat Hanh: Der Tag, auf den du gewartet hast, ist heute.
  38. Kerri Andrews: Frauen, die wandern, sind nie allein
  39. Zoe Jenny: Das Verschwinden des Mondes
  40. Caroline Wahl: Windstärke
  41. Annette Hagemann: Katalog der Kiefermäuler
  42. Gabriel Garcia Marquez: Wir sehen uns im August
  43. Benedict Wells: Die Wahrheit über das Lügen
  44. Benedict Wells:  Die Geschichten in uns: Vom Schreiben und vom Leben
  45. Lukas Brandt: Schweden im Wohnmobil
  46. Petra Juling: Schweden
  47. Judith Hermann: Wir hätten uns alles gesagt
  48. Siri Hustvedt: Mütter Väter und Täter
  49. Astrid Lindgren: Die Menschheit hat den Verstand verloren
  50. Silvia Bovenschen: Älter Werden
  51. Donna Leon: Feuerprobe
  52. Francoise Heritier: Das ist das Leben
  53. Hanns-Josef Ortheil: Notieren dicht am Leben
  54. Hanns-Josef Ortheil: Lesehunger
  55. Michiko Aoyama: Donnerstag im Café unter den Kirschbäumen
  56. Marie-Louise Monrad Möller: Schlaf
  57. Judith Hermann Abendrot
  58. Anna Enquist: Das springende Mädchen
  59. Marlene Fleißig: Bestimmt schön im Sommer
  60. Wolfgang Herrndorf: Arbeit und Struktur

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Vom Steinbruch zum Biotop

Die erste Wanderung im neuen Jahr. Am Freitag hatte es auch am Harzrand zu schneien begonnen, und so mussten wir, anders als geplant, am Samstagmorgen nicht in den Oberharz fahren, um im Schnee zu wandern. Wenn Schnee liegt, herrscht an Wochenenden dort oft Hochbetrieb; auf der Spur der Steine wanderten wir – meine Kollegin Foe und ich – fast allein.

Im Wald bei Wolfshagen wurde bis 1986 Diabasgestein abgebaut. Heute ist der ehemalige Steinbruch ein Biotop, in dem die ehrenamtlichen Mitglieder des Naturwissenschaftlichen Vereins Goslar seit 1992 225 Tier- und 364 Pflanzenarten dokumentiert und beobachtet haben – darunter seltene und geschützte Arten wie Uhu, Geburtshelferkröte, Tausendgüldenkraut und Kreuzblümchen. Der Wald rund um den Steinbruch wird allmählich wieder zum Mischwald. Und ganz in der Nähe, auf dem Weg zur Granetalsperre, entsteht eine Streuobstwiese, die als Offenlandbiotop vielen heimischen Tierarten einen Lebensraum bietet. Mehr als 50 alte Apfel-, Birnen-, Kirschen- und Pflaumensorten, die mit Boden und Klima gut zurechtkommen, haben die Wolfshäger Vereine hier gepflanzt. (https://www.spur-der-steine.info/die-streuobstwiese.html).

Die Granetalsperre haben wir dann meist nur aus der Ferne gesehen. Der Rundwanderweg hält zumindest in dem Bereich, in dem wir gewandert sind, gebührenden Abstand vom Stausee. Zwar führen einige Fußwege direkt ans Wasser, doch Schilder fordern dazu auf, nicht weiterzugehen, weil nicht nur der See, sondern auch der Uferbereich Wasserschutzgebiet ist.

Mit der ersten Wanderung des Jahres habe ich auch das Wandertagebuch* eingeweiht, das meine Kollegin Foe mir geschenkt hat: Im neuen Jahr möchte ich mir jede Woche Zeit für eine Wanderung, einen längeren Spaziergang oder einen Ausflug nehmen. Dazu inspiriert hat mich neben dem Wandertagebuch der Schweizer Autor Franz Hohler: Als er 60 Jahre alt wurde beschloss er, jede Woche eine Wanderung zu unternehmen – quasi als Übungsplan fürs Alter. Sieben Jahre später entdeckte er ein Jahr lang seine Umgebung bei Spaziergängen. Was er auf seinen Spaziergängen und Wanderungen erlebte und was ihm dabei auffiel, veröffentlichte er in zwei Büchern.

Ein Buch werde ich über meine Wanderungen und Ausflüge sicher nicht schreiben, aber wohl so manchen Blogbeitrag.

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Manuel Andrack präsentiert: Dein Wandertagebuch. Kampenwandverlag 2021, 14,85 Euro

Franz Hohler: 52 Wanderungen. btb-Verlag 2027, 8,99 Euro