Jahresrückblog 2024: Auf ein Neues

Ich habe lange darüber nachgedacht, wie ich den Jahresrückblog beginne, zu dem Judith Peters aufgerufen hat (https://judithpeters.de/jahresrueckblog/). Wieder mit meinem Lieblingssatz aus Hermann van Veens Musical „Ente Jodokus Kwak“: „Ist es schon wieder so weit?“ Mit den ersten Zeilen aus Erich Kästners Dezember-Gedicht (https://www.deutschelyrik.de/der-dezenber.html)?

„Das Jahr ward alt. Hat dünne Haar.
Ist gar nicht sehr gesund.
Kennt seinen letzten Tag, das Jahr.
Kennt gar die letzte Stund.“

Oder kurz und knapp mit dem Titel des Tagebuchs, das Astrid Lindgren während des Zweiten Weltkriegs führte: „Die Menschheit hat den Verstand verloren“. Das trifft den Zustand der Welt heute meiner Meinung nach ziemlich genau. Und vielleicht ist das die richtige Quintessenz eines Jahres, in dem alte Kriege fortgesetzt, neue begonnen und nur wenige beendet wurden und in dem immer mehr Menschen rechtsradikalen Parteien ihre Stimme geben.

Meine Themen 2024

Reisen

Ich habe Astrid Lindgrens Tagebuch im Spätsommer in Schweden gelesen. Die Fahrt mit dem Wohnmobil durch Schweden war mein Reisehighlight des vergangenen Jahres. Ich liebe es, am Wasser zu sein und aufs Wasser zu schauen – schon allein deshalb ist Schweden, ebenso wie Norwegen, für mich ein Traumland: Überall Seen, Flüsse oder das Meer, außerdem gibt es traumhaft schöne Landschaften mit fast unberührter Natur.

Sehr gut gefallen haben mir aber auch die vielen kleinen Städte in Südschweden – und natürlich Stockholm: Die schwedische Hauptstadt hat ein besonderes Flair und definitiv das Zeug zu (m)einer Lieblingsstadt.

In Deutschland steht jetzt Schwerin auf der Liste meiner Lieblingsstädte ziemlich weit oben: Auch hier Wasser, wohin man schaut. Aber auch die anderen Städte, die ich dank des 49-Euro-Tickets kennengelernt habe, waren eine Reise wert: Gotha zum Beispiel, Mühlhausen, Potsdam oder auch Braunschweig. Sie liegen gar nicht so weit von dem Ort entfernt, in dem ich seit fast 40 Jahren lebe, und doch habe ich sie in diesem Jahr zum ersten Mal besucht. Im neuen Jahr will ich meine Erkundungsreisen fortsetzen. Und auch einige Freundinnen, die weiter entfernt wohnen, will ich im neuen Jahr besuchen, zum Beispiel an der Mosel, in Neustadt, Wien und auch in Berlin .

Schreiben

Auch wenn ich inzwischen Rentnerin bin, spielt Schreiben in meinem Leben weiterhin eine wichtige Rolle. Ich schreibe fast täglich, wenn auch nicht so viel und so regelmäßig, wie ich es eigentlich möchte. Solange ich mein Geld mit Schreiben verdient habe, habe ich alle Abgabetermine zuverlässig eingehalten, bei meinen „privaten Schreibprojekten“ erreiche ich meine selbst gesetzten Ziele leider oft nicht, obwohl ich heute mehr Zeit habe als früher.

So habe ich im vergangenen Jahr nicht wie geplant ein bis zwei Blogbeiträge wöchentlich geschrieben und gepostet, sondern gerade einmal 46 im ganzen Jahr. Im September habe ich sogar drei Wochen Blogpause gemacht – ich brauchte einfach mal eine Auszeit, vom Schreiben allgemein und vom Bloggen besonders. Manchmal überlege ich sogar, ob ich mit dem Bloggen aufhören und mich auf meine anderen Schreibprojekte konzentrieren soll.

Mit denen bin ich 2024 ebenso nicht so vorangekommen, wie ich es gehofft oder geplant habe. Immerhin habe ich mich – auch dank der täglichen Schreibimpulse von Denise Fritsch – der Geschichte, die schon so lange in meinem Kopf spukt, wieder angenähert. Vielleicht gelingt es mir ja im neuen Jahr, sie zu beenden.

Dabei hilft mir sicher der Frauenschreibtreff, den Annette Hagemann und ich vor ein paar Jahren initiiert haben. Er hat sich inzwischen als fester Termin etabliert  (https://hannoverschreibt.de/treffs/frauenschreibtreff/): Immer mehr Frauen kommen am ersten Sonntag im Monat ins AutorInnenzentrum in Hannover-Linden, um gemeinsam mit anderen zu schreiben (https://timetoflyblog.com/aus-wien-nach-hannover).

Außerdem habe ich 2024 endlich eine Schreibpartnerin gefunden, mit der ich mich regelmäßig online oder live zum Schreiben verabrede.

Gelegenheit, gemeinsam mit anderen zu schreiben, gab es auch bei den beiden Schreibauszeiten, die ich mir 2024 gegönnt habe. Im April habe ich am Essayworkshop von Brigitte Helbling im Nordkolleg in Rendsburg teilgenommen, im November dann an der von Henriette Dyckerhoff und Dr. Elisabeth Drimalla geleiteten Herbstakademie der Bücherfrauen in Klappholtal auf Sylt. Es waren gute Tage – mit viel Zeit zum Schreiben, inspirierenden Schreibimpulsen und Anregungen, spannenden Texten, interessanten Gesprächen und Begegnungen mit tollen Frauen. Ich hoffe, dass wir in Verbindung bleiben. Und dass es mir im neuen Jahr auch zu Hause, im Alltag, gelingt, mir mehr Zeit zum Schreiben zu nehmen.

Wandern

Den Harz einmal von West nach Ost auf dem Hexenstieg durchqueren, stand 2024 auf der Liste meiner Wunsch-Wanderungen ganz oben. Doch irgendwie war es verhext mit dem Hexenstieg: Als ich im März losgehen wollte, wurde ich krank, ans Wandern war nicht zu denken. Später im Jahr machten mir mal mein Knie, mal das Wetter oder das Leben einen Strich durch die Rechnung. Und so habe ich im vergangenen Jahr nur die erste Etappe von Osterode nach Clausthal geschafft – und sie hat mir wie auch die anderen drei Teilstrecken, die ich im Laufe der Jahre gewandert bin, nicht sonderlich gut gefallen. Deshalb habe ich den Hexenstieg kurzerhand von der Liste der Dinge, die ich tun möchte, gestrichen und dieses (Wander)Ziel losgelassen. Es gibt einfach viel schönere Wanderwege im Harz: Einige habe ich im vergangenen Jahr entdeckt: den Besinnungsweg bei Bad Harzburg beispielsweise oder den Weg der Steine bei Wolfshagen. Dort habe ich im Oktober sogar Gil-Galad, den letzten Hohen König der Elben aus Tolkiens Welt, getroffen und fotografiert (Kostüm Foe Rodens).

Kunst

Ich habe keine Ahnung von Kunst, aber ich mag schöne Bilder und gehe gerne in Ausstellungen und Museen.

2024 haben mir die Ausstellungen von Paula Modersohn-Becker im Landesmuseum Hannover, die Munch-Ausstellung und die Sammlung impressionistischer MalerInnen im Museum Barberini in Potsdam und dieBilder von Armin Müller-Stahl im Kloster Cismar besonders gut gefallen. Besonders berührt haben mich die beiden Installationen von Thomas Rentmeister im Sprengel Museum. Er hat den Hausrat seiner Eltern zu einem Kunstwerk verarbeitet. Ich habe in dem Berg manchen Gegenstand entdeckt, dessen Zwilling auch im Haus meiner Eltern stand. Und so war dieser Besuch im Sprengel Museum für mich irgendwie auch eine Reise in meine Vergangenheit.

Bewegung

Ich bin früher gerne und viel gelaufen; doch seit einer Knie-OP vor einigen Jahren beschränke ich mich notgedrungen aufs walken und wandern. Mein Ziel, 10.000 Schritte am Tag zu gehen, 2024 im Prinzip erreicht: Durchschnittlich 10.375 Schritte täglich – an manchen Tagen mehr, an anderen leider weniger –summieren sich auf insgesamt 3.797.250 Schritte im ganzen Jahr.

Im neuen Jahr sollen es mindestens ebenso viele werden. Und vielleicht gelingt es mir ja auch, den Kilometerzähler auf meiner Fitnessuhr zu aktivieren, damit ich meine tägliche Sporteinheit aufs Rad verlegen kann, wenn mein Knie mal wieder nicht so will wie ich.  

Im vergangenen Sommer bin ich außerdem mehr und öfter geschwommen als in den Jahren davor – und wenn ich meinen inneren Schweinehund dann überwunden hatte, hat es mir  sogar Spaß gemacht. Und so habe ich mir vorgenommen, im nächsten Sommer eine Dauerkarte fürs Freibad zu kaufen und regelmäßig schwimmen zu gehen.

Omas gegen rechts

Vor einem Jahr habe ich im Jahresrückblog geschrieben: „Seit einiger Zeit beteilige ich mich an Aktionen der Omas gegen rechts. Denn in Zeiten wie diesen genügt es meiner Meinung nach nicht mehr, gegen Antisemitismus und rechtsradikale Parteien zu sein, die unsere Demokratie gefährden – man muss es auch zeigen.“ Dieser Satz ist leider aktueller denn je. Denn bei den bei den Europawahlen gaben mehr Leute, darunter besonders viele junge, rechtsextremen Parteien ihre Stimme als bei den vorangegangenen Wahlen, im Thüringer Landtag ist die AFD mit 32 Sitzen die stärkste Fraktion. Und in den USA wurde mit Donald Trump ein Präsident wiedergewählt, dessen Demokratieverständnis mehr als zweifelhaft ist und dessen finanzkräftiger Unterstützer offen für die AFD und andere rechtsextreme Parteien wirbt.

Es ist also höchste Zeit, Zeichen zu setzen – gegen Antisemitismus, Faschismus und Fremdenfeindlichkeit. Ob es etwas bewirkt, wenn ich an Solidaritätswachen vor der Synagoge der Neuen jüdischen Gemeinde oder an Demonstrationen gegen rechts und gegen Antisemitismus teilnehme, weiß ich nicht. Aber zumindest habe ich es versucht. Im vergangenen Jahr bei Demos in Hannover, Goslar, Großburgwedel und Eschede (https://timetoflyblog.com/wir-sind-viele).

Erste Male

Seit ich lesen kann – also seit mehr als 60 Jahren – lese ich gerne und viel: Im vergangenen Jahr waren es laut meiner sicher nicht vollständigen Liste 57 Bücher (mehr dazu in einem extra Blogbeitrag). Aber im April  habe ich zum ersten Mal an einem Silent Book Club teilgenommen (https://timetoflyblog.com/gemeinsam-lesen). Schreib- und Lauftreffs kannte ich, aber dass Menschen sich treffen, um gemeinsam zu lesen, war mir neu. Erstaunt hat mich, bei der Premiere in der Stadtbibliothek Hannover, wie viele Bücherfans kamen, vor allem junge. Ich habe im vergangenen Jahr nur einmal beim Silent Book Club mitgelesen, aber ich werde 2025 sicher wieder dabei sein. Für alle interessierten HannoveranerInnen: Das nächste Lesetreffen findet übrigens am 30. Januar ab 17 Uhr in der Stadtbibliothek statt. Ab 16.30 Uhr führt Martina zu den besten Leseplätzen (https://www.instagram.com/silentbookclub_hannover/).

Gelesene Bücher beim ersten Silent Book Club in Hannover

Auch an der von Anna Koschinski organisierten Blognacht (https://annakoschinski.de/blognacht/) habe ich 2024 zum ersten und leider auch nur ein einziges Mal teilgenommen. Dass es mir nicht öfter geglückt ist, liegt auch daran, dass ich freitags manchmal mit meiner Kollegin Foe im Harz wandere und nach einer langen Tour oft zu müde bin. Und dass ich eben freitags manchmal während des Shabbatgottesdienstes vor der Synagoge der Neuen jüdischen Gemeinde in Hannover stehe, um Solidarität mit den Jüdinnen und Juden zu zeigen, die drinnen beten und wegen ihres Glaubens immer häufiger beleidigt, bedroht und angegriffen werden (siehe Omas gegen rechts). Frau muss eben manchmal Prioritäten setzen. Aber die Blognächte stehen ebenfalls auf meiner To-do-Liste für 2025.

Premiere waren für mich auch die beiden Blogparaden im vergangenen März. Ob es die Reichweite meines Blogs erhöht hat, bezweifle ich, aber die beiden Themen „Schreiben über das Schreiben“ (https://timetoflyblog.com/die-leichtigkeit-des-schreibens) und „Wo ich mich zu Hause fühle“ (https://timetoflyblog.com/wo-fuehle-ich-mich-zu-hause) haben mich interessiert und zum Mitschreiben animiert. Auch hier soll die Fortsetzung 2025 folgen.

Wichtige Erkenntnis 2024


Eine Frau, die ich schon lange kannte, die ich aber erst in den vergangenen Jahren besser kennen und schätzen gelernt habe, ist im Frühjahr gestorben. Für mich unerwartet, denn sie war jünger als ich und ich wusste nicht, dass sie krank war. Bei unseren gelegentlichen Telefonaten hat sie es mir nicht erzählt. Und weil wir weit voneinander entfernt wohnten, haben wir uns auch nur selten getroffen – zuletzt im Sommer 2023, mehr als ein halbes Jahr vor ihrem Tod. Dass es das letzte Mal sein würde, ahnten wir beide damals noch nicht. Auch wenn wir beide über 60 waren, dachten wir, wir hätten noch viel Zeit. Denn damals waren wir beide noch gesun

Ihr Tod hat mich sehr getroffen und mich daran erinnert, dass ich Dinge nicht auf die lange Bank schieben sollte, sondern direkt tun sollte. Vielleicht sollte mein Jahresmotto lauten: Carpe diem oder besser noch „Just do it“

Fünf  Ziele für 2025

Ich möchte

  • mehr schreiben und ein Buchprojekt beenden,
  • zeichnen lernen und im wahrsten Sinne des Wortes mehr Farbe in mein Leben bringen,
  • reisen, mit dem Wohnmobil, mit dem Zug und zu Fuß,
  • Freundinnen treffen, auch oder vor allem die, die nicht in meiner Nähe wohnen,
  • Ordnung und Struktur in meine Leben bringen.

Enden soll dieser Jahresrückblog mit den ersten Zeilen aus Mascha Kalekos Nekrolog auf ein Jahr (https://www.sommeruni.net/2002/workshops/zeitung/Nekrolog%20auf%20ein%20Jahr%20-%20Mascha%20Kaleko.pdf):

„Nun starb das Jahr. Auch dieses ging daneben.
Längst trat es seinen Lebensabend an.
Es lohnt sich kaum, der Trauer hinzugeben,
Weil man sich ja ein neues leisten kann.“

Monatsrückblog November 2024

Nein, der November ist nicht mein Lieblingsmonat. Aber ich finde ihn auch nicht so schrecklich wie  manche andere. Natürlich, das Wetter ist oft nicht das beste, Novemberwetter halt, doch im November ertrage ich das triste Grau und die Dunkelheit noch recht gut. Vielleicht weil ich dann noch von zurückliegenden schöneren Sommer- und Herbsttagen zehre. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich im November geboren bin und viele Menschen, die ich gerne mag, ebenfalls.

Happy Birthday

Mein Geburtstag war in diesem Jahr besonders schön. Denn meine Freundin Sabine und ihr Mann haben uns besucht. Sabine und ich haben zur gleichen Zeit in Mainz studiert, allerdings ganz verschiedene Fächer. Kennengelernt haben wir uns in der Unisauna – und unsere Freundschaft hat die vier Jahrzehnte, die seither vergangen sind, überdauert. Weil Sabine in Süddeutschland wohnt und ich im Norden, sehen wir uns leider nur selten. Umso mehr habe ich mich über ihren Besuch gefreut.

Am Morgen meines Geburtstags stand dann auch noch meine Tochter unangekündigt vor der Tür. Und eine weitere Überraschung wartete am Wochenende in Hamburg auf mich: Meine Schwiegertochter hatte zwei Karten für die Ballett-Werkstatt besorgt und so konnten bei den Proben für Slow Burn und Blake Works V zusehen. Beide Stücke feiern im Dezember in der Oper Premiere. Es war wirklich beeindruckend zu sehen, wie die TänzerInnen ein Stück einstudieren; den Entstehungsprozess mitzuerleben gefällt mir eigentlich besser als die Aufführung selbst.

Bebackt wurde ich an/um meinem Geburtstag übrigens auch: Mein Mann hatte für mich einen Zimtschneckenkuchen gebacken, mein Stiefsohn bei unserem Besuch einen Franzbrötchenkuchen. Der war so lecker, dass er gleich am nächsten Tag zwei weitere backen musste. Einen durften wir dann mit nach Hause nehmen. Herzlichen Dank

Atelier Rundgang in der List, schreiben in Linden

Der November hatte gut begonnen: Am ersten Sonntag im November öffneten KünstlerInnen aus der List ihre Ateliers und zeigten, was, wie und wo sie arbeiten. Über die Schulter schauen kann man ihnen bei der Arbeit zwar nicht, aber man sieht beim Atelierbesuch – anders in Ausstellungen – eben nicht nur die fertigen Arbeiten, sondern auch Skizzen und Entwürfe und bekommt einen Einblick in den Entstehungsprozess.  

Und weil die Ateliers nah beieinander liegen, ist der Atelier Rundgang für mich eine willkommene Gelegenheit, durch die List zu spazieren. Für alle, die Hannovernicht kennen: Die List ist einer der schönsten Stadtteile Hannovers, liegt aber abseits meiner normalen Wege.

Anders als in der List bin ich in Linden recht oft, auch weil ich seit ein paar Jahren immer am ersten Sonntag im Monat gemeinsam mit anderen Frauen schreibe. Zuerst haben wir uns im Unternehmerinnenzentrum getroffen, dann im Ihmezentrum und seit Anfang des Jahres im neuen AutorInnenzentrum in der Deisterstraße. Angefangen hat alles im Herbst 2019. Damals habe ich Annette Hagemann vom Kulturbüro der Stadt Hannover von meiner Idee erzählt, im Januar 2020 habe ich die Schreibtreff-Idee dann beim von Annette organisierten Autor*innen-Netzwerktreffen vorgestellt. Im kommenden Jahr feiern wir also ein kleines Jubiläum (https://timetoflyblog.com/aus-wien-nach-hannove)r.

Ein Unglück kommt selten allein

Es gibt Tage, die sollte man aus dem Kalender streichen. Der 5. November war ein solcher Tag. Oder, um mit Hermann van Veen zu sprechen: „Dieser Tag ist ein Griff ins Klo.“ Dabei hat mich die Wahl Donald Trumps diesmal nicht ganz so unvorbereitet getroffen wie vor acht Jahren.

An den Wahltag im Jahr 2016 erinnere ich mich genau: Ich war damals mit meinem Mann und meiner Tochter in Neuseeland. Als wir abends ins Bett gingen, sah Hilary Clinton wie die sichere Wahlsiegerin aus. Als wir morgens wach wurden, war Donald Trump der künftige Präsident der Vereingten Staaten. Und zwei Tage nach dem politischen Beben bebte in Neuseeland die Erde.

Diesmal habe ich es befürchtet, aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Mein Mann hat das Wahldrama live mitverfolgt, es aber nicht aufhalten können.Aals ich um vier Uhr morgens aufstand, bestand kaum mehr Hoffnung. Eigentlich hatte  ich gehofft, am 6. November ein Glas Sekt auf die neue Präsidentin Kamala Harris trinken zu können. Bei einem Wahlsieg von Donald Trump wollte ich mich aus Frust betrinken, obwohl ich eigentlich nur selten Alkohol trinke und nur sehr wenig vertrage.  

Dann bin ich doch nüchtern geblieben: Denn ich wusste, dass ich gar nicht so viel trinken konnte, wie ich kotzen wollte. Dass der Ausspruch vom Maler Max Liebermann stammt, habe ich erst erfahren, als ich diesen Beitrag schrieb. Als Liebermann nämlich im Jahr 1933 einen Fackelzug zu Adolf Hitlers Machtergreifung anschaute, sagte er: „Ich kann nicht so viel fressen, wie ich kotzen möchte.“ Manchmal fürchte ich wirklich, dass sich Geschichte wiederholt und dass wir Menschen aus der Geschichte eben nichts lernen.
Ein (politisches) Unglück kommt ja bekanntlich selten allein, heißt es, Und ich gebe zu, dass ich zuerst gedacht habe: „Muss das denn ausgerechnet heute auch noch sein.“ Doch eigentlich war ich für das Ampel-Aus, das ein paar Stunden später folgte, fast dankbar. Es lenkte mich zum einen vom Wahl-Debakel in den USA ab. Zum anderen war die Koalition mit der FDP meiner Meinung nach ohnehin ein Fehler, der jetzt endlich – besser spät als nie – durch den Rausschmiss Lindners korrigiert wurde.

Hätte ich schon an jenem Abend gewusst, welch mieses Schmierentheater die FDP inszeniert hat, hätte ich vielleicht doch zur Flasche gegriffen. Denn nüchtern ist so viel Verlogenheit kaum zu ertragen. Wahrscheinlich drehen sich sogar Genscher und Scheel im Grabe rum.

BuchLust

Zu den beiden großen Buchmessen habe ich es in diesem Jahr nicht geschafft. Während der Leipziger Buchmesse im Frühjahr war ich krank, Frankfurt ist mir an den Publikumstagen einfach zu voll. Die BuchLust in Hannover ist dagegen klein und familiär. Nur etwa 30 Verlage stellten am letzten Wochenende im November im Künstlerhaus aus – nicht die großen Publikumsverlage, sondern kleine, unabhängige Verlage, viele aus Hannover und Umgebung.

Eine Entdeckung waren für mich die wunderschön gestalteten und illustrierten Maro-Hefte des MaroVerlags. Seit 2020 werden in der Reihe Essays zu politischen oder anderen spannenden Themen veröffentlicht. Ich habe mir den literarischen Essay Schlaf von Marie-Louise Monrad Möller gekauft, illustriert von Eniko Katalin Eged. Sehr gut gefallen hat mir auch das Gramm, ein Magazin für Kurzgeschichten, das alle zwei Monate im gleichnamigen Verlag erscheint. Nomen est omen: Die Hefte im A6-Format wiegen wirklich nur ein paar Gramm, jede Ausgabe besteht aus einer einzigen Kurzgeschichte, die eigens für diese Reihe geschrieben wurde. Wie die MaroHefte können auch die Gramm-Kurzgeschichten abonniert werden. Keine schlechte Idee (Für alle, die es interessiert: www.maroverlag.de und www.dasgramm.de).

Besser hören

Bei Veranstaltungen und Seminaren wie auf Sylt (https://timetoflyblog.com/zeit-zum-schreiben-auf-sylt) merke ich es immer wieder: Vor allem in großen Räumen verstehe ich nicht alles, was gesagt wird. Mein Hörvermögen liegt zwar noch im Grenzbereich, aber eigentlich, darin waren sich meine Ohrenärztin und die Akustikerin, einig, ist es Zeit für ein Hörgerät.

Es begeistert mich natürlich nicht wirklich, denn ich weiß dass einige Bekannten mit ihren Geräten überhaupt nicht zurechtkommen. Und billig ist der Spaß auch nicht. Aber Studien zufolge gibt es einen Zusammenhang zwischen Altersschwerhörigkeit und Demenz.  So entwickelten rund 25 Prozent der 3.500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die an einer Studie der Uni Leipzig teilnahmen,  „eine Demenz, die sich mit einer Hörverminderung in Verbindung bringen ließ“. (https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/Unbehandelte-Schwerhoerigkeit-erhoeht-das-Demenz-Risiko,demenz804.html). Durch die Konzentration auf das Hören werden möglicherweise andere Hirnfunktionen,  vor allem die Hirnrinde und der Hippocampus, die Schaltstelle zwischen Kurzzeit- und Langzeitgedächtnis, vernachlässigt und geschwächt. Da ist ein Hörgerät doch ein kleines Problem. Und ich werde künftig hoffentlich wieder besser hören – und das Gerät einfach ausschalten, wenn ich meine Ruhe haben will.

Die Weihnachtsmarktsaison ist eröffnet

Am Ende des Monats habe ich, bekennender Weihnachtsmarktfan, dann noch die diesjährige Weihnachtsmarktsaison eröffnet, und zwar mit dem Besuch des Weihnachtsmarkts in Bad Harzburg, da ich zum Katzensitten im Harz war. Es war nur ein kurzer Besuch, da es eigentlich nur diverse Getränke- und Essstände gibt – und die beleuchteten Krippenfiguren auf dem Port-Louis-Platz . Besser gefallen hat mir der Weihnachtsmarkt in Wolfenbüttel, der in diesem Jahr nicht in der Innenstadt, sondern auf dem Schlossplatz stattfindet. Wirklich begeistert hat er mich allerdings trotz des schönen Ambientes nicht, aber die Adventszeit hat ja auch gerade erst begonnen. In den nächsten Wochen stehen noch die Weihnachtsmärkte von Goslar, Celle und Hameln auf meiner To-visit-Liste.

Zeit zum Schreiben auf Sylt

Es gibt Orte, die ich schon lange einmal besuchen wollte. Klappholtal auf Sylt zählte dazu. Einige Bekannte hatten mir vor Jahren von der Akademie am Meer und von der besonderen Atmosphäre vorgeschwärmt und mich gewarnt. „Entweder man ist begeistert oder man sagt ’nie wieder‘.“

Seither hatte ich mir das Akademie-Programm immer wieder angesehen – aber mal waren die Kurse ausgebucht, wenn ich mich endlich entschieden hatte, mal musste ich arbeiten oder hatte andere Termine. Aber die Herbstakademie der Bücherfrauen war genau das, was ich brauchte: „Endlich Meer! Zeit zum Schreiben auf Sylt“. Ich wollte endlich mit einem Projekt weiterkommen, an dem ich schon lange arbeite, ich kannte die Seminarleiterinnen Henriette Dyckerhoff und Dr. Elisabeth Drimalla und war gespannt auf ihren Input und ihre Schreibimpulse.

Auch der Temin Mitte November passte – fast: Zwar fiel in diese Zeit gerade die Schlusskorrektur einer Zeitschrift. Doch der Großteil der Arbeit war schon erledigt, als ich losfuhr; die restlichen Seiten wollte ich, so der Plan, zwischendurch korrigieren. Und im Notfall würde meine Kollegin Foe für mich einspringen. Aber wie sagte schon Blaise Pascal, der französische Mathematiker, Physiker, Erfinder und Philosoph im 17. Jahrhundert: „Weißt Du, wie Du Gott zum Lachen bringen kannst? Erzähl ihm Deine Pläne.“ Er hatte recht.

Aus dem Netz gefallen

Dass „zwischendurch korrigieren“ nicht so einfach sein würde, wurde mir klar, als ich mein Zimmer bezog: Denn in der Schwalbenhalle“ funktionierten weder die mobilen Daten noch der Hotspot meines Smartphones, mit denen ich mich ins World wide web einlogge, wenn ich unterwegs bin.

Auch über das WLAN der Akademie kam ich nicht immer und nicht überall ins Netz – und es war zudem leider ungesichert. Ich nutzte die Verbindung notgedrungen trotzdem – darauf vertrauend, dass der VPN-Schutz meines Antivirenprogramms meine IP-Daten verschlüsselte und mich sicher im Netz surfen und Anrufe übers Internet empfangen ließ. Von meinem Smartphone waren nämlich nur Notrufe möglich und Anrufe empfangen konnte ich über meine Mobilnummer nur, wenn ich am Meer spazieren ging.

Akademie am Meer

Das Meer, natürlich. Es ist ein, nein das Highlight in Klappholtal. Die Akademie liegt wirklich ganz nah am Wasser, nur durch ein paar Stufen und einen Holzsteg vom breiten und jetzt im November fast menschenleeren Sandstrand getrennt.

Heute würde eine solche Anlage in den Dünen sicher nicht mehr genehmigt. Aber als vor über hundert Jahren die ersten Gebäude entstanden, waren Umweltschutz und Zersiedelung der Landschaft noch keine wichtigen Themen. Außerdem heiligte der Zweck die Mittel. Denn wo heute Seminare und Workshops stattfinden, ging es damals um die Landesverteidigung: Während des Ersten Weltkriegs errichtete die Kriegsmarine in den Dünen das Lager Klappholttal, das den Soldaten der Inselwache als Quartier diente (https://de.wikipedia.org/wiki/Klappholttal). Nach dem Krieg funktionierte der Hamburger Arzt Knud Ahlborn die leerstehenden Gebäude zu einer Begegnungs-, Bildungs- und Erholungsstätte für Jugendbewegte, Kriegsheimkehrer und „Wandervögel“ um: Natur und Kultur sollten zur seelischen und körperlichen Genesung der Menschen beitragen (https://akademie-am-meer.de/ueber-uns/klappholttal.php).

Das Konzept überzeugte. „Bereits in der ersten Saison 1920 kamen rund 800 Gäste nach Klappholttal und fanden hier in provisorischen und äußerst spartanisch eingerichteten Quartieren Erholung am Meer, künstlerisches Erleben und ungezwungenes Zusammensein“, ist auf der Website der Akademie am Meer zu lesen. Heute ist sie mit ca. 400 Seminaren, fast 7.000 TeilnehmerInnen, mehr als 40.000 Übernachtungen pro Jahr und über 80 Einzelgebäuden „eine bedeutende Einrichtung der Erwachsenenbildung in Norddeutschland“.

Gemeinsam schreiben …

„Einfach leben und lernen. Weit ab von Alltagsstress und Leistungsdruck. Abseits von festgetretenen Pfaden“ – das ist in Klappholtalauch heute noch Programm. Und es ist schon eine besondere Klientel, die sich zu den Seminaren anmeldet. Wer Luxus und Ablenkung braucht, ist hier nicht richtig. Die vornehm aussehenden Damen in Highheels und Bleistiftröcken, die eine Seminarteilnehmerin bei der Anreise auf dem Bahnhof Westerland beobachtet hatte, tauchten jedenfalls in unserem Seminar nicht auf, wohl aber die beiden jungen Frauen mit Rucksäcken.

Anders als die Telefon- und Internetverbindungen funktionierte die Verbindung zwischen den Seminarteilnehmerinnen auf Anhieb – die Chemie zwischen uns stimmte. Das gemeinsame Interesse an Büchern und am Schreiben war eine gute Basis. Und wie sie ihre Muse verführen können, was zu tun ist, wenn es hakt, wie frau sich motivieren und den inneren Kritiker zwar nicht zum Schweigen bringen, aber doch zumindest besänftigen kann, beschäftigt viele schreibende Frauen – unabhängig von Alter, Beruf, Schreiberfahrung und aktuellen Schreibprojekten.

Es gab zwar einen Zeitplan, gemeinsame Sitzungen und Schreibanregungen zu verschiedenen Themen, aber die Angebote waren nicht verbindlich. Wer lieber etwas anderes oder an einem anderen Ort schreiben oder (am Meer) spazieren wollte, tat das. So habe ich die freie Schreibzeit oft damit verbracht, an dem Projekt zu arbeiten, das mich schon so lange beschäftigt (siehe oben).

Dass es in der Akademie keine wirklich geeigneten Räume gab, in die wir uns zu zweit, zu dritt oder zu viert zum Schreiben zurückziehen konnten, war ein Wermutstropfen. Denn ich schreibe gerne gemeinsam mit anderen: Die besondere Atmosphäre, die dabei entsteht, inspiriert mich und motiviert mich auch dann weiterzuschreiben, wenn ich – alleine am Schreibtisch sitzend – längst aufhören würde. Um sich draußen zum schreiben zu treffen, war es leider zu kalt und zu stürmisch. Und so trafen sich manche in der freien Schreibzeit zum Schreiben im großen Seminarsaal. Der wurde seinem Namen Turnhalle wirklich gerecht: Er war zwar dank großer Fenster zwar hell und freundlich, aber nicht wirklich gemütlich – als Schreibraum also eher suboptimal.

Gemeinsam schreiben in der Turnhalle (Foto: Elisabeth Drimalla)

… und (vor)lesen

Dass wir alle aus eigenen Texten vorlesen sollte, wurde mir erst klar, als ich schon längst angemeldet war. Aus meinen Texten zu lesen, bevor sie wirklich fertig sind, fällt mir schwer. Ich bin nämlich nur selten mit dem, was ich schreibe, zufrieden. Und mein innerer Kritiker erzählt mir ständig, dass das, was ich schreibe, ohnehin niemanden interessiert und dass ich es besser niemandem zeigen oder gar löschen sollte.

Aber da alle anderen Teilnehmerinnen bei den Lesungen mitmachten, wollte ich mich nicht drücken. Und so habe ich am zweiten Abend den Anfang der Geschichte, die irgendwann mal ein Roman werden soll, vorgelesen.

Ich solle mir einen Gegenstand besorgen und ihn als meine inneren Kritiker gelegentlich gegen die Wand werfen, riet mir eine Teilnehmerin nach der Lesung. Das habe ich getan: Der kleine Teufel bekommt neben der Hexe am Computer einen festen Platz auf meinem Schreibtisch. Wahrscheinlich wundert sich der arme Kerl, wenn er künftig gelegentlich durch die Luft fliegt. Denn ein so rüdes Verhalten ist er von mir nicht gewöhnt.

Fazit

Es waren gute Tage auf Sylt – mit viel Input, inspirierenden Schreibimpulsen, spannenden Texten, interessanten Gesprächen und Begegnungen mit tollen Frauen. Hoffentlich bleiben wir in Verbindung.

Und dann war da natürlich das Meer, an dem ich jeden Tag entlang gegangen bin und in dem sogar gebadet habe. Einmal nur und auch nur kurz, weil es im November eben doch schon recht kühl und die Wellen für mich zu hoch und zu wild waren.

Ob ich wieder nach Klappholtal fahren werde: Wahrscheinlich. Vielleicht eher zu einem Seminar, das vorwiegend im Freien stattfindet: Zeichnen beispielsweise – neudeutsch Urban oder Nature Sketching – oder Tai Chi am Strand. Und sicher werde ich beim nächsten Mal darauf achten, dass ich keine (beruflichen) Verpflichtungen haben, die stabile Internetverbindungen erfordern. Dann kann ich die Auszeit weit ab von Alltagsstress und Internet nämlich ohne Druck genießen.

Von Skorpionmenschen und einer Skorpiongöttin

Im November 2020 habe ich schon einmal einen Blogbeitrag über Skorpione veröffentlicht. Nein, nicht über die Spinnentiere, sondern über Menschen, die im Sternzeichen Skorpion, also zwischen dem 25. Oktober und dem 22. November geboren sind (https://timetoflyblog.com/scorpions). Damals war gerade Joe Biden zum neuen US-Präsidenten gewählt worden – übrigens auch ein Skorpion – und ich dachte, dass leidige Kapitel Trump sei ein für allemal abgeschlossen. Aber ich habe mich geirrt, jetzt stehen uns vier weitere Trump-Jahre bevor – schlimmer geht‘s offenbar immer. Doch das ist ein anderes Thema.

Die Liste der Skorpionmenschen, die ich schätze, ist seit dem Post vor vier Jahren noch länger geworden. Dass es in der Mythologie schon seit alters her Skorpionmenschen gibt, wurde mir allerdings erst durch einen Blogbeitrag von Frau Graugans alias Margarete Helminger bewusst.

„In Geschichten aus uralten Zeiten wurde mir einst von den ‚Skorpionmenschen‘ erzählt“, schrieb sie am 6. November im Beitrag „Das Wispern der Dinge“ (https://www.graugans.org/67-das-wispern-der-dinge/). „Bevor die Menschen nach ihrem Tod vom Fährmann … in älterer Zeit von den Fährfrauen … über den Styx hinüber ins Totenreich gerudert wurden, waren sie in Begleitung der Skorpionmenschen. Die brachten sie dorthin, wo sie dann das Boot besteigen konnten. Nur die Skorpionmenschen hatten den Mut, mit den Verstorbenen in diese Grauzone zwischen Leben und Tod zu gehen und ihnen den Weg zu weisen. Niemand sonst hätte das gewagt. Nur sie konnten den Verstorbenen die Hand geben, um über diesen schrecklichen Abgrund der Furcht mit diesem einen Schritt hinüberzusteigen und dann die Hand loszulassen … Mehr wird nicht berichtet über diese geheimnisvollen Skorpionleute an der Schwelle zwischen den Welten.“

Die Geschichte gefiel mir und deshalb habe ich bei der Autorin nachgefragt. Es gebe keine Quelle dafür, antwortete sie mir, „diese Geschichte ist in keinster Weise wissenschaftlich belastbar“. Aber ihrer Meinung nach passt „die Begleitung über die Schwelle zur Anderswelt sehr gut zum Sternzeichen Skorpion“. Das finde ich auch.

Bei meiner Recherche über Skorpionmenschen half mir wie so oft Wikipedia weiter (https://de.wikipedia.org/wiki/Skorpion): So bewachen im sumerischen Gilgamesch-Epos aus dem 2. Jahrtausend vor Christus ein Skorpionmann und eine Skorpionfrau am Berg Mašu den Eingang zum „Weg der Sonne/des Sonnengottes“. Sie öffnen dem Sonnengott Schamasch die Türen, wenn er hinausgeht, und schließen sie wieder hinter ihm, wenn er nachts in die Unterwelt zurückkehrt. Und sie warnen Reisende vor den Gefahren, die auf dem Weg durch den Tunnel lauern (https://religion-fandom-com.translate.goog/wiki/Scorpion_man?_x_tr_sl=en&_x_tr_tl=de&_x_tr_hl=de&_x_tr_pto=rq).

Besonders erfreulich war der Anblick der Mischwesen mit einem menschlichen Oberkörper und dem Unterkörper eines Skorpions offenbar nicht. Ihre Köpfe berührten angeblich den Himmel, ihr „Schrecken ist furchteinflößend“ und ihr „Blick ist Tod“, heißt es. Aber schließlich sollten sie ja Menschen daran hindern, Orte zu betreten, an denen sie nach Meinung der Götter nichts zu suchen hatten. Da ist wahrscheinlich furchterregendes Aussehen und Auftreten Einstellungskriterium.

Doch Gilgamesch, ein echter Held und wild entschlossen, den Berg zu durchqueren, lässt sich nicht abschrecken und überredet die Skorpionmenschen, ihn passieren zu lassen. Und so kommt er nach einer langen Marsch durch einen dunklen Tunnel in einen Garten voller Edelsteinbäume. Merke: Gute Argumente helfen im Umgang mit Skorpionmenschen.

In der ägyptischen Mythologie gibt es übrigens auch eine Göttin mit einem weiblichen Oberkörper und dem Unterkörper eines Skorpions (https://de.wikipedia.org/wiki/Hededet) . Hededet ist eine Vereinigung der Schutzgöttin Selket und der Muttergöttin Isis. Selket selbst, die Schutzgöttin der Heilkundigen, wird mit einem Skorpion auf dem Kopf dargestellt und deshalb auch als Skorpiongöttin bezeichnet. Vielleicht kennt sie ja ein Heilmittel gegen Trump und andere Diktatoren.

„Zeige deinen Schreibtisch“

 Alexandra Bohlmanns Aufruf zur Blogparade folge ich gerne (https://alexandrabohlmann.com/blogparade-zeige-deinen-schreibtisch/). Allerdings habe ich nicht nur einen Arbeitstisch, sondern gleich vier. Und die sind innerhalb des Hauses schon mehrmals umgezogen. Das letzte Mal vor fast einem Jahr.

Mein Mann behauptet, mein Schreibtisch habe mit Ausnahme von Küche, Bad und Wohnzimmer schon in jedem Raum des Hauses gestanden. Das ist übertrieben, ebenso wie sein Vorschlag, Rollen unter die Beine zu montieren, damit ich sie leichter von einem Ort zum anderen bewegen lassen. Denn zum einen sind sie recht leicht, sie zu verrücken ist wirklich kein Problem. Und zum anderen glaube ich, dass sie jetzt am richtigen Platz sind.

Seit alle Kinder aus dem Haus sind, hatte ich – welch ein Luxus – zwei Arbeitszimmer. Als ich Rentnerin wurde, habe ich ein Arbeitszimmmer in ein Atelier, den darin stehenden Schreib- in einen Maltisch umfunktioniert. Denn Malen gehört zu den Dingen, die ich in diesem Leben unbedingt noch lernen möchte: Ich will im wahrsten Sinne des Wortes mehr Farbe in mein Leben bringen. Weil ich das Malzimmer aber kaum genutzt habe, habe ich dann im vergangenen September Mal- und Schreibraum  zusammengelegt (https://timetoflyblog.com/zinnober-und-andere-atelierbesuche). Seither stehen Schreib- und Maltisch einträchtig nebeneinander – das inspiriert mich hoffentlich, Schreiben und Malen zu verbinden.

Beide Tische sind aus hellem Holz und etwa gleich groß. Wenn mir der Sinn nach Veränderung und neuen Blickwinkeln steht, wird der Maltisch mit wenigen Handgriffen zum Schreibtisch – und umgekehrt. Derzeit steht mein Schreibtisch ganz feng-shui-mäßig im rechten Winkel zum Fenster. Ich habe außerdem beim Schreiben die Wand im Rücken und die Zimmertür immer im Blick. Beim Malen schaue ich dagegen aus dem Fenster, ein Dachfenster sorgt für zusätzliches Licht von der Seite. Auf meinem Maltisch können Farben und Bleistifte, Blocks und Skizzenbücher, Schere und Kleber liegen bleiben, auch wenn ich sie manchmal tagelang nicht benutze.

Meist zeichne ich mit Aquarellstiften – und ich liebe Skizzenbücher: Ich möchte meine Ideen und meine Erlebnisse künftig nicht nur in Worten, sondern auch in Skizzen festhalten – zum Beispiel in einem „Visual diary“ oder in einem „Art Journal“. Doch „One Sketch a day“, also eine Zeichnung am Tag, bleibt (noch) allzuoft nur ein guter Vorsatz.

Auf dem Maltisch stört mich kreatives Chaos nicht, auf meinen Schreibtischen mag ich‘s eigentlich gerne ordentlich. Doch Ordnung halten fällt mir leider schwer – mich von einigen lieb gewonnenen Utensilien zu trennen ebenfalls. So aufgeräumt wie auf den Fotos ist mein Schreibtische nur selten. Denn wenn ich arbeite, verteile ich meine Unterlagen nicht nur auf einem, sondern auch auf den angrenzenden Tischen. Und allzu oft bleiben sie dort auch liegen, wenn ich mit der Arbeit fertig bin.

Ich arbeite meist am Notebook: Es wandert mit mir von Schreibtisch zu Schreibtisch; auf ihm schreibe ich meine Texte, recherchiere und bearbeite meine Korrekturaufträge. Doch ich schreibe auch recht viel mit der Hand. Viele Ideen notiere ich ganz klassisch auf A6-Karteikarten und oder in einem Spiralheft, dessen silberne Hülle eine befreundete Buchbinderin für mich angefertigt hat. Wenn ich unterwegs bin, habe ich das Notizheft und die wichtigsten Karten in einer verschließbaren A6-Fächermappe fast immer dabei. Zu Hause bewahre ich die Karteikarten in einem Karteikasten auf dem Schreibtisch; dort liegen dann auch mein Notizbuch und mein Kalender.

Goldenes Kästchen und silbernes Notizbuch

Ich bin, ich gebe es zu, ein Papierfreak: Am liebsten schreibe ich in Kladden und Spiralblocks von Claire Fontaine; der Einband sollte flexibel, das Papier muss unliniert sein. Kariertes oder liniertes Papier gehen gar nicht, gepunktetes Papier, neudeutsch dotted, nur im „Notfall“, wenn es kein anderes gibt. Der Sinn dieser Lineatur erschließt sich mir allerdings nicht wirklich.

Weniger wählerisch bin ich bei den Stiften, die beiden Stiftebehälter enthalten ein buntes Sammelsurium. Denn meine Vorlieben ändern sich immer wieder. Meist schreibe ich mit Kulis, gekauften oder geschenkten, gelegentlich nutze ich auch Gelstifte oder Fineliner. Und auch ohne Textmarker komme ich nicht aus. Denn ich erfasse Inhalte leichter, wenn ich Texte nicht am Computer, sondern auf Papier lese – und die wichtigsten Stelle markiere

Ein Timer hilft mir, meine Arbeitszeit bei bestimmten Aufgaben zu begrenzen. Denn immer noch vergesse ich manchmal die Zeit, wenn ich recherchiere oder schreibe. Bei anderen Aufgaben lasse ich mich allzu gerne ablenken. Damit das nicht geschieht, teilt die Eule die Zeit nach dem Pomodoro-Prinzip in 25-Minuten-Abschnitte, in denen ich konzentriert arbeite, und kurze Erholungspausen. Und der Buddha bringt mit seiner kleinen Kerze in den Herbst- und Wintermonaten ein bisschen Licht in die Dunkelheit, wenn ich schon früh oder noch spät am Schreibtisch sitze.

In dem vergoldeten Pappkästchen sammle ich meine USB-Sticks. Seit ich im Volontariat vor fast einem halben Jahrhundert wegen eines Programmierfehlers das Inhaltsverzeichnis des Computers gelöscht und mehrere Tage damit verbracht habe, die nicht gesicherten Dateien der Kollegen zu rekonstruieren, speichere ich meine Dateien täglich ab, oft mehrmals und auf verschiedenen Datenträgern. Die Hexe am Computer bewacht sie, unterstützt von zwei Kolleginnen, die an der Schreibtischlampe hängend den Überblick behalten und mir (hoffentlich) Glück bringen.

Auf dem Holzbrettchen, das meine Tochter mit Kaffeetasse und Buch verziert hat, steht meist eine halbvolle Kaffeetasse. Auf Kaffee kann ich nicht verzichten, vor allem morgens ist er ein Muss. Ich bin Frühaufsteherin und eigentlich kein Morgenmuffel, doch vor der ersten Koffeindosis bin ziemlich unleidlich und unkreativ.

Musik höre ich dagegen nur phasenweise. Um mehr Platz und Ordnung auf meinem Schreibtisch zu haben, habe ich sowohl die CD-Box als auch den Monitor auf meinen Ersatzschreibtisch ausgelagert. In seinem ersten Leben war Schreibtisch Nr. 3 eine Tischnähmaschine. Sie gehörte meiner Mutter, genäht wurde an ihr eigentlich nie. Auch bei mir wird sie zweckentfremdet, vor allem für Videokonferenzen und Korrekturarbeiten am großen Monitor.

Bei Korrekturaufträgen arbeite ich meist mit zwei Notebooks. Mit meinem Arbeitsnotebook logge ich mich ins Verlagssystem ein, mit meinem alten Ersatznotebook recherchiere  ich im Internet, wenn sich (inhaltliche, orthografische oder grammatische) Fragen ergeben.  Das zweite Notebook hat, anders als sein jüngerer Bruder, einen festen Platz. Es steht auf einem kleinen Computertisch – Arbeitstisch Nr. 4. der nach getaner Arbeit wieder an die Wand und damit aus dem Blick rückt.

Aus Wien nach Hannover

Zugegeben, wirklich begeistert hat mich die Bitte nicht, bei der Einweihung der neuen Räume des AutorInnenzentrums etwas über den Frauenschreibtreff zu erzählen. Denn erstens sind solche Auftritte nicht mein Ding. Und zweitens wollte in an diesem Tag auf dem Hexenstieg wandern. Aber dann habe ich doch zugesagt: Schließlich hatte ich die Idee aus Wien importiert. Und es war eine gute Möglichkeit, andere schreibende Frauen über unsere monatlichen Treffen zu informieren. Außerdem war es ein Anlass, noch einmal Judith Wolfsbergers Buch „Schafft euch Schreibräume“* zu lesen. In ihrem Memoir schreibt sie über ihre Reisen auf den Spuren Virginia Woolfs durch England und die USA – und darüber, wie die ersten Schreibtreffs im writers‘studio in Wien entstanden sind.

Virginia Woolfs Aussage, dass Frauen ein eigenes Zimmer und ein eigenes Einkommen brauchen, um erfolgreich schreiben zu können, kennt wahrscheinlich fast jede schreibende Frau. Der 1929 erschienene Essay „A Room of one’s own“ (Ein Zimmer für sich allein) ist das wohl bekannteste Buch der englischen Schriftstellerin – und ein Kultbuch der Frauenbewegung.

Virginia Woolf schuf für sich an all ihren Wohnorten Rückzugsorte zum Schreiben. Ihr Schreibzimmer und ihre Schreibhütte in Monks House sind, ebenso wie der Garten, noch heute Pilgerstätten für Virginia Woolf Fans. Aber sie war, so Judith Wolfsberger, eben keine „einsame Schreiberin, die alles mit sich selbst ausgemacht hat“ (171). Sie hatte stets einen Kreis von SchriftstellerInnen, KünstlerInnen und Intellektuellen um sich, mit denen sie sich austauschte, die sich gegenseitig anspornten und ermutigten. Der Nationalökonom John Maynard Keynes gehörte ebenso zu ihrer Community wie der Maler und Kritiker Robert Fry, ihre Schwester, die Malerin Vanessa Bell, die Schriftstellerin Vita Sackville-West und natürlich ihr Mann Leonard Woolf.  Und so stellte Virginia Woolf schon in dem Essay „Berufe für Frauen“, der drei Jahre nach „A room of ones own“ erschien, die Frage: „Mit wem willst du den Schreib-Raum teilen und unter welchen Bedingungen?“ (278).

Die Erfahrung, dass ein eigenes Zimmer nicht genug ist und Alleinsein beim Schreiben nicht immer gut tut, machte auch Judith Wolfsberger. Beim Schreiben ihres Memoirs merkte sie, dass ihr manchmal im eigenen Schreibzimmer „die Wände zu nah“ kamen und dass sie bei manchen Texten die Verbundenheit mit anderen brauchte (269). Inspiriert von Virginia Woolf und von Schreibgruppen in den USA, traf sie sich in Wien regelmäßig zum Schreiben mit einigen Kolleginnen. Bei den wöchentlichen Treffen arbeitete jede für sich an eigenen Texten und Projekten, für die im Alltag zwischen Beruf, Familie und anderen Verpflichtungen keine Zeit blieb. Nur am Ende der Schreibsessions tauschten sich die Schreiberinnen kurz aus. Außerdem stellte Judith Wolfsberger in dem von ihr gegründeten und geleiteten writers‘studio Zeiten und inspirierende Räume zur Verfügung, in denen sich Frauen zum gemeinsamen Schreiben treffen konnten. 

„In diesem gemeinsamen Schreibraum wird frau getragen von der kreativen Energie der Gruppe, dem Klappern der Tastaturen und Teetassen, dem Blättern, Kritzeln, Atmen, dem Kaffeegeruch. Die anderen schreibenden Körper, aktiven Köpfe, kreativen Seelen im Raum schaffen eine Anwesenheit, Gemeinsamkeit, die über so manche Ausflucht oder Selbstzweifel hinwegträgt. Dadurch stellt sich die innere Klarheit ein: jetzt bin ich hier in diesem Schreibraum, also schreibe ich“, schreibt Judith Wolfsberger in ihrem Buch (209).

Das war noch nicht erschienen, als ich mich im Frühjahr 2017 für zwei Schreibretreats in Wien anmeldete. Verabredungen zum Laufen kannte ich schon lange – ich hatte in Burgwedel vor Jahrzehnten einen Lauftreff für Frauen gegründet und lange in einem gemischten Lauftreff trainiert. Schreibtreffs waren für mich neu, aber ich wollte sie ausprobieren – und war begeistert.

Ich habe die beiden Schreibtage in Wien sehr genossen und gemerkt, wie sehr es inspiriert und motiviert, gemeinsam mit anderen zu schreiben. Das wollte ich künftig regelmäßig tun, ohne dafür tausend und mehr Kilometer fahren zu müssen. Doch es dauerte noch fast zwei Jahre, bis die Idee in Hannover umgesetzt wurde. Allein fehlten mir Mut, Kontakte und Geld. Doch dann lernte ich im Herbst 2019 bei einem Treffen der Bücherfrauen Annette Hagemann vom Kulturbüro der Stadt Hannover kennen. Sie bat mich, die Schreibtreff-Idee beim Autor*innen-Netzwerktreffen im Januar 2020 anderen hannoverschen AutorInnen vorzustellen. Beim gleichen Treffen wurde auch über die Schaffung eines Schreibhauses in Hannover diskutiert. Es sollte ein zentraler Anlaufpunkt für AutorInnen sein, ein Ort, wo sich Schreibende mit KollegInnen treffen können – zum Schreiben, aber auch zur Aus- und Weiterbildung und zum Networking. Ich war also nicht die einzige, die sich nach gemeinsamen Schreibräumen und dem Austausch mit anderen Schreibenden sehnte.

Ein Raum für unseren Schreibtreff war schnell gefunden – der Konferenzraum im Unternehmerinnenzentrum. Einige InteressentInnen – mehr Frauen als Männer – gab es auch. Doch dann kam Corona: Die geplanten Treffen mussten immer wieder verschoben werden und fanden dann nach diversen Lockdowns mit Maske, Impfnachweis, Coronatests und mit beschränkter TeilnehmerInnenzahl statt.

Das Interesse der Männer am gemeinsamen Schreiben war nicht sonderlich groß: Die meisten, die von mir angeschrieben und zu den Treffen eingeladen wurden, kamen nie. Offenbar ist Frauen der Kontakt zu anderen Schreibenden wichtiger als Männern. Und als wir im Sommer 2022 unseren Schreibtreff vom Unternehmerinnenzentrum ins Ihmezentrum verlegten, wurde aus dem Schreibtreff auch formell der Frauenschreibtreff. 

Auch nach dem Umzug ins neue AutorInnenzentrum in der Deisterstraße blieb das Procedere das gleiche: Wir treffen uns in der Regel am ersten Sonntag im Monat ab 14 Uhr. Einige Frauen kommen regelmäßig, andere nur gelegentlich. Die Zahl der Teilnehmerinnen variiert. Mal sind wir nur zu dritt, mal kommen sieben oder acht Frauen. Die Jüngsten sind um die 30, die älteste ist über 70 Jahre alt. Hobbyschreiberinnen, die noch kein Buch oder  noch keinen Text veröffentlicht haben, sind ebenso dabei wie Frauen, die vom Schreiben leben (wollen).

Wir schreiben etwa vier Stunden gemeinsam: jede an ihren eigenen Texten, zum Beispiel an Gedichten, Miniaturen, Essays oder an Romanen. Es gibt kein vorgegebenes Thema, keine Anleitung. Die meisten schreiben, andere nutzen die Zeit, um ihre Texte redigieren, zu korrigieren oder um neue Ideen zu entwickeln. Vor Beginn und in der Pause ist Zeit für Gespräche: über Literatur im Allgemeinen, über unsere Schreibprojekte im Besonderen – und über alles Mögliche, was uns bewegt.

„Anders als beim Schreiben zu Hause lassen wir uns beim Schreibtreff nicht von Alltagsdingen ablenken, nehmen uns Zeit und verabreden uns sozusagen mit uns selbst fest zum Schreiben“, bringt Annette Hagemann die Vorzüge auf den Punkt. „Das ist für unsere Texte erfahrungsgemäß sehr ergiebig.“

PS:  Ich schreibe gerne mit anderen. Ein Teil dieses Beitrags ist bei einem Zoom-Cowriting mit einer Schreibfreundin entstanden. Fortsetzung folgt sicher.

PS II: Danke an Annette, ohne deren Unterstützung es den Schreibtreff und das AutorInnenzentrum in Hannover nicht geben würde.

Judith Wolfsberger: Schafft euch Schreibräume! Weibliches Schreiben auf den Spuren Virginia Woolfs. Ein Memoir. Gebundene Ausgabe, Brill Österreich Ges.m.b.H.; 1. Edition (5. März 2018), 29 Euro

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Monatsrückblick März 2024

Irgendwie war dieser März nicht mein Monat. Dabei hat er eigentlich ganz gut angefangen. Ich hatte im Februar im Wintergarten Zwiebeln von Tulpen und Anemonen entdeckt, die ich im vergangenen Sommer auf der Landesgartenschau in Gandersheim gekauft – und dann vergessen hatte. Als es Anfang März ein bisschen wärmer wurde, habe ich die Tulpenzwiebeln gesetzt, mit den Anemonen wollte ich noch ein bisschen warten, sie können, so die Beschreibung, noch im April und Mai in den Boden. Sie werden allerdings namenlos bleiben, denn mein Mann hat die Namensetiketten beim Aufräumen entsorgt.

Im Garten

Die Tulpen heißen, wenn meine Erinnerung und meine Recherchen stimmen, vermutlich „Rem’s Favourite“, und gehören laut Tulipstore zu den „schönsten geflammten Tulpen, die es gibt“. Widerstandsfähig scheinen sie auch zu sein. Denn die meisten Zwiebeln sind angewachsen und blühen. Allerdings sind die Blüten nicht so geframmt, nicht so lila und auch nicht so hoch, wie sie sein sollten. Doch das liegt möglicherweise  daran, dass ich sie nicht schon im Herbst, sondern erst vor einem Monat eingepflanzt habe.

Auch die Rosa rugosa, die ich im Raiffeisenmarkt entdeckt und eingepflanzt habe, ist offenbar angewachsen. Jetzt hoffe ich, dass sie mehr blüht als ihre Vorgängerin. Diese Vorgabe ist wirklich leicht zu erfüllen, denn drei oder vier Blüten in sieben oder acht Jahren waren wahrlich keine Meisterleistung. Außerdem sollen die Apfelrosen angeblich stark duften – für mich Duftfreak ein entscheidendes Kaufkriterium.

Kürzer treten

Ich habe im März weit weniger unternommen als geplant und auch einiges, was auf meiner To-do Liste für die ersten zwölf Wochen des Jahres stand, habe ich nicht erreicht. Das lag allerdings auch – oder vor allem – daran, dass ich seit Mitte des Monats krank war, oder vielleicht eher kränklich. Auf dem Rückweg von den Herrenhäuser Gärten hat mich vor drei Wochen irgendein Infekt „angeflogen“: Ich huste seither ziemlich stark, war dauernd schlapp und hatte immer wieder Fieber. Daran, 10.000 Schritte täglich zu gehen oder abends noch eine zweite Yogaeinheit und andere Übungen zu absolvieren, war gar nicht zu denken. Und es wäre auch sicher nicht besonders sinnvoll gewesen. Ich musste also notgedrungen kürzer treten – auch die geplante erste Etappe des Hexenstiegs und die Buchmesse in Leipzig sind leider ausgefallen. Aber zumindest den Hexenstieg will ich angehen, wenn ich wieder fit bin, die Leipziger Buchmesse muss allerdings bis zum nächsten Jahr warten.

In Hamburg

Weil ich mich besser fühlte, habe ich die geplante Fahrt nach Hamburg zu den Enkelkindern nicht verschoben – vielleicht war das nicht die beste Idee. Mit meinen beiden Enkeltöchtern habe ich die Pixi-Buch-Ausstellung in Altonaer Museum besucht, die von der Hamburger Illustratorin Regina Kehn gestaltet wurde.

Das erste Pixi-Buch mit dem Titel „Miezekatzen“ erschien in Deutschland vor 70 Jahren, inzwischen wurden laut Museums-Website rund 3.000 verschiedene Titel veröffentlicht. Jährlich werden etwa 14 Millionen Bücher verkauft – seit 1954 insgesamt  rund 500 Millionen (https://www.shmh.de/ausstellungen/pixi/).

Das Format blieb seit der ersten Ausgabe unverändert: Pixi-Bücher sind 10 x 10 cm groß und haben (fast) immer 24 Seiten. Und weil der dänische Verleger Per Hjald Carlsen wollte, dass alle Kinder Bücher besitzen und Freude am Lesen entwickeln konnten, waren und sind die Preise moderat. Ein Buch kostete früher 50 Pfennige, heute 99 Cent.

Mehr als 1.000 Cover aus 70 Jahren Pixi sind in den Schaukästen ausgestellt. Ich entdecke das Büchlein vom kleinen Kater Schnurr – eines der wenigen Bilderbücher, die wir als Kinder hatten. Ich habe die Geschichte geliebt, ebenso wie die von Mama Miezemau und ihren Kindern. Letztere habe ich von mehr als 30 Jahren für meine Tochter gekauft und jetzt mit den Enkelkindern wieder gelesen. Kater Schnurr gibt es leider derzeit nur antiquarisch. Und auch im Pixi-Buch-Bad, in dem große und kleine Fans nach ihren Lieblingsbüchern suchen und nach Herzenslust darin schmökern können, habe ich das Büchlein vom frechen Kater, der die Schule schwänzt, nicht gefunden. Schade.

Am späten Nachmittag waren wir dann noch mit allen Enkelkindern im Planetarium und haben uns die Vorführung „Aurora – im Reich des Polarlichts“ angesehen. Neben Filmaufnahmen des koreanischen Astrophotographen Kwon O Chul werden Originalaufnahmen von Bord der Internationalen Raumstation ISS und naturgetreue Computer-Visualisierungen an die Kuppel des Planetariums projiziert.

Mehr als der Film über die Polarlichter hat mich allerdings die Ausstellung MENSCH, KOSMOS! – DIE STERNE IN UNS beeindruckt. In der von Thomas Kraupe und Wolfgang Köhler konzipierten und gestalteten Ausstellung hängen auf der oberen Foyerebene des Planetariums Kosmosbilder des NASA/ESA Weltraumteleskops Hubble und Porträts von (Hamburger) Prominenten. Die Gesichter wurden von der Maskenbildnerin Claudia Gaerting kunstvoll bemalt und von Wolfgang Köhler ebenso kunstvoll fotografiert.

Die Ausstellung  kann während der Öffnungszeiten des Planetarium Hamburg besichtigt werden; es lohnt sich wirklich. Auf der .Website des Fotografen und Fotokünstlers Wolfgang Köhler sind die Porträts ebenfalls zu sehen (https://www.wolfgangkoehler.com/mensch-kosmos/). Mehr Infos zur Ausstellung und mehrere Hubblebilder gibt’s unter https://www.planetarium-hamburg.de/de/ausstellung/ausstellung-mensch-kosmos

Zwei Blogparaden

Den ersten Blogbeitrag habe ich vor genau zehn Jahren,am 25. März 2014, auf time to fly veröffentlicht (https://timetoflyblog.com/los-gehts-gartnern-ohne-grunen-daumen), der zweite folgte dann erst mehr als ein Jahr später. Inzwischen habe ich fast 400 Blogbeiträge geschrieben – und jetzt auch zum ersten Mal an zwei Blogparaden teilgenommen. Für all die, die – wie auch ich bis vor ein paar Wochen – nicht genau wissen, was eine Blogparade ist, in aller Kürze: Blogparaden sind Aktionen von BloggerInnen für BloggerInnen. Die InitiatorInnen geben ein Thema vor, wer mag, kann einen Beitrag zu diesem Thema schreiben und auf seinem/ihrem Blog veröffentlichen. So vergrößert man das eigene Netzwerk, macht den Blog in der Bloggerszene bekanntert und verbessert vielleicht das Google-Ranking (https://www.blogparaden.de/was-ist-eine-blogparade-2/). Mich haben aber vor allem die Themen „Schreiben über das Schreiben „ (https://timetoflyblog.com/die-leichtigkeit-des-schreibens) und „Wo ich mich zu Hause fühle“ (https://timetoflyblog.com/wo-fuehle-ich-mich-zu-hause) zum Schreiben und Teilnehmen animiert. Und vielleicht sind die ersten Blogparaden nicht die letzten.

Die Leichtigkeit des Schreibens

Schreiben über das Schreiben – Anna Koschinskis Blogparade hat mich sofort angesprochen (https://annakoschinski.de/schreiben-ueber-das-schreiben-blogparade/). Vielleicht, weil für mich vor einiger Zeit eine neue Schreibphase begonnen hat. Nach 40 Jahren „Lohnschreiberei“, in denen ich unzählige Artikel, viele Broschüren und sogar ein paar Bücher geschrieben habe, schreibe ich jetzt nur noch „for fun“, sprich: an meinen eigenen, privaten Projekten. Beispielsweise Blogbeiträge wie diesen oder Essays, die vorläufig noch in der Schublade landen. 

Ein Leben ohne Schreiben kann ich mir nicht vorstellen. Ich schreibe gerne und (fast) täglich. Angefangen hat mein Schreibleben vor mehr als einem halben Jahrhungert mit Anne Franks Tagebuch, Seit ich es mit 15 oder 16 zum ersten Mal gelesen habe, schreibe ich selbst Tagebuch. Dass Schreiben einmal mein Beruf werden würde, habe ich damals vielleicht gehofft. Wirklich daran geglaubt habe ich wahrscheinlich nicht. Aber unverhofft kommt ja bekanntlich oft.

Journalismusstudiengänge gab es in den siebziger Jahren an deutschen Unis noch nicht, und auch die meisten Journalistenschulen wurden erst gegründet, als ich mein Studium schon abgeschlossen hatte. Mich an der Deutschen Journalisten Schule (DJS) in München zu bewerben, wo schon damals Journalisten ausgebildet wurden, kam mir gar nicht in den Sinn: Denn es gab nur wenige Plätze – und dass ich zu den Auserwählten zählen könnte, glaubte ich nicht. Außerdem hätte ich die Ausbildung nicht finanzieren können. Denn die DJS verlangte zwar kein Schulgeld, zahlte aber für die Ausbildung auch keine Ausbildungsvergütung.

Und so habe ich nach dem Abitur Geschichte und Germanistik studiert und mit dem Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien abgeschlossen. Aber statt um ein Referendariat habe ich mich dann um ein Volontariat in einem kleinen Buchverlag beworben – und die Stelle bekommen. Ich bin nicht Lehrerin geworden, wie meine Eltern es gehofft hatten, sondern Journalistin – und ich habe die Entscheidung nie bereut. Irgendwie war mein Beruf auch eine Art Berufung.

Der Verlag, in dem ich volontierte, publizierte die Buchreihe „Gesamtwerk Deutscher Wein“. Autor war der Verleger, aber die meisten Texte schrieb er nicht selbst, sondern seine Angestellten – in den nächsten drei Jahren und für die nächsten vier Bücher vor allem ich. Als meine ersten Texte gedruckt und mein Name als Mitautorin und Fotografin im Impressum genannt wurde, war ich mega stolz. Schade eigentlich, dass es irgendwann fast zur Routine wurde, meinen Namen gedruckt zu sehren.

Nach dem Umzug nach Norddeutschland arbeitete ich als freie Journalistin und Redakteurin – für Tageszeitungen, Fachzeitschriften, Verbände, Verlage, Vereine, Organisationen und Unternehmen. Ich habe über ganz verschiedene Themen geschrieben – über die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ebenso wie über Pflege, Qualitätsmanagement auf Campingplätzen, ökologische Baustoffe, das Duale Studium und die Digitalisierung in Schulen. Ich habe nicht nur unzählige Artikel und fast 400 Blogbeiträge, sondern auch vier Bücher als Mitautorin und drei eigene Bücher geschrieben und veröffentlicht. Als Autorin oder gar als Schriftstellerin habe ich mich trotzdem nie gefühlt – eher als Schreibhandwerkerin. Denn das Schreiben von Sach- oder Gebrauchstexten rangiert in der „Schreibhierarchie“ weit hinter dem „richtigem“, „literarischem“ Schreiben. Außerdem bestimmt auch beim Schreiben die Bezahlung oft den Wert unserer Arbeit.  Und nur wer vom Schreiben seiner Bücher leben kann oder zumindest seine Bücher in einem richtigen Verlag veröffentlicht, gilt als echteR SchriftstellerIn „Schreiben um des Schreibens willen (…) dies ist für die meisten Amerikaner und Europäer eine fremde Vorstellung.( …) Wir behandeln den unveröffentlichten Schriftsteller so, als leide er auf peinliche Weise unter einer unerfüllten Liebe“, schreibt Julia Cameron in ihrem Buch „Von der Kunst des Schreibens: … und der spielerischen Freude, Worte fließen zu lassen“ (S.182). * 

Apropos „spielerische Freude, Worte fließen zu lassen“. Die Leichtigkeit des Schreibens ist mir in den vergangenen Jahrzehnten leider ein wenig abhanden gekommen. Oder sie wurde – zumindest zeitweise – überdeckt von der Notwendigkeit, mit Schreiben Geld zu verdienen, vom Druck, Termine einzuhalten, und sicher nicht zuletzt vom eigenen Anspruch, nicht nur gute, sondern möglichst perfekte Texte abzuliefern.

Doch jetzt ist es Zeit, sie (wieder) zu entdecken – und vielleicht endlich auch die Autorin oder Schriftstellerin in mir. Denn es ist ja angeblich nie zu spät, neu anzufangen

*Cameron, Julia. Von der Kunst des Schreibens: … und der spielerischen Freude, Worte fließen zu lassen. Knaur MensSana eBook, 2013. Kindle edition.

Fasse dich kurz

„Wat et nit all jitt!“ Dieser Satz kam mir heute Morgen in den Sinn, als ich einen Blogbeitrag über den Drabble Dienstag las. Ich wusste bislang nicht, was ein Drabble ist. Doch dank Christianes Blog (https://365tageasatzaday.wordpress.com/2024/02/20/unterwuerfigkeit-drabble/) und dank Wikipedia ist diese Bildungslücke jetzt geschlossen.

Allen, denen es ähnlich geht wie mir, sei es gesagt: Ein Drabble ist eine Geschichte mit genau 100 Wörtern. Der Begriff geht laut Wikipedia auf Monty Pythons Sketch „Drabbles – a word game for 2 to 4 players“ zurück, der in den 1980er-Jahren in Großbritannien eine „Drabblemanie“ ausgelöst haben soll. „Ursprünglich als Fanfiction betrieben, wird sie aufgrund ihrer einfachen äußeren Form gerne von ungeübten Autoren als Einstieg in Lyrik oder Prosa genutzt. Durch die Beschränkung auf das Wesentliche stellt das Schreiben von Drabbles auch für erfahrene Autoren häufig eine Herausforderung dar.“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Drabble)“ Wie wahr. 100 Worte sind wirklich sehr wenig; es gibt jedoch „auch Varianten mit 200, 300 und mehr Wörtern“.

Weil ich kurze Textformen mag, habe ich überlegt, beim Drabble Dienstag mitzumachen. Aber zu den Worten, die die Geschichte zum enthalten sollte, nämlich Gefolge – rostig – aufräumen, ist mir nichts eingefallen (https://wupperpostille.wordpress.com/2024/02/16/drabble-dienstag-3-worte-fuer-den-20-2-2024/). Und so habe ich statt eines Drabbles dieser Blogbeitrag geschrieben. Er hat übrigens 200 Wörter.

Feng Shui

Glaubt ihr an Feng Shui? Diese aus China stammende daoistische Harmonielehre, die durch die Gestaltung der Wohn und Lebensräume eine Harmonie zwischen Menschen und ihrer Umgebung erreichen will (https://de.wikipedia.org/wiki/Feng_Shui)? Ich bin zwar für fernöstliches Gedankengut durchaus empfänglich: Ich mache täglich Yoga, und es bekommt mir gut. Und Akupunktur wirkt bei mir Wunder, wenn ich Rückenschmerzen habe. Aber von Feng Shui habe ich üerhaupt keine Ahnung. Vor ein paar Tagen bin ich eher zufällig auf einige Ratschläge gestoßen, wie man sein Arbeitszimmer einrichten soll, damit das Chi, die kreative Energie, frei fließen kann – oder was man besser vermeiden sollte.

So sollte man auf keinen Fall mit dem Rücken zur Tür sitzen. Weil man dann nie weiß, wer sich nähert oder hereinkommt, stört diese Position angeblich die Konzentration und macht unruhig. Außerdem ist es nach Feng Shui nicht ratsam, den Tisch genau vor dem Fenster zu positionieren. Der Blick nach draußen lenkt nämlich unnötig von der Arbeit ab. Ich habe also bei der Einrichtung meines Schreib-/Arbeitszimmers eigentlich alles falsch gemacht.

Nun ist die Gefahr, dass irgendjemand plötzlich in Zimmer kommt, nicht besonders groß. Denn erstens wohnen mein Mann und ich ja alleine im Haus, und zweitens verraten die knarrenden Treppenstufen zuverlässig, wenn jemand sich nähert.  Und auch die Ablenkung durch den Blick durchs Fenster hält sich in Grenzen: Durch das Fenster auf der Giebelseite sehe ich nur die Krone des Kirschbaums in unserem Garten und die obere Etage der Häuser auf der gegenüberliegenden Straßenseite, wo sich zumindest tagsüber, wenn ich am Schreibtisch sitze, nie etwas tut. Und das schräge Dachfenster über dem Zeichentisch gibt nur den Blick auf den derzeit meist grauen Himmel frei. Aber tatsächliche Verhältnisse und uralte Instinkte sind eben zwei völlig verschiedene Dinge.

Nun sind die Gestaltungsmöglichkeiten in meinem Zimmer begrenzt. Die hohen Bücherregale haben eben nur an den geraden Wänden Platz. Am Grundriss und and der Position von Fenstern und Tür läßt sich nichts ändern. Und ich möchte auf keinen der beiden Arbeitstische verzichten. Sie haben zwar weder abgerundete Ecken noch eine geschwungene Form, was für Menschen, die kreativ arbeiten, am günstigsten sein soll. Aber sie sind groß und aus hellem Holz – und sie gefallen mir immer noch ausfesprochen gut. Und so habe ich die Tische nur anders platziert: Sie stehen jetzt jeweils im 90-Grad-Winkel zum Fenster, angeblich die optimale Position. Wenn ich an ihnen sitze, habe ich jetzt die Tür im Blick. Den schwarzen Monitor, den ich eigentlich nur für meine Korrekturaufträge benötige, habe ich bei der Umräumaktion auf einen Extratisch verbannt, an dem ich künftig korrigieren werde. Dort stört er optisch weniger – und ich muss ihn nicht jedes Mal von einem Tisch auf den anderen und wieder zurückhieven.

Außerdem habe ich meinen Schreib- und Maltisch getauscht. So habe ich jetzt beim Schreiben und Recherchieren den Raum und die Tür im Blick, beim Zeichnen schaue ich allerdings auf eine Wand. Das sprichwörtliche „Brett vorm Kopf“ ist zwar laut Feng Shui für die Kreativität nicht sonderlich günstig. Aber immerhin verschwindet die Wand teilweise hinter dem Bücherregal – und Bücher machen mich ja bekanntlich glücklich. Und die Bilder von Paula Modersohn, Annette Walz, Edvard Munch und Jack Davis dazwischen inspirieren mich hoffentlich, mehr zu zeichnen.

Ob die Umräumaktion was nützt, wird sich zeigen, aber schaden tut’s gewiss auch nicht, alte bewährte Regeln und Hinweise zu befolgen. Und mir gefällt das Zimmer, wie es jetzt ist. Und das ist eigentlich die Hauptsache.