Aus Wien nach Hannover

Zugegeben, wirklich begeistert hat mich die Bitte nicht, bei der Einweihung der neuen Räume des AutorInnenzentrums etwas über den Frauenschreibtreff zu erzählen. Denn erstens sind solche Auftritte nicht mein Ding. Und zweitens wollte in an diesem Tag auf dem Hexenstieg wandern. Aber dann habe ich doch zugesagt: Schließlich hatte ich die Idee aus Wien importiert. Und es war eine gute Möglichkeit, andere schreibende Frauen über unsere monatlichen Treffen zu informieren. Außerdem war es ein Anlass, noch einmal Judith Wolfsbergers Buch „Schafft euch Schreibräume“* zu lesen. In ihrem Memoir schreibt sie über ihre Reisen auf den Spuren Virginia Woolfs durch England und die USA – und darüber, wie die ersten Schreibtreffs im writers‘studio in Wien entstanden sind.

Virginia Woolfs Aussage, dass Frauen ein eigenes Zimmer und ein eigenes Einkommen brauchen, um erfolgreich schreiben zu können, kennt wahrscheinlich fast jede schreibende Frau. Der 1929 erschienene Essay „A Room of one’s own“ (Ein Zimmer für sich allein) ist das wohl bekannteste Buch der englischen Schriftstellerin – und ein Kultbuch der Frauenbewegung.

Virginia Woolf schuf für sich an all ihren Wohnorten Rückzugsorte zum Schreiben. Ihr Schreibzimmer und ihre Schreibhütte in Monks House sind, ebenso wie der Garten, noch heute Pilgerstätten für Virginia Woolf Fans. Aber sie war, so Judith Wolfsberger, eben keine „einsame Schreiberin, die alles mit sich selbst ausgemacht hat“ (171). Sie hatte stets einen Kreis von SchriftstellerInnen, KünstlerInnen und Intellektuellen um sich, mit denen sie sich austauschte, die sich gegenseitig anspornten und ermutigten. Der Nationalökonom John Maynard Keynes gehörte ebenso zu ihrer Community wie der Maler und Kritiker Robert Fry, ihre Schwester, die Malerin Vanessa Bell, die Schriftstellerin Vita Sackville-West und natürlich ihr Mann Leonard Woolf.  Und so stellte Virginia Woolf schon in dem Essay „Berufe für Frauen“, der drei Jahre nach „A room of ones own“ erschien, die Frage: „Mit wem willst du den Schreib-Raum teilen und unter welchen Bedingungen?“ (278).

Die Erfahrung, dass ein eigenes Zimmer nicht genug ist und Alleinsein beim Schreiben nicht immer gut tut, machte auch Judith Wolfsberger. Beim Schreiben ihres Memoirs merkte sie, dass ihr manchmal im eigenen Schreibzimmer „die Wände zu nah“ kamen und dass sie bei manchen Texten die Verbundenheit mit anderen brauchte (269). Inspiriert von Virginia Woolf und von Schreibgruppen in den USA, traf sie sich in Wien regelmäßig zum Schreiben mit einigen Kolleginnen. Bei den wöchentlichen Treffen arbeitete jede für sich an eigenen Texten und Projekten, für die im Alltag zwischen Beruf, Familie und anderen Verpflichtungen keine Zeit blieb. Nur am Ende der Schreibsessions tauschten sich die Schreiberinnen kurz aus. Außerdem stellte Judith Wolfsberger in dem von ihr gegründeten und geleiteten writers‘studio Zeiten und inspirierende Räume zur Verfügung, in denen sich Frauen zum gemeinsamen Schreiben treffen konnten. 

„In diesem gemeinsamen Schreibraum wird frau getragen von der kreativen Energie der Gruppe, dem Klappern der Tastaturen und Teetassen, dem Blättern, Kritzeln, Atmen, dem Kaffeegeruch. Die anderen schreibenden Körper, aktiven Köpfe, kreativen Seelen im Raum schaffen eine Anwesenheit, Gemeinsamkeit, die über so manche Ausflucht oder Selbstzweifel hinwegträgt. Dadurch stellt sich die innere Klarheit ein: jetzt bin ich hier in diesem Schreibraum, also schreibe ich“, schreibt Judith Wolfsberger in ihrem Buch (209).

Das war noch nicht erschienen, als ich mich im Frühjahr 2017 für zwei Schreibretreats in Wien anmeldete. Verabredungen zum Laufen kannte ich schon lange – ich hatte in Burgwedel vor Jahrzehnten einen Lauftreff für Frauen gegründet und lange in einem gemischten Lauftreff trainiert. Schreibtreffs waren für mich neu, aber ich wollte sie ausprobieren – und war begeistert.

Ich habe die beiden Schreibtage in Wien sehr genossen und gemerkt, wie sehr es inspiriert und motiviert, gemeinsam mit anderen zu schreiben. Das wollte ich künftig regelmäßig tun, ohne dafür tausend und mehr Kilometer fahren zu müssen. Doch es dauerte noch fast zwei Jahre, bis die Idee in Hannover umgesetzt wurde. Allein fehlten mir Mut, Kontakte und Geld. Doch dann lernte ich im Herbst 2019 bei einem Treffen der Bücherfrauen Annette Hagemann vom Kulturbüro der Stadt Hannover kennen. Sie bat mich, die Schreibtreff-Idee beim Autor*innen-Netzwerktreffen im Januar 2020 anderen hannoverschen AutorInnen vorzustellen. Beim gleichen Treffen wurde auch über die Schaffung eines Schreibhauses in Hannover diskutiert. Es sollte ein zentraler Anlaufpunkt für AutorInnen sein, ein Ort, wo sich Schreibende mit KollegInnen treffen können – zum Schreiben, aber auch zur Aus- und Weiterbildung und zum Networking. Ich war also nicht die einzige, die sich nach gemeinsamen Schreibräumen und dem Austausch mit anderen Schreibenden sehnte.

Ein Raum für unseren Schreibtreff war schnell gefunden – der Konferenzraum im Unternehmerinnenzentrum. Einige InteressentInnen – mehr Frauen als Männer – gab es auch. Doch dann kam Corona: Die geplanten Treffen mussten immer wieder verschoben werden und fanden dann nach diversen Lockdowns mit Maske, Impfnachweis, Coronatests und mit beschränkter TeilnehmerInnenzahl statt.

Das Interesse der Männer am gemeinsamen Schreiben war nicht sonderlich groß: Die meisten, die von mir angeschrieben und zu den Treffen eingeladen wurden, kamen nie. Offenbar ist Frauen der Kontakt zu anderen Schreibenden wichtiger als Männern. Und als wir im Sommer 2022 unseren Schreibtreff vom Unternehmerinnenzentrum ins Ihmezentrum verlegten, wurde aus dem Schreibtreff auch formell der Frauenschreibtreff. 

Auch nach dem Umzug ins neue AutorInnenzentrum in der Deisterstraße blieb das Procedere das gleiche: Wir treffen uns in der Regel am ersten Sonntag im Monat ab 14 Uhr. Einige Frauen kommen regelmäßig, andere nur gelegentlich. Die Zahl der Teilnehmerinnen variiert. Mal sind wir nur zu dritt, mal kommen sieben oder acht Frauen. Die Jüngsten sind um die 30, die älteste ist über 70 Jahre alt. Hobbyschreiberinnen, die noch kein Buch oder  noch keinen Text veröffentlicht haben, sind ebenso dabei wie Frauen, die vom Schreiben leben (wollen).

Wir schreiben etwa vier Stunden gemeinsam: jede an ihren eigenen Texten, zum Beispiel an Gedichten, Miniaturen, Essays oder an Romanen. Es gibt kein vorgegebenes Thema, keine Anleitung. Die meisten schreiben, andere nutzen die Zeit, um ihre Texte redigieren, zu korrigieren oder um neue Ideen zu entwickeln. Vor Beginn und in der Pause ist Zeit für Gespräche: über Literatur im Allgemeinen, über unsere Schreibprojekte im Besonderen – und über alles Mögliche, was uns bewegt.

„Anders als beim Schreiben zu Hause lassen wir uns beim Schreibtreff nicht von Alltagsdingen ablenken, nehmen uns Zeit und verabreden uns sozusagen mit uns selbst fest zum Schreiben“, bringt Annette Hagemann die Vorzüge auf den Punkt. „Das ist für unsere Texte erfahrungsgemäß sehr ergiebig.“

PS:  Ich schreibe gerne mit anderen. Ein Teil dieses Beitrags ist bei einem Zoom-Cowriting mit einer Schreibfreundin entstanden. Fortsetzung folgt sicher.

PS II: Danke an Annette, ohne deren Unterstützung es den Schreibtreff und das AutorInnenzentrum in Hannover nicht geben würde.

Judith Wolfsberger: Schafft euch Schreibräume! Weibliches Schreiben auf den Spuren Virginia Woolfs. Ein Memoir. Gebundene Ausgabe, Brill Österreich Ges.m.b.H.; 1. Edition (5. März 2018), 29 Euro

*Dieser Beitrag enthält unbezahlte Werbung

Vom Baum ins Glas

Unser Garten ist mehr oder weniger ein Ziergarten mit Rasen, Blumen, Stauden, Sträuchern und zwei kleinen Teichen. Ein paar Nutzpflanzen haben wir natürlich auch: So gedeihen beispielsweise Minze, Melisse, Salbei, Thymian oder Lavendel bei uns ausgesprochen gut. Aber ich nutze die Kräuter zugegebenerweise nur selten. Ich mag sie vor allem wegen ihres Dufts. Wenn ich im Garten bin, pflücke ich oft einen Zweig, einige Blüten oder Blätter, zerreibe sie zwischen den Fingern, stecke sie in meine Tasche oder zwischen die Seiten des Buchs, das ich gerade lese. Wahrscheinlich überleben die Kräuter auch nur wegen ihres Dufts. Denn ich bin bekennende Florasthenikerin: Pflanzen (wieder) zu erkennen, fällt mir schwer. Und manches, was ich in einem Jahr gepflanzt oder gesät habe, reiße ich im nächsten Frühjahr wieder aus, weil ich die Pflanze nicht wiedererkenne, sondern irrtümlich für Unkraut halte.

Tomaten, Salat und Gemüse wachsen bei uns in zwei Hochbeeten – in meinem in diesem Jahr allerdings eher spärlich. Die Tomaten tragen zwar ein paar Früchte; vom Rucola ist dagegen im Hochbeet gar nichts zu sehen. Dafür sprießt er wie schon in den vergangenen Jahren zwischen den Steinen der Terrasse. Fast täglich pflücke ich eine Hand voll – das genügt.

Die Erdbeeren, Johannisbeeren, Heidelbeeren und Himbeeren wandern jeden Morgen frisch vom Strauch in die Müslischalen. Von den Stachelbeeren konnte mein Mann in diesem Jahr sogar zwei Gläser Marmelade kochen. Die Süßkirschen überlassen wir dagegen meist den Vögeln: Mir verdirbt schon der Gedanke an die Maden der Kirschbaumfliege, die ich in den meisten Früchten entdecke. Doch zum Glück mögen Kirschbaumfliegen keine Sauerkirschen, und so können wir die zu Marmelade verarbeiten. Die schmeckt, anders als gekaufte Kirschmarmelade, nicht nach Marzipan, sondern ist wirklich sehr lecker.

In den vergangenen Jahren hat mein Mann die Kirschen geerntet. Doch diesmal bin ich auf den Baum gestiegen – und habe mich auf der Leiter stehend daran erinnert, wie gerne ich früher geklettert bin.

Vom Baum …

Als Kind war der Zwetschgenbaum im Garten meiner Eltern im Sommer mein Rückzugsort. Dort war ich zumindest zeitweise vor meiner kleinen Schwester sicher, mit der ich ein Zimmer teilen musste. Noch lieber wäre ich auf den Apfelbaum geklettert, doch selbst der unterste Ast war für mich unerreichbar hoch. Ein Seil als Kletterhilfe anzubringen, erlaubten meine Eltern nicht. Zu gefährlich, behaupteten sie. Dabei kletterte ich im Sportunterricht am Tau problemlos bis an die Decke der Turnhalle.

Das würde mirnatürlich heute nicht mehr gelingen,ja, ich würde es nicht einmal versuchen. Aber auf der Leiter wagte ich mich fast bis in den Gipfel des Kirschbaums. Was Gretchen lernt, verlernt Grete so schnell eben nicht.

Demnächst werde ich auf den Apfelbaum steigen, der in unserem Garten steht. Denn wie sagte Astrid Lindgren, als sie vor einem halben Jahrhundert mit ihrer Freundin Elsa Olenius um die Wette auf einen Baum kletterte: „Es gibt kein Verbot für alte Weiber, auf Bäume zu klettern.“ Und wer will der Erfinderin von Pipi Langstrumpf, Lotta und der Brüder Löwenherz schon widersprechen.

Astrid Lindgren war übrigens damals so alt wie ich heute, nämlich 67, ihre Freundin war sogar schon 80 Jahre alt (https://www.draesner.de/astrid-lindgren-klettert-auf-einen-baum/). Ob ich mit 80 noch so fit bin, weiß ich nicht. Aber ich habe hoffentlich noch ein paar Kletterjahre vor mir.

PS: Aus den Sauerkirschen, die ich geerntet habe, haben mein Mann und ich mehr als zwei Dutzend Gläser Marmelade gekocht. Das reicht bis zum nächsten Jahr. Dann werde ich hoffentlich wieder auf den Baum steigen und Kirschen ernten.

PS 2: Über die Früchte, die jetzt noch im Baum hängen, freuen sich die Vögel, auch wenn sie bei den Sauerkirschen auf die Fleischeinlage verzichten müssen.

Aller guten Dinge sind drei

Zugegeben, mit Eschede habe ich bislang nur Negatives verbunden. Da war natürlich das Zug-Unglück am 3. Juni 1998: Als der ICE 884 „Wilhelm Conrad Röntgen“ wegen eines defekten Reifens entgleiste, starben 101 Menschen, 105 wurden verletzt, viele von ihnen schwer (https://de.wikipedia.org/wiki/Eisenbahnunfall_von_Eschede). Und da sind natürlich die Rechtsextremen, die sich seit Jahrzehnten regelmäßig auf einem ehemaligen Bauernhof bei Eschede treffen.

Ich fahre immer durch den Ort, wenn ich mit dem Zug gen Norden fahre; ausgestiegen bin ich allerdings bislang erst einmal: im vergangenen Herbst, um an einer Demonstration gegen jenen Nazi-Treffpunkt teilzunehmen. Es war ein ziemlich beängstigendes Gefühl, an dem Hof vorbeizugehen, wo vermummte Männer uns filmten. Dass einige TeilnehmerInnen an der Demonstration ihre Gesichter ebenfalls versteckten, um nicht erkannt zu werden, konnte ich gut verstehen. Und ich war froh, dass so viele PolizistInnen uns begleiteten, wohl mehr, um uns als den Hof zu schützen.„Wohnen“, dachte ich damals, „möchte ich Eschede nicht.“

Dass ich Eschede seit Sonntag auch mit Schönem verbinde, ist eher Zufall. Weil die an diesem Wochenende offenen Gärten in der Region Hannover mit Öffentlichen Verkehrsmitteln nur schwer zu erreichen waren, suchte ich am Samstagabend nach besser erreichbaren Alternativen – und fand vier Gartenpforten in Eschede, die von Nabu-Mitgliedern geöffnet wurden.

Nicht einmal 20 Minuten dauerte die Zugfahrt von Burgwedel in den Heideort – und allein wegen des ersten Gartens hat sie sich gelohnt. „Hier könnte ich bleiben“, war mein erster Gedanke, als ich durch die offene Pforte trat. Der 3.000 m² große Garten von Helga und Guido Schuller ist wirklich ein Traum – mitvielen, zum Teil alten Bäumen und Sträuchern, ganz unterschiedlichen Stauden-, Obst- und Gemüsebeeten. Es gibt eine Sammlung von alten Fuchsienhochstämmen, ein Gewächshaus mit einer Kakteensammlung, zahlreiche Nistkästen und natürlich verwilderte Ecken mit Totholzhaufen.

Besonders gut gefallen haben mir die Teiche: Der neuere mit großer Flachwasserzone liegt – sonnenbeschienen – im vorderen Bereich des Gartens, ein zweiter versteckt sich im hinteren Bereich unter Bäumen. In die kleine, von Rosen umramkte Hütte am Rand des Teichs wäre ich gerne eingezogen. Aber auch das Gewächshaus direkt neben dem Seerosenteich lud zum Schreiben und zum Bleiben ein. Und weil die GartenbesitzerInnen bei der Auswahl der Pflanzen viel Wert auf die Insektenfreundlichkeit legen, fühlen sich im Garten nicht nur menschliche BesucherInnen wohl.

Nach dem furiosen Auftakt waren meine Erwartungen natürlich hoch, und die anderen beiden Gärten enttäuschten sie nicht. Als „Kompromiss zwischen einem gestalteten, kulturell geprägten Garten und einer Wildnis“ versteht Christine Lange-Krüger ihren Garten. „Eingriffe erfolgen nur, um die Pflanzenvielfalt zu erhalten und Gräser im Zaum zu halten.“ Wildstauden, vogelfreundliche Gehölze, ein kleiner Teich und eine kleine Obstwiese bieten viel Nahrung und Raum für Insekten und Vögel. Mein Lieblingsplatz war die mit echtem und wildem Wein bewachsene Pergola. Oder vielleicht doch die hinterm Rosenbogen versteckte Bank?

Dass der Garten von Johanna Schuller noch im Umbruch ist, sieht man ihm nicht an. „Auf einer ehemaligen Wiese mit verschiedenen heimischen oder auch exotischen Büschen am Rand, entsteht nach und nach eine bunte Mischung aus Nutz- und Naturgarten“, beschreibt sie ihn in der Broschüre, die im  Internet unter www.offene-Pforte-celle.de heruntergeladen werden kann. Mit gefiel der Garten mit Gemüse- und Staudenbeeten, Kräuterinseln, Gewächshaus, Wildblumenwiese und wilden Ecken schon jetzt. Selbst ein Teich fehlt nicht.

Den Weg zum vierten Garten, der seine Pforte geöffnet hat, sparte ich mir – nicht, weil mich der artenreiche (Wild)Staudengarten mit Streuobstwiese nicht interessierte. Aber er liegt in Habighorst, etwa zwei Kilometer von Eschede entfernt. Zu Fuß hätte ich für Hin-, Rückweg und Gartenbesichtigung mindestens eine Stunde gebraucht – und die dunklen Wolken am Himmel verhießen nichts Gutes. Einen Schirm habe ich nicht dabei und die Regenjacke in meinem Rucksack hätte einem Platzregen, wie ich ihn am Vortag erlebt hatte, kaum standgehalten.

Und weil aller guten Dinge ja bekanntlich drei sind, .ging ich zurück zum Bahnhof und fuhr nach Hause. Aber ich werde sicher wieder einmal in den kleinen Heideort kommen, den ich künftig nicht nur mit Zugunglücken und Rechtsradikalen verbinde, sondern auch mit wunderschönen Gärten.

Monatsrückblick Mai 2024

Fast hätte ich ihn vergessen. Nur ein abonnierter Newsletter erinnerte mich daran, dass es schon wieder Zeit für den Monatsrückblick war. Doch dann dauerte es noch ein paar Tage, bis der Text endlich fertig war.

Erste Blognacht

Den Rückblick auf den Monat April habe ich während der Blognacht geschrieben, die Anna Koschinski allmonatlich organisiert. Von diesem Angebot habe ich zufällig erfahren, als ich im März zum ersten Mal an einer Blogparade teilgenommen habe. Ich hatte mir den Termin notiert – doch dann wieder vergessen. Erst kurz vor dem Start des Cowritings hat mich mein Online-Kalender erinnert – und ich konnte mich rechtzeitig in den Zoomraum einwählen. Es war eine gute Entscheidung: Mit anderen zu schreiben motiviert mich, selbst wenn die Mitschreiberinnen nicht im gleichen Raum, sondern in einem virtuellen Schreibraum sitzen. An der Blognacht Ende Mai konnte ich leider nicht teilnehmen, aber Ende Juni will ich wieder dabei sein. Dann wird der nächste Monatsrückblick vielleicht nicht so lange auf sich warten lassen.

Immer wieder schön: die Herrenhäuser Gärten

Der Frauenschreibtreff am ersten Sonntag des Monats im  AutorInnenzentrum ist im Mai leider ausgefallen. Stattdessen habe ich mit meiner Schwiegertochter und den beiden Enkelinnen die Herrenhäuser Gärten besucht. Und obwohl einige Beete weichen mussten, weil im Präriegarten derzeit neue Gewächshäuser gebaut werden, waren sie begeistert. Vor allem die Pfingstrosen und die Rhododendren haben ihnen gefallen. Sie wollen wiederkommen – dann werden wir sicher auch in den Großen Garten gehen. Dort bin ich eher selten, ich bin kein Fan von Pflanzen, die in Reih und Glied stehen und immer wieder in Form gestutzt werden. Doch es gibt natürlich auch im Großen Garten Plätze, die ich mag. Die von Nicky de Saint-Phalle gestaltete Grotte beispielsweise, das Gartentheater mit den Goldenen Figuren und natürlich den Rosengarten, wo bei meinem Besuch Mitte Mai die Rosen voll erblüht waren.

Offene Pforte und offene Ateliers

Ich mag Kunst und ich mag schöne Gärten, wenn auch beides eher passiv. Denn ich kann weder malen noch habe ich einen grünen Daumen. Wenn andere ihre Ateliers und/oder ihre Gartenpforten öffnen, schaue ich gerne rein. Und manchmal lassen sich wie am zweiten Maiwochenende Atelierspaziergang und offene Gartenpforte kombinieren.

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Im Garten

Auch unser Garten zeigte sich im Mai von seiner schönen Seite. Die Rosen blühten in diesem Jahr ungewöhnlich früh und auch unsere Frösche – sieben oder acht an der Zahl – waren sehr früh aus ihrem Winterquartier zurückgekehrt. Ebenso früh, wie sie kamen, waren sie dann wieder verschwunden, ihren Nachwuchs haben sie allerdings bei uns zurückgelassen. Den Alten war es mit der Kinderschar wohl zu eng oder zu unruhig in den beiden Miniteichen. Die jungen Frösche scheint die Enge nicht zu stören. Fast alle leben im kleinen Teich – im größeren habe ich bislang nur einen einzigen gesichtet. Auch dass sie den Platz mit einer kleinen Ente teilen müssen, macht ihnen offenbar nichts aus. Sie leben friedlich miteinander, auch wenn es manchmal nicht so aussieht.

Ein Jahr Deutschlandticket

Ich habe es sehnsüchtig erwartet und nutze es seit einem Jahr viel und gerne: das Deutschlandticket. Meist reise ich damit durch Niedersachsen und die angrenzenden Bundesländer, aber ich bin auch schon bis nach Würzburg gefahren. Die Hinfahrt durch Thüringen ins Frankenland dauerte mit Nahverkehrszügenzwar länger, war aber eindeutig schöner als die Rückfahrt mit dem ICE.

Durch das Deutschlandticket habe ich viele Orte besucht, an denen ich bisher meist achtlos vorbeigefahren bin. Im Mai zum Beispiel Braunschweig. Obwohl Hannover und Braunschweig nah beieinander liegen – mit dem Nahverkehrszug dauert die Fahrt gerade mal eine Dreiviertelstunde – war ich erst einmal in der Nachbarstadt. Daran, dass die beiden Fußballklubs eine enge Feindschaft verbindet, lag es gewiss nicht. Es hatte sich einfach nicht ergeben. Jetzt habe ich meine Kollegin Foe im Krankenhaus in Braunschweig besucht – und habe die Gelegenheit genutzt, durch die Stadt zu spazieren.

Mein ganz subjektiver Eindruck: Meine Lieblingsstadt wird Braunschweig sicher nicht, aber es gibt einige schöne Ecken, die es zu sehen lohnt.

Katzensitten mit Erkenntnis

Meinen Kurzaufenthalt als Katzensitterin in Harz hatte ich mir eigentlich anders vorgestellt: Ich wollte die ersten Etappen des Hexenstiegs wandern. Doch dann musste ich an zwei Tagen nach Hannover – an einem zur Einweihung des AutorInnenzentrums, am nächsten Tag zu einem Workshop. Letzteren wollte ich nicht absagen, weil mich das Thema interessierte. Aber im Nachhinein weiß ich: Ich hätte ihn mir besser erspart. Ich hätte stattdessen durch den Harz wandern, die Natur genießen und ein bisschen schreiben sollen. So blieb mir nur am letzten Tag Zeit für eine kurze Wanderung auf dem Besinnungsweg (https://timetoflyblog.com/auf-dem-besinnungsweg) – und die Erkenntnis, dass ich künftig häufiger das tun und dahin gehen sollte, wohin mein Herz mich trägt.

Handwerker im Haus

Wer in einem alten Haus wohnt, weiß es: Irgendetwas muss – oder soll – immer repariert, renoviert oder verändert werden. Im Mai wurden in der oberen Etage drei neue Fenster und im Wohnzimmer im Erdgeschoss zwei neue Glastüren eingebaut. Früher haben wir die meisten Arbeiten selbst gemacht, inzwischen überlassen wir vieles den Handwerkern. Vieles, aber nicht alles.

Weil die neuen Türen leider nicht in die alten Rahmen passten, haben wir, bevor die Handwerker kamen, die alten Zargen entfernt. Und auch die Nacharbeiten – verputzen, tapezieren, streichen usw. – haben wir selbst erledigt. Diese Arbeiten dauerten natürlich viel länger als das Einsetzen der Türen selbst. Zum Glück ist mein Mann ein begabter Handwerker – und während ich diese Zeilen schreibe, ist das meiste geschafft. Durch die Fenster im Dachgeschoss entweicht weniger Wärme, das Wohnzimmer ist mit neuen Glastüren schöner und großzügiger denn je. Außerdem haben einen besseren Durch- und Ausblick – gute Aussichten also für die Zukunft.