Sie ist wieder da

Die Orchidee auf meiner Fensterbank blüht wieder. Es ist meine erste Orchidee – und sie bleibt auch wohl die einzige. Denn eigentlich mag ich ja keine Orchideen. Aber diese ist eine besondere. Denn ich habe sie vor etwa einem Jahr meiner Mutter geschenkt. Als sie im Sommer gestorben ist, habe ich die Pflanze mit zu mir nach Hause genommen und ihr auf der Fensterbank in meinem Arbeitszimmer einen neuen Platz gegeben. https://timetoflyblog.com/?s=orchidee

Dort hat sich die Orchidee von dem doppelten Umzugsstress schnell erholt und ist wider Erwarten aufgeblüht, um dann irgendwann im November alle Blüten zu verlieren. Ich habe mich nicht weiter um sie gekümmert, weil Pflanzen es ja angeblich mögen, wenn man sie in Ruhe lässt. Ich habe sie nur gelegentlich gegossen und das überschüssige Wasser etwas später abgegossen. Das hat meine Mutter auch so gemacht und als sie es nicht mehr konnte, hat sie mich gebeten, es zu tun. Zumindest solange sie in dem Heim in Bissendorf lebte. Daran, dass Orchideen keine nassen Füße mögen, hat sie sich bis fast zum Schluss erinnert. Und auch ich werde es sicher nicht vergessen.

Irgendwann Anfang des Jahres habe ich die ersten Knospen bemerkt, inzwischen blüht die Orchidee wieder. Etwas heller als im vergangenen Jahr, wie mir scheint. Blasser, so wie die Erinnerung verblasst. Aber sie bleibt.

Von Sukkulenten, Drachenbäumen und echten und falschen Rosen

Im Winter macht unser Wintergarten seinem Namen alle Ehre. Er wird zum Indoor-Garten, gehört den Pflanzen, die sich dort noch wohlfühlen, auch wenn es uns Menschen schon lange zu kalt geworden ist. Selbst Zitruspflanzen und Oliven, eigentlich in südlicheren, sprich wärmeren Gefilden  heimisch, machen einstellige Temperaturen offenbar nichts aus.

Auch die Sukkulente, die wir vor einigen Jahren als winzigen Ableger bekommen haben, gedeiht prächtig. Inzwischen sprengt sie fast ihren Topf – und hat im Sommer für reichlich Nachwuchs gesorgt. Wie die Pflanze heißt, habe ich immer noch nicht herausgefunden: Ist es ein Pachyphytum (Dickstamm), ein Aeonium oder gehört sie vielleicht doch zur Familie der Anacampseros? Über Hinweise freue ich mich.

Drei Generationen unter einem Dach

Die beiden Drachenbäume kränkeln dagegen – vielleicht ist ihnen zu kalt, obwohl der Winter bislang eher einem langen Herbst gleicht. Unter 16 Grad sollte die Raumtemperatur nicht sinken, empfehlen diverse Gartenseiten im Internet, die ich zu Rate ziehe. Im Wintergarten herrschen derzeit nur einstellige Temperaturen.

Der Drachenbaum kränkelt im kühlen Wintergarten …

Die vergangenen Winter haben die Drachen heil überstanden – doch jetzt werden die Blätter braun und fallen ab. Möglicherweise reagieren alte Pflanzen ebenso wie alte Menschen empfindlicher auf Kälte. Als bekennende Frostbeule kann ich das nachfühlen und gewähre den Drachenbäumen bis Mitte Februar Asyl im Haus. Dann steigt die Sonne schon vormittags wieder über das Nachbarhaus und sorgt im Wintergarten für angenehme Temperaturen – wenn sie denn scheint.

Spätestens dann werde ich auch die Schneerose auswildern, die unsere Nachbarn uns zu Weihnachten geschenkt haben. Zuerst wollte ich ihr die frostigen Nächte ersparen, jetzt ist es mir meist zu nass und ungemütlich, um auch nur kurz  im Garten zu arbeiten. Außerdem freue ich mich an ihren weißen Blüten, wann immer ich in den Wintergarten gehe oder hineinsehe.

… die Christrose blüht dagegen auf.

Immerhin habe ich schon einen Platz für die Schneerose ausgesucht. Sie zieht in unser Erdbeer-Rosen-Beet, obwohl  sie – trotz des Namens – botanisch ein Hahnenfußgewächs ist. Doch die meisten ihrer Nachbarn sind ebenfalls keine echten Rosen: Stockrosen (bot. Alcea) zählen zu den Malvengewächsen, die Pfingstrosen bilden eine eigene Gattung (Paeonia).

Ob echte oder falsche Rose: Mit den Erdbeeren verstehen sie sich alle gleichermaßen gut.

Same procedure every Herbst

Alle Jahre wieder, kurz bevor die Uhren Ende Oktober wieder umgestellt werden, endet auch für unsere Zimmerpflanzen die Sommerzeit: Sie kehren aus der Sommerfrische auf der Terrasse in den Wintergarten zurück, wo sie unterm schützenden Glasdach die kalten Monate verbringen.

Vom Garten …

Dass sie eng zusammenrücken und in Reih und Glied stehen müssen, ist für die Einzelgänger unter ihnen  sicher weniger schön, aber besser als kalte Füße und abgefrorene Blätter ist es allemal. Denn Sanseveria, Zitrus, Olive, Strelizie und Co vertragen eben keine niedrigen Temperaturen.

… in den Wintergarten

Einige Pflanzen bekommen bei der Gelegenheit einen neuen Topf, weil sie dem alten entwachsen sind. Die Sanseveria gedeiht besonders prächtig: Sie ist Anfang vergangenen Jahres bei uns eingezogen ist, als meine Mutter aus ihrem Haus in das Altenheim im Nachbarort gezogen ist. Damals habe ich die Pflanze geteilt und nur einen von fünf Ablegern behalten (https://timetoflyblog.com/2018/02/19/nachrichten-aus-dem-winter-garten/).

Der ist groß geworden und hat für weiteren Nachwuchs gesorgt – so sind inzwischen zwei weitere Ableger in den Harz gezogen. Auch in unserem Haus sanseveriat es jetzt in fast allen Zimmern und das ist gut so. Denn der Bogenhanf soll einer Studie zufolge Schadstoffe aus der Luft filtern und auch nachts bei Dunkelheit noch Sauerstoff abgeben. Dass sie pflegeleicht sind, spricht ebenfalls für die Pflanzen. So haben sie es nicht übel genommen, dass sie nach heftigen Regenfällen knöcheltief im Wasser gestanden haben, obwohl als ehemalige Wüstenpflanze ja eher Trockenheit mögen.

Auch die Pflanze, deren Namen ich nicht kenne, hat sich ihrer neuen Heimat in unserem (Winter)Garten hervorragend angepasst. Wir haben vor ein paar Jahren einen kleinen Ableger mit aus Spanien gebracht. Der erste Topf ist längst zu klein – und inzwischen sind sie zu viert.

Meine Vogeltränke hat den Umzug indes nicht überlebt: Sie ist mir beim Reinigen aus der Hand geglitten; der Boden ist zersprungen. Die grünen Frösche auf der Umrandung sind glücklicherweise heil geblieben. Sie umhegen jetzt den blauen Enzian, dem es offenbar schwer fällt, sich einzugewöhnen. Im Beet nebenan blühen die Rosen immer noch und die lila Krokusse wieder. Von ihren gelben Verwandten zeigt sich dagegen im Herbst kein einziger.

Auch die Gaultheria schaut unterm Herbstlaub hervor und erinnert mich daran, dass Weihnachten naht (Gut, beim Einkauf im Supermarkt ist es ohnehin nicht zu übersehen). Bald werde ich mir wieder neue Gaultherias fürs Haus kaufen, denn ich mag ihre dunkelgrünen Blätter und die leuchtend roten Scheinbeeren. Leider halten sie es im Haus nicht lange aus: Es ist ihnen zu warm und vielleicht vermissen sie die frische Luft. Deshalb werde ich sie nach ein paar Wochen wie ihre Artgenossen im vergangenen Jahr auswildern, damit sie ein bisschen Farbe in den winterlich grauen Garten bringen.

Winter ade …

… so schien es wenigstens Mitte Februar. Doch seit drei Wochen zeigt sich das Wetter eher von seiner schaurigen als von seiner schönen Seite. Den Garten scheint’s weniger zu stören als die Gärtnerinnen. Der Giersch sprießt, Waldmeister, Bärlauch und Maiglöckchen haben den Winter, der ja irgendwie kein richtiger war, offenbar ebenfalls gut überstanden. Blaukissen, Osterglocken (oder sind’s Narzissen) , Hyazinthen, und Scilla blühen schon, wenn auch Letztere mehr auf dem Nachbargrundstück als auch in unserem Garten.

Im Wintergarten zeigt die Strelitzie die erste Blüte …

 

Ein Paradiesvogel bringt Farbe in unseren Wintergarten.

bei der Aloe Vera und …

 

…  beim Osterkaktus ist es noch nicht so weit. Bei ihnen sind erst Knospen zu sehen. Der Osterkaktus löst den Weihnachtskaktus ab, der jetzt, nachdem die Blüten abgefallen sind, welk und kraftlos aussieht – so, als würde er sich nicht mehr erholen. Doch das meinen wir in jedem Jahr, und jedes Jahr werden wir eines besseren belehrt.

 

Auch die Zitruspflanzen sehen eher traurig aus. Kein Wunder, sie haben nämlich wahrhaft lästige Gäste: Die Blattläuse sind aus dem Winterschlaf erwacht und haben ihre Lieblingspflanzen schnell gefunden. Damit die Läuse sich nicht auch auf den anderen Pflanzen breitmachen, setze ich Zitronen- und   Mandarinenbäumchen an die frische Luft und hoffe, dass die kalte Dusche draußen ihnen ebenso wenig behagt wie mir. Da kein Nachtfrost angesagt ist, werden die Pflanzen die Frischluftkur wohl heil überstehen, die Läuse hoffentlich nicht.

Sie sind wieder da. Die Blattläuse haben ihre bevorzugten Wirtspflanzen entdeckt.

Die Terrassensaison hat begonnen, Winter ade …

 

Noch dient meine Vogeltränke als Sammelstelle für Pflanzenreste.