Anfang vergangenen Jahres war ich mit einer Schulfreundin in der Munchausstellung im Museum Barberini in Potsdam. Und natürlich haben wir uns bei der Gelegenheit auch die Sammlung Hasso Plattner angesehen. Sie ist wirklich beeindruckend: Über impressionistische und postimpressionistische 100 Bilder vor allem französischer Maler – zum Beispiel von Claude Monet, Pierre-Auguste Renoir, Alfred Sisley und Paul Signac – sind dort zu sehen.
„Wie ein frischer Wind“ wirbelten die französischen Impressionisten Ende des 19. Jahrhunderts die Kunstwelt auf – und beeinflussten auch ihre KollegInnen im Norden Europas. Farben, Maltechniken und auch Motive veränderten sich. „Ähnlich wie ihre französischen Vorbilder widmeten sich die Impressionist*innen des Nordens den wechselnden Lichtverhältnissen ihrer Heimat. In den Niederlanden und in Deutschland spiegelte sich das trübe Wetter in einer gedämpften Farbpalette wider … Ihre Werke zeigen oft flache Landschaften und schwindendes Tageslicht. In der dänischen Künstlerkolonie Skagen interessierten sich die Künstler*innen besonders für die Stimmung der sogenannten ‚blauen Stunde‘, die hoch im Norden intensiver wahrnehmbar ist“, heißt es in einer Pressemitteilung des Landesmuseums Hannover. Dort werden derzeit in Zusammenarbeit mit dem niederländischen Museum Singer Laren und dem Museum Kunst der Westküste Alkersum/Föhr rund 100 Gemälde und Ölstudien deutscher, niederländischer und dänischer ImpressionistInnen gezeigt – unter anderem von Anna Ancher, Lovis Corinth, Isaac Israels, Peder Severin Krøyer, Max Liebermann und Max Slevogt.
Weißer Mohn von Karl Hagemeister
Eines meiner Lieblingsbild der Ausstellung ist der „Mondklare Abend am Leuchtfeuer von Skagen“ von Anna Ancher. Die Malerin selbst ist auch auf einem Bild zu sehen. Ihr Kollege Peder Severin Krøyer hat sie mit seiner Frau Marie am Strand von Skagen gemalt. Anna Ancher und Peder Severin Krøyer gehörten ebenso wie Annas Mann Michael Ancher zu den Skagensmalerne, den Skagen-Malern, der bekanntesten Künstlerkolonie Dänemarks.
Anna Ancher ist als Malerin vertreten …… und als Motiv
Sehr gut gefallen hat mir auch die Aktion am Ein- bzw. Ausgang der Ausstellung. Dort können BesucherInnen farbige Punkte auf ein Gemälde kleben, den Pointillisten nacheifern und beobachten, wie sich die einzelnen Punkte allmählich zu einem Gesamteindruck verbinden.
Pointillistische Bilder bestehen ja aus unzähligen winzigen Farbpunkten oder Strichen. „Der Gesamt-Farbeindruck einer Fläche ergibt sich erst im Auge des Betrachters und aus einer gewissen Entfernung. Durch optische Verschmelzung und additive Farbmischung formen sich die Farbpunkte zu Gestalten“, weiß Wikipedia. Durch diese Technik erhalten die Farben mehr Leuchtkraft.
Erfunden hat die Maltechnik übrigens Georges Seurat, weiterentwickelt wurde sie unter anderem von Paul Signac und Camille Pissarro. Im Landesmuseum sind Bilder der niederländischen Maler Jan Toorop und Co Bremanzu sehen, die auch „mit leuchtenden Farbpunkten und verschiedenen Pinselstrichen, um die flirrenden Lichteffekte der Natur wiederzugeben“.
Mir selbst käme es gewiss nie in den Sinn, auf diese Weise zu malen – Geduld gehört ja bekanntlich nicht zu meinen Kernkompetenzen. Aber an den farbigen Klebepunkten konnte ich natürlich nicht vorbeigehen. Und ich war nicht die einzige, die „gepunktet“ hat, wie die Bilder, aufgenommen bei verschiedenen Ausstellungsbesuchen, zeigen.
Nein, selbst hätte ich mir die Museumscard Hannover diesmal nicht gekauft, oder zumindest nicht zu diesem Zeitpunkt. Denn erstens stimmt meiner Meinung nach das Preis-Leistungsverhältnis nicht, wenn man sie zum Beispiel mit dem Museums-PASS-Musées vergleicht . Mit dem Museums-PASS-Musées kann ich in diesem Jahr mehr als 360 Museen, Schlösser und Gärten sowie über tausend Wechselausstellungen besuchen (https://www.museumspass.com/de) , mit der hannoverschen Museumscard gerade mal 10 (in Worten zehn) (https://www.hannover.de/Kultur-Freizeit/Museen-Ausstellungen/Museumsführer/MuseumsCard). Und wenn ich „bis zu drei Kindern bis zum vollendeten 17. Lebensjahr mit in die Museen“ nehmen möchte, muss ich für acht Euro die „Zusatzoption Familie“ für acht Euro buchen. Im Museums-PASS-Musées ist für 123 Euro der Eintritt zusätzlich für fünf Kinder unter 18 Jahren frei. So geht familienfreundlich und so begeistert man Kinder für Kunst und Geschichte.
Mehr noch als das Preis-Leistungsverhältnis stört mich (zweitens) der Provinzialismus der niedersächsischen Karte: Seit vergangenem Jahr ist auch ein Museum außerhalb Hannovers dabei: das Roemer- und Pelizaeus-Museum in der Nachbarstadt Hildesheim. Museen in Braunschweig, Celle oder anderen niedersächsischen Städten: Fehlanzeige. Beim Museums-PASS-Musées kooperieren Museen aus drei Ländern – aus Deutschland, der Schweiz und Frankreich, in Deutschland machen Museen aus zwei Bundesländern, aus Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz, mit. Und während der Museums-PASS-Musées automatisch beim ersten Besuch aktiviert wird und dann ein Jahr lang gilt, muss der Beginn bei der Museumscard Hannover exakt festgelegt werden. Immerhin darf das Ausstellungsdatum „bis zu drei Monaten nach dem Datum des Kaufs liegen“. Bravo. Da haben die Verantwortlichen wohl noch nicht gemerkt, dass das digitale Zeitalter schon begonnen hat.
Dass eines der zehn Museen, das Historische Museum Hannover, wegen Umbaus noch das ganze Jahr geschlossen ist und im Hannover Kiosk nur eine Art Notprogramm bietet, stört mich weniger. Denn die Prunkkutschen der hannoverschen Herrscher, die dort unter anderem gezeigt wurden, sind ohnehin nicht mein Ding. Ärgerlicher finde ich, dass auch das Museum August Kestner und das Museum Schloss Herrenhausen erst wieder im Frühjahr öffnen. Allein aus diesem Grund hätte ich mir die Museumscard jetzt noch nicht gekauft. Aber darüber, dass mein Mann sie mir geschenkt hat und ich jetzt die Museen ein ganzes Jahr lang besuchen kann, habe ich mich sehr gefreut (Danke nochmal). Und auch den Starttermin hat er perfekt gewählt.
Kz überlebt
Zum Glück bin ich gleich am ersten Gültigkeitstag ins Landesmuseum. Denn sonst hätte ich die Sonderausstellung „KZ überleb“t verpasst, die am nächsten Tag zu Ende ging. Seit 2013 wurde die Wanderausstellung laut Pressemitteilung des Museums an über 20 Stationen in Deutschland, Österreich, Polen und Tschechien gezeigt und von rund 130.000 Menschen besucht (https://www.landesmuseum-hannover.de/wp-content/uploads/pressemitteilung-kz-uberlebt-portrats-von-stefan-hanke.pdf). Ich bin auf jeden Fall froh, dass ich sie noch gesehen habe.
Never forget: Orte des Grauens. Nie wieder ist jetzt!
Von 2004 bis 2014 hat der Regensburger Fotograf Stefan Hanke in sieben europäischen Ländern 121 Überlebende nationalsozialistischer Konzentrations- und Vernichtungslager besucht und in ihrem Lebensumfeld oder an Orten ihres Leidens fotografiert. 72 der eindrucksvollen Schwarz-Weiß Porträts waren in der gemeinsamen Ausstellung des Landesmuseums und der Villa Seligmann zu sehen. Kurze Texte und Zitate informierten über das unermessliche Leid, das ihnen angetan wurde, und über ihre persönlichen Lebenswege. Die Bilder geben den Opfern ein Gesicht und „ermöglichen einen besonderen Zugang in die Geschichte(n) rund um eine der größten Katastrophen der Menschheit“.
VR-Erlebnis »In Echt« – Landesmuseum Hannover
Beeindruckend war auch die virtuelle Begegnung mit NS-ZeitzeugInnen im Rahmen des Projekts „in Echt“, das von der Brandenburgischen Gesellschaft für Kultur und Geschichte gGmbH (BKG) konzipiert und in Kooperation mit der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf realisiert wurde.
In einem Raum der Ausstellung konnte ich, ausgestattet mit VR Brille und Kopfhörern, fünf Menschen zuhören und zuschauen, die die NS-Konzentrationslager als Kinder und Jugendliche überlebt haben. Charlotte Knobloch, Inge Auerbach, Ruth Winkelmann, Leon Weintraub und Kurt Hillmann erzählen seit Jahren zum Beispiel in Schulen, was sie erlebt haben und engagieren sich so gegen das Vergessen. Doch die jüngsten ZeitzeugInnen sind inzwischen über 80 Jahre alt, manche, wie Margot Friedländer, sogar älter 100. Wie lange sie noch ihre Erfahrungen an die jungen Menschen weitergeben können, ist ungewiss. Die interaktive Ausstellung „zeigt einen möglichen Weg, wie virtuelle Zeitzeug*innengespräche die Erzählungen der Überlebenden bewahren und die Lücke füllen können, wenn es keine Zeitzeug*innen mehr gibt“. (https://www.landesmuseum-hannover.de/presse/). Dies ist in einer Zeit, in der die „in Teilen gesichert rechtsextremistische“ AfD bei der Wahl zum Bundestag die zweitstärkste Partei zu werden droht, wichtiger denn je.
Die Porträts von Stefan Hanke sind auch im Ausstellungskatalog* abgedruckt, der für 39,80 Euro im Shop des Landesmuseums und in der Villa Seligmanngekauft werden kann.
Ich habe lange darüber nachgedacht, wie ich den Jahresrückblog beginne, zu dem Judith Peters aufgerufen hat (https://judithpeters.de/jahresrueckblog/). Wieder mit meinem Lieblingssatz aus Hermann van Veens Musical „Ente Jodokus Kwak“: „Ist es schon wieder so weit?“ Mit den ersten Zeilen aus Erich Kästners Dezember-Gedicht (https://www.deutschelyrik.de/der-dezenber.html)?
„Das Jahr ward alt. Hat dünne Haar. Ist gar nicht sehr gesund. Kennt seinen letzten Tag, das Jahr. Kennt gar die letzte Stund.“
Oder kurz und knapp mit dem Titel des Tagebuchs, das Astrid Lindgren während des Zweiten Weltkriegs führte: „Die Menschheit hat den Verstand verloren“. Das trifft den Zustand der Welt heute meiner Meinung nach ziemlich genau. Und vielleicht ist das die richtige Quintessenz eines Jahres, in dem alte Kriege fortgesetzt, neue begonnen und nur wenige beendet wurden und in dem immer mehr Menschen rechtsradikalen Parteien ihre Stimme geben.
Meine Themen 2024
Reisen
Ich habe Astrid Lindgrens Tagebuch im Spätsommer in Schweden gelesen. Die Fahrt mit dem Wohnmobil durch Schweden war mein Reisehighlight des vergangenen Jahres. Ich liebe es, am Wasser zu sein und aufs Wasser zu schauen – schon allein deshalb ist Schweden, ebenso wie Norwegen, für mich ein Traumland: Überall Seen, Flüsse oder das Meer, außerdem gibt es traumhaft schöne Landschaften mit fast unberührter Natur.
Sehr gut gefallen haben mir aber auch die vielen kleinen Städte in Südschweden – und natürlich Stockholm: Die schwedische Hauptstadt hat ein besonderes Flair und definitiv das Zeug zu (m)einer Lieblingsstadt.
Schöne Städte …… viel Wasser und schöne Landschaften …… und ein Date mit Astrid Lindgren in ihrem Geburtsort Vimmerby
In Deutschland steht jetzt Schwerin auf der Liste meiner Lieblingsstädte ziemlich weit oben: Auch hier Wasser, wohin man schaut. Aber auch die anderen Städte, die ich dank des 49-Euro-Tickets kennengelernt habe, waren eine Reise wert: Gotha zum Beispiel, Mühlhausen, Potsdam oder auch Braunschweig. Sie liegen gar nicht so weit von dem Ort entfernt, in dem ich seit fast 40 Jahren lebe, und doch habe ich sie in diesem Jahr zum ersten Mal besucht. Im neuen Jahr will ich meine Erkundungsreisen fortsetzen. Und auch einige Freundinnen, die weiter entfernt wohnen, will ich im neuen Jahr besuchen, zum Beispiel an der Mosel, in Neustadt, Wien und auch in Berlin .
Schreiben
Auch wenn ich inzwischen Rentnerin bin, spielt Schreiben in meinem Leben weiterhin eine wichtige Rolle. Ich schreibe fast täglich, wenn auch nicht so viel und so regelmäßig, wie ich es eigentlich möchte. Solange ich mein Geld mit Schreiben verdient habe, habe ich alle Abgabetermine zuverlässig eingehalten, bei meinen „privaten Schreibprojekten“ erreiche ich meine selbst gesetzten Ziele leider oft nicht, obwohl ich heute mehr Zeit habe als früher.
So habe ich im vergangenen Jahr nicht wie geplant ein bis zwei Blogbeiträge wöchentlich geschrieben und gepostet, sondern gerade einmal 46 im ganzen Jahr. Im September habe ich sogar drei Wochen Blogpause gemacht – ich brauchte einfach mal eine Auszeit, vom Schreiben allgemein und vom Bloggen besonders. Manchmal überlege ich sogar, ob ich mit dem Bloggen aufhören und mich auf meine anderen Schreibprojekte konzentrieren soll.
Mit denen bin ich 2024 ebenso nicht so vorangekommen, wie ich es gehofft oder geplant habe. Immerhin habe ich mich – auch dank der täglichen Schreibimpulse von Denise Fritsch – der Geschichte, die schon so lange in meinem Kopf spukt, wieder angenähert. Vielleicht gelingt es mir ja im neuen Jahr, sie zu beenden.
Außerdem habe ich 2024 endlich eine Schreibpartnerin gefunden, mit der ich mich regelmäßig online oder live zum Schreiben verabrede.
Schreiben auf Sylt am Meer …… und zwischen blühenden Apfelbäumen in Rendsburg
Gelegenheit, gemeinsam mit anderen zu schreiben, gab es auch bei den beiden Schreibauszeiten, die ich mir 2024 gegönnt habe. Im April habe ich am Essayworkshop von Brigitte Helbling im Nordkolleg in Rendsburg teilgenommen, im November dann an der von Henriette Dyckerhoff und Dr. Elisabeth Drimalla geleiteten Herbstakademie der Bücherfrauen in Klappholtal auf Sylt. Es waren gute Tage – mit viel Zeit zum Schreiben, inspirierenden Schreibimpulsen und Anregungen, spannenden Texten, interessanten Gesprächen und Begegnungen mit tollen Frauen. Ich hoffe, dass wir in Verbindung bleiben. Und dass es mir im neuen Jahr auch zu Hause, im Alltag, gelingt, mir mehr Zeit zum Schreiben zu nehmen.
Wandern
Den Harz einmal von West nach Ost auf dem Hexenstieg durchqueren, stand 2024 auf der Liste meiner Wunsch-Wanderungen ganz oben. Doch irgendwie war es verhext mit dem Hexenstieg: Als ich im März losgehen wollte, wurde ich krank, ans Wandern war nicht zu denken. Später im Jahr machten mir mal mein Knie, mal das Wetter oder das Leben einen Strich durch die Rechnung. Und so habe ich im vergangenen Jahr nur die erste Etappe von Osterode nach Clausthal geschafft – und sie hat mir wie auch die anderen drei Teilstrecken, die ich im Laufe der Jahre gewandert bin, nicht sonderlich gut gefallen. Deshalb habe ich den Hexenstieg kurzerhand von der Liste der Dinge, die ich tun möchte, gestrichen und dieses (Wander)Ziel losgelassen. Es gibt einfach viel schönere Wanderwege im Harz: Einige habe ich im vergangenen Jahr entdeckt: den Besinnungsweg bei Bad Harzburg beispielsweise oder den Weg der Steine bei Wolfshagen. Dort habe ich im Oktober sogar Gil-Galad, den letzten Hohen König der Elben aus Tolkiens Welt, getroffen und fotografiert (Kostüm Foe Rodens).
Auf dem Hexenstieg …… dem Besinnungsweg …… und mit Gil-Galad auf dem Weg ser Steine
Kunst
Ich habe keine Ahnung von Kunst, aber ich mag schöne Bilder und gehe gerne in Ausstellungen und Museen.
2024 haben mir die Ausstellungen von Paula Modersohn-Becker im Landesmuseum Hannover, die Munch-Ausstellung und die Sammlung impressionistischer MalerInnen im Museum Barberini in Potsdam und dieBilder von Armin Müller-Stahl im Kloster Cismar besonders gut gefallen. Besonders berührt haben mich die beiden Installationen von Thomas Rentmeister im Sprengel Museum. Er hat den Hausrat seiner Eltern zu einem Kunstwerk verarbeitet. Ich habe in dem Berg manchen Gegenstand entdeckt, dessen Zwilling auch im Haus meiner Eltern stand. Und so war dieser Besuch im Sprengel Museum für mich irgendwie auch eine Reise in meine Vergangenheit.
Bilder von Paula Modersoh-Becker …… von Armin Müller-Stahl …… und eine raumgreifende Installation von Thomas Rentmeister
Bewegung
Ich bin früher gerne und viel gelaufen; doch seit einer Knie-OP vor einigen Jahren beschränke ich mich notgedrungen aufs walken und wandern. Mein Ziel, 10.000 Schritte am Tag zu gehen, 2024 im Prinzip erreicht: Durchschnittlich 10.375 Schritte täglich – an manchen Tagen mehr, an anderen leider weniger –summieren sich auf insgesamt 3.797.250 Schritte im ganzen Jahr.
Im neuen Jahr sollen es mindestens ebenso viele werden. Und vielleicht gelingt es mir ja auch, den Kilometerzähler auf meiner Fitnessuhr zu aktivieren, damit ich meine tägliche Sporteinheit aufs Rad verlegen kann, wenn mein Knie mal wieder nicht so will wie ich.
Im vergangenen Sommer bin ich außerdem mehr und öfter geschwommen als in den Jahren davor – und wenn ich meinen inneren Schweinehund dann überwunden hatte, hat es mir sogar Spaß gemacht. Und so habe ich mir vorgenommen, im nächsten Sommer eine Dauerkarte fürs Freibad zu kaufen und regelmäßig schwimmen zu gehen.
Omas gegen rechts
Vor einem Jahr habe ich im Jahresrückblog geschrieben: „Seit einiger Zeit beteilige ich mich an Aktionen der Omas gegen rechts. Denn in Zeiten wie diesen genügt es meiner Meinung nach nicht mehr, gegen Antisemitismus und rechtsradikale Parteien zu sein, die unsere Demokratie gefährden – man muss es auch zeigen.“ Dieser Satz ist leider aktueller denn je. Denn bei den bei den Europawahlen gaben mehr Leute, darunter besonders viele junge, rechtsextremen Parteien ihre Stimme als bei den vorangegangenen Wahlen, im Thüringer Landtag ist die AFD mit 32 Sitzen die stärkste Fraktion. Und in den USA wurde mit Donald Trump ein Präsident wiedergewählt, dessen Demokratieverständnis mehr als zweifelhaft ist und dessen finanzkräftiger Unterstützer offen für die AFD und andere rechtsextreme Parteien wirbt.
Es ist also höchste Zeit, Zeichen zu setzen – gegen Antisemitismus, Faschismus und Fremdenfeindlichkeit. Ob es etwas bewirkt, wenn ich an Solidaritätswachen vor der Synagoge der Neuen jüdischen Gemeinde oder an Demonstrationen gegen rechts und gegen Antisemitismus teilnehme, weiß ich nicht. Aber zumindest habe ich es versucht. Im vergangenen Jahr bei Demos in Hannover, Goslar, Großburgwedel und Eschede (https://timetoflyblog.com/wir-sind-viele).
Erste Male
Seit ich lesen kann – also seit mehr als 60 Jahren – lese ich gerne und viel: Im vergangenen Jahr waren es laut meiner sicher nicht vollständigen Liste 57 Bücher (mehr dazu in einem extra Blogbeitrag). Aber im April habe ich zum ersten Mal an einem Silent Book Club teilgenommen (https://timetoflyblog.com/gemeinsam-lesen). Schreib- und Lauftreffs kannte ich, aber dass Menschen sich treffen, um gemeinsam zu lesen, war mir neu. Erstaunt hat mich, bei der Premiere in der Stadtbibliothek Hannover, wie viele Bücherfans kamen, vor allem junge. Ich habe im vergangenen Jahr nur einmal beim Silent Book Club mitgelesen, aber ich werde 2025 sicher wieder dabei sein. Für alle interessierten HannoveranerInnen: Das nächste Lesetreffen findet übrigens am 30. Januar ab 17 Uhr in der Stadtbibliothek statt. Ab 16.30 Uhr führt Martina zu den besten Leseplätzen (https://www.instagram.com/silentbookclub_hannover/).
Gelesene Bücher beim ersten Silent Book Club in Hannover
Auch an der von Anna Koschinski organisierten Blognacht (https://annakoschinski.de/blognacht/) habe ich 2024 zum ersten und leider auch nur ein einziges Mal teilgenommen. Dass es mir nicht öfter geglückt ist, liegt auch daran, dass ich freitags manchmal mit meiner Kollegin Foe im Harz wandere und nach einer langen Tour oft zu müde bin. Und dass ich eben freitags manchmal während des Shabbatgottesdienstes vor der Synagoge der Neuen jüdischen Gemeinde in Hannover stehe, um Solidarität mit den Jüdinnen und Juden zu zeigen, die drinnen beten und wegen ihres Glaubens immer häufiger beleidigt, bedroht und angegriffen werden (siehe Omas gegen rechts). Frau muss eben manchmal Prioritäten setzen. Aber die Blognächte stehen ebenfalls auf meiner To-do-Liste für 2025.
Eine Frau, die ich schon lange kannte, die ich aber erst in den vergangenen Jahren besser kennen und schätzen gelernt habe, ist im Frühjahr gestorben. Für mich unerwartet, denn sie war jünger als ich und ich wusste nicht, dass sie krank war. Bei unseren gelegentlichen Telefonaten hat sie es mir nicht erzählt. Und weil wir weit voneinander entfernt wohnten, haben wir uns auch nur selten getroffen – zuletzt im Sommer 2023, mehr als ein halbes Jahr vor ihrem Tod. Dass es das letzte Mal sein würde, ahnten wir beide damals noch nicht. Auch wenn wir beide über 60 waren, dachten wir, wir hätten noch viel Zeit. Denn damals waren wir beide noch gesun
Ihr Tod hat mich sehr getroffen und mich daran erinnert, dass ich Dinge nicht auf die lange Bank schieben sollte, sondern direkt tun sollte. Vielleicht sollte mein Jahresmotto lauten: Carpe diem oder besser noch „Just do it“
Fünf Ziele für 2025
Ich möchte
mehr schreiben und ein Buchprojekt beenden,
zeichnen lernen und im wahrsten Sinne des Wortes mehr Farbe in mein Leben bringen,
reisen, mit dem Wohnmobil, mit dem Zug und zu Fuß,
Freundinnen treffen, auch oder vor allem die, die nicht in meiner Nähe wohnen,
„Nun starb das Jahr. Auch dieses ging daneben. Längst trat es seinen Lebensabend an. Es lohnt sich kaum, der Trauer hinzugeben, Weil man sich ja ein neues leisten kann.“
Nein, der November ist nicht mein Lieblingsmonat. Aber ich finde ihn auch nicht so schrecklich wie manche andere. Natürlich, das Wetter ist oft nicht das beste, Novemberwetter halt, doch im November ertrage ich das triste Grau und die Dunkelheit noch recht gut. Vielleicht weil ich dann noch von zurückliegenden schöneren Sommer- und Herbsttagen zehre. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich im November geboren bin und viele Menschen, die ich gerne mag, ebenfalls.
Happy Birthday
Mein Geburtstag war in diesem Jahr besonders schön. Denn meine Freundin Sabine und ihr Mann haben uns besucht. Sabine und ich haben zur gleichen Zeit in Mainz studiert, allerdings ganz verschiedene Fächer. Kennengelernt haben wir uns in der Unisauna – und unsere Freundschaft hat die vier Jahrzehnte, die seither vergangen sind, überdauert. Weil Sabine in Süddeutschland wohnt und ich im Norden, sehen wir uns leider nur selten. Umso mehr habe ich mich über ihren Besuch gefreut.
Am Morgen meines Geburtstags stand dann auch noch meine Tochter unangekündigt vor der Tür. Und eine weitere Überraschung wartete am Wochenende in Hamburg auf mich: Meine Schwiegertochter hatte zwei Karten für die Ballett-Werkstatt besorgt und so konnten bei den Proben für Slow Burn und Blake Works V zusehen. Beide Stücke feiern im Dezember in der Oper Premiere. Es war wirklich beeindruckend zu sehen, wie die TänzerInnen ein Stück einstudieren; den Entstehungsprozess mitzuerleben gefällt mir eigentlich besser als die Aufführung selbst.
Bebackt wurde ich an/um meinem Geburtstag übrigens auch: Mein Mann hatte für mich einen Zimtschneckenkuchen gebacken, mein Stiefsohn bei unserem Besuch einen Franzbrötchenkuchen. Der war so lecker, dass er gleich am nächsten Tag zwei weitere backen musste. Einen durften wir dann mit nach Hause nehmen. Herzlichen Dank
Atelier Rundgang in der List, schreiben in Linden
Der November hatte gut begonnen: Am ersten Sonntag im November öffneten KünstlerInnen aus der List ihre Ateliers und zeigten, was, wie und wo sie arbeiten. Über die Schulter schauen kann man ihnen bei der Arbeit zwar nicht, aber man sieht beim Atelierbesuch – anders in Ausstellungen – eben nicht nur die fertigen Arbeiten, sondern auch Skizzen und Entwürfe und bekommt einen Einblick in den Entstehungsprozess.
Blick in die Ateliers von Saskia Bera …… und Ivonne Mewes …
Und weil die Ateliers nah beieinander liegen, ist der Atelier Rundgang für mich eine willkommene Gelegenheit, durch die List zu spazieren. Für alle, die Hannovernicht kennen: Die List ist einer der schönsten Stadtteile Hannovers, liegt aber abseits meiner normalen Wege.
… von Eva-Maria Stockmann …… Guido Gratz und …… R. F. Myller
Anders als in der List bin ich in Linden recht oft, auch weil ich seit ein paar Jahren immer am ersten Sonntag im Monat gemeinsam mit anderen Frauen schreibe. Zuerst haben wir uns im Unternehmerinnenzentrum getroffen, dann im Ihmezentrum und seit Anfang des Jahres im neuen AutorInnenzentrum in der Deisterstraße. Angefangen hat alles im Herbst 2019. Damals habe ich Annette Hagemann vom Kulturbüro der Stadt Hannover von meiner Idee erzählt, im Januar 2020 habe ich die Schreibtreff-Idee dann beim von Annette organisierten Autor*innen-Netzwerktreffen vorgestellt. Im kommenden Jahr feiern wir also ein kleines Jubiläum (https://timetoflyblog.com/aus-wien-nach-hannove)r.
Ein Unglück kommt selten allein
Es gibt Tage, die sollte man aus dem Kalender streichen. Der 5. November war ein solcher Tag. Oder, um mit Hermann van Veen zu sprechen: „Dieser Tag ist ein Griff ins Klo.“ Dabei hat mich die Wahl Donald Trumps diesmal nicht ganz so unvorbereitet getroffen wie vor acht Jahren.
An den Wahltag im Jahr 2016 erinnere ich mich genau: Ich war damals mit meinem Mann und meiner Tochter in Neuseeland. Als wir abends ins Bett gingen, sah Hilary Clinton wie die sichere Wahlsiegerin aus. Als wir morgens wach wurden, war Donald Trump der künftige Präsident der Vereingten Staaten. Und zwei Tage nach dem politischen Beben bebte in Neuseeland die Erde.
Diesmal habe ich es befürchtet, aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Mein Mann hat das Wahldrama live mitverfolgt, es aber nicht aufhalten können.Aals ich um vier Uhr morgens aufstand, bestand kaum mehr Hoffnung. Eigentlich hatte ich gehofft, am 6. November ein Glas Sekt auf die neue Präsidentin Kamala Harris trinken zu können. Bei einem Wahlsieg von Donald Trump wollte ich mich aus Frust betrinken, obwohl ich eigentlich nur selten Alkohol trinke und nur sehr wenig vertrage.
Dann bin ich doch nüchtern geblieben: Denn ich wusste, dass ich gar nicht so viel trinken konnte, wie ich kotzen wollte. Dass der Ausspruch vom Maler Max Liebermann stammt, habe ich erst erfahren, als ich diesen Beitrag schrieb. Als Liebermann nämlich im Jahr 1933 einen Fackelzug zu Adolf Hitlers Machtergreifung anschaute, sagte er: „Ich kann nicht so viel fressen, wie ich kotzen möchte.“ Manchmal fürchte ich wirklich, dass sich Geschichte wiederholt und dass wir Menschen aus der Geschichte eben nichts lernen. Ein (politisches) Unglück kommt ja bekanntlich selten allein, heißt es, Und ich gebe zu, dass ich zuerst gedacht habe: „Muss das denn ausgerechnet heute auch noch sein.“ Doch eigentlich war ich für das Ampel-Aus, das ein paar Stunden später folgte, fast dankbar. Es lenkte mich zum einen vom Wahl-Debakel in den USA ab. Zum anderen war die Koalition mit der FDP meiner Meinung nach ohnehin ein Fehler, der jetzt endlich – besser spät als nie – durch den Rausschmiss Lindners korrigiert wurde.
Hätte ich schon an jenem Abend gewusst, welch mieses Schmierentheater die FDP inszeniert hat, hätte ich vielleicht doch zur Flasche gegriffen. Denn nüchtern ist so viel Verlogenheit kaum zu ertragen. Wahrscheinlich drehen sich sogar Genscher und Scheel im Grabe rum.
BuchLust
Zu den beiden großen Buchmessen habe ich es in diesem Jahr nicht geschafft. Während der Leipziger Buchmesse im Frühjahr war ich krank, Frankfurt ist mir an den Publikumstagen einfach zu voll. Die BuchLust in Hannover ist dagegen klein und familiär. Nur etwa 30 Verlage stellten am letzten Wochenende im November im Künstlerhaus aus – nicht die großen Publikumsverlage, sondern kleine, unabhängige Verlage, viele aus Hannover und Umgebung.
Eine Entdeckung waren für mich die wunderschön gestalteten und illustrierten Maro-Hefte des MaroVerlags. Seit 2020 werden in der Reihe Essays zu politischen oder anderen spannenden Themen veröffentlicht. Ich habe mir den literarischen Essay Schlaf von Marie-Louise Monrad Möller gekauft, illustriert von Eniko Katalin Eged. Sehr gut gefallen hat mir auch das Gramm, ein Magazin für Kurzgeschichten, das alle zwei Monate im gleichnamigen Verlag erscheint. Nomen est omen: Die Hefte im A6-Format wiegen wirklich nur ein paar Gramm, jede Ausgabe besteht aus einer einzigen Kurzgeschichte, die eigens für diese Reihe geschrieben wurde. Wie die MaroHefte können auch die Gramm-Kurzgeschichten abonniert werden. Keine schlechte Idee (Für alle, die es interessiert: www.maroverlag.de und www.dasgramm.de).
Besser hören
Bei Veranstaltungen und Seminaren wie auf Sylt (https://timetoflyblog.com/zeit-zum-schreiben-auf-sylt) merke ich es immer wieder: Vor allem in großen Räumen verstehe ich nicht alles, was gesagt wird. Mein Hörvermögen liegt zwar noch im Grenzbereich, aber eigentlich, darin waren sich meine Ohrenärztin und die Akustikerin, einig, ist es Zeit für ein Hörgerät.
Es begeistert mich natürlich nicht wirklich, denn ich weiß dass einige Bekannten mit ihren Geräten überhaupt nicht zurechtkommen. Und billig ist der Spaß auch nicht. Aber Studien zufolge gibt es einen Zusammenhang zwischen Altersschwerhörigkeit und Demenz. So entwickelten rund 25 Prozent der 3.500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die an einer Studie der Uni Leipzig teilnahmen, „eine Demenz, die sich mit einer Hörverminderung in Verbindung bringen ließ“. (https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/Unbehandelte-Schwerhoerigkeit-erhoeht-das-Demenz-Risiko,demenz804.html). Durch die Konzentration auf das Hören werden möglicherweise andere Hirnfunktionen, vor allem die Hirnrinde und der Hippocampus, die Schaltstelle zwischen Kurzzeit- und Langzeitgedächtnis, vernachlässigt und geschwächt. Da ist ein Hörgerät doch ein kleines Problem. Und ich werde künftig hoffentlich wieder besser hören – und das Gerät einfach ausschalten, wenn ich meine Ruhe haben will.
Die Weihnachtsmarktsaison ist eröffnet
Am Ende des Monats habe ich, bekennender Weihnachtsmarktfan, dann noch die diesjährige Weihnachtsmarktsaison eröffnet, und zwar mit dem Besuch des Weihnachtsmarkts in Bad Harzburg, da ich zum Katzensitten im Harz war. Es war nur ein kurzer Besuch, da es eigentlich nur diverse Getränke- und Essstände gibt – und die beleuchteten Krippenfiguren auf dem Port-Louis-Platz . Besser gefallen hat mir der Weihnachtsmarkt in Wolfenbüttel, der in diesem Jahr nicht in der Innenstadt, sondern auf dem Schlossplatz stattfindet. Wirklich begeistert hat er mich allerdings trotz des schönen Ambientes nicht, aber die Adventszeit hat ja auch gerade erst begonnen. In den nächsten Wochen stehen noch die Weihnachtsmärkte von Goslar, Celle und Hameln auf meiner To-visit-Liste.
Überlebensgroße Krippenfiguren in Bad Harzburg … … und Weihnachtslandschaft auf dem Schlossplatz in Wolfenbüttel
Das Zeitempfinden ist abhängig vom Alter, habe ich am Sonntag in Terra X erfahren: Je älter man wird, desto schneller vergeht die Zeit. Das liege daran, dass in jungen Jahren mehr Neues passiere, an das man sich erinnere. Deshalb erscheine eine Zeitspanne im Rückblick kürzer, so Marc Wittmann, Leiter einer Studie über Zeitwahrnehmung und -bewusstsein und Autor des Buches „Gefühlte Zeit“. Bei den über 60-Jährigen tickten die Uhren dann allerdings wieder anders, das Zeitempfinden ändere sich wieder. Denn schließlich haben viele Menschen als RentnerInnen wieder Zeit, Neues auszuprobieren und Dinge zu unternehmen, die dann in Erinnerung bleiben (https://www.7jahrelaenger.de/7jl/magazin/wie-das-alter-unser-zeitgefuehl-beeinflusst-62822) – und im Monatsrückblog auftauchen.
Reisen
Dass ich jetzt mehr Zeit zum Reisen habe, ist einer der großen Vorzüge des RentnerInnenlebens – und dank meines D-Tickets sind die Fahrten mit dem öffentlichen Personennahverkehr günstig und recht problemlos. So war ich im Oktober dreimal im Harz: einmal zum Wandern In Ilfeld, einmal zu einer Aus- und Umräumaktion in Bad Harzburg und einmal zu einem Fotoshooting mit Gil-Galad im Wald bei Wolfshagen. Der letzte Hohe König der Elben war eigens für den Fototermin aus Tolkiens Mittelerde nach Niedersachsen gereist. Die SpaziergängerInnen, die uns begegneten, freuten sich allesamt über den unerwarteten Gast.
Von Mittelerde nach Wolfshagen:Elbenkönig Gil-Galad gibt sich die Ehre. Kostüm: Foe Rodens
In Hamburg habe ich meine Enkelkinder besucht und schließlich am vorletzten Oktobertag meinen Mann in Travemünde am Skandinavienkai abgeholt, also dort, wo unsere Nordtour vor fast zwei Monaten begann. Während ich Ende September wieder zurück nach Deutschland geflogen bin, um den zwar nicht immer, aber doch oft Goldenen Oktober zu genießen, blieb mein Mann nördlich des Polarkreises, immer auf der Jagd nach Nordlichtern (https://sternefueralle.wordpress.com/polarlichter/).
Für mich war die Fahrt nach Travemünde eine gute Gelegenheit, ein paar Stunden am Meer zu verbrinfen – und ein gemeinsamer Abschluss unserer Schwedenreise.
Alle Jahre wieder: Besucher aus dem hohen NordenKunst am Meer …… und Kunst im Meer
Kunst
Im September war ich noch in Jokkmokk, dem samischen Zentrum in Nordschweden, im Oktober gab es ein Wiedersehen mit der samischen Geschichte und Kultur im Sprengelmuseum in Hannover. Joar Nango, Künstler und Architekt aus Tromsö mit samischen Wurzeln, greift für seine Installationen traditionelle Kulturtechniken der Sámi auf – und aktualisiert sie. So verarbeitete er für die Ausstellungsstücke neben traditionellen Werkstoffen wie Holz, Fischhäuten, Rentierfellen und Birkenrinden zum Beispiel auch Kupfer- und Blechplatten von einem Schrottplatz aus der Region Hannover. Aus ihnen entstand ein Gumpi, eine transportable Hütte, die samische Hirten nutzen, um sich vor Wind und Wetter zu schützen, wenn sie ihren Rentierherden folgen. Auch Filme und Fotos geben noch bis Anfang nächsten Jahres im Sprengelmuseum einen Einblick in die samische Kulltur. Als Hocker vor den Bildschirmen dienen übrigens unter anderem ausrangierte Raupen von Schneemobilen.
Ein samisches Gumpi mit Material vom Schrottplatz …… und Möbel und Hausrat, verarbeitet zu einem Kunstwerk
Thomas Rentmeisters Installation d23 war für mich eine kleine Reise in meine Vergangenheit. Denn der Umzug seiner Mutter in ein Pflegeheim und die Auflösung seines Elternhauses in der Dorfstraße 23 (d23) in Klein-Reken war für denBildhauer und Professor für Skulptur in Braunschweig ein Anlass, sich mit seiner Vergangenheit auseinanderzusetzen. Und so landeten Möbel, Hausrat und vielen persönlicheDingen nicht auf dem Sperrmüll, sondern als umfangreiche Rauminstallation im Sprengelmuseum. Manches habe ich beim Gang durch die Räume wiedererkannt – ganz ähnliche Dinge haben auch in meinem Elternhaus gestanden. Dass Thomas Rentmeister sie in einem Kunstwerk weiterverwertet hat, gefällt mir. Und ich musste daran denken, wie froh ich war, dass die Käufer meines Elternhauses einen Großteil der Möbel und des Hausrats übernommen und mir so erspart haben, das, was meine Eltern im Laufe ihres Lebens angeschafft haben, auf den Müll zu werfen.
Mein Ausflug ins Sprengelmuseum endete übrigens am Eingang der Dauerausstellung Elementareile. Meine Tasche sei zu groß, befand die für diese Räume zuständige Museums-Mitarbeiterin. Mein Einwand, dass ich am Eingang gefragt und eine andere Auskunft erhalten hatte, beeindruckte sie ebenso wenig wie die Feststellung, dass mindestens drei KollegInnen mich ohne Einwände, aber mit Tasche hatten passieren lassen. Ich drehte also um – und beschloss, den Museumsbesuch an einem anderen Tag fortzusetzen. Dank Museumskarte kann ich das ja jederzeit, außer montags. Montags sind die Museen in Hannover nämlich geschlossen.
Beim Nachmessen zu Hause zeigte sich: Meine Tasche ist wirklich einen halben Zentimeter zu lang, nämlich 30,5 statt der im Sprengelmuseum erlaubten 30 Zentimeter. Dass sie drei Zentimeter schmaler ist als erlaubt, (nämlich nur 22 statt 25 Zentimeter), gleicht offenbar diese Überschreitung nicht aus. Vorschrift ist eben Vorschrift.
Musik
Selbst hätte ich mir die Karte für das Konzert im Amtshof in Burgwedel sicher nicht gekauft, denn ich bin kein Fan von Violinmusik. Aber eine Bekannte hatte sie mir geschenkt, weil sie selbst an dem Abend verreist war. Und ich fand das Thema spannend: Night on Earth – eine musikalische Welt und Zeitreise durch die Nacht mit Ulf Schneider (Violine) und Jan Philip Schulze (Klavier).
Der Konzertabend verlief dann recht ungewöhnlich. Nach dem zweiten Stück stellte der Pianist fest, dass sich beim Transport am Schimmelflügel ein Pedal verklemmt hatte. Ich – musikalische Analphabetin – hatte das nicht gehört, für echte MusikenthusiastInnen ist das aber offenbar ein No-Go. Und so wurde das Konzert unterbrochen, nach einem langen Telefonat mit einem Klavierstimmer zeigte Jan Philipp Schulze, dass er nicht nur Klavier spielen, sondern sein Instrument auch reparieren kann: Er baute zuerst den Deckel, dann die Klaviatur aus – und nach der provisorischen Reparatur wieder ein. Nach einer halben Stunde ging das Konzert dann weiter.
Mehr als die Musik ist mir die Reparatur in Erinnerung geblieben – und ein Stück des amerikanischen Komponisten George Crumb. Ich hatte bislang noch nie etwas von ihm gehört, aber laut Kammermusikführer.de ist er „der ‚grand old man‘ der Neuen Musik in den USA“ https://www.kammermusikfuehrer.de/werke/4206). Ich habe mir die von ihm komponierte Sonata für Solo Cello bei Youtube angehört. Sie hat mir gefallen, auch wenn sie ganz anders klingt als die Cellostücke, die ich sonst höre. Vielleicht ist es ja kein Zufall, dass ich für die Zeitschrift Nobilis gerade einen Artikel über Hannoversche Gesellschaft für Neue Musik e.V. (hgnm) korrigiert habe (https://issuu.com/schluetersche/docs/nob_11-2024_epaper). Und man ist ja bekanntlich nie zu alt, Neues auszuprobieren.
Sport
Gut, ganz neu ist der Sport für mich nicht. Ich habe früher schon mal Tischtennis – oder vielleicht war es eher Pingpong – gespielt: während meines Volontariats an der Mosel (lang, lang ist’s her) ganz kurze Zeit im Verein, später dann gelegentlich und ohne jede Chance mit meiner Tochter, jetzt ab und zu mit den Enkelkindern. Kurz bevor oder nachdem ich sechzig geworden bin, hatte ich ein paarmal mit der Gruppe in der Seniorenbegegnungsstätte trainiert. Doch dann wurde meine Mutter pflegebedürftig, dann kam Corona … – kurzum, es kam immer etwas dazwischen. Jetzt habe ich wieder angefangen – ich spiele nicht gut, aber es macht mir Spaß und ich habe mir fest vorgenommen, diesmal dran zu bleiben. Und Übung macht ja bekanntlich die Meisterin.
Zwei Dinge waren charakteristisch für „meinen“ September: Ich war im vergangenen Monat viel unterwegs und habe ganz wenig geschrieben.
Schreiben
Nach 40 Jahre Lohnschreiberei brauchte ich einfach eine Auszeit vom Schreiben. Auf unserer Reise durch Schweden habe ich drei Wochen lang außer Tagebuch, Morgen- und Abendseiten nichts geschrieben – und die Pause hat mir gut getan. Wieder zurück in Deutschland, kehre ich allmählich in die Welt der Schreibenden zurück. Dabei helfen mir die Verabredungen zum Schreiben – online und live – mit einer Schreibfreundin sowie die Schreibimpulse von Denise Fritsch, die jeden Morgen in meinem Mailfach landen.
Schule
Den Frauenschreibtreff im Autorinnenzentrum, eigentlich ein fester Termin in meinem Kalender, habe ich im September ich ausfallen lassen. Denn morgens mussten wir noch für unsere Schwedenreise packen, die am 3. September begann, nachmittags sind wir dann schon gen Norden gestartet. Am Montag und Dienstag wurden nämlich zwei Enkelkinder in Hamburg ein- bzw. umgeschult. Yunus kam in die weiterführende Schule, seine kleine Schwester Ayda in die Grundschule. Im Leben der Kinder sind das wichtige Tage – und wir sind froh, dass wir sie miterleben durften.
Schweden
Über unsere Schwedenreise habe ich schon ausführlich berichtet (https://timetoflyblog.com/schweden-im-herbst). Weil wir an der Südküste entlangfahren wollten, hatten wir einen Platz auf der Fähre von Travemünde nach Trelleborg gebucht. Außerdem ersparten wir uns so den Stau vor der Fehmarnsundbrücke und die eher langweilige Fahrt durch Dänemark. Dass die Fähre einen Umweg über Rostock machte, wurde uns erst bewusst, als wir im Hafen eincheckten. Gestört hat es uns nicht, denn die Seefahrt war bei schönem Wetter ganz entspannt – und dauerte trotz des Zwischenstopps in Meck-Pomm nicht viel länger als die Fahrt mit dem Auto.
Für einen bekennenden Wasserfan wie mich ist Schweden ein Traum. Ein See, ein Fluss oder das Meer sind eigentlich immer in der Nähe, manchmal sogar See, Fluss und Meer. Im Süden haben mich vor allem die hübschen Städte mit viel Flair begeistert, im Norden die Natur. Besondere Highlights waren Stockholm und die nordschwedische Küstenregion Höga Kusten. Die Felslandschaft ist vor Zehntausend Jahren aus dem Meer gewachsen und wächst heute noch immer, wenn auch nur kaum messbar um acht Millimeter im Jahr.
Auch wenn mir die Hohe Küste besonders gut gefallen hat: Schöne Landschaften mit tollen Ausblicken gab es eigentlich überall. So lagen alle 13 Campingplätze, auf denen wir übernachtet haben, an einem Gewässer; meist konnten wir sogar direkt vom Wohnmobil aus auf einem See, einen Fluss oder aufs Meer sehen. Und so sind auf der Reise viele schöne Fotos entstanden, zum Beispiel von Sonnenauf- und -untergängen.
Sonnenuntergang auf Öland …… am Fladensee bei Stockholm… und Sonnenaufgang am Skuletberget
Schwimmen
Apropos Wasser. Ich bin gerne am Wasser, aber schwimmen ist – alle die mich oder meinen Blog kennen wissen es – nicht mein Sport. Mit dem Bahnenschwimmen im Schwimmbad tue ich mich schwer, aber wenn ich an einem See oder am Meer bin, kann ich meist nicht widerstehen und will hinein.
Auch auf dieser Reise bin ich an fast allen Orten, an denen wir Station gemacht haben, ein bisschen geschwommen, wenn auch der doch schon recht niedrigen Wassertemperaturen wegen meist nur kurz. Toll war das Meer bei Simrishamn und Ystad: So hohe Wellen habe ich an der Ostsee noch nie erlebt. An den Höga Kusten war das Wasser spiegelglatt und deutlich kälter. Weil aber die Sauna am Skuleberget Havscamp direkt am Wasser steht, konnte ich mich aufwärmen, bevor ich ins Wasser eingetaucht bin.
Blick auf die Sauna …… aus der Sauna …… und vom Steg auf den Fjord
Auf dem nächsten Campingplatz in Byrske habe ich dann kein Bad, sondern – ungewollt – ein Schlammbad genommen. Als ich von einem Steg sprang, versank ich bis zu den Oberschenkeln im Schlick. Einen meiner Schuhe konnte ich noch herausziehen, der andere blieb verschwunden. Darauf, im Lille Luleälv zu schwimmen, habe ich dann verzichtet. Denn Jokkmokk liegt nördlich des Polarkreises – und in der zweiten Nacht im Arctic Camp sanken die Temperaturen unter dem Gefrierpunkt. Inzwischen schneit es dort, erzählt mein Mann.
Gerettet. Sein rechter Bruder blieb im Schlick zurück.
So abgehärtet, schreckten mich die herbstlichen Temperaturen in Deutschland nicht. Wieder zurück in Burgwedel, bin ich jeden Morgen ins Freibad gefahren – und als am 29. September die Freibadsaison endete, hatte ich auch meine zweite Zehnerkarte restlos „abgeschwommen“. Irgendwie hat es sogar Spaß gemacht, wenn ich mich einmal aufgerafft und meinen inneren Schweinehund überwunden habe. Jetzt habe ich vor, im nächsten Jahr wieder einmal eine Saisonkarte zu kaufen und regelmäßig schwimmen zu gehen. Doch ob der gute Vorsatz den Winter übersteht, ist fraglich.
Schöne Bilder: „KUNST in BEGEGNUNG“.
Auch ein bisschen Kunst gab es am letzten Septemberwochenende in Burgwedel. 18 Jahre lang haben KünstlerInnen und KunsthandwerkerInnen ihre Werke ausgestellt – in Büros, öffentlichen Gebäuden oder auch in ihren eigenen Ateliers. Weil es an finanzieller und organisatorischer Unterstützung sowie ein bisschen auch an NachwuchskünstlerInnen fehlte, sollte im vergangenen Jahr mit „Kunst in Bewegung“ eigentlich Schluss sein. Doch dann haben es sich die OrganisatorInnen zum Glück anders überlegt. Aus Kunst in Bewegung wurde Kunst in Begegnung.
Was sich außer dem Namen und dem Logo geändert hat, ist mir nicht ganz klar. Die Erkennungszeichen – die orange lackierten Fahrräder, die orangenen Fahnen und selbst das Kürzel KIB sind gleich geblieben. Und wie in den vergangenen Jahren habe ich es genossen, durch die Stadt zu gehen und mir die Arbeiten von rund 30 KünstlerInnen und KunsthandwerkerInnen anzusehen. Einige wie Heidrun Schlieker, Christine Küppers oder Elke Seitz kenne ich schon sehr lange
Kunstwerke von Heidrun Schlieker …… Christine Küppers …… und Elke Seitz
andere wie Kerstin Bässmann, Annette Böwe und Ulrich Saloga habe ich erst in diesem oder im letzten Jahr kennengelernt und interessante Gespräche geführt.
Kunst von und interessante Begegnungen mit Kerstin Bässmann …… Annette Böwe …und mit Ulrich Saloga
Neben altbekannten waren in diesem auch einige neue Ausstellungsorte dabei. Einige HausbesitzerInnen haben ihr Herz für die Kunst entdeckt und für die Kunstaktion derzeit leerstehende Räume zur Verfügung gestellt. Und so hoffe ich, dass im nächsten Jahr die Fortsetzung von Kunst in Begegnung folgt.
Zwei Drittel des Jahres sind vorbei, mit dem August endet auch der meteorologische Sommer, Er war laut EU-Klimadienst Copernicus der heißeste Sommer seit Aufzeichnungsbeginn, auch das laufende Jahr steuere auf einen Höchstwert zu, meldete die Tagesschau am 6. September (https://www.tagesschau.de/wissen/klima/sommer-hoechststand-temperatur-100.html). Und trotzdem wählen immer mehr Menschen eine Partei, die denKlimawandel oder besser gesagt die Klimakatastrophe leugnet.
Zwischen Nordsee und Harz …
… war ich im August unterwegs. Am Anfang des Monats waren wir mit dem Wohnmobil ein paar Tage an der Nordsee, und zwar wieder auf unseren „Stammstellplatz“ in Duhnen. Der liegt direkt an der Nordsee und in der Nähe von Cuxhaven. Mir gefällt die Stadt mit vielen alten, hübsch restaurierten Häusern und vielen kleinen Läden. Sie sind geblieben, als oder vielleicht gerade weil die großen Kaufhäuser geschlossen haben. Mein Lieblingsladen ist ein Schreibwarenladen namens Skribifax, dessen Inneneinrichtung noch aus dem vorletzten Jahrhundert zu stammen scheint. Meine Lieblingsschreibhefte gibt es dort auch: A5-Kladden von Claire Fontaine mit flexiblem Einband. Natürlich habe ich mich wieder eingedeckt, weil mein Vorrat zur Neige ging.
Skribifax von außen …… und von innenAbend in Duhnen
Mit meiner Tochter bin ich im Harz an der Ecker entlanggewandert. Vor der Wende verlief hier die innerdeutsche Grenze. Wer versuchte, das Bächlein zu überqueren, riskierte sein Leben. Ein mulmiges Gefühl hatten wir, als wir ein Stück entferntim Gebüsch ein Wildschwein sahen. Schon vorher war uns ein strenger Geruch aufgefallen. Offenbar stimmt es, dass man Wildschweine riecht, bevor man sie sieht. Wir waren auf jeden Fall froh, dass die Tiere ebenso wenig an einer Begegnung mit uns interessiert waren wie wir an einem Treffen mit ihnen.
Kunst am Baum
In Hamburg war ich im August zwei Mal, einmal mit dem Auto, einmal mit dem Zug. Fazit: Mit dem Auto dauerte die Fahrt sonntagsmittagsvon Burgwedel bei Hannover bis nach Burgwedel bei Hamburg drei Stunden, zurück waren wir abendsnicht viel schneller. Mit Nahverkehrszug, U-Bahn und Bus brauche ich nicht länger – und die Fahrt ist nicht nur weniger stressig, sondern dank 49-Euro-Ticket auch viel preiswerter. Vielleicht ist die Deutsche Bahn ja doch nicht ganz so schlecht wie ihr Ruf.
Caspar David Friedrich in Hannover
Eigentlich wollte ich mir ja eine der beiden großen Caspar-David-Friedrich-Ausstellungen ansehen, die im 250. Geburtsjahr des vielleicht bedeutendsten deutschen Malers der deutschen Romantik in Hamburg und Berlin gezeigt wurden. Doch irgendwie kam immer etwas dazwischen.Zum Glück gibt es jetzt eine Kabinettausstellung quasi direkt vor der Haustür. Im Landesmuseum Hannover sind in sechs Gemälde von Caspar David Friedrich aus dem eigenen Bestand zu sehen – darunter die Werkfolge „Vier Tageszeiten“, laut Museum „der einzige vollständig erhaltene Tageszeitenzyklus des Künstlers an einem Ort überhaupt“ (https://www.landesmuseum-hannover.de/tageszeiten).
Die Ausstellung hat mir gefallen, die Erläuterungen haben mir die Bilder und ihre Entstehungnäher gebracht. Aber ein Caspar-David-Friedrich-Fan bin und werde ich sicher nicht. Und so traure ich den versäumten Ausstellungen in Berlin und Hamburg nicht wirklichnach.
Oper Open Air
Besser spät als nie: Was ich im Rückblick auf den Monat Juli über die Konzertreihe Klassik in der Altstadt geschrieben habe, gilt auch für das Klassik Open Air im Maschpark von Hannover. Die Open-Air-Konzerte unter dem Motto „Oper für alle“ gibt es schon seit zehn Jahren, wir waren in diesem Mal zum ersten Mal dabei. Die NDR-Radiophilharmonie und drei OpernsängerInnen – die Sopranistin Pretty Yende, der Tenor Kang Wangund der Bariton Simon Keenlyside – präsentierten im Jubiläumsjahr die Höhepunkte der vergangenen Open-Air-Konzerte. Mit uns waren 25.000 Menschen in den Maschpark gekommen, um Arien und Duette aus „Tosca“, „La Traviata“, „La Bohème“, „Rigoletto“, „Don Giovanni“, „Der Bajazzo“ und „Cavalleria rusticana“ zu hören.
Wir hatten unsere Picknickdecke auf der der Bühne gegenüberliegenden Seite des Maschteichs ausgebreitet und erlebten das Geschehen auf einer Videoleinwand hautnah. Es war ein wunderschöner Abend, der mich an die beiden Opernabende in der Arena von Verona erinnerte. Und mein erstes Klassik Open Air wird sicher nicht mein letztes.
Art Journal
A propos letztes. Im vergangenen März habe ich, angeregt von Frau Landau (https://www.instagram.com/frau_landau/), mein Art Journal angefangen (https://timetoflyblog.com/eine-art-journal). Jetzt, nach fast anderthalb Jahren, habe ich mit einer Seite aus dem Programm des Klassik Open Air die letzte Doppelseite des Buchs gestaltet. Es ist weniger ein Art Journal als ein Erlebnis- oder Reisejournal: Ich habe nur wenig selbst gezeichnet. Aber was beim ersten Art Journal (noch) nicht ist, kann beim nächsten ja werden. Das nächste Journal habe ich schon angefangen. Die ersten Einblicke gibt es vielleicht schon im nächsten Monatsrückblick.
Alexandra Bohlmanns Aufruf zur Blogparade folge ich gerne (https://alexandrabohlmann.com/blogparade-zeige-deinen-schreibtisch/). Allerdings habe ich nicht nur einen Arbeitstisch, sondern gleich vier. Und die sind innerhalb des Hauses schon mehrmals umgezogen. Das letzte Mal vor fast einem Jahr.
Mein Mann behauptet, mein Schreibtisch habe mit Ausnahme von Küche, Bad und Wohnzimmer schon in jedem Raum des Hauses gestanden. Das ist übertrieben, ebenso wie sein Vorschlag, Rollen unter die Beine zu montieren, damit ich sie leichter von einem Ort zum anderen bewegen lassen. Denn zum einen sind sie recht leicht, sie zu verrücken ist wirklich kein Problem. Und zum anderen glaube ich, dass sie jetzt am richtigen Platz sind.
Vier auf einem Bild …
Seit alle Kinder aus dem Haus sind, hatte ich – welch ein Luxus – zwei Arbeitszimmer. Als ich Rentnerin wurde, habe ich ein Arbeitszimmmer in ein Atelier, den darin stehenden Schreib- in einen Maltisch umfunktioniert. Denn Malen gehört zu den Dingen, die ich in diesem Leben unbedingt noch lernen möchte: Ich will im wahrsten Sinne des Wortes mehr Farbe in mein Leben bringen. Weil ich das Malzimmer aber kaum genutzt habe, habe ich dann im vergangenen September Mal- und Schreibraum zusammengelegt (https://timetoflyblog.com/zinnober-und-andere-atelierbesuche). Seither stehen Schreib- und Maltisch einträchtig nebeneinander – das inspiriert mich hoffentlich, Schreiben und Malen zu verbinden.
Kreatives Chaos auf dem Maltisch …… und (leider) seltene Ordnung auf dem Schreibtisch
Beide Tische sind aus hellem Holz und etwa gleich groß. Wenn mir der Sinn nach Veränderung und neuen Blickwinkeln steht, wird der Maltisch mit wenigen Handgriffen zum Schreibtisch – und umgekehrt. Derzeit steht mein Schreibtisch ganz feng-shui-mäßig im rechten Winkel zum Fenster. Ich habe außerdem beim Schreiben die Wand im Rücken und die Zimmertür immer im Blick. Beim Malen schaue ich dagegen aus dem Fenster, ein Dachfenster sorgt für zusätzliches Licht von der Seite. Auf meinem Maltisch können Farben und Bleistifte, Blocks und Skizzenbücher, Schere und Kleber liegen bleiben, auch wenn ich sie manchmal tagelang nicht benutze.
Meist zeichne ich mit Aquarellstiften – und ich liebe Skizzenbücher: Ich möchte meine Ideen und meine Erlebnisse künftig nicht nur in Worten, sondern auch in Skizzen festhalten – zum Beispiel in einem „Visual diary“ oder in einem „Art Journal“. Doch „One Sketch a day“, also eine Zeichnung am Tag, bleibt (noch) allzuoft nur ein guter Vorsatz.
Auf dem Maltisch stört mich kreatives Chaos nicht, auf meinen Schreibtischen mag ich‘s eigentlich gerne ordentlich. Doch Ordnung halten fällt mir leider schwer – mich von einigen lieb gewonnenen Utensilien zu trennen ebenfalls. So aufgeräumt wie auf den Fotos ist mein Schreibtische nur selten. Denn wenn ich arbeite, verteile ich meine Unterlagen nicht nur auf einem, sondern auch auf den angrenzenden Tischen. Und allzu oft bleiben sie dort auch liegen, wenn ich mit der Arbeit fertig bin.
Ich arbeite meist am Notebook: Es wandert mit mir von Schreibtisch zu Schreibtisch; auf ihm schreibe ich meine Texte, recherchiere und bearbeite meine Korrekturaufträge. Doch ich schreibe auch recht viel mit der Hand. Viele Ideen notiere ich ganz klassisch auf A6-Karteikarten und oder in einem Spiralheft, dessen silberne Hülle eine befreundete Buchbinderin für mich angefertigt hat. Wenn ich unterwegs bin, habe ich das Notizheft und die wichtigsten Karten in einer verschließbaren A6-Fächermappe fast immer dabei. Zu Hause bewahre ich die Karteikarten in einem Karteikasten auf dem Schreibtisch; dort liegen dann auch mein Notizbuch und mein Kalender.
Goldenes Kästchen und silbernes Notizbuch
Ich bin, ich gebe es zu, ein Papierfreak: Am liebsten schreibe ich in Kladden und Spiralblocks von Claire Fontaine; der Einband sollte flexibel, das Papier muss unliniert sein. Kariertes oder liniertes Papier gehen gar nicht, gepunktetes Papier, neudeutsch dotted, nur im „Notfall“, wenn es kein anderes gibt. Der Sinn dieser Lineatur erschließt sich mir allerdings nicht wirklich.
Weniger wählerisch bin ich bei den Stiften, die beiden Stiftebehälter enthalten ein buntes Sammelsurium. Denn meine Vorlieben ändern sich immer wieder. Meist schreibe ich mit Kulis, gekauften oder geschenkten, gelegentlich nutze ich auch Gelstifte oder Fineliner. Und auch ohne Textmarker komme ich nicht aus. Denn ich erfasse Inhalte leichter, wenn ich Texte nicht am Computer, sondern auf Papier lese – und die wichtigsten Stelle markiere
Ein Timer hilft mir, meine Arbeitszeit bei bestimmten Aufgaben zu begrenzen. Denn immer noch vergesse ich manchmal die Zeit, wenn ich recherchiere oder schreibe. Bei anderen Aufgaben lasse ich mich allzu gerne ablenken. Damit das nicht geschieht, teilt die Eule die Zeit nach dem Pomodoro-Prinzip in 25-Minuten-Abschnitte, in denen ich konzentriert arbeite, und kurze Erholungspausen. Und der Buddha bringt mit seiner kleinen Kerze in den Herbst- und Wintermonaten ein bisschen Licht in die Dunkelheit, wenn ich schon früh oder noch spät am Schreibtisch sitze.
In dem vergoldeten Pappkästchen sammle ich meine USB-Sticks. Seit ich im Volontariat vor fast einem halben Jahrhundert wegen eines Programmierfehlers das Inhaltsverzeichnis des Computers gelöscht und mehrere Tage damit verbracht habe, die nicht gesicherten Dateien der Kollegen zu rekonstruieren, speichere ich meine Dateien täglich ab, oft mehrmals und auf verschiedenen Datenträgern. Die Hexe am Computer bewacht sie, unterstützt von zwei Kolleginnen, die an der Schreibtischlampe hängend den Überblick behalten und mir (hoffentlich) Glück bringen.
Auf dem Holzbrettchen, das meine Tochter mit Kaffeetasse und Buch verziert hat, steht meist eine halbvolle Kaffeetasse. Auf Kaffee kann ich nicht verzichten, vor allem morgens ist er ein Muss. Ich bin Frühaufsteherin und eigentlich kein Morgenmuffel, doch vor der ersten Koffeindosis bin ziemlich unleidlich und unkreativ.
Musik höre ich dagegen nur phasenweise. Um mehr Platz und Ordnung auf meinem Schreibtisch zu haben, habe ich sowohl die CD-Box als auch den Monitor auf meinen Ersatzschreibtisch ausgelagert. In seinem ersten Leben war Schreibtisch Nr. 3 eine Tischnähmaschine. Sie gehörte meiner Mutter, genäht wurde an ihr eigentlich nie. Auch bei mir wird sie zweckentfremdet, vor allem für Videokonferenzen und Korrekturarbeiten am großen Monitor.
Bei Korrekturaufträgen arbeite ich meist mit zwei Notebooks. Mit meinem Arbeitsnotebook logge ich mich ins Verlagssystem ein, mit meinem alten Ersatznotebook recherchiere ich im Internet, wenn sich (inhaltliche, orthografische oder grammatische) Fragen ergeben. Das zweite Notebook hat, anders als sein jüngerer Bruder, einen festen Platz. Es steht auf einem kleinen Computertisch – Arbeitstisch Nr. 4. der nach getaner Arbeit wieder an die Wand und damit aus dem Blick rückt.
Ich gebe zu: Die gar nicht mehr so neuen Bundesländer sind für mich immer noch weitgehend Terra incognita. Natürlich war ich in den vergangenen 35 Jahren schon an manchen Orten, am häufigsten an der Ostsee, auf dem Darß und auf Usedom. Ich bin im Elbsandsteingebirge und vor allem im Harz gewandert. Ich war in Dresden, Leipzig und in Potsdam. Mein Besuch in Weimar war bislang der einzige im „Freistaat Thüringen“, obwohl geschichtsträchtige Städte wie Gotha, Mühlhausen, Erfurt oder Eisenach quasi direkt vor der Haustür liegen und mit dem Nahverkehrszug und mit dem 49-Euro-Ticket recht gut zu erreichen sind. Also auf nach Thüringen, solange es noch geht. Solange es das Deutschlandticket noch gibt und die AfD in Thüringen noch nicht an der Macht ist.
Noch ist Thüringen nicht verloren. Statement am Rathaus in Mühlhausen
Ob Gotha oder Erfurt hatte ich noch nicht entschieden, als ich morgens in den Zug stieg. Beide sollen zu den schönsten Städten Thüringens zählen. Doch weil mir der Sinn eher nach beschaulicher Residenz- als nach lebhafter Landeshauptstadt stand, bin ich in Gotha ausgestiegen. Auch dass dort in der Gaststätte Tivoli im Jahr 1875 die Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands (SAP), die heutige SPD, gegründet wurde, sprach für die Stadt.
Hoch über der Altstadt thront Schloss Friedenstein, laut Wikipedia der größte frühbarocke Feudalbau in Deutschland. Herzog Ernst I. von Sachsen-Gotha, genannt „Ernst der Fromme“ ließ das Schloss ab 1643 bauen, weil „sich in der Stadt keine geeignete Residenz befand“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Friedenstein). Und weil der Herzog offenbar ein früher Fan des Homeoffice war, entstanden im Schloss nicht nur Wohn- und Repräsentationsräume, sondern auch Verwaltungs- und Wirtschaftsräume, Zeughaus, Kirche und Münzstätte. Sein Nachfolger Herzog Friedrich I. von Sachsen-Gotha-Altenburg funktionierte den Ballsaal des Schlosses dann zu einem Theater um (https://de.wikipedia.org/wiki/Ekhof-Theater).
Die Herzöge waren offenbar sehr an Kunst und (Natur)Wissenschaften interessiert. Herzog. Ernst II. Ludwig von Sachsen-Gotha-Altenburg zahlte Ende des 18. Jahrhunderts den Schauspielern seines Theaters nicht nur ein festes Gehalt, sondern richtete sogar eine Pensionskasse für sie ein. Weitere hundert Jahre später waren dann die diversen herzoglichen Sammlungen so groß, dass ein anderer Ernst, nämlich Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha, ein Museum bauen ließ, das am Wochenende alle besuchen konnten, ohne Eintritt bezahlen zu müssen (https://de.wikipedia.org/wiki/Herzogliches_Museum_Gotha).
Schloss FriedensteinHerzogliches Museum
Ich habe zugegebenerweise weder Museum noch Theater noch Schloss besichtigt, sondern bin direkt in Richtung Altstadt gegangen und habe die Wasserkunst bewundert. Die 1895 eingeweihte Wasserspiel- und Brunnenanlage verbindet Schloss und Marktplatz und ist nicht nur eine der Haupt-Sehenswürdigkeiten Gothas, sondern Teil eines ausgeklügelten Wasserversorgungssystems.
Blick von der Wasserkunst auf die Stadt …… und aufs SchlossWasserkunst von unten
Weil es in Gotha keinen Fluss gibt und Brunnen schon im Mittelalter nicht mehr ausreichten, um den Wasserbedarf zu decken, ließ Landgraf Balthasar in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts den Leinakanal bauen. Durch ihn wurde das Wasser aus dem Thüringer Wald in die Stadt geleitet und mit einem hölzernen Pumpwerk bis aufs Schloss gepumpt.
Der Marktplatzvon Gotharund ums Alte Rathaus
Von der Wasserkunst hat man einen schönen Blick auf den Marktplatz und das Alte Rathaus, noch besser ist der Ausblick vom Rathausturm über die Stadt und die Umgebung.
Wieder zurück auf dem Boden, bin ich durch die Altstadt mit vielen hübsch restaurierten Häusern spaziert – und natürlich durch den Schlosspark und die Orangerie. Die spätbarocke Orangerie, die größte Thüringens, wurde im 18. Jahrhundert angelegt, um exotische Pflanzen zu sammeln, zu züchten und zu zeigen. Über 600 Orangen-, 300 Lorbeer- und fast ebenso viele Zitronenbäume standen damals dort (https://de.wikipedia.org/wiki/Orangerie_Gotha). Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Orangerie aufgegeben, jetzt wird der Bestand an Kübelpflanzen schrittweise wieder aufgebaut. Ich bin gespannt.
Auf der Rückfahrt habe ich dann in Mühlhausen Station gemacht. Irgendwie war der Stopp in der Stadt, die bis 1991 auch Thomas-Müntzer-Stadt hieß, auch ein Abstecher in die Vergangenheit. Denn im Studium habe ich mich intensiv mit dem Reformator Thomas Müntzer beschäftigt, der sich, anders als Martin Luther, nicht auf die Seite der Obrigkeit stellte, sondern den Kampf der Bauern um Freiheit und soziale Gerechtigkeit unterstützte. Als Prediger in der Marienkirche machten er und sein Mitstreiter Heinrich Pfeiffer Mühlhausen zum Zentrum der radikalreformatorischen Bewegung. Für sein Engagement zahlt Müntzer einen hohen Preis: Er wurde bei der Schlacht von Frankenhausen gefangen, gefoltert und in Mühlhausen hingerichtet.
Die Marienkirche von außen …… und die Thomas-Müntzer-Gedenkstätte drinnenKornmarktkirche mit Bauernkriegmuseum
Natürlich habe ich die Thomas-Müntzer-Gedenkstätte in der Marienkirche besucht und das Bauernkriegsmuseum in der Kornmarktkirche. St. Crucis ist übrigens nur eine von insgesamt zwölf mittelalterlichen Kirchbauten in Mühlhausen. Mit dem Bau der Kornmarktkirche wurde 13. Jahrhundert begonnen. Fast ebenso alt ist die dritte Kirche, die ich in Mühlhausen besucht habe: In der Divi-Blasii-Kirche arbeitete Johann Sebastian Bach, einer meiner Lieblingskomponisten, von Juli 1707 bis Juli 1708 als Organist. Bis zum 20. September ist dort übrigens eine Ausstellung über die Synagogen in Thüringen zu sehen, die am 9. November 1938 von den Nazis zerstört wurden. Bilder des Fotografen Jan Kobel zeigen, wo die 32 Synagogen standen und wie die Grundstücke heute genutzt werden. Texte von Judith Rüber informieren über die Bedeutung jüdischen Lebens in Thüringen. Auch – aber nicht nur deshalb – hat sich der Besuch der Thomas-Müntzer-Stadt gelohnt.
Denkmal für Johann Sebastian Bach vor der Divi-Blasii-Kirche …… und Ausstellung über Synagogen in Thüringen drinnen
Eigentlich wollten wir in diesem Frühsommer ja zwei Wochen in die Normandie fahren. Aber weil ich Ende Juni noch einen wichtigen Termin hatte und die Sommerferien in Frankreich in diesem Jahr schon am 4. Juli begonnen haben, haben wir die Reise aufs nächste Jahr verschoben und stattdessen mehrere kurze Fahrten geplant.
Zum Beispiel an die Müritz, die auf der Liste meiner Reiseziele schon lange weit oben steht. Doch dann schreckten uns die Stechmücken, die sich in diesem regenreichen Jahr an Seen besonders stark vermehrt haben. Aus dem gleichen Grund kam auch der Bodensee, Alternativreiseziel Nummer zwei, nicht infrage. Und so entschieden wir uns kurzfristig für die schleswig-holsteinische Ostseeküste. Bis zur Lübecker Bucht dauert die Fahrt ohne Staus nicht einmal drei Stunden. Außerdem hatten die Schulferien in Schleswig-Holstein und in Hamburg Mitte Juli noch nicht begonnen.
Auf dem Campingplatz Walkyrien zwischen Grömitz und Neustadt sind wir eher zufällig gelandet. Doch es war ein glücklicher Zufall. Bis zu dem kleinen Naturstrand sind es von den Stellplätzen aus gerade mal 300 Meter – und rund 60 Treppenstufen. Weil der Campingplatz auf der Steilküste liegt, konnten wir vom Wohnmobil aus immer das Meer sehen. Besonderes Highlight für mich: eine Sauna, ebenfalls mit Blick auf die Ostsee, selbst aus den Saunakabinen. Bei Außentemperaturen um die 25 Grad hatte außer uns offenbar niemand Lust auf noch mehr Wärme. Und so hatten mein Mann und ich die Sauna an zwei Nachmittagen ganz für uns allein. Was will frau mehr?
Die Ostsee immer im Blick: vom Stellplatz …… und aus der Sauna
Ein bisschen Kunst vielleicht. Von der Malerin Sonja Knoop hatte ich noch nie etwas gehört. Doch weil mir einige Bilder auf ihrer Website gefielen und sie ihr Atelier für Besucherinnen öffnen wollte, fuhren wir nach Neustadt. Leider war das Atelier geschlossen, und so bummelten wir durch den Hafen und die Altstadt, ehe wir wieder Richtung Grömitz fuhren. Damit, dass es auf der Strecke so viele Steigungen gibt, hatten wir nicht gerechnet. Aber während ich die Hügel hinaufstrampelte, erinnerte ich mich dunkel daran, dass daran wohl die Eiszeit schuld ist: Damals, vor rund 10.000 Jahren, lagen weite Teile des Landes zwischen Nord- und Ostsee unter einer dicken Eisschicht. Als das Eis schmolz, blieben riesige Gesteinshaufen zurück. Grund- und Endmoränen, die uns jetzt ins Schwitzen brachten.
Hügelig ist auch die Strecke nach Cismar. Dort werden zurzeit in dem ehemaligen Benediktinerkloster Bilder von Armin Müller-Stahl ausgestellt. Ich mag den Schauspieler, der auch Musiker, Autor und Maler ist. Und auch der Titel der Ausstellung gefällt mir: „Es genügt ein Mensch zu sein“ (https://kloster-cismar.sh/de/armin-mueller-stahl–es-genuegt-ein-mensch-zu-sein-). Außerdem sollen sich rund um das Kloster viele Kunst- und Kulturschaffende angesiedelt haben. Sie „machen Cismar zu einem ganz besonderen magischen Ort machen“, las ich in der Broschüre „Kunst und Kultur. Kloster Cismar und Umgebung 2024“. Grund genug, nach Cismar zu fahren,
Das Kloster, eines der bedeutendsten Bauwerke lübischer Frühgotik, ist wirklich imposant. Mönche leben in der Abtei allerding schon lange nicht mehr, „Um 1560 wurde das Kloster aufgegeben und später in ein landesherrliches Schloss umgewandelt“, weiß Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Kloster_Cismar). Heute nutzt das Landesmuseum Schleswig-Holstein das Gebäude im Sommer für Kunstausstellungen.
Noch bis Mitte August sind in der ehemaligen Amtmann-Wohnung und im Kuppelsaal des ehemaligen Benediktinerklosters rund 80 Bilder von Armin Müller-Stahl zu sehen. Die Bilder gefallen mir, nur schade, dass fast nur Porträts von Männern ausgestellt sind. Und ich frage mich, ob es daran liegt, dass der Maler so wenige Frauen porträtiert hat, oder doch eher an der Auswahl.
Kunst im Kuppelsaal des KlostersSchriftstellerInnen unter sich: Paul Celan, Franz Kafka …… und Susan Sontag
Der Kunstraum Remise im Quergebäude des Klosters ist leider geschlossen. Dort bieten KünstlerInnen verschiedene Kurse und Projekte an. „Das Programm umfasst Malerei und Zeichnen, künstlerisches Gestalten mit unterschiedlichen Materialien und Techniken, Maskenbau und Maskenspiel, Schreibwerkstätten und ‚Alte Schriftkunst‘ sowie das kreative Erkunden der Klosteranlage.“ (http://www.remise.cismar.de/). Im Weißen Haus, dem ehemaligen Amtsschreiberhaus direkt neben dem Kloster, lebt und arbeitet heute die Lyrikerin Doris Runge; der Verein Literatur im Weißen Haus Cismar organisiert dort Lesungen und andere literarische Veranstaltungen. Leider nicht, als ich im Kloster bin. Und so radelte ich nach einem Kaffee im Garten des Klostercafés wieder zurück zum Campingplatz – diesmal über Grömitz.
Der Küstenradweg führt zwischen Grömitz und Bliesdorf Strand über die Steilküste und bietet wunderschöne Ausblicke auf die Ostsee. Leider ist er teilweise schlecht ausgeschildert und endet am Campingplatz Kagelsbusch. Den Weg vor dem Campingplatz dürfen eigentlich nur Campinggäste betreten. „Aber niemand hält sich dran“, erklärte mir ein Radfahrer, der sein Rad an der Sperre vorbeischob. Ich folgte seinem Beispiel. Denn dass ein Einzelner vielen einen Weg einfach versperrt, geht meiner Meinung nach gar nicht. Eigentum verpflichtet! Aber das nächste Mal werde ich wohl nach Grömitz wandern – und den „verbotenen Weg“ am Strand umgehen.
Naturstrand beim Campingplatz WalkyrienSteilküste zwischen Grömitz und BliesdorfStrand bei Grömitz
Unser erster Besuch in Walkyrien wird sicher nicht der letzte sein. denn an der schleswig-holsteinischen Ostseeküste gibt es noch viel zu entdecken. Der Campingplatz auf der Steilküste ist dafür sicher eine gute Ausgangsbasis.