Würmsee im März

Ja, ich gebe es zu, der Dauerregen im Februar und Anfang März hat mich genervt. Aber er hatte natürlich auch – vor allem im Nachhinein – sein Gutes. Das sieht man auf den Märzbildern vom Würmsee. Wo im Februar noch Gras und andere Pflanzen aus dem See ragten, sieht man jetzt erfreulicherweisee nur Wasser.

Der winzige weiße Fleck im Hintergrund ist ein Schwan. Und auch das ist eine gute Nachricht: Die Wasservögel – Schwäne, Enten, Blesshühner und Reiher – sind an den Würmsee zurückgekehrt. waren ausgewandert, als der See im vergangenen Jahr wieder fast ausgetrocknet war, obwohl Region Hannover und die Stadt Hannover ständig Wasser in den See pumpen.

Torffresser: Kunst am See zum anschauen …

Zum ersten Mal stehen die Torffresser, angeblich die letzten ihrer Art, im Wasser. Das macht ihnen nichts aus, denn früher, als hier noch Torf abgebaut wurde, war hier richtiges Moor. Das Wasser hätte ihnen wohl bis zu den Knien gereicht, lese ich auf der Infotafel, die das Kunstobjekt erklärt. Es wurde, wie auch die anderen sieben Kunstobjekte am See, vom Atelier LandArt in Hannover geschaffen.

So feucht ist das Gelände neben dem Würmsee heute nicht mehr, aber weil hier immer noch geschützte Tiere wie Kreuzkröte und Moorfrosch hier leben, darf es nicht betreten werden. Zu sehen sind sie nur selten, aber wahrscheinlich sind sie während der Laichzeit im April und Mai nicht zu überhören. Ich bin gespannt.

… und zum benutzen

Dass viel Wasser im See ist, merkt man auch, wenn man über den Holzsteg zu der kleinen Plattform geht: Einige Bohlen liegen direkt auf dem Wasser – und wenn man sie betritt, merkt man, wie sie ein bisschen ins Wasser einsinken.

Zum Baden reicht es jedoch sicher nicht, und so werden die Dame auf der gegenüberliegenden Seeseite und ihre Pappgefährten wohl die einzigen bleiben, die sich im Badeanzug zeigen.

An den Bäumen im Hintergrund zeigt sich das erste zarte Grün. Und so wird es wohl auch nicht mehr lange dauern, bis der Blick von der Hütte auf den See zugewachsen ist. Ich würde mich trotzdem gerne gelegentlich dort am See einmieten. Eine Hütte zum Schreiben, zum Malen. Kunst am See halt.

Eine Hütte für mich allein – ein Platz zum Schreiben

Vier Seen-Tour

Eigentlich wollte ich am Wochenende wieder zum Wandern in den Harz fahren, doch dann bin ich, wie von Virologen und Politikern empfohlen, brav zu Hause – in meinem Wohnort – geblieben. Statt zur Oker- oder Eckertalsperre zu wandern, bin ich mit dem Rad zu mehreren kleinen Seen und Teichen in und um Burgwedel gefahren. Die sind zwar klein, haben aber meine Sehnsucht nach Wasser zumindest vorübergehend gestillt.

Der Würmsee, erste Station auf der Vier-Seen-Tour, gehört zu meinen Lieblingsorten in Burgwedel. Und obwohl ich schon so oft da war, entdecke ich immer wieder Neues. Die Schilder beispielsweise, die vor Jahren, vielleicht sogar vor Jahrzehnten, am Stamm eines Baumes aufgehängt und dann wohl vergessen wurden. Sie zeigen, wie achtlos wir mit der Natur umgehen, wie wir unsere Spuren – und Wunden – hinterlassen. Sie zeigen aber auch, dass es der Natur letztlich egal ist, was der Mensch macht – sie passt sich an und überlebt. Wir brauchen die Natur – sie uns nicht.

Auch die Aufschrift auf der Bank nehme ich zum ersten Mal wirklich wahr. Ist sie neu oder habe ich sie bislang immer übersehen, weil ich immer nur in eine Richtung – aufs Wasser – geschaut habe? Egal, sie passt gut zu dem, was mich beschäftigt und zu dem Rückzug, der uns zurzeit aufgezwungen wird. Der uns zum innehalten zwingt.

Gute Mischung: (Lebens)Kunst …

Was brauche ich für mein Leben? Ich nehme mir ein bisschen Zeit, darüber nachzudenken. Neben Reiher, Fuchs, Hase und Eisvogel sitzend, genieße ich die Sonne und den Blick auf den See, bis mich zwei noch ältere Damen vertreiben.

… und Idyll am Würmsee. Das Idyll ist gewachsen, die Kunst entworfen vom Atelier LandArt

Denn drei sind – das verkündet wenig später die Kanzlerin – ab sofort in der Öffentlichkeit eineR zu viel. Die beiden Damen kümmert’s nicht, doch sie sind die einzigen, die keinen Abstand halten – alle anderen Spaziergänger bleiben auf Distanz

Am Springhorstsee, See Nummer zwei, merkt man die Ausgangsbeschränkungen besonders deutlich: Hier ist normalerweise sonntags bei schönem Wetter viel los, doch an diesem Sonntag war ich fast allein. Campingplatz, Hotel und  Restaurant sind wegen Corona geschlossen; auf der Terrasse am See sitzt eine einzige Frau, genießt die Sonne – ohne Kaffee und Kuchen. Ich spaziere am See entlang bis zu der Badestelle am gegenüberliegenden Seeufer. Das Wasser ist noch empfindlich kalt, doch schon in zwei Monaten kann ich hoffentlich wieder im See schwimmen. Das werde ich in diesem Jahr öfter tun als im vergangenen, nehme ich mir fest vor.

Springhorstsee mit kleiner Insel …

… und Badeinsel

Das kalte Wasser stört die beiden, die ich am Pöttcherteich sehe, nicht. Sie sind abgehärteter als ich, haben keine Angst vor kalten Füßen. Die beiden Vorfluter am Ortsrand sind nach dem Regen der vergangenen Wochen gut gefüllt – und bieten offenbar genügend Nahrung für einen Reiher und ein Storch. Die beiden teilen sich das Revier – zuerst auf Distanz. Die Annäherungsversuche des Storchs sind dem Reiher nicht geheuer.

Bitte Distanz halten … Storch und Reiher am Pöttcherteich

Ungewöhnlich viel Betrieb herrscht am Angelteich zwischen Thönse und Wettmar. Noch nie habe ich hier so viele Angler gesehen. Ob das schöne Wetter sie hierher getrieben hat oder der Mangel an Freizeit-Alternativen? Denn die meisten (Freizeit)einrichtungen sind geschlossen – Fitnessstudios, Bäder, Museen und Kinos ebenso wie Freizeit- undTierparks, Sportanlagen und Spielplätze drinnen und draußen), Cafés, Restaurants und Biergärten, Spielbanken, Wettannahmestellen und Prostitutionsstätten. Angelteiche kommen dagegen in der „Allgemeinverfügung der Region Hannover zur Beschränkung von sozialen Kontakten im öffentlichen und nichtöffentlichen Bereich …“ nicht vor – aber das Infektionsrisiko ist bei diesem Hobby sicher gering.

Würmsee im Blick

Erfunden hat sie Tabea Heinicker, Eva Fuchs führt die Fotoaktion seit einigen Jahren auf ihrem Blog (https://evafuchs.blogspot.com/search/label/12telBlick) und auf ihrer Instagram-Seite (@verfuchst.insta) fort. Eva Weinig (http://meine-gartenzeit.de/2020/01/13/5-blickwinkel-12-monate-januar/) hat die Idee aufgegriffen und mich inspiriert: Ich werde unseren Garten jeden Monat aus den gleichen Blickwinkeln fotografieren und die Fotos im Blog Chaosgaertnerinnen (https://chaosgaertnerinnen.de/garten-im-blick-januar) veröffentlichen.

Weil mir das Projekt aber so gut gefällt, möchte ich an dieser Stelle ein Jahr lang jeden Monat Fotos von einem meiner Lieblingsorte in meinem Wohnort posten: vom Würmsee im Orts-, pardon Stadtteil Kleinburgwedel.

Würmsee im Februar

Vor fast einem Jahr habe ich den kleinen See schon einmal vorgestellt https://timetoflyblog.com/kunst-am-see: So oft ich kann fahre ich mit dem Rad dorthin – meist gehe oder laufe ich um ihn herum, das dauert, weil der See eigentlich nur ein Teich und ziemlich klein ist, nur ein paar Minuten. Manchmal stehe oder sitze ich aber auch einfach nur am Ufer, genieße die Ruhe und schaue auf das Wasser, das ich, je älter ich werde, umso mehr vermisse.

Wasser zieht nicht nur mich magisch an. Schon vor hundert Jahren war der Würmsee ein beliebtes Naherholungsgebiet für die Menschen in Burgwedel und Umgebung. In den Zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts sollen an Wochenenden Hunderte Menschen dorthin gepilgert sein. So viel Betrieb ist heute dort Gott sei Dank nicht, auch wenn der See seit ein paar Jahren wieder eine kleine Renaissance erlebt. Zum Erlebnis Würmsee tragen sicher auch die (Kunst)Objekte am Ufer bei. Sie gefallen nicht allen, aber vielen – mir auch.

… trotzdem wagt eine Dame leicht bekleidet ein Sonnenbad

Die Plätze auf der kleinen Holzplattform und auf den beiden Liegen sind bei schönem Wetter fast immer besetzt – nicht nur von Badenixen aus Pappmaché. Baden kann man heute im See nicht mehr – früher, bevor das Freibad gebaut wurde, haben viele Burgwedeler dort schwimmen gelernt. Wer wollte, konnte ein Boot leihen und in See stechen. Heute würde man leider im Schlamm steckenbleiben. Denn der See verlandet, obwohl ständig Wasser hineingepumpt wird.

Lieblingsplatz Steg

Am gegenüberliegenden Ufer gab es einen kleinen Badestrand mit Sand – heute führt ein Steg in den See hinein. Dort sitze ich im Sommer oft, bis mich die Mücken vertreiben, träume von einem Haus oder einer Hütte am See – leben und schreiben mit Blick aufs Wasser.

Ein paar Meter weiter erinnert eine nachgebaute Hütte an die Menschen, die nach dem Zweiten Weltkrieg am See wohnten. Unfreiwillig eher. Denn die einfachen Hütten im Wald boten denen Zuflucht, die ausgebombt waren oder geflüchtet vor einem Krieg, den sie selbst und die von ihnen gewählten Faschisten angezettelt hatten. Ob sie einen Blick hatten für die schöne Seesicht, um die ich sie beneide?

(K)ein Traum von schöner wohnen: Haus am See

Kunst in Burgwedel

Ich bin ein Kunstbanause. Was Malerei (und leider auch Musik) angeht, bin ich völlig talentfrei, ambitions- und ahnungslos. Wenn ich ein Bild sehe, kann ich sagen: gefällt mir oder gefällt mir nicht. Wenn es hoch kommt, weiß ich auch noch, warum (wegen der Farben, wegen des Motivs (Noldes Mohnblumen zum Beispiel) oder einfach nur so. Die Qualität eines Bildes oder einer Skulptur kann ich indes nicht beurteilen. Ist es Kunst, Kunsthandwerk oder nur Kitsch? Ich weiß es nicht – und es ist mir irgendwie auch egal.

Ich habe zwar keine Ahnung von Kunst, aber ich interessiere mich sehr dafür, wie Künstler leben und arbeiten. Vielleicht hoffe ich insgeheim, dass es mich inspiriert (wenn schon nicht zum Malen, dann doch zum schreiben); ein Schuss Voyeurismus ist zugegebenerweise auch dabei. Aus diesem Grund ist Kunst in Bewegung für mich ein Pflichttermin. Seit 2006 öffnen Künstler – Profis und Amateure – einmal im Jahr ihre Ateliers und ihre Gärten oder präsentieren in öffentlichen Gebäuden, zum Beispiel im Rathaus, in der Seniorenbegegnungsstätte oder im Amtsgericht, ihre Werke.

In den ersten Jahren sind die Burgwedeler in Scharen von einem Ausstellungsort zum anderen gezogen; die meisten mit dem Fahrrad oder zu Fuß, weil Burgwedel zwar offiziell Stadt, aber eigentlich ein überschaubares Dorf ist. Ich erinnere mich genau, dass sich im Atelier eines der Initiatoren zehn oder mehr Leute drängten. Kunst in Bewegung hat viele bewegt. An diesem Wochenende war, so scheint es mir, das Interesse geringer. Irgendwie hat die Veranstaltung ein wenig von ihrem Charme eingebüßt. Der lag für mich (nicht nur, aber) auch in der privaten Atmosphäre, die in den letzten Jahren verlorengegangen ist. Ich mochte den Blick hinter die Kulissen und  finde es schade, wenn auch verständlich, dass nicht mehr so viele Künstlerinnen und Künstler ihre Ateliers öffnen wie in dern ersten Jahren. Außerdem machen einige meiner Lieblingskünstlerinnen wie Christina Jehne nicht mehr mit. Andere sind nach Wettmar „abgewandert“.

Deshalb habe ich mich diesmal auf ein Kurzprogramm, d. h. auf die privaten Ausstellungsorte beschränkt, auf den verwunschenen Garten von Elke Seitz beispielsweise mit den zahllosen Spiegeln. Ich war bei Lieselotte Schuster und natürlich im Atelier von Inka Dybus. Ihre Glaskunstwerke faszinieren mich immer wieder – besonders toll wirken sie in ihrem Garten: ein Gesamtkunstwerk.

Im Spiegel - im Garten von Elke Seitz
Im Spiegel – im Garten von Elke Seitz

 

Inka Dybus - Glaskunst im Garten
Inka Dybus – Glaskunst im Garten

 

Atelier von Inka Dybus
Atelier von Inka Dybus

Nächste Woche geht’s weiter – bei Sommerspaziergang in Wettmar.