What is what

Ja, ich weiß es: Profigärtner empfehlen, vertrockneten Stauden über Winter stehen zu lassen. Zum einen, weil sie im Frühling die nachwachsenden Pflanzen schützen, zum anderen, weil sie Vögeln als Nahrungsquelle und Nützlingen als Winterquartier dienen. Ich habe die vertrockneten Topinamburstengel trotzdem entfernt. Nicht nur aus optischen Gründen, sondern mehr, um den Christrosen und den Herbst-Krokussen Platz und Luft zu verschaffen.

Früher kannte ich nur Krokusse, die im Frühjahr blühen. Deshalb habe ich sicherheitshalbe Flora Incognita, die Pflanzenerkennungsapp auf meinem Smartphone, nach dem Namen der lila Pflänzchen befragt. Die App forderte mich zuerst auf, die Blätter zu fotografieren,doch die konnte ich nicht finden. Nach einem Blick auf die Blüte meinte Flora Incognita, es handele sich um echten Safran.

Nun ist Safran ja bekanntlich eines der teuersten Gewürze – bis zu 30.000 Euro sollen pro Kilo bezahlt werden. Ich überlegte schon, wofür ich die unerwarteten Zusatzeinnahmen verwenden wollte. Ein neuer Nistkasten sollte es auf jeden Fall sein, denn der alte, sehr baufällige, hatte den letzten Sturm nicht überlebt und beim Herabstürzen auch einige der kostbaren Safran-Krokusse erschlagen.

Doch die weitere Recherche holte mich auf den Boden der Tatsachen zurück: Um ein Kilogramm herzustellen, braucht man 150.000 bis 200.000 Blüten. In unserem Garten blühen maximal 100. Außerdem ist die Ernte sehr mühsam, denn nur die Griffel werden getrocknet und als Gewürz verwendet.

Bei genauerem Hinsehen kamen mir überdies Zweifel, ob bei uns wirklich Safran-Krokusse blühen. Jede Safran-Blüte hat nämlich laut Wikipedia nur einen Griffel, der sich in drei Narben verzweigt. Meine Pflänzchen hatten mehr und so fragte ich meine App ein zweites Mal um Rat: Herbstzeitlose, antwortete sie nach langem Überlegen, war sich ihrer Sache aber nicht sicher.

Erfreulicherweise irrte sie  erneut, denn Herbstzeitlosen sind  sehr giftig – nicht nur für Menschen, sondern auch für viele Tiere, zum Beispiel für Katzen und Vögel. Doch ich muss mich weder um unsere Nachbarkatze, die unseren Garten als ihr Revier betrachtet, noch um die vielen Vögel, die bei uns leben, sorgen. Denn die lila Blümchen entpuppten sich glücklicherweise als harmlose Herbstkrokusse. Die Staubblätter verraten es: Krokusse haben nämlich deren drei, Herbstzeitlose sechs. Wieder etwas gelernt!

Noch nebeneinander - der neue und der alte Nistkasten

PS: Einen neuen Nistkasten haben wir den Vögeln dann doch spendiert, und zwar einen weit gereisten. Mein Mann hat ihn aus Norwegen mitgebracht;  jetzt vermittelt er an unserer Gartenhütte ein bisschen Skandinavien-Feeling.

Pflanzen bestimmen leicht gemacht

Rohe Kräfte genießen im Allgemeinen keinen allzu guten Ruf, vor allem dann nicht, wenn sie, wie in Schillers Glocke, sinnlos walten. Aber manchmal geht es nicht anders. Zum Beispiel wenn man verhindern will, dass sich die Gemeine Schneebeere  überall im Garten breit macht. Denn der Strauch neigt, wie die Fachleute sagen und ich bestätigen kann, zu starker Ausläuferbildung.

Ja, ich gebe zu, ich habe den Symphoricarpos albus jahrelang wachsen lassen. Weil er schön grün und pflegeleicht ist und es bequem war. Die Kinder haben die weißen Beeren als natürliche Knallerbsen benutzt, als sie klein waren. Denn sie zerplatzen mit einem Knall, wenn man darauf tritt oder wenn man sie mit Schwung auf den Boden wirft. Dass die Beeren giftig sind, habe ich bislang nicht gewusst. Sonst hätte ich die Expansion des Knallerbsenstrauchs wohl schon früher beschränkt.

Weil ich das nicht getan habe, habe ich in den vergangenen Wochen eimerweise feine oder weniger feine Wurzeln und junge Triebe ausgegraben. Aber die Mühe hat sich gelohnt. Seit vergangener Woche wachsen  ich in dem Beet, das ich der Schneebeere abgerungen habe, verschiedene (alte) Tomatensorten.

Sie hören auf merkwürdige Namen wie Schwarze Ananas, Andenhorn, Grünes Zebra, Roter Russe und Schwarze Krim und werden hoffentlich bald am Zaun hochranken. Heute habe ich außerdem Gurken und Zucchini gepflanzt. Weil sie alle Sonnenplätze brauchen, mussten auch ein paar Mohnpflanzen und ein Breitblättriger Doldenmilchstern weichen. Aber zumindest für Letzteren habe ich einen neuen Platz gefunden.

Neue Heimat am kleinen Teich: der Breitblättrige Doldenmilchstern

Wie die weiß blühenden Blümchen in unseren Garten gekommen sind, weiß ich nicht genau. Vielleicht haben ich sie mit Maiglöckchen und oder Scilla vom Nachbargrundstück importiert. Dass ich jetzt immerhin ihren Namen kenne, verdanke ich einer App namens Flora incognita. Mit der von der TU Ilmenau und dem Max-Planck-Institut für Biogeochemie in Jena entwickelten App können selbst Florastheniker wie ich problemlos rund 2.700 wild wachsende Pflanzen in Mitteleuropa bestimmen.

Das funktioniert denkbar einfach: Man fotografiert die Pflanze und bekommt sofort Vorschläge, welche Pflanze es sein könnte; außerdem einen oder mehrere Artensteckbriefe mit wichtigsten Informationen zu Aussehen, Giftigkeit, Schutzstatus und Blühzeitraum.

Diese Infos  werde ich in den nächsten Wochen sicher häufiger abrufen. Denn unter der Eberesche, meinen Lieblingsbaum im Garten, habe ich jetzt Wildblumen ausgesät. Welche, stand nicht auf dem Tütchen. Ich bin gespannt, was hier in den nächsten Wochen und Monaten blüht – und ob die Bienen wirklich darauf fliegen.

Noch unbewohnt: Insektenhotel