Nach mehr als zwei Monaten bin ich wieder einmal im Harz gewandert. Meine Kollegin Foe hatte die Route ausgesucht: Start- und Zielpunkt war Ilfeld am südlichen Harzrand. Im Südharz bin ich noch nie gewandert; dass ich schon einmal in der Gegend war, wurde mir erst beim Schreiben dieses Blogbeitrags bewusst. Im Frühjahr 2007 hatte ich an der Harzquerung teilgenommen – das ist ein schon zu DDR-Zeiten beliebter Lauf von Wernigerode nach Nordhausen, der die Wende zum Glück überlebt hat und im kommenden April zum 44. Mal stattfindet.
Damals brauchte ich laut Ergebnisliste 5 Stunden und 23einhalb Minuten für die etwa 51 Kilometer lange Strecke, auf der „nebenbei“ noch 1.200 Höhenmeter bewältigt werden mussten. Bei unserer Wanderung am vergangenen Wochenende waren es „nur“ 420 Höhenmeter auf elf Kilometer. Zwei markante Punkte, an denen ich bei der Harzquerung vorbeigelaufen bin, lagen auch diesmal auf unserem Weg: Am Ilfelder Ortsteil Netzkater sind wir auf dem Hin- und Rückweg vorbeigefahren, den Poppenberg haben wir erwandert. Wiedererkannt habe ich beide Punkte nicht, ich habe mich nicht einmal mehr an die Namen erinnert. Aber die Harzquerung ist mir als der landschaftlich schönste Lauf in meinem Läuferinnenleben im Gedächtnis geblieben.
Waldwege, wie ich sie mag;schmal und naturnah (Foto Foe Rodens)
Fast 20 Jahre später hat mir unsere Wanderung rund um Ilfeld ebenfalls sehr gut gefallen. Die Wege sind so, wie ich mir Wanderwege wünsche – überwiegend schmal und naturbelassen. Meist gingen wir durch lichte Laubwälder mit hohen Buchen und Eichen. Vom Borkenkäfer und Klimawandel zerstörte Baumgerippe haben wir auf der Tour, anders als auf der An- und Abreise über Braunlage und Torfhaus, kaum gesehen.
Starker Kontrast: Laubwald bei Ilfeld …… und abgestorbene Fichten im Westen des Harzes (Foto Foe Rodens)
Zwischendurch gab’s immer wieder wunderschöne Ausblicke, zum Beispiel von den Falkensteinklippen über das südliche Harzvorland. In einigen Tälern lag der Nebel wie eine dicke Watteschicht, doch wir waren hoch genug, saßen auf dem Fels in der Sonne und schauten in die Weite.
Rast mit Aussicht …… direkt an den Falkensteinklippen …… und ein idealer Schreiblatz direkt daneben (Foto Foe Rodens)
Auf dem Poppenberg, mit 600 Metern ohnehin der höchste Punkt unserer Wanderung, ging es noch höher hinaus. Auf dem Gipfel hat laut Wikipedia der Zweigverein Nordhausen des Harzklubs im Jahr 1894 einen 33,5 m hohen Turm in Stahlfachwerkbauweise errichtet. Er wurde zu Ehren des Waldbesitzers Fürst Otto zu Stolberg-Wernigerode „Fürst-Otto-Höhe“ getauft und erinnert ein bisschen an den Eiffelturm in Paris. 177 Stufen führen auf die Aussichtplattform über den Baumwipfeln, von der ich über den Südharz bis zum Kyffhäuser und Richtung Norden bis zum Brocken und zum Wurmberg schauen konnte (https://de.wikipedia.org/wiki/Poppenberg_(Harz)).
Blick von der Aussichtspalttform über den Harz …… und auf die Turmspitze
Noch älter als der Aussichtsturm ist die Wetterfahne: Das Ilfelder Wahrzeichen wurde erstmals 1872 nach dem Deutsch-Französischen Krieg aufgestellt und seither mehrmals erneuert. Ins Gipfelbuch haben wir uns nicht eingetragen, wohl aber einen weiteren Stempel in unserem Wanderpass gesammelt.
Blick von der Wetterfahne auf Ilfeld
Danach ging es ziemlich steil bergab nach Ilfeld, vorbei am Gänseschnabel, einem markanten Felsen aus Porphyrit. Die dazu gehörige Sage kann man sich dank eines QR-Codes direkt vor Ort anhören: Sie handelt von einem Mädchen, das vor langer, langer Zeit hier die Gänse hütete, und von einem Mönch. Die beiden verliebten sich ineinander und wurden von einer bösen Hexe in zwei Felsen verwandelt. Seitdem stehen sie sich versteinert auf verschiedenen Seiten des Flüsschens Bere gegenüber und finden wie die zwei Königskinder in der Ballade nie zueinander (https://www.harzlife.de/sagen/gaenseschnabel-moench.html).
Der Gänseschnabel
Diese Wanderung, das habe ich mir fest vorgenommen, soll nicht die letzte im Südharz gewesen sein. Der Drei-Täler-Blick lockt mich ebenso wie der Ahornpark in Ilfeld mit fast 270 zum Teil alten Ahornbäumen, die jetzt im Herbst einen Hauch Indian Summer in den Harz bringen. Und auch bis zum Naturschutzgebiet zwischen Netzkater und Sophienhof ist es nicht weit: Im Brandesbachtal sollen unter anderem Schwarzstorch, Rauhfußkauz, Wanderfalke, Grau- und Schwarzspecht zu Hause sein.
Zwei Dinge waren charakteristisch für „meinen“ September: Ich war im vergangenen Monat viel unterwegs und habe ganz wenig geschrieben.
Schreiben
Nach 40 Jahre Lohnschreiberei brauchte ich einfach eine Auszeit vom Schreiben. Auf unserer Reise durch Schweden habe ich drei Wochen lang außer Tagebuch, Morgen- und Abendseiten nichts geschrieben – und die Pause hat mir gut getan. Wieder zurück in Deutschland, kehre ich allmählich in die Welt der Schreibenden zurück. Dabei helfen mir die Verabredungen zum Schreiben – online und live – mit einer Schreibfreundin sowie die Schreibimpulse von Denise Fritsch, die jeden Morgen in meinem Mailfach landen.
Schule
Den Frauenschreibtreff im Autorinnenzentrum, eigentlich ein fester Termin in meinem Kalender, habe ich im September ich ausfallen lassen. Denn morgens mussten wir noch für unsere Schwedenreise packen, die am 3. September begann, nachmittags sind wir dann schon gen Norden gestartet. Am Montag und Dienstag wurden nämlich zwei Enkelkinder in Hamburg ein- bzw. umgeschult. Yunus kam in die weiterführende Schule, seine kleine Schwester Ayda in die Grundschule. Im Leben der Kinder sind das wichtige Tage – und wir sind froh, dass wir sie miterleben durften.
Schweden
Über unsere Schwedenreise habe ich schon ausführlich berichtet (https://timetoflyblog.com/schweden-im-herbst). Weil wir an der Südküste entlangfahren wollten, hatten wir einen Platz auf der Fähre von Travemünde nach Trelleborg gebucht. Außerdem ersparten wir uns so den Stau vor der Fehmarnsundbrücke und die eher langweilige Fahrt durch Dänemark. Dass die Fähre einen Umweg über Rostock machte, wurde uns erst bewusst, als wir im Hafen eincheckten. Gestört hat es uns nicht, denn die Seefahrt war bei schönem Wetter ganz entspannt – und dauerte trotz des Zwischenstopps in Meck-Pomm nicht viel länger als die Fahrt mit dem Auto.
Für einen bekennenden Wasserfan wie mich ist Schweden ein Traum. Ein See, ein Fluss oder das Meer sind eigentlich immer in der Nähe, manchmal sogar See, Fluss und Meer. Im Süden haben mich vor allem die hübschen Städte mit viel Flair begeistert, im Norden die Natur. Besondere Highlights waren Stockholm und die nordschwedische Küstenregion Höga Kusten. Die Felslandschaft ist vor Zehntausend Jahren aus dem Meer gewachsen und wächst heute noch immer, wenn auch nur kaum messbar um acht Millimeter im Jahr.
Auch wenn mir die Hohe Küste besonders gut gefallen hat: Schöne Landschaften mit tollen Ausblicken gab es eigentlich überall. So lagen alle 13 Campingplätze, auf denen wir übernachtet haben, an einem Gewässer; meist konnten wir sogar direkt vom Wohnmobil aus auf einem See, einen Fluss oder aufs Meer sehen. Und so sind auf der Reise viele schöne Fotos entstanden, zum Beispiel von Sonnenauf- und -untergängen.
Sonnenuntergang auf Öland …… am Fladensee bei Stockholm… und Sonnenaufgang am Skuletberget
Schwimmen
Apropos Wasser. Ich bin gerne am Wasser, aber schwimmen ist – alle die mich oder meinen Blog kennen wissen es – nicht mein Sport. Mit dem Bahnenschwimmen im Schwimmbad tue ich mich schwer, aber wenn ich an einem See oder am Meer bin, kann ich meist nicht widerstehen und will hinein.
Auch auf dieser Reise bin ich an fast allen Orten, an denen wir Station gemacht haben, ein bisschen geschwommen, wenn auch der doch schon recht niedrigen Wassertemperaturen wegen meist nur kurz. Toll war das Meer bei Simrishamn und Ystad: So hohe Wellen habe ich an der Ostsee noch nie erlebt. An den Höga Kusten war das Wasser spiegelglatt und deutlich kälter. Weil aber die Sauna am Skuleberget Havscamp direkt am Wasser steht, konnte ich mich aufwärmen, bevor ich ins Wasser eingetaucht bin.
Blick auf die Sauna …… aus der Sauna …… und vom Steg auf den Fjord
Auf dem nächsten Campingplatz in Byrske habe ich dann kein Bad, sondern – ungewollt – ein Schlammbad genommen. Als ich von einem Steg sprang, versank ich bis zu den Oberschenkeln im Schlick. Einen meiner Schuhe konnte ich noch herausziehen, der andere blieb verschwunden. Darauf, im Lille Luleälv zu schwimmen, habe ich dann verzichtet. Denn Jokkmokk liegt nördlich des Polarkreises – und in der zweiten Nacht im Arctic Camp sanken die Temperaturen unter dem Gefrierpunkt. Inzwischen schneit es dort, erzählt mein Mann.
Gerettet. Sein rechter Bruder blieb im Schlick zurück.
So abgehärtet, schreckten mich die herbstlichen Temperaturen in Deutschland nicht. Wieder zurück in Burgwedel, bin ich jeden Morgen ins Freibad gefahren – und als am 29. September die Freibadsaison endete, hatte ich auch meine zweite Zehnerkarte restlos „abgeschwommen“. Irgendwie hat es sogar Spaß gemacht, wenn ich mich einmal aufgerafft und meinen inneren Schweinehund überwunden habe. Jetzt habe ich vor, im nächsten Jahr wieder einmal eine Saisonkarte zu kaufen und regelmäßig schwimmen zu gehen. Doch ob der gute Vorsatz den Winter übersteht, ist fraglich.
Schöne Bilder: „KUNST in BEGEGNUNG“.
Auch ein bisschen Kunst gab es am letzten Septemberwochenende in Burgwedel. 18 Jahre lang haben KünstlerInnen und KunsthandwerkerInnen ihre Werke ausgestellt – in Büros, öffentlichen Gebäuden oder auch in ihren eigenen Ateliers. Weil es an finanzieller und organisatorischer Unterstützung sowie ein bisschen auch an NachwuchskünstlerInnen fehlte, sollte im vergangenen Jahr mit „Kunst in Bewegung“ eigentlich Schluss sein. Doch dann haben es sich die OrganisatorInnen zum Glück anders überlegt. Aus Kunst in Bewegung wurde Kunst in Begegnung.
Was sich außer dem Namen und dem Logo geändert hat, ist mir nicht ganz klar. Die Erkennungszeichen – die orange lackierten Fahrräder, die orangenen Fahnen und selbst das Kürzel KIB sind gleich geblieben. Und wie in den vergangenen Jahren habe ich es genossen, durch die Stadt zu gehen und mir die Arbeiten von rund 30 KünstlerInnen und KunsthandwerkerInnen anzusehen. Einige wie Heidrun Schlieker, Christine Küppers oder Elke Seitz kenne ich schon sehr lange
Kunstwerke von Heidrun Schlieker …… Christine Küppers …… und Elke Seitz
andere wie Kerstin Bässmann, Annette Böwe und Ulrich Saloga habe ich erst in diesem oder im letzten Jahr kennengelernt und interessante Gespräche geführt.
Kunst von und interessante Begegnungen mit Kerstin Bässmann …… Annette Böwe …und mit Ulrich Saloga
Neben altbekannten waren in diesem auch einige neue Ausstellungsorte dabei. Einige HausbesitzerInnen haben ihr Herz für die Kunst entdeckt und für die Kunstaktion derzeit leerstehende Räume zur Verfügung gestellt. Und so hoffe ich, dass im nächsten Jahr die Fortsetzung von Kunst in Begegnung folgt.
Ich bin wieder da – zurück in Deutschland und zurück bei meinem Blog. Drei Wochen war ich in Schweden unterwegs und habe mir in dieser Zeit eine Blogpause gegönnt.
Wir waren schon ein paar Mal in Schweden, aber bei unseren früheren Besuchen sind wir immer möglichst schnell Richtung Norden gefahren. Mein Mann ist süchtig nach Polarlichtern – und die sieht man eben am häufigsten und am intensivsten nördlich des Polarkreises. Weil Jokkmokk ein guter Ort für Nordlichter ist, war Arctic Camp auch diesmal das Ziel unserer Reise. Doch anders als in den vergangenen Jahren haben wir uns diesmal mehr Zeit genommen und auf dem Weg viele Orte besucht, die ich schon immer mal sehen wollte.
Ystad
Ich bin – oder war – ein Kurt-Wallander-Fan. Ich habe alle oder doch zumindest fast alle Krimis von Henning Mankell gelesen. Und so war ein Besuch in Ystad, wo Kommissar Kurt Wallander und sein Team ermittelten, für mich natürlich ein Muss. Die kleine Stadt an der schwedischen Südküste hat sich auf die Krimileserinnen und -seher eingestellt. Es gibt Stadtführungen auf den Spuren des Kommissars und Flyer, in denen verschiedene Schauplätze aufgelistet und im Stadtplan eingezeichnet sind. So ausgestattet, habe ich nicht nur Originalschauplätze wie die Mariagatan, in der Wallander wohnte, die Polizeistation und Fridolfs konditori, Wallanders Lieblingscafé, entdeckt, sondern ein wirklich interessantes Städtchen mit kleinen Gassen und hübschen, oft bunt angestrichenen Häusern kennengelernt. Sehr gut hat mir auch das ehemalige Franziskanerkloster mit den Klostergärten gefallen. Neben einem Rosengarten gibt es einen Apfelgarten, in dem auch Feigen-, Birnen-, Mandel- und Walnussbäume sowie Flieder- und Maulbeersträucher wachsen, einen Kohlgarten, einen Kräutergarten und einen Pfingstrosengarten. Zum Schluss habe ich noch die Ystad Studios besichtigt, in denen u.a. die Innenaufnahmen von Wallanders Wohnung und des Polizeistudios gedreht wurden.
Ales Stenar und Simrishamn
Auf dem Weg nach Simrishamn, der nächsten Etappe auf unserer Reise, haben wir Ales Stenar, deutsch „Die Steine von Ale“, in der Nähe von Kaseberga besichtigt. Auf einem fast 40 Meter hohen Hügel direkt am Meer sind insgesamt 59 bis zu drei Meter hohe und bis 1,8 Tonnen schwere Steine in Form eines Schiffs angeordnet. Mit 67 Meter Länge und 19 Meter Breite ist Ales Stenar laut Wikipedia „eine der größten erhaltenen Schiffssetzungen (schwedisch skeppssättning) in Skandinavien“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Ales_stenar). Und von dem steinernen Schiff aus hat man aus einen weiten Blick übers Meer.
Ein Teil der Steine wurden übrigens bei Simrishamn gebrochen und über mehr als 20 Kilometer nach Kaseberga transportiert. Das war sicher um das Jahr 600, als das Monument entstand, keine leichte Aufgabe. Mit unserem Wohnmobil haben wir die Strecke schneller und bequemer bewältigt.
Simrishamn, an der Südostküste gelegen, ist weniger bekannt als Ystad, aber nicht weniger sehenswert. Kopfsteingepflasterte Gassen und die oft bunten alten Häuser verleihen dem Ort ein besonderes Flair.
Öland …
… ist, glaubt man den Reiseführern, wegen des milden Klimas und der schönen Strände eine sehr beliebte Ferieninsel. Selbst die schwedische Königsfamilie verbringt hier auf Schloss Solliden ihren Sommerurlaub. Wir haben natürlich nicht im Schloss, sondern auf einem Campingplatz in der Nähe der Ölandbron übernachtet. Zwei Tage lang haben wir mit Blick auf die imposante Brücke, die die Insel mit dem Festland verbindet, und auf den Kalmarsund Beine und Seele baumeln lassen, am dritten Tag sind wir – an zahlreichen Mühlen vorbei – gen Süden zum „Langen Jan“ gefahren. Er ist der höchste Leuchtturm Schwedens, die neben dem Leuchtturm gelegene Vogelstation Ottenby ist ein Mekka für Vogelfans.
Mich hat die Insel zugegebenerweise nicht wirklich beeindruckt. Vielleicht hätten wir eher nach Norden zur Inselhauptstadt Borgholm oder zum „Langen Erik“, dem Leuchtturm an der Nordspitze, fahren sollen. Vielleicht waren wir aber auch nur genervt wegen der Warnung, die seit Beginn der Fahrt ständig auf dem Tacho aufleuchtete: „Abgassysstem überprüfen“, forderte uns der Bordcomputer permanent auf. In einer Werkstatt in Kalmar wurde uns – oder unserem Wohnmobil – mit einem Software-Update schnell und ohne Termin geholfen.
Ich habe die Werkstattzeit genutzt, um durch Kalmar zu spazieren: Das Schloss Kalmar stand früher direkt an der dänischen Grenze. Es wurde im 12. Jahrhundert als Burg erbaut, im 16. Jahrhundert dann zum Schloss umgebaut und ist laut Wikipedia eines der besterhaltenen Renaissanceschlösser Nordeuropas (https://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Kalmar). Neben dem imposanten Schloss erscheinen die Häuser in der Gamlastan, der alten Stadt, besonders winzig. Das frühere Stadtzentrum wurde im Jahr 1640 auf die Insel Kvarnholmen verlegt – aus „befestigungstechnischen Gründen“, wie Wikipedia weiß. Im gleichen Jahrhundert, zwischen 1660 und 1699, wurde auch die Domkyrka gebaut, die von außen gar nicht wie eine Kirche aussieht (https://de.wikipedia.org/wiki/Dom_zu_Kalmar).
Das imposante Schloss von Kalmar …… der ebenso stattliche Dom …… und die winzigen Häuser im ehemaligen Stadtzentrum
Vimmerby
Hat jemand das Schwedenbild von Menschen in aller Welt mehr geprägt als Astrid Lindgren? Ich glaube kaum. Mich haben ihre Bücher fast mein ganzes Leben lang begleitet. „Rasmus Pontus und der Schwertschlucker“ war in den sechziger Jahren das erste Lindgren-Buch, das ich gelesen habe; Pipi Langstrumpf habe ich erst kennengelernt, als die Filme mit Inger Nilsson im Fernsehen gezeigt wurden. Meine Eltern hielten die Geschichten über ein Mädchen, das sich die Welt macht, wie es ihm gefällt, wohl nicht für die geeignete Lektüre für ihre Tochter. Mit meiner Tochter habe ich dann die Lotta-Bücher entdeckt und auf unserer Fahrt durch Schweden dann die Tagebücher gelesen, die Astrid Lindgren während der Zweiten Weltkriegs geführt hat. Ihr Titel „Die Menschheit hat den Verstand verloren“ passt leider allzu gut in die heutige Zeit.
Natürlich wollte ich Vimmerby besuchen, den Ort, in dem Astrid Lindgren geboren wurde, aufgewachsen und auch begraben ist. Denn vieles, was sie als Kind erlebt hat, und mancher Schauplatz taucht in ihren Büchern auf. So steht das Vorbild für Pippi Langstrumpfs Limonadenbaum im Garten der Pfarrhofs bei Astrid Lindgrens Elternhaus. Astrid Lindgrens Näs, so der Name des Hofes, auf dem Familie Lindgren lebte, ist heute Teil eines Museums, in dem eine Ausstellung über das Leben und das Werk der Schriftstellerin informiert. Auf dem Marktplatz lädt eine von Marie-Louise Ekman geschaffene lebensgroße Statue zu einem Date mit der Schriftstellerin ein. Auch der der Süd-, der Nord- und der Mittelhof aus Bullerbü sind dort en miniature aufgebaut.Im Themenpark Astrid Lindgrens värld können große und kleine Lindgren-Fans auch Bikenlund, das Kirschblüten- und das Heckenrosental besuchen und Pippi Langstrumpf, Michel aus Lönneberga, Ronja Räubertochter und andere Heldinnen aus den Kinderbüchern treffen.
Stockholm
„Stockholm hat eindeutig das Potenzial zu (m)einer Lieblingsstadt“, habe ich einen Tag später in mein Tagebuch geschrieben. Dass ich mich in die schwedische Hauptstadt verliebt habe, kam nicht unerwartet. Ich liebe Städte, die am Wasser liegen, und Wasser findet man in Stockholm überall. Es macht laut Wikipedia „etwa 30 Prozent der Stadtfläche aus“. Die älteren Stadtviertel wurden auf 14 Inseln gebaut, die durch über 50 Brücken verbunden sind; zum Stockholmer Schärengarten (Skärgården) sollen etwa 24.000 größeren und kleineren Inseln gehören (https://de.wikipedia.org/wiki/Stockholm). Mehr Wasser geht wohl kaum. Und ich konnte mich nicht sattsehen.
Drei Tage lang bin ich kreuz und quer durch die Straßen gelaufen, habe das schöne Wetter genutzt, um Stockholm zu Fuß zu erkunden: die vier ältesten Inseln – Gamlastan, Riddarholmen Skeppsholmen und Kastellholmen – ebenso wie angrenzenden Stadtteile Norrmalm, Östermalm und Södermalm. Und ich war nicht die einzige, die die Sonne genießen wollte, bevor der Winter beginnt. Überall saßen Menschen: in Cafés, Restaurants oder auf den zahllosen Bänken auf Plätzen und in Parks, die zum Verweilen einladen. Begeistert haben mich nicht nur das Wasser und die grandiose Architektur, sondern auch die Atmosphäre. Ich habe bislang noch keine (Groß)Stadt erlebt, die so viel Flair hatte, so lebendig war und gleichzeitig so entspannt und unaufgeregt. Oder doch, Siena vielleicht. Aber da fehlte halt das Wasser.
Eins ist sicher: Mein erster Besuch in Stockholm soll nicht mein letzter sein. Denn ich habe mir zwar viele Sehenswürdigkeiten von außen angesehen, aber keine von innen. Das will ich nachholen, wenn ich das nächste Mal in der Stadt bin. Das Nationalmuseum steht ebenso auf meiner To-visit-Liste wie das Viking Museum und das ABBA Museum. Und natürlich will ich in die Stadsbiblioteket, die Stadtbibliothek, gehen. Denn die beherbergt angeblich nicht nur mehr als zwei Millionen Bücher und andere Medien, sondern gilt mit dem zylindrischen Hauptgebäude auch als kulturelles Wahrzeichen und „ein Meisterwerk des nordischen Klassizismus und des Funktionalismus“ (https://go2stockholm.de/bauwerk/stockholms-stadsbibliotek/).
Höga Kusten
Die zwischen Härnösand und Örnsköldsvik gelegene Höga Kusten habe ich vor zwei Jahren entdeckt, als wir auf einem kleinen Campingplatz am Skuletberget übernachtet haben. Damals habe ich mir vorgenommen, beim nächsten Mal dort zu wandern. Die Hohe Küste soll die höchste Küste der Welt sein und ist wegen der ausgeprägten Landhebung seit 2000 UNESCO-Weltnaturerbe, (https://www.hogakusten.com/de/hogakustenleden). Die Übernachtung auf dem Snibbens Camping habe ich unter anderem deshalb eingeplant, weil der Platz nur zwei Kilometer von der Höga-Kusten-Brücke entfernt liegt und (daher) laut Website ein „natürlicher Ausgangspunkt für Ausflüge und Wanderungen“ ist (https://camping.se/de/camping/3040/Snibbens-Camping-Stugby-Vandrarhem). Dass die fast zwei Kilometer lange Hängebrücke über den Ångermanälven nur mit dem Auto überquert werden darf, war mir bei der Planung nicht bewusst. Und so sind wir vom Campingplatz aus zwar mit Blick auf das Weltnaturerbe gewandert, aber nicht im Gebiet selbst. Schön war es trotzdem, und die kurze Wanderung auf den Prästberget hat sich schon allein wegen des Blicks auf die Höga Kusten und auf die „schwedische Golden-Gate-Bridge“, mit 186 Metern Höhe das zweithöchste Bauwerk Schwedens, gelohnt. Auch die Lage des Campingplatzes direkt an einem See hat uns gut gefallen. Unser Wohnmobil stand – wie oft auf dieser Reise – direkt am Wasser und weil auch die Himmelsrichtung stimmte, konnte mein Mann am Morgen des 18. September quasi vom Auto aus die partielle Mondfinsternis fotografieren (https://www.facebook.com/utz.schmidtko/).
Blick vom Prästberget auf die Höga Kusten …… und auf die Högakustenbron
Auf den Skuletberget bin ich dann auch noch gestiegen. Weil ich nicht meine hohen Wanderschuhe mithatte, habe ich statt des steilen Grottstigen die leichtere Route über den Östra Bergstigen gewählt. Eine gute Entscheidung, denn auch die „familienfreundliche“ Variante hatte es streckenweise in sich, bot aber tolle Ausblicke auf die Fjordlandschaft, die entstand ist, als die Eismassen nach der letzten Eiszeit abschmolzen. Der fast 300 Meter hohe Gipfel des Skuletberget war damals Teil einer Insel und ragte gerade einmal neun Meter aus dem Wasser. Ein in den Fels eingelassener Metallstreifen markiert die frühere Küstenlinie und lässt erahnen, welche gigantischen Kräfte damals gewirkt haben.
Die Küste vom Gipfel des Skuleberget gesehen …… und vom Fuß des SkuletbergetBis zu dieser Linie stand eins das Wasser
Jokkmokk
Nach einer Übernachtung in Byske Havsbadet bei Skellefteå und einem Zwischenstopp am Storforsen, den größten Stromschnellen Skandinaviens, kamen wir nach zweieinhalb Wochen und rund 2200 Kilometern in Jokkmokk an. Für meinen Mann ist das Arctic Camp fast ein „zweiter Wohnsitz“, er war schon oft dort, um Polarlichter zu fotografieren. Und auch diesmal begrüßten ihn die Lichter gleich am ersten Abend.
Die Stromschnellen von Stroforsen Der Lille Luleälv in Jokkmokk im Nebel …… und wenig später die Kirche bei strahlendem Sonnenschein
Für mich endete in Jokkmokk die gemeinsame Reise mit dem Wohnmobil. Mir ist es im Herbst im hohen Norden zu kalt und zu dunkel – gleich in der zweiten Nacht sanken die Temperaturen unter den Gefrierpunkt. Und so bin ich nach drei Wochen von Lulea aus nach Deutschland zurückgeflogen. Mein Mann tourt noch ein paar Wochen mit dem Wohnmobil durch den Norden – auf der Jagd nach Polarlichtern. Seine Bilder sind auf seiner Facebook-Seite zu sehen (https://www.facebook.com/utz.schmidtko/).