Gelesene Bücher 2024

Auch im vergangenen Jahr habe ich wieder die meisten Bücher notiert, die ich (ganz) gelesen habe*. 60 Bücher stehen auf meiner Gelesen-Liste, ebenso viele wie 2023. Und auch 2024 waren es wieder mehr Bücher von Frauen (46) als von Männern (14). Das liegt einzig und allein daran, dass mich Bücher von Frauen in der Regel mehr ansprechen als die ihrer männlichen Kollegen..

Ich bin, ich habe es schon mal geschrieben, eine unstrukturierte Leserin (https://timetoflyblog.com/die-unstrukturierte-leserin). Ich lese, was mir mehr oder weniger zufällig in die Finger oder vor besser vor die Augen kommt. Den Empfehlungen von lesefreudigen Bekannten und der Neuerscheinungsliste der örtlichen Bücherei vertraue ich mehr als Bestsellerlisten oder den Buchbesprechungen in Zeitungen und Zeitschriften. In den Feuilletons werden Bücher von Frauen ja bekanntlich immer noch seltener rezensiert und empfohlen. Und sie werden, ebenso wie Bücher über Frauen, immer noch gerne als „Frauenliteratur“ abgetan. Die wird „von nahezu allen männlichen Lesern gemieden … und von nicht wenigen weiblichen“, schreibt Sigrid Nunez in ihrem Roman „Was dir fehlt“, den ich gerade lese (Nunez, Sigrid. (2021). Was fehlt dir: Roman [Kindle Android version], Seite 39). Das Buch erscheint daher erst im nächsten Jahr auf meiner Liste der gelesenen Bücher. Die amerikanische Schriftstellerin habe ich – ebenso wie ihre Kollegin Lydia Davis – erst im vergangenen Jahr entdeckt, wie so oft eher zufällig.

Wie subtil Schriftstellerinnen und ihre Texte immer noch abwertet und benachteiligt werden, habe ich am Beispiel von Lydia Davis im Mai in einem Seminar erlebt. Die meisten Seminarteilnehmerinnen kannten die amerikanische Schriftstellerin und Übersetzerin nicht. Der Seminarleiter stellte sie mit den Worten vor, dass sie in den USA sehr bekannt und die Exfrau von Paul Auster sei – so als sei ihre lange zurückliegende Ehe mit dem damals noch nicht bekannten Schriftsteller Lydia Davis einzige literarische Leistung. Dass sie als Meisterin der kurzen Erzählungen gilt und unter anderem mit dem Man Booker international Prize ausgezeichnet wurde, erwähnte der Seminarleiter nicht. Und ich frage mich, ob er Paul Auster auch als Ehemann von Siri Hustvedt vorgestellt hätte.

Die meisten Beispieltexte, die in diesem Seminar besprochen wurden, stammten übrigens von männlichen Autoren; das Kürzen übten wir dagegen an Texten von Frauen. Die können, lernt frau daraus, immer noch verbessert werden, selbst wenn sie von renommierten Schriftstellerinnen wie Elke Erb geschrieben wurden.

Eine kleine, zugegebenerweise etwas boshafte Bemerkung am Rande: Lydia Davis Buch habe ich zu Ende gelesen, das des Seminarleiters nicht. Weil ich gerne weiß, mit wem ich es zu tun habe, hatte ich es mir vor dem Seminar bestellt – zum Glück gebraucht, für 99 Cent plus Porto. Denn nach etwa einem Drittel habe ich es zur Seite gelegt. Mein Leben ist zu kurz, um Bücher zu lesen, die mir nicht gefallen.

Ausnahmen bestätigen die Regel: Durch „Wir sehen uns im August“ von Gabriel Garcia Márquez habe ich mich bis zum Ende gequält. Garcia Márquez hatte den unvollendet gebliebenen Roman in den Jahren vor seinem Tod geschrieben. Er war damals schon an Demenz erkrankt, aber sein literarisches Urteilsvermögen funktionierte trotz seiner Erkrankung offenbar noch: Er ordnete nämlich an, dass das Buch nicht veröffentlicht werden sollte. Seine Söhne und die Verlage setzten sich über seinen Wunsch hinweg – und taten dem Nobelpreisträger damit wohl keinen Gefallen. „Ein kleines Kunstwerk, das sowohl García-Márquez-Fans als auch neue Leserinnen und Leser begeistern wird“, wie es auf der Website von Kiepenheuer und Witsch heißt, ist das Buch (nicht nur) meiner Meinung nach nicht (https://www.kiwi-verlag.de/buch/gabriel-garcia-marquez-wir-sehen-uns-im-august-9783462006421). Im Gegenteil.

Auch Wolfgang Herrndorfs Buch „Arbeit und Struktur“ wurde nach dem Tod des Autors veröffentlicht, aber auf seinen ausdrücklichen Wunsch. In ihm sind die Blogbeiträge zusammengefasst – „kritisch durchgesehen und lektoriert“ (S. 443), die Herrndorf seit Februar 2010 geschrieben hatte. Nachdem der Schriftsteller, damals erst 44 Jahre alt, „erfahren hatte, dass er nicht mehr lange leben würde, beschloss er, die ihm bleibende Zeit mit Arbeit zu füllen“.

Für Herrndorf war dies der richtige Weg – nicht nur, weil es ihm  am besten ging, wenn er arbeitete (Blogeintrag vom 19.4.2010), sondern auch, weil er so produktiv war wie nie zuvor. Er vollendete in den drei Jahren bis zu seinem Tod die Romane „Tschick“ und „Sand“ – und schrieb zahlreiche Blogbeiträge. Die waren zunächst als „reines Mitteilungsmedium für seine Freunde gedacht“, ab September veröffentlichte er die Beiträge dann als Blog unter dem Titel „Arbeit und Struktur“.

Ich habe mir das Buch vor kurz nach seinem Erscheinen gekauft und es jetzt wieder gelesen. Es hat mich berührt – und auch inspiriert, mehr Ordnung und Struktur in mein Leben zu bringen. Ich bin zwar, anders als Wolfgang Herrndorf, kerngesund, aber mit fast 70 denkt frau doch gelegentlich darüber nach, wie viel Zeit noch bleibt – und wie sie sie nutzen möchte.

Auch andere Bücher habe ich nicht zum ersten Mal gelesen. Einige wie Max Frischs Entwürfe zu einem dritten Tagebuch“ oder Hanns-Josef Ortheils „Notieren dicht am Leben“ habe ich erst nach Jahren wieder aus meinem Bücherregal hervorgeholt. Andere, zum Beispiel die Lucy-Barton-Romane von Elizabeth Strout oder Katharina Francks Kurzessays („Darf ich Ihnen das Sie anbieten“), wollte ich schon nach kurzer Zeit wieder lesen. Denn wie gesagt: Ich bin eine unstrukturierte Leserin: Ich lese, worauf ich Lust habe. Und das wird auch in diesem Jahr so bleiben.

Liste der 2024 gelesenen Bücher,
ungeordnet und wahrscheinlich unvollständig

  1. Max Frisch: Entwürfe zu einem dritten Tagebuch
  2. Ute Mank: Elternhaus
  3. Daniel Schreiber: Zeit der Verluste
  4. Alexa Henning von Lange: Zwischen den sommern
  5. Elke Heidenreich: Frau Dr. Moormann und ich
  6. Anne Weiss: Der beste Ort zu leben
  7. Doris Knecht: eine vollständige Liste der Dinge, die ich vergessen habe
  8. Lily Brett: Alt sind nur die anderen
  9. Sigrid Nunez: Erinnerungen an Susan Sonntag
  10. Monika Hürlimann: Die Lügen meiner Mutter
  11. Christiane Hastrich, Barbara Lueg: Statt einsam gemeinsam: Wie wir im Alter leben wollen
  12. Anna Jouleit: Das letzte Bild
  13. Marlene Faro: Die Vogelkundlerin
  14. Julia Cameron: Weg des Künstlers
  15. Paul Auster: Baumgartner
  16. Alex Capus: Das kleine Haus am Sonnenhang
  17. Elke Heidenreich: Neulich im Himmel
  18. Angelika Klüssendorf: April
  19. Ewald Arenz: Reisegeschichten Eine Urlaubsliebe
  20. Ewald Arenz: Meine kleine Welt
  21. Susanne Mathiessen: Lass noch mal los
  22. Lydia Davis: Reise über die stille Seite
  23. Elizabeth Strout: Am Meer
  24. Elizabeth Strout: die Unmöglichkeit der Nähe
  25. Elizabeth Strout: Oh William
  26. Elizabeth Strout: Lucy Barton Alles ist möglich
  27. Selene Mariani: Miniaturen in Blau
  28. Claire Keegan: Das dritte Licht
  29. Judith Wolfsberger: Schafft euch Schreibräume
  30. Isabel Allende: der Wind kennt meinen Namen
  31. Monika Maron: Das Haus
  32. Elke Heidenreich; Altern
  33. Katharina Franck Darf ich ihnen das Sie anbieten
  34. Frauen, Baltrum Verlag
  35. Donna Leon: Geheime Quellen
  36. Caroline Wahl: 22 Bahnen
  37. Thich Nhat Hanh: Der Tag, auf den du gewartet hast, ist heute.
  38. Kerri Andrews: Frauen, die wandern, sind nie allein
  39. Zoe Jenny: Das Verschwinden des Mondes
  40. Caroline Wahl: Windstärke
  41. Annette Hagemann: Katalog der Kiefermäuler
  42. Gabriel Garcia Marquez: Wir sehen uns im August
  43. Benedict Wells: Die Wahrheit über das Lügen
  44. Benedict Wells:  Die Geschichten in uns: Vom Schreiben und vom Leben
  45. Lukas Brandt: Schweden im Wohnmobil
  46. Petra Juling: Schweden
  47. Judith Hermann: Wir hätten uns alles gesagt
  48. Siri Hustvedt: Mütter Väter und Täter
  49. Astrid Lindgren: Die Menschheit hat den Verstand verloren
  50. Silvia Bovenschen: Älter Werden
  51. Donna Leon: Feuerprobe
  52. Francoise Heritier: Das ist das Leben
  53. Hanns-Josef Ortheil: Notieren dicht am Leben
  54. Hanns-Josef Ortheil: Lesehunger
  55. Michiko Aoyama: Donnerstag im Café unter den Kirschbäumen
  56. Marie-Louise Monrad Möller: Schlaf
  57. Judith Hermann Abendrot
  58. Anna Enquist: Das springende Mädchen
  59. Marlene Fleißig: Bestimmt schön im Sommer
  60. Wolfgang Herrndorf: Arbeit und Struktur

* Dieser Beitrag enthält unbezahlte Werbung

Vom Steinbruch zum Biotop

Die erste Wanderung im neuen Jahr. Am Freitag hatte es auch am Harzrand zu schneien begonnen, und so mussten wir, anders als geplant, am Samstagmorgen nicht in den Oberharz fahren, um im Schnee zu wandern. Wenn Schnee liegt, herrscht an Wochenenden dort oft Hochbetrieb; auf der Spur der Steine wanderten wir – meine Kollegin Foe und ich – fast allein.

Im Wald bei Wolfshagen wurde bis 1986 Diabasgestein abgebaut. Heute ist der ehemalige Steinbruch ein Biotop, in dem die ehrenamtlichen Mitglieder des Naturwissenschaftlichen Vereins Goslar seit 1992 225 Tier- und 364 Pflanzenarten dokumentiert und beobachtet haben – darunter seltene und geschützte Arten wie Uhu, Geburtshelferkröte, Tausendgüldenkraut und Kreuzblümchen. Der Wald rund um den Steinbruch wird allmählich wieder zum Mischwald. Und ganz in der Nähe, auf dem Weg zur Granetalsperre, entsteht eine Streuobstwiese, die als Offenlandbiotop vielen heimischen Tierarten einen Lebensraum bietet. Mehr als 50 alte Apfel-, Birnen-, Kirschen- und Pflaumensorten, die mit Boden und Klima gut zurechtkommen, haben die Wolfshäger Vereine hier gepflanzt. (https://www.spur-der-steine.info/die-streuobstwiese.html).

Die Granetalsperre haben wir dann meist nur aus der Ferne gesehen. Der Rundwanderweg hält zumindest in dem Bereich, in dem wir gewandert sind, gebührenden Abstand vom Stausee. Zwar führen einige Fußwege direkt ans Wasser, doch Schilder fordern dazu auf, nicht weiterzugehen, weil nicht nur der See, sondern auch der Uferbereich Wasserschutzgebiet ist.

Mit der ersten Wanderung des Jahres habe ich auch das Wandertagebuch* eingeweiht, das meine Kollegin Foe mir geschenkt hat: Im neuen Jahr möchte ich mir jede Woche Zeit für eine Wanderung, einen längeren Spaziergang oder einen Ausflug nehmen. Dazu inspiriert hat mich neben dem Wandertagebuch der Schweizer Autor Franz Hohler: Als er 60 Jahre alt wurde beschloss er, jede Woche eine Wanderung zu unternehmen – quasi als Übungsplan fürs Alter. Sieben Jahre später entdeckte er ein Jahr lang seine Umgebung bei Spaziergängen. Was er auf seinen Spaziergängen und Wanderungen erlebte und was ihm dabei auffiel, veröffentlichte er in zwei Büchern.

Ein Buch werde ich über meine Wanderungen und Ausflüge sicher nicht schreiben, aber wohl so manchen Blogbeitrag.

*Artikel enthält unbezahlte Werbung

Manuel Andrack präsentiert: Dein Wandertagebuch. Kampenwandverlag 2021, 14,85 Euro

Franz Hohler: 52 Wanderungen. btb-Verlag 2027, 8,99 Euro

Jahresrückblog 2024: Auf ein Neues

Ich habe lange darüber nachgedacht, wie ich den Jahresrückblog beginne, zu dem Judith Peters aufgerufen hat (https://judithpeters.de/jahresrueckblog/). Wieder mit meinem Lieblingssatz aus Hermann van Veens Musical „Ente Jodokus Kwak“: „Ist es schon wieder so weit?“ Mit den ersten Zeilen aus Erich Kästners Dezember-Gedicht (https://www.deutschelyrik.de/der-dezenber.html)?

„Das Jahr ward alt. Hat dünne Haar.
Ist gar nicht sehr gesund.
Kennt seinen letzten Tag, das Jahr.
Kennt gar die letzte Stund.“

Oder kurz und knapp mit dem Titel des Tagebuchs, das Astrid Lindgren während des Zweiten Weltkriegs führte: „Die Menschheit hat den Verstand verloren“. Das trifft den Zustand der Welt heute meiner Meinung nach ziemlich genau. Und vielleicht ist das die richtige Quintessenz eines Jahres, in dem alte Kriege fortgesetzt, neue begonnen und nur wenige beendet wurden und in dem immer mehr Menschen rechtsradikalen Parteien ihre Stimme geben.

Meine Themen 2024

Reisen

Ich habe Astrid Lindgrens Tagebuch im Spätsommer in Schweden gelesen. Die Fahrt mit dem Wohnmobil durch Schweden war mein Reisehighlight des vergangenen Jahres. Ich liebe es, am Wasser zu sein und aufs Wasser zu schauen – schon allein deshalb ist Schweden, ebenso wie Norwegen, für mich ein Traumland: Überall Seen, Flüsse oder das Meer, außerdem gibt es traumhaft schöne Landschaften mit fast unberührter Natur.

Sehr gut gefallen haben mir aber auch die vielen kleinen Städte in Südschweden – und natürlich Stockholm: Die schwedische Hauptstadt hat ein besonderes Flair und definitiv das Zeug zu (m)einer Lieblingsstadt.

In Deutschland steht jetzt Schwerin auf der Liste meiner Lieblingsstädte ziemlich weit oben: Auch hier Wasser, wohin man schaut. Aber auch die anderen Städte, die ich dank des 49-Euro-Tickets kennengelernt habe, waren eine Reise wert: Gotha zum Beispiel, Mühlhausen, Potsdam oder auch Braunschweig. Sie liegen gar nicht so weit von dem Ort entfernt, in dem ich seit fast 40 Jahren lebe, und doch habe ich sie in diesem Jahr zum ersten Mal besucht. Im neuen Jahr will ich meine Erkundungsreisen fortsetzen. Und auch einige Freundinnen, die weiter entfernt wohnen, will ich im neuen Jahr besuchen, zum Beispiel an der Mosel, in Neustadt, Wien und auch in Berlin .

Schreiben

Auch wenn ich inzwischen Rentnerin bin, spielt Schreiben in meinem Leben weiterhin eine wichtige Rolle. Ich schreibe fast täglich, wenn auch nicht so viel und so regelmäßig, wie ich es eigentlich möchte. Solange ich mein Geld mit Schreiben verdient habe, habe ich alle Abgabetermine zuverlässig eingehalten, bei meinen „privaten Schreibprojekten“ erreiche ich meine selbst gesetzten Ziele leider oft nicht, obwohl ich heute mehr Zeit habe als früher.

So habe ich im vergangenen Jahr nicht wie geplant ein bis zwei Blogbeiträge wöchentlich geschrieben und gepostet, sondern gerade einmal 46 im ganzen Jahr. Im September habe ich sogar drei Wochen Blogpause gemacht – ich brauchte einfach mal eine Auszeit, vom Schreiben allgemein und vom Bloggen besonders. Manchmal überlege ich sogar, ob ich mit dem Bloggen aufhören und mich auf meine anderen Schreibprojekte konzentrieren soll.

Mit denen bin ich 2024 ebenso nicht so vorangekommen, wie ich es gehofft oder geplant habe. Immerhin habe ich mich – auch dank der täglichen Schreibimpulse von Denise Fritsch – der Geschichte, die schon so lange in meinem Kopf spukt, wieder angenähert. Vielleicht gelingt es mir ja im neuen Jahr, sie zu beenden.

Dabei hilft mir sicher der Frauenschreibtreff, den Annette Hagemann und ich vor ein paar Jahren initiiert haben. Er hat sich inzwischen als fester Termin etabliert  (https://hannoverschreibt.de/treffs/frauenschreibtreff/): Immer mehr Frauen kommen am ersten Sonntag im Monat ins AutorInnenzentrum in Hannover-Linden, um gemeinsam mit anderen zu schreiben (https://timetoflyblog.com/aus-wien-nach-hannover).

Außerdem habe ich 2024 endlich eine Schreibpartnerin gefunden, mit der ich mich regelmäßig online oder live zum Schreiben verabrede.

Gelegenheit, gemeinsam mit anderen zu schreiben, gab es auch bei den beiden Schreibauszeiten, die ich mir 2024 gegönnt habe. Im April habe ich am Essayworkshop von Brigitte Helbling im Nordkolleg in Rendsburg teilgenommen, im November dann an der von Henriette Dyckerhoff und Dr. Elisabeth Drimalla geleiteten Herbstakademie der Bücherfrauen in Klappholtal auf Sylt. Es waren gute Tage – mit viel Zeit zum Schreiben, inspirierenden Schreibimpulsen und Anregungen, spannenden Texten, interessanten Gesprächen und Begegnungen mit tollen Frauen. Ich hoffe, dass wir in Verbindung bleiben. Und dass es mir im neuen Jahr auch zu Hause, im Alltag, gelingt, mir mehr Zeit zum Schreiben zu nehmen.

Wandern

Den Harz einmal von West nach Ost auf dem Hexenstieg durchqueren, stand 2024 auf der Liste meiner Wunsch-Wanderungen ganz oben. Doch irgendwie war es verhext mit dem Hexenstieg: Als ich im März losgehen wollte, wurde ich krank, ans Wandern war nicht zu denken. Später im Jahr machten mir mal mein Knie, mal das Wetter oder das Leben einen Strich durch die Rechnung. Und so habe ich im vergangenen Jahr nur die erste Etappe von Osterode nach Clausthal geschafft – und sie hat mir wie auch die anderen drei Teilstrecken, die ich im Laufe der Jahre gewandert bin, nicht sonderlich gut gefallen. Deshalb habe ich den Hexenstieg kurzerhand von der Liste der Dinge, die ich tun möchte, gestrichen und dieses (Wander)Ziel losgelassen. Es gibt einfach viel schönere Wanderwege im Harz: Einige habe ich im vergangenen Jahr entdeckt: den Besinnungsweg bei Bad Harzburg beispielsweise oder den Weg der Steine bei Wolfshagen. Dort habe ich im Oktober sogar Gil-Galad, den letzten Hohen König der Elben aus Tolkiens Welt, getroffen und fotografiert (Kostüm Foe Rodens).

Kunst

Ich habe keine Ahnung von Kunst, aber ich mag schöne Bilder und gehe gerne in Ausstellungen und Museen.

2024 haben mir die Ausstellungen von Paula Modersohn-Becker im Landesmuseum Hannover, die Munch-Ausstellung und die Sammlung impressionistischer MalerInnen im Museum Barberini in Potsdam und dieBilder von Armin Müller-Stahl im Kloster Cismar besonders gut gefallen. Besonders berührt haben mich die beiden Installationen von Thomas Rentmeister im Sprengel Museum. Er hat den Hausrat seiner Eltern zu einem Kunstwerk verarbeitet. Ich habe in dem Berg manchen Gegenstand entdeckt, dessen Zwilling auch im Haus meiner Eltern stand. Und so war dieser Besuch im Sprengel Museum für mich irgendwie auch eine Reise in meine Vergangenheit.

Bewegung

Ich bin früher gerne und viel gelaufen; doch seit einer Knie-OP vor einigen Jahren beschränke ich mich notgedrungen aufs walken und wandern. Mein Ziel, 10.000 Schritte am Tag zu gehen, 2024 im Prinzip erreicht: Durchschnittlich 10.375 Schritte täglich – an manchen Tagen mehr, an anderen leider weniger –summieren sich auf insgesamt 3.797.250 Schritte im ganzen Jahr.

Im neuen Jahr sollen es mindestens ebenso viele werden. Und vielleicht gelingt es mir ja auch, den Kilometerzähler auf meiner Fitnessuhr zu aktivieren, damit ich meine tägliche Sporteinheit aufs Rad verlegen kann, wenn mein Knie mal wieder nicht so will wie ich.  

Im vergangenen Sommer bin ich außerdem mehr und öfter geschwommen als in den Jahren davor – und wenn ich meinen inneren Schweinehund dann überwunden hatte, hat es mir  sogar Spaß gemacht. Und so habe ich mir vorgenommen, im nächsten Sommer eine Dauerkarte fürs Freibad zu kaufen und regelmäßig schwimmen zu gehen.

Omas gegen rechts

Vor einem Jahr habe ich im Jahresrückblog geschrieben: „Seit einiger Zeit beteilige ich mich an Aktionen der Omas gegen rechts. Denn in Zeiten wie diesen genügt es meiner Meinung nach nicht mehr, gegen Antisemitismus und rechtsradikale Parteien zu sein, die unsere Demokratie gefährden – man muss es auch zeigen.“ Dieser Satz ist leider aktueller denn je. Denn bei den bei den Europawahlen gaben mehr Leute, darunter besonders viele junge, rechtsextremen Parteien ihre Stimme als bei den vorangegangenen Wahlen, im Thüringer Landtag ist die AFD mit 32 Sitzen die stärkste Fraktion. Und in den USA wurde mit Donald Trump ein Präsident wiedergewählt, dessen Demokratieverständnis mehr als zweifelhaft ist und dessen finanzkräftiger Unterstützer offen für die AFD und andere rechtsextreme Parteien wirbt.

Es ist also höchste Zeit, Zeichen zu setzen – gegen Antisemitismus, Faschismus und Fremdenfeindlichkeit. Ob es etwas bewirkt, wenn ich an Solidaritätswachen vor der Synagoge der Neuen jüdischen Gemeinde oder an Demonstrationen gegen rechts und gegen Antisemitismus teilnehme, weiß ich nicht. Aber zumindest habe ich es versucht. Im vergangenen Jahr bei Demos in Hannover, Goslar, Großburgwedel und Eschede (https://timetoflyblog.com/wir-sind-viele).

Erste Male

Seit ich lesen kann – also seit mehr als 60 Jahren – lese ich gerne und viel: Im vergangenen Jahr waren es laut meiner sicher nicht vollständigen Liste 57 Bücher (mehr dazu in einem extra Blogbeitrag). Aber im April  habe ich zum ersten Mal an einem Silent Book Club teilgenommen (https://timetoflyblog.com/gemeinsam-lesen). Schreib- und Lauftreffs kannte ich, aber dass Menschen sich treffen, um gemeinsam zu lesen, war mir neu. Erstaunt hat mich, bei der Premiere in der Stadtbibliothek Hannover, wie viele Bücherfans kamen, vor allem junge. Ich habe im vergangenen Jahr nur einmal beim Silent Book Club mitgelesen, aber ich werde 2025 sicher wieder dabei sein. Für alle interessierten HannoveranerInnen: Das nächste Lesetreffen findet übrigens am 30. Januar ab 17 Uhr in der Stadtbibliothek statt. Ab 16.30 Uhr führt Martina zu den besten Leseplätzen (https://www.instagram.com/silentbookclub_hannover/).

Gelesene Bücher beim ersten Silent Book Club in Hannover

Auch an der von Anna Koschinski organisierten Blognacht (https://annakoschinski.de/blognacht/) habe ich 2024 zum ersten und leider auch nur ein einziges Mal teilgenommen. Dass es mir nicht öfter geglückt ist, liegt auch daran, dass ich freitags manchmal mit meiner Kollegin Foe im Harz wandere und nach einer langen Tour oft zu müde bin. Und dass ich eben freitags manchmal während des Shabbatgottesdienstes vor der Synagoge der Neuen jüdischen Gemeinde in Hannover stehe, um Solidarität mit den Jüdinnen und Juden zu zeigen, die drinnen beten und wegen ihres Glaubens immer häufiger beleidigt, bedroht und angegriffen werden (siehe Omas gegen rechts). Frau muss eben manchmal Prioritäten setzen. Aber die Blognächte stehen ebenfalls auf meiner To-do-Liste für 2025.

Premiere waren für mich auch die beiden Blogparaden im vergangenen März. Ob es die Reichweite meines Blogs erhöht hat, bezweifle ich, aber die beiden Themen „Schreiben über das Schreiben“ (https://timetoflyblog.com/die-leichtigkeit-des-schreibens) und „Wo ich mich zu Hause fühle“ (https://timetoflyblog.com/wo-fuehle-ich-mich-zu-hause) haben mich interessiert und zum Mitschreiben animiert. Auch hier soll die Fortsetzung 2025 folgen.

Wichtige Erkenntnis 2024


Eine Frau, die ich schon lange kannte, die ich aber erst in den vergangenen Jahren besser kennen und schätzen gelernt habe, ist im Frühjahr gestorben. Für mich unerwartet, denn sie war jünger als ich und ich wusste nicht, dass sie krank war. Bei unseren gelegentlichen Telefonaten hat sie es mir nicht erzählt. Und weil wir weit voneinander entfernt wohnten, haben wir uns auch nur selten getroffen – zuletzt im Sommer 2023, mehr als ein halbes Jahr vor ihrem Tod. Dass es das letzte Mal sein würde, ahnten wir beide damals noch nicht. Auch wenn wir beide über 60 waren, dachten wir, wir hätten noch viel Zeit. Denn damals waren wir beide noch gesun

Ihr Tod hat mich sehr getroffen und mich daran erinnert, dass ich Dinge nicht auf die lange Bank schieben sollte, sondern direkt tun sollte. Vielleicht sollte mein Jahresmotto lauten: Carpe diem oder besser noch „Just do it“

Fünf  Ziele für 2025

Ich möchte

  • mehr schreiben und ein Buchprojekt beenden,
  • zeichnen lernen und im wahrsten Sinne des Wortes mehr Farbe in mein Leben bringen,
  • reisen, mit dem Wohnmobil, mit dem Zug und zu Fuß,
  • Freundinnen treffen, auch oder vor allem die, die nicht in meiner Nähe wohnen,
  • Ordnung und Struktur in meine Leben bringen.

Enden soll dieser Jahresrückblog mit den ersten Zeilen aus Mascha Kalekos Nekrolog auf ein Jahr (https://www.sommeruni.net/2002/workshops/zeitung/Nekrolog%20auf%20ein%20Jahr%20-%20Mascha%20Kaleko.pdf):

„Nun starb das Jahr. Auch dieses ging daneben.
Längst trat es seinen Lebensabend an.
Es lohnt sich kaum, der Trauer hinzugeben,
Weil man sich ja ein neues leisten kann.“