Ich bin wieder zu Hause, zurück aus Norwegen. Fast eine Woche früher als geplant – aber mit den Plänen ist es ja bekanntlich so eine Sache. Und ich bin auch nicht mit dem Auto zurückgekommen, wie wir es vorgehabt haben. Denn die Ärzte hatten mir kurz nach der OP, mit eingegipstem Fuß, dringend von einer so langen Autofahrt abgeraten. Das Risiko war ihrer Meinung nach zu groß, obwohl wir die Strecke in mehrere Tagesetappen aufgeteilt hätten.
Dass ausgerechnet ich – begeisterte Radfahrerin und Nutzerin öffentlicher Verkehrsmittel – den ADAC einmal in höchsten Tönen loben würde, hätte ich nie gedacht. Wir sind zwar Mitglied im Automobilclub, aber eher aus praktischen Gründen denn aus Überzeugung. Aber der Service des ADAC Ambulanzdienstes hat mich wirklich beeindruckt.
Super Service
Schon kurz nachdem mein Mann den Ambulanzdienst eingeschaltet und über meinen Unfall informiert hatte, nahmen die MitarbeiterInnen Kontakt zu mir und zum Krankenhaus auf. Und als ich ihnen die erforderlichen Unterlagen zugemailt hatte, kontaktierten sie umgehend den behandelnden Arzt – und organisierten meinen Rückflug aus Sogndal.
Der funktionierte reibungslos: Da ich (noch) keine längeren Strecken gehen kann, wurde ich an allen drei Flughäfen – in Sogndal, Bergen und Hamburg – mit einem Rollstuhl zum Flugzeug gebracht bzw. vom Flugzeug abgeholt. Zum ersten Mal gehörte ich zur Passagiergruppe A, also zu denen, die vor allen anderen an Bord gehen dürfen. Und zum ersten Mal in meinem Leben fuhr ich in einem Krankenwagen. Weil ich allerdings in der Nacht vorher kaum ein Auge zugetan hatte, verschlief ich die letzte Etappe meiner Rückreise, die Fahrt von Hamburg nach Burgwedel, völlig.
Unter den Wolken: von Sogndal …… nach Bergen …… und von Bergen nach Hamburg
In Norwegen hatte sich Foe um mich gekümmert; seit ich wieder zu Hause bin, tut das mein Mann. Er erledigt die Haus- und Gartenarbeit und hilft mir bei den vielen kleinen und großen Dingen, die ich zurzeit – auf zwei Krücken gestützt – eben nicht gut alleine oder gar nicht schaffe: kochen beispielsweise, schnell mal die Treppe hoch in die obere Etage laufen, weil ich etwas aus meinem Schlaf- oder meinem Arbeitszimmer brauche, oder auch nur die Kaffeetasse von der Küche ins Wohnzimmer bringen.
Ich gebe es zu: Mir helfen zu lassen fällt mir ebenso schwer wie den ganzen Tag auf der Couch oder im Sessel zu sitzen. Und auch Geduld gehört nicht gerade zu meinen Kernkompetenzen. Aber die werde ich in der nächsten Zeit brauchen: Mindestens sechs Wochen darf ich den Fuß nicht belasten – und seit der OP sind nicht einmal zwei vergangen. Ich hoffe aber, dass einiges einfacher wird, wenn in der nächsten Woche der Gips durch eine Schiene ersetzt wird. Dann kann ich hoffentlich auch wieder duschen oder sogar baden.
Glück gehabt
Natürlich hatte ich mir meinen Urlaub ein bisschen anders vorgestellt, und natürlich nervt es mich, dass ich ausgerechnet jetzt im Sommer so immobil bin, dass ich weder Rad fahren noch wandern noch schwimmen darf. Aber es gibt keinen Grund zu jammern: Ich hatte eigentlich Glück im Unglück:
Ich habe mir nur den Fuß gebrochen – und zwar in der Nähe von Volda. Das Städtchen liegt in einem Ski-, Wander- und Klettergebiet – und die ÄrztInnen und PflegerInnen der Helse More og Romsdal Klinik kennen sich auch mit komplizierten Knöchelfrakturen wohl sehr gut aus. Ich habe mich dort von Anfang an gut aufgehoben und betreut gefühlt. Und um die Kosten brauchte ich mir ebenfalls keine Gedanken zu machen. Die übernimmt die gesetzliche Krankenversicherung, obwohl Norwegen kein EU-Mitglied ist.
Wie viele Schrauben und Platten nötig waren, um meine Knochen wieder in die richtige Position zu bringen und dort zu halten, wurde mir erst bewusst, als ich mir gestern die Röntgenbilder angesehen habe.
Mit gegipstem Bein im Krankenhaus …… und nach der Entlassung vor der Hütte in Oersta …… und am Voldafjord (Fotos Foe Rodens)
Schmerzen hatte ich trotz Bruch und OP kaum, von meinem Bett im Krankenhaus konnte ich den Fjord und die Berge sehen. Und als ich entlassen wurde, hat mich Foe noch zu ein paar schönen Stellen gefahren.
Zurück in Sogndal: Blick von der Terrasse …… und kleiner Ausflug zum Sognefjord
Für die Rückfahrt von Volda nach Sogndal hat sie dann eine Scenic Route mit wirklich traumhaften Ausblicken ausgewählt. Und so konnte ich die Landschaft zwar nicht wie erhofft erwandern, aber zumindest doch im Vorbeifahren genießen. Things could be worse.
Kerstin Salvadors Aufruf zur Blogparade hat mich sofort angesprochen. Denn Schreiben begleitet mich eigentlich mein ganzes Erwachsenenleben lang. Angefangen habe ich mit dem Schreiben – genauer gesagt mit dem Tagebuchschreiben – während der Schulzeit, nachdem ich Anne Franks Tagebuch gelesen hatte. Und obwohl ich Germanistik und Geschichte mit Ziel Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien studierte, wollte ich auf keinen Fall Lehrerin werden, sondern beruflich irgendwas mit Schreiben, Büchern oder wie man heute sagenwürde mit Medien machen.
Wenn man mir während oder auch direkt nach dem Studium gesagt hätte, dass ich mein Leben lang mit Schreiben Geld verdienen würde, wäre ich wahrscheinlich überglücklich gewesen. Denn die Aussichten, einen Job bei einer Zeitung oder einem Verlag zu finden, waren damals nicht allzu gut. Vielleicht hatte ich auch einfach nicht genug Selbstvertrauen und Mut – und zu wenig praktische Erfahrung.
Mosel und andere Weinbaugebiete
Zunächst führte mich das Schreiben eher zufällig zurück an die Mosel, in den Ort, in dem ich geboren und aufgewachsen war. Ein Leichtathletikfreund arbeitete dort für einen kleinen Verlag – er vermittelte mir ein dreimonatiges Praktikum, an das sich ein Volontariat anschloss. „Learning bei doing“ war angesagt. Ich war, vielleicht auch, weil ich studiert hatte und gerne schrieb, von Anfang an verantwortlich für das Gesamtwerk Deutscher Wein, eine Bildband-Reihe, die im Verlag herausgegeben wurde. Ich korrigierte und lektorierte nicht nur die Beiträge der anderen Autoren, sondern schrieb viele Texte selbst. Wir recherchierten vor Ort – so führte mich mein Schreiben zunächst in mehrere deutsche Weinbaugebiete – an die Nahe, nach Franken und nach Württemberg.
Die Schreibreise beginnt an der Mosel
Nicht des Schreibens, sondern der Liebe wegen, zog ich drei Jahre später nach Norddeutschland. Erfahrung im Verlagswesen hatte ich zwar inzwischen; ich war Mitautorin von vier Büchern und hatte in diesen Büchern auch viele Fotos veröffentlicht. Aber mit kleinem Kind und ohne ausreichende Kinderbetreuung wollte mich niemand fest einstellen. Dass ich als freie Journalistin für Zeitungen, Zeitschriften, Verlage, Verbände und Behörden arbeitete, war zunächst also eher eine Notlösung – doch irgendwann merkte ich, dass diese Art zu arbeiten gut zu mir passte. Ich habe vierzig Jahre lang unzählige Artikel geschrieben, mich dabei mit ganz verschiedenen Themen beschäftigt und mir ein gesundes Halbwissen in vielen Bereichen angeeignet.
Als Autorin im Fernsehen
Für zwei Sachbücher, die im Rowohlt Taschenbuch Verlag veröffentlicht wurden, habe ich Frauen bzw. Paare in ganz Deutschland – von Hamburg bis München – besucht und interviewt. Daran, dass mein Schreiben mich zweimal ins Fernsehen gebracht hat, habe ich mich erst beim Schreiben dieses Blogbeitrags wieder erinnert. Einmal fuhr ich für einen Auftritt in Jürgen Flieges Talkshow nach München; für den zweiten Beitrag kam ein Fernsehteam aus NRW zu uns nach Burgwedel. Doch das Fernsehen ist nicht meine Welt. Ich stehe nicht gerne vor der Kamera.
Die Interviews für die Zeitschriftenartikel führte ich meist telefonisch; Recherchereisen waren, weil sie von meinen Auftraggebern leider nicht bezahlt wurden, eher selten. Manches Projekt, über das ich geschrieben habe, habe ich live nicht gesehen. So war ich immer noch nicht im Anne Frank Haus in Amsterdam. Aber es steht weit oben auf meiner To-visit-Liste.
Schreiben und reisen im Wohnmobil
Weil ich für mehrere Campingzeitschriften arbeitete, haben wir uns irgendwann ein Wohnmobil angeschafft: So konnte ich schreiben und reisen, Beruf und Freizeit miteinander verbinden. Ich habe zum Beispiel Artikel über Inselhopping an der Ostsee geschrieben, über Camping zwischen Weinbergen an der Mosel, an oberitalienischen Seen oder an der Costa Brava.
Weil uns diese Art des Reisens gefallen hat, haben wir uns wieder ein Wohnmobil gekauft, als ich Rentnerin geworden bin. Obwohl ich mein Geld nicht mehr mit Schreiben verdiene, schreibe ich immer noch täglich. Zum Tagebuch sind längst die Morgenseiten gekommen, die mir helfen, gut in den Tag zu starten. Und natürlich gibt es diverse Notiz- und Projektbücher, in die ich Dinge aufschreibe, die mir wichtig sind oder scheinen (und die ich dann leider nicht immer wiederfinde).
Seit zehn Jahren blogge ich regelmäßig: Ich versuche, einen Blogbeitrag pro Woche zu veröffentlichen, was mir leider nicht immer gelingt. Ich schreibe über alles, was mich bewegt, auch übers Schreiben und über meine Reisen, zum Beispiel nach England, Schweden, Italien oder durch Deutschland. Der zweite Blogbeitrag vom Mai 2015 erzählt von einer Wanderung mit meiner Tochter in den Cinque Terre in Italien. Während ich diesen Beitrag schreibe, bin ich wieder mit meiner Tochter unterwegs, diesmal im Norden Europas, in Norwegen. Warum wir diesmal viel weniger gewandert sind als geplant, können alle, die es interessiert, in meinem vorigen Blogbeitrag nachlesen .
Genau genommen hat mein Schreiben mich natürlich nicht an diese Orte geführt, aber es hat mich auch dort begleitet, wie es mich eben immer begleitet. Und manchmal wähle ich Orte aus, weil sie mit Schreiben zu tun haben. So bin ich nicht nur, aber auch, wegen Judith Wolfsbergers Buch „Schafft euch Schreibräume“ nach Cornwall gefahren. Auf unserer Reise in die Toskana wollte ich unbedingt Pieve Santo Stefano, die Stadt der Tagebücher, besuchen. Und im vergangenen Herbst bin ich in Schweden zuerst in Ystad Kurt Wallander und auf dem Marktplatz in Vimmerby dann Astrid Lindgren begegnet.
Meeting mit Astrid Lindgren in Vimmerby …… und Schreiben auf den Kreidefelsen in England
Schreibauszeiten und …
Seit einigen Jahren gönne ich mir gelegentlich mehrtägige Schreibauszeiten. Denn es inspiriert mich, gemeinsam mit anderen (Frauen) zu schreiben; meist komme ich während der Schreibtage mit meinen Schreibvorhaben gut voran und bin motoviert, auch zu Hause weiter zu schreiben. Dass es mir dann im Alltag oft nicht gelingt, die guten Vorsätze umzusetzen, ist eine andere Sache.
Zu meinem ersten Schreibworkshop bin ich 2010 nach Amrum gefahren. Wir haben damals angeblich in dem Haus gewohnt und geschrieben, in dem Else Urys Nesthäkchen die Genesungskur verbracht hat. Weitere Workshops folgten im Nordkolleg in Rendsburg, in Wien, in Hamburg und im vergangenen Jahr auf Sylt.
Besonders nachhaltig war die Fahrt nach Wien. Im Writers’s studio habe ich den Schreibtreff kennengelernt, die Idee nach Hannover exportiert – und mithilfe von Annette Hagemann umgesetzt. Seit 2020 treffen sich einige interessierte Frauen am ersten Sonntagmittag im Monat, um gemeinsam zu schreiben. Parallel zum Frauenschreibtreff ist das AutorInnenzentrum Hannover entstanden. Seit es in der Deisterstraße feste Räume hat, bin ich dort regelmäßig zum (gemeinsamen) Schreiben, aber auch um an Workshops, AGs oder Textwerkstätten teilzunehmen.
Schreiben im Autorinnenzentrum in Hannover …… und im Garten des WritersStudios in Wien
… Schreibfreundinnen
Last but not least habe ich durch das (gemeinsame) Schreiben viele interessante Frauen kennengelernt. Danke an Annette, Brigitte, Cali, Elisabeth, Florence, Lore, Marlene, Sonja und all die anderen, die ich hier jetzt namentlich nicht nenne.
Eines meiner Lieblingszitate stammt von dem französischen Mathematiker, Physiker und Philosophen Blaise Pascal: „Wenn du Gott zum Lachen bringen willst, erzähle ihm von deinen Plänen.“ Jetzt hat es sich wieder einmal gezeigt, dass es stimmt.
Foe und ich wollten während meines Urlaubs in Norwegen ein langes Wochenende auf der Vogelinsel Runde verbringen. Dort brüten laut Wikipedia jedes Jahr rund 170.000 Seevögel-Paare – vor allem Papageientaucher, aber auch Dreizehen-und Raubmöwen, Trottellummen, Eissturmvögel, Tordalken, ja sogar Seeadler. Foe, Vogelexpertin und Fotografin, wollte auf der Insel Vögel beobachten und fotografieren, ich wollte am Meer sitzen, lesen und schreiben, und gemeinsam wollten wir auf dem Fjell und um die Insel wandern.
Am Anfang lief alles wie geplant: Wir haben die gebuchte Hütte auf dem Campingplatz bezogen – mit Blick aufs Meer – und sind dann aufs Fjell zu den Klippen gewandert. Am frühen Abend habe ich zum ersten Mal Papageientaucher in freier Wildbahn gesehen und fotografiert. Doch auf dem Rückweg zum Campingplatz bin ich auf einer matschigen Stelle ausgerutscht – und habe sofort gemerkt, dass mit meinem Fuß etwas nicht stimmte. „Ein Bänderriss“, dachte ich.
Einige Norwegerinnen blieben sofort stehen und halfen mir: Sie alarmierten über FreundInnen Foe, die noch ahnungslos Vögel fotografierte. Sie telefonierten mit den Rettungskräften und harrten mit mir und Foe aus, bis die freiwilligen Helfer vom Roten Kreuz kamen. Weil ich an der zweitungünstigsten Stelle gestürzt war, dauerte das mehr als eine Stunde: Schneller wäre es mit dem Hubschrauber gegangen, doch das erschien mir wegen einer Fußverletzung doch zu dramatisch. Mit einem snowmobilartigen geländegängigen Gefährt brachten sie mich zum Campingplatz; von dort aus fuhr mich Foe zur Notärztin nach Oerste und mit ihrer Überweisung dann ins Krankenhaus nach Volda.
Weil wir vor einem gesperrten Tunnel mehr als eine halbe Stunde waren mussten, kamen wir erst weit nach Mitternacht im Krankenhaus an. Mein Fuß wurde geröntgt, ein CT wurde gemacht und was die ErsthelferInnen befürchtet hatten, bewahrheite sich. Das Fußgelenk ist gleich mehrfach gebrochen, ich muss operiert werden – weil das Gelenk noch stark geschwollen und das Infektionsrisiko bei einer Operation noch zu groß ist, gleich zweimal.
Noch am Freitag wurde der Fuß von außen fixiert, damit die Knochen bis zur richtigen Operation nächste Woche nicht falsch zusammenwachsen. Die Fixierung erinnert eher an ein mittelalterliches Folterinstrument als an ein Hilfsmittel. Aber ich habe keine Schmerzen. Die ÄrztInnen und PflegerInnen sind freundlich, sprechen mit mir Englisch, weil ich ja kein Norwegisch verstehe. Ich habe ein Bett am Fenster bekommen, von dem aus ich den Fjord und das Meer sehen kann. Was will frau mehr.
Viel Zeit zum Lesen und zum Schreiben habe ich auch, wie ich es mir gewünscht habe. Mit dem Wandern wird es allerdings in der nächsten Zeit wohl nichts.
Immerhin konnte ich am Samstag gleich zwei Blogbeiträge (fertig) schreiben, weitere folgen hoffentlich in den nächsten Tagen. Leider funktionierte das Hochladen der Bilder im Krankenhaus gestern nicht wie geplant. Doch mit den Plänen ist es ja bekanntlich so eine Sache …
Auf diesem Weg danke an alle, die mir geholfen haben.
Foes Vogel- und Naturfotos findet ihr auf ihrer Website.
Eigentlich wollte ich ja ganz chronologisch über meine Reise nach Norwegen berichten, doch dann sind wir am ersten Tag nach meiner Ankunft in Sogndal nach Fjærland gefahren. In dem Dörfchen am Ufer des Fjærlandsfjord leben nicht einmal 300 Einwohner. Trotzdem ist es für Bücherfans wie mich ein kleines Paradies. Denn Fjaerland ist Skandinaviens erstes Bücherdorf.
Bücher und Bücherregale sieht man überall, wenn man die Hauptstraße entlang durch den Ort schlendert. Insgesamt sollen es vier Regal-Kilometer sein: Die Regale lehnen an Hauswänden, stehen frei am Straßenrand oder sind in alten Schuppen, leerstehenden Läden oder Ställen untergebracht. Nur das größte Antiquariat des Orts, Tusund og ei natt, wurde laut visit Norway speziell für Bücher gebaut.
Im Odin, dem früheren Kiosk und Warteraum, finden die BesucherInnen heute vor allem norwegische Belletristik, Essays, Briefsammlungen, aber auch Lyrik und Kriegsliteratur. Draußen informieren Schautafeln darüber, wie alles angefangen hat.
Insgesamt warten in Fjærland rund 150.000 (meist gebrauchte) Bücher auf neue LeserInnen. Dass sie überwiegend auf Norwegisch geschrieben oder übersetzt wurden, schränkt die Auswahl für Leute wie mich, deren Norwegischkenntnisse sich auf Takk, God dag und Unnskyld oder snaker du tysk beschränken, natürlich ein. Aber es gibt auch Bücher in anderen Sprachen, vor allem in Englisch, aber auch in Deutsch. Und allein der Atmosphäre wegen lohnt sich der Besuch im Bokbyn.
Bezahlt wird in den Freiluft-Antiquariaten in der Regel cash. Meist steht oder hängt in der Nähe des Regals ein Kästchen, in das die KäuferInnen das Geld für die erstandenen Bücher einwerfen. Kontrolliert wird das nicht, man verlässt sich – typisch skandinavisch – auf die Ehrlichkeit der Bücherfans. Außerdem lohnt sich Diebstahl bei Preisen von oft nur 20 oder 30 norwegischen Kronen, also weniger als drei Euro, nicht. Und bekanntlich macht es ja auch keinen Spaß, geklaute Bücher zu lesen.
Nach unserem Gang durch das Bücherdorf sind wir dann noch zum Bøyabree-Gletscher gefahren, einem Arm des mächtigen Jostedalsbreen-Gletschers, an dessen Südende Fjærland liegt. Der höchste Punkt des Gletschers liegt mehr als 1.700 Meter über dem Meeresspiegel, der Bøyabreen endet nur ca. 150 Meter über dem Meer. Noch tiefer, auf bis zu 60 Meter, reicht der zweite Arm des Jostedalsbreens hinab: Der Supphellebreen ist damit der am niedrigsten gelegene Gletscher Südnorwegens.
Das Bücherdorf Ist von Anfang Mai bis Mitte September täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet, während der Buchnacht am 28. Juni sogar bis Mitternacht.
Am Meer, seit Langem wieder einmal. Die Wetteraussichten waren gut, tagsüber Sonne, die Nächte nicht mehr so kalt wie in den vergangenen Tagen und Wochen. Und weil wir einen Termin in einer Vertragswerkstatt unseres Wohnmobilherstellers hatten, die gut 75 Kilometer von Burgwedel entfernt gen Norden liegt, haben wir das Angenehme mit dem Nützlichen verbunden: Wir sind nach der obligatorischen Dichtigkeitsprüfung – bei unserem Wohnmobil, nicht bei uns – nicht nach Hause, sondern an die Nordsee gefahren: auf unseren „Stamm-Stellplatz“ an der Kugelbake bei Cuxhaven.
Der Wohnmobilstellplatz auf der einen …… das Wattenmeer auf der anderen Seite des Deichs
Der ist zwar, wie viele Stellplätze, nur ein Parkplatz. Aber hier haben wir alles, was wir brauchen: Das Meer liegt direkt hinterm Deich, Toiletten gibt es auf dem Platz, duschen kann man im Restaurantgebäude auf dem Deich. Und ziemlich ruhig ist es, zumindest in der Vorsaison, eigentlich auch. Denn die meisten anderen WohnmobilistInnen sind RentnerInnen wie wir, suchen eher Erholung als Halli Galli. Nur die Bagger, die den Strand für die neue Saison vorbereitet haben, haben diesmal die Ruhe ein bisschen gestört.
Dass die Nordsee gefühlt immer gerade weg ist, wenn wir kommen, stört mich nicht wirklich. Ich weiß ja, dass sie nach ein paar Stunden wiederkommt. Zum Schwimmen ist es jetzt im April ohnehin zu kalt – und der Strand ist hier zum Baden zu flach. Ich bin nicht sehr groß, aber selbst ich müsste minutenlang durchs Watt waten, bis das Wasser tief genug ist, um zu schwimmen.
Eigentlich schwimme ich ja gerne in offenen Gewässern – im Meer, in Seen oder in Flüssen. Aber noch wichtiger ist der Blick aufs Wasser. Wenn ich am Meer entlanggehe oder am Strand sitze – lesend, schreibend, zeichnend oder nur aufs Wasser schauend – gewinne ich Abstand vom Alltag, fühle mich zufrieden oder gar glücklich. Mehr brauche ich am Meer oft nicht.
Besonderes Highlight sind die Sonnenauf- und -untergänge. Vom Deich vor unserem Stellplatz kann man beides sehen – morgens geht die Sonne im Osten neben der Kugelbake auf, abends geht sie im Westen neben der Insel Neuwerk unter.
Die Sonne geht neben der Kugelbake auf …… und bei Neuwerk wieder unter.
Bis nach Cuxhaven ist es nicht weit: Ich mag die Stadt mit ihren vielen alten, schön restaurierten Häusern und vielen kleinen Läden. Mein Lieblingsladen ist und bleibt Scribifax, ein Schreibwarenladen, in dem die Zeit stehen zubleiben scheint. Immer, wenn ich in Cuxhaven bin, bin ich erleichtert, dass es ihn noch gibt. Dann gehe ich hinein, kaufe eine Kleinigkeit, auch wenn ich nicht wirklich etwas brauche. Aber Stifte und Notizbücher kann frau ja nie genug haben.
Ich bin, ich gebe es zu, in der BloggerInnenszene nicht allzu gut vernetzt. Auf Herrn Tommis und Frau Mellis Blogparade „#blogfragen – Fragen zu Deinem Blog“ bin ich durch den Blog Alltägliches + Ausgedachtes aufmerksam geworden. Die Blogbeiträge des Postwestfalen lese ich nämlich gerne und regelmäßig, Jansens Pott kannte ich, nicht im Ruhrgebiet wohnend, bislang noch nicht.
Ich selbst blogge seit zehn Jahren mehr oder weniger regelmäßig, Seit einiger Zeit denke ich gelegentlich darüber nach, aufzuhören. Die Fragen zu meinem Blog kommen daher gerade recht – vielleicht helfen sie mir zu entscheiden, wie es mit Time to fly weitergeht.
Warum hast Du ursprünglich mit dem Bloggen angefangen?
Angefangen habe ich vor fast elf Jahren: Im März 2014 habe ich den ersten Beitrag geschrieben und veröffentlicht. Damals habe ich noch als Journalistin gearbeitet – der Blog war für mich eine Möglichkeit, über Themen zu schreiben, die mir am Herzen lagen, für die ich aber keine Aufträge hatte. Und irgendwie habe ich am Anfang auch gehofft, dass ich durch meine Blogbeiträge neue AuftraggeberInnen gewinnen oder Aufträge in anderen Bereichen, zum Beispiel Reisen oder Garten, bekommen könnte. Das ist mir leider nicht gelungen. Ich blogge also just for fun.
Welche Plattform nutzt Du für Deinen Blog und warum hast Du Dich dafür entschieden?
Ich nutze seit jeher WordPress, dafür entschieden habe ich mich, weil es das bekannteste System war und mir auch deshalb als einfachste und günstigste Möglichkeit erschien.
Hast Du schon auf anderen Plattformen gebloggt?
Siehe oben, nein
Wie schreibst Du Deine Blogposts? Nutzt Du ein lokales Bearbeitungstool oder eine Panel/Dashboard-Funktion Deines Blogs?
Ich schreibe meine Beiträge in einer Word-Datei, weil ich sie da am besten bearbeiten, ergänzen und korrigieren kann. Den fertigen Text kopiere ich dann in den Blog, formatiere und füge Fotos ein, die ich vorher am Computer bearbeitet habe.
Wann fühlst Du Dich am meisten inspiriert zu schreiben?
Mit der Inspiration ist es so eine Sache. Manche Ideen kommen spontan, andere Themen sind mir einfach wichtig. Am liebsten schreibe ich früh morgens – da bin ich am kreativsten – oder auch spät abends. Ich brauche recht wenig Schlaf. Und weil ich inzwischen Rentnerin bin, kann ich mich zwischendurch einfach mal eine oder zwei Stunden hinlegen.
Veröffentlichst Du Deine Texte sofort oder lässt Du sie erst eine Weile als Entwurf liegen?
Sofort veröffentliche ich meine Texte eigentlich nie; Ausnahmen – wie bei diesem Blogbeitrag – bestätigen aber die Regel. Ich überarbeite alle Texte mehrmals und lasse sie dann zumindest über Nacht liegen. Und selbst die Endfassung ist selten die wirklich letzte Version. Bevor ich auf „Veröffentlichen“ klicke, finde ich (fast) immer noch etwas, was ich verändern und verbessern möchte.
Ich nehme mir zwar immer wieder mal vor, Texte „auf Vorrat“ zu schreiben, die ich dann bei Bedarf posten kann. Aber geschafft habe ich es bislang noch nie.
Über welche Themen schreibst Du generell?
Ich schreibe eigentlich über alle Dinge und Themen, die mich interessieren und mich bewegen – und das sind viele: Ich schreibe über Wanderungen und Reisen, die ich unternehmen, über Bücher, die ich lese, über Ausstellungen, die ich besuche, über meinen und andere Gärten, übers Schreiben, manchmal auch über Politik und über gesellschaftliche Fragen, wenn ich finde, dass etwas unbedingt gesagt werden muss.
Für wen schreibst Du?
… das ist die Frage. Für alle, die es lesen wollen. Für FreundInnen und Bekannte, von denen viele nicht in meiner Nähe wohnen. So erfahren sie, was ich tue, was mich bewegt, auch wenn wir eine Zeit lang nicht miteinander telefonieren oder uns schreiben. Letztendlich blogge natürlich auch für mich selbst, weil ich finde, das bestimmte Sachen gesagt werden müssen und weil ich so meine Meinung sagen kann.
Was ist Dein Lieblingsbeitrag auf Deinem Blog?Für wen schreibst Du?
Meinen Lieblingsbeitrag auswählen? Das ist schwer bis unmöglich. Ich habe schon so viele Beiträge geschrieben (und wahrscheinlich noch mehr Artikel, aber das ist ein anderes Thema). Mein Lieblingsbeitrag im vergangenen Jahr war vielleicht der Beitrag über das Grundgesetz und seine Mütter. Und sicher gehört auch „Nie wieder ist jetzt“ zu meinen Favoriten. Leider ist der Satz heute noch aktueller, als er es im November 2023 war, als ich den Beitrag gepostet habe.
Hast Du schon Blogpausen eingelegt oder Blogs ganz aufgegeben?
Eine Zeit lang hatte ich neben Time to fly noch einen zweiten Blog. Irgendwann war mir der Aufwand zu groß: Ich habe die „Chaosgärtnerinnen“ stillgelegt und die Beiträge über Gärten, Gärtnern und Pflanzen in Time to fly integriert.
Eine lange Blogpause habe ich gleich zu Beginn eingelegt. Den zweiten Beitrag habe ich aus verschiedenen privaten und beruflichen Gründen erst ein Jahr und zwei Monate nach dem ersten veröffentlicht. Eine zweite Blogpause habe ich mir im vergangenen September gegönnt. In der Regel versuche ich, mindestens einen Beitrag pro Woche zu schreiben. Das gelingt mir leider nicht immer.
Was empfiehlst Du Menschen, die mit dem Bloggen anfangen wollen?
Frei nach dem Motto eines großen Sportartikel-Herstellers: Just do it
Hast Du Zukunftspläne für Deinen Blog? Vielleicht ein Redesign, ein Wechsel der Plattform oder neue Features?
Noch keine konkreten, ich muss erst einmal entscheiden, ob es überhaupt weitergeht … Aber vielleicht erleben auch die Chaosgärtnerinnen ein Comeback, wenn sich in unserem Garten etwas tut …
Jetzt ist der Januar zu Ende und wirklich traurig bin ich darüber nicht. Denn der erste Monat des Jahres ist nicht mein Lieblingsmonat. Die Weihnachtszeit ist vorbei, die dunkle Jahreszeit leider noch lange nicht. Erst Ende Januar werden die Tage wieder länger.
Dunkle Zeiten
Politisch stehen uns noch länger dunkle Zeiten bevor. Am 20. Januar mittags um 12 Uhr hat Donald Trumps zweite Amtszeit als amerikanischer Präsident begonnen. Und Trump hat direkt zu Beginn einige seiner Drohungen wahrgemacht: So hat er die Straftäter begnadigt, die vor vier Jahren das Kapitol erstürmten; die USA sind aus dem Pariser Klimaabkommen und aus der WHO ausgestiegen. Und weil Trump im wahrsten Sinne des Wortes Amerika größer machen will, erhebt er Ansprüche auf Grönland, Panama und auf Teile Kanadas. Wenn das auch hoffentlich (Alp)Träume bleiben, ermutigt er durch sein Verhalten doch all die Autokraten, die begehrliche Blicke auf ihre kleinen Nachbarn werfen. Wild West statt Völkerrecht.
Inzwischen ist die Liste der unsäglichen Trump-Entscheidungen noch länger geworden, und ich fürchte mich vor dem, was in den nächsten 1.441 Tagen noch auf uns zukommt. Denn Trumps Amtszeit endet erst in drei Jahren, elf Monaten und elf Tagen. Erst am 20. Januar 2029 wird laut US-Verfassung der neue amerikanische Präsident vereidigt. Wenn Trump sie und demokratische Wahlen bis dahin nicht abgeschafft hat. God bless nicht nur America.
Nie wieder ist jetzt
Leider müssen wir nicht in die Ferne schweifen, das Schlechte liegt manchmal so nah. Im deutschen Bundestag haben CDU und FDP ein Tabu gebrochen und sich erstmals mithilfe der AFD eine Mehrheit verschafft. Dabei haben sie die Unterstützung der „in Teilen gesichert rechtsextremistischen“ Partei nicht nur in Kauf genommen, sondern gesucht. Zwar ist zumindest der Versuch, ein Gesetz mithilfe der AfD auf den Weg zu bringen, gescheitert. Doch das Vorgehen von Merz und Co zeigt, wie brüchig die viel beschworene „Brandmauer“ ist, wie wenig man dem Versprechen vertrauen kann, dass die CDU nach der Wahl nicht mit der AfD zusammenarbeiten wird. Dass eine richtige Entscheidung nicht dadurch falsch wird, dass die Falschen zustimmen, hat der CDU-Kanzlerkandidat mehrmals betont. Das bedeutet doch im Prinzip: Wenn Merz nur mit AfD-Unterstützung Kanzler werden kann, ist das für ihn in Ordnung, weil seine Wahl ja seiner Meinung nach die richtige Entscheidung ist. Hauptsache an die Macht, koste es, was es wolle.
Ich gebe zu: Ich habe Angst, Angst um unsere Demokratie und vor der Gesellschaft, die uns droht, wenn die AfD an die Macht kommt. In Zeiten wie diesen, genügt es nicht mehr, gegen rechts zu sein, frau muss es auch zeigen. Das habe ich – zum Glück mit vielen anderen – im Januar immer wieder getan: bei Demonstrationen in Eschede und in Hannover, bei Mahnwachen vor der Synagoge oder am Stand der Omas gegen rechts in Burgwedel.
Jahresmotto
Viele der BloggerInnen, deren Blogbeiträge ich regelmäßig lese, habe für sich ein Jahresmotto gesucht und gefunden. Ein Jahresmotto ist, so sagen ExpertInnen, sinnvoller und intensiver als gute Vorsätze, die im Alltag oft schnell in Vergessenheit geraten. Zumindest Letzteres kann ich leider bestätigen. Einige meiner guten Vorsätze haben den Januar nicht überlebt.
Kurz soll ein Jahresmotto sein, prägnant, es soll Emotionen wecken und mich an das erinnern, was mir wichtig ist. Weil ich mich ein bisschen schwer damit tue, mich auf ein Motto für das ganze Jahr festzulegen, versuche ich es zuerst einmal mit einem Drei-Monats-Motto. Denn was für Ziele gilt, gilt vielleicht auf für Mottos. Wer für kürzere Zeiträume plant, verliert das Ziel nicht so schnell aus den Augen – und man verschiebt Dinge im besten Fall nicht auf den nächsten oder übernächsten Monat oder auf den Sankt Nimmerleinstag (https://timetoflyblog.com/monatsrueckblick-oktober-2023). „Just do it“ stand ebenso auf meiner Liste wie Hannah Arendts Wahlspruch „Ich will verstehen“ oder „Mein Leben soll bunter werden“. Letztlich habe ich mich dann für „Mehr Leichtigkeit durch Ordnung und Struktur“ entschieden, ein Motto, zu dem mich auch Wolfgang Herrndorfs Buch Arbeit und Struktur animiert hat (https://timetoflyblog.com/gelesene-buecher-2024). Im Januar ist es mir nicht sonderlich gut gelungen, mein Motto umzusetzen, aber was im ersten Monat nicht war, kann ja im zweiten werden . Vielleicht hilft es ja, dem Rat von Judith Peters zu folgen und „jeden Tag zumindest eine Minute etwas (zu tun), was auf Dein Jahres-Motto ‚einzahlt‘“ (https://judithpeters.de/mein-motto-fur-2025-radikal-ich/).
Viel unterwegs
Dass mancher gute Vorsatz auf der Strecke geblieben ist, lag vielleicht auch daran, dass ich im Januar viel unterwegs war: Zweimal zum Wandern im Harz, dreimal in Hamburg (zu den Enkelkindern und zu einem Essayworkshop), in Eschede, um nach den Rechten zu sehen, die dort auf einem ehemaligen Bauernhof ihr Unwesen treiben – und mindestens ein halbes Dutzend mal in Hannover. Keine Frage: Das Deutschlandticket rechnet sich für mich trotz der Preiserhöhung. Denn ohne das Ticket würde ich sicher nicht so viel reisen – es verschafft mir ein Stück (Reise-)Freiheit. Und die werde ich mir auch im Februar nehmen.
Die erste Wanderung im neuen Jahr. Am Freitag hatte es auch am Harzrand zu schneien begonnen, und so mussten wir, anders als geplant, am Samstagmorgen nicht in den Oberharz fahren, um im Schnee zu wandern. Wenn Schnee liegt, herrscht an Wochenenden dort oft Hochbetrieb; auf der Spur der Steine wanderten wir – meine Kollegin Foe und ich – fast allein.
Im Wald bei Wolfshagen wurde bis 1986 Diabasgestein abgebaut. Heute ist der ehemalige Steinbruch ein Biotop, in dem die ehrenamtlichen Mitglieder des Naturwissenschaftlichen Vereins Goslar seit 1992 225 Tier- und 364 Pflanzenarten dokumentiert und beobachtet haben – darunter seltene und geschützte Arten wie Uhu, Geburtshelferkröte, Tausendgüldenkraut und Kreuzblümchen. Der Wald rund um den Steinbruch wird allmählich wieder zum Mischwald. Und ganz in der Nähe, auf dem Weg zur Granetalsperre, entsteht eine Streuobstwiese, die als Offenlandbiotop vielen heimischen Tierarten einen Lebensraum bietet. Mehr als 50 alte Apfel-, Birnen-, Kirschen- und Pflaumensorten, die mit Boden und Klima gut zurechtkommen, haben die Wolfshäger Vereine hier gepflanzt. (https://www.spur-der-steine.info/die-streuobstwiese.html).
Blick aufs Biotop im früheren Steinbruch …… und auf die Granetalsperre (Fotos Foe Rodens)
Die Granetalsperre haben wir dann meist nur aus der Ferne gesehen. Der Rundwanderweg hält zumindest in dem Bereich, in dem wir gewandert sind, gebührenden Abstand vom Stausee. Zwar führen einige Fußwege direkt ans Wasser, doch Schilder fordern dazu auf, nicht weiterzugehen, weil nicht nur der See, sondern auch der Uferbereich Wasserschutzgebiet ist.
Seltene Arten: die hölzernen Rehe … … und der blinde Schneemann
Mit der ersten Wanderung des Jahres habe ich auch das Wandertagebuch* eingeweiht, das meine Kollegin Foe mir geschenkt hat: Im neuen Jahr möchte ich mir jede Woche Zeit für eine Wanderung, einen längeren Spaziergang oder einen Ausflug nehmen. Dazu inspiriert hat mich neben dem Wandertagebuch der Schweizer Autor Franz Hohler: Als er 60 Jahre alt wurde beschloss er, jede Woche eine Wanderung zu unternehmen – quasi als Übungsplan fürs Alter. Sieben Jahre später entdeckte er ein Jahr lang seine Umgebung bei Spaziergängen. Was er auf seinen Spaziergängen und Wanderungen erlebte und was ihm dabei auffiel, veröffentlichte er in zwei Büchern.
Ein Buch werde ich über meine Wanderungen und Ausflüge sicher nicht schreiben, aber wohl so manchen Blogbeitrag.
*Artikel enthält unbezahlte Werbung
Manuel Andrack präsentiert: Dein Wandertagebuch. Kampenwandverlag 2021, 14,85 Euro
Franz Hohler: 52 Wanderungen. btb-Verlag 2027, 8,99 Euro
Ich habe lange darüber nachgedacht, wie ich den Jahresrückblog beginne, zu dem Judith Peters aufgerufen hat (https://judithpeters.de/jahresrueckblog/). Wieder mit meinem Lieblingssatz aus Hermann van Veens Musical „Ente Jodokus Kwak“: „Ist es schon wieder so weit?“ Mit den ersten Zeilen aus Erich Kästners Dezember-Gedicht (https://www.deutschelyrik.de/der-dezenber.html)?
„Das Jahr ward alt. Hat dünne Haar. Ist gar nicht sehr gesund. Kennt seinen letzten Tag, das Jahr. Kennt gar die letzte Stund.“
Oder kurz und knapp mit dem Titel des Tagebuchs, das Astrid Lindgren während des Zweiten Weltkriegs führte: „Die Menschheit hat den Verstand verloren“. Das trifft den Zustand der Welt heute meiner Meinung nach ziemlich genau. Und vielleicht ist das die richtige Quintessenz eines Jahres, in dem alte Kriege fortgesetzt, neue begonnen und nur wenige beendet wurden und in dem immer mehr Menschen rechtsradikalen Parteien ihre Stimme geben.
Meine Themen 2024
Reisen
Ich habe Astrid Lindgrens Tagebuch im Spätsommer in Schweden gelesen. Die Fahrt mit dem Wohnmobil durch Schweden war mein Reisehighlight des vergangenen Jahres. Ich liebe es, am Wasser zu sein und aufs Wasser zu schauen – schon allein deshalb ist Schweden, ebenso wie Norwegen, für mich ein Traumland: Überall Seen, Flüsse oder das Meer, außerdem gibt es traumhaft schöne Landschaften mit fast unberührter Natur.
Sehr gut gefallen haben mir aber auch die vielen kleinen Städte in Südschweden – und natürlich Stockholm: Die schwedische Hauptstadt hat ein besonderes Flair und definitiv das Zeug zu (m)einer Lieblingsstadt.
Schöne Städte …… viel Wasser und schöne Landschaften …… und ein Date mit Astrid Lindgren in ihrem Geburtsort Vimmerby
In Deutschland steht jetzt Schwerin auf der Liste meiner Lieblingsstädte ziemlich weit oben: Auch hier Wasser, wohin man schaut. Aber auch die anderen Städte, die ich dank des 49-Euro-Tickets kennengelernt habe, waren eine Reise wert: Gotha zum Beispiel, Mühlhausen, Potsdam oder auch Braunschweig. Sie liegen gar nicht so weit von dem Ort entfernt, in dem ich seit fast 40 Jahren lebe, und doch habe ich sie in diesem Jahr zum ersten Mal besucht. Im neuen Jahr will ich meine Erkundungsreisen fortsetzen. Und auch einige Freundinnen, die weiter entfernt wohnen, will ich im neuen Jahr besuchen, zum Beispiel an der Mosel, in Neustadt, Wien und auch in Berlin .
Schreiben
Auch wenn ich inzwischen Rentnerin bin, spielt Schreiben in meinem Leben weiterhin eine wichtige Rolle. Ich schreibe fast täglich, wenn auch nicht so viel und so regelmäßig, wie ich es eigentlich möchte. Solange ich mein Geld mit Schreiben verdient habe, habe ich alle Abgabetermine zuverlässig eingehalten, bei meinen „privaten Schreibprojekten“ erreiche ich meine selbst gesetzten Ziele leider oft nicht, obwohl ich heute mehr Zeit habe als früher.
So habe ich im vergangenen Jahr nicht wie geplant ein bis zwei Blogbeiträge wöchentlich geschrieben und gepostet, sondern gerade einmal 46 im ganzen Jahr. Im September habe ich sogar drei Wochen Blogpause gemacht – ich brauchte einfach mal eine Auszeit, vom Schreiben allgemein und vom Bloggen besonders. Manchmal überlege ich sogar, ob ich mit dem Bloggen aufhören und mich auf meine anderen Schreibprojekte konzentrieren soll.
Mit denen bin ich 2024 ebenso nicht so vorangekommen, wie ich es gehofft oder geplant habe. Immerhin habe ich mich – auch dank der täglichen Schreibimpulse von Denise Fritsch – der Geschichte, die schon so lange in meinem Kopf spukt, wieder angenähert. Vielleicht gelingt es mir ja im neuen Jahr, sie zu beenden.
Außerdem habe ich 2024 endlich eine Schreibpartnerin gefunden, mit der ich mich regelmäßig online oder live zum Schreiben verabrede.
Schreiben auf Sylt am Meer …… und zwischen blühenden Apfelbäumen in Rendsburg
Gelegenheit, gemeinsam mit anderen zu schreiben, gab es auch bei den beiden Schreibauszeiten, die ich mir 2024 gegönnt habe. Im April habe ich am Essayworkshop von Brigitte Helbling im Nordkolleg in Rendsburg teilgenommen, im November dann an der von Henriette Dyckerhoff und Dr. Elisabeth Drimalla geleiteten Herbstakademie der Bücherfrauen in Klappholtal auf Sylt. Es waren gute Tage – mit viel Zeit zum Schreiben, inspirierenden Schreibimpulsen und Anregungen, spannenden Texten, interessanten Gesprächen und Begegnungen mit tollen Frauen. Ich hoffe, dass wir in Verbindung bleiben. Und dass es mir im neuen Jahr auch zu Hause, im Alltag, gelingt, mir mehr Zeit zum Schreiben zu nehmen.
Wandern
Den Harz einmal von West nach Ost auf dem Hexenstieg durchqueren, stand 2024 auf der Liste meiner Wunsch-Wanderungen ganz oben. Doch irgendwie war es verhext mit dem Hexenstieg: Als ich im März losgehen wollte, wurde ich krank, ans Wandern war nicht zu denken. Später im Jahr machten mir mal mein Knie, mal das Wetter oder das Leben einen Strich durch die Rechnung. Und so habe ich im vergangenen Jahr nur die erste Etappe von Osterode nach Clausthal geschafft – und sie hat mir wie auch die anderen drei Teilstrecken, die ich im Laufe der Jahre gewandert bin, nicht sonderlich gut gefallen. Deshalb habe ich den Hexenstieg kurzerhand von der Liste der Dinge, die ich tun möchte, gestrichen und dieses (Wander)Ziel losgelassen. Es gibt einfach viel schönere Wanderwege im Harz: Einige habe ich im vergangenen Jahr entdeckt: den Besinnungsweg bei Bad Harzburg beispielsweise oder den Weg der Steine bei Wolfshagen. Dort habe ich im Oktober sogar Gil-Galad, den letzten Hohen König der Elben aus Tolkiens Welt, getroffen und fotografiert (Kostüm Foe Rodens).
Auf dem Hexenstieg …… dem Besinnungsweg …… und mit Gil-Galad auf dem Weg ser Steine
Kunst
Ich habe keine Ahnung von Kunst, aber ich mag schöne Bilder und gehe gerne in Ausstellungen und Museen.
2024 haben mir die Ausstellungen von Paula Modersohn-Becker im Landesmuseum Hannover, die Munch-Ausstellung und die Sammlung impressionistischer MalerInnen im Museum Barberini in Potsdam und dieBilder von Armin Müller-Stahl im Kloster Cismar besonders gut gefallen. Besonders berührt haben mich die beiden Installationen von Thomas Rentmeister im Sprengel Museum. Er hat den Hausrat seiner Eltern zu einem Kunstwerk verarbeitet. Ich habe in dem Berg manchen Gegenstand entdeckt, dessen Zwilling auch im Haus meiner Eltern stand. Und so war dieser Besuch im Sprengel Museum für mich irgendwie auch eine Reise in meine Vergangenheit.
Bilder von Paula Modersoh-Becker …… von Armin Müller-Stahl …… und eine raumgreifende Installation von Thomas Rentmeister
Bewegung
Ich bin früher gerne und viel gelaufen; doch seit einer Knie-OP vor einigen Jahren beschränke ich mich notgedrungen aufs walken und wandern. Mein Ziel, 10.000 Schritte am Tag zu gehen, 2024 im Prinzip erreicht: Durchschnittlich 10.375 Schritte täglich – an manchen Tagen mehr, an anderen leider weniger –summieren sich auf insgesamt 3.797.250 Schritte im ganzen Jahr.
Im neuen Jahr sollen es mindestens ebenso viele werden. Und vielleicht gelingt es mir ja auch, den Kilometerzähler auf meiner Fitnessuhr zu aktivieren, damit ich meine tägliche Sporteinheit aufs Rad verlegen kann, wenn mein Knie mal wieder nicht so will wie ich.
Im vergangenen Sommer bin ich außerdem mehr und öfter geschwommen als in den Jahren davor – und wenn ich meinen inneren Schweinehund dann überwunden hatte, hat es mir sogar Spaß gemacht. Und so habe ich mir vorgenommen, im nächsten Sommer eine Dauerkarte fürs Freibad zu kaufen und regelmäßig schwimmen zu gehen.
Omas gegen rechts
Vor einem Jahr habe ich im Jahresrückblog geschrieben: „Seit einiger Zeit beteilige ich mich an Aktionen der Omas gegen rechts. Denn in Zeiten wie diesen genügt es meiner Meinung nach nicht mehr, gegen Antisemitismus und rechtsradikale Parteien zu sein, die unsere Demokratie gefährden – man muss es auch zeigen.“ Dieser Satz ist leider aktueller denn je. Denn bei den bei den Europawahlen gaben mehr Leute, darunter besonders viele junge, rechtsextremen Parteien ihre Stimme als bei den vorangegangenen Wahlen, im Thüringer Landtag ist die AFD mit 32 Sitzen die stärkste Fraktion. Und in den USA wurde mit Donald Trump ein Präsident wiedergewählt, dessen Demokratieverständnis mehr als zweifelhaft ist und dessen finanzkräftiger Unterstützer offen für die AFD und andere rechtsextreme Parteien wirbt.
Es ist also höchste Zeit, Zeichen zu setzen – gegen Antisemitismus, Faschismus und Fremdenfeindlichkeit. Ob es etwas bewirkt, wenn ich an Solidaritätswachen vor der Synagoge der Neuen jüdischen Gemeinde oder an Demonstrationen gegen rechts und gegen Antisemitismus teilnehme, weiß ich nicht. Aber zumindest habe ich es versucht. Im vergangenen Jahr bei Demos in Hannover, Goslar, Großburgwedel und Eschede (https://timetoflyblog.com/wir-sind-viele).
Erste Male
Seit ich lesen kann – also seit mehr als 60 Jahren – lese ich gerne und viel: Im vergangenen Jahr waren es laut meiner sicher nicht vollständigen Liste 57 Bücher (mehr dazu in einem extra Blogbeitrag). Aber im April habe ich zum ersten Mal an einem Silent Book Club teilgenommen (https://timetoflyblog.com/gemeinsam-lesen). Schreib- und Lauftreffs kannte ich, aber dass Menschen sich treffen, um gemeinsam zu lesen, war mir neu. Erstaunt hat mich, bei der Premiere in der Stadtbibliothek Hannover, wie viele Bücherfans kamen, vor allem junge. Ich habe im vergangenen Jahr nur einmal beim Silent Book Club mitgelesen, aber ich werde 2025 sicher wieder dabei sein. Für alle interessierten HannoveranerInnen: Das nächste Lesetreffen findet übrigens am 30. Januar ab 17 Uhr in der Stadtbibliothek statt. Ab 16.30 Uhr führt Martina zu den besten Leseplätzen (https://www.instagram.com/silentbookclub_hannover/).
Gelesene Bücher beim ersten Silent Book Club in Hannover
Auch an der von Anna Koschinski organisierten Blognacht (https://annakoschinski.de/blognacht/) habe ich 2024 zum ersten und leider auch nur ein einziges Mal teilgenommen. Dass es mir nicht öfter geglückt ist, liegt auch daran, dass ich freitags manchmal mit meiner Kollegin Foe im Harz wandere und nach einer langen Tour oft zu müde bin. Und dass ich eben freitags manchmal während des Shabbatgottesdienstes vor der Synagoge der Neuen jüdischen Gemeinde in Hannover stehe, um Solidarität mit den Jüdinnen und Juden zu zeigen, die drinnen beten und wegen ihres Glaubens immer häufiger beleidigt, bedroht und angegriffen werden (siehe Omas gegen rechts). Frau muss eben manchmal Prioritäten setzen. Aber die Blognächte stehen ebenfalls auf meiner To-do-Liste für 2025.
Eine Frau, die ich schon lange kannte, die ich aber erst in den vergangenen Jahren besser kennen und schätzen gelernt habe, ist im Frühjahr gestorben. Für mich unerwartet, denn sie war jünger als ich und ich wusste nicht, dass sie krank war. Bei unseren gelegentlichen Telefonaten hat sie es mir nicht erzählt. Und weil wir weit voneinander entfernt wohnten, haben wir uns auch nur selten getroffen – zuletzt im Sommer 2023, mehr als ein halbes Jahr vor ihrem Tod. Dass es das letzte Mal sein würde, ahnten wir beide damals noch nicht. Auch wenn wir beide über 60 waren, dachten wir, wir hätten noch viel Zeit. Denn damals waren wir beide noch gesun
Ihr Tod hat mich sehr getroffen und mich daran erinnert, dass ich Dinge nicht auf die lange Bank schieben sollte, sondern direkt tun sollte. Vielleicht sollte mein Jahresmotto lauten: Carpe diem oder besser noch „Just do it“
Fünf Ziele für 2025
Ich möchte
mehr schreiben und ein Buchprojekt beenden,
zeichnen lernen und im wahrsten Sinne des Wortes mehr Farbe in mein Leben bringen,
reisen, mit dem Wohnmobil, mit dem Zug und zu Fuß,
Freundinnen treffen, auch oder vor allem die, die nicht in meiner Nähe wohnen,
„Nun starb das Jahr. Auch dieses ging daneben. Längst trat es seinen Lebensabend an. Es lohnt sich kaum, der Trauer hinzugeben, Weil man sich ja ein neues leisten kann.“
Nein, der November ist nicht mein Lieblingsmonat. Aber ich finde ihn auch nicht so schrecklich wie manche andere. Natürlich, das Wetter ist oft nicht das beste, Novemberwetter halt, doch im November ertrage ich das triste Grau und die Dunkelheit noch recht gut. Vielleicht weil ich dann noch von zurückliegenden schöneren Sommer- und Herbsttagen zehre. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich im November geboren bin und viele Menschen, die ich gerne mag, ebenfalls.
Happy Birthday
Mein Geburtstag war in diesem Jahr besonders schön. Denn meine Freundin Sabine und ihr Mann haben uns besucht. Sabine und ich haben zur gleichen Zeit in Mainz studiert, allerdings ganz verschiedene Fächer. Kennengelernt haben wir uns in der Unisauna – und unsere Freundschaft hat die vier Jahrzehnte, die seither vergangen sind, überdauert. Weil Sabine in Süddeutschland wohnt und ich im Norden, sehen wir uns leider nur selten. Umso mehr habe ich mich über ihren Besuch gefreut.
Am Morgen meines Geburtstags stand dann auch noch meine Tochter unangekündigt vor der Tür. Und eine weitere Überraschung wartete am Wochenende in Hamburg auf mich: Meine Schwiegertochter hatte zwei Karten für die Ballett-Werkstatt besorgt und so konnten bei den Proben für Slow Burn und Blake Works V zusehen. Beide Stücke feiern im Dezember in der Oper Premiere. Es war wirklich beeindruckend zu sehen, wie die TänzerInnen ein Stück einstudieren; den Entstehungsprozess mitzuerleben gefällt mir eigentlich besser als die Aufführung selbst.
Bebackt wurde ich an/um meinem Geburtstag übrigens auch: Mein Mann hatte für mich einen Zimtschneckenkuchen gebacken, mein Stiefsohn bei unserem Besuch einen Franzbrötchenkuchen. Der war so lecker, dass er gleich am nächsten Tag zwei weitere backen musste. Einen durften wir dann mit nach Hause nehmen. Herzlichen Dank
Atelier Rundgang in der List, schreiben in Linden
Der November hatte gut begonnen: Am ersten Sonntag im November öffneten KünstlerInnen aus der List ihre Ateliers und zeigten, was, wie und wo sie arbeiten. Über die Schulter schauen kann man ihnen bei der Arbeit zwar nicht, aber man sieht beim Atelierbesuch – anders in Ausstellungen – eben nicht nur die fertigen Arbeiten, sondern auch Skizzen und Entwürfe und bekommt einen Einblick in den Entstehungsprozess.
Blick in die Ateliers von Saskia Bera …… und Ivonne Mewes …
Und weil die Ateliers nah beieinander liegen, ist der Atelier Rundgang für mich eine willkommene Gelegenheit, durch die List zu spazieren. Für alle, die Hannovernicht kennen: Die List ist einer der schönsten Stadtteile Hannovers, liegt aber abseits meiner normalen Wege.
… von Eva-Maria Stockmann …… Guido Gratz und …… R. F. Myller
Anders als in der List bin ich in Linden recht oft, auch weil ich seit ein paar Jahren immer am ersten Sonntag im Monat gemeinsam mit anderen Frauen schreibe. Zuerst haben wir uns im Unternehmerinnenzentrum getroffen, dann im Ihmezentrum und seit Anfang des Jahres im neuen AutorInnenzentrum in der Deisterstraße. Angefangen hat alles im Herbst 2019. Damals habe ich Annette Hagemann vom Kulturbüro der Stadt Hannover von meiner Idee erzählt, im Januar 2020 habe ich die Schreibtreff-Idee dann beim von Annette organisierten Autor*innen-Netzwerktreffen vorgestellt. Im kommenden Jahr feiern wir also ein kleines Jubiläum (https://timetoflyblog.com/aus-wien-nach-hannove)r.
Ein Unglück kommt selten allein
Es gibt Tage, die sollte man aus dem Kalender streichen. Der 5. November war ein solcher Tag. Oder, um mit Hermann van Veen zu sprechen: „Dieser Tag ist ein Griff ins Klo.“ Dabei hat mich die Wahl Donald Trumps diesmal nicht ganz so unvorbereitet getroffen wie vor acht Jahren.
An den Wahltag im Jahr 2016 erinnere ich mich genau: Ich war damals mit meinem Mann und meiner Tochter in Neuseeland. Als wir abends ins Bett gingen, sah Hilary Clinton wie die sichere Wahlsiegerin aus. Als wir morgens wach wurden, war Donald Trump der künftige Präsident der Vereingten Staaten. Und zwei Tage nach dem politischen Beben bebte in Neuseeland die Erde.
Diesmal habe ich es befürchtet, aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Mein Mann hat das Wahldrama live mitverfolgt, es aber nicht aufhalten können.Aals ich um vier Uhr morgens aufstand, bestand kaum mehr Hoffnung. Eigentlich hatte ich gehofft, am 6. November ein Glas Sekt auf die neue Präsidentin Kamala Harris trinken zu können. Bei einem Wahlsieg von Donald Trump wollte ich mich aus Frust betrinken, obwohl ich eigentlich nur selten Alkohol trinke und nur sehr wenig vertrage.
Dann bin ich doch nüchtern geblieben: Denn ich wusste, dass ich gar nicht so viel trinken konnte, wie ich kotzen wollte. Dass der Ausspruch vom Maler Max Liebermann stammt, habe ich erst erfahren, als ich diesen Beitrag schrieb. Als Liebermann nämlich im Jahr 1933 einen Fackelzug zu Adolf Hitlers Machtergreifung anschaute, sagte er: „Ich kann nicht so viel fressen, wie ich kotzen möchte.“ Manchmal fürchte ich wirklich, dass sich Geschichte wiederholt und dass wir Menschen aus der Geschichte eben nichts lernen. Ein (politisches) Unglück kommt ja bekanntlich selten allein, heißt es, Und ich gebe zu, dass ich zuerst gedacht habe: „Muss das denn ausgerechnet heute auch noch sein.“ Doch eigentlich war ich für das Ampel-Aus, das ein paar Stunden später folgte, fast dankbar. Es lenkte mich zum einen vom Wahl-Debakel in den USA ab. Zum anderen war die Koalition mit der FDP meiner Meinung nach ohnehin ein Fehler, der jetzt endlich – besser spät als nie – durch den Rausschmiss Lindners korrigiert wurde.
Hätte ich schon an jenem Abend gewusst, welch mieses Schmierentheater die FDP inszeniert hat, hätte ich vielleicht doch zur Flasche gegriffen. Denn nüchtern ist so viel Verlogenheit kaum zu ertragen. Wahrscheinlich drehen sich sogar Genscher und Scheel im Grabe rum.
BuchLust
Zu den beiden großen Buchmessen habe ich es in diesem Jahr nicht geschafft. Während der Leipziger Buchmesse im Frühjahr war ich krank, Frankfurt ist mir an den Publikumstagen einfach zu voll. Die BuchLust in Hannover ist dagegen klein und familiär. Nur etwa 30 Verlage stellten am letzten Wochenende im November im Künstlerhaus aus – nicht die großen Publikumsverlage, sondern kleine, unabhängige Verlage, viele aus Hannover und Umgebung.
Eine Entdeckung waren für mich die wunderschön gestalteten und illustrierten Maro-Hefte des MaroVerlags. Seit 2020 werden in der Reihe Essays zu politischen oder anderen spannenden Themen veröffentlicht. Ich habe mir den literarischen Essay Schlaf von Marie-Louise Monrad Möller gekauft, illustriert von Eniko Katalin Eged. Sehr gut gefallen hat mir auch das Gramm, ein Magazin für Kurzgeschichten, das alle zwei Monate im gleichnamigen Verlag erscheint. Nomen est omen: Die Hefte im A6-Format wiegen wirklich nur ein paar Gramm, jede Ausgabe besteht aus einer einzigen Kurzgeschichte, die eigens für diese Reihe geschrieben wurde. Wie die MaroHefte können auch die Gramm-Kurzgeschichten abonniert werden. Keine schlechte Idee (Für alle, die es interessiert: www.maroverlag.de und www.dasgramm.de).
Besser hören
Bei Veranstaltungen und Seminaren wie auf Sylt (https://timetoflyblog.com/zeit-zum-schreiben-auf-sylt) merke ich es immer wieder: Vor allem in großen Räumen verstehe ich nicht alles, was gesagt wird. Mein Hörvermögen liegt zwar noch im Grenzbereich, aber eigentlich, darin waren sich meine Ohrenärztin und die Akustikerin, einig, ist es Zeit für ein Hörgerät.
Es begeistert mich natürlich nicht wirklich, denn ich weiß dass einige Bekannten mit ihren Geräten überhaupt nicht zurechtkommen. Und billig ist der Spaß auch nicht. Aber Studien zufolge gibt es einen Zusammenhang zwischen Altersschwerhörigkeit und Demenz. So entwickelten rund 25 Prozent der 3.500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die an einer Studie der Uni Leipzig teilnahmen, „eine Demenz, die sich mit einer Hörverminderung in Verbindung bringen ließ“. (https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/Unbehandelte-Schwerhoerigkeit-erhoeht-das-Demenz-Risiko,demenz804.html). Durch die Konzentration auf das Hören werden möglicherweise andere Hirnfunktionen, vor allem die Hirnrinde und der Hippocampus, die Schaltstelle zwischen Kurzzeit- und Langzeitgedächtnis, vernachlässigt und geschwächt. Da ist ein Hörgerät doch ein kleines Problem. Und ich werde künftig hoffentlich wieder besser hören – und das Gerät einfach ausschalten, wenn ich meine Ruhe haben will.
Die Weihnachtsmarktsaison ist eröffnet
Am Ende des Monats habe ich, bekennender Weihnachtsmarktfan, dann noch die diesjährige Weihnachtsmarktsaison eröffnet, und zwar mit dem Besuch des Weihnachtsmarkts in Bad Harzburg, da ich zum Katzensitten im Harz war. Es war nur ein kurzer Besuch, da es eigentlich nur diverse Getränke- und Essstände gibt – und die beleuchteten Krippenfiguren auf dem Port-Louis-Platz . Besser gefallen hat mir der Weihnachtsmarkt in Wolfenbüttel, der in diesem Jahr nicht in der Innenstadt, sondern auf dem Schlossplatz stattfindet. Wirklich begeistert hat er mich allerdings trotz des schönen Ambientes nicht, aber die Adventszeit hat ja auch gerade erst begonnen. In den nächsten Wochen stehen noch die Weihnachtsmärkte von Goslar, Celle und Hameln auf meiner To-visit-Liste.
Überlebensgroße Krippenfiguren in Bad Harzburg … … und Weihnachtslandschaft auf dem Schlossplatz in Wolfenbüttel