Ob wir in diesem Jahr in Urlaub fahren werden, wissen wir nicht. Wir lassen es auf uns zukommen. Doch unsere Pflanzen haben wir bereits in Sommerfrische geschickt. Weit reisen mussten sie nicht, denn sie verbringen die Sommermonate jedes Jahr am gleichen Ort – auf unserer Terrasse, also quasi vor der Tür. Das scheint ihnen gut zu gefallen – beschwert hat sich noch keine. Im Gegenteil: Sie blühen draußen immer auf.
Der kleine Gartentisch hat in diesem Jahr einen neuen Standort bekommen – und eine neue Aufgabe: Er dient vorläufig als Blumentisch. Die Blüten sollen helfen, die Insekten anzulocken, denen wir ein neues Quartier an der Gartenhütte spendiert haben. In das alte Insektenhotel an der Rückseite ist – trotz Teichblick – bislang niemand eingezogen. Vielleicht gefällt es Bienen, Hummeln und Co auf der Sonnenseite der Hütte besser. Möglicherweise ist ihre Zurückhaltung aber auch ein gutes Zeichen: Die Insekten checken vielleicht nicht ein, weil sie in unserem und in den Nachbargärten genügend andere Unterkünfte finden.
Die Frösche sind wieder in unseren Garten zurückgekehrt, obwohl es in der Nähe gewiss schönere und größere Gartenteiche gibt. Ganz freiwillig tun sie das nicht – sie folgen ihren Genen und kehren immer wieder in den Teich zurück, in dem sie geboren wurden. Allmählich wird es eng: In diesem Jahr sind sie zu viert, drei von ihnen teilen sich den kleineren der beiden Teiche. Vielleicht müssen wir den Teich doch irgendwann vergrößern.,
Die Frösche sind vermutlich froh darüber, dass der Gartentisch – anders als in den vergangenen Jahren – nicht mehr am Teich steht. Sie fühlen sich nämlich durch meine Anwesenheit gestört und flüchten ins Wasser, sobald ich mich nähere. Nur eineR ist weniger ängstlich und ließ sich – gut getarnt – von mir fotografieren.
Nach ca. 15 Jahren ohne Garten habe ich in meiner neuen Wohnung, in der ich seit Januar wohne, endlich wieder die Gelegenheit, in der Erde zu wühlen und zu pflanzen, was ich pflanzen möchte. Meine letzte Wohnung hatte immerhin schon einen Balkon – der allerdings irgendwann so mit Pflanzen, hauptsächlich Obststräuchern, vollgestellt war, dass ich mich selbst kaum noch daraufsetzen konnte.
Der Balkon meiner neuen Wohnung ist etwa anderthalb Mal so groß wie der der alten Wohnung; noch dazu kann ich den Garten nutzen, der zum Haus gehört. Oder besser gesagt die Grünfläche, denn nach Garten sah der Wildwuchs von Rasen bisher nicht aus.
Rings um das Haus befindet sich also ein Grünstreifen. Das Ganze war bisher nur eine Rasenfläche mit einer Kastanie und einem riesigen Kompost-Blätterhaufen in der einen Ecke und ein paar wilden Büschen und Efeu in der anderen. Dazwischen, den (nicht gerade hübschen) kleinen Maschendrahtzaun zum gegenüberliegenden Grundstück entlang, standen noch ein paar hohe vertrocknete Stengel und Halme.
Es war bislang also nicht der attraktivste Garten. Er wird auch in Zukunft keinen Design-Preis gewinnen, aber mir war beim Einzug sofort klar, dass ich das eine oder andere Beet anlegen wollte – mindestens eins mit Gemüse, ein paar Beerensträucher und vielleicht ein paar Blumen. Schon bei der Besichtigung der Wohnung hatte ich in der Hausmeisterin eine Mitstreiterin gefunden; der Vermieter war auch einverstanden und bot sogar an, ein paar Hochbeete zu besorgen.
Letzte Woche wurde das Wetter nach vielen stürmischen, teils verregneten, teils sonnigen aber eiskalten Tagen deutlich besser und prompt kündigte sich unser Vermieter mit den Hochbeeten an.
Am Mittwoch lieferte er die zusammenbaubaren Holzplanken und einen neuen Rasenmäher bei uns ab und noch am gleichen Tag begannen wir mit der Arbeit.
Seit den letzten Gartenblicken hat sich einiges im Garten getan und auch ich habe schon etwas getan. Ich habe den Lavendel beschnitten, säckeweise welke Stengel und altes Laub aus den Beeten entfernt – und dabei festgestellt, dass gut gemeint oft das Gegenteil von gut gemacht ist. Die locker aufgeschichteten Laubhaufen, eigentlich als Überwinterungshilfe für Igel und anderes Kleingetier gedacht, sind durch den Dauerregen im Februar in sich zusammengefallen, haben sich in eine glitschige Pampe verwandelt. Doch es scheint, dass die Bewohner die feucht gewordenen Höhlen rechtzeitig verlassen und sich in Sicherheit gebracht haben. Jetzt liegen die Blätter zum Trocknen neben dem Teich und warten darauf, dass die Grünannahmestelle wieder öffnet – oder auf ihren Einsatz als Schicht im geplanten zweiten Hochbeet auf der Terrasse.
Zurzeit sind Gelb und Lila die dominierenden Farben. Das Kleinblättrige Immergrün (Vinca minor) hinterm Teich blüht lila, ebenfalls lila, nur eine Nuance dunkler, die Primel und das neue Veilchen. Es hat zum Glück den Bodenfrost der letzten Nächte ebenso überstanden wie die kleinen Pfingstrosen. Welche Farben sie haben, weiß ich nicht – ich habe sie erst im Herbst gepflanzt.
Gelb blühen Winterlinge, die Sumpfdotterblumen im Teich, Narzissen und – gleich nebenan neben der Eberesche – Forsythien und Mahonien. Woher die kleinen Sträucher kommen, die sich überall im Garten ausbreiten, weiß ich nicht – ich kannte bis heute Morgen ja noch nicht mal ihren Namen. Es müssen wohl Kriechende Mahonien (Mahonia repens) sein, laut Wikipedia sind sie immergrün, bilden Ausläufer werden etwa 50 Zentimeter hoch. Das passt – und vielleicht stimmt ja auch der Namen.
Die Rosen im Rosenbeet haben schon Blätter, ebenso Pfingstrosen und Teehibiskus. Die Stockrosen scheinen leider den Schnecken in diesem Jahr besonders gut zu schmecken. Viele sind angenagt – ich hoffe, dass ihnen der Appetit allmählich vergeht und die Stockrosen sich erholen. Vom Rittersporn ist leider noch nichts zu sehen und von den Krokussen, die sich zwischen diversen Stauden und Erdbeeren ausbreiten, hat in diesem Jahr noch kein einziger geblüht. Sie sind, so scheint es, völlig aus dem Rhythmus geraten: In den vergangenen Jahren hatten sie ihre Blütezeit in den Herbst verlegt.
Auf Blaukissen und Traubenhyazinthen ist dagegen wie immer Verlass: Sie stehen dicht an dicht. Der Lavendel bereitet mir dagegen Sorgen. Er krepelt lustlos vor sich hin. Vielleicht hätte ich ihn im Herbst radikal zurechtstutzen sollen, wie es mir eine Bekannte empfohlen hat. Doch dazu fehlte mir der Mut. Die Anemone blüht wieder – doch sie bleibt ganz für sich. Anders als ihre Beetgenossen vermehrt sie sich nicht selbst; sobald die Gartenmärkte wieder offen sind, will ich mich nach Gefährten umschauen.
Und auch das kleine Beet zwischen dem Nachbargrundstück und den Terrassen wartet darauf, bepflanzt zu werden. Petersilie, Schnittlauch, Minze und Zitronenmelisse sind schon da, ebenso Lavendel. Ringelblumen habe ich gerade ausgesät, sobald das Wetter mitspielt und die Kräuterfrau wieder ihren Stand auf dem Wochenmarkt hat, werde ich weitere Kräuter pflanzen: Ananassalbei zum Beispiel, Rosmarin, Zitronenthymian, Liebstöckel und Currykraut. Dann wird die Hexe, die über das Beet wacht, wieder zur Kräuterhexe.
Diese Frage stelle ich mir, seit in der letzten Woche, pünktlich zum Beginn des meteorologischen Frühlings, meine Gartensaison begonnen hat. Weil das Wetter sich zumindest an zwei Tagen zeitweise an die Vorgaben der Meteorologen gehalten hat, habe ich angefangen, in den Beeten altes Laub, vertrocknete Stengel und Blätter zu entfernen. Denn darunter wartete schon das neue Grün auf seinen Auftritt.
Der Efeu hat – wie immer – meine Abwesenheit genutzt. Von den Zäunen aus erobert er den Garten, sobald ich mich eine Zeit lang nicht im Garten sehen und ihn gewähren lasse. Und wie immer denke ich, dass ich dem Beispiel von Kaspar Klaffke und Gesa Klaffke-Lobsien folgen sollte. Die beiden kennen sich nämlich mit Pflanzen und Gärten wirklich gut aus: Gesa Klaffke-Lobsien ist Biologin, Kaspar Klaffke war Leiter des Gartenbauamts in Hannover. Sie haben die Aktion offene Gärten in die Region Hannover und nach Deutschland gebracht. Und sie haben eine alte Friedhofsgärtnerei in einen wunderschönen Garten verwandelt – ein kleines Paradies in der Stadt.*
Die beiden verbringen viel Zeit im Garten – sie lieben Pflanzen, hegen und pflegen sie. Aber der Efeu hat bei ihnen Gartenverbot, eben weil er sich überall breitmacht, sobald man ihm einen winzigen Teil überlässt.
Bei mir ist es im Garten wie im richtigen Leben: Ich bin nicht sehr konsequent. Und so dulde Efeu an allen Zäunen, nicht nur, weil er immer grün ist, sondern auch, weil er einmal einem Zaunkönig als Nistplatz gedient hat. Aber in den Beeten hat der Efeu nichts zu suchen. Und so habe ich die bei meinem ersten Gartenarbeitstag in diesem Jahr eimerweise Bodentriebe mitsamt Wurzeln ausgerissen.
Fast wäre auch kleine stachlige Pflanze meiner Ausreißwut zum Opfer gefallen. Ich habe sie für einen Ausläufer der Brombeere gehalten, die dem Efeu Konkurrenz macht und sich von der Stirnseite des Gartens im angrenzenden Beet breitmacht. Doch im letzten Moment habe ich unter Efeuranken und altem Laub das kleine Schild entdeckt und mich erinnert: Hier habe ich im vergangenen Sommer eines der adoptierten Rosenkinder eingepflanzt (https://chaosgaertnerinnen.de/rosen-rosen).
Die Bibernell-Rose ist eine intensiv duftende alte Sorte, die – anders als die meisten ihrer Geschwister – auch im Schatten gedeiht. So stachlig hatte ich sie allerdings nicht in Erinnerung – sonst hätte ich siewahrscheinlich in die wilde Ecke hinter die Teiche gepflanzt. Dort ist die Vogelschutzhecke mit Vogelbeere, schwarzem Holunder, Weißdorn, Berberitze, Schlehe, Heckenrose und Felsenbirne gut über den Winter gekommen, auch der Bärlauch ist schon recht groß. Der Waldmeister ist dagegen verschwunden, keine Ahnung warum, weshalb und wohin.
Jahrelang hat er sich in der Ecke ausgebreitet, jedes Jahr ein bisschen mehr. Im vergangenen Jahr habe ich deshalb einen kleinen Teil der Pflanze vorsichtig ausgegraben und an zwei Stellen im Garten verpflanzt habe. Hat er mir das übel genommen? Oder war die Konkurrenz von Hecken, Efeu und Minze zu groß. Ich suche den Boden ab, vom Vater keine Spur, während die verpflanzten Söhne an ihren neuen Standorten hervorragend gedeihen.
Die Pfingstrosen haben den Umzug in unseren Garten und den ersten Winter ebenfalls überstanden: Sie waren aus dem Harz sicher ein raueres Klima gewohnt. Eine Bekannte hat mir ein paar Ableger geschenkt, als ich ihr von den Pfingstrosen im Garten meines Elternhauses erzählte – und wie sehr ich es bedaure, dass ich sie nicht (teilweise) ausgegraben und mitgenommen habe, bevor wir das Haus verkauft haben. Denn es war eine alte Sorte; die Blüten haben – anders als die Pfingstrosen, die ich in den vergangenen Jahren in unserem Garten gepflanzt habe – sehr intensiv geduftet. Die neuen Ableger tun es auch, hat Gudrun gesprochen. Ich bin gespannt.
PS: Nachdem ich diesen Blogpost geschrieben und veröffentlicht hatte, habe ich auf dem Markt meine Kräuterfrau getroffen, bei der ich Kräuter und andere Pflanzen kaufe. Als ich ihr mein Leid vom verschwundenen Waldmeister klagte, lachte sie. Dass mein Waldmeister am angestammten Platz noch nicht zu sehen sei, sei normal. „Für Waldmeister ist es noch zu früh. Der kommt erst in ein paar Wochen aus dem Boden. Der verschwindet nicht“, versicherte sie mir. Ich solle Geduld haben.
Aber ich fürchte, auch hier ist es im Garten wie im richtigen Leben: Geduld zählt nicht zu meinen Kernkompetenzen.
Fast hätte ich am letzten Tag des Winters noch Bilder vom verschneiten Garten präsentiert. Denn gestern Nacht schneite es – zum ersten Mal in diesem Jahr, zum ersten Mal in diesem Winter. Doch als ich heute Morgen aufwachte, war die weiße Pracht schon wieder dahin – das Wintermezzo zu Ende, bevor es richtig angefangen hatte. Mein Mann, der früher ins Bett gegangen war, hatte es nicht einmal bemerkt.
Es hat sich einiges getan im Garten, auch wenn ich selbst erst wenig getan habe. Der Frühling beginnt in diesem Jahr so früh wie noch nie. In einigen Gärten im Ort blühen sogar schon die frühen Rhododendren – zum ersten Mal im Februar, wie die Gartenbesitzer, die ich gefragt habe übereinstimmend erklärt haben, sonst zeigen sich die Blüten erst im März.
So weit ist unser Rhododendron noch nicht, aber die Forsythien haben – anders als die Eberesche –ihren Winterschlaf schon beendet …
… und wer genau hinschaut entdeckt gleich nebenan am Teich neben Osterglocken und Primeln und die ersten Traubenhyazinthen. Auch die Lilien strecken ihre Blätter aus dem Boden – und es dauert auch sicher nicht mehr lange, bis sich die ersten Seerosenblätter im Teich entrollen. Von den Fröschen, die alle Jahre wiederkommen, ist allerdings noch nichts zu sehen und zu hören
Die Rosen haben schon die ersten Blätter, während in der Etage darunter noch die Christrose blüht. Oder ist es eine Lenzrose, die den Frühling nicht erwarten kann.
Der Lesezwerg genießt die Sonne in seinem Bett mit blauen Kissen, das sich jedes Jahr ein bisschen mehr ausbreitet.
Was dem Blaukissen erlaubt ist, darf die Dreimasterblume nicht, obwohl ihre blaulila Blüten mir eigentlich sehr gut gefallen. Aber sie hat ein allzu einnehmendes Wesen, einnehmender noch als Giersch und Topinambur. Denn ihre Wurzeln bilden ein dichtes Geflecht, das sich selbst mit dem Spaten kaum durchdringen lässt. Wo sie wächst, haben andere Pflanzen kaum eine Chance. Ich habe daher das Beet an den Terrassen umgespatet, kiloweise Dreimaster-Wurzeln entfernt und Platz für Kräuter und Gemüse geschaffen, die ich im Frühling hier pflanzen möchte.
Einen Teil der Wurzeln habe ich übrigens an einer anderen Stelle wieder eingegraben, am Zaun zum Nachbargrundstück neben unserer Einfahrt. Denn mit Pflanzen ist es wie mit Büchern – ich werfe sie nur ungern weg.
„Woran erkennst du den Frühling?“ Das frage ich mich jedes Jahr am Ende des Winters, seit ich das Gedicht von Georg Britting in der Schule gelernt habe. Aufsagen kann ich es nicht mehr, nur dass die Luft trächtig ist, Hauch und Gerüche trägt, ist mir im Gedächtnis geblieben, ebenso, dass die alten Frau Mutter schuld hat, weil ihr tief in der Erde ein Topf übergekocht ist, „mit Sud vom Gewürztem“.
Wer das Gedicht geschrieben hat, hatte ich längst vergessen, ebenso den Titel, aber beides konnte ich, Google sei Dank, schnell herausfinden: Das Gedicht heißt „Früh im Jahr“ und es ist in der Tat noch früh im Jahr. Der meteorolische Frühling beginnt in etwa einer Woche und der kalendarische, der astronomische, erst in einem Monat.
Und woran erkennt man ihn nun, den Frühling? Die Vögel, die sonst immer wussten, wann der Frühling naht, haben, so scheint es, in diesem Winter, der der ja eigentlich kein richtiger war, die Orientierung verloren und gar keine Winterpause gemacht. Sie haben selbst im Dezember und im Januar morgens gezwitschert – so laut, dass ich es selbst bei geschlossenen Fenstern gehört habe.
Auf andere Tierchen ist dagegen als Frühlingsboten Verlass, auch wenn ich auf sie gerne verzichtet hätte. Wie in jedem Frühjahr sind die Blattläuse wieder da. Die ersten haben sich auf unseren Zitruspflanzen im Wintergarten festgesetzt – und mit den Läusen kommen auch die Ameisen, die mit ihnen in einer Art Symbiose leben: Die Ameisen melken die Blattläuse, sie ernähren sich von dem süßen Nektar, den die Blattläuse ausscheiden, und sie füttern ihre Brut damit. Als Gegenleistung – im Leben ist halt nichts umsonst – transportieren die Ameisen die Larven der Blattläuse an die Blattspitzen und verteidigen die Läuse gegen ihre Feinde – also auch gegen mich?
Denn ich sage ihnen den Kampf an – zumindest im Wintergarten. Die Blattläuse setzte ich mitsamt den Wirtspflanzen vor die Tür in der Hoffnung, dass die Pflanzen die Versetzung heil überstehen, ihre ungebetenen Gäste in einer kühlen Nacht erfrieren, vom nächsten Regenguss weggeschwemmt oder vom Wind verweht werden.
Strelizien mögen die Läuse glücklicherweise nicht: Ihre noch verschlossenen Blüten künden ebenfalls vom Frühling. Ich bin gespannt, wann sie sich öffnen – lange dauert es gewiss nicht mehr, bis der erste Paradiesvogel seinen Kopf aus der grünen Hülle streckt.
Draußen im Garten haben die Schneeglöckchen Gesellschaft bekommen: Die Krokusse blühen, lila meist,
auch die erste Schlüsselblume hat sich hervorgewagt und die ersten Osterglocken – lange vor Ostern.
Die Hyazinthen trauen dem Wetter offenbar noch nicht so recht und verstecken sich noch zwischen ihren großen Blättern. In den nächsten Tagen werde ich das Laub in den Beeten zusammenharken, vorsichtig, damit ich Igel und Co in den Laubhaufen nicht störe, falls sie noch ihren Winterschlaf halten.
Vielleicht lege ich dann auch Rip van Winkle frei, die Narzisse, ich im letzten Jahr nur wegen ihres Namens gekauft habe – Reminiszenz an Max Frisch, der lange Zeit mein Lieblingsschriftsteller gewesen ist. Er hat die Rip-Van-Winkle-Geschichte in seinem Roman Stiller erzählt hat.
Womit wir wieder am Blog-Anfang wären, bei der Literatur. Und natürlich beim Frühling, der hoffentlich bald kommt.
Heute ist Lichtmess – der Tag, der jetzt in der katholischen Kirche offiziell Darstellung des Herrn heißt. Am 2. Februar endet – 40 Tagen nach dem Fest – die Weihnachtszeit. Erst an Lichtmess wurden traditionell in manchen katholischen Familien Krippe und Weihnachtsbaum abgeräumt.
So lange schaffen es unsere Weihnachtsbäume nie. Der letzte liegt schon seit Anfang Januar – in kleine Stücke zerschnitten – im Garten und wartet darauf, zur Grünannahme gebracht zu werden. Aber unsere Krippe werde ich heute abbauen und in den Keller bringen. Nur das kleine schwarze Schaf verlässt die heilige Familie und geht seinen eigenen Weg: Es zieht auf meinen Schreibtisch um und begleitet mich in diesem Jahr.
Dagegen verschwinden der Stern über meinem Bett und die Lichterkette am Fenster meines Arbeitszimmers bis Ende November in der Versenkung – sprich in den Weihnachtskisten. Ich brauche sie nicht mehr so dringend, wie in den letzten Wochen. Denn draußen ist es schon merklich länger hell – die Sonne geht etwa 35 Minuten früher auf und etwa 50 Minuten später unter als am kürzesten Tag des Jahres. Es geht wieder aufwärts, wenn auch langsam.
Angeblich haben die Kelten an Lichtmess oder Imbolc, wie der Tag im keltischen Jahreskreis heißt, zuerst alle Lichter in den Höfen gelöscht, bevor sie symbolisch mit heiligem Feuer wieder entzündet wurden. Sie feierten an diesem Tag die Geburt des Frühlings. Und es war der Beginn des bäuerlichen Arbeitsjahrs: Je nach Wetter fing die Feldarbeit wieder an. „An Lichtmess fängt der Bauersmann neu mit des Jahres Arbeit an“, hieß es.
Deshalb wage ich es auch, einige Pflanzen auszuwildern, die bis im Wintergarten überwintert: zwei Gaultherias, eine Christrose und ein paar Tulpen, die mein Mann mir schon Mitte Januar als Vorfrühlingsgruß mitgebracht hat.
Gaultherias und Helleborus macht Kälte ohnehin nichts aus – und bei Temperaturen, die nicht wirklich winterlich, sondern eher frühlingshaft sind, haben sogar die Tulpen draußen eine faire Chance.
PS:
Ein Freund aus meinem Heimatort an der Mosel hat den Blogpost gelesen und sich erinnert:
„Bei den Winzern gibt es den Spruch: ‚Mariä Lichtmess – spinnen vergess, Krümmes in de Hand un in de Wingert gerannt‘. Mein Vater hat ihn immer wieder gerne aufgesagt, damit allen klar war, dass jetzt wieder die Arbeit draußen beginnt. Übrigens: In der Weihnachtszeit wurden früher in den Winzerstuben die Weiden gemacht. Die Weiden wurden zuerst in zwei oder drei, sehr selten in vier Teile gespalten und dann mit der Weidenkneip auf der Innenseite geglättet indem man sie unter der Klinge auf einem Stück Leder, das man auf dem Knie festgebunden hatte, durchzog. Die Weiden wurden dann zum Binden der Reben an die Stöcke benutzt. Diese Winterarbeit habe ich als Jugendlicher noch gelernt und gemacht. … das war reine Männersache! Die Männer haben sich gegenseitig besucht, brachten die ein odere andere Flasche vom neuen Wein mit und haben die Weltpolitik wieder ins Lot gebracht … „
Wenn das immer noch funktionieren würde, sollte man auch heute wieder die Reben mit Weiden statt mit Plastik an die Drähte binden. Nötig hätte die Politik es. Und ökologischer wär’s außerdem …
Nein, ich möchte mich nicht mit fremden Federn schmücken und deshalb vorweg: Es ist nicht meine Idee, sondern ich habe sie auf der Instagram-Seite meiner Vornamenscousine Eva Wenig entdeckt (@meine_gartenzeit). Aber sie gefällt mir so gut, dass ich sie adoptiert habe und mitmache: Auch ich werde jeden Monat an bestimmten Stellen unseres Gartens Fotos machen und sie auf unserem Blog und auf Instagram posten.
Eva Wenig zeigt ihren Garten in Niederbayern aus fünf Blickwinkeln (http://meine-gartenzeit.de/2020/01/13/5-blickwinkel-12-monate-januar/). So tolle Ausblicke wie ihr Hanggarten bietet unser Garten nicht. Und auch die Lichtverhältnisse waren bei den ersten Fotos nicht optimal. Doch weil der Januar zu Ende geht, musste ich die wenigen nicht ganz so trüben Augenblicke nutzen.
Meine beiden Minigartenteiche sind natürlich dabei mit dem Leuchtturm Roter Sand.
Das Rosen-Erdbeer-Beet und die Gartenhütte müssen mit aufs Foto …
… und natürlich mein Lesezwerg. Er sitzt seit Jahr und Tag am gleichen Platz, sommers wie winters, immer in das gleiche Buch vertieft. Dass er seine Kleidung längst eingebüßt hat, bemerkt er ebenso wenig wie die Blaukissen, die in diesem Jahr ungewöhnlich früh anfangen zu blühen. Bald schon wird er von lauter blauen Blüten umgeben sein.
Auch mein Lieblingsbaum, die Eberesche mit dem Drillingsstamm, darf nicht fehlen. Der Nistkasten muss in diesem Jahr gründlich renoviert oder ausgetauscht werden.
Und zum Schluss noch einen Blick auf unsere Terrasse, die an das Nachbargrundstück grenzt, mit meinem neuen Hochbeet und dem Pflanztisch. Hier wachsen zwei Weinstöcke und Kräuter: Minze, Zitronenmelisse, Petersilie und Ananassalbei zum Beispiel. Ab Mai, wenn die Eisheiligen vorbei sind, werden wieder einige Pflanzen aus dem Wintergarten hier ihren Sommerurlaub verbringen. Und auch die Tomaten gedeihen hier – geschützt zwischen Hauswand und Zaun – sehr gut.
Noch ist alles ziemlich kahl und grau, aber das wird sich bald ändern. Wie, werde ich in den nächsten Monaten dokumentieren.
Übrigens: Auch Eva Fuchs postet auf ihrem Blog (https://evafuchs.blogspot.com/search/label/12telBlick und auf ihrer Instagram-Seite (@verfuchst.insta) jeden Monat ein Foto, das sie immer vom selben Standpunkt möglichst aus demselben Blickwinkel (oder ist es der gleiche) fotografiert. 12tel-Blick heißt die Fotoaktion, die angeblich Tabea Heinicker erfunden oder besser gesagt ins Leben gerufen hat. Mitmachen ist erwünscht – von allen Evas.
Im Winter macht unser Wintergarten seinem Namen alle Ehre. Er wird zum Indoor-Garten, gehört den Pflanzen, die sich dort noch wohlfühlen, auch wenn es uns Menschen schon lange zu kalt geworden ist. Selbst Zitruspflanzen und Oliven, eigentlich in südlicheren, sprich wärmeren Gefilden heimisch, machen einstellige Temperaturen offenbar nichts aus.
Auch die Sukkulente, die wir vor einigen Jahren als winzigen Ableger bekommen haben, gedeiht prächtig. Inzwischen sprengt sie fast ihren Topf – und hat im Sommer für reichlich Nachwuchs gesorgt. Wie die Pflanze heißt, habe ich immer noch nicht herausgefunden: Ist es ein Pachyphytum (Dickstamm), ein Aeonium oder gehört sie vielleicht doch zur Familie der Anacampseros? Über Hinweise freue ich mich.
Die beiden Drachenbäume kränkeln dagegen – vielleicht ist ihnen zu kalt, obwohl der Winter bislang eher einem langen Herbst gleicht. Unter 16 Grad sollte die Raumtemperatur nicht sinken, empfehlen diverse Gartenseiten im Internet, die ich zu Rate ziehe. Im Wintergarten herrschen derzeit nur einstellige Temperaturen.
Die vergangenen Winter haben die Drachen heil überstanden – doch jetzt werden die Blätter braun und fallen ab. Möglicherweise reagieren alte Pflanzen ebenso wie alte Menschen empfindlicher auf Kälte. Als bekennende Frostbeule kann ich das nachfühlen und gewähre den Drachenbäumen bis Mitte Februar Asyl im Haus. Dann steigt die Sonne schon vormittags wieder über das Nachbarhaus und sorgt im Wintergarten für angenehme Temperaturen – wenn sie denn scheint.
Spätestens dann werde ich auch die Schneerose auswildern, die unsere Nachbarn uns zu Weihnachten geschenkt haben. Zuerst wollte ich ihr die frostigen Nächte ersparen, jetzt ist es mir meist zu nass und ungemütlich, um auch nur kurz im Garten zu arbeiten. Außerdem freue ich mich an ihren weißen Blüten, wann immer ich in den Wintergarten gehe oder hineinsehe.
Immerhin habe ich schon einen Platz für die Schneerose ausgesucht. Sie zieht in unser Erdbeer-Rosen-Beet, obwohl sie – trotz des Namens – botanisch ein Hahnenfußgewächs ist. Doch die meisten ihrer Nachbarn sind ebenfalls keine echten Rosen: Stockrosen (bot. Alcea) zählen zu den Malvengewächsen, die Pfingstrosen bilden eine eigene Gattung (Paeonia).
Ob echte oder falsche Rose: Mit den Erdbeeren verstehen sie sich alle gleichermaßen gut.
Seit meine Nachbarin mir vor einigen Jahren eine Gaultheria geschenkt hat, gehört die kleine Pflanze mit den dunkelgrünen Blättern und den roten Beeren für mich zur Weihnachtszeit und hat den Weihnachtsstern als Adventspflanze Nummer eins abgelöst. Vielleicht fühle ich mich dem Zwergstrauch besonders verbunden, weil ich eben mit nicht mal einem Meter sechzig auch nicht wirklich groß bin. Vor allem gefällt mir aber das Durchhaltevermögen und die Anpassungsfähigkeit der Scheinbeeren. Sie blühen eben nicht nur in zur Weihnachtszeit.
Weihnachtssterne überleben bei mir nur selten den Advent . Irgendwie kann ich es den Diven nicht recht machen. Mal gieße ich sie offenbar zu viel, mal zu wenig; der einen ist es zu warm, der anderen zu kalt – und so lassen die meisten schon nach ein paar Tagen die Blätter hängen, ehe sie sie dann ganz abwerfen und auf dem Kompost landen.
Die Gaultherias sind da wesentlich robuster: Sechs bis acht Wochen halten sie sich im Haus, sagen die Experten, in meinem Arbeits- und meinem Schlafzimmer schaffen sie es sogar etwas länger. Schwerer tun sich die Scheinbeeren in unserem gut geheizten Wohnzimmer. Doch wenn die roten Beeren schrumplig werden und die Blätter dahinwelken, beginnt ihr zweites – das richtige – Leben im Garten.
Ausgewildert erholen sie sich schnell vom Wärmestress im Haus – sie genießen die frische Luft, selbst Minustemperaturen machen ihnen nichts aus. Denn Gaultherias stammen aus Nordamerika; dort wachsen sie sogar in Neufundland und Labrador, wo die Winter härter und länger sind als hierzulande.
Vielleicht gedeihen die Gaultherias in unserem Garten so gut, weil ich – eher zufällig als wohl wissend – den perfekten Standort für sie gefunden haben. Sie stehen im Beet am Zaun, wo sie im Winter viel Sonne abbekommen und sich im Sommer unter Sträuchern und anderen Pflanzen verstecken können. Wenn sie sich dort weiter ausbreiten, leisten sie mir sicher auch als Bodendecker im Kampf gegen Giersch und andere Unkräuter gute Dienste.
Aus den Blättern der Scheinbeere kann man angeblich Tee kochen und ein Öl gewinnen, das Salicylsäuremethylester enthält und beispielsweise bei Rückenschmerzen, Rheuma, Fieber und Kopfschmerzen helfen soll. Das habe ich allerdings noch nie versucht und werde es sicher auch nicht tun. Denn das Öl ist bei Überdosierung giftig. Aspirin und Co sind daher bei Schmerzen sicher die bessere Wahl.