Die nächstliegende Lösung ist nicht immer die beste. Meine Idee, am Samstagmittag nach der Wanderung in Bad Harzburg noch einen Abstecher auf den Weihnachtsmarkt zu machen, erwies sich als Schnapsidee.
Dabei war der Besuch des Weihnachtsmarkts im wahrsten Sinne des Wortes naheliegend. Goslar liegt auf Bahnstrecke zwischen Hannover und Bad Harzburg, also quasi auf dem Weg nach Hause. Der Weihnachtsmarkt in der historischen Altstadt gilt als einer der schönsten nicht nur in Niedersachsen. Weihnachtsmarkt & Weihnachtswald Goslar wurden mit dem Qualitätssiegel “Excellent European Christmas Market” ausgezeichnet ubd zählen zu den Top 12 in Europa. Außerdem habe ich – bekennender Weihnachtsmarktfan – mir vorgenommen, in diesem Jahr zwei neue Weihnachtsmärkte kennen zu lernen. Viel Zeit bleibt nicht mehr – schließlich hatten wir schon den dritten Advent. Und so bin ich auf der Rückfahrt nach Burgwedel in Goslar ausgestiegen.
Eigentlich hätten mich schon die Menschenmassen, die mit mir vom Bahnhof in Richtung Altstadt pilgerten, misstrauisch machen müssen. Die meisten schlenderten gemütlich dem Weihnachtsmarkt entgegen, und wer wie ich gerne etwas zügiger geht – meine Tochter prägte einst den Begriff Speedbummling –, musste sich mühsam durchschlängeln.
Auf dem Weihnachtsmarkt selbst war dann gar kein Durchkommen mehr. Überall standen und gingen die Menschen dicht an dicht – wer sich die Angebote in den Buden zwischen ansehen oder gar etwas kaufen wollte, brauchte viel Geduld oder starke Ellenbogen. Ich habe bekanntlich beides nicht. Und so war mein Weihnachtsmarktbesuch nach wenigen Minuten beendet; bis zum künstlich angelegten Weihnachtswald mitten in der Altstadt mit 60 weihnachtlich beleuchteten Nadelbäumen und duftendem Waldboden habe ich es gar nicht geschafft.
Aber der Weihnachtsmarkt zwischen den Fachwerkhäusern hat Flair, das Ambiente ist wirklich außergewöhlich. Ich werde also wiederkommen: allerdings an einem normalen Werktag, möglichst kurz nachdem der Markt eröffnet.
Weit besser als die Stippvisite auf dem Weihnachtsmarkt hat mir die Wanderung von Bad Harzburg über die Große Bleiche zum Elfenstein gefallen. Von dem Granitfelsen hat man einen wunderschönen Blick auf Bad Harzburg und das Harzvorland. Er galt im Mittelalter als Wohnort von Elfen und anderen Lichtgestalten angesehen. Und die helfen den Menschen ja bekanntlich oft, ihre Wünsche zu erfüllen und ihre positiven Ziele zu erreichen – gerade in der Weihnachtszeit.
Dass ich jetzt auch längere Strecken, Auf- und Abstiege wieder ohne größere Probleme bewältige, ist für mich ein gutes Zeichen. Es lässt mich hoffen, dass ich im neuen Jahr wieder wie gewohnt wandern kann. Und wenn die Elfen mithelfen, wird es wohl klappen.
Anfang November habe ich mir vorgenommen, wieder regelmäßig auf den vergangenen Monat zurückzuschauen . Denn ich habe gemerkt, dass sonst vieles, was ich erlebt habe, allzu schnell in Vergessenheit gerät.
Reisen
Von wegen Ruhestand. Seit ich Rentnerin bin, bin viel mehr unterwegs als früher, als ich noch gearbeitet habe. Ich habe einfach mehr Zeit, außerdem sind die Fahrten durch das Deutschlandticket jetzt viel preisgünstiger. Und so fahre ich ziemlich oft nach Hannover, zum Beispiel (zum Schreibtreff) ins AutorInnenzentrum, in die Bibliothek, oder ins Museum. Außerdem habe ich im November meine Tochter im Harz, die Enkelkinder in Hamburg und eine Freundin in Neustadt an der Weinstraße besucht. Und wir waren wieder einmal in Zingst an der Ostsee.
Unser letzter Besuch dort liegt ziemlich genau zehn Jahre zurück. Mit unserem alten Wohnmobil sind wir regelmäßig auf die Halbinsel mit dem sperrigen Namen Fischland – Darß – Zingst gefahren, jetzt haben wir zum ersten Mal mit unserem gar nicht mehr so neuen Wohnmobil wieder das Wellnesscamp Düne 6 angesteuert. Das liegt zu Fuß gerade mal fünf Minuten von der Ostsee entfernt, bis zum Bodden brauche ich rund 15 Minuten. Ebenso lange dauert ein Spaziergang am Strand bis zur Seebrücke und zur Fußgängerzone mit vielen kleinen Läden, in denen ich nach Herzenslust Stöbern kann. Die Strände auf der Halbinsel sind wirklich sehr schön, außerdem mag ich die Lage zwischen dem manchmal rauen Meer und dem meist stillen Bodden.
Trotzdem war ich zugegebenerweise etwas skeptisch, als wir losfuhren. Denn die Metorologen hatten für die nächsten Tage winterliche Temperaturen vorhergesagt – und sie hatten ausnahmsweise recht. Am ersten Tag war es bei strahlendem Sonnenschein knackig kalt, am zweiten Abend fing es an zu schneien und am nächsten Tag lagen etwa fünf bis zehn Zentimeter Schnee. Aber in unserem Wohnmobil war es trotzdem kuschlig warm – knapp zehn Quadratmeter lassen sich eben gut und recht schnell aufheizen. Außerdem gibt es auf dem Campingplatz eine Saunalandschaft mit vier Saunen, in denen wir uns jeden Nachmittag aufgewärmt haben.
Dass die Dampfsauna außer Betrieb war, konnte ich verschmerzen, denn dampfsaunen ist ohnehin nicht mein Ding. Aber ich bin jeden Tag geschwommen – nicht im Meer, das mir dann doch zu kalt war– , sondern im Hallenbad auf dem Campingplatz, dessen Wasser chlorfrei ist und von einer bepflanzten Sandfilteranlage gereinigt wird. Meist hatte ich das Becken für mich allein, denn der Platz war fast leer. Und auch den Strand hatten wir zeitweise fast für uns.
Auch in den Straßen von Neustadt begegnete mir kaum jemand, als ich Mitte November am frühen Sonntagmorgen auf Entdeckungstour ging. Ich habe meine Freundin schon ein paar Mal besucht. Wie hübsch die Altstadt von Neustadt mit ihren gepflasterten Straßen und den vielen Fachwerkhäusern ist, war mir gar nicht mehr bewusst. Leider hatte ich an diesem Morgen nicht allzu viel Zeit; außerdem waren die Temperaturen – der Jahreszeit entsprechend – auch nicht wirklich einladend. Aber ich habe mir fest vorgenommen, wiederzukommen und die Stadt und die Pfalz bei wärmeren Temperaturen und Sonnenschein erkunden.
Schreiben
Ich hatte mir Anfang des Monats vorgenommen, im Schreibmonat November intensiver an der Geschichte arbeiten, die ich schon vor Jahren begonnen habe. Das ist mir gelungen. Ich habe jeden Tag geschrieben – und fast jeden Tag an der Geschichte. Auf 50.000 Wörter – offizielles Schreibziel im NanNoWriMo – habe ich es zwar nicht gebracht. Doch damit habe ich auch gar nicht gerechnet . Denn ich bin eine Langsamschreiberin.
Daran dass ich in 30 Tagen rund 30.000 Wörter geschrieben habe, haben sicher die Schreibdates großen Anteil, an denen ich regelmäßig teilnehme – via Zoom mit Denise Fritsch oder Sabine Rasch oder ganz analog im AutorInnenzentrum Hannover. Außerdem entwickle ich allmählich eine eigene Schreibroutine – und führe regelmäßig ein Arbeitsjournal. Mein Ziel, bis zum Jahresende insgesamt 60 Blogbeiträge zu veröffentlichen, werde ich allerdings nicht mehr erreichen – dieser Blogbeitrag ist erst Nummer 50. Aber vielleicht klappt es im nächsten Jahr.
Adventskonzert des Mädchenchors
Ein Konzert des Mädchenchors Hannover steht schon lange auf meiner To-want-Liste. Der Chor, 1952 gegründet, zählt laut Website „zu den weltbesten Jugendchören seiner Kategorie … genießt in der internationalen Chorwelt ein hohes Ansehen und wurde zu Konzerttourneen in fast alle europäischen Länder, in die USA, nach Israel, Brasilien, Chile, Russland, nach Japan, China und Korea eingeladen.“ Auf CDs und im Fernsehen habe ich die Mädchen schon öfter gehört, Ende November dann in der Marktkirche in Hannover zum ersten Mal live. Auf dem Programm standen Chorwerke und Weihnachtslieder aus sechs Jahrhunderten.
Die meisten Stücke haben mir gefallen; nur mit der eigens für den Chor geschriebenen Auftragskomposition habe ich mich schwergetan. Das liegt sicher daran, dass ich es eher klassisch mag und zudem ein Musikbanause bin. Doch dem Applauspegel nach zu schließen habe nicht nur ich bei diesem Stück gefremdelt.
Trotzdem freue ich mich auf das nächste Konzert. Am kommenden Donnerstag präsentieren Mädchenchor Hannover und NDR Radiophilharmonie gemeinsam weihnachtliche Chor- und Orchesterwerke unter anderem von Georg Friedrich Händel, Lars-Erik Larsson, Engelbert Humperdinck, Johannes Brahms und Leroy Anderson.
Kurzbesuche im Museum
Ein bisschen fühle ich mich wie Cato der Ältere, der vor mehr als 2000 Jahren angeblich jede Rede im römischen Senat mit dem Satz beendet haben soll: „Ceterum censeo Carthaginem esse delendam“ (für alle, deren Lateinkenntnisse nicht (mehr) ausreichen die Übersetzung: „Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Karthago zerstört werden muss“). Wann immer ich nämlich über die hannoversche Museumscard schreibe, beklage ich, dass sie nicht einmal in einem Dutzend Museen in Hannover (neun) und Hildesheim (zwei) gilt. Ihr süddeutsches Pendant, der Museums-PASS-Musées bietet dagegen für gerade mal die doppelte Summe Zugang zu mehr als 360 Museen, Schlössern und Gärten in Frankreich, Deutschland und der Schweiz sowie zu mehr als 1.000 Wechselausstellungen – fünf Kinder unter 18 Jahren sind im Preis inklusive .
Trotzdem erneuere ich die Museumscard, sobald die alte abgelaufen ist. Denn ich genieße es, einfach ins Museum zu gehen, ohne auf den Preis zu achten. Manchmal schaue ich mir bei meinen Kurzbesuchen nur ein oder zwei Kunstwerke an: bei meinen beiden Besuchen im November zum Beispiel die hängende Figur von Niki de Saint Phalle, die immersive „Infinity Room“-Installation von Yayoi Kusama und die Rekonstruktion des Merzbaus von Kurt Schwitters im Untergeschoss des Sprengel Museums.
Mit unserem Bundeskanzler hat der Merzbau übrigens nichts zu tun. Der Name geht laut Wikipedia „auf das von Schwitters geprägte Kunstwort Merz zurück, ein Synonym für den Begriff Dada“, eine Kunstbewegung des frühen 20. Jahrhunderts. Manche Aussagen von Politikern erscheinen mir dagegen eher gaga.
Im vergangenen Jahr habe ich regelmäßig am Anfang des Monats auf den vergangenen zurückgeschaut; warum ich im März damit aufgehört habe, weiß ich nicht mehr. Eine Rolle hat sicher auch gespielt, dass ich im Sommer wenig unternehmen Konnte. Doch jetzt will ich die Monatsrückblogs wieder aufleben lassen. Denn als ich vor ein paar Tagen über Denises Journalingfrage „Was ist dir im Oktober im Gedächtnis geblieben“ nachgedacht habe, wurde mir bewusst, was ich alles erlebt und schon fast wieder vergessen hatte.
Ich bin im Oktober viel gereist. Zwar meist nur kurz und „nur“ in Deutschland, aber oft. Ich war an der Nordsee, in Frankfurt auf der Buchmesse und in Neustadt an der Weinstraße. In den Harz und nach Hamburg bin ich sogar gleich zweimal gefahren.
An der Nordseeküste
Zwei Tage haben wir mit dem Wohnmobil auf unserem „Stammstellplatz“ in Döse direkt hinterm Deich verbracht. Weil im Herbst Millionen Zugvögel auf dem Weg nach Süden im Wattenmeer einen Zwischenstopp einlegen, hat uns diesmal unsere Tochter begleitet. Sie hat sich schon als Kind für Vögel interessiert und vor ein paar Jahren diese Leidenschaft wiederentdeckt. Wenn ich mit ihr unterwegs bin, zeigt sie mir immer wieder Vögel, die ich bis dahin gar nicht kannte. Mehr als 150 Vogelarten hat sie inzwischen fotografiert – einige der wirklich beeindruckenden Vogel- und Naturfotos sind auf ihrer Website zu sehen und zu kaufen.
Buchmesse in Frankfurt
Die Frankfurter Buchmesse habe ich zum ersten Mal während meines Studiums in Mainz besucht – und ich erinnere mich noch genau, wie überwältigt ich damals von der Zahl der Verlage und der ausgestellten Bücher war. Für einen Bücherfan wie mich war die Buchmesse das Paradies. Ich konnte mich gar nicht sattsehen.
Stundenlang lief ich durch die Hallen, blätterte in Büchern und sammelte kiloweise Prospekte vor allem von den kleinen Verlagen, deren Bücher man nur selten in Buchhandlungen fand. Besonders glücklich war ich, wenn ich einen Fachbesucherausweis ergatterte. Denn mit ihm konnte man montags, damals noch der letzte Messetag, Bücher deutlich unter dem Ladenpreis kaufen. Diese Gelegenheit habe ich gerne genutzt.
Auch als ich nicht mehr im Süden wohnte, bin ich regelmäßig zur Frankfurter Buchmesse (FBM) gefahren – und nach der Wende zur Leipziger. In diesem Jahr war ich zum ersten Mal seit Corona wieder in Frankfurt – und ein bisschen enttäuscht. Irgendwie hatte die Messe ihren Zauber verloren. Das ist vielleicht nach so vielen Buchmesse-Besuchen normal. Aber es liegt sicher auch daran, dass sich in der Buch- und Medienbranche vieles geändert hat. Über Neuerscheinungen oder Verlagsprogramme kann frau sich heute schneller und umfangreicher im Internet als an den Messeständen informieren. Für Gespräche haben die MitarbeiterInnen oft wenig Zeit und einige kleinere Verlage habe ich auf der Messe vergeblich gesucht. Manche kommen gar nicht mehr zur Buchmesse, andere stellen aus Kostengründen nur noch auf Gemeinschaftsständen aus. Und einige Verlage gibt es vielleicht gar nicht mehr.
Große Verlage,kleine Verlage– überall Bücher
Schön war’s auf der Buchmesse aber trotzdem, auch weil ich dort eine befreundete Verlegerin getroffen habe und mit ihr über ein (gemeinsames) Buchprojekt gesprochen. Das reicht im doppelten Sinne weit in die Vergangenheit zurück – bis ins Mittelalter und zu einer Exkursion während unseres Studiums. Vielleicht schaffen wir es ja irgendwann, es zu verwirklichen.
In der Pfalz
Zugegeben, auf dem direkten Weg zwischen Frankfurt und Hannover liegt Neustadt an der Weinstraße nicht, aber der Besuch bei meiner Freundin war den Umweg auf jeden Fall wert. Gemeinsam haben wir uns die Ausstellung Caesar und Kleopatra im Historischen Museum angesehen. In deren Mittelpunkt stand zwar das wohl berühmteste Paar der Antike, aber mehr als 240 Exponate aus acht europäischen Ländern informierten auch über die politischen, gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Hintergründe und ermöglichten virtuelle Streifzüge durch Alexandria und Rom.
Das wohl berühmteste Liebespaar der Antike …… und der Leuchtturm von Alexandria
Und sie räumte mit dem Klischee Kleopatras als Femme fatal auf. Denn die ägyptische Herrscherin war nicht nur schön, sondern hochgebildet: Sie sprach viele Sprachen, hatte großes politisches Geschick und einen scharfen Verstand. Caesar und Cleopatra verbanden sicher nicht nur Liebe, sondern auch politische Interessen: Kleopatra suchte eine Schutzmacht, die ihre Herrschaft in Ägypten absicherte, Caesar den Zugriff auf die ägyptischen Ressourcen. Denn Rom war z. B. abhängig von Getreidelieferungen aus Ägypten. Das alles hatte ich sicher mal irgendwann gelernt, aber fast wieder vergessen. Reisen bildet eben.
Auf der Rückfahrt nach Neustadt haben wir dann in Deidesheim Halt gemacht. In einem Lokal habe ich zum ersten Mal in meinem Leben Saumagen probiert – es schmeckt besser, als es sich anhört – und einen Rundgang durch eines der schönsten Weindörfer der Pfalz gemacht. Leider war es schon dunkel, aber ich werde gewiss wiederkommen, um Deidesheim und die Pfalz besser kennen zu lernen.
Hamburg: Planten un blomen
Planten un blomen habe ich erst im letzten Jahr entdeckt. Dabei liegt der Park mitten in Hamburg, zwischen Congress-Centrum, Messegelände und St. Pauli. Und anders als die Herrenhäuser Gärten in Hannover ist er ohne Eintritt zugänglich. Bei meinen ersten Besuchen hat mich die Atmosphäre im Japanischen Garten fasziniert: Er ist auch mitten in der Großstadt ein Ort der Ruhe. in dem die leuchtend roten Blätter des Japanischen Ahorns farbige Akzente setzen.
Am Rosengarten wäre ich wieder fast vorbeigelaufen. Bei meinem Besuch im Frühling blühten die Rosen noch nicht, im Oktober ist die Rosenzeit eigentlich vorbei. Doch dann sah ich aus der Ferne ein paar Blüten – und habe es mir anders überlegt.
Etwa 300 verschiedene Rosensorten wachsen in dem 5.000 Quadratmeter großen Garten – zum Beipiel historische und Englische Rosen, Strauch-, Wild-, Beet-, Kletter- und Hochstammrosen – und viele Stauden. Die meisten Sommerblumen waren längst verblüht, doch viele Rosen blühten immer noch und bewiesen, wie ausdauernd sie sind. Ich habe mir fest vorgenommen, spätestens im nächsten Sommer wiederzukommen: Denn in der Sommersaison erklingt im offenen Pavillon im Zentrum des Rosengartens täglich klassische Musik.
Hamburg: Hans Zimmer live
Mein Mann ist ein Fan von Hans Zimmer und er ist bei Weitem nicht der einzige. Die Barclays Arena war beim Konzert auf der Tournee „The Next Level“ ausverkauft.
Hans Zimmer ist wohl einer der begehrtesten und innovativsten Filmmusikschreiber Hollywoods. Mehr als 100 Filmmusiken hat er komponiert, u.a. für Rain Man, Fluch der Karibik, Interstellar, Da Vinci Code, Gladiator und König der Löwen. Für die Filmmusik von König der Löwen bekam er einen Oscar, zwölfmal wurde er nominiert.
Im Februar war ich schon einmal mit meiner Tochter in einem Hans-Zimmer-Konzert im Congress Centrum Hannover – und war enttäuscht. Nicht von der Musik und auch nicht von den InterpretInnnen: Die SängerInnen waren sehr gut, das Orchester ebenfalls. Nur die Tontechnik hat jämmerlich versagt. Übrigens nicht zum ersten Mal im CCH. Das Orchester übertönte den Chor fast immer und teilweise war die Musik unerträglich laut. Viele BesucherInnen gingen in der Pause. Wir blieben und wurden mit einer deutlich besseren zweiten Hälfte belohnt.
Sehr, sehr laut war auch der Auftakt beim Konzert in der Barclays Arena. Nach den ersten Takten zog ich meine Hörgeräte aus, was ein bisschen half. Wirklich gut wurde das Konzert ab dem dritten Stück. Highlight war sicher aus Circle of Life aus dem König der Löwen, aber fast noch besser hat mir das Stück aus dem Gladiator gefallen, dessen Titel ich leider nicht kenne, weil ich eine musikalische Analphabetin bin.
Übrigens war nicht nur die Musik, sondern auch der Veranstaltungsort selbst ein Erlebnis. Ich neige nicht zur Höhenangst, aber beim ersten Blick von unseren Plätzen auf die Bühne wurde mir doch etwas mulmig. Wir saßen in der letzten Reihe, über uns waren nur noch Technik und das Hallendach. Aber nach ein paar Minuten hatte ich mich an den Blick in die Tiefe gewöhnt und konnte das Konzert genießen.
Wandern im Harz
Der Monat endete, wie er begonnen hat: mit einer Wanderung im Harz. Am Reformationstag war die die Strecke schon länger und anspruchsvoller als am Anfang des Monats. Es gab einige Auf- und Abstiege, die ich bewältigte, ohne dass mein Fuß größere Probleme bereitete. Allerdings spielte mir mein Kopf an einigen Stellen einen Streich. Weil sie mich an meinen folgenreichen Ausrutscher im Mai erinnerten, bewegte ich mich an rutschigen und abschüssigen Passagen sehr vorsichtig und ängstlich. Aber auch das wird sich im Laufe der Zeit hoffentlich wieder ändern.
LaubwaldThranduil, König der Waldelben – Cosplay: Foe RodensFoto: Foe Rodens
Auf unserer Wanderung vom Radauwasserfall nach Bad Harzburg und wieder zurück sind wir im Wald dann einem Wesen aus dem nördlichen Düsterwald begegnet. Thranduil, König der Waldelben in Tolkiens Roman Der Hobbit, gab sich die Ehre und ließ sich bereitwillig von mir fotografieren. Ein würdiger Abschluss eines erlebnisreichen Monats. (Weitere Cosplays von Foe Rodens unter https://foecreations.wordpress.com/cosplay/).
Keine Frage: Sylt ist schön: die Dünen – angeblich soll es fünf verschiedene geben -, die feinsandigen Strände, malerische Orte und natürlich das Meer. Das ist, zumindest auf der Westseite der Insel, anders als am Wattenmeer, immer da. Außerdem gibt es auf Sylt fast immer Wellen … ich liebe es, in der Brandung zu schwimmen. Trotzdem ist Sylt nicht „meine“ Insel. Warum, kann ich nicht sagen. Vielleicht weil der erste Eindruck oft der entscheidende ist – und manchmal lange nachwirkt.
Meine erste Reise nach Sylt liegt schon fast ein halbes Jahrhundert zurück. Damals habe ich mit einer Gruppe geistig und körperlich beeinträchtiger Menschen bei Schleswig Urlaub gemacht und wir haben einen Tagesausflug auf die Insel unternommen. Die war schon damals die Insel der Reichen und Schönen – oder auf dem besten Weg, es zu werden. Aus unserer Gruppe war definitiv niemand reich und schön genug, weder wir BetreuerInnen noch die Betreuten – und das zeigte man uns deutlich. Ich erinnere mich an indignierte bis abwertende Blicke, die sagten: „Was wollen die denn hier?“ „Müssen sie uns unsere Urlaubsstimmung verderben?“
Auch beim zweiten Besuch vor dreieinhalb Jahrzehnten hat man uns, diesmal meinen Mann und mich, spüren lassen, dass wir nicht die Wunsch-Sylt-Urlauber sind. Wir hatten unser Auto in Niebüll abgestellt und waren mit unseren Rädern weitergefahren. Fahrradtourismus war damals noch nicht so in wie heute.
Im Tourismusbüro erhielten wir eine Liste mit freien Zimmern; in der Nachsaison seien, so versicherte uns die freundliche Mitarbeiterin, längst nicht alle Unterkünfte belegt. Mit unseren Rucksäcken bepackt, machten wir uns also ganz optimistisch auf, um eine Bleibe für drei oder vier Nächte zu suchen.
Die Suche ähnelte dann ein wenig der in der Bibel beschriebenen Herbergssuche: Mehrere Vermieter öffneten die Tür, musterten uns, und sagten dann, dass das Zimmer leider nicht mehr frei sei. In Hörnum fanden wir schließlich ein Zimmerchen unterm Dach – mit Möbeln aus den Sechzigern, Dusche und Klo auf dem Flur. Aber das störte mich nicht – damals ebenso wenig wie bei der Schreibwoche im vergangenen Jahr in der Akademie am Meer in Klappholtal.
Ich brauche keinen Luxus. Mein Zimmer war in Ordnung, aber Räume, um gemeinsam mit den anderen Teilnehmerinnen zu schreiben, habe ich schon vermisst. Dass ich mich auf dem Gelände nur an ganz wenigen Stellen ins Internet einloggen und nirgendwo mit dem Smartphone telefonieren konnte, hat die Freude am Aufenthalt ebenfalls getrübt. Richtig stressig war das digitale Abseits, weil ich nebenbei noch einen Auftrag zu Ende bringen musste und deshalb auf eine stabile Internetverbindung angewiesen war.
Aber die Lage der Akademie ist wirklich traumhaft. Die Häuser und Hütten liegen in den Dünen, nur durch ein paar Stufen vom Meer getrennt. Der breite Sandstrand war im November fast menschenleer: Ich bin jeden Tag am Meer entlangspaziert, habe die Ruhe und den Blick aufs Wasser genossen. Und ich bin sogar noch im Meer geschwommen.
Das habe ich in diesem Jahr bei meinem vierten Syltbesuch nicht gewagt. Denn so ganz traue ich meinem Fuß noch nicht: Obwohl mein Sprunggelenk gut verheilt ist, hatte ich Angst, von den Wellen umgeworfen zu werden und mich dabei erneut zu verletzen.
Auch der Ausstieg aus unserem Wohnmobil gestaltete sich etwas schwierig. Beim Runterfahren von der Fähre, die uns von Romö nach Sylt brachte, war nämlich unsere Trittstufe beschädigt worden und ließ sich nicht mehr ausfahren. Doch mit Hilfe eines kleinen Hockers, den wir eigentlich benutzen, um in unser Bett zu steigen, haben wir das Problem gelöst.
Der Campingplatz Westerland liegt direkt hinter den Dünen – ideal für lange oder kurze Spaziergänge am Strand. Bis nach Westerland ist es nicht so weit – zu Fuß direkt am Strand entlang oder mit dem Bus. Der hält vor dem Campingplatz und fährt mehrmals in der Stunde – in Richtung Westerland und nach Hörnum am Südende der Insel. Und das Deutschlandticket gilt zum Glück auch auf der Insel.
Apropos Westerland: Besonders hübsch sind die meisten Häuser dort zwar nicht, aber der Ort hat eigentlich alles, was ich mir wünsche: Er ist nicht allzu groß, hat viele kleine Läden und Galerien, in denen man stöbern kann. Besonders gut gefallen hat mir, dass es mehrere Buchhandlungen gibt.
Auch an Lokalen und Cafés, in denen man draußen sitzen kann, mangelt es nicht. Überall saßen die Menschen dicht an dicht – aber ich hatte keine Lust, mich dazuzusetzen. Es waren zu viele – und ich fühlte mich nicht am richtigen Platz. Irgendwie ist Sylt eben nicht meine Insel.
Trotzdem werde ich wiederkommen, denn ich möchte den Besuch in der Strandsauna nachholen, den ich dieses Mal aufgeschoben habe. Abkühlen im Meer war wegen der hohen Wellen nämlich nicht möglich. Und darauf mochte ich nach dem Schwitzen mit Blick aufs Wasser nicht verzichten.
Eigentlich wollte ich bei Judith Peters Blogtoberfest mitmachen. Die Aussicht mehr Bewegung in mein Leben zu bringenund „das 4. Quartal zu deinem besten in 2025 zu machen“ und mehr LeserInnen zu gewinnen, klang einfach zu verlockend. Aber dann hatte ich keine Lust, in einer weiteren To-do-Liste all meine Ziele bis zum 31. Dezember aufzulisten. Denn mit meinen Plänen ist es ja so eine Sache .
Doch als ich über einen Blogbeitrag von Astrid Engel auf einen älteren Blogbeitrag von Judith gestoßen bin, habe ich es mir nochmal anders überlegt. In ihrem Blogbeitrag beschreibt Judith Peters, wie sie mit regelmäßigen Quartals-Listen Berge versetzt .
Nun, Berge versetzen will ich nicht. Ich finde, wir Menschen pfuschen der Natur oft genug ins Handwerk und meist kommt nix Gutes dabei raus. 12-Wochen-Listen kenne ich und schreibe sie auch gelegentlich. Denn es stimmt, dass ich kurzfristige Ziele nicht so schnell aus den Augen verliere wie solche, die in ferner Zukunft liegen. Dann wird aus aufgeschoben doch allzu oft aufgehoben. Aber Judiths Abwandlung des Konzepts „12-Wochen-Jahr“ hat mir gefallen: Sie notiert nicht Dinge, die sie tun muss, sondern Projekte und Ereignisse, auf die sie sich freut, die sie sie erledigen möchte. Schreibt eben keine To-do-, sondern eine To-want-Liste.
Der langen Rede kurzer Sinn. Ich habe mich also noch in der Nacht hingesetzt und habe angefangen, Pläne und Vorhaben zu notieren, die ich nicht umsetzen muss, sondern möchte:
Schreiben
Jeden Tag schreiben. Dank der August-Challenge von Astrid Engel klappt das seit Anfang August ganz gut klappt https://timetoflyblog.com/schreib-challenge-im-august-ich-bin-dabei.
Dabei helfen mir vor allem die Online-Schreibtreffen, die die Textmanufaktur und Denise Fritsch anbieten . An ihnen möchte ich auch bis zum Ende des Jahres regelmäßig teilnehmen.
Aber ich möchte endlich auch eine Schreibroutine etablieren, die mir hilft, mich an den Schreibtisch oder an den Computer zu setzen, wenn ich keine Schreibverabredung habe und nicht sehr motiviert bin.
Den Nanowrimo gibt es nicht mehr – 50.000 Worte in 30 Tagen zu schreiben ist für mich ohnehin illusorisch. Aber ich möchte im November intensiver an der Geschichte arbeiten, die ich vor Jahren begonnen habe: Sie soll nicht unvollendet bleiben.
Außerdem möchte ich bis zum Jahresende mehr bloggen: Ich habe ich in diesem Jahr bislang 40 Blogbeiträge geschrieben und veröffentlicht. Bis zum Jahresende sollen es 60 sein. Ich möchte also in den nächsten Wochen 20 Blogbeiträge schreiben, das sind fast zwei also wöchentlich. Dies ist Blogbeitrag Nr. 41.
Auch Nature Writing möchte ich ausprobieren. Dabei können mir Wanderungen, Spaziergänge und Künstlertreffs in der Natur helfen.
Und dann ist ja auch noch das Projekt 27. September, das Maxim Gorki ins Leben gerufen und Christa Wolf fortgeführt hat. Ich habe Ende Septermber einen Blogbeitrag darüber geschrieben und einige Schreibfreundinnen motiviert aufzuschreiben, was sie an diesem Tag erlebt, getan und gedacht haben. Irgendwann wollen wir uns treffen, uns unsere Texte vorlesen und uns austauschen.
Ich notiere vieles ganz klassisch per Hand – in verschiedenen Büchern. Das hat den Nachteil, dass ich oft mehrere Bücher – Tagebuch, Notizbuch, Bulletjournal, Arbeitstagebuch – mit mir rumschleppe. Außerdem geht mancher gute Gedanke verloren, weil ich deine Notiz oder einen Text nicht wiederfinde. Ich möchte daher ein Notizsystem finden, das mir hilft, den Überblick zu bekommen oder zu bewahren (über Hinweise und Tipps freue ich mich sehr).
Reisen
Früher bin ich oft zur Buchmesse gefahren: zuerst zur Frankfurter, dann auch zur Leipziger. Doch seit Corona hat es nicht mehr geklappt: In diesem Jahr habe ich mir wieder ein Ticket besorgt. Inzwischen bin ich schon wieder zurück und kann diesen Punkt auf meiner To-want-Liste schon abhaken.
Im November fahre ich zu meiner Freundin in die Pfalz, um mit ihr Geburtstag zu feiern und bei der Gelegenheit auch den Museums-Pass Musées einweihen, den sie mir geschenkt hat. Mit ihm kann ich ein Jahr lang mehr als 350 (!) Museen, Schlösser und Gärten in Deutschland, Frankreich und der Schweiz besuchen. Weitere Besuche sind also vorprogrammiert.
Ich plane Städtetrips in zwei Städte, die ich noch nicht kenne: nach Jena zum Beispiel, das gar nicht so weit entfernt liegt.
Vielleicht kann ich die eine oder andere Städtereise mit einem Abstecher auf einen Weihnachtsmarkt verbinden. Ich bin ein Weihnachtsmarktfan und möchte in diesem Advent zwei neue kennenlernen
Die meisten meiner Freundinnen wohnen leider nicht in Burgwedel – und ich sehe sie auch deshalb viel zu selten. Bis Jahresende möchte ich drei von ihnen treffen. Zwei habe ich schon wiedergesehen: eine befreundete Verlegerin auf der Buchmesse und auf dem Rückweg die Freundin in der Pfalz.
Kulturelle und andere Aktivitäten
Ich lese recht viel, aber nur selten Gedichte. Bis zum Jahresende möchte ich jeden Tag eines lesen. Das Buch „Mit Gedichten durchs Jahr. Ein lyrischer Kalender mit 365 Gedichten“ liegt jetzt neben meinem Bett. Heute Morgen habe ich nach dem Aufstehen Muriel Sparks „Eingetrübt“ gelesen (eine Brille brauche ich dazu zum Glück nicht).
Zwei Konzerte stehen bis Jahresende auf meiner Wunschliste. Für eines – Filmmusiken von Hans Zimmer – haben wir schon Karten, das zweite soll ein Weihnachtskonzert sein, zum Beispiel ein Konzert des Mädchenchors Hannover.
Die Idee ist von Julia Cameron*: Einmal in der Woche soll frau einen „Künstlertreff“ einplanen, also allein etwas unternehmen, was sie interessiert oder fasziniert. Eine gute Idee, die einen Platz auf meiner To-want-Liste verdient.
Die hannoverschen Museen und die Herrenhäuser Gärten besuche ich dank Museums- bzw. Jahreskarte regelmäßig. Im Sealife war ich dagegen noch nie. Das möchte ich ändern.
Sport und Gesundheit
Eigentlich bewege ich mich gerne und viel. Bis zum 13. Mai bin ich täglich durchschnittlich mehr als 10.000 Schritte gegangen. Aber nach meinem Unfall durfte ich ein paar Wochen das gebrochene Sprunggelenk gar nicht belasten, danach musste ich erst wieder gehen lernen (ein Ziel für das dritte Quartal, das ich erreicht habe). Jetzt setze ich mir ein neues Ziel: 8.000 Schritte am Tag.
Drei Spaziergänge in der Woche – auch das ist eine Anregung von Julia Cameron. Allein und ohne Smartphone, nur mit meinem Notizbuch möchte ich spazieren gehen. Nicht nur der Gesundheit wegen, sondern um Klarheit zu finden und meine Beobachtung zu schulen.
Längere Strecken zu gehen, muss ich erst wieder üben. Eine erste (kurze) Wanderung habe ich Anfang des Monats schon geschafft https://timetoflyblog.com/update-es-geht-weiter, (mindestens) zwei weitere sollen folgen.
Yoga hatte bis zu meinem Unfall einen festen Platz im Tagesablauf, nämlich früh morgens, während ich – noch vor den Morgenseiten – die erste Tasse aufbrühte. Weil ich morgens direkt keinen Kaffee mehr trinke, muss ich einen neuen Platz für meine Übungen finden.
Ich bin ein Saunafan, aber mein letzter Saunabesuch liegt schon Monate zurück. Bis zum Jahresende möchte ich mir zwei Thermenbesuche gönnen.
Last, but not Least
„Was kann ich der Welt zurückgeben?“ lautete eine der Fragen, die Judith Peters in der Vorlage für den Blogtober stellte. Das klingt mir zugegebenerweise zu pathetisch. Ob ich der Welt etwas zurückgeben kann, weiß ich nicht. Ich möchte mich auf jeden Fall mehr im AutorInnenzentrum Hannover engagieren. Katia, die für den Vorstand des Vereins kandidiert, hat eine Liste mit Aufgaben herumgeschickt, die erledigt werden müssen. Ich werde anbieten, die eine oder andere zu übernehmen.
*Julia Cameron, Emma Lively: Es ist nie zu spät, neu anzufangen. DEr Weg des Künstlers ab 60. Droemer Knauer München 2016
„Es geht voran“, habe ich Ende August in diesem Blog geschrieben und daran hat sich zum Glück nichts geändert. Mein Fuß heilt besser, als ich nach den ersten Prognosen befürchtet habe – und auch mein Bewegungsradius erweitert sich.
So bin ich vor einer Woche zum ersten Mal seit dem Unfall wieder Rad gefahren: vorsichtig und nicht so schnell, wie ich eigentlich könnte. Denn Radfahren verlernt man ja bekanntlich nicht. Aber so ganz traue ich meinem Fuß noch nicht und ich vermeide daher Situationen, in denen ich plötzlich bremsen oder gar abspringen müsste.
Dabei klappt das Hüpfen von einem Fuß auf den anderen schon ganz gut: Ich kann den Fuß wieder in fast alle Richtungen drehen, auf den Zehenspitzen stehen, das Gewicht beim „einbeinigen Hund“ teilweise oder beim „Baum“ (Yogafans wissen, was ich meine) ganz auf das verletzte Bein verlagern. Und wenn ich gehe, sieht man mir zumindest auf den ersten Blick die Verletzung nicht mehr an. Auch treppauf bewege ich mich wieder recht elegant, treppab gehe ich dagegen (noch) wie meine Mutter mit 85. Aber es wird.
Gewandert bin ich auch zum ersten Mal wieder: nur eine kurze Runde, gerade mal sechseinhalb Kilometer, aber immerhin. Für den Wiedereinstieg nach fast fünf Monaten Wanderpause hatte meine Tochter eine leichte Wanderung bei Bad Harzburg ausgesucht, die laut Wanderapp weder besonderes Können erforderte noch besondere Ansprüche an meine Fitness stellte. Die Wege waren leicht begehbar und vorwiegend flach, aber auch die einzige Steigung – im Harz fast unvermeidlich – habe ich ohne Probleme bewältigt.
Foto: Foe Rodens
Und trotzdem: Irgendwie sitzt die Angst vor einem Ausrutscher oder Fehltritt immer noch in meinem Kopf. Die Sicherheit, dass mir nichts passiert, ist vorläufig dahin. Da hilft wohl nur wie beim Reiten nach einem Sturz: Weitermachen oder besser gesagt weiterwandern. Das will ich bei der nächsten Gelegenheit wieder tun.
Auf dem Weg zum Bahnhof bin ich dann noch im Haus der Kirche in Bad Harzburg vorbeigegangen und habe mir noch einmal die Ausstellung „Natur-Momente“ angesehen. Dabei habe ich mich an die eine oder andere Wanderung erinnert, die meine Tochter und ich gemeinsam unternommen haben. Bis ich meinem Fuß wieder voll belasten kann, wird es zwar noch eine Weile dauern. Aber ich bin sicher, dass ich schon bald wieder längere und anspruchsvollere Strecken bewältigen kann. Und vielleicht besuche ich dann auch noch einmal die Vogelinsel Runde, wo das rechte Foto vom Papageientaucher entstand und wo der Ärger mit meinem Fuß vor fünf Monaten begann.
… im wahrsten Sinne des Wortes. Bei Weitem nicht so schnell, wie ich direkt nach meinem Sturz im Mai gedacht habe: Damals glaubte ich, dass ich spätestens im nächsten Monat wieder laufen oder gehen könnte wie vorher. Dass das nicht funktionieren würde, wurde mir bewusst, als die norwegischen ÄrztInnen mir erklärten, dass ich meinen operierten Fuß sechs Wochen lang überhaupt nicht belasten dürfte. Und als ich am 1. Juli, sieben Wochen nach der Operation in Volda, die ersten Schritte ohne Orthese tun durfte, tat jeder Schritt höllisch weh. Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet, denn in den ersten Wochen nach dem Unfall und der OP war ich quasi schmerzfrei: Die ÄrztInnen und PflegerInnen waren erstaunt, dass ich fast ohne Schmerzmittel auskam, und haben ständig nachgefragt, ob ich nicht Tabletten benötige.
Die ersten Wochen ohne Orthese waren mühsam, daran, auch die Krücken wegzulegen, war gar nicht zu denken. Ich musste das Gehen erst wieder lernen – es dauerte eine Zeit, bis Muskeln, Sehnen und Co sich an ihre neuen MitbewohnerInnen aus Metall gewöhnt hatten.
Das ist ihnen schneller gelungen, als ich befürchtet habe. Bekannte, die sich ebenfalls das Sprunggelenk gebrochen hatten, haben mir erzählt, dass es bei ihnen etwa ein Jahr gedauert hätte, bis sie wieder normal und einigermaßen schmerzfrei gehen konnten. Bei einigen hatte es Komplikationen gegeben – die sind bei mir bisher ausgeblieben.
Die Operations-Wunden sind sehr gut verheilt, die Kontroll-Röntgenaufnahmen zeigen, dass alles im richtigen Fleck ist und so, wie es sein sollte. Inzwischen kann ich schon gut ohne Stützen gehen; nur wenn ich länger und/oder mit Öffis unterwegs bin nehme ich sie manchmal noch mit. Und manchmal, wenn ich sie irgendwo abgestellt habe, vergesse ich, dass ich sie dabei habe, und muss zurückgehen, um sie zu holen. Das ist, finde ich, ein gutes Zeichen.
Mein Bewegungsradius beschränkte sich in den ersten Wochen nach der OP auf Haus, Garten und die Fahrten zu Ärzten und zur Physiotherapie. Allmählich erobere ich aber mein altes Leben zurück. Ich habe die Enkelkinder in Hamburg besucht und meine Tochter – inklusiver ihrer Ausstellung – in Bad Harzburg.
In Hannover war sogar schon mehrmals alleine – beispielsweise in der Bibliothek und in den Herrenhäuser Gärten.
Auch den ersten Kurztripp mit dem Wohnmobil haben wir in der vergangenen Woche unternommen. Wir waren auf unserem „Stammplatz“ in Cuxhaven-Döse. Zum einen ist das der Ort an der Nordsee, der von uns am schnellsten zu erreichen ist. Und zum anderen liegt der Stellplatz direkt hinterm Deich. Nirgendwo kann ich mich besser erholen und entspannen als am Wasser. Wenn ich hier das Meer sehen will, muss ich nur den Radweg überqueren und eine Treppe hoch auf den Deich gehen. Zwar ist das Meer meist nicht da, wenn ich komme, aber das stört mich nicht
Für meinen Fuß war der Kurzurlaub eine Kurzkur. Denn Schlickpackungen gab es bei meinen Strandspaziergängen gratis. Die im Schlick enthaltenen Spurenelemente und Mineralstoffe wie Calcium, Kalium, Magnesium und Phosphor sollen laut Website des Heilbäderverbands Niedersachsen entzündungshemmend wirken, die Durchblutung fördern und Gelenkentzündungen, Prellungen und Verstauchungen lindern. Außerdem stärkt das Gehen auf dem unebenen Wattboden den Fuß und den gesamten Bewegungsablauf.
Bis nach Neuwerk habe ich es diesmal noch nicht geschafft – bis zu der kleinen Insel im Wattenmeer sind es von Duhnen aus etwa zehn Kilometer. Aber irgendwann schaffe ich auch das wieder – frau muss sich eben Ziele setzen.
Im Herbst 2023 hatte meine Tochter ihre erste Fotoausstellung im Unternehmerinnenzentrum in Hannover; vergangene Woche wurde ihre zweite eigene Ausstellung in Bad Harzburg eröffnet. Etwa dreißig Natur- und Landschaftsfotos sind noch bis Ende Oktober im Haus der Kirche zu sehen.
Wann Nele mit dem Fotografieren begonnen hat, weiß ich nicht mehr. Auf dem ersten Foto, das sie mit Kamera – damals noch mit Papas Nikon – zeigt, ist sie höchstens drei oder vier Jahre alt; als Schülerin bekam sie dann eine eigene Kamera. Auch für Vögel hat sich schon als Kind interessiert. Als ich neulich aufgeräumt habe, habe ich ein Bild von einem Goldregenpfeifer gefunden, das sie mit sieben oder acht Jahren gemalt hat. Ich hatte damals noch nie von diesem Vogel gehört – und hatte keine Ahnung, wie er aussieht.
Wenn wir heute gemeinsam wandern, zeigt Nele mir oft Vögel, die ich noch nie gesehen habe. Baumläufer beispielsweise, Schwanzmeisen, Neuntöter oder auch die Papageientaucher. Letztere sehen wirklich urig aus, sie erinnern mich ein bisschen an kleine Pinguine. Sie beim Anflug auf ihre Nester in den Felsen auf der Vogelinsel Runde zu beobachten, war wirklich ein Erlebnis, sie dabei zu fotografieren ist eine Kunst. Ich persönlich habe jetzt allerdings zu den Papageientauchern ein eher gespaltenes Verhältnis, weil ich unmittelbar nachdem ich die flinken Vögel in Aktion gesehen hatte, gestürzt bin und mir das Sprunggelenk gebrochen habe. Manchmal kommt es eben anders … (https://timetoflyblog.com/manchmal-kommt-es-anders).
Vögel gehören zu Neles Lieblingsmotiven. Um sie zu fotografieren, verharrt sie oft stundenlang reglos an einer Stelle, bis Eisvogel, Rabenkrähe, Papageientaucher und Co ihr nahe genug sind – und sie im richtigen Moment auf den Auslöser drücken kann. Wie gut sie dies beherrscht, ahnt man, wenn man in der Ausstellung den Vögeln Auge in Auge gegenübersteht.
Noch besser als die Vogelfotos gefallen mir Neles Landschafts- und Detailaufnahmen, die die besondere Stimmung und den Zauber des Augenblicks einfangen. Die meisten der in der Ausstellung gezeigten Fotos wurden in Norwegen, Neles Lieblingsreiseland, aufgenommen: die tanzenden Polarlichter beispielsweise oder die drei Gipfel im Licht der Polarnacht, die Sinfonie in Blau oder die Boote am Ufer des Fjords, die aussehen wie gemalt.
Zugegeben: Ich bin als Mutter parteiisch. Aber die „Natur-Momente“ ziehen viele BesucherInnen in ihren Bann. „Ihre Fotos sind absolut sehenswert. Nele Schmidtko versteht es, Landschaften und Tiere so zu fotografieren, dass der Betrachter stehen bleibt, um alle Details zu entdecken“, schrieb Michael Eggers nach der Vernissage in der Goslarschen Zeitung.
Die Ausstellung im Haus der Kirche in der Lutherstraße 7 in Bad Harzburg ist montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr geöffnet,derEintritt ist frei. Alle Ausstellungsfotos können auch in anderen Formaten und in unterschiedlichen Ausführungen – z. B. Leinwand, Acrylglas, Fine Art Print – bestellt werden. Die Auflage der meisten Motive ist auf maximal 15 Exemplare limitiert. Mehr Infos und mehr Motive gibt es auf der Website www.foerodens.com.
Die erste Hälfte des Jahres ist vorbei, die zweite hat vor ein paar Tagen, am 2. Juli, begonnen. Zeit also für eine Art Halbzeitbilanz.
Same procedure as last year?! Auch in diesem Jahr waren meine guten Vorsätze fast die gleichen wie in den vergangenen Jahren. Und auch diesmal habe ich vieles, was ich mir vorgenommen habe, nicht durchgehalten. Aber vielleicht habe ich in diesem Jahr eine bessere Ausrede. Denn Anfang Mai hat mich mein Ausrutscher beim Wandern in Norwegen aus meinem alltäglichen Leben herauskatapultiert.
Ich habe mir bei dem Sturz zum Glück zwar nur das Fußgelenk gebrochen. Aber zumindest meine sportlichen Ziele sind dadurch in weite Ferne gerückt. Dabei war ich durchaus auf einem guten Weg: Ich bin bis Anfang Mai im Schnitt mehr als die angestrebten 10.000 Schritte täglich gegangen, die Yogaübungen am Morgen waren fester Bestandteil meines Morgenritual. Und ich hatte mir fest vorgenommen, mir nach meiner Rückkehr aus Norwegen eine Saisonkarte fürs Freibad kaufen. Doch dann durfte ich bis zum 1. Juli den Fuß gar nicht belasten. Und auch jetzt meine Mobilität noch stark eingeschränkt. Wenn ich auftrete, ohne die Belastung durch das Abstützen auf Krücken zu reduzieren, tut noch jeder Schritt (sehr) weh. Wahrscheinlich müssen sich Muskeln, Sehnen und Co erst daran gewöhnen, dass sie den begrenzten Platz in meinem Fuß jetzt mit mehreren Schrauben und anderen Metallteilen teilen müssen.
Auch ans Wandern und Reisen war seit dem Sturz nicht zu denken, ja selbst nach Hannover schaffe ich es mit Öffis derzeit noch nicht. Mein Deutschlandticket konnte ich ebenso wenig nutzen wie meine Museumscard und meine Dauerkarte für die Herrenhäuser Gärten. Den Besuch im Rosarium in Uetersen musste ich aufs nächste Jahr verschieben – und vielleicht findet ja auch das Nature Writing Festival in Hamburg 2026 wieder statt.
Immerhin kann ich jetzt wieder problemlos ins Wohnmobil ein- und aussteigen – vielleicht können wir ja schon in den nächsten Wochen wieder einmal losziehen und zunächst einmal Orte ansteuern, wo ich Freundinnnen treffen oder einfach nur aufs Wasser schauen und meine Seesucht stillen kann.
Weil andere Aktivitäten nicht infrage kamen, hätte ich in den zurückliegenden zwei Monaten ja eigentlich viel Zeit zum Schreiben und Zeichnen gehabt. Aber ich habe völlig unterschätzt, wie eng bei mir Kreativität und Bewegung zusammenhängen: Früher sind viele meiner Artikel und Texte beim Laufen entstanden, seit ich wegen meiner Knie nicht mehr laufen kann, kommen mir beim Gehen viele gute Geh-danken.
Neu ist die Erkenntnis, dass Bewegung das Denken fördert, nicht: Schon der griechische Philosoph und Naturforscher Aristoteles unterrichtete im 4. Jahrhundert vor Christus seine Schüler im Gehen. Auch in späteren Jahrhunderten war und ist Gehen für viele Schriftsteller und Philosophen Teil ihres (Arbeits)Alltags oder gar sogar ein Schlüsselelement ihrer Kreativität. So behauptete der dänische Philosoph und Schriftsteller Søren Kierkegaard, er habe sich „seine besten Gedanken ergangen“. Und sein Kollege Friedrich Nietzsche traute angeblich „nur einem Gedanken …, der mindestens zehn Kilometer gewandert“ ist. Vielleicht stellen sich also auch bei mir Schreibideen und Schreiblust wieder ein, wenn ich mich jetzt wieder mehr bewegen darf. Und noch liegen Jahresziele wie (durchschnittlich) ein Blogbeitrag die Woche nicht in unerreichbarer Ferne.
Auch auf das gemeinsame Schreiben beim Frauenschreibtreff im AutorInnenzentrum musste ich seit Anfang Mai verzichten – dafür nehme ich seit meiner Rückkehr aus Norwegen regelmäßig an der Schreibzeit am Morgen teil, die die Text-Manufaktur ihren Mitgliedern dienstags bis freitags von 8 bis 9 Uhr anbietet. Diese Online-Schreibtreffen will ich auf jeden Fall beibehalten. Vielleicht schaffe ich es ja dann, die beiden Schreibprojekte zu Ende zu bringen, die ganz oben auf der Liste meiner Jahresziele stehen.
Apropos Ziele. Im Oktober 2023 hatte ich – von Kerstin Salvador inspiriert – begonnen, Drei-Monats-Bucket-Listen zu führen. Wer nämlich für kürzere Zeiträume plant, verliert das Ziel nicht so schnell aus den Augen – und verschiebt Dinge im besten Fall nicht auf den nächsten oder übernächsten Monat oder auf den Sankt Nimmerleinstag. Meine ersten Erfahrungen mit den Quartalslisten waren gut – und ich will es in der zweiten Jahreshälfte auf jeden Fall noch einmal versuchen.
Nein, es war keine Liebe auf den ersten Blick. Aber das lag vielleicht auch daran, dass das Wetter eher trüb und ich nach der langen Anreise müde und hungrig war, als ich endlich am Bahnhof von Oslo ankam.
In Grønland
Natürlich bin ich trotzdem noch einmal losgezogen, nachdem ich mein Gepäck in meinem Zimmer abgestellt hatte. Das lag ideal, um die Stadt zu erkunden, nämlich in Grønland, nur ein paar hundert Meter vom Bahnhof und vom Wahrzeichen Oslos, der Oper, entfernt. Die wurde direkt am Oslofjord, auf dem Gelände des ehemaligen Hafens gebaut, und erinnert mit der Fassade aus viel weißem Marmor und Glas wirklich ein bisschen an einen riesigen Eisberg, der aus dem Wasser ragt.
Oslos Wahrzeichen: die Oper
Und natürlich tat ich, was wahrscheinlich alle TouristInnen in Oslo tun: Ich stieg aufs Dach der Oper. Zum einen, weil ich natürlich die Aussicht über die Stadt genießen wollte, zum anderen gefällt mir die Idee: Die Oper ist für alle da, auch für Menschen, die mit Oper, klassischer Musik und Bildung wenig am Hut haben.
Die Oper aus verschiedenen Perspektiven …… fotografiert am nächsten Tag …… bei Sonnenschein und blauem Himmel
Wirklich begeistert hat mich der Ausblick am ersten Abend zugegebener Weise (noch) nicht – für meinen Geschmack zu wenig Altstadt-Charme und zu viele moderne (Hoch)häuser. Neben Bahnhof und Oper ragen die beiden höchsten kommerziell genutzten Gebäude Norwegens, das 117 m hohe Radisson Blu Plaza Hotel und das fast ebenso hohe (111 m) Bürogebäude Posthuset, in den Himmel. Direkt hinter dem Bahnhof stehen zwölf schmale, unterschiedlich hohe Hochhäuser, die wegen ihres Aussehens auch „Barcode“ genannt werden. Auch das Munch direkt neben der Oper präsentiert sich sehr modern.
„Vielleicht hätte auch ein Tag Oslo gereicht“, so mein Fazit am Abend des Ankunftstags. Ich hatte mich geirrt. Der erste Eindruck ist eben doch nicht immer der beste.
Durch Stockholm hatte ich mich im vergangenen Herbst zwei Tage lang treiben lassen, Oslo wollte ich mit dem Oslo Pass entdecken: Mit ihm kommt man gratis in die meisten Museen und Sehenswürdigkeiten in der Stadt, in vielen anderen zahlt man weniger Eintritt. Rabatte gibt es auch auf Sightseeing-Touren, Konzertkarten, in manchen Restaurants und Geschäften. . Busse, Straßenbahnen und einige Fähren in und um Oslo kann man mit dem Oslo Pass ebenfalls kostenlos nutzen. Das habe ich getan, aber wie immer war ich viel zu Fuß unterwegs – und habe en passant so manches entdeckt, was nicht auf meiner To-visit-Liste stand.
Widerstands- und Holocaustmuseum
Das Norwegische Widerstandsmuseum (Norges Hjemmefrontmuseum) beispielsweise in einem kleinen Gebäude auf dem Gelände der Festung Akershus. Die wurde während der deutschen Besetzung Norwegens von 1940 bis 1945 unter anderem als Gefängnis benutzt. Ein düstereres Museum habe ich noch nie gesehen – es befindet sich zum großen Teil in einem schmalen, dunklen Kellergang. Aber es informiert ja auch über das düsterste Kapitel in der deutschen Geschichte und in den deutsch-norwegischen Beziehungen.
Viele NorwegerInnen leisteten Widerstand gegen die nationalsozialistische Terrorherrschaft in ihrem Land – und retteten so manchen Verfolgten das Leben, Über 40.000 NorwegerInnen wurden während der Besatzungszeit inhaftiert und teilweise in deutsche Konzentrationslager verschleppt, etwa 1.500 starben. Ein Drittel der jüdischen Bevölkerung Norwegens wurde ermordet, nur 34 Jüdinnen und Juden überlebten.
Im Norwegischen WiderstandsmuseumDas Zentrum für Holocaust- und MinderheitenstudienNever forget: die Opfer des Naziterrors
Vom Schicksal einer jungen jüdischen Frau habe ich dann kurze Zeit später im norwegischen Zentrum für Holocaust- und Minderheitenstudien (Senter for studier av Holocaust og livssynsminoriteter) auf der Halbinsel Bygdøy erfahren.
Ruth Maier wurde 1920 in Wien geboren. 1939 floh sie vor den Nazis nach Norwegen. In ihren Tagebüchern, die sie schon als 13-Jährige in Wien begonnen hat, beschreibt sie ihr Leben in der Emigration – die Aufzeichnungen enden im November 1942, als sie von Oslo nach Auschwitz deportiert und dort ermordet wird. Die Dichterin Gunvor Hofmo, die mit Ruth Maier befreundet war, bewahrte die Aufzeichnungen auf; erst 2007 wurden sie mit Briefen und Bildern vom norwegischen Schriftsteller Jan Erik Vold auf Norwegisch herausgegeben – und anschließende in mehrere Sprachen übersetzt. Die deutsche Ausgabe erschien 2008 in der Deutschen Verlags Anstalt – ich habe zum Glück ein Buch antiquarisch kaufen können.
Das Munch
Die Bilder Edvard Munchs habe ich im Januar 2024 bei der Ausstellung im Museum Barberini in Potsdam „entdeckt“ . Und so war der Besuch im Munch für mich natürlich ein Muss. Denn über die Hälfte der Gemälde Munchs, alle grafischen Motive und alle existierenden Druckplatten aus dem Nachlass des Malers sind, so Wikipedia, im Besitz des Museums, das 2021 eröffnet wurde.
Von außen ist das Munch sicher nicht jedermanns Sache. Wegen der „mit wellenförmigen Platten aus recyceltem Aluminium“ verkleideten Fassade wird es laut Wikipedia gelegentlich „als die größte Leitplankensammlung der Welt bezeichnet“. Andere erinnert der vom spanischen Architekturbüro Studio Herreros entworfene Bau an einen Bücherstapel, der aus dem Gleichgewicht zu geraten droht.
Aber von innen ist das Munch vielleicht das schönste Museum, das ich je gesehen habe (gut, so viele waren es ja auch noch nicht). Allein wegen des Blicks durch die gläserne Fassade auf den Fjord lohnt der Besuch. Nicht nur, aber auch deswegen bin ich am nächsten Tag noch einmal ins Munch gegangen.
Blick aus dem Munch auf die Oper …… und auf den Oslofjord
Am ersten Tag habe ich mir alle elf Ausstellungsgalerien angesehen, die sich auf 13 Stockwerke verteilen. Das Museum ist zwar Munch gewidmet, aber Anfang Mai wurden auch drei andere Ausstellungen gezeigt.
Mit den Bildern von Georg Baselitz kann ich zugegebenerweise wenig anfangen – egal ob sie „richtig rum“ oder umgedreht, „feet first“, hängen. Besser haben mir die Werke von Kerstin Brätsch und Kiyoshi Yamamoto gefallen.
Zu Gast im Munch: Werke von Georg Baselitz… Kerstin Brätsch …… und Kiyoshi Yamamoto
Im Mittelpunkt stehen im Munch natürlich die Werke von Edvard Munch. Einige hatte ich ja schon in Potsdam gesehen, aber ich habe natürlich viel Neues entdeckt. Mein Lieblingsbild – und offenbar nicht nur meins – ist und bleibt der Schrei, den es im Munch gleich in drei Versionen gibt. Die Bilder waren bei meinem zweiten Besuch so umlagert, dass es kaum ein Durchkommen gab.
Das Nationalmuseum
Bilder von Edvard Munch gibt es – natürlich – auch im neuen Nationalmuseum für Kunst, Architektur und Design an derAker Brygge, dem ehemaligen Werftgelände. Insgesamt sind im größten Kunstmuseum Skandinaviens rund 5.000 Objekte – von Design, Kunsthandwerk bis bildender Kunst – aus verschiedenen Jahrhunderten – von der Antike bis zur Gegenwart – zu sehen: neben Werken internationaler KünstlerInnen wie Claude Monet, Paul Gauguin, Auguste Renoir, Paul Cézanne und Pablo Picasso auch die vieler norwegischer KünstlerInnen.
Besonders beeindruckt haben mich die Bilder von Hans Gude, Peder Balke und Johan Christian Dahl – nicht wegen der Motive, sondern wegen des Lichteinfalls. So möchte ich malen können.
Vigeland-Skulpturenpark
Fans des Bildhauers Gustav Vigeland kommen nicht nur im Nationalmuseum, sondern vor allem auch im Vigelandsanlegget, auf Deutsch Vigeland-Skulpturenpark, auf ihre Kosten. Dort zeigen mehr als 200 seiner Stein- und Bronzeskulpturen Menschen jeden Alters in verschiedenen Lebenslagen: von der Geburt bis zum Tod, mal allein, mal ineinander verschlungen wie im Rad des Lebens oder im Monolith, einer 17 Meter hohen Granitsäule. Mir haben zwar einige Skulpturen gefallen, aber irgendwie waren mir Skulpturen und Park zu monumental. Die Masse der nackten Körper hat mich fast erschlagen, ebenso wie die Masse der Menschen, die durch den Park pilgerten.
Ekebergparken
Im Ekebergparken war ich am nächsten Morgen fast allein und konnte Natur, Kunst und Panoramablick ungestört genießen. Denn vom Park, der auf einem Hügel westlich der Innenstadt liegt, hat frau einen atemberaubenden Blick auf die Stadt und den Oslofjord. Der Ausblick soll übrigens Edvard Munch zu seinem berühmtesten Gemälde inspiriert haben.
Heute kann man dort beim Spaziergang durch den Wald 40 Skulpturen und Kunstinstallationen bewundern, unter anderem von Renoir, Rodin und Dali, aber auch von vielen anderen (zeitgenössischen) KünstlerInnen. Besonders beeindruckt haben mich der Junge auf dem Sprungturm von Elmgreen & Dragset und „We come in peace“ von Huma Bhabha.
Dilemma von Elmgreen & Dragset „We come in peace“ von Huma Bhabha
Auch eine Bekannte aus Hannover habe ich im Ekebergparken wiedergetroffen und auf den ersten Blick wiedererkannt: Niki de Saint Phalles verliebter Vogel (L´ouiseau Amoureux Fontaine) kann die Familienähnlichkeit mit den Nanas in Hannover nicht verleugnen.
Das Café im Ekebergparken war leider noch geschlossen: Ich habe mir aber fest vorgenommen, dort bei einer Tasse Kaffee die Aussicht auf den Oslofjord zu genießen, wenn ich das nächste Mal in Oslo bin. Denn ich habe mich geirrt, zwei Tage sind für Oslo bei Weitem nicht genug. Es gibt noch viel mehr zu entdecken.