Monatsrückblog November 2025

Anfang November habe ich mir vorgenommen, wieder regelmäßig auf den vergangenen Monat zurückzuschauen . Denn ich habe gemerkt, dass sonst vieles, was ich erlebt habe, allzu schnell in Vergessenheit gerät.

Reisen

Von wegen Ruhestand. Seit ich Rentnerin bin, bin viel mehr unterwegs als früher, als ich noch gearbeitet habe. Ich habe einfach mehr Zeit, außerdem sind die Fahrten durch das Deutschlandticket jetzt viel preisgünstiger. Und so fahre ich ziemlich oft nach Hannover, zum Beispiel (zum Schreibtreff) ins AutorInnenzentrum, in die Bibliothek, oder ins Museum. Außerdem habe ich im November meine Tochter im Harz, die Enkelkinder in Hamburg und eine Freundin in Neustadt an der Weinstraße besucht. Und wir waren wieder einmal in Zingst an der Ostsee.  

Unser letzter Besuch dort liegt ziemlich genau zehn Jahre zurück. Mit unserem alten Wohnmobil sind wir regelmäßig auf die Halbinsel mit dem sperrigen Namen Fischland – Darß – Zingst gefahren, jetzt haben wir zum ersten Mal mit unserem gar nicht mehr so neuen Wohnmobil wieder das  Wellnesscamp Düne 6 angesteuert. Das liegt zu Fuß gerade mal fünf Minuten von  der Ostsee entfernt, bis zum Bodden brauche ich rund 15 Minuten. Ebenso lange dauert ein Spaziergang am Strand bis zur Seebrücke und zur Fußgängerzone mit vielen kleinen Läden, in denen ich nach Herzenslust Stöbern kann. Die Strände auf der Halbinsel sind wirklich sehr schön, außerdem mag ich die Lage zwischen dem manchmal rauen Meer und dem meist stillen Bodden.

Trotzdem war ich zugegebenerweise etwas skeptisch, als wir losfuhren. Denn die Metorologen hatten für die nächsten Tage winterliche Temperaturen vorhergesagt – und sie hatten ausnahmsweise recht. Am ersten Tag war es bei strahlendem Sonnenschein knackig kalt, am zweiten Abend fing es an zu schneien und am nächsten Tag lagen etwa fünf  bis zehn Zentimeter Schnee. Aber in unserem Wohnmobil war es trotzdem kuschlig warm – knapp zehn Quadratmeter lassen sich eben gut und recht schnell aufheizen. Außerdem gibt es auf dem Campingplatz eine Saunalandschaft mit vier Saunen, in denen wir uns jeden Nachmittag aufgewärmt haben.

Dass die Dampfsauna außer Betrieb war, konnte ich verschmerzen, denn dampfsaunen ist ohnehin nicht mein Ding. Aber ich bin jeden Tag geschwommen – nicht im Meer, das mir dann doch zu kalt war– , sondern im Hallenbad auf dem Campingplatz, dessen Wasser chlorfrei ist und von einer bepflanzten Sandfilteranlage gereinigt wird. Meist hatte ich das Becken für mich allein, denn der Platz war fast leer. Und auch den Strand hatten wir zeitweise fast für uns.

Auch in den Straßen von Neustadt begegnete mir kaum jemand, als ich Mitte November am frühen Sonntagmorgen auf Entdeckungstour ging. Ich habe meine Freundin schon ein paar Mal besucht. Wie hübsch die Altstadt von Neustadt mit ihren gepflasterten Straßen und den vielen Fachwerkhäusern ist, war mir gar nicht mehr bewusst. Leider hatte ich an diesem Morgen nicht allzu viel Zeit; außerdem waren die Temperaturen – der Jahreszeit entsprechend – auch nicht wirklich einladend. Aber ich habe mir fest vorgenommen, wiederzukommen und die Stadt und die Pfalz bei wärmeren Temperaturen und Sonnenschein erkunden.

Schreiben

Ich hatte mir Anfang des Monats vorgenommen, im Schreibmonat November intensiver an der Geschichte arbeiten, die ich schon vor Jahren begonnen habe. Das ist mir gelungen. Ich habe jeden Tag geschrieben – und fast jeden Tag an der Geschichte. Auf 50.000 Wörter – offizielles Schreibziel im NanNoWriMo – habe ich es zwar nicht gebracht. Doch damit habe ich auch gar nicht gerechnet . Denn ich bin eine Langsamschreiberin.

Daran dass ich in 30 Tagen rund 30.000 Wörter geschrieben habe, haben sicher die Schreibdates großen Anteil, an denen ich regelmäßig teilnehme – via Zoom mit Denise Fritsch oder Sabine Rasch oder ganz analog im AutorInnenzentrum Hannover. Außerdem entwickle ich allmählich eine eigene Schreibroutine – und führe regelmäßig ein Arbeitsjournal. Mein Ziel, bis zum Jahresende insgesamt 60 Blogbeiträge zu veröffentlichen, werde ich allerdings nicht mehr erreichen – dieser Blogbeitrag ist erst Nummer 50. Aber vielleicht klappt es im nächsten Jahr.

Adventskonzert des Mädchenchors

Ein Konzert des Mädchenchors Hannover steht schon lange auf meiner To-want-Liste. Der Chor, 1952 gegründet, zählt laut Website „zu den weltbesten Jugendchören seiner Kategorie … genießt in der internationalen Chorwelt ein hohes Ansehen und wurde zu Konzerttourneen in fast alle europäischen Länder, in die USA, nach Israel, Brasilien, Chile, Russland, nach Japan, China und Korea eingeladen.“ Auf CDs und im Fernsehen habe ich die Mädchen schon öfter gehört, Ende November dann in der Marktkirche in Hannover zum ersten Mal live. Auf dem Programm standen Chorwerke und Weihnachtslieder aus sechs Jahrhunderten.

Die meisten Stücke haben mir gefallen; nur mit der eigens für den Chor geschriebenen Auftragskomposition habe ich mich schwergetan. Das liegt sicher daran, dass ich es eher klassisch mag und zudem ein Musikbanause bin. Doch dem Applauspegel nach zu schließen habe nicht nur ich bei diesem Stück gefremdelt.

Trotzdem freue ich mich auf das nächste Konzert. Am kommenden Donnerstag präsentieren Mädchenchor Hannover und NDR Radiophilharmonie gemeinsam weihnachtliche Chor- und Orchesterwerke unter anderem von Georg Friedrich Händel, Lars-Erik Larsson, Engelbert Humperdinck, Johannes Brahms und Leroy Anderson.

Kurzbesuche im Museum

Ein bisschen fühle ich mich wie Cato der Ältere, der vor mehr als 2000 Jahren angeblich jede Rede im römischen Senat mit dem Satz beendet haben soll: „Ceterum censeo Carthaginem esse delendam“ (für alle, deren Lateinkenntnisse nicht (mehr) ausreichen die Übersetzung: „Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Karthago zerstört werden muss“). Wann immer ich nämlich über die hannoversche Museumscard schreibe, beklage ich, dass sie nicht einmal in einem Dutzend Museen in Hannover (neun) und Hildesheim (zwei) gilt. Ihr süddeutsches Pendant, der Museums-PASS-Musées bietet dagegen für gerade mal die doppelte Summe Zugang zu mehr als 360 Museen, Schlössern und Gärten in Frankreich, Deutschland und der Schweiz sowie zu mehr als 1.000 Wechselausstellungen – fünf Kinder unter 18 Jahren sind im Preis inklusive .

Trotzdem erneuere ich die Museumscard, sobald die alte abgelaufen ist. Denn ich genieße es, einfach ins Museum zu gehen, ohne auf den Preis zu achten. Manchmal schaue ich mir bei meinen Kurzbesuchen nur ein oder zwei Kunstwerke an: bei meinen beiden Besuchen im November zum Beispiel die hängende Figur von Niki de Saint Phalle, die immersive „Infinity Room“-Installation von Yayoi Kusama und die Rekonstruktion des Merzbaus von Kurt Schwitters im Untergeschoss des Sprengel Museums.

Mit unserem Bundeskanzler hat der Merzbau übrigens nichts zu tun. Der Name geht laut Wikipedia „auf das von Schwitters geprägte Kunstwort Merz zurück, ein Synonym für den Begriff Dada“, eine Kunstbewegung des frühen 20. Jahrhunderts. Manche Aussagen von Politikern erscheinen mir dagegen eher gaga.

Monatsrückblog Oktober 2025

Im vergangenen Jahr habe ich regelmäßig am Anfang des Monats auf den vergangenen zurückgeschaut; warum ich im März damit aufgehört habe, weiß ich nicht mehr. Eine Rolle hat sicher auch gespielt, dass ich im Sommer wenig unternehmen Konnte. Doch jetzt will ich die Monatsrückblogs wieder aufleben lassen. Denn als ich vor ein paar Tagen über Denises Journalingfrage „Was ist dir im Oktober im Gedächtnis geblieben“ nachgedacht habe, wurde mir bewusst, was ich alles erlebt und schon fast wieder vergessen hatte.

Ich bin im Oktober viel gereist. Zwar meist nur kurz und „nur“ in Deutschland, aber oft. Ich war an der Nordsee, in Frankfurt auf der Buchmesse und in Neustadt an der Weinstraße. In den Harz und nach Hamburg bin ich sogar gleich zweimal gefahren.

An der Nordseeküste

Zwei Tage haben wir mit dem Wohnmobil auf unserem „Stammstellplatz“ in Döse direkt hinterm Deich verbracht. Weil im Herbst Millionen Zugvögel auf dem Weg nach Süden im Wattenmeer einen Zwischenstopp einlegen, hat uns diesmal unsere Tochter begleitet. Sie hat sich schon als Kind für Vögel interessiert und vor ein paar Jahren diese Leidenschaft wiederentdeckt. Wenn ich mit ihr unterwegs bin, zeigt sie mir immer wieder Vögel, die ich bis dahin gar nicht kannte. Mehr als 150 Vogelarten hat sie inzwischen fotografiert – einige der wirklich beeindruckenden Vogel- und Naturfotos sind auf ihrer Website zu sehen und zu kaufen.

Buchmesse in Frankfurt

Die Frankfurter Buchmesse habe ich zum ersten Mal während meines Studiums in Mainz besucht – und ich erinnere mich noch genau, wie überwältigt ich damals von der Zahl der Verlage und der ausgestellten Bücher war. Für einen Bücherfan wie mich war die Buchmesse das Paradies. Ich konnte mich gar nicht sattsehen.

Stundenlang lief ich durch die Hallen, blätterte in Büchern und sammelte kiloweise Prospekte vor allem von den kleinen Verlagen, deren Bücher man nur selten in Buchhandlungen fand. Besonders glücklich war ich, wenn ich einen Fachbesucherausweis ergatterte. Denn mit ihm konnte man montags, damals noch der letzte Messetag, Bücher deutlich unter dem Ladenpreis kaufen. Diese Gelegenheit habe ich gerne genutzt.

Auch als ich nicht mehr im Süden wohnte, bin ich regelmäßig zur Frankfurter Buchmesse (FBM) gefahren – und nach der Wende zur Leipziger. In diesem Jahr war ich zum ersten Mal seit Corona wieder in Frankfurt – und ein bisschen enttäuscht. Irgendwie hatte die Messe ihren Zauber verloren. Das ist vielleicht nach so vielen Buchmesse-Besuchen normal. Aber es liegt sicher auch daran, dass sich in der Buch- und Medienbranche vieles geändert hat. Über Neuerscheinungen oder Verlagsprogramme kann frau sich heute schneller und umfangreicher im Internet als an den Messeständen informieren. Für Gespräche haben die MitarbeiterInnen oft wenig Zeit und einige kleinere Verlage habe ich auf der Messe vergeblich gesucht. Manche kommen gar nicht mehr zur Buchmesse, andere stellen aus Kostengründen nur noch auf Gemeinschaftsständen aus. Und einige Verlage gibt es vielleicht gar nicht mehr.

Schön war’s auf der Buchmesse aber trotzdem, auch weil ich dort eine befreundete Verlegerin getroffen habe und mit ihr über ein (gemeinsames) Buchprojekt gesprochen. Das reicht im doppelten Sinne weit in die Vergangenheit zurück – bis ins Mittelalter und zu einer Exkursion während unseres Studiums. Vielleicht schaffen wir es ja irgendwann, es zu verwirklichen.

In der Pfalz

Zugegeben, auf dem direkten Weg zwischen Frankfurt und Hannover liegt Neustadt an der Weinstraße nicht, aber der Besuch bei meiner Freundin war den Umweg auf jeden Fall wert. Gemeinsam haben wir uns die Ausstellung Caesar und Kleopatra im Historischen Museum angesehen. In deren Mittelpunkt stand zwar das wohl berühmteste Paar der Antike, aber mehr als 240 Exponate aus acht europäischen Ländern informierten auch über die politischen, gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Hintergründe und ermöglichten virtuelle Streifzüge durch Alexandria und Rom. 

Und sie räumte mit dem Klischee Kleopatras als Femme fatal auf. Denn die ägyptische Herrscherin war nicht nur schön, sondern hochgebildet: Sie sprach viele Sprachen, hatte großes politisches Geschick und einen scharfen Verstand. Caesar und Cleopatra verbanden sicher nicht nur Liebe, sondern auch politische Interessen: Kleopatra suchte eine Schutzmacht, die ihre Herrschaft in Ägypten absicherte, Caesar den Zugriff auf die ägyptischen Ressourcen. Denn Rom war z. B. abhängig von Getreidelieferungen aus Ägypten. Das alles hatte ich sicher mal irgendwann gelernt, aber fast wieder vergessen. Reisen bildet eben.

Auf der Rückfahrt nach Neustadt haben wir dann in Deidesheim Halt gemacht. In einem Lokal habe ich zum ersten Mal in meinem Leben Saumagen probiert – es schmeckt besser, als es sich anhört – und einen Rundgang durch eines der schönsten Weindörfer der Pfalz gemacht. Leider war es schon dunkel, aber ich werde gewiss wiederkommen, um Deidesheim und die Pfalz besser kennen zu lernen.

Hamburg: Planten un blomen

Planten un blomen habe ich erst im letzten Jahr entdeckt. Dabei liegt der Park mitten in Hamburg, zwischen Congress-Centrum, Messegelände und St. Pauli. Und anders als die Herrenhäuser Gärten in Hannover ist er ohne Eintritt zugänglich. Bei meinen ersten Besuchen hat mich die Atmosphäre im Japanischen Garten fasziniert: Er ist auch mitten in der Großstadt ein Ort der Ruhe. in dem die leuchtend roten Blätter des Japanischen Ahorns farbige Akzente setzen.

Am Rosengarten wäre ich wieder fast vorbeigelaufen. Bei meinem Besuch im Frühling blühten die Rosen noch nicht, im Oktober ist die Rosenzeit eigentlich vorbei. Doch dann sah ich aus der Ferne ein paar Blüten – und habe es mir anders überlegt.

Etwa 300 verschiedene Rosensorten wachsen in dem 5.000 Quadratmeter großen Garten – zum Beipiel historische und Englische Rosen, Strauch-, Wild-, Beet-, Kletter- und Hochstammrosen – und viele Stauden. Die meisten Sommerblumen waren längst verblüht, doch viele Rosen blühten immer noch und bewiesen, wie ausdauernd sie sind. Ich habe mir fest vorgenommen, spätestens im nächsten Sommer wiederzukommen: Denn in der Sommersaison erklingt im offenen Pavillon im Zentrum des Rosengartens täglich klassische Musik.

Hamburg: Hans Zimmer live

Mein Mann ist ein Fan von Hans Zimmer und er ist bei Weitem nicht der einzige. Die Barclays Arena war beim Konzert auf der Tournee „The Next Level“ ausverkauft.

Hans Zimmer ist wohl einer der begehrtesten und innovativsten Filmmusikschreiber Hollywoods. Mehr als 100 Filmmusiken hat er komponiert, u.a. für Rain Man, Fluch der Karibik, Interstellar, Da Vinci Code, Gladiator und König der Löwen. Für die Filmmusik von König der Löwen bekam er einen Oscar, zwölfmal wurde er nominiert.

Im Februar war ich schon einmal mit meiner Tochter in einem Hans-Zimmer-Konzert im Congress Centrum Hannover – und war enttäuscht. Nicht von der Musik und auch nicht von den InterpretInnnen: Die SängerInnen waren sehr gut, das Orchester ebenfalls. Nur die Tontechnik hat jämmerlich versagt. Übrigens nicht zum ersten Mal im CCH. Das Orchester übertönte den Chor fast immer und teilweise war die Musik unerträglich laut. Viele BesucherInnen gingen in der Pause. Wir blieben und wurden mit einer deutlich besseren zweiten Hälfte belohnt.

Sehr, sehr laut war auch der Auftakt beim Konzert in der Barclays Arena. Nach den ersten Takten zog ich meine Hörgeräte aus, was ein bisschen half. Wirklich gut wurde das Konzert ab dem dritten Stück. Highlight war sicher aus Circle of Life aus dem König der Löwen, aber fast noch besser hat mir das Stück aus dem Gladiator gefallen, dessen Titel ich leider nicht kenne, weil ich eine musikalische Analphabetin bin.

Übrigens war nicht nur die Musik, sondern auch der Veranstaltungsort selbst ein Erlebnis. Ich neige nicht zur Höhenangst, aber beim ersten Blick von unseren Plätzen auf die Bühne wurde mir doch etwas mulmig. Wir saßen in der letzten Reihe, über uns waren nur noch Technik und das Hallendach. Aber nach ein paar Minuten hatte ich mich an den Blick in die Tiefe gewöhnt und konnte das Konzert genießen.

Wandern im Harz

Der Monat endete, wie er begonnen hat: mit einer Wanderung im Harz. Am Reformationstag war die die Strecke schon länger und anspruchsvoller als am Anfang des Monats. Es gab einige Auf- und Abstiege, die ich bewältigte, ohne dass mein Fuß größere Probleme bereitete. Allerdings spielte mir mein Kopf an einigen Stellen einen Streich. Weil sie mich an meinen folgenreichen Ausrutscher im Mai erinnerten, bewegte ich mich an rutschigen und abschüssigen Passagen sehr vorsichtig und ängstlich. Aber auch das wird sich im Laufe der Zeit hoffentlich wieder ändern.

Auf unserer Wanderung vom Radauwasserfall nach Bad Harzburg und wieder zurück sind wir im Wald dann einem Wesen aus dem nördlichen Düsterwald begegnet. Thranduil, König der Waldelben in Tolkiens Roman Der Hobbit, gab sich die Ehre und ließ sich bereitwillig von mir fotografieren. Ein würdiger Abschluss eines erlebnisreichen Monats. (Weitere Cosplays von Foe Rodens unter https://foecreations.wordpress.com/cosplay/).


Monatsrückblick Januar 2025

Jetzt ist der Januar zu Ende und wirklich traurig bin ich darüber nicht. Denn der erste Monat des Jahres ist nicht mein Lieblingsmonat. Die Weihnachtszeit ist vorbei, die dunkle Jahreszeit leider noch lange nicht. Erst Ende Januar werden die Tage wieder länger.

Dunkle Zeiten

Politisch stehen uns noch länger dunkle Zeiten bevor. Am 20. Januar mittags um 12 Uhr hat Donald Trumps zweite Amtszeit als amerikanischer Präsident begonnen. Und Trump hat direkt zu Beginn einige seiner Drohungen wahrgemacht: So hat er die Straftäter begnadigt, die vor vier Jahren das Kapitol erstürmten; die USA sind aus dem  Pariser Klimaabkommen und aus der WHO ausgestiegen. Und weil Trump im wahrsten Sinne des Wortes  Amerika größer machen will, erhebt er Ansprüche auf Grönland, Panama und auf Teile Kanadas. Wenn das auch hoffentlich (Alp)Träume bleiben, ermutigt er durch sein Verhalten doch all die Autokraten, die begehrliche Blicke auf ihre kleinen Nachbarn werfen. Wild West statt Völkerrecht.

Inzwischen ist die Liste der unsäglichen Trump-Entscheidungen noch länger geworden, und ich fürchte mich vor dem, was in den nächsten 1.441 Tagen noch auf uns zukommt. Denn Trumps Amtszeit endet erst in drei Jahren, elf Monaten und elf Tagen. Erst am 20. Januar 2029 wird laut US-Verfassung der neue amerikanische Präsident vereidigt. Wenn Trump sie und demokratische Wahlen bis dahin nicht abgeschafft hat. God bless nicht nur America.

Nie wieder ist jetzt

Leider müssen wir nicht in die Ferne schweifen, das Schlechte liegt manchmal so nah. Im deutschen Bundestag haben CDU und FDP ein Tabu gebrochen und sich erstmals mithilfe der AFD eine Mehrheit verschafft. Dabei haben sie die Unterstützung der „in Teilen gesichert rechtsextremistischen“ Partei nicht nur in Kauf genommen, sondern gesucht. Zwar ist zumindest der Versuch, ein Gesetz mithilfe der AfD auf den Weg zu bringen, gescheitert. Doch das Vorgehen von Merz und Co zeigt, wie brüchig die viel beschworene „Brandmauer“ ist, wie wenig man dem Versprechen vertrauen kann, dass die CDU nach der Wahl nicht mit der AfD zusammenarbeiten wird. Dass eine richtige Entscheidung nicht dadurch falsch wird, dass die Falschen zustimmen, hat der CDU-Kanzlerkandidat mehrmals betont. Das bedeutet doch im Prinzip: Wenn Merz nur mit AfD-Unterstützung Kanzler werden kann, ist das für ihn in Ordnung, weil seine Wahl ja seiner Meinung nach die richtige Entscheidung ist. Hauptsache an die Macht, koste es, was es wolle.

Ich gebe zu: Ich habe Angst, Angst um unsere Demokratie und vor der Gesellschaft, die uns droht, wenn die AfD an die Macht kommt. In Zeiten wie diesen, genügt es nicht mehr, gegen rechts zu sein, frau muss es auch zeigen. Das habe ich – zum Glück mit vielen anderen – im Januar immer wieder getan: bei Demonstrationen in Eschede und in Hannover, bei Mahnwachen vor der Synagoge oder am Stand der Omas gegen rechts in Burgwedel.

Jahresmotto

Viele der BloggerInnen, deren Blogbeiträge ich regelmäßig lese, habe für sich ein Jahresmotto gesucht und gefunden. Ein Jahresmotto ist, so sagen ExpertInnen, sinnvoller und intensiver als gute Vorsätze, die im Alltag oft schnell in Vergessenheit geraten. Zumindest Letzteres kann ich leider bestätigen. Einige meiner guten Vorsätze haben den Januar nicht überlebt.

Kurz soll ein Jahresmotto sein, prägnant, es soll Emotionen wecken und mich an das erinnern, was mir wichtig ist. Weil ich mich ein bisschen schwer damit tue, mich auf ein Motto für das ganze Jahr festzulegen, versuche ich es zuerst einmal mit einem Drei-Monats-Motto. Denn was für Ziele gilt, gilt vielleicht auf für Mottos. Wer für kürzere Zeiträume plant, verliert das Ziel nicht so schnell aus den Augen – und man verschiebt Dinge im besten Fall nicht auf den nächsten oder übernächsten Monat oder auf den Sankt Nimmerleinstag   (https://timetoflyblog.com/monatsrueckblick-oktober-2023). „Just do it“ stand ebenso auf meiner Liste wie Hannah Arendts Wahlspruch „Ich will verstehen“ oder „Mein Leben soll bunter werden“. Letztlich habe ich mich dann für „Mehr Leichtigkeit durch Ordnung und Struktur“ entschieden, ein Motto, zu dem mich auch Wolfgang Herrndorfs Buch Arbeit und Struktur animiert hat (https://timetoflyblog.com/gelesene-buecher-2024). Im Januar ist es mir nicht sonderlich gut gelungen, mein Motto umzusetzen, aber was im ersten Monat nicht war, kann ja im zweiten werden . Vielleicht hilft es ja, dem Rat von Judith Peters zu folgen und „jeden Tag zumindest eine Minute etwas (zu tun), was auf Dein Jahres-Motto ‚einzahlt‘“ (https://judithpeters.de/mein-motto-fur-2025-radikal-ich/).

Viel unterwegs

Dass mancher gute Vorsatz auf der Strecke geblieben ist, lag vielleicht auch daran, dass ich im Januar viel unterwegs war: Zweimal zum Wandern im Harz, dreimal in Hamburg (zu den Enkelkindern und zu einem Essayworkshop), in Eschede, um nach den Rechten zu sehen, die dort auf einem ehemaligen Bauernhof ihr Unwesen treiben – und mindestens ein halbes Dutzend mal in Hannover. Keine Frage: Das Deutschlandticket rechnet sich für mich trotz der Preiserhöhung. Denn ohne das Ticket würde ich sicher nicht so viel reisen – es verschafft mir ein Stück (Reise-)Freiheit. Und die werde ich mir auch im Februar nehmen.


Monatsrückblog November 2024

Nein, der November ist nicht mein Lieblingsmonat. Aber ich finde ihn auch nicht so schrecklich wie  manche andere. Natürlich, das Wetter ist oft nicht das beste, Novemberwetter halt, doch im November ertrage ich das triste Grau und die Dunkelheit noch recht gut. Vielleicht weil ich dann noch von zurückliegenden schöneren Sommer- und Herbsttagen zehre. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich im November geboren bin und viele Menschen, die ich gerne mag, ebenfalls.

Happy Birthday

Mein Geburtstag war in diesem Jahr besonders schön. Denn meine Freundin Sabine und ihr Mann haben uns besucht. Sabine und ich haben zur gleichen Zeit in Mainz studiert, allerdings ganz verschiedene Fächer. Kennengelernt haben wir uns in der Unisauna – und unsere Freundschaft hat die vier Jahrzehnte, die seither vergangen sind, überdauert. Weil Sabine in Süddeutschland wohnt und ich im Norden, sehen wir uns leider nur selten. Umso mehr habe ich mich über ihren Besuch gefreut.

Am Morgen meines Geburtstags stand dann auch noch meine Tochter unangekündigt vor der Tür. Und eine weitere Überraschung wartete am Wochenende in Hamburg auf mich: Meine Schwiegertochter hatte zwei Karten für die Ballett-Werkstatt besorgt und so konnten bei den Proben für Slow Burn und Blake Works V zusehen. Beide Stücke feiern im Dezember in der Oper Premiere. Es war wirklich beeindruckend zu sehen, wie die TänzerInnen ein Stück einstudieren; den Entstehungsprozess mitzuerleben gefällt mir eigentlich besser als die Aufführung selbst.

Bebackt wurde ich an/um meinem Geburtstag übrigens auch: Mein Mann hatte für mich einen Zimtschneckenkuchen gebacken, mein Stiefsohn bei unserem Besuch einen Franzbrötchenkuchen. Der war so lecker, dass er gleich am nächsten Tag zwei weitere backen musste. Einen durften wir dann mit nach Hause nehmen. Herzlichen Dank

Atelier Rundgang in der List, schreiben in Linden

Der November hatte gut begonnen: Am ersten Sonntag im November öffneten KünstlerInnen aus der List ihre Ateliers und zeigten, was, wie und wo sie arbeiten. Über die Schulter schauen kann man ihnen bei der Arbeit zwar nicht, aber man sieht beim Atelierbesuch – anders in Ausstellungen – eben nicht nur die fertigen Arbeiten, sondern auch Skizzen und Entwürfe und bekommt einen Einblick in den Entstehungsprozess.  

Und weil die Ateliers nah beieinander liegen, ist der Atelier Rundgang für mich eine willkommene Gelegenheit, durch die List zu spazieren. Für alle, die Hannovernicht kennen: Die List ist einer der schönsten Stadtteile Hannovers, liegt aber abseits meiner normalen Wege.

Anders als in der List bin ich in Linden recht oft, auch weil ich seit ein paar Jahren immer am ersten Sonntag im Monat gemeinsam mit anderen Frauen schreibe. Zuerst haben wir uns im Unternehmerinnenzentrum getroffen, dann im Ihmezentrum und seit Anfang des Jahres im neuen AutorInnenzentrum in der Deisterstraße. Angefangen hat alles im Herbst 2019. Damals habe ich Annette Hagemann vom Kulturbüro der Stadt Hannover von meiner Idee erzählt, im Januar 2020 habe ich die Schreibtreff-Idee dann beim von Annette organisierten Autor*innen-Netzwerktreffen vorgestellt. Im kommenden Jahr feiern wir also ein kleines Jubiläum (https://timetoflyblog.com/aus-wien-nach-hannove)r.

Ein Unglück kommt selten allein

Es gibt Tage, die sollte man aus dem Kalender streichen. Der 5. November war ein solcher Tag. Oder, um mit Hermann van Veen zu sprechen: „Dieser Tag ist ein Griff ins Klo.“ Dabei hat mich die Wahl Donald Trumps diesmal nicht ganz so unvorbereitet getroffen wie vor acht Jahren.

An den Wahltag im Jahr 2016 erinnere ich mich genau: Ich war damals mit meinem Mann und meiner Tochter in Neuseeland. Als wir abends ins Bett gingen, sah Hilary Clinton wie die sichere Wahlsiegerin aus. Als wir morgens wach wurden, war Donald Trump der künftige Präsident der Vereingten Staaten. Und zwei Tage nach dem politischen Beben bebte in Neuseeland die Erde.

Diesmal habe ich es befürchtet, aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Mein Mann hat das Wahldrama live mitverfolgt, es aber nicht aufhalten können.Aals ich um vier Uhr morgens aufstand, bestand kaum mehr Hoffnung. Eigentlich hatte  ich gehofft, am 6. November ein Glas Sekt auf die neue Präsidentin Kamala Harris trinken zu können. Bei einem Wahlsieg von Donald Trump wollte ich mich aus Frust betrinken, obwohl ich eigentlich nur selten Alkohol trinke und nur sehr wenig vertrage.  

Dann bin ich doch nüchtern geblieben: Denn ich wusste, dass ich gar nicht so viel trinken konnte, wie ich kotzen wollte. Dass der Ausspruch vom Maler Max Liebermann stammt, habe ich erst erfahren, als ich diesen Beitrag schrieb. Als Liebermann nämlich im Jahr 1933 einen Fackelzug zu Adolf Hitlers Machtergreifung anschaute, sagte er: „Ich kann nicht so viel fressen, wie ich kotzen möchte.“ Manchmal fürchte ich wirklich, dass sich Geschichte wiederholt und dass wir Menschen aus der Geschichte eben nichts lernen.
Ein (politisches) Unglück kommt ja bekanntlich selten allein, heißt es, Und ich gebe zu, dass ich zuerst gedacht habe: „Muss das denn ausgerechnet heute auch noch sein.“ Doch eigentlich war ich für das Ampel-Aus, das ein paar Stunden später folgte, fast dankbar. Es lenkte mich zum einen vom Wahl-Debakel in den USA ab. Zum anderen war die Koalition mit der FDP meiner Meinung nach ohnehin ein Fehler, der jetzt endlich – besser spät als nie – durch den Rausschmiss Lindners korrigiert wurde.

Hätte ich schon an jenem Abend gewusst, welch mieses Schmierentheater die FDP inszeniert hat, hätte ich vielleicht doch zur Flasche gegriffen. Denn nüchtern ist so viel Verlogenheit kaum zu ertragen. Wahrscheinlich drehen sich sogar Genscher und Scheel im Grabe rum.

BuchLust

Zu den beiden großen Buchmessen habe ich es in diesem Jahr nicht geschafft. Während der Leipziger Buchmesse im Frühjahr war ich krank, Frankfurt ist mir an den Publikumstagen einfach zu voll. Die BuchLust in Hannover ist dagegen klein und familiär. Nur etwa 30 Verlage stellten am letzten Wochenende im November im Künstlerhaus aus – nicht die großen Publikumsverlage, sondern kleine, unabhängige Verlage, viele aus Hannover und Umgebung.

Eine Entdeckung waren für mich die wunderschön gestalteten und illustrierten Maro-Hefte des MaroVerlags. Seit 2020 werden in der Reihe Essays zu politischen oder anderen spannenden Themen veröffentlicht. Ich habe mir den literarischen Essay Schlaf von Marie-Louise Monrad Möller gekauft, illustriert von Eniko Katalin Eged. Sehr gut gefallen hat mir auch das Gramm, ein Magazin für Kurzgeschichten, das alle zwei Monate im gleichnamigen Verlag erscheint. Nomen est omen: Die Hefte im A6-Format wiegen wirklich nur ein paar Gramm, jede Ausgabe besteht aus einer einzigen Kurzgeschichte, die eigens für diese Reihe geschrieben wurde. Wie die MaroHefte können auch die Gramm-Kurzgeschichten abonniert werden. Keine schlechte Idee (Für alle, die es interessiert: www.maroverlag.de und www.dasgramm.de).

Besser hören

Bei Veranstaltungen und Seminaren wie auf Sylt (https://timetoflyblog.com/zeit-zum-schreiben-auf-sylt) merke ich es immer wieder: Vor allem in großen Räumen verstehe ich nicht alles, was gesagt wird. Mein Hörvermögen liegt zwar noch im Grenzbereich, aber eigentlich, darin waren sich meine Ohrenärztin und die Akustikerin, einig, ist es Zeit für ein Hörgerät.

Es begeistert mich natürlich nicht wirklich, denn ich weiß dass einige Bekannten mit ihren Geräten überhaupt nicht zurechtkommen. Und billig ist der Spaß auch nicht. Aber Studien zufolge gibt es einen Zusammenhang zwischen Altersschwerhörigkeit und Demenz.  So entwickelten rund 25 Prozent der 3.500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die an einer Studie der Uni Leipzig teilnahmen,  „eine Demenz, die sich mit einer Hörverminderung in Verbindung bringen ließ“. (https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/Unbehandelte-Schwerhoerigkeit-erhoeht-das-Demenz-Risiko,demenz804.html). Durch die Konzentration auf das Hören werden möglicherweise andere Hirnfunktionen,  vor allem die Hirnrinde und der Hippocampus, die Schaltstelle zwischen Kurzzeit- und Langzeitgedächtnis, vernachlässigt und geschwächt. Da ist ein Hörgerät doch ein kleines Problem. Und ich werde künftig hoffentlich wieder besser hören – und das Gerät einfach ausschalten, wenn ich meine Ruhe haben will.

Die Weihnachtsmarktsaison ist eröffnet

Am Ende des Monats habe ich, bekennender Weihnachtsmarktfan, dann noch die diesjährige Weihnachtsmarktsaison eröffnet, und zwar mit dem Besuch des Weihnachtsmarkts in Bad Harzburg, da ich zum Katzensitten im Harz war. Es war nur ein kurzer Besuch, da es eigentlich nur diverse Getränke- und Essstände gibt – und die beleuchteten Krippenfiguren auf dem Port-Louis-Platz . Besser gefallen hat mir der Weihnachtsmarkt in Wolfenbüttel, der in diesem Jahr nicht in der Innenstadt, sondern auf dem Schlossplatz stattfindet. Wirklich begeistert hat er mich allerdings trotz des schönen Ambientes nicht, aber die Adventszeit hat ja auch gerade erst begonnen. In den nächsten Wochen stehen noch die Weihnachtsmärkte von Goslar, Celle und Hameln auf meiner To-visit-Liste.

Monatsrückblog Oktober 2024

Das Zeitempfinden ist abhängig vom Alter, habe ich am Sonntag in Terra X erfahren: Je älter man wird, desto schneller vergeht die Zeit. Das liege daran, dass in jungen Jahren mehr Neues passiere, an das man sich erinnere. Deshalb erscheine eine Zeitspanne im Rückblick kürzer, so Marc Wittmann, Leiter einer Studie über Zeitwahrnehmung und -bewusstsein und Autor des Buches „Gefühlte Zeit“. Bei den über 60-Jährigen tickten die Uhren dann allerdings wieder anders, das Zeitempfinden ändere sich wieder. Denn schließlich haben viele Menschen als RentnerInnen wieder Zeit, Neues auszuprobieren und Dinge zu unternehmen, die dann in Erinnerung bleiben (https://www.7jahrelaenger.de/7jl/magazin/wie-das-alter-unser-zeitgefuehl-beeinflusst-62822) – und im Monatsrückblog auftauchen.

Reisen

Dass ich jetzt mehr Zeit zum Reisen habe, ist einer der großen Vorzüge des RentnerInnenlebens – und dank meines D-Tickets sind die Fahrten mit dem öffentlichen Personennahverkehr günstig und recht problemlos. So war ich im Oktober dreimal im Harz: einmal zum Wandern In Ilfeld, einmal zu einer Aus- und Umräumaktion in Bad Harzburg und einmal zu einem Fotoshooting mit Gil-Galad im Wald bei Wolfshagen. Der letzte Hohe König der Elben war eigens für den Fototermin aus Tolkiens Mittelerde nach Niedersachsen gereist. Die SpaziergängerInnen, die uns begegneten, freuten sich allesamt über den unerwarteten Gast.

In Hamburg habe ich meine Enkelkinder besucht und schließlich am vorletzten Oktobertag meinen Mann in Travemünde am Skandinavienkai abgeholt, also dort, wo unsere Nordtour vor fast zwei Monaten begann. Während ich Ende September wieder zurück nach Deutschland geflogen bin, um den zwar nicht immer, aber doch oft Goldenen Oktober zu genießen, blieb mein Mann nördlich des Polarkreises, immer auf der Jagd nach Nordlichtern (https://sternefueralle.wordpress.com/polarlichter/).

Für mich war die Fahrt nach Travemünde eine gute Gelegenheit, ein paar Stunden am Meer zu verbrinfen – und ein gemeinsamer Abschluss unserer Schwedenreise.

Kunst

Im September war ich noch in Jokkmokk, dem samischen Zentrum in Nordschweden, im Oktober gab es ein Wiedersehen mit der samischen Geschichte und Kultur im Sprengelmuseum in Hannover. Joar Nango, Künstler und Architekt aus Tromsö mit samischen Wurzeln, greift für seine Installationen traditionelle Kulturtechniken der Sámi auf – und aktualisiert sie. So verarbeitete er für die Ausstellungsstücke neben traditionellen Werkstoffen wie Holz, Fischhäuten, Rentierfellen und Birkenrinden zum Beispiel auch Kupfer- und Blechplatten von einem Schrottplatz aus der Region Hannover. Aus ihnen entstand ein Gumpi, eine transportable Hütte, die samische Hirten nutzen, um sich vor Wind und Wetter zu schützen, wenn sie ihren Rentierherden folgen. Auch Filme und Fotos geben noch bis Anfang nächsten Jahres im Sprengelmuseum einen Einblick in die samische Kulltur. Als Hocker vor den Bildschirmen dienen übrigens unter anderem ausrangierte Raupen von Schneemobilen.

Thomas Rentmeisters Installation d23 war für mich eine kleine Reise in meine Vergangenheit. Denn der Umzug seiner Mutter in ein Pflegeheim und die Auflösung seines Elternhauses in der Dorfstraße 23 (d23) in Klein-Reken war für den Bildhauer und Professor für Skulptur in Braunschweig ein Anlass, sich mit seiner Vergangenheit auseinanderzusetzen. Und so landeten Möbel, Hausrat und vielen persönliche Dingen nicht auf dem Sperrmüll, sondern als umfangreiche Rauminstallation im Sprengelmuseum. Manches habe ich beim Gang durch die Räume wiedererkannt – ganz ähnliche Dinge haben auch in meinem Elternhaus gestanden. Dass Thomas Rentmeister sie in einem Kunstwerk weiterverwertet hat, gefällt mir. Und ich musste daran denken, wie froh ich war, dass die Käufer meines Elternhauses einen Großteil der Möbel und des Hausrats übernommen und mir so erspart haben, das, was meine Eltern im Laufe ihres Lebens angeschafft haben, auf den Müll zu werfen.

Mein Ausflug ins Sprengelmuseum endete übrigens am Eingang der Dauerausstellung Elementareile. Meine Tasche sei zu groß, befand die für diese Räume zuständige Museums-Mitarbeiterin. Mein Einwand, dass ich am Eingang gefragt und eine andere Auskunft erhalten hatte, beeindruckte sie ebenso wenig wie die Feststellung, dass mindestens drei KollegInnen mich ohne Einwände, aber mit Tasche hatten passieren lassen. Ich drehte also um – und beschloss, den Museumsbesuch an einem anderen Tag fortzusetzen. Dank Museumskarte kann ich das ja jederzeit, außer montags. Montags sind die Museen in Hannover nämlich geschlossen.

Beim Nachmessen zu Hause zeigte sich: Meine Tasche ist wirklich einen halben Zentimeter zu lang, nämlich 30,5 statt der im Sprengelmuseum erlaubten 30 Zentimeter. Dass sie drei Zentimeter schmaler ist als erlaubt, (nämlich nur 22 statt 25 Zentimeter), gleicht offenbar diese Überschreitung nicht aus. Vorschrift ist eben Vorschrift.

Musik

Selbst hätte ich mir die Karte für das Konzert im Amtshof in Burgwedel sicher nicht gekauft, denn ich bin kein Fan von Violinmusik. Aber eine Bekannte hatte sie mir geschenkt, weil sie selbst an dem Abend verreist war. Und ich fand das Thema spannend: Night on Earth – eine musikalische Welt und Zeitreise durch die Nacht mit Ulf Schneider (Violine) und Jan Philip Schulze (Klavier).

Der Konzertabend verlief dann recht ungewöhnlich. Nach dem zweiten Stück stellte der Pianist fest, dass sich beim Transport am Schimmelflügel ein Pedal verklemmt hatte. Ich – musikalische Analphabetin – hatte das nicht gehört, für echte MusikenthusiastInnen ist das aber offenbar ein No-Go. Und so wurde das Konzert unterbrochen, nach einem langen Telefonat mit einem Klavierstimmer zeigte Jan Philipp Schulze, dass er nicht nur Klavier spielen, sondern sein Instrument auch reparieren kann: Er baute zuerst den Deckel, dann die Klaviatur aus – und nach der provisorischen Reparatur wieder ein. Nach einer halben Stunde ging das Konzert dann weiter.

Mehr als die Musik ist mir die Reparatur in Erinnerung geblieben – und ein Stück des amerikanischen Komponisten George Crumb. Ich hatte bislang noch nie etwas von ihm gehört, aber laut Kammermusikführer.de ist er „der ‚grand old man‘ der Neuen Musik in den USA“ https://www.kammermusikfuehrer.de/werke/4206). Ich habe mir die von ihm komponierte Sonata für Solo Cello bei Youtube angehört. Sie hat mir gefallen, auch wenn sie ganz anders klingt als die Cellostücke, die ich sonst höre. Vielleicht ist es ja kein Zufall, dass ich für die Zeitschrift Nobilis gerade einen Artikel über Hannoversche Gesellschaft für Neue Musik e.V. (hgnm) korrigiert habe (https://issuu.com/schluetersche/docs/nob_11-2024_epaper). Und man ist ja bekanntlich nie zu alt, Neues auszuprobieren.  

Sport

Gut, ganz neu ist der Sport für mich nicht. Ich habe früher schon mal Tischtennis – oder vielleicht war es eher Pingpong – gespielt: während meines Volontariats an der Mosel (lang, lang ist’s her) ganz kurze Zeit im Verein, später dann gelegentlich und ohne jede Chance mit meiner Tochter, jetzt ab und zu mit den Enkelkindern. Kurz bevor oder nachdem ich sechzig geworden bin, hatte ich ein paarmal mit der Gruppe in der Seniorenbegegnungsstätte trainiert. Doch dann wurde meine Mutter pflegebedürftig, dann kam Corona … – kurzum, es kam immer etwas dazwischen. Jetzt habe ich wieder angefangen – ich spiele nicht gut, aber es macht mir Spaß und ich habe mir fest vorgenommen, diesmal dran zu bleiben. Und Übung macht ja bekanntlich die Meisterin.

Monatsrückblick September 2024

Zwei Dinge waren charakteristisch für „meinen“ September: Ich war im vergangenen Monat viel unterwegs und habe ganz wenig geschrieben.

Schreiben

Nach 40 Jahre Lohnschreiberei brauchte ich einfach eine Auszeit vom Schreiben. Auf unserer Reise durch Schweden habe ich drei Wochen lang außer Tagebuch, Morgen- und Abendseiten nichts geschrieben – und die Pause hat mir gut getan. Wieder zurück in Deutschland, kehre ich allmählich in die Welt der Schreibenden zurück. Dabei helfen mir die Verabredungen zum Schreiben – online und live – mit einer Schreibfreundin sowie die Schreibimpulse von Denise Fritsch, die jeden Morgen in meinem Mailfach landen.

Schule

Den Frauenschreibtreff im Autorinnenzentrum, eigentlich ein fester Termin in meinem Kalender, habe ich im September ich ausfallen lassen. Denn morgens mussten wir noch für unsere Schwedenreise packen, die am 3. September begann, nachmittags sind wir dann schon gen Norden gestartet. Am Montag und Dienstag wurden nämlich zwei Enkelkinder in Hamburg ein- bzw. umgeschult. Yunus kam in die weiterführende Schule, seine kleine Schwester Ayda in die Grundschule. Im Leben der Kinder sind das wichtige Tage – und wir sind froh, dass wir sie miterleben durften.

Schweden

Über unsere Schwedenreise habe ich schon ausführlich berichtet (https://timetoflyblog.com/schweden-im-herbst). Weil wir an der Südküste entlangfahren wollten, hatten wir einen Platz auf der Fähre von Travemünde nach Trelleborg gebucht. Außerdem ersparten wir uns so den Stau vor der Fehmarnsundbrücke und die eher langweilige Fahrt durch Dänemark. Dass die Fähre einen Umweg über Rostock machte, wurde uns erst bewusst, als wir im Hafen eincheckten. Gestört hat es uns nicht, denn die Seefahrt war bei schönem Wetter ganz entspannt – und dauerte trotz des Zwischenstopps in Meck-Pomm nicht viel länger als die Fahrt mit dem Auto.

Für einen bekennenden Wasserfan wie mich ist Schweden ein Traum. Ein See, ein Fluss oder das Meer sind eigentlich immer in der Nähe, manchmal sogar See, Fluss und Meer. Im Süden haben mich vor allem die hübschen Städte mit viel Flair begeistert, im Norden die Natur. Besondere Highlights waren Stockholm und die nordschwedische Küstenregion Höga Kusten. Die Felslandschaft ist vor Zehntausend Jahren aus dem Meer gewachsen und wächst heute noch immer, wenn auch nur kaum messbar um acht Millimeter im Jahr.

Auch wenn mir die Hohe Küste besonders gut gefallen hat: Schöne Landschaften mit tollen Ausblicken gab es eigentlich überall. So lagen alle 13 Campingplätze, auf denen wir übernachtet haben, an einem Gewässer; meist konnten wir sogar direkt vom Wohnmobil aus auf einem See, einen Fluss oder aufs Meer sehen. Und so sind auf der Reise viele schöne Fotos entstanden, zum Beispiel von Sonnenauf- und -untergängen.

Schwimmen

Apropos Wasser. Ich bin gerne am Wasser, aber schwimmen ist – alle die mich oder meinen Blog kennen wissen es – nicht mein Sport. Mit dem Bahnenschwimmen im Schwimmbad tue ich mich schwer, aber wenn ich an einem See oder am Meer bin, kann ich meist nicht widerstehen und will hinein.

Auch auf dieser Reise bin ich an fast allen Orten, an denen wir Station gemacht haben, ein bisschen geschwommen, wenn auch der doch schon recht niedrigen Wassertemperaturen wegen meist nur kurz. Toll war das Meer bei Simrishamn und Ystad: So hohe Wellen habe ich an der Ostsee noch nie erlebt. An den Höga Kusten war das Wasser spiegelglatt und  deutlich kälter. Weil aber die Sauna am Skuleberget Havscamp direkt am Wasser steht, konnte ich mich aufwärmen, bevor ich ins Wasser eingetaucht bin.

Auf dem nächsten Campingplatz in Byrske habe ich dann kein Bad, sondern – ungewollt – ein Schlammbad genommen. Als ich von einem Steg sprang, versank ich bis zu den Oberschenkeln im Schlick. Einen meiner Schuhe konnte ich noch herausziehen, der andere blieb verschwunden. Darauf, im Lille Luleälv zu schwimmen, habe ich dann verzichtet. Denn Jokkmokk liegt nördlich des Polarkreises – und in der zweiten Nacht im Arctic Camp sanken die Temperaturen unter dem Gefrierpunkt. Inzwischen schneit es dort, erzählt mein Mann.

So abgehärtet, schreckten mich die herbstlichen Temperaturen in Deutschland nicht. Wieder zurück in Burgwedel, bin ich jeden Morgen ins Freibad gefahren – und als am 29. September die Freibadsaison endete, hatte ich auch meine zweite Zehnerkarte restlos „abgeschwommen“. Irgendwie hat es sogar Spaß gemacht, wenn ich mich einmal aufgerafft und meinen inneren Schweinehund überwunden habe. Jetzt habe ich vor, im nächsten Jahr wieder einmal eine Saisonkarte zu kaufen und regelmäßig schwimmen zu gehen. Doch ob der gute Vorsatz den Winter übersteht, ist fraglich.

Schöne Bilder: „KUNST in BEGEGNUNG“.

Auch ein bisschen Kunst gab es am letzten Septemberwochenende in Burgwedel. 18 Jahre lang haben KünstlerInnen und KunsthandwerkerInnen ihre Werke ausgestellt – in Büros, öffentlichen Gebäuden oder auch in ihren eigenen Ateliers. Weil es an finanzieller und organisatorischer Unterstützung sowie ein bisschen auch an NachwuchskünstlerInnen fehlte, sollte im vergangenen Jahr mit „Kunst in Bewegung“ eigentlich Schluss sein. Doch dann haben es sich die OrganisatorInnen zum Glück anders überlegt. Aus Kunst in Bewegung wurde Kunst in Begegnung.

Was sich außer dem Namen und dem Logo geändert hat, ist mir nicht ganz klar. Die Erkennungszeichen – die orange lackierten Fahrräder, die orangenen Fahnen und selbst das Kürzel KIB sind gleich geblieben. Und wie in den vergangenen Jahren habe ich es genossen, durch die Stadt zu gehen und mir die Arbeiten von rund 30 KünstlerInnen und KunsthandwerkerInnen anzusehen. Einige wie Heidrun Schlieker, Christine Küppers oder Elke Seitz kenne ich schon sehr lange

andere wie Kerstin Bässmann, Annette Böwe und Ulrich Saloga habe ich erst in diesem oder im letzten Jahr kennengelernt und interessante Gespräche geführt.

Neben altbekannten waren in diesem auch einige neue Ausstellungsorte dabei. Einige HausbesitzerInnen haben ihr Herz für die Kunst entdeckt und für die Kunstaktion derzeit leerstehende Räume zur Verfügung gestellt. Und so hoffe ich, dass im nächsten Jahr die Fortsetzung von Kunst in Begegnung folgt.  

Monatsrückblick August 2024

Zwei Drittel des Jahres sind vorbei, mit dem August endet auch der meteorologische Sommer, Er war laut EU-Klimadienst Copernicus der heißeste Sommer seit Aufzeichnungsbeginn, auch das laufende Jahr steuere auf einen Höchstwert zu, meldete die Tagesschau am 6. September (https://www.tagesschau.de/wissen/klima/sommer-hoechststand-temperatur-100.html). Und trotzdem wählen immer mehr Menschen eine Partei, die den Klimawandel oder besser gesagt die Klimakatastrophe leugnet.

Zwischen Nordsee und Harz …

… war ich im August unterwegs. Am Anfang des Monats waren wir mit dem Wohnmobil ein paar Tage an der Nordsee, und zwar wieder auf unseren „Stammstellplatz“ in Duhnen. Der liegt direkt an der Nordsee und in der Nähe von Cuxhaven. Mir gefällt die Stadt mit vielen alten, hübsch restaurierten Häusern und vielen kleinen Läden.  Sie sind geblieben, als oder vielleicht gerade weil die großen Kaufhäuser geschlossen haben. Mein Lieblingsladen ist ein Schreibwarenladen namens Skribifax, dessen Inneneinrichtung noch aus dem vorletzten Jahrhundert zu stammen scheint. Meine Lieblingsschreibhefte gibt es dort auch: A5-Kladden von Claire Fontaine mit flexiblem Einband. Natürlich habe ich mich wieder eingedeckt, weil mein Vorrat zur Neige ging.

Mit meiner Tochter bin ich im Harz an der Ecker entlanggewandert. Vor der Wende verlief hier die innerdeutsche Grenze. Wer versuchte, das Bächlein zu überqueren, riskierte sein Leben. Ein mulmiges Gefühl hatten wir, als wir ein Stück entferntim Gebüsch ein Wildschwein sahen. Schon vorher war uns ein strenger Geruch aufgefallen. Offenbar stimmt es, dass man Wildschweine riecht, bevor man sie sieht. Wir waren auf jeden Fall froh, dass die Tiere ebenso wenig an einer Begegnung mit uns interessiert waren wie wir an einem Treffen mit ihnen.

In Hamburg war ich im August zwei Mal, einmal mit dem Auto, einmal mit dem Zug. Fazit: Mit dem Auto dauerte die Fahrt sonntagsmittagsvon Burgwedel bei Hannover bis nach Burgwedel bei Hamburg drei Stunden, zurück waren wir abendsnicht viel schneller. Mit Nahverkehrszug, U-Bahn und Bus brauche ich nicht länger – und die Fahrt ist nicht nur weniger stressig, sondern dank 49-Euro-Ticket auch viel preiswerter. Vielleicht ist die Deutsche Bahn ja doch nicht ganz so schlecht wie ihr Ruf.

Caspar David Friedrich in Hannover

Eigentlich wollte ich mir ja eine der beiden großen Caspar-David-Friedrich-Ausstellungen ansehen, die im 250. Geburtsjahr des vielleicht bedeutendsten deutschen Malers der deutschen Romantik in Hamburg und Berlin gezeigt wurden. Doch irgendwie kam immer etwas dazwischen.Zum Glück gibt es jetzt eine Kabinettausstellung quasi direkt vor der Haustür. Im Landesmuseum Hannover sind in sechs Gemälde von Caspar David Friedrich aus dem eigenen Bestand zu sehen – darunter die Werkfolge „Vier Tageszeiten“, laut Museum „der einzige vollständig erhaltene Tageszeitenzyklus des Künstlers an einem Ort überhaupt“ (https://www.landesmuseum-hannover.de/tageszeiten).

Die Ausstellung hat mir gefallen, die Erläuterungen haben mir die Bilder und ihre Entstehungnäher gebracht. Aber ein Caspar-David-Friedrich-Fan bin und werde ich sicher nicht. Und so traure ich den versäumten Ausstellungen in Berlin und Hamburg nicht wirklichnach.

Oper Open Air

Besser spät als nie: Was ich im Rückblick auf den Monat Juli über die Konzertreihe Klassik in der Altstadt geschrieben habe, gilt auch für das Klassik Open Air im Maschpark von Hannover. Die Open-Air-Konzerte unter dem Motto „Oper für alle“ gibt es schon seit zehn Jahren, wir waren in diesem Mal zum ersten Mal dabei. Die NDR-Radiophilharmonie und drei OpernsängerInnen – die Sopranistin Pretty Yende, der Tenor Kang Wang und der Bariton Simon Keenlyside – präsentierten im Jubiläumsjahr die Höhepunkte der vergangenen Open-Air-Konzerte. Mit uns waren 25.000 Menschen in den Maschpark gekommen, um Arien und Duette aus „Tosca“, „La Traviata“, „La Bohème“, „Rigoletto“, „Don Giovanni“, „Der Bajazzo“ und „Cavalleria rusticana“ zu hören.

Wir hatten unsere Picknickdecke auf der der Bühne gegenüberliegenden Seite des Maschteichs ausgebreitet und erlebten das Geschehen auf einer Videoleinwand hautnah. Es war ein wunderschöner Abend, der mich an die beiden Opernabende in der Arena von Verona erinnerte. Und mein erstes Klassik Open Air wird sicher nicht mein letztes.

Art Journal

A propos letztes. Im vergangenen März habe ich, angeregt von Frau Landau (https://www.instagram.com/frau_landau/), mein Art Journal angefangen (https://timetoflyblog.com/eine-art-journal). Jetzt, nach fast anderthalb Jahren, habe ich mit einer Seite aus dem Programm des Klassik Open Air die letzte Doppelseite des Buchs gestaltet. Es ist weniger ein Art Journal als ein Erlebnis- oder Reisejournal: Ich habe nur wenig selbst gezeichnet. Aber was beim ersten Art Journal (noch) nicht ist, kann beim nächsten ja werden. Das nächste Journal habe ich schon angefangen. Die ersten Einblicke gibt es vielleicht schon im nächsten Monatsrückblick.

Monatsrückblick Juli 2024

Der erste Monat der zweiten Jahreshälfte ist vorbei, die Tage werden schon wieder kürzer. Das merke ich vor allem, wenn ich morgens auf der Empore meine Morgenseiten schreibe – jetzt fast immer, bevor die Sonne aufgeht.

Unterwegs

Zum ersten Mal seit ewigen Zeiten war ein Monat komplett auftragsfrei – gar nicht zu arbeiten ist für mich irgendwie immer noch ungewohnt, obwohl ich inzwischen seit fast zwei Jahre Rentnerin bin. Und so war ich im Juli recht viel unterwegs: Ich war an der Ostsee (https://timetoflyblog.com/ostsee-statt-normandie), im Harz (https://timetoflyblog.com/auf-dem-hexenstieg), in Thüringen (https://timetoflyblog.com/auf-nach-thueringen) und in Schwerin.

Die Landeshauptstadt von Meck-Pomm wollte schon lange besuchen. Zwei Tage nachdem das UNESCO Welterbekomitee das Residenzensemble Schwerin in die Liste der Weltkulturerbe aufgenommen hatte, war es dann endlich so weit.

Zum Residenzensemble Schwerin gehören neben dem Schweriner Schloss, laut Wikipedia das Musterbeispiel eines historistischen Residenzschlosses, weitere 37 Gebäude (https://de.wikipedia.org/wiki/Residenzensemble_Schwerin). Wie viele ich davon gesehen habe, weiß ich nicht. Denn ich habe mich durch die Stadt und den Tag treiben lassen – ohne Plan und bestimmte Ziele. Repräsentative Gebäude begegnen einem dort auf Schritt und Tritt. Selbst der Bahnhof, auf dem ich angekommen und abgefahren bin, ist Teil des Residenzensembles Schwerin und damit UNESCO-Welterbe.

Natürlich war ich am Schloss, einst Wohnsitz der Herzöge, später Museum und seit der Wiedervereinigung auch Sitz des Landtags von Mecklenburg-Vorpommern. Ich habe unter anderem das Theater, das Museum, den Marstall, das Alte Rathaus, das Kollegiengebäude, heute Sitz der Staatskanzlei des Landes Mecklenburg-Vorpommern, und die wunderschönen alten Villen an der Werderstraße bewundert. Und vom Turm des Doms habe ich den Blick auf die Stadt und die Umgebung genossen, während im Turm die Mittagsglocken läuteten.

Wer wie ich gerne am Wasser ist, hat dazu in Schwerin reichlich Gelegenheit. Ich bin am Unteren Ostorfer See, am Pfaffenteich, am Ziegelsee, am Burgsee und am Schweriner See entlangspaziert. Besonders gut gefallen hat es mir im Burggarten, der das Schloss umgibt. Dort habe ich auch meine beiden Lieblingsplätze gefunden: den Pavillon zwischen den Rosenbeeten und die Orangerie, beide mit Blick auf den Schweriner See. Hier wäre ich gerne geblieben – und ich werde gewiss wiederkommen. Spätestens im Dezember, denn der Weihnachtsmarkt in der Altstadt soll sehr schön sein.   

Am Würmsee

Einer meiner Lieblingsorte in Burgwedel ist der Würmsee – und immer, wenn ich dort bin, frage ich mich, warum ich mir nicht öfter die Zeit nehme, die paar Kilometer zu radeln, um am Ufer zu sitzen oder eine Runde um den See zu spazieren.

In den vergangenen Sommern war der Teich fast verlandet, weil das Grundwasser, das ihn speist, stark gesunken war. Doch nach den regenreichen Monaten ist der Wasserspiegel noch immer hoch, der See reicht fast bis an meine Lieblingsbank heran. Dort sitzen Fuchs, Reiher, Eisvogel und Kröte friedlich zusammen und stellen allen, die vorbeikommen, die gleiche Frage: „Was brauchst du für dein Leben?“

Den vieren machen die vielen Stechmücken offenbar ebenso wenig aus wie den Gänsen, die den immer noch halb überfluteten Steg zum Boot besetzt haben. Auf mich stürzten sich die stechenden Plagegeister, sobald ich stehen blieb. Nur den Steg mit den Badenden hatten sie offenbar noch nicht entdeckt – und so konnte ich auf der hölzernen Liege zumindest eine kurze Schreib-, Denk- und Kaffeepause einlegen.

Klassik in der Altstadt

Manchmal frage ich mich, warum ich etwas bislang nicht wahrgenommen hat. Zum Beispiel das Festival „Klassik in der Altstadt“, das sich längst über Hannover hinaus einen Namen gemacht hat. Schon zum 21. Mal organisierte Ariane Jablonka, Inhaberin der Agentur AJ Classic und des Musikhauses Döll, in diesem Jahr die Konzertreihe mit Nachwuchsmusikerinnen und -musikern, die an der Musikhochschule Hannover oder am Institut zur Früh-Förderung musikalisch Hochbegabter (IFF) studieren. Die Konzerte auf dem Alten Marktplatz und in der Kreuzkirche dauern etwa eine halbe Stunde. Der Eintritt ist frei, die Atmosphäre viel lockerer als bei „normalen“ klassischen Konzerten und das Publikum gemischter. Etwa 10.000 Menschen kamen in diesem Jahr zu den insgesamt 20 Konzerten an drei Samstagnachmittagen.

Mich haben besonders begeistert die Konzerte der Frühstudierende des IFF begeistert. Im ersten zeigten Jannes Wald (Saxofon), Finja Händel (Flöte) und Nepheli Elsas (Klavier) zunächst solo, dann gemeinsam ihr Können. Noch jünger als die drei ist Charlotte Melkonian, die danach auftrat. Die erst elfjährige Cellistin, die noch die Vorklasse des IFF besucht, avancierte zum Publikumsliebling und gewann den Publikumspreis. Vielleicht löst sie ja in ein paar Jahren Sol Gabetta als meine Lieblingscellistin ab.

Nach meiner Premiere stand fest: Im nächsten Jahr bin ich wieder dabei, vielleicht dann mit meinen musikalischen Enkeltöchtern.

Olympische Augenringe

Alle vier Jahre läuft bei uns zwei Wochen lang der Fernseher heiß: Während der Olympischen Spiele schaue ich mir Sportsendungen an, wann immer ich Zeit habe. Mich interessieren – von wenigen Ausnahmen wie Boxen, Ringen, Gewichtheben und Schießen abgesehen – fast alle Sportarten.  Und auch die Eröffnungs- und Abschlussfeier sind eigentlich nicht mein Ding. Eigentlich. Denn die Eröffnungsfeier der 33. Olympischen Spiele am Abend des 26. Juli in Paris hat mich begeistert. Sie fand nämlich nicht wie (fast) alle Eröffnungsfeiern vor ihr in einem Stadion statt, sondern mitten in Paris und auf der Seine. Und sie war eine spannende Reise durch die französische Geschichte und Kultur. Besonders gut gefallen haben mir die Skulpturen der für die Frauenbewegung bedeutenden Frauen. Unter anderem Christine de Pizan, Olympe de Gouges, Simone Veil und Simone de Beauvoir schwimmen jetzt in der Seine. Ob sie auch nach dem Ende der Spiele bleiben dürfen? Ich bin gespannt.

Weiteres Highlight war Jeanne d’Arc, die auf einem Pferd aus Metall auf der Seine von der Pont d’Austerlitz bis zum Place du Trocadéro ritt und die Olympische Fahne überbrachte. Und auch für die Olympische Flamme haben sich die Organisatoren etwas Besonderes einfallen lassen. Sie schwebt in einem Gasballon bis zum Ende der Spiele heute Abend über dem Jardin des Tuileries am Louvre. Und vielleicht sehe ich nach der gelungenen Eröffnung heute Abend auch zu, wie die Olympischen Spiele enden und die Flamme erlöscht.

Wie viel Zeit bleibt

Vor fünf Jahren, am 31. Juli 2019, starb meine Mutter. Sie war 95 Jahre alt, ihre Kräfte und ihr Lebenswillen hatten in den letzten Wochen immer mehr nachgelassen. Seit ihrem Tod sind viele andere Menschen aus meinem Bekannten- und Freundeskreis gestorben. Fast alle waren viel jünger als meine Mutter, einige sogar jünger als ich. Die beiden Freundinnen beispielsweise, die ich schon sehr lange kannte – dass wir uns erst einige Jahre vor ihrem Tod angefreundet haben, bedaure ich sehr. Von der einen konnte ich mich verabschieden, von der anderen nicht. Bei unserem letzten Treffen ahnten wir beide nicht, dass wir uns nicht wiedersehen würden.

Seit ich von ihrem Tod erfahren habe, frage ich mich immer wieder, wie viel Zeit mir noch bleibt – und wie ich sie gestalten möchte. Und ich nehme mir vor, das Leben mehr zu genießen, öfter in den Tag hineinzuleben, wie an manchen Tagen im Juli. Carpe diem.

Monatsrückblick Juni 2024

Eigentlich hatte ich mir fest vorgenommen, diesen Monatsrückblick gleich am Anfang des Monats zu schreiben, doch das ist mir – wieder einmal – nicht gelungen. Dass dieser Text erst jetzt online geht, liegt aber auch daran, dass wir ein paar Tage unterwegs waren und die Internetverbindung – vorsichtig formuliert – nicht sonderlich gut.

Ein Zimmer ist nicht genug

Feng Shui hin oder her: Wirklich glücklich war ich mit meinem Arbeitszimmer nicht, nachdem ich meine beiden Arbeitstische nach Feng-Shui-Gesichtspunkten im Raum positioniert hatte (https://timetoflyblog.com/feng-shui). Und so war Anfang des Monats mal wieder eine Umräumaktion fällig. Ich habe Mal- und Schreibtisch wieder getauscht, der Maltisch steht jetzt vor dem Fenster – und ich sitze mit dem Rücken zur Tür, wenn ich daran male. Dafür kommt das Licht von vorne und von der Seite – und ich kann nach draußen sehen. Der Schreibtisch steht fengshuimäßig rechtwinklig zum Fenster und ich habe die Tür im Blick.

Mein Schreib-/Malzimmer ist nicht mein einziger Schreibort in unserem Haus. Meine Morgenseiten schreibe ich meist auf der Empore, weil dort morgens das Licht am schönsten ist. Später, solange die Sonne noch nicht hineinscheint, sitze ich gerne im Wintergarten, und die Abendseiten schreibe ich im Bett.

Meine privaten Schreiborte möchte ich nicht missen – aber sie allein genügen mir nicht immer (https://timetoflyblog.com/aus-wien-nach-hannover). Ich schreibe gerne mit anderen zusammen. Der Frauenschreibtreff am ersten Sonntag im Monat ist für mich ein fester Termin, auch am Cowriting im AutorInnenzentrum habe ich schon einmal teilgenommen – und ich habe mich mit einer Schreibfreundin zum Schreiben per Zoom verabredet. Zwei Stunden haben wir gemeinsam geschrieben: Sie in ihrem, ich in meinem Schreibzimmer. Fortsetzung folgt bestimmt.

Ein Gedicht

Mit Lyrik kenne ich mich nicht sonderlich gut aus. Das meiste, was ich in der Schule und im Studium über Versmaß, Reime und Gedichtformen gelernt habe, habe ich längst vergessen. Lange Zeit habe ich gar keine Gedichte gelesen und schon gar keine geschrieben. Jetzt entdecke ich diese Gattung neu. Da passte es gut, dass Frau Landau beim Treffen der Lyrik AG die Schreibübungen einem Buch entnommen hat, das primär für Kinder geschrieben wurde: „Poedu. Poesie von Kindern für Kinder“ von Kathrin Schadt. Die Übungen haben aber uns Erwachsenen aber ebenso viel Spaß gemacht. Ich will auf jeden Fall dranbleiben. Und frau ist ja bekanntlich nie zu alt, mit etwas Neuem zu beginnen.

Neue und alte Ziele

Mit dem Dranbleiben ist es so eine Sache. Angeregt von einem Blogbeitrag von Kerstin Salvador habe ich im Oktober vergangenen Jahres angefangen, mir nicht nur Jahres-, sondern Quartalsziele zu setzen (https://timetoflyblog.com/monatsrueckblick-oktober-2023). Mir hat die Idee gefallen, nur mit der Umsetzung hapert es leider, stelle ich bei der Auswertung der beiden Quartalslisten für die erste Jahreshälfte fest. Viele übertrage ich, weil immer noch unerledigt, auf die Liste fürs neue Quartal. Einige Reiseziele beispielsweise oder das Vorhaben, feste Schreibroutinem in meinen Rentnerinnenalltag zu etablieren. Aber neues Quartal, neuer Versuch. Und vielleicht sieht die Bilanz ja etwas freundlicher aus, wenn ich, wieder Kerstin Salvadors Beispiel folgend, erreichten und noch nicht geschafften Zielen eine dritte einführe, nämlich noch nicht ganz umgesetzte Ziele“. Und damit ich meine Ziele nicht aus den Augen verliere, werde ich die Liste ausdrucken und in meinen Kalender und in mein Tagebuch kleben.

Immerhin zwei Ziele habe ich, zumindest im Durchschnitt, in der ersten Jahreshälfte erreicht: Ich habe jede Woche einen Blogbeitrag geschrieben (insgesamt 29 von Januar bis Juni) und ein Buch gelesen (insgesamt 30 bis Ende Juni).

Gärten und Kunst

Dass ich mir gerne schöne Gärten und Kunst(handwerker)ausstellungen ansehe, wissen alle, die meine Blogbeiträge (mehr oder weniger) regelmäßig lesen. Besonders schön finde ich es, wenn wie beim Sommerspaziergang in Wettmar Kunstobjekte in Gärten gezeigt werden oder wenn in einem Ort Gärten, Ateliers und Kunstausstellungen gleichzeitig geöffnet sind wie bei der „Wennigser Gartenlust und Kunstspur“.  

Apropos Gärten: Hannover ist eine Schrebergarten-Hochburg. So viele Schrebergärten wie in Leipzig, nämlich rund 32.000, gibt es in der niedersächsischen Landeshauptstadt zwar nicht, aber mit 20.000 liegt sie im bundesweiten Ranking ziemlich weit oben. Einige konnte ich Anfang Juni im Kleingärtnerverein Tiefenriede e. V. bewundern.

Die Zeiten, in denen Schrebergärten als spießig galten, sind längst passé. Für freie Parzellen gibt es vielerorts lange Wartelisten. Auch die meisten GartenbesitzerInnen, mit denen ich in der Schrebergartenkolonie in Hannover gesprochen habe, haben lange auf ihren Garten gewartet. Zwar müssen – oder sollen – bestimmte Regeln eingehalten werde. Es gibt sogar – typisch deutsch? – ein Bundeskleingartengesetz (BKleingG) und natürlich haben sich auch schon diverse Gerichte mit den Kleingärten befasst. Nach einem Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH), der obersten Instanz in Zivil- und Strafverfahren, ist zum Beispiel „in der Regel … wenigstens ein Drittel der Fläche für den Anbau von Gartenerzeugnissen für den Eigenbedarf zu nutzen“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Bundeskleingartengesetz). Wat et nit all jit“, würde die Kölnerin sagen.

Doch in vielen oder den meisten Kleingartenanlagen dürfen die PächterInnen, inzwischen oft junge Leute, ihre Gärten weitgehend so gestalten, wie sie es möchten. Und so hieß das Motto an diesem Tag der offenen Pforte im Kleingärtnerverein Tiefenriede e. V. denn auch „Bunte Vielfalt auf kleinem Raum“.

Insgesamt habe ich mir im Juni sicher gut zwei Dutzend Gärten angeschaut. Leider blieb die Pforte eines meiner Lieblingsgarten wegen Krankheit geschlossen. Aber ich hoffe, dass ich im nächsten Juni wieder den Rosengarten von Silke Rex bewundern  kann.

Monatsrückblick April 2024

Anfang April haben wir die Wohnmobilsaison mit einer Fahrt nach Fehmarn eröffnet. Weil die  Osterferien vorbei waren, war auf dem Campingplatz nur wenig los. Und so standen wir in der ersten Reihe – direkt auf der Düne, das Meer immer im Blick. Das Wetter spielte zum Glück auch mit: Wenn die Sonne nicht schien, war zwar noch recht kühl, aber längere Zeit geregnet hat es nur in der ersten Nacht und am letzten Morgen, als wir ohnehin schon unsere Sachen packten und nach Hause fahren wollten.

Es waren ganz entspannte Tage: Der nächste Ort ist drei oder vier Kilometer von Belt Camping entfernt und wir hatten unsere Räder nicht mit. Ich bin viel spazieren gegangen – immer am Meer entlang -, habe viel gelesen, ein bisschen geschrieben und einfach nur die Seele baumeln lassen. Wir haben, anders als die meisten anderen Wohnmobilisten, keinen Fernseher an Bord, und ich habe auch weniger Zeit am Computer verbracht als zu Hause. Dafür habe ich stundenlang aufs Meer geschaut und zweimal morgens die Sonne überm Meer auf- und abends wieder untergehen sehen – eine tolle Alternative.

Eine Woche später bin ich wieder gen Norden gefahren, diesmal aber mit dem Zug und nicht ans Meer, sondern an den Nord-Ostsee-Kanal. Im Nordkolleg in Rendsburg hatte ich die Schreibwerkstatt Literarisches Essay mit Brigitte Helbling gebucht.

Bücher mit Essays – meist von Frauen – füllen ein ganzes Brett in meinem Bücherregal. Die literarische Form fasziniert mich schon lange und ich versuche, mich ihr lesend, schreibend und durch Brigittes Workshops anzunähern. Aber immer, wenn ich glaube, dass es mir gelingt, entgleitet sie mir, wie ein Fisch, der sich nicht einfangen lässt.

Der Essay, beschrieb Susan Sonntag, ist „kein Artikel (ist), keine Kolumne, keine Buchkritik, keine Memoire, keine Abhandlung, keine Tirade, keine langwierige Anekdote, kein Monolog, kein Reisebericht, keine Aphorismensammlung, keine Trauerrede, keine Reportage. Ein Essay kann all das sein, und oft mehreres zugleich.“ Das gefällt mir: Es passt zu meiner Art zu schreiben und irgendwie auch zu mir: in keine Kategorie passend, zwischen allen Stühlen sitzend – oder stehend.

Auch das Seminar und die Tage im Nordkolleg haben mir sehr gut gefallen : Neben dem theoretischen Input blieb viel Zeit zum Schreiben und zu anregenden Gesprächen. Morgens bin ich noch vor dem Frühstück spazieren gegangen: am Nordostseekanal, an der Eider und durch das kleine Wäldchen, das Kanal und Kolleg trennt. Und dann gab es auch noch den Garten den Nordkollegs mit den blühenden Apfelbäumen, über den ich ja schon einen eigenen Blogbeitrag geschrieben hatte.

Der Apfelbaum in unserem Garten ist schon verblüht. Vor den Toren Hamburgs, im Alten Land, blühten die Bäume auch am letzten Aprilwochenende noch. Eigentlich wollten wir im Restaurant Zur Post mit Blick aufs Wasser zu Mittag essen. Aber die Einfahrt zum Parkplatz war für unser Wohnmobil zu eng. Lecker gegessen haben wir trotzdem – in einem anderen Fischrestaurant. Und nach einem Spaziergang an der Elbe haben wir dann auch noch in einem Obsthof Kaffee getrunken und natürlich Äpfel gekauft.

Am Samstag und Sonntag war dann Hamburg Marathon angesagt: Am Samstag startete der Enkelsohn beim Zehntel-Marathon, am nächsten Tag lief dann sein Vater über die volle Distanz. An der Strecke wurden natürlich Erinnerungen wach: Der Hamburg Marathon war 1991 unser erster Marathon überhaupt, und die Stimmung an der Strecke war bei keinem der Marathons, die ich gelaufen bin, besser. Von wegen steife Hanseaten. Beim Marathon ist davon nix zu spüren. Am besten hat mir bei meinen beiden Läufen durch Hamburg die Stelle gefallen, wo die BewohnerInnen eines Altenheims an der Straße saßen und uns LäuferInnen mit auf Töpfe schlagend und mitTopfdeckeln anfeuerten.

Mit der guten Stimmung war es dann am Sonntag von einer Sekunde auf die andere vorbei, als nur wenige Meter von uns entfernt ein Läufer kollabierte. Dort, wo die ZuschauerInnen fröhlich getanzt und die LäuferInnen lautstark angefeuert hatten, war es plötzlich ganz still. Einige ZuschauerInnen leisteten sofort erste Hilfe, versuchten, den Läufer mit Herzdruckmassage wiederzubeleben. Bis Sanitäter und Rettungswagen mit Geräten kamen, dauerte es unendlich lange. Wie lange, kann ich nicht sagen, die Zeit dehnt sich, scheint in solchen Momenten stillzustehen. Aber mehr als drei Minuten, wie im Hamburger Abendblatt stand, waren es gewiss. Ob der junge Mann hätte gerettet werden können, wenn die RetterInnen schneller gewesen wäre, ist fraglich. Wenn der Körper bei Kilometer 41 völlig übersäuert ist, ist es offenbar schwer, jemanden ins Leben zurückzuholen. Auch an diesem Nachmittag ist es nicht gelungen. Der Läufer starb später im Krankenhaus. Er war erst Mitte 20. Carpe diem

PS: Diesen Blogbeitrag habe ich Im Wesentlich während der Blognacht geschrieben, die Anna Koschinski einmal im Monat organisiert (https://annakoschinski.de/blognacht/). Gemeinsam mit anderen zu schreiben, hat mich inspiriert. Es war meine erste Blognacht, aber es wird wohl nicht die letzte gewesen sein. Danke Anna.