Aus Wien nach Hannover

Zugegeben, wirklich begeistert hat mich die Bitte nicht, bei der Einweihung der neuen Räume des AutorInnenzentrums etwas über den Frauenschreibtreff zu erzählen. Denn erstens sind solche Auftritte nicht mein Ding. Und zweitens wollte in an diesem Tag auf dem Hexenstieg wandern. Aber dann habe ich doch zugesagt: Schließlich hatte ich die Idee aus Wien importiert. Und es war eine gute Möglichkeit, andere schreibende Frauen über unsere monatlichen Treffen zu informieren. Außerdem war es ein Anlass, noch einmal Judith Wolfsbergers Buch „Schafft euch Schreibräume“* zu lesen. In ihrem Memoir schreibt sie über ihre Reisen auf den Spuren Virginia Woolfs durch England und die USA – und darüber, wie die ersten Schreibtreffs im writers‘studio in Wien entstanden sind.

Virginia Woolfs Aussage, dass Frauen ein eigenes Zimmer und ein eigenes Einkommen brauchen, um erfolgreich schreiben zu können, kennt wahrscheinlich fast jede schreibende Frau. Der 1929 erschienene Essay „A Room of one’s own“ (Ein Zimmer für sich allein) ist das wohl bekannteste Buch der englischen Schriftstellerin – und ein Kultbuch der Frauenbewegung.

Virginia Woolf schuf für sich an all ihren Wohnorten Rückzugsorte zum Schreiben. Ihr Schreibzimmer und ihre Schreibhütte in Monks House sind, ebenso wie der Garten, noch heute Pilgerstätten für Virginia Woolf Fans. Aber sie war, so Judith Wolfsberger, eben keine „einsame Schreiberin, die alles mit sich selbst ausgemacht hat“ (171). Sie hatte stets einen Kreis von SchriftstellerInnen, KünstlerInnen und Intellektuellen um sich, mit denen sie sich austauschte, die sich gegenseitig anspornten und ermutigten. Der Nationalökonom John Maynard Keynes gehörte ebenso zu ihrer Community wie der Maler und Kritiker Robert Fry, ihre Schwester, die Malerin Vanessa Bell, die Schriftstellerin Vita Sackville-West und natürlich ihr Mann Leonard Woolf.  Und so stellte Virginia Woolf schon in dem Essay „Berufe für Frauen“, der drei Jahre nach „A room of ones own“ erschien, die Frage: „Mit wem willst du den Schreib-Raum teilen und unter welchen Bedingungen?“ (278).

Die Erfahrung, dass ein eigenes Zimmer nicht genug ist und Alleinsein beim Schreiben nicht immer gut tut, machte auch Judith Wolfsberger. Beim Schreiben ihres Memoirs merkte sie, dass ihr manchmal im eigenen Schreibzimmer „die Wände zu nah“ kamen und dass sie bei manchen Texten die Verbundenheit mit anderen brauchte (269). Inspiriert von Virginia Woolf und von Schreibgruppen in den USA, traf sie sich in Wien regelmäßig zum Schreiben mit einigen Kolleginnen. Bei den wöchentlichen Treffen arbeitete jede für sich an eigenen Texten und Projekten, für die im Alltag zwischen Beruf, Familie und anderen Verpflichtungen keine Zeit blieb. Nur am Ende der Schreibsessions tauschten sich die Schreiberinnen kurz aus. Außerdem stellte Judith Wolfsberger in dem von ihr gegründeten und geleiteten writers‘studio Zeiten und inspirierende Räume zur Verfügung, in denen sich Frauen zum gemeinsamen Schreiben treffen konnten. 

„In diesem gemeinsamen Schreibraum wird frau getragen von der kreativen Energie der Gruppe, dem Klappern der Tastaturen und Teetassen, dem Blättern, Kritzeln, Atmen, dem Kaffeegeruch. Die anderen schreibenden Körper, aktiven Köpfe, kreativen Seelen im Raum schaffen eine Anwesenheit, Gemeinsamkeit, die über so manche Ausflucht oder Selbstzweifel hinwegträgt. Dadurch stellt sich die innere Klarheit ein: jetzt bin ich hier in diesem Schreibraum, also schreibe ich“, schreibt Judith Wolfsberger in ihrem Buch (209).

Das war noch nicht erschienen, als ich mich im Frühjahr 2017 für zwei Schreibretreats in Wien anmeldete. Verabredungen zum Laufen kannte ich schon lange – ich hatte in Burgwedel vor Jahrzehnten einen Lauftreff für Frauen gegründet und lange in einem gemischten Lauftreff trainiert. Schreibtreffs waren für mich neu, aber ich wollte sie ausprobieren – und war begeistert.

Ich habe die beiden Schreibtage in Wien sehr genossen und gemerkt, wie sehr es inspiriert und motiviert, gemeinsam mit anderen zu schreiben. Das wollte ich künftig regelmäßig tun, ohne dafür tausend und mehr Kilometer fahren zu müssen. Doch es dauerte noch fast zwei Jahre, bis die Idee in Hannover umgesetzt wurde. Allein fehlten mir Mut, Kontakte und Geld. Doch dann lernte ich im Herbst 2019 bei einem Treffen der Bücherfrauen Annette Hagemann vom Kulturbüro der Stadt Hannover kennen. Sie bat mich, die Schreibtreff-Idee beim Autor*innen-Netzwerktreffen im Januar 2020 anderen hannoverschen AutorInnen vorzustellen. Beim gleichen Treffen wurde auch über die Schaffung eines Schreibhauses in Hannover diskutiert. Es sollte ein zentraler Anlaufpunkt für AutorInnen sein, ein Ort, wo sich Schreibende mit KollegInnen treffen können – zum Schreiben, aber auch zur Aus- und Weiterbildung und zum Networking. Ich war also nicht die einzige, die sich nach gemeinsamen Schreibräumen und dem Austausch mit anderen Schreibenden sehnte.

Ein Raum für unseren Schreibtreff war schnell gefunden – der Konferenzraum im Unternehmerinnenzentrum. Einige InteressentInnen – mehr Frauen als Männer – gab es auch. Doch dann kam Corona: Die geplanten Treffen mussten immer wieder verschoben werden und fanden dann nach diversen Lockdowns mit Maske, Impfnachweis, Coronatests und mit beschränkter TeilnehmerInnenzahl statt.

Das Interesse der Männer am gemeinsamen Schreiben war nicht sonderlich groß: Die meisten, die von mir angeschrieben und zu den Treffen eingeladen wurden, kamen nie. Offenbar ist Frauen der Kontakt zu anderen Schreibenden wichtiger als Männern. Und als wir im Sommer 2022 unseren Schreibtreff vom Unternehmerinnenzentrum ins Ihmezentrum verlegten, wurde aus dem Schreibtreff auch formell der Frauenschreibtreff. 

Auch nach dem Umzug ins neue AutorInnenzentrum in der Deisterstraße blieb das Procedere das gleiche: Wir treffen uns in der Regel am ersten Sonntag im Monat ab 14 Uhr. Einige Frauen kommen regelmäßig, andere nur gelegentlich. Die Zahl der Teilnehmerinnen variiert. Mal sind wir nur zu dritt, mal kommen sieben oder acht Frauen. Die Jüngsten sind um die 30, die älteste ist über 70 Jahre alt. Hobbyschreiberinnen, die noch kein Buch oder  noch keinen Text veröffentlicht haben, sind ebenso dabei wie Frauen, die vom Schreiben leben (wollen).

Wir schreiben etwa vier Stunden gemeinsam: jede an ihren eigenen Texten, zum Beispiel an Gedichten, Miniaturen, Essays oder an Romanen. Es gibt kein vorgegebenes Thema, keine Anleitung. Die meisten schreiben, andere nutzen die Zeit, um ihre Texte redigieren, zu korrigieren oder um neue Ideen zu entwickeln. Vor Beginn und in der Pause ist Zeit für Gespräche: über Literatur im Allgemeinen, über unsere Schreibprojekte im Besonderen – und über alles Mögliche, was uns bewegt.

„Anders als beim Schreiben zu Hause lassen wir uns beim Schreibtreff nicht von Alltagsdingen ablenken, nehmen uns Zeit und verabreden uns sozusagen mit uns selbst fest zum Schreiben“, bringt Annette Hagemann die Vorzüge auf den Punkt. „Das ist für unsere Texte erfahrungsgemäß sehr ergiebig.“

PS:  Ich schreibe gerne mit anderen. Ein Teil dieses Beitrags ist bei einem Zoom-Cowriting mit einer Schreibfreundin entstanden. Fortsetzung folgt sicher.

PS II: Danke an Annette, ohne deren Unterstützung es den Schreibtreff und das AutorInnenzentrum in Hannover nicht geben würde.

Judith Wolfsberger: Schafft euch Schreibräume! Weibliches Schreiben auf den Spuren Virginia Woolfs. Ein Memoir. Gebundene Ausgabe, Brill Österreich Ges.m.b.H.; 1. Edition (5. März 2018), 29 Euro

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Monatsrückblick Mai 2024

Fast hätte ich ihn vergessen. Nur ein abonnierter Newsletter erinnerte mich daran, dass es schon wieder Zeit für den Monatsrückblick war. Doch dann dauerte es noch ein paar Tage, bis der Text endlich fertig war.

Erste Blognacht

Den Rückblick auf den Monat April habe ich während der Blognacht geschrieben, die Anna Koschinski allmonatlich organisiert. Von diesem Angebot habe ich zufällig erfahren, als ich im März zum ersten Mal an einer Blogparade teilgenommen habe. Ich hatte mir den Termin notiert – doch dann wieder vergessen. Erst kurz vor dem Start des Cowritings hat mich mein Online-Kalender erinnert – und ich konnte mich rechtzeitig in den Zoomraum einwählen. Es war eine gute Entscheidung: Mit anderen zu schreiben motiviert mich, selbst wenn die Mitschreiberinnen nicht im gleichen Raum, sondern in einem virtuellen Schreibraum sitzen. An der Blognacht Ende Mai konnte ich leider nicht teilnehmen, aber Ende Juni will ich wieder dabei sein. Dann wird der nächste Monatsrückblick vielleicht nicht so lange auf sich warten lassen.

Immer wieder schön: die Herrenhäuser Gärten

Der Frauenschreibtreff am ersten Sonntag des Monats im  AutorInnenzentrum ist im Mai leider ausgefallen. Stattdessen habe ich mit meiner Schwiegertochter und den beiden Enkelinnen die Herrenhäuser Gärten besucht. Und obwohl einige Beete weichen mussten, weil im Präriegarten derzeit neue Gewächshäuser gebaut werden, waren sie begeistert. Vor allem die Pfingstrosen und die Rhododendren haben ihnen gefallen. Sie wollen wiederkommen – dann werden wir sicher auch in den Großen Garten gehen. Dort bin ich eher selten, ich bin kein Fan von Pflanzen, die in Reih und Glied stehen und immer wieder in Form gestutzt werden. Doch es gibt natürlich auch im Großen Garten Plätze, die ich mag. Die von Nicky de Saint-Phalle gestaltete Grotte beispielsweise, das Gartentheater mit den Goldenen Figuren und natürlich den Rosengarten, wo bei meinem Besuch Mitte Mai die Rosen voll erblüht waren.

Offene Pforte und offene Ateliers

Ich mag Kunst und ich mag schöne Gärten, wenn auch beides eher passiv. Denn ich kann weder malen noch habe ich einen grünen Daumen. Wenn andere ihre Ateliers und/oder ihre Gartenpforten öffnen, schaue ich gerne rein. Und manchmal lassen sich wie am zweiten Maiwochenende Atelierspaziergang und offene Gartenpforte kombinieren.

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Im Garten

Auch unser Garten zeigte sich im Mai von seiner schönen Seite. Die Rosen blühten in diesem Jahr ungewöhnlich früh und auch unsere Frösche – sieben oder acht an der Zahl – waren sehr früh aus ihrem Winterquartier zurückgekehrt. Ebenso früh, wie sie kamen, waren sie dann wieder verschwunden, ihren Nachwuchs haben sie allerdings bei uns zurückgelassen. Den Alten war es mit der Kinderschar wohl zu eng oder zu unruhig in den beiden Miniteichen. Die jungen Frösche scheint die Enge nicht zu stören. Fast alle leben im kleinen Teich – im größeren habe ich bislang nur einen einzigen gesichtet. Auch dass sie den Platz mit einer kleinen Ente teilen müssen, macht ihnen offenbar nichts aus. Sie leben friedlich miteinander, auch wenn es manchmal nicht so aussieht.

Ein Jahr Deutschlandticket

Ich habe es sehnsüchtig erwartet und nutze es seit einem Jahr viel und gerne: das Deutschlandticket. Meist reise ich damit durch Niedersachsen und die angrenzenden Bundesländer, aber ich bin auch schon bis nach Würzburg gefahren. Die Hinfahrt durch Thüringen ins Frankenland dauerte mit Nahverkehrszügenzwar länger, war aber eindeutig schöner als die Rückfahrt mit dem ICE.

Durch das Deutschlandticket habe ich viele Orte besucht, an denen ich bisher meist achtlos vorbeigefahren bin. Im Mai zum Beispiel Braunschweig. Obwohl Hannover und Braunschweig nah beieinander liegen – mit dem Nahverkehrszug dauert die Fahrt gerade mal eine Dreiviertelstunde – war ich erst einmal in der Nachbarstadt. Daran, dass die beiden Fußballklubs eine enge Feindschaft verbindet, lag es gewiss nicht. Es hatte sich einfach nicht ergeben. Jetzt habe ich meine Kollegin Foe im Krankenhaus in Braunschweig besucht – und habe die Gelegenheit genutzt, durch die Stadt zu spazieren.

Mein ganz subjektiver Eindruck: Meine Lieblingsstadt wird Braunschweig sicher nicht, aber es gibt einige schöne Ecken, die es zu sehen lohnt.

Katzensitten mit Erkenntnis

Meinen Kurzaufenthalt als Katzensitterin in Harz hatte ich mir eigentlich anders vorgestellt: Ich wollte die ersten Etappen des Hexenstiegs wandern. Doch dann musste ich an zwei Tagen nach Hannover – an einem zur Einweihung des AutorInnenzentrums, am nächsten Tag zu einem Workshop. Letzteren wollte ich nicht absagen, weil mich das Thema interessierte. Aber im Nachhinein weiß ich: Ich hätte ihn mir besser erspart. Ich hätte stattdessen durch den Harz wandern, die Natur genießen und ein bisschen schreiben sollen. So blieb mir nur am letzten Tag Zeit für eine kurze Wanderung auf dem Besinnungsweg (https://timetoflyblog.com/auf-dem-besinnungsweg) – und die Erkenntnis, dass ich künftig häufiger das tun und dahin gehen sollte, wohin mein Herz mich trägt.

Handwerker im Haus

Wer in einem alten Haus wohnt, weiß es: Irgendetwas muss – oder soll – immer repariert, renoviert oder verändert werden. Im Mai wurden in der oberen Etage drei neue Fenster und im Wohnzimmer im Erdgeschoss zwei neue Glastüren eingebaut. Früher haben wir die meisten Arbeiten selbst gemacht, inzwischen überlassen wir vieles den Handwerkern. Vieles, aber nicht alles.

Weil die neuen Türen leider nicht in die alten Rahmen passten, haben wir, bevor die Handwerker kamen, die alten Zargen entfernt. Und auch die Nacharbeiten – verputzen, tapezieren, streichen usw. – haben wir selbst erledigt. Diese Arbeiten dauerten natürlich viel länger als das Einsetzen der Türen selbst. Zum Glück ist mein Mann ein begabter Handwerker – und während ich diese Zeilen schreibe, ist das meiste geschafft. Durch die Fenster im Dachgeschoss entweicht weniger Wärme, das Wohnzimmer ist mit neuen Glastüren schöner und großzügiger denn je. Außerdem haben einen besseren Durch- und Ausblick – gute Aussichten also für die Zukunft.

Auf dem Besinnungsweg

Auf dem Burgberg bei Bad Harzburg war ich schon oft – er ist sozusagen unser Hausberg. Meine Tochter und ich wandern oft hinauf, wenn die Zeit bei meinen Besuchen nicht für eine längere Wanderung reicht oder das Wetter nicht mitspielt. Den Besinnungsweg habe ich aber erst vor ein paar Tagen entdeckt, obwohl er – eigentlich unübersehbar – an der Bergstation der Baumschwebebahn beginnt und endet.

Vor fast 1000 Jahren ging es hier wenig besinnlich zu. Wo Burgberg und Sachsenberg sich treffen, sollen angeblich im Jahr 1073 die Untertanen den deutschen König und späteren Kaiser Heinrich IV. und dessen Gefolge in der Harzburg belagert haben. Grund, wütend zu sein, hatten die Menschen allemal, mussten sie doch von 1065  bis 1068 die Burg in Fronarbeit, also ohne Bezahlung, bauen. An den Aufstand der Sachsen erinnert jetzt eine der insgesamt acht Stationen auf dem 1,6 Kilometer langen Rundweg.

Der führt um und auf die Kuppe des 538 Meter hohen Sachsenbergs und ist genau so, wie ich mir Wanderwege wünsche: schmal und verschlungen. Meist führt der Pfad durch den Wald, aber es gibt viele schöne Ausblicke: auf Bad Harzburg beispielsweise oder auf den Brocken. An vielen Stellen stehen Bänke und laden dazu ein, Pausen zu machen und über die Welt oder sich selbst nachzudenken.

Ich frühstücke auf einer Bank am Sachsenstein. Die Aufschrift „Sonne – Erde – Wind – Wasser“ erinnert an den Sachsengott Krodo, laut Sachsenspiegel ein Gott  der Fruchtbarkeit und des Lebens. Krodos Zeit endete mit der Christianisierung im achten Jahrhundert. Jetzt schaut mir der von Ralf Woick geschaffene Krodo-Kopf beim Frühstück zu.

Sein grimmiger Blick stört mich nicht, und während ich in der Sonne sitze, kommt mir das vielleicht bekannteste Zitat aus Goethes Faust in den Sinn: „Verweile doch! du bist so schön!“ Zum Glück habe ich, anders als Faust, keine Wette mit Mephisto abgeschlossen und kann ich den Augenblick genießen.

Das tue ich zu selten, meist fordert mich meine innere Stimme eher auf, mich zu beeilen statt zu verweilen. Dazu passt die Geschichte vom weisen Mann, die ich ein paar Meter weiter an der nächsten Station lese. Gefragt, wie er es schaffe, immer bei der Sache zu sein und ganz ruhig zu bleiben, verrät er sein Geheimnis. „Ganz einfach: Wenn ich sitze, sitze ich, wenn ich stehe, stehe ich und wenn ich gehe, gehe ich.“ Mir geht es indes wie vielen Menschen. Wenn ich sitze, bin ich schon im Begriff, aufzustehen, wenn ich stehe, denke ich schon daran, loszugehen, wenn ich gehe, denke ich schon ans Ziel – und wenn ich angekommen bin, suche ich schon ein neues Ziel, eine neue Aufgabe. Das soll anders werden.

Am nächsten Platz, dem Himmelsloch, wäre ich gerne länger geblieben. Auf der hölzernen Liege liegend, schaue ich in den blauen Himmel, der sich zwischen den hohen Bäumen zeigt.  Doch leider währt der Himmelsblick nicht lange. Das Holz war frühmorgens noch feucht vom Tau. Aber ich werde sicher bald wiederkommen und dann gewiss länger bleiben.

Apfelparadies am Nord-Ostsee-Kanal

Ich mag schöne Gärten, und so naturbelassene wie den Garten des Nordkollegs in Rendsburg allemal. Knapp ein Hektar ist der zwischen den Seminar- und Gästehäusern der Akademie für kulturelle Bildung gelegene Garten groß – und allein schon seinetwegen lohnt sich ein Aufenthalt in der Bildungsstätte.

Schon bei meinem ersten Seminar im Januar vergangenen Jahres machte mich der Garten neugierig – aber Winter ist für einen Gartenbesuch eben nicht die beste Zeit. Da ist der April allemal besser, vor allem wenn die Temperaturen in der ersten Aprilhälfte eher einem vorgezogenen Mai ähnelten. An diesem Wochenende spielten die Temperaturen leider nicht ganz mit – der April macht ja bekanntlich, was er will. Und so konnte ich, anerkannte Frostbeule, immer nur kurz in der Sonne sitzen. Aber wenn ich vor, nach und zwischen den einzelnen Sitzungen und Schreibsessions auf verschlungenen Pfaden spazierte, habe ich mich ein bisschen wie Dornröschen im verzauberten Garten gefühlt.

Nicht ohne Grund: Über 200 Rosenarten soll es laut Website im Garten geben (https://www.nordkolleg.de/nordkolleg/der-garten/). Bis sie blühen, dauert es noch eine ganze Weile; und auch Wildblumenwiese, Trompeten- oder der Tulpenbaum lassen noch auf sich warten. Die Apfelbäume stehen dagegen derzeit in voller Blüte. Mehr als 120 Mutterpflanzen alter Obstsorten – 120 an der Zahl, kein Spalierobst – werden im Garten des Nordkollegs erhalten. Die alten Sorten sind nicht nur schmackhafter als viele neue Züchtungen; sie liefern vor allem die Edelreiser, die man zum Veredeln oder zur Nachzucht von Apfelbäumen braucht.

Eine Besonderheit, und zumindest einzigartig in Deutschland, ist der 100-Sorten-Apfelbaum – ein Baum, an dem tatsächlich mehr als hundert verschiedene Apfelsorten wachsen. Seit Jahren werden auf einen Boskoop-Apfelbaum Triebe anderer Sorte gepfropft. Wachsen sie am angeschnittenen Ast an, trägt der alte Baum im nächsten Jahr (auch) Äpfel der aufgepfropften Sorte. Wegen der Sortenvielfalt trägt der Baum übrigens sehr lange – vom Sommer bis in den Herbst hinein – Früchte. Ihren Teil tragen dazu auch die im Nordkolleg-Garten lebenden Bienenvölker bei, die die Blüten – nicht nur der Apfelbäume – bestäuben.

Auch die begehbare Kräuterspirale, auf der zurzeit vor allem der Waldmeister blüht, hat mir gut gefallen. Und im Natur-Klang-Garten kann man hören, wie Wasser springt, Steine rauschen oder wie ein Hörrohr die „Musik der Natur“ verstärkt.

Apropos Musik: Die spielt im Programm des Nordkollegs neben Literatur & Medien, Sprachen & Kommunikation sowie Kultur eine besondere Rolle: Hier proben Chöre und Orchester, finden unter anderem Jazz-, Musical- oder Songwriter-Workshops statt. Mich hat diesmal ein Essayworkshop mit Brigitte Helbling nach Rendsburg geführt. Die literarische Form fasziniert mich schon lange – und ich konnte mich ihr in dem viertägigen Workshop wieder ein Stück mehr annähern.

Mein zweiter Besuch im Nordkolleg war bestimmt nicht mein letzter. Ich komme gewiss wieder – vielleicht zu einem Konzert, zum Apfelblütefest im Mai oder zum Apfelerntefest im Herbst, bei dem Äpfel verschiedener Sorten probiert werden können. Oder im Sommer, wenn die im Garten des Nordkollegs viele verschiedene Rosensorten blühen.

Monatsrückblick Januar 2024

Natürlich bin ich mit guten Vorsätzen ins neue Jahr gestartet, obwohl ich sie nicht so genannt habe. Denn viele gute Vorsätze überleben bekanntlich den Januar nicht, bei mir sterben manche sogar schon in der ersten oder zweiten Woche des Jahres. Deshalb habe ich meine Ziele diesmal in einer drei Monats-Liste aufgeschrieben – und einiges in der Tat schon im ersten Monat umgesetzt.

So habe ich meinen Vorsatz, jeden Tag einen (nicht mehr gebrauchten) Gegenstand zu wegzuwerfen oder wegzugeben, zumindest im Durchschnitt eingehalten. Ich habe die Sachen allerdings micht täglich, sondern kompakt bei zwei kleineren Ausmistaktionen aussortiert. Und ich habe auch nicht an jedem Tag eine Zeichnung oder Skizze gemacht, aber immerhin an fast jedem, und an manchen sogar zwei. Das gleicht sich fast aus. Daran, jeden Tag mit einer Mischung aus aus Indoor-Walking, Gymnastik, Yoga und Journalschreiben ausklingen zu lassen, habe ich mich inzwischen gewöhnt – und die Abendroutine bekommt mir gut.

Gegangen bin ich laut meinem Fitnesstracker im Januar durchschnittlich 12.120 Schritte – und damit täglich 2000 mehr, als ich mir eigentlich vorgenommen hatte. Daran hatten auch die beiden Wanderungen im Harz ihren Anteil. Bei der ersten bin ich mit meiner Tochter von Bad Harzburg zur Marienteichbaude gewandert, bei der zweiten durch das Okertal zum Romkehaller Wasserfall. Ich staune jedes Mal, was ein paar Kilometer und ein paar Höhenmeter ausmachen. Als wir in Bad Harzburg loswanderten, lag dort kein Schnee, aber schon nach einem Kilometer stapften wir durch eine Winterlandschaft. Der Romkehaller Wasserfall war fast vollständig vereist – und trotzdem hat ein ganz mutiger Kletterer versucht, ihn zu erklimmen. Geschafft hat er es allerdings nicht, solange wir zugesehen haben. Irgendwann gab er auf und seilte sich vom vereisten Fels ab.

Überhaupt war ich im Januar viel unterwegs – mein 49-Euro-Ticket hat sich wieder einmal mehr als bezahlt gemacht. Anfang des Monats habe ich meinen Mann zum Flughafen nach Hamburg gebracht und mir auf dem Rückweg einen kleinen Abstecher an die Binnenalster gegönnt. Es war ein wunderschön sonniger Tag und ich habe den Blick aufs Wasser wirklich genossen. Sonne und Blicke aufs Wasser satt gab es auch am nächsten Tag bei einem kurzen Ausflug zum Altwarmbüchener See in der Nachbargemeinde.

Eine Woche später bin ich dann nach Berlin gefahren – um mir die Munch Ausstellung im Museum Barberini in Potsdam anzusehen, vor allem aber auch, um zwei Schulfreundinnen wiederzusehen, die in Berlin wohnen. Zu der einen ist der Kontakt nie abgerissen, wir haben uns in den vergangenen Jahren gelegentlich getroffen – entweder in Berlin oder in unserem Heimatort, in dem schon unsere Mütter gemeinsam zur Schule gegangen sind. Die andere, die ich schon aus dem Kindergarten kenne, habe ich nur zweimal gesehen, seit wir vor fast einem halben Jahrhundert an verschiedenen Schulen Abitur gemacht haben. Und obwohl unsere Leben sehr unterschiedlich verlaufen sind, sind wir irgendwie vertraut miteinander¸ es gibt eine gemeinsame Ebene: Wenn wir uns treffen ist es, als hätten wir uns vor ein paar Tagen oder Wochen zuletzt gesehen.

Bei der einen Freundin habe ich übernachtet, mit der anderen habe ich die Munch Ausstellung in Potsdam und das Anne Frank Zentrum in Berlin besucht. Das stand schon lange auf meine To- visit-Liste, jetzt hat es endlich mal geklappt.

Die Dauerausstellung „Alles über Anne“ gewährt nicht nur Einblicke in Anne Franks Leben, sondern schlägt auch eine Brücke von der Vergangenheit in die Gegenwart. Sie richtet sich vor allem an Kinder unnd Jugendliche, die sich durch Annes Schicksal oft besonders angesprochen fühlen. Denn schließlich war sie in ihrem Alter, als sie mit ihrer Familie untertauchen, sich in einem Hinterhaus verstecken musste, schließlich doch entdeckt, in Konzentrationslager verschleppt und ermordet wurde. „Über die Beschäftigung mit dem Tagebuch und Annes Biografie bekommen die Schülerinnen und Schüler einen persönlichen Zugang zur Geschichte des Nationalsozialismus, des Antisemitismus und des Holocaust. Wir wollen sie aber auch anregen, sich mit Antisemitismus, Rassismus, Diskriminierung und Flucht in der Gegenwart auseinanderzusetzen“, sagte mir Veronika Nahm, die Leiterin des Anne Frank Zentrums, vor einiger Zeit mal in einem Interview (https://www.friedrich-verlag.de/bildung-plus/schulleben/auf-den-spuren-anne-franks/).

Die Auseinandersetzung mit Rassismus, Antisemitismus und Faschismus ist nötiger denn je. Denn der Hass auf nimmt nicht nur in Deutschland seit dem Überfall der Hamas Terroristen auf Israel zu – bei den anstehenden Landtagswahlen in Thüringen wird die rechtsextreme AfD möglicherweise stärkste Fraktion. Doch seit das Recherchenetzwerk Correctiv aufgedeckt hat, wie rassistisch Mitglieder der AfD sind und welche Deportationspläne sie für Deutschland schmieden, gehen Hundertausende Menschen auf die Straße und zeigen, dass sie gegen Faschisten, gegen Rassismus, gegen Antisemitismus und für die Demokratie in unserem Land sind. Auch ich habe im Januar an vier Demos teilgenommen – und an einigen Mahnwachen der Omas gegen rechts vor der Neuen Synagoge in Hannover.

Nach Hannover fahre ich ziemlich häufig, seit ich nicht mehr berufstätig bin. Im Januar habe mir unter anderem zweimal die Paula Modersohn Ausstellung im Landesmuseum angesehen und natürlich war ich dabei, als meine Tochter im Unternehmerinnenzentrum durch ihre erste Fotoausstellung führte*.

Mit einer Schreibgruppe habe ich mich im Schauspielhaus Hannover getroffen. Das wird mittwochs bis freitags von 14 – 18 Uhr zum Open Haus und öffnet das Foyer für alle, die „Ruhe genießen, Musik hören, für die Uni lernen, coworken, vernetzen, Freund:innen treffen, Yoga mit der Gruppe machen, entspannt ein Buch lesen oder eine Sitzung halten“ – oder natürlich auch allein oder gemeinsam schreiben möchten (https://staatstheater-hannover.de/de_DE/open-haus). Eine wirklich gute Idee – und ein schöner Begegnungsort und Treffpunkt in der Innenstadt von Hannover.

Der monatliche Schreibtreff am ersten Sonntag des Monats ist für mich ein fester Termin. Allerdings haben wir im Januar ausnahmsweise am zweiten Sonntag gemeinsam geschrieben – und auch nicht im AutorInnenzentrum, sondern in den Praxisräumen einer Schreibfreundin. Denn das AutorInnenzentrum musste – oder soll ich schreiben – konnte aus dem Ihmezentrum ausziehen. Für alle, die das Ihmezentrum nicht kennen: Der Hochhauskomplex ist nicht nur meiner Meinung nach das scheußlichste Gebäude in Hannover.

Um Geld zu sparen, haben die Mitglieder des AutorInnenzentrums ihr neues Domizil in der Deisterstraße teilweise selbst renoviert. Auch ich habe an zwei Tagen geholfen, habe Löcher zu- und Wände abgespachtelt, grundiert und gestrichen. Zu Hause konnte ich ebenfalls – notgedrungen – unter Beweis stellen, dass ich handwerklich doch kein ganz hoffnungsloser Fall bin. Weil mein Mann in Nordschweden Polarlichter jagte, musste ich den defekten Abfluss unter der Spüle selbst reparieren. Es hat nicht im ersten Anlauf geklappt, aber inzwischen ist er dicht. Geht doch.

* Die Ausstellung mit Landschafts-, Tier und Naturfotos kann noch bis zum 19. April montags bis freitags von 10 bis 15 Uhr im Unternehmerinnenzentrum in der Hohen Straße in Hannover-Linden besichtigt werden. Mehr Informationen unter https://foerodens.wordpress.com/2023/11/01/meine-erste-fotoausstellung/

Jahresrückblog 2024

Und noch einmal Reinhard Mey. Sein Lied „Einundsiebzigeinhalb“ passt nicht nur zur Halbzeitbilanz, sondern auch zum Jahresrückblog am Ende des Jahres. „Was ist aus all dem geworden, was ich mir am Neujahrsmorgen, ganz fest vorgenommen hab?“ Oder, um den König aus Hermann van Veens Musical die Ente Kwak zu zitieren: „Ist es schon wieder so weit?“

Ja, wieder Silvester: Zeit, Bilanz zu ziehen, zurück, aber auch ein wenig nach vorne zu schauen. Zu diesem Jahresrückblog hat mich Judith Peters gleichnamige Aktion inspiriert – allerdings habe ich ihre Vor- und Ratschläge meinen Bedürfnissen entsprechend modifiziert. So habe ich den Beitrag nicht wie die anderen Teilnehmerinnen am 20. Dezember veröffentlicht. Zum einen, weil ich am Morgen dieses Tages zu einer Untersuchung im Krankenhaus war. Zum anderen nutze ich meinen Blog nicht beruflich, er ist rein privat. Und weil ich zwischen den Jahren weder Urlaub noch eine Auszeit vom Bloggen mache, stelle ich diesen Beitrag am letzten Tag des Jahres online.

Leben

Im vergangenen Jahr hat sich für mich einiges geändert. Ich bin seit Ende 2022 Rentnerin, seit Mitte 2023 nehme ich keine Schreibaufträge mehr an. 40 Jahre Lohnschreiberei sind genug. Ich habe gerne und viel gearbeitet – zeitweise wahrscheinlich zu viel. Und oft habe ich es nicht geschafft, das Leben zu genießen. Zu groß war mein Perfektionismus, zu groß die Angst, Aufträge dauerhaft zu verlieren, wenn ich einmal nein sage. Aber jetzt ist Zeit für das Leben nach der Arbeit – und für die Dinge, die ich gerne tue. Wann, wenn nicht jetzt? Denn wer weiß, wie viel Zeit noch bleibt.

Schreiben und lesen

Ich schreibe gerne, und natürlich werde ich weiter schreiben. Blogbeiträge zum Beispiel. In diesem Jahr habe ich nur 51 veröffentlicht, im nächsten Jahr sollen es ein paar mehr werden. Außerdem möchte ich Essays schreiben und mich an Gedichte wagen. Noch beschränke ich mich meist darauf, Letztere zu lesen – vor dem Einschlafen schlage ich oft den Conrady auf, der neben meinem Bett steht. Oder ich lese mich mit dem lyrischen Kalender durchs Jahr.

Apropos lesen: Ein Leben ohne Bücher kann ich mir nicht vorstellen. 60 habe ich in diesem Jahr gelesen – mehr als eins jede Woche. Die Liste der gelesenen Bücher werde ich in den nächsten Tagen in einem Extra-Beitrag posten.

Kunst

Ich liebe Bücher, seit ich lesen kann. Und ich schreibe, seit ich vor fast 50 Jahren Anne Franks Tagebuch zum ersten Mal gelesen habe. Gezeichnet habe ich dagegen nie. Doch jetzt möchte ich es endlich lernen, möchte mehr Farbe in mein Leben bringen. Deshalb habe ich im November mit einem privaten Zeichenkurs angefangen – und ich habe mir wieder einmal fest vorgenommen, im nächsten Jahr mehr zu zeichnen. Vielleicht klappt es ja in meinem neu eingerichteten Schreib-/Malzimmer, in dem ich nicht nur viel Platz, sondern auch viel Licht habe.

Zu der vorläufig letzten Umräumaktion in unserem Haus haben mich die verschiedenen Atelierspaziergänge angeregt, an denen ich in diesem Jahr teilgenommen habe. Ich bin eine Kunstbanausin, aber ich liebe es, Blicke hinter die Kulissen zu werfen und zu sehen, wie und in welcher Umgebung Kunst entsteht.

Außerdem habe ich viele Museen, Ausstellungen und Galerien besucht. Ein Highlight war sicher das Tate in Saint Ives, nicht nur wegen der Bilder im Museum, sondern auch wegen des tollen Blicks aus dem Museum aufs Meer. Sehr gut gefallen haben mir auch die Ausstellungen von Ilon Wikland und Volker Kriegel im Museum Wilhelm Busch. Und die Ausstellung „Nach Italien“ im Landesmuseum hat dazu geführt, dass wir unsere Reisepläne geändert haben und im Frühjahr statt nach Portugal in die Toskana gefahren sind.

Ganz stolz bin ich auf die erste Ausstellung meiner Tochter: Noch bis April sind im Unternehmerinnenzentrum in Hannover Tier-, Natur- und Landschaftsfotos von ihren Reisen und Wanderungen zu sehen.

Reisen

Gereist bin ich im zu Ende gehenden Jahr viel, nicht nur, aber auch dank des 49-Euro-Tickets. Dass es später kam als angekündigt, habe ich den PolitikerInnen längst verziehen, zumindest solange sie es nicht wieder abschaffen. Und auch daran, dass ich bei Kontrollen keine Karte, sondern mein Smartphone vorzeigen muss, habe ich mich inzwischen gewöhnt.

Durch das Ticket bin ich viel mobiler geworden. Ich kann einfach irgendwohin fahren, umweltfreundlich und preiswert. Auf diese Weise habe ich verschiedene Städte erkundet, die schon lange auf meiner To-visit-Liste standen, Wolfenbüttel zum Beispiel, Bad Gandersheim oder Lübeck. Außerdem bin ich jetzt oft in Hannover – gehe ins Museum, in die Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek, in die Herrenhäuser Gärten oder an den Maschsee. Und manchmal wandere ich ziellos durch die Straßen und lerne die Stadt kennen, in deren Nähe ich seit mehr als drei Jahrzehnten lebe.

Neben den kurzen Fahrten gab es natürlich auch die großen und kleinen Reisen mit dem Wohnmobil. Anders als geplant sind wir nicht nach Portugal und Skandinavien gefahren, sondern nach Italien und England. Aber das ist ja der Vorteil dieser Art des Reisens: Man kann spontan entscheiden, wohin die Reise geht. Man kann bleiben, wo es einem gefällt, und weiterziehen, wenn man oder frau mag. Und oft ist der Weg das Ziel.

Wann immer es geht, schaue ich mir unterwegs Gärten an, nicht selten sind sie besondere Highlights auf den Reisen. So waren der Giardino Bardini und der Giardino delle Roses meine Lieblingsorte in Florenz. In Saint Ives hat mir der Skulpturengarten von Barbara Hepworth sehr gut gefallen und nach Saint Austell sind wir nur wegen der Lost Gardens of Heligan gefahren.

Gewandert bin ich auch, wenn auch nicht so viel, wie ich eigentlich wollte. Immerhin bin ich auf den Calmont bei Ediger-Eller gestiegen, bin zum ersten Mal in den Alpen und auf dem South West Coast Path in Cornwall gewandert. Beides schmeckt nach mehr. Den Hexenstieg habe ich leider auch in diesem Jahr nicht geschafft. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Der Harz liegt ja quasi vor der Tür und ist zudem auch eine ideale Übungsstrecke für Wanderungen aller Art  

Dank meines Fitnesstrackers weiß ich übrigens genau, wie viel ich in diesem Jahr gegangen bin: Es waren durchschnittlich 9.852 Schritte am Tag, also 3.595.980 insgesamt. Das Ziel 10.000 Schritte täglich habe ich also verfehlt, wenn auch nur knapp verfehlt.  

Omas gegen rechts

Seit einiger Zeit beteilige ich mich an Aktionen der Omas gegen rechts. Denn in Zeiten wie diesen genügt es meiner Meinung nach nicht mehr, gegen Antisemitismus und rechtsradikale Parteien zu sein, die unsere Demokratie gefährden – man muss es auch zeigen.

Dass Jüdinnen und Juden in Deutschland wieder bedroht werden, dass sie Angst haben müssen, mit einer Kippa auf die Straße zu gehen oder in der Öffentlichkeit Hebräisch zu sprechen, macht mich nicht nur wütend, sondern erfüllt mich mit Scham. Und die politische Entwicklung in Deutschland, Europa und der Welt macht mir zunehmend Angst. Immer öfter denke ich an Martin Niemöllers Worte (https://martin-niemoeller-stiftung.de/martin-niemoeller/als-sie-die-kommunisten-holten):

„Als die Nazis die Kommunisten holten,
habe ich geschwiegen,
ich war ja kein Kommunist.

Als sie die Sozialdemokraten einsperrten,
habe ich geschwiegen,
ich war ja kein Sozialdemokrat.

Als sie die Gewerkschafter holten,
habe ich geschwiegen,
ich war ja kein Gewerkschafter.

Als sie mich holten,
gab es keinen mehr,
der protestieren konnte.“

Von 1937 bis 1945 war Niemöller in Gefängnissen und Konzentrationslagern eingesperrt. Sein Schicksal sollte uns mahnen, rechtzeitig aufzustehen und zu verhindern, dass hierzulande die Höckes, Chrupallas und Weidels an die Macht kommen, unsere Freiheit aushöhlen oder gar abschaffen.

Lieblings-Posts

Nennt eure „drei liebsten eigenen Blogartikel des Jahres“, empfiehlt Judith Peters den TeilnehmerInnen des Jahresrückblogs. Ich musste nicht lange nachdenken. Den Beitrag „Nie wieder ist jetzt“ habe ich nach einer Mahnwache vor dem Holocaust Mahnmal auf dem Opernplatz in Hannover geschrieben. Wir wollten am 9. November, am 85. Jahrestag der Pogromnacht von 1938, nicht nur an die Holocaust-Opfer, sondern auch an die Opfer des Massakers der Hamas in Israel erinnern. Und wir wollten ein Zeichen setzen – gegen den wachsenden Antisemitismus in Deutschland und in vielen anderen Ländern (https://timetoflyblog.com/nie-wieder-ist-jetzt).

Die beiden anderen Beiträge gehören eng zusammen: der Text über die Stadt der Tagebücher (https://timetoflyblog.com/die-stadt-der-tagebuecher) und der Beitrag über Orlando Orlandi Posti. Der junge Italiener, dessen Briefe aus dem Gefängnis im Tagebucharchiv von Pieve Santo Stefano aufbewahrt werden, wurde 1944 von den Nazis in den Adreatinischen Höhlen ermordet (https://timetoflyblog.com/in-memorian-orlando-orlandi-posti).

So etwas darf nie wieder passieren. Nie wieder ist jetzt.

Auf Weihnachtsmarkttour

Ja, ich gebe es zu: Ich liebe Weihnachtsmärkte. Deshalb hatte ich mir im Herbst auch vorgenommen, in diesem Jahr „zwei schöne Weihnachtsmärkte besuchen, die ich noch nicht kenne“.  

Diesen Punkt auf meiner Drei-Monats-Bucket-Liste hatte ich schon vor Beginn der Adventszeit – und damit der traditionellen Weihnachtsmarktzeit – abgehakt. Denn erst mit dem letzten Sonntag im November, dem Toten- oder auch Ewigkeitssonntag, endet das alte Kirchenjahr und das neue fängt mit dem Advent an.

Als sogenannter stiller Feiertag ist der Totensonntag durch die Feiertagsgesetzgebung der Bundesländer besonders geschützt. Öffentliche Sport-, Tanz- und Musikveranstaltungen sowie Märkte sind laut Wikipedia am Totensonntag, der in diesem Jahr auf den 26. November fiel eigentlich verboten. Doch das stört viele Weihnachtsmarktorganisatoren nicht – und die Genehmigungsbehörden drücken vielerorts ein Auge zu, weil die Märkte KundInnen in die Städte locken.

Immer mehr Weihnachtsmärkte öffnen inzwischen schon im November – und viele haben die Öffnungszeiten über die Festtage hinaus bis zum Ende des Jahres verlängert. Denn die Tage zwischen den Jahren, wenn die meisten Menschen frei haben, gehören zu den umsatzstärksten des Jahres. Schließlich müssen die Geldgeschenke an den Mann oder an die Frau gebracht werden.

Meine Tour über die Weihnachtsmärkte begann Ende November hoch im Norden, mit dem Weihnachtsmarkt Schiff Ahoi in Travemünde und der Lübschen Wiehnacht in Lübeck. Der Kunsthandwerkermarkt im historischen Hafenschuppen direkt an der Kaikante ist einer von insgesamt elf Weihnachtsmärkten, die die Hansestadt zu einer Weihnachtsstadt machen. Der Klassiker, der Weihnachtsmarkt rund um das Lübecker Rathaus,  wurde schon 1648 zum ersten Mal urkundlich erwähnt – und startete wie es sich gehört erst am Montag nach dem Totensonntag.  

Es schien, als hätten alle auf die Eröffnung gewartet. Denn obwohl es ein ganz normaler Montagvormittag war, war das Gedränge zwischen den Buden ziemlich groß. Bevor ich nach Travemünde zurückfuhr, schaute ich mir auch noch den historischen Weihnachtsmarkt an. Auf dem Hof der Basilika St. Marien zeigen HandwerkerInnen teilweise lang vergessene Künste und verkaufen ihre Waren an. Den Niederegger Weihnachtsbasar habe ich mir dagegen gespart, Denn ich mag Marzipan überhaupt nicht, auch wenn er in Lübeck angeblich so gut schmeckt wie sonst nirgendwo. Und meinen Kaffee mit Marzipan ungenießbar zu machen, käme mir nie in den Sinn. Nur für meinem Mann ein Päckchen Marzipan-Cappuccino erstanden.

Auch Lebkuchen ist nicht mein Ding. Deshalb kam ich gar nicht in Versuchung, die mit Lebkuchen verzierten Häuschen auf dem Gänsemarkt in Hamburg anzuknabbern. Und auch die Enkelkinder bevorzugen, anders als weiland Hänsel und Gretel, eher Zuckerwatte, gebrannte Mandeln und Pizza und Fahrten. Den Weihnachtsmarkt rund um das Lessingdenkmal habe ich ohnehin eher zufällig besucht: Nach einer Ballettaufführung unserer ältesten Enkeltochter in der Staatsoper lag er quasi auf dem Weg. Die Hexe habe ich zwischen den Lebkuchenhäuschen leider ebenso wenig entdeckt wie die mit dem Porträt des Dichters Gotthold Ephraim Lessing verzierten Tannenbaumkugeln, die wohl auf dem Weihnachtsmarkt verkauft wurden. Schade, ich hätte gerne eine mitgenommen, um unseren Weihnachtsbaum zu verzieren.

Weil der Hildesheimer Weihnachtsmarkt angeblich zu den schönsten Weihnachtsmärkten (Nord)Deutschlands) gehört, bin ich in der Woche vor Weihnachten nach Hildesheim gefahren – und war enttäuscht. Natürlich ist der Marktplatz mit dem berühmten Knochenhauer-Amtshaus, dem Tempelhaus und dem historischen Rathaus eine wunderschöne Kulisse für den Weihnachtsmarkt, aber weihnachtliche Stimmung kam bei mir nicht mehr auf. Vielleicht lag es am Wetter, das alles andere als weihnachtlich war, vielleicht hatte ich mich aber auch einfach sattgesehen an den Buden mit den überall ähnlichen Angeboten – ein wenig Kunsthandwerk und Handgemachtes, Kerzen, vor allem aber Bratwurst, Crepes, Waffeln, Glühwein und andere (alkoholische) Getränke. Die Erkenntnis des schweizerisch-österreichische Arzt Paracelsus, dass „allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist“ – oder zumindest unbekömmlich -, gilt offenbar nicht nur für Medikamente und Heilkräuter. Dass sie sich auch auf Weihnachtsmärkte übertragen lässt, wurde mir erst beim Schreiben dieses Blogbeitrags bewusst.

Und so bin ich zwischen den Jahren auch noch zum Weihnachtsmarkt nach Lüneburg gefahren. Denn ich mag die Stadt in der Heide und wollte sie einfach mal weihnachtlich geschmückt und beleuchtet erleben. Doch trotz des schönen Ambientes und der besonderen Atmosphäre fehlte der Zauber – vielleicht auch, weil Weihnachten schon vorbei war. Alles hat bekanntlich seine Zeit – auch die Weihnachtsmärkte.

Bis zum nächsten Jahr ist der Überdruss sicher vergangen. Und so werde ich in elf Monaten wohl wieder einige Weihnachtsmärkte besuchen – wenn auch nicht so viele wie in diesem. Insgesamt zehn Weihnachtsmärkte in vier Wochen waren selbst für einen Weihnachtsmarktfan wie mich zu viel. Weniger ist ja bekanntlich manchmal mehr.

Ab ins Museum

Letzte Woche habe ich meine neue Museumscard Hannover aktiviert. Meine alte war vor einem Monat abgelaufen, die neue, ein Geburtstagsgeschenk, sollte erst mit meinem ersten Museumsbesuch beginnen. Es war allerdings nicht möglich, die Karte an einem Tag x online oder in einem der teilnehmenden Museen zu aktivieren. Ich bekam also einen Gutschein geschenkt, den ich in der Tourist Information am Hauptbahnhof Hannover einlösen musste. Die ist natürlich an Werktagen nur zu bestimmten Zeiten, an Sonn- und Feiertagen gar nicht geöffnet. Der Fortschritt ist wirklich manchmal nur eine Schnecke.

Ich habe lange überlegt, ob ich die Museumscard noch einmal haben möchte. Denn irgendwie stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis nicht mehr – zumindest wenn man die Karte mit anderen vergleicht. Von den acht hannoverschen Museen, die ich als Inhaberin der Museumscard ein Jahr lang besuchen darf, so oft ich will, sind zwei vermutlich lange Zeit geschlossen: das Historische Museum und Schloss Marienburg. Bleiben also sechs. Zum Vergleich: Der Museums-Pass Musées, den mir meine Freundin aus Süddeutschland schenkte, bietet für den doppelten Preis freien Eintritt in mehr als 350 (!) Museen, Schlösser und Gärten in Deutschland, Frankreich und der Schweiz.

„Mit dem Pass können kostenlos alle Sammlungen und Ausstellungen, in Begleitung von 5 Kindern auch ohne verwandtschaftliche Beziehung, besucht werden. Und das 365 Tage im Jahr“, heißt es auf der Website (https://www.museumspass2.com/ot/front/mpm/de/shop/index). Außerdem werden „Laufzeit und Passinhaber … erst beim ersten Museumsbesuch bestimmt“. Von so viel Flexibilität kann frau in Hannover nur träumen. Dort kostet auch die ZusatzkarteFamilie, mit der man bis zu drei Kinder mit in die Museen nehmen kann, acht Euro extra. Und während es im Süden gelingt, Museen in drei Ländern und drei Bundesländern – in Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz – für einen gemeinsamen Pass zu gewinnen, ist es in Niedersachsen offenbar nicht einmal möglich, eine gemeinsame Museumskarte der Nachbarstädte Hannover, Hildesheim und Braunschweig anzubieten. Die Museumscard sei ein Angebot der Stadt, erklärte mir die Mitarbeiterin der Tourist Information. Sie war eher pikiert als interessiert, als ich ihr vom Museums-Pass Museés erzählte und sie bat, ihn den EntscheiderInnen in Hannover zur Nachahmung zu empfehlen.

Ja, das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt nicht, wenn frau die beiden Museumskarten vergleicht. Vergleicht man dagegen den Kartenpreis mit den Preisen für einzelne Eintrittskarten ist die Museumscard ein Schnäppchen. Ich genieße es, dass ich in meine Lieblingsmuseen gehen kann, so oft ich möchte. Manchmal schaue ich mir einfach nur einen Teil der Ausstellung oder auch nur ein Bild an. Das würde ich gewiss nicht tun, wenn ich jedes Mal Eintritt zahlen müsste.

Meine neue Karte habe ich übrigens im Wilhelm Busch Museum, dem Deutschen Museum für Karikatur und Zeichenkunst im Georgengarten, eingeweiht. Dort sind zurzeit neben der Dauerausstellung mit Originalen von Wilhelm Busch vier Sonderausstellungen zu sehen:

  • Frierst du schon? Soziale Kälte in warmen Schuhen
  • Oh oh, so fröhlich heute! Große Feste der Liebe
  • Rolfs Liedergeheimnisse mit Bildern von Sarah Settgast (Familienausstellung) und
  • Climate Change & Climate Justice

Die aktuellen Cartoons zur Klimakrise haben mir besonders gut gefallen. Gezeigt werden in Kooperation mit der „Schule des Ungehorsams“ einige Karikaturen, die für den österreichischen Kaktus Cartoon Award 2023 eingereicht wurden. Dass sich 1.700 KarikaturistInnen aus über 80 Ländern sich am Wettbewerb beteiligten, zeigt, wie wichtig dieses Thema für die KünstlerInnen ist (alle Fotos https://www.karikatur-museum.de/) .

Diese Ausstellung läuft noch bis zum 28. Januar 2024 – und dank meiner Museumscard werde ich sie mir gewiss noch einmal ansehen. Und auch die Paula-Modersohn-Ausstellung im Landesmuseum werde ich sicher in den nächsten Tagen besuchen.

Das ist eben der Vorteil der hannoverschen Museumscard: Die Museen liegen quasi direkt vor der Tür, die Fahrt zu den Museen im Süden ist dagegen leider recht aufwendig. Aber ich werde beide Karten nutzen. Ich habe mir vorgenommen, mich im nächsten Jahr immer mal wieder bei meiner Freundin einzuquartieren und mir viele Museen und Ausstellungen gemeinsam mit ihr anzusehen.

Auszeit am Meer

Es weihnachtet schon in Travemünde. Die drei Elche aus dem hohen Norden, Linus, Kalli und Lumi, standen schon an der Nordermole, als ich am Mittwoch ankam, der Weihnachtsmarkt am Ostpreußenkai und im wurde noch aufgebaut und erst gestern eröffnet.

Das wusste ich, bekennender Weihnachtsmarktfan, allerdings noch nicht, als ich vor ein paar Wochen die Wohnung in dem Städtchen gebucht habe. Ich wollte einfach mal für ein paar Tage raus, mir Zeit nehmen zu lesen, zu schreiben, zu zeichnen und spazieren zu gehen. Und ich wollte einen Ort entdecken, den ich bislang noch nicht kannte. Er sollte nicht zu weit entfernt und am Wasser liegen, außerdem mit Öffis – sprich, meinem 49-Euro-Ticket – gut erreichbar sein. Meine Unterkunft auf Zeit sollte nicht allzu teuer sein, einen Blick aufs Wasser haben und bestenfalls eine Sauna – Letzteres ein Wunsch-, kein Musskriterium.

Dass ich mich recht schnell für Travemünde entschieden habe, hatte sicher auch damit zu tun, dass  mein geplanter Ausflug nach Lübeck gerade in Wasser gefallen war – und die Fahrt von vom Lübecker Stadtteil bis ins Zentrum der Hansestadt  dauert mit dem Zug gerade mal 20 Minuten.

Es war eine gute Wahl: Das Seebad an der Mündung der Trave in die Lübecker Bucht gefällt mir ausgesprochen gut, nicht nur, weil es direkt am Wasser liegt: Viele alte, schön restaurierte Fachwerk- und Giebelhäuser verleihen dem Ort ein besonderes Flair. Es gibt ganz viel kleine Läden, Cafés und Restaurants – und natürlich zahllose Schiffe, große und kleine.

Eine Sauna hat meine Wohnung leider nicht. Dafür liegt sie direkt am Strand, oder genauer gesagt hoch darüber – in der 24. Etage des Maritimgebäudes. Das wurde Anfang der 70er-Jahre gebaut, hat 36 Etagen, ist laut Wikipedia  119 Meter – mit den Funkmasten, die auf dem Dach installiert sind, sogar 125 Meter hoch. Seit 2019 steht das „markante Hochhaus“ – unter Denkmalschutz, weil es als markantes Hochhaus einen „besonderen städtebaulichen Wert“ hat (https://de.wikipedia.org/wiki/Maritim_Travemünde).

Besonders schön finde ich das Gebäude nicht, aber hier zu wohne, hat ein paar Vorteile: Es ist wohl der einzige Ort in Travemünde, wo man den Betonklotz nicht sieht. Außerdem kann man kaum einen besseren Ausblick haben. Bis nach Fehmarn soll man aus der Wohnung sehen können. Ich habe sofort nach meiner Ankunft den Esstisch vor das Fenster gerückt. So kann ich, während ich diese Zeilen schreibe, den Blick aufs Wasser genießen. Und wenn ich eine Pause mache, liegen Strand und Stadt eben direkt vor der Tür.

Eine Sauna gibt’s übrigens im Nachbarhaus – und wenn man auf der oberen Bank sitzt und schwitzt, kann man sogar das Meer sehen.

Monatsrückblick Oktober 2023

„Spät kommt er – Doch er kommt!“ – mein Rückblick auf den Monat Oktober. Und anders als Graf Isolan in Schillers Wallenstein habe ich nicht einmal eine Entschuldigung für mein Säumen. Es gibt eigentlich keinen Grund, warum ich – wieder einmal – spät dran bin. 

Der Oktober begann mit einer neuen Bucketlist, zu der mich ein Blogbeitrag von Kerstin Salvador inspiriert hat (https://kerstin-salvador.de/meine-bucketlist-fuer-den-herbst-2023/). Der Begriff Bucket- oder auf Deutsch Löffelliste kommt laut Wikipedia vom englischen „kick the bucket“ was so viel wie „den Löffel abgeben“ bedeutet. Eine Bucket- oder Löffelliste  ist also „eine Liste mit Dingen, die man oder frau vorher noch tun möchte. Populär wurden Bucketlisten wurde durch den Film „The Bucket List“, der in Deutschland unter dem Titel „Das Beste kommt zum Schluss“ läuft (https://de.wikipedia.org/wiki/Bucket_List).

Nun sind Bucket- oder To-do-Listen für einen Listenfan wie mich ja nichts Neues. So schreibe ich am Anfang jeden Jahres meine guten Vorsätze oder Vorhaben auf – aber leider verwirkliche ich davon immer nur einen Bruchteil. Dass es nicht nur mir so geht, ist ein eher schwacher Trost. Spannend an Kerstin Salvadors Blog fand ich, dass sie ihre Liste in Jahreszeiten bzw. Quartalsabschnitte teilt.

Die Idee hat sie aus dem Buch „Das 12-Wochen-Jahr“ von Brian Moran und Michael Lennington übernommen. Ich habe das Buch nicht gelesen, sondern nur eine Zusammenfassung auf der Verlagswebsite. Aber was da stand, leuchtet mir ein. Wer für kürzere Zeiträume plant, verliert das Ziel nicht so schnell aus den Augen, „die Dringlichkeit steigt und intensiviert sich“ – kurz, man verschiebt Dinge im besten Fall nicht auf den nächsten oder übernächsten Monat oder auf den Sankt Nimmerleinstag (https://www.wiley-vch.de/de/fachgebiete/finanzen-wirtschaft-recht/das-12-wochen-jahr-wie-sie-in-12-wochen-mehr-schaffen-als-andere-in-12-monaten-978-3-527-51015-3). Gelesen – getan. Ob’s funktioniert, wird sich zeigen.

Auf meiner neuen Drei-Monats-Liste stand „Schreibzimmer/Atelier fertig einrichten“ ganz oben. Ich hatte ja schon im September damit angefangen, doch den letzten Schritt – den Kleiderschrank gegen Bücherregale auszutauschen – hatte ich noch nicht gewagt. Mit gutem Grund: Das Ergebnis war vorübergehend ein riesiges Chaos in der oberen Etage.

Mit Hilfe meines Mannes standen Kleiderschrank und Bücherregale schnell an ihren neuen Plätzen, sprich in anderen Zimmern. Wesentlich länger dauerte das Ein- und Ausräumen – vor allem, weil ich die Gelegenheit nutzen wollte, einiges (zu wenig) auszumisten. Denn ich bin eine Sammlerin, wegzuwerfen, mich von Dingen zu trennen, auch wenn ich sie nicht mehr brauche, fällt mich schwer. Jetzt war eine gute Gelegenheit. Denn auch das steht auf der neuen Liste: Ich will minimalistischer leben.

Beim Kleiderschrank ging das Aussortieren und Einräumen noch relativ schnell. Viel zeitaufwendiger war es, die alten Unterlagen auszusortieren, die nicht in meinem neuen Schlafzimmer bleiben, sondern in mein neues Arbeitszimmer umziehen sollten. Es ist schon erstaunlich, was sich im Laufe eines langen Berufslebens ansammelt. Das vorläufige Ergebnis: mehr als ein Dutzend leere Aktenordner, Und es werden in den nächsten Wochen sicher noch mehr. Zum Glück habe ich für die alten Ordner, die noch wie neu aussehen, AbnehmerInnen gefunden.

Von den Büchern, die ebenfalls von einem ins andere Zimmer ziehen mussten, kann ich mich bisher nur in homöopathischen Dosen trennen: Immer wieder bringe ich ein paar Bücher zum Bücherschrank oder ins Fairkaufhaus. Ein paar Bücher weniger fallen in meinen Regalen zwar kaum auf, aber steter Tropfen höhlt ja bekanntlich den Stein bzw. schafft Platz in meinen Regalen. Doch von minimalistisch bin ich noch meilenweit entfernt …

Was außerdem noch auf meine Bucketlist steht und was ich davon umgesetzt habe, erzähle ich am Ende des Quartals. Nur so viel schon vorab. Einen weiteren Punkt habe ich am letzten Oktobertag ebenfalls noch abgehakt: Ich habe einen Beitrag für einen Schreibwettbewerb eingereicht – den ersten in meinem Leben.

Unterwegs war ich auch im Oktober, dem 49-Euro-Ticket sei Dank, wieder recht häufig. Wir waren vier Tage in Hamburg, um bei der Betreuung der Enkelkinder zu helfen. Zwar sind die Betreuungsmöglichkeiten weit besser als zu der Zeit, als unsere Tochter klein war. Aber wenn ein Kind krank wird oder ein Elternteil bei einer Fortbildung ist, wird es eng. Dann springen wir wie viele Großeltern ein – und wir tun das gerne. Zum Glück wohnen wir ja nicht so weit von den Enkeln entfernt wie meine Eltern damals.

Ich habe eine Freundin in Göttingen und meine Tochter in Bad Harzburg besucht. Mein geplanter Besuch in Lübeck fiel dagegen im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser: Ich wollte an einer Stadtführung auf den Spuren von Heinrich und Thomas Mann teilnehmen. Doch ausgerechnet an diesem Sonntag setzte eine Sturmflut halb Lübeck unter Wasser. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben.

Natürlich war ich auch ein paar Mal in Hannover – unter anderem kurz bevor meine Jahreskarten abgelaufen sind in den Herrenhäuser Gärten, im Museum August Kestner und im Museum Schloss Herrenhausen. Am Ende des Monats haben mein Mann und ich dann unserer Tochter geholfen, ihre erste Fotoausstellung aufzubauen. Seit dem 2. November sind im Unternehmerinnenzentrum in der Hohen Straße in Hannover-Linden vor allem Neles Landschafts-, Tier und Naturfotos zu sehen. Mehr Informationen unter https://foerodens.wordpress.com/2023/11/01/meine-erste-fotoausstellung/

Wer den gesamten Text des ersten Aufzug des ersten Akts aus den Piccolomini (Teil 2 der Wallenstein-Trilogie) nachlesen möchte, findet ihn unter https://www.friedrich-schiller-archiv.de/wallenstein-text/1-aufzug-1-auftritt-2/