Umbau in den Herrenhäuser Gärten

Die Herrenhäuser Gärten überraschen mich bei jedem Besuch aufs Neue. Diesmal mit zahlreichen Zitruspflanzen, die rund um den Schmuckhof, zwischen Bibliothekspavillon, Subtropenhof und den Schauhäusern, aufgereiht sind. Zur Citrus-Sammlung der Herrenhäuser Gärten sollen mehr als 70 verschiedene Arten und Sorten gehören – historische ebenso wie Neuzüchtungen.

Die meisten der kälteempfindlichen Zitruspflanzen können Otto-Normal-BesucherInnen wie ich nur im Sommer bewundern. Im Winter verschwinden sie dann wieder in den Überwinterungshäusern, die nicht öffentlich zugänglich sind (https://orangeriekultur.de/pages/orangerien/orangerien-und-glashaeuser-in-deutschland/niedersachsen/orangerie-sammlung-der-herrenhaeuser-gaerten-hannover.php).

Das ändert sich, wenn das neue Schauhaus fertig ist. Es soll das alte Kanarenschauhaus ersetzen, das  – 1984 gebaut – „abgängig und auch viel zu niedrig“ für Phönixpalmen, Kanarische Kiefern und Co. war (https://www.hannover.de/Herrenhausen/Herrenhäuser-Gärten/Berggarten/Neues-Ausstellungshaus/Ein-neues-Schauhaus-für-den-Berggarten).

Das neue Schauhaus wird etwa 1.000 Quadratmeter groß, bis zu 9 Meter hoch und in drei Bereiche gegliedert. Neben den Pflanzen von den Kanarischen Inseln und aus dem Mittelmeerraum finden dort künftig auch Zitrus- und andere Kübelpflanzen sowie – in einem speziellen Warmwasserbecken – die tropische Victoria-Riesenseerose eine neue Heimat. Die Riesenseerose, auch Amazonas-Riesenseerose genannt, gilt mit einem Blattdurchmesser von bis zu drei Metern als größte Seerosen-Art der Welt. Sie war schon Mitte des 19. Jahrhunderts in den Herrenhäuser Gärten zu bewundern, doch das nach ihr benannte Victoriahaus wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört.

Das neue Schauhaus ist vermutlich erst 2025 fertig. Eine andere „Baustelle“ gleich nebenan wird hoffentlich schneller beseitigt. Wo im vergangenen Jahr noch Pfingstrosen, Rittersporn und andere Schmuckstauden standen, hatte sich die Ackerwinde ausgebreitet. Winden sehen zwar hübsch aus, überwuchern aber schnell andere Pflanzen. Die Senkwurzeln der Ackerwinde reichen bis zu zwei Meter tief. Um die Schlingpflanzen zu bekämpfen, wurde der Boden in einem Teil des Schmuckstaudenbeets ausgehoben. Doch im nächsten Jahr grünt und blüht es hier hoffentlich wieder.

Die Pfingstrosen halten sich derzeit noch etwas zurück, doch pünktlich zu Pfingsten am kommenden Wochenende werden die meisten Knospen sich wohl öffnen.

Die Akeleien blühen dagegen schon in den verschiedensten Farben, ebenso die Rhododendren im Rhododendronhain.

Im Staudengrund ist der kleine künstliche Bach kaum noch zu sehen; dafür entdecke ich eine Mohnpflanze, die ich bislang noch nicht kannte: Der Marienkäfer-Mohn, eine Zwergmohn-Art, verdankt seinen Namen einem großen schwarzen Fleck auf jedem seiner vier leuchtend roten Blütenblätter. Wie gesagt, die Herrenhäuser Gärten überraschen mich bei jedem Besuch aufs Neue.

Sind Nomen Omen?

Ist er wieder da? habe ich Ende März in einem Blogbeitrag gefragt. Inzwischen kenne ich die Antwort. Ja, er ist! Rip van Winkle, die Narzisse mit dem literarischen Namen, ist wieder aufgetaucht. Und zwar nicht nur eine, sondern sogar zwei Blüten. Allerdings nicht dort, wo ich sie vermutet habe, sondern etwa zwei Meter von der Stelle entfernt, an der ich die Zwiebeln eingepflanzt habe.

Natürlich wundert es mich nicht wirklich, denn schließlich ist die Narzisse nach einem bekannten Herumtreiber benannt: Nach Rip van Winkle, einem Bauern mit einer „unüberwindlichen Abneigung gegen alle Arten von erklecklicher Arbeit“, über den der amerikanische Schriftsteller Washington Irving eine Kurzgeschichte geschrieben hat (https://de.wikipedia.org/wiki/Rip_Van_Winkle).

Sind Nomen, also Namen, wirklich Omen, also Zeichen oder Programm, wie schon der römische Komödiendichter Plautus (um 250–184 v. Chr.) behauptet hat?

Davon, dass Namen etwas über die Persönlichkeit der TrägerInnen aussagen oder ihr Leben, zum Beispiel die Berufswahl, beeinflussen, sind manche NamensforscherInnen und PsycholgInnen überzeugt. So fand der Sozialpsychologe Brett Pelham laut Süddeutsche Zeitung bei der Auswertung von Namenslisten, Berufsverzeichnissen und Melderegistern heraus. dass Amerikaner, die George oder Geoffrey heißen, auffallend oft Geowissenschaflter werden. Dennis, Denise und Denny arbeiten angeblich überproportional häufig als Dentisten, also Zahnärzte; Lawrence und Laurie g in Rechtsberufen, wie es schon in ihren Namen (Law = Recht) anklingt (https://www.sueddeutsche.de/wissen/psychologie-wie-der-name-unser-schicksal-praegt-1.691365-0).

Es soll sogar einen sogenannten Name-Letter-Effekt geben. Der wurde laut Online Lexikon für Psychologie & Pädagogik 1985 vom belgischen Sozialpsychologen Joseph Nuttin definiert. Er behauptete, „dass der Anfangsbuchstabe des Vornamens eines Menschen allerlei Entscheidungen seines Lebens unbewusst beeinflussen würde. In seiner extremen Interpretation besagt der Name-letter-effect, dass selbst die Wahl des Wohnorts und von Lieblingsgetränkemarken, aber auch die Wahl von Freunden durch eine solche Sympathie für den Anfangsbuchstaben des Vornamens mitbestimmt wird“ (https://lexikon.stangl.eu/21573/name-letter-effekt). Allerdings ist umstritten, dass es den Effekt wirklich gibt; es könnte sich auch um eine statistische Fehlinterpretation handeln.

Mindestens ebenso fraglich ist, ob Eltern ihrem Kind mit dem ausgewählten Namen auch bestimmte Eigenschaften übertragen können, ob Felix oder Beate also besonders glücklich, Yilmaz besonders furchtlos ist. Nachgewiesen ist allerdings, dass bestimmte Namen bestimmte Assoziationen hervorrufen und Vorurteile erzeugen – positive wie negative. Vor allem Kevins haben es schwer. So stand in einem Fragebogen für eine Studie der Uni Oldenburg der Kommentar: „Kevin ist kein Name, sondern eine Diagnose!“ (https://www.presse.uni-oldenburg.de/mit/2009/390.html). Aber auch SchülerInnen, die Justin, Chantal oder Mandy heißen, gelten der Studie zufolge als verhaltensauffälliger und leistungsschwächer als beispielsweise Simon, Hannah oder Marie.

Apropos Marie: Auch ich heiße mit zweitem Namen Maria – wie (fast) alle Evas, die ich kenne. Es scheint, als hätten unsere Eltern mit diesem Zweitnamen ein positives Gegengewicht zum ersten schaffen wollen, der zumindest mit Blick auf die Geschichte von Adam und Eva nichts Gutes verhieß. Schließlich war Evas Ungehorsam der Grund (oder der Vorwand), warum die Menschen aus dem Paradies vertrieben wurden. Sie ließ sich von der Schlange verführen, pflückte und aß den Apfel vom Baum der Erkenntnis (wer würde das nicht), obwohl Gott es ausdrücklich verboten hatte. Und sie überredete auch Adam, gegen Gottes Gebot zu verstoßen.

Maria, die Mutter Jesus, tat dagegen, so erzählt es die Bibel, was Gott von ihr verlangte. Sie bekam ihren Sohn, obwohl sie nicht verheiratet war. Mit ihrem Gehorsam riskierte sie als ledige Mutter sicher Schimpf und Schande, und auch Josef, ihr Verlobter, hätte sie ja bekanntlich fast verlassen.

Einer Bekannten, die wie ich Eva Maria heißt, erzählten ihre Eltern, dass man sie Maria gerufen hätte, wenn sie eine ganz Brave gewesen sei. Das war sie wohl nicht, und so blieb sie Eva – ebenso wie ich. Und das ist gut so.

Betrachtet man die hebräische Bedeutungen der Namen, taugt Maria als braves Gegengewicht zur Eva im Übrigen nur bedingt. Denn Maria bedeutet nicht nur „Meeresstern“, „die Geliebte“ und „die Fruchtbare“, sondern auch „die Widerspenstige“ (https://www.vorname.com/name,Maria.html). Und neben der eher braven Gottesmutter Maria gibt es in der Bibel noch Maria Magdalena: Sie zählte laut Lukasevangelium zu den Frauen, die Jesus „von bösen Geistern und von Krankheiten geheilt hatte“. Sieben Dämonen sollen aus ihr ausgefahren sein, bevor sie dann treue Anhängerin Jesus wurde, für seinen Lebensunterhalt und den seiner Jünger sorgte und erste Zeugin seiner Auferstehung wurde (https://www.katholisch.de/artikel/14103-apostelin-mit-verruchtem-image). Und Eva heißt übersetzt „die das Leben gebende“ – eine durchaus positive Bedeutung also. So kann man sich irren.

Auch ich habe mich im März übrigens geirrt. Die unaufgeblühte Pflanze, die ich in meinem Blogbeitrag zeigt, war zwar eine Narzisse, aber sie war eben nicht Rip van Winkle. Vor ein paar Tagen sind endlich die Blüten zum Vorschein gekommen. Ihr Geheimnis hat sie allerdings nicht enthüllt. Denn ich habe sie gewiss nicht gepflanzt. Ich weiß also weder, woher sie kommt noch wie sie heißt.  Aber irgendwann werde ich es vielleicht erfahren. Und darüber berichten. 

Ist er wieder da?

Ist er’s – oder ist er’s nicht? Diese Frage stelle ich mir, seit vor etwa zwei Wochen Knospen an einer Narzisse sichtbar wurden. Sie sind spät dran, ihre Verwandten im Garten sind schon längst aufgeblüht. Und sie stehen auch nicht an genau der Stelle, an der ich die Zwiebeln im letzten Jahr eingepflanzt habe, aber immerhin in der Nähe.

Dass sie es nicht an dem ihnen zugewiesenen Platz ausgehalten haben, sondern ein Stück gewandert sind, nährt meinen Verdacht, dass es Rip van Winkle sein könnte. Denn Namen – lateinisch Nomen – sind ja angeblich nicht Schall und Rauch, sondern Omen. Und Rip van Winkle, der Namenspatron der von mir vermissten Narzisse, war ja der Kyffhäusersage nach ein Herumtreiber und Tunichtgut. Er hielt nicht viel von Arbeit, streifte stattdessen lieber durch die Gegend, vergaß dabei gerne die Zeit und ließ seine Mitmenschen warten. Von seinem letzten Waldspaziergang kehrte er angeblich erst nach 20 Jahren wieder zurück.

So lange muss ich nicht warten. In den nächsten Tagen werden auch die Nachzügler-Narzissen ihre Blüten öffnen und ihr Geheimnis lüften. Und während in der Sage niemand den alten Mann kannte, der behauptete, dass er schon immer im Dorf gelebt hatte, werde ich Rip van Winkle erkennen. Schließlich ist sie die einzige gefüllte Narzisse in meinem Garten. Denn ihre Vorgänger, die ich vor ein paar Jahren in den Herrenhäuser Gärten gekauft und eingepflanzt habe, sind und bleiben verschwunden (https://timetoflyblog.com/gartenerkenntnisse; https://timetoflyblog.com/rip-van-winkle-bleibt-verschwunden).

Sie blühten nur einen Frühling und sind danach verschwunden

Rip van Winkles weiter Weg aus der Kyffhäusersage in den modernen Roman wird unter https://de.wikipedia.org/wiki/Rip_Van_Winkle beschrieben.

Ab ins Beet

Gestern Abend hat – drei Wochen nach dem meteorologischen – auch der kalendarische und astronomische Frühling begonnen. Tag und Nacht waren gestern gleich lang – und zwar sowohl auf der Nordhälfte als auch auf der Südhälfte der Erde. Bis Ende September sind die Tage hier jetzt länger als die Nächte. Auch das Wetter zeigte sich in den vergangenen Tagen mit zweistellige Temperaturen und zumindest gelegentlichem Sonnenschein durchaus (vor)frühlingshaft. Zeit, sich wieder mal um den Garten zu kümmern, vor allem um das Beet vor dem Wintergarten.

Das sieht ziemlich kahl aus, seit im Januar der Buchsbaumstier weichen musste. Mein Mann hatte vor Jahren fünf kleine Buchsbäume nebeneinander gepflanzt, sie gehegt, gepflegt und in Form geschnitten. Im Laufe der Jahre sind die Buchsbäumchen zu einer mehrere Meter langen, dichten, fast mannshohen Hecke zusammengewachsen. Doch gegen die gefräßigen Larven des Buchsbaumzünslers hatte der Stier keine Chance. Er siechte dahin, wurde immer schwächer und kahler. Alle Rettungsversuche waren vergeblich. Und so haben wir ihn schließlich abgeschnitten und die Wurzeln ausgegraben. Beim Rein-Beet-Machen haben wir auch einige andere Pflanzen entfernt. Die Dreimasterblumen beispielsweise, die mit ihren lila Blüten zwar hübsch aussehen, aber leider ein sehr einnehmendes Wesen haben und andere Pflanzen rücksichtslos überwuchern. Ganz verschwunden sind sie sicher nicht, obwohl ich mehrere Kilo Wurzelgeflecht entfernt habe – Dreimasterblumen sind zäh. Aber ich hoffe, dass sie ihre neuen Beet-Nachbarn vorläufig in Ruhe lassen.

Aus dem Beet vor dem Wohnzimmerfenster habe ich zwei Rosen ausgegraben und umgesetzt. Nachdem mein Mann dort einen Schmetterlingsbusch gepflanzt hat, fristeten die Künstlerrose und die Päonienrose ein Schattendasein. Ich hoffe, dass sie den Umzugsstress gut verkraften und den Platz an der Sonne genießen. Mir jedenfalls gefällt ihr neuer Standort viel besser. So kann ich sie und ihre Blüten sehen, wenn ich im Wintergarten sitze – und anders als der Stier lassen die Rosen den Blick auf unsere Teiche frei.

Auch Wildtulpen und eine Dahlie namens Milena Fleur sind in das Beet eingezogen. Tulpen gibt es in unserem Garten bislang nur wenige und auch mit Dahlien hatte ich früher wenig Glück. Kaum waren sie eingepflanzt, waren sie wieder abgefressen. Aber im letzten Jahr war der Bann gebrochen: Zumindest an zwei Stellen haben sie überlebt und blühten bis in den Herbst hinein. Ich hoffe, dass sie wiederkommen und dass auch Milena Fleur anwächst und gedeiht. Die Zwiebel der Winterlinge und die Narzissen, die ich ebenfalls gesetzt habe, blühen wahrscheinlich erst im nächsten Frühjahr.

Sehr mitgenommen sehen die Christrose und die Primel aus, die aus dem Haus in den Garten umgezogen sind und jetzt den frei gewordenen Platz unterm Schmetterlingsbusch einnehmen. Für sie ist der neue Standort eigentlich ideal. Denn anders als ihre Vorgängerinnen, die Rosen, mögen beide es durchaus (halb)schattig. Trotzdem bin ich nicht sicher, dass sie dort Wurzeln schlagen. Weil ich ihnen den Umzug in den gefrorenen Boden nicht zumuten wollte, sind sie länger als geplant drinnen drinnen geblieben. Doch das ist ihnen nicht gut bekommen. Aber vielleicht erholen sie sich ja an der frischen Frühlingsluft.

Blogumzug

Es ist vollbracht. Der dritte Umzug innerhalb einiger Wochen ist – hoffentlich erfolgreich – beendet. Er hat mich viel Zeit und mehr Nerven gekostet als der Zimmertausch in der oberen Etage und der Umzug der Pflanzen in den Wintergarten, obwohl die meiste Arbeit eine Webmasterin für mich erledigt hat. Denn nicht ich bin umgezogen, sondern mein Blog. Geplant war das nicht, aber unverhofft kommt ja bekanntlich oft.

Eigentlich hatte ich mir fest vorgenommen, im November, dem Schreibsovieldukannst-Monat, jeden zweiten Tag einen Blogbeitrag zu schreiben und zu veröffentlichen. Und in der ersten Monatshälfte klappte das auch ganz gut. Doch dann vertrug sich ein kleines Sicherheitsprogramm, Neudeutsch Plug-in, das ich schon lange meinem Blog installiert habe, nicht mehr mit einem WordPress-Update. Die Folge: Ich wurde aus meinem eigenen Blog ausgesperrt und der Blog war auch zeitweise nicht mehr im Internet erreichbar.

Der Fehler war mit der freundlichen Unterstützung eines ebenso kompetenten wie freundlichen Servicemitarbeiters schnell behoben. Allerdings tauchte er einen Tag später in alter Frische und mit dem gleichen Resultat wieder auf – und ich brauchte wieder Hilfe eines Servicemitarbeiter, der diesmal nicht so freundlich war. Er ließ mich nicht nur spüren, dass er mich für eine IT-Idiotin hielt, sondern er wusste leider auch nicht, wie ich das Problem dauerhaft lösen könnte. Darauf, alle paar Tage in der Warteschleife meines Bloghosters zu hängen, hatte ich definitiv keine Lust.

Für mich war das ein Grund, ein paar Änderungen anzugehen, die längst überfällig waren. Meine berufliche Website hatte ich schon vor einiger Zeit stillgelegt, weil ich sie als Rentnerin nicht mehr brauche. Und weil ich zwar gerne Blogbeiträge schreibe, es mir aber keinen Spaß macht, mich mit Blogtechnik zu beschäftigen, habe ich beschlossen, meine beiden Blogs – timetofly und Chaosgärtnerinnen – zusammenzulegen. So wächst, um Willy Brandt zu zitieren, wieder zusammen, was zusammengehört. Alle meine Gartenbeiträge aus den vergangenen Jahren sind jetzt auf diesem Blog nachzulesen.

Aus drei eins zu machen, sollte nicht nur den Aufwand, sondern auch die Kosten verringern. Doch es war viel schwieriger als gedacht, aus meinen alten Hostingvertrag für drei Websites in einen anderen, preiswerteren für nur einen Blog  zu wechseln. Angeblich hätte der ganze Blog neu aufgebaut, alle Inhalte neu installiert werden müssen. Ich habe gefühlt stundenlang in Warteschleifen gehangen, auf Rückrufe gewartet und verschiedene Angebote verglichen. Dass mir jeder Mitarbeiter, mit dem ich gesprochen habe, etwas anderes empfohlen hat, hat die Sache nicht erleichtert. Irgendwann war ich völlig genervt und habe mich entschieden, den Anbieter zu wechseln. Das hat geklappt, obwohl mein alter, teurer Vertrag sich in der Zwischenzeit automatisch um ein Jahr verlängert hatte. Doch offenbar war mein alter Anbieter ebenso genervt wie ich und hatte keine Lust mehr auf eine Kundin, die die Unterstützung braucht, auch wenn sie seit Jahren dafür zahlt.

Ob mit dem neuen Webhoster alles besser wird, muss sich zeigen; immerhin hat meine Webmasterin mit ihm gute Erfahrungen gemacht. Für ihn sprach auch, dass meine Daten täglich gesichert werden – und natürlich werden sie in Deutschland gespeichert, in einem Rechenzentrum in Frankfurt. Ein Wechsel von einem Vertrag in den anderen soll problemlos möglich sein – das hat mir der Mitarbeiter hoch und heilig versprochen. Und für den Fall der Fälle hat man mir Hilfe beim Umzug angeboten.

Heute Morgen habe ich jetzt die Nachricht bekommen, dass „der Transfer der Domain timetoflyblog.com erfolgreich abgeschlossen“ und „in Kürze“ wieder abrufbar ist. Dieser Beitrag ist also der erste aus der neuen Blog-Wohnung zu euch schicke. Mag sein, dass in der Adresszeile noch nicht der gewohnte Name steht. Ich hoffe aber, dass er Beitrag gut bei allen AbonnentInnen ankommt.

Aus der Zeit gefallen

Als Moselanerin kenne ich natürlich Eiswein: Er wird aus Trauben hergestellt, die am Rebstock gefroren sind. Eishimbeeren oder Eiserdbeeren kannte ich bislang noch nicht. Das liegt daran, dass Erd- und Himbeeren – anders als Trauben – eigentlich nicht im Herbst, sondern im Früh- oder Spätsommer reifen und deshalb in der Regel vor dem ersten Frost längst geerntet sind.

Das war in diesem Jahr anders. Noch in der letzten Woche habe ich morgens  oft Himbeeren  gepflückt – nicht sehr viele, aber immerhin genug, um dem Müsli einen besonderen Geschmack zu verleihen. Auch Erdbeeren gab’s. Sie wurden zwar nicht mehr richtig rot und reif, waren aber doppelt so groß wie die Beeren, die ich im Sommer ernten konnte. Der plötzliche Wintereinbruch hat sie und uns dann doch überrascht – und die späte Erntezeit für dieses Jahr wohl endgültig beendet.

Die letzten Zimmerpflanzen hatten wir zum Glück schon vor ein paar Tagen von der Terrasse in ihr Winterdomizil gebracht. Dort wird es jetzt wieder eng – denn die meisten sind während der Sommerfrische kräftig gewachsen. Die Strelitzie hat kaum mehr durch die Tür gepasst. Sie reicht inzwischen fast bis an die gläserne Decke – und blüht sogar zum zweiten Mal in diesem Jahr. Das habe ich in alle den Jahren, in denen sie bei uns wohnt, noch nie erlebt.

Auch Ananassalbei und Strauchbasilikum blühen noch – ich fürchte allerdings, dass es ihnen selbst in ihrem Winterquartier bald zu kalt wird. Denn beide sind nicht winterhart und mögen keine Kälte. Für den Ananassalbei sollten die Temperaturen zwischen 5 und 15 Grad liegen, für den Strauchbasilikum braucht sogar 10 bis 15 Grad, um sich wohl zu fühlen. Das bringt sie und mich in eine schwierige Situation: In unserem ungeheizten Wintergarten ist es beiden zumindest zeitweise zu kalt, im Haus ist es ihnen immer zu warm – und im Keller zu dunkel. Denn hell sollte der neue Standort schon sein.

Um den Osterkaktus brauche ich mir dagegen keine Gedanken zu machen. Er stellt keine hohen Ansprüche. Die niedrigen Temperaturen im Wintergarten machen ihm nichts aus, obwohl seine Vorfahren aus den südbrasilianischen Tropenwäldern stammen. Vielleicht versteht er sich deshalb so gut mit dem Drachenbaum, mit dem er sich seit seiner Kindheit einen Topf teilt. Denn in ihrer brasilianischen Heimat sind die Kakteengewächse Aufsitzerpflanze und wachsen im Geäst von Bäumen.

Die Sommerfrische ist ihm gut bekommen – er hat unzählige Blüten. Und obwohl die nicht gezähnten Blätter eindeutig beweisen, dass er kein Weihnachtskaktus (Schlumbergia), sondern ein Osterkaktus (Hatiora-Hybride) ist, wird er in diesem Jahr zur Weihnachtszeit blühen. Doch er ist ja nicht die einzige Pflanze, die aus der Zeit gefallen ist.

Garten in Gelb

Gelb ist nicht wirklich meine Farbe. Meine beiden einzigen gelben Kleidungsstücke – eine zitronengelbe Regen- und eine sonnengelbe Winterjacke – habe ich mir nur gekauft, weil ich damit vor allem in der dunklen Jahreszeit auf dem  Rad besser zu sehen bin. Und ich mag gelbe Rosen. Doch sonst bevorzuge ich bei Blumen eigentlich andere Farben. Dass jetzt in unserem Garten Gelb dominiert, ist weniger geplant als vielmehr naturgegeben. Aber die Farbe passt zur Jahreszeit, und es ist, als brächte die Natur noch einmal eine Extraportion Sonne in den Garten, bevor der Sommer sich endgültig verabschiedet.

Die gelben Topinambur waren schon in unserem Garten heimisch, als ich vor 36 Jahren hier eingezogen bin. Und obwohl ich jedes Jahr dutzende herausreiße, kommen ebenso viele nach. Auch die Goldrute breitet sich in unserem Garten ungefragt aus. Weil sie  als Nektar- und Pollenpflanzen für Insekten nützlich sein sollen, lasse ich ein paar Neophyten stehen, obwohl ich sie eigentlich nicht mag.  Das ist bei Ringelblumen anders: Sie waren leider ein paar Jahre ganz aus unserem Garten verschwunden und kehren jetzt zum Glück allmählich wieder zurück.

Dagegen versuche ich bislang vergeblich, Sonnenblumen in unserem Garten anzusiedeln. Während sie in anderen Gärten und auch auf Balkonen wild wuchern, gibt es sie bei uns nur vereinzelt in der Blumenvase. Dabei verfüttern wir im Winter kiloweise Sonnenblumenkerne an die Vögel – auch in der Hoffnung, dass der ein oder andere Samen mit oder ohne Umweg durch den Vogelmagen in unseren Beeten landet. Manchmal streue ich auch Kerne direkt ins Bett – ohne Erfolg. Und von den Sonnenblumen, die ich blühend gepflanzt haben, hat bislang keine länger als drei Tage überlebt. Sie fielen allesamt dem Gelbe-Blumen-Monster zum Opfer, das in unserem Garten sein Unwesen treibt.

Genauso erging es den Dahlien. Weil auch sie immer in Nullkommanix abgefressen waren, habe ich in diesem Jahr zum ersten Mal keine blühenden Pflanzen, sondern Knollen gepflanzt – und hatte mehr Glück. Zumindest an zwei Stellen haben die Dahlien überlebt.

Am gelb blühenden Rucola haben die Gelb-Blumen-Monster dagegen überhaupt kein Interesse. Vielleicht riecht ihnen die Pflanze zu intensiv. Oder die Blätter sind ihnen zu scharf und zu bitter, wenn die Pflanzen endlich blühen. Und so breitet sich der Rucola überall im Garten aus. Besonders gut gedeiht er auf unserer Terrasse, wo er überall zwischen den Steinen hervorsprießt.

Den Rucola essen wir selbst, die gelben und roten Hagebutten und die Sanddornbeeren überlassen wir dagegen den Vögeln, die in unserem Garten wohnen. Vor allem die die vitaminreichen Früchte der Heckenrosen sind angeblich für viele Vogelarten Leckerbissen und  helfen ihnen, den Winter zu überstehen. Im Moment bevorzugen die Vögel allerdings die süßen Trauben, die auf unserer Terrasse wachsen.

Davon, mit uns zu teilen, halten unsere gefiederten Mitbewohner wenig: Wenn  wir die Terrasse betreten, werden wir meist von ihnen beschimpft. Vertreiben lassen wir uns von ihrem Gezeter allerdings nicht.  Denn irgendwie ist es ja nicht nur ihr, sondern auch unser Garten.

Besser spät als nie

Wer zu spät kommt, den bestraft bekanntlich das Leben. Auch wenn der kürzlich verstorbene Michail Gorbatschow diesen Satz angeblich so nie gesagt hat, stimmt er.

Eigentlich wollte ich schon im Juni in den Stadtpark von Hannover fahren, um mir den Rosengarten anzusehen. Anfang der Woche habe ich es endlich geschafft – doch die meisten Rosen sind inzwischen verblüht. Und die wenigen noch blühenden Rosen lassen mich ahnen, was ich versäumt habe.

150 verschiedene Rosensorten soll es im Stadtpark geben – alte Sorten ebenso wie neue Züchtungen. Und anders als im Großen Garten der Herrenhäuser Gärten führen die Wege direkt an den Rosenbeeten vorbei. Frau kann also die verschiedenen Sorten nicht nur ganz aus der Nähe betrachten, sondern auch ihre Nase überall hineinstecken – und so ihre Lieblingsrose finden. Schilder und ein Rosenstammbaum verraten, wie die Rosen heißen und wo welche Rose zu finden ist.

Gottfried Benn hätte sicher an dem Rosengarten seine Freude gehabt. Denn der Dichter war ein großer Rosenfan; Rosen kommen in seinen Gedichten so oft vor, dass seine Frau Ilse ihm angeblich verbot,noch in einem Gedicht das Wort Rosen zu verwenden – schade, es ist ein so schönes Wort“, berichtete er seinem Freund, den Bremer Kaufmann F. W. Oelze (Briefe an F. W. Oelze 3,46, zitiert nach Eberhard Schmidt: „Der maßlose Rosenbedichter Gottfried Benn. Eine kleine florale Beckmesserei“ https://www.eberhard-schmidt.de). Gehalten hat sich Benn an das Verbot allerdings nicht.

Den Stadtpark von Hannover hat Gottfried Benn häufig besucht, als er in Hannover lebte. „Fast jeden Abend“, schrieb er am 17. Juli 1935 an F.W, Oelze, sei er in der an den Stadtpark grenzenden Stadthalle, seiner „neuesten Schwärmerei. Links Wein, r. Bier Terrasse, in der Mitte eine Kapelle, wenig Menschen, vor einem ein bisher völlig unveränderliches Gemälde: ein Bassin mit 2 Schwänen, eingefasst von Alleen u. Blumenbeeten, in die Ferne sich verlierend, weiträumige Perspective, jeden Abend atme ich auf, wenn ich mich niederlasse“ ( zitiert nach „Stadtpark Hannover“, S. 9, Downloads/Stadtpark-Hannover.pdf).

Den Rosengarten gab es allerdings in den 1930er-Jahren noch nicht, und vielleicht ist deshalb das wohl bekannteste Gedicht der sogenannten Stadthallen-Elegien, die Benn auf der Rückseite von Speisekarten der Stadthalle Hannover schrieb, den Astern gewidmet (https://de.wikipedia.org/wiki/Gottfried_Benn). Rosen kommen immerhin in einem anderen Gedicht dieses Zyklus, im „Tag, der den Sommer endet“, vor.

Der Rosengarten im Stadtpark wurde erst angelegt, als im Jahr 1951 dort die erste Bundesgartenschau stattfand. 130 neue Rosensorten wurden gepflanzt. Damals entstand auch der Wassergarten mit mehreren miteinander verbundenen Becken. Sie blieben, wie auch Sandsteinwege und -mauern, Rosen-Café, Rosengarten mit Pergola und Strohdachpavillon, seit Anfang der 50er-Jahre weitgehend unverändert und sind heute Gartendenkmal – eines, das zum Bleiben einlädt.

Der japanische Teegarten wurde dagegen erst 1996 angelegt – von den Grünflächenämtern der Partnerstädte Hiroshima und Hannover. Auch das Teehaus ist ein Geschenk der Stadt Hiroshima. Es darf, anders als der Teegarten, nur von den Gästen der Teezeremonien betreten werden, die hier abgehalten werden.

Der Teeweg: Trittsteine geben die Schrittlänge vor

Vielleicht melde ich, bekennende Kaffeetrinkerin, mich irgendwann einmal für eine Teezeremonie an, um innere und äußere Reinheit und Erleuchtung zu erfahren. Oder ich beschreite beim nächsten Stadtpark-Besuch zumindest den „Teeweg“, auf dem die Besucher Ruhe finden sollen. Auf jeden Fall werde ich wiederkommen – die Rosenblüte im nächsten Jahr werde ich sicher nicht verpassen.

Übrigens: Wer die beiden Gedichte von Gottfried Benn lesen möchte, findet sie unter

https://www.deutschelyrik.de/astern.html

https://www.deutschelyrik.de/tag-der-den-sommer-endet-1935.html

Fressen Frösche blaues Hechtkraut?

Diese Frage habe ich mir immer wieder gestellt, nachdem ich das Pflänzchen, ein Geschenk meiner Tochter, im Juni an den Rand unseres  Teichs gesetzt hatte. Die großen Steine, mit denen ich die Pflanzerde abgedeckt hatte, damit sie nicht weggeschwemmt wurde, avancierten sofort zum Frosch-Lieblingsplatz. Manchmal  saßen, so schien es, die Frösche am Teichrand Schlange, um den Platz zu besetzen, sobald ihr Artgenosse ihn geräumt hatte. Und es hätte mich nicht gewundert, wenn sie, dem Vorbild mancher Urlauber folgend,  Handtücher ausgepackt hätten, um damit den Platz an der Sonne zu reservieren.

Am Anfang war ich misstrauisch. Ich befürchtete, dass die Frösche nicht nur Gefallen, sondern auch Geschmack am blauen Hechtkraut (Pontederia cordata) finden könnten. Die Samen gelten nämlich in Nordamerika, wo die zu den Wasserhyazinthgewächsen (Pontederiaceae) gehörende Pflanze herkommt, als Delikatesse. Sie werden geröstet, gekocht oder auch roh verzehrt und sollen angeblich nussig schmecken. So stand es jedenfalls in dem Gartenteich-ratgeber im Internet (https://www.gartenteich-ratgeber.com/pflanzen/teichrandpflanzen/flachwasserzone/hechtkraut/).

Obwohl die Frösche schon seit Jahren in unserem Teich wohnen, also quasi unsere direkten Nachbarn sind, wusste ich bislang nur wenig über ihre Vorlieben und Essgewohnheiten. Doch die Recherche im Netz zeigte, dass ich mir wohl völlig unnötig Sorgen gemacht – wie so manches Mal in meinem Leben. Denn Froschlarven sind zwar Pflanzenfresser. Weil sie jedoch nur im Wasser leben können, droht von ihnen keine Gefahr. Selbst für sehr gefrässige Kaulquappen ist das Hechtkraut am Ufer unerreichbar. Außerdem ist es inzwischen groß geworden: Die blauen Blüten und die Rispen mit Samen schweben gut einen halben Meter über dem Wasser.

Für Frösche wäre die Entfernung allerdings kein Problem. Denn sie sind wahre SprungkünstlerInnen. Den Weltrekord im Weitsprung hält laut Guinessbuch der nordamerikanische Ochsenfrosch mit 2,18 Metern  (https://www.tierchenwelt.de/funfacts/tierische-rekorde/1569-rekorde-froesche.html), sprunggewaltiger ist aber wissenschaftlichen Studien zufolge aberKuba-Laubfrösche ( Osteopilus septentrionalis), der nur zehn Zentimeter groß ist, aber 1,7 Meter weit springt (https://www.wissenschaft.de/erde-umwelt/froschige-rekorde/) Noch beeindruckender sind die froschigen Hochsprungleistungen, die im Internet kursieren: Ein Ochsenfrosch soll unglaubliche 6,50 m hoch gesprungen sein. Selbst wenn das Fakenews oder Fabelweiten sind und die Sprunghöhen deutlich geringer, müsste ich um das Wohl meines Hechtkrauts fürchten.

Doch glücklicherweise haben Frösche mit Pflanzen nichts mehr im Sinn. Wenn sie das Larvenstadium hinter sich haben und aufs Land umziehen, werden von Vegetariern zu Fleischfressern: Sie ernähren sich vorwiegend von Insekten, Schnecken, Spinnen und Würmern, gelegentlich darf es auch mal ein kleiner Fisch sein, soweit vorhanden. Das dürfen sie gerne. Ihre Nahrung erbeuten sie mit gezielten Sprüngen vom Uferrand ins Wasser. Die Steine unter dem Hechtkraut sind für sie also wahrscheinlich ein bequemer Aussichtsplatz – und ein ideales Sprungbrett.

Vom geheimen Leben der Orchidee

Heute vor genau drei Jahren habe ich zum ersten Mal über sie geschrieben – über die erste und einzige Orchidee, die ich besitze. Sie ist auch die einzige Pflanze, von der ich genau weiß, wann ich sie bekommen – oder soll ich besser sagen übernommen – habe.

Als ich mich am 1. August 2019, am Tag nach ihrem Tod, von meiner Mutter verabschiedete, mochte ich die Orchidee, die ich ihr ein halbes Jahr zuvor geschenkt hatte, nicht in Hamburg zurücklassen. Ich habe sie in die Seitentasche meines Rucksacks gepackt und mit nach Burgwedel genommen, wo ich sie gekauft hatte. Coming home.

Ich weiß nichts über das geheime Leben der Pflanzen. Vielleicht trauern sie ja auch wie Tiere, wenn ihre Besitzer:innen sterben. Die Orchidee sah jedenfalls so traurig aus, dass mich eine Frau im Zug fragte: „Ob die Blume die Fahrt wohl überlebt?“. Sie hat – und sie erholte sich schnell: Schon nach wenigen Stunden öffnete sich die erste Blüte –  für mich war es damals ein Zeichen, dass es meiner Mutter gut ging, wo immer sie auch sein mochte. https://timetoflyblog.com/neues-orchideenleben.

Seitdem steht die Orchidee auf der Fensterbank neben meinem Schreibtisch, neben dem kleinen Bärchen, das meine Tochter meinem Vater irgendwann geschenkt hat und das meine Mutter nach seinem Tod adoptierte. Viel Pflege braucht oder bekommt die Orchidee nicht: Ich gieße sie regelmäßig, aber das genügt oder gefällt ihr sogar. Denn sie blüht zweimal im Jahr, jedes Mal ein bisschen üppiger, wie mir scheint. Diesmal hatte sie 15 Blüten, mehr denn je, und sie breitet sich immer weiter aus. Vielleicht liegt es daran, dass ich sie wachsen lasse, wie sie will. Oder daran, dass ich ihr im Mai einen neuen Topf und frische Erde spendiert habe.

Weil ich keine Orchideenerde hatte, habe ich normale Blumenerde mit etwas Spezialerde für Zitruspflanzen vermischt. Diese Mischung ist der Orchidee scheinbar bekommen. Man sagt, dass Hunde ihren Besitzer:innen oft ähneln. Und irgendwie ist diese Orchidee wie meine Mutter: zäh und anspruchslos