Monatsrückblog Oktober 2025

Im vergangenen Jahr habe ich regelmäßig am Anfang des Monats auf den vergangenen zurückgeschaut; warum ich im März damit aufgehört habe, weiß ich nicht mehr. Eine Rolle hat sicher auch gespielt, dass ich im Sommer wenig unternehmen Konnte. Doch jetzt will ich die Monatsrückblogs wieder aufleben lassen. Denn als ich vor ein paar Tagen über Denises Journalingfrage „Was ist dir im Oktober im Gedächtnis geblieben“ nachgedacht habe, wurde mir bewusst, was ich alles erlebt und schon fast wieder vergessen hatte.

Ich bin im Oktober viel gereist. Zwar meist nur kurz und „nur“ in Deutschland, aber oft. Ich war an der Nordsee, in Frankfurt auf der Buchmesse und in Neustadt an der Weinstraße. In den Harz und nach Hamburg bin ich sogar gleich zweimal gefahren.

An der Nordseeküste

Zwei Tage haben wir mit dem Wohnmobil auf unserem „Stammstellplatz“ in Döse direkt hinterm Deich verbracht. Weil im Herbst Millionen Zugvögel auf dem Weg nach Süden im Wattenmeer einen Zwischenstopp einlegen, hat uns diesmal unsere Tochter begleitet. Sie hat sich schon als Kind für Vögel interessiert und vor ein paar Jahren diese Leidenschaft wiederentdeckt. Wenn ich mit ihr unterwegs bin, zeigt sie mir immer wieder Vögel, die ich bis dahin gar nicht kannte. Mehr als 150 Vogelarten hat sie inzwischen fotografiert – einige der wirklich beeindruckenden Vogel- und Naturfotos sind auf ihrer Website zu sehen und zu kaufen.

Buchmesse in Frankfurt

Die Frankfurter Buchmesse habe ich zum ersten Mal während meines Studiums in Mainz besucht – und ich erinnere mich noch genau, wie überwältigt ich damals von der Zahl der Verlage und der ausgestellten Bücher war. Für einen Bücherfan wie mich war die Buchmesse das Paradies. Ich konnte mich gar nicht sattsehen.

Stundenlang lief ich durch die Hallen, blätterte in Büchern und sammelte kiloweise Prospekte vor allem von den kleinen Verlagen, deren Bücher man nur selten in Buchhandlungen fand. Besonders glücklich war ich, wenn ich einen Fachbesucherausweis ergatterte. Denn mit ihm konnte man montags, damals noch der letzte Messetag, Bücher deutlich unter dem Ladenpreis kaufen. Diese Gelegenheit habe ich gerne genutzt.

Auch als ich nicht mehr im Süden wohnte, bin ich regelmäßig zur Frankfurter Buchmesse (FBM) gefahren – und nach der Wende zur Leipziger. In diesem Jahr war ich zum ersten Mal seit Corona wieder in Frankfurt – und ein bisschen enttäuscht. Irgendwie hatte die Messe ihren Zauber verloren. Das ist vielleicht nach so vielen Buchmesse-Besuchen normal. Aber es liegt sicher auch daran, dass sich in der Buch- und Medienbranche vieles geändert hat. Über Neuerscheinungen oder Verlagsprogramme kann frau sich heute schneller und umfangreicher im Internet als an den Messeständen informieren. Für Gespräche haben die MitarbeiterInnen oft wenig Zeit und einige kleinere Verlage habe ich auf der Messe vergeblich gesucht. Manche kommen gar nicht mehr zur Buchmesse, andere stellen aus Kostengründen nur noch auf Gemeinschaftsständen aus. Und einige Verlage gibt es vielleicht gar nicht mehr.

Schön war’s auf der Buchmesse aber trotzdem, auch weil ich dort eine befreundete Verlegerin getroffen habe und mit ihr über ein (gemeinsames) Buchprojekt gesprochen. Das reicht im doppelten Sinne weit in die Vergangenheit zurück – bis ins Mittelalter und zu einer Exkursion während unseres Studiums. Vielleicht schaffen wir es ja irgendwann, es zu verwirklichen.

In der Pfalz

Zugegeben, auf dem direkten Weg zwischen Frankfurt und Hannover liegt Neustadt an der Weinstraße nicht, aber der Besuch bei meiner Freundin war den Umweg auf jeden Fall wert. Gemeinsam haben wir uns die Ausstellung Caesar und Kleopatra im Historischen Museum angesehen. In deren Mittelpunkt stand zwar das wohl berühmteste Paar der Antike, aber mehr als 240 Exponate aus acht europäischen Ländern informierten auch über die politischen, gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Hintergründe und ermöglichten virtuelle Streifzüge durch Alexandria und Rom. 

Und sie räumte mit dem Klischee Kleopatras als Femme fatal auf. Denn die ägyptische Herrscherin war nicht nur schön, sondern hochgebildet: Sie sprach viele Sprachen, hatte großes politisches Geschick und einen scharfen Verstand. Caesar und Cleopatra verbanden sicher nicht nur Liebe, sondern auch politische Interessen: Kleopatra suchte eine Schutzmacht, die ihre Herrschaft in Ägypten absicherte, Caesar den Zugriff auf die ägyptischen Ressourcen. Denn Rom war z. B. abhängig von Getreidelieferungen aus Ägypten. Das alles hatte ich sicher mal irgendwann gelernt, aber fast wieder vergessen. Reisen bildet eben.

Auf der Rückfahrt nach Neustadt haben wir dann in Deidesheim Halt gemacht. In einem Lokal habe ich zum ersten Mal in meinem Leben Saumagen probiert – es schmeckt besser, als es sich anhört – und einen Rundgang durch eines der schönsten Weindörfer der Pfalz gemacht. Leider war es schon dunkel, aber ich werde gewiss wiederkommen, um Deidesheim und die Pfalz besser kennen zu lernen.

Hamburg: Planten un blomen

Planten un blomen habe ich erst im letzten Jahr entdeckt. Dabei liegt der Park mitten in Hamburg, zwischen Congress-Centrum, Messegelände und St. Pauli. Und anders als die Herrenhäuser Gärten in Hannover ist er ohne Eintritt zugänglich. Bei meinen ersten Besuchen hat mich die Atmosphäre im Japanischen Garten fasziniert: Er ist auch mitten in der Großstadt ein Ort der Ruhe. in dem die leuchtend roten Blätter des Japanischen Ahorns farbige Akzente setzen.

Am Rosengarten wäre ich wieder fast vorbeigelaufen. Bei meinem Besuch im Frühling blühten die Rosen noch nicht, im Oktober ist die Rosenzeit eigentlich vorbei. Doch dann sah ich aus der Ferne ein paar Blüten – und habe es mir anders überlegt.

Etwa 300 verschiedene Rosensorten wachsen in dem 5.000 Quadratmeter großen Garten – zum Beipiel historische und Englische Rosen, Strauch-, Wild-, Beet-, Kletter- und Hochstammrosen – und viele Stauden. Die meisten Sommerblumen waren längst verblüht, doch viele Rosen blühten immer noch und bewiesen, wie ausdauernd sie sind. Ich habe mir fest vorgenommen, spätestens im nächsten Sommer wiederzukommen: Denn in der Sommersaison erklingt im offenen Pavillon im Zentrum des Rosengartens täglich klassische Musik.

Hamburg: Hans Zimmer live

Mein Mann ist ein Fan von Hans Zimmer und er ist bei Weitem nicht der einzige. Die Barclays Arena war beim Konzert auf der Tournee „The Next Level“ ausverkauft.

Hans Zimmer ist wohl einer der begehrtesten und innovativsten Filmmusikschreiber Hollywoods. Mehr als 100 Filmmusiken hat er komponiert, u.a. für Rain Man, Fluch der Karibik, Interstellar, Da Vinci Code, Gladiator und König der Löwen. Für die Filmmusik von König der Löwen bekam er einen Oscar, zwölfmal wurde er nominiert.

Im Februar war ich schon einmal mit meiner Tochter in einem Hans-Zimmer-Konzert im Congress Centrum Hannover – und war enttäuscht. Nicht von der Musik und auch nicht von den InterpretInnnen: Die SängerInnen waren sehr gut, das Orchester ebenfalls. Nur die Tontechnik hat jämmerlich versagt. Übrigens nicht zum ersten Mal im CCH. Das Orchester übertönte den Chor fast immer und teilweise war die Musik unerträglich laut. Viele BesucherInnen gingen in der Pause. Wir blieben und wurden mit einer deutlich besseren zweiten Hälfte belohnt.

Sehr, sehr laut war auch der Auftakt beim Konzert in der Barclays Arena. Nach den ersten Takten zog ich meine Hörgeräte aus, was ein bisschen half. Wirklich gut wurde das Konzert ab dem dritten Stück. Highlight war sicher aus Circle of Life aus dem König der Löwen, aber fast noch besser hat mir das Stück aus dem Gladiator gefallen, dessen Titel ich leider nicht kenne, weil ich eine musikalische Analphabetin bin.

Übrigens war nicht nur die Musik, sondern auch der Veranstaltungsort selbst ein Erlebnis. Ich neige nicht zur Höhenangst, aber beim ersten Blick von unseren Plätzen auf die Bühne wurde mir doch etwas mulmig. Wir saßen in der letzten Reihe, über uns waren nur noch Technik und das Hallendach. Aber nach ein paar Minuten hatte ich mich an den Blick in die Tiefe gewöhnt und konnte das Konzert genießen.

Wandern im Harz

Der Monat endete, wie er begonnen hat: mit einer Wanderung im Harz. Am Reformationstag war die die Strecke schon länger und anspruchsvoller als am Anfang des Monats. Es gab einige Auf- und Abstiege, die ich bewältigte, ohne dass mein Fuß größere Probleme bereitete. Allerdings spielte mir mein Kopf an einigen Stellen einen Streich. Weil sie mich an meinen folgenreichen Ausrutscher im Mai erinnerten, bewegte ich mich an rutschigen und abschüssigen Passagen sehr vorsichtig und ängstlich. Aber auch das wird sich im Laufe der Zeit hoffentlich wieder ändern.

Auf unserer Wanderung vom Radauwasserfall nach Bad Harzburg und wieder zurück sind wir im Wald dann einem Wesen aus dem nördlichen Düsterwald begegnet. Thranduil, König der Waldelben in Tolkiens Roman Der Hobbit, gab sich die Ehre und ließ sich bereitwillig von mir fotografieren. Ein würdiger Abschluss eines erlebnisreichen Monats. (Weitere Cosplays von Foe Rodens unter https://foecreations.wordpress.com/cosplay/).


Manchmal kommt es anders …

Eines meiner Lieblingszitate stammt von dem französischen Mathematiker, Physiker und Philosophen Blaise Pascal: „Wenn du Gott zum Lachen bringen willst, erzähle ihm von deinen Plänen.“ Jetzt hat es sich wieder einmal gezeigt, dass es stimmt.

Foe und ich wollten während meines Urlaubs in Norwegen ein langes Wochenende auf der Vogelinsel Runde verbringen. Dort brüten laut Wikipedia jedes Jahr rund 170.000 Seevögel-Paare – vor allem Papageientaucher, aber auch Dreizehen-und Raubmöwen, Trottellummen, Eissturmvögel, Tordalken, ja sogar Seeadler. Foe, Vogelexpertin und Fotografin, wollte auf der Insel Vögel beobachten und fotografieren, ich wollte am Meer sitzen, lesen und schreiben, und gemeinsam wollten wir auf dem Fjell und um die Insel wandern.

Am Anfang lief alles wie geplant: Wir haben die gebuchte Hütte auf dem Campingplatz bezogen – mit Blick aufs Meer – und sind dann aufs Fjell zu den Klippen gewandert. Am frühen Abend habe ich zum ersten Mal Papageientaucher in freier Wildbahn gesehen und fotografiert. Doch auf dem Rückweg zum Campingplatz bin ich auf einer matschigen Stelle ausgerutscht – und habe sofort gemerkt, dass mit meinem Fuß etwas nicht stimmte. „Ein Bänderriss“, dachte ich.

Einige Norwegerinnen blieben sofort stehen und halfen mir: Sie alarmierten über FreundInnen Foe, die noch ahnungslos Vögel fotografierte. Sie telefonierten mit den Rettungskräften und harrten mit mir und Foe aus, bis die freiwilligen Helfer vom Roten Kreuz kamen. Weil ich an der zweitungünstigsten Stelle gestürzt war, dauerte das mehr als eine Stunde: Schneller wäre es mit dem Hubschrauber gegangen, doch das erschien mir wegen einer Fußverletzung doch zu dramatisch. Mit einem snowmobilartigen geländegängigen Gefährt brachten sie mich zum Campingplatz; von dort aus fuhr mich Foe zur Notärztin nach Oerste und mit ihrer Überweisung dann ins Krankenhaus nach Volda.

Weil wir vor einem gesperrten Tunnel mehr als eine halbe Stunde waren mussten, kamen wir erst weit nach Mitternacht im Krankenhaus an. Mein Fuß wurde geröntgt, ein CT wurde gemacht und was die ErsthelferInnen befürchtet hatten, bewahrheite sich. Das Fußgelenk ist gleich mehrfach gebrochen, ich muss operiert werden – weil das Gelenk noch stark geschwollen und das Infektionsrisiko bei einer Operation noch zu groß ist, gleich zweimal.

Noch am Freitag wurde der Fuß von außen fixiert, damit die Knochen bis zur richtigen Operation nächste Woche nicht falsch zusammenwachsen. Die Fixierung erinnert eher an ein mittelalterliches Folterinstrument als an ein Hilfsmittel. Aber ich habe keine Schmerzen. Die ÄrztInnen und PflegerInnen sind freundlich, sprechen mit mir Englisch, weil ich ja kein Norwegisch verstehe. Ich habe ein Bett am Fenster bekommen, von dem aus ich den Fjord und das Meer sehen kann. Was will frau mehr.

Viel Zeit zum Lesen und zum Schreiben habe ich auch, wie ich es mir gewünscht habe. Mit dem Wandern wird es allerdings in der nächsten Zeit wohl nichts.

Immerhin konnte ich am Samstag gleich zwei Blogbeiträge (fertig) schreiben, weitere folgen hoffentlich in den nächsten Tagen. Leider funktionierte das Hochladen der Bilder im Krankenhaus gestern nicht wie geplant. Doch mit den Plänen ist es ja bekanntlich so eine Sache …

Auf diesem Weg danke an alle, die mir geholfen haben.

Foes Vogel- und Naturfotos findet ihr auf ihrer Website.

Monatsrückblick Januar 2024

Natürlich bin ich mit guten Vorsätzen ins neue Jahr gestartet, obwohl ich sie nicht so genannt habe. Denn viele gute Vorsätze überleben bekanntlich den Januar nicht, bei mir sterben manche sogar schon in der ersten oder zweiten Woche des Jahres. Deshalb habe ich meine Ziele diesmal in einer drei Monats-Liste aufgeschrieben – und einiges in der Tat schon im ersten Monat umgesetzt.

So habe ich meinen Vorsatz, jeden Tag einen (nicht mehr gebrauchten) Gegenstand zu wegzuwerfen oder wegzugeben, zumindest im Durchschnitt eingehalten. Ich habe die Sachen allerdings micht täglich, sondern kompakt bei zwei kleineren Ausmistaktionen aussortiert. Und ich habe auch nicht an jedem Tag eine Zeichnung oder Skizze gemacht, aber immerhin an fast jedem, und an manchen sogar zwei. Das gleicht sich fast aus. Daran, jeden Tag mit einer Mischung aus aus Indoor-Walking, Gymnastik, Yoga und Journalschreiben ausklingen zu lassen, habe ich mich inzwischen gewöhnt – und die Abendroutine bekommt mir gut.

Gegangen bin ich laut meinem Fitnesstracker im Januar durchschnittlich 12.120 Schritte – und damit täglich 2000 mehr, als ich mir eigentlich vorgenommen hatte. Daran hatten auch die beiden Wanderungen im Harz ihren Anteil. Bei der ersten bin ich mit meiner Tochter von Bad Harzburg zur Marienteichbaude gewandert, bei der zweiten durch das Okertal zum Romkehaller Wasserfall. Ich staune jedes Mal, was ein paar Kilometer und ein paar Höhenmeter ausmachen. Als wir in Bad Harzburg loswanderten, lag dort kein Schnee, aber schon nach einem Kilometer stapften wir durch eine Winterlandschaft. Der Romkehaller Wasserfall war fast vollständig vereist – und trotzdem hat ein ganz mutiger Kletterer versucht, ihn zu erklimmen. Geschafft hat er es allerdings nicht, solange wir zugesehen haben. Irgendwann gab er auf und seilte sich vom vereisten Fels ab.

Überhaupt war ich im Januar viel unterwegs – mein 49-Euro-Ticket hat sich wieder einmal mehr als bezahlt gemacht. Anfang des Monats habe ich meinen Mann zum Flughafen nach Hamburg gebracht und mir auf dem Rückweg einen kleinen Abstecher an die Binnenalster gegönnt. Es war ein wunderschön sonniger Tag und ich habe den Blick aufs Wasser wirklich genossen. Sonne und Blicke aufs Wasser satt gab es auch am nächsten Tag bei einem kurzen Ausflug zum Altwarmbüchener See in der Nachbargemeinde.

Eine Woche später bin ich dann nach Berlin gefahren – um mir die Munch Ausstellung im Museum Barberini in Potsdam anzusehen, vor allem aber auch, um zwei Schulfreundinnen wiederzusehen, die in Berlin wohnen. Zu der einen ist der Kontakt nie abgerissen, wir haben uns in den vergangenen Jahren gelegentlich getroffen – entweder in Berlin oder in unserem Heimatort, in dem schon unsere Mütter gemeinsam zur Schule gegangen sind. Die andere, die ich schon aus dem Kindergarten kenne, habe ich nur zweimal gesehen, seit wir vor fast einem halben Jahrhundert an verschiedenen Schulen Abitur gemacht haben. Und obwohl unsere Leben sehr unterschiedlich verlaufen sind, sind wir irgendwie vertraut miteinander¸ es gibt eine gemeinsame Ebene: Wenn wir uns treffen ist es, als hätten wir uns vor ein paar Tagen oder Wochen zuletzt gesehen.

Bei der einen Freundin habe ich übernachtet, mit der anderen habe ich die Munch Ausstellung in Potsdam und das Anne Frank Zentrum in Berlin besucht. Das stand schon lange auf meine To- visit-Liste, jetzt hat es endlich mal geklappt.

Die Dauerausstellung „Alles über Anne“ gewährt nicht nur Einblicke in Anne Franks Leben, sondern schlägt auch eine Brücke von der Vergangenheit in die Gegenwart. Sie richtet sich vor allem an Kinder unnd Jugendliche, die sich durch Annes Schicksal oft besonders angesprochen fühlen. Denn schließlich war sie in ihrem Alter, als sie mit ihrer Familie untertauchen, sich in einem Hinterhaus verstecken musste, schließlich doch entdeckt, in Konzentrationslager verschleppt und ermordet wurde. „Über die Beschäftigung mit dem Tagebuch und Annes Biografie bekommen die Schülerinnen und Schüler einen persönlichen Zugang zur Geschichte des Nationalsozialismus, des Antisemitismus und des Holocaust. Wir wollen sie aber auch anregen, sich mit Antisemitismus, Rassismus, Diskriminierung und Flucht in der Gegenwart auseinanderzusetzen“, sagte mir Veronika Nahm, die Leiterin des Anne Frank Zentrums, vor einiger Zeit mal in einem Interview (https://www.friedrich-verlag.de/bildung-plus/schulleben/auf-den-spuren-anne-franks/).

Die Auseinandersetzung mit Rassismus, Antisemitismus und Faschismus ist nötiger denn je. Denn der Hass auf nimmt nicht nur in Deutschland seit dem Überfall der Hamas Terroristen auf Israel zu – bei den anstehenden Landtagswahlen in Thüringen wird die rechtsextreme AfD möglicherweise stärkste Fraktion. Doch seit das Recherchenetzwerk Correctiv aufgedeckt hat, wie rassistisch Mitglieder der AfD sind und welche Deportationspläne sie für Deutschland schmieden, gehen Hundertausende Menschen auf die Straße und zeigen, dass sie gegen Faschisten, gegen Rassismus, gegen Antisemitismus und für die Demokratie in unserem Land sind. Auch ich habe im Januar an vier Demos teilgenommen – und an einigen Mahnwachen der Omas gegen rechts vor der Neuen Synagoge in Hannover.

Nach Hannover fahre ich ziemlich häufig, seit ich nicht mehr berufstätig bin. Im Januar habe mir unter anderem zweimal die Paula Modersohn Ausstellung im Landesmuseum angesehen und natürlich war ich dabei, als meine Tochter im Unternehmerinnenzentrum durch ihre erste Fotoausstellung führte*.

Mit einer Schreibgruppe habe ich mich im Schauspielhaus Hannover getroffen. Das wird mittwochs bis freitags von 14 – 18 Uhr zum Open Haus und öffnet das Foyer für alle, die „Ruhe genießen, Musik hören, für die Uni lernen, coworken, vernetzen, Freund:innen treffen, Yoga mit der Gruppe machen, entspannt ein Buch lesen oder eine Sitzung halten“ – oder natürlich auch allein oder gemeinsam schreiben möchten (https://staatstheater-hannover.de/de_DE/open-haus). Eine wirklich gute Idee – und ein schöner Begegnungsort und Treffpunkt in der Innenstadt von Hannover.

Der monatliche Schreibtreff am ersten Sonntag des Monats ist für mich ein fester Termin. Allerdings haben wir im Januar ausnahmsweise am zweiten Sonntag gemeinsam geschrieben – und auch nicht im AutorInnenzentrum, sondern in den Praxisräumen einer Schreibfreundin. Denn das AutorInnenzentrum musste – oder soll ich schreiben – konnte aus dem Ihmezentrum ausziehen. Für alle, die das Ihmezentrum nicht kennen: Der Hochhauskomplex ist nicht nur meiner Meinung nach das scheußlichste Gebäude in Hannover.

Um Geld zu sparen, haben die Mitglieder des AutorInnenzentrums ihr neues Domizil in der Deisterstraße teilweise selbst renoviert. Auch ich habe an zwei Tagen geholfen, habe Löcher zu- und Wände abgespachtelt, grundiert und gestrichen. Zu Hause konnte ich ebenfalls – notgedrungen – unter Beweis stellen, dass ich handwerklich doch kein ganz hoffnungsloser Fall bin. Weil mein Mann in Nordschweden Polarlichter jagte, musste ich den defekten Abfluss unter der Spüle selbst reparieren. Es hat nicht im ersten Anlauf geklappt, aber inzwischen ist er dicht. Geht doch.

* Die Ausstellung mit Landschafts-, Tier und Naturfotos kann noch bis zum 19. April montags bis freitags von 10 bis 15 Uhr im Unternehmerinnenzentrum in der Hohen Straße in Hannover-Linden besichtigt werden. Mehr Informationen unter https://foerodens.wordpress.com/2023/11/01/meine-erste-fotoausstellung/

Wandern und schreiben

Manche Menschen sind sicher, dass höhere Mächte uns unterstützen, wenn wir ein Ziel erreichen, einen Traum oder ein Projekt verwirklichen wollen. Dann geschehen hilfreiche Dinge scheinbar wie von selbst: Türen öffnen sich, wir erhalten Hinweise und Informationen und es werden Wege sichtbar, die wir bislang nicht bemerkt haben. Zufall, meinen die einen, von Gott, dem Universum oder der Vorsehung sprechen andere.

„In dem Augenblick, in dem man sich endgültig einer Aufgabe verschreibt,
bewegt sich die Vorsehung auch. Alle möglichen Dinge, die sonst nie geschehen wären, geschehen, um einem zu helfen. Ein ganzer Strom von Ereignissen wird in Gang gesetzt durch die Entscheidung, und er sorgt, zu den eigenen Gunsten, für zahlreiche unvorhergesehene Zufälle, Begegnungen und Hilfen, die sich kein Mensch vorher je so erträumt haben könnte. Was immer Du kannst, beginne es. Kühnheit trägt Genius, Macht und Magie. Beginne jetzt.“ (https://quozio.com/quote/2f81d90d/1025/in-dem-augenblick-in-dem-man-sich-endgültig-einer-aufgabe). Von wem dieses Zitat stammt, ist ungewiss. Von Johann Wolfgang von Goethe wohl nicht, obwohl es ihm oft zugeschrieben wird. Möglicherweise hat der schottische Bergsteiger und Schriftsteller William Hutchison Murray etwas Ähnliches gesagt oder geschrieben (https://www.gutefrage.net/frage/goethe-zitat–in-dem-augenblick-in-dem-man-sich-endgueltig-einer-aufgabe-verschreibt). Der letzte Satz des „Kuckuckszitats“ ist laut Gerald Krieghofer eine entstellte Rückübersetzung der ohnehin schon sehr freien Übersetzung des irischen Dichters John Anster aus dem „Vorspiel auf dem Theater“ aus Goethes Faust (https://falschzitate.blogspot.com/2018/09/was-immer-du-tun-kannst-oder-ertraumst.html).

War es Zufall, Vorsehung oder Synchronizität, wie der Psychiater und Psychoanalytiker Carl Gustav Jung „zeitlich korrelierende Ereignisse (nennt), die nicht über eine Kausalbeziehung verknüpft sind (die also akausal sind), jedoch als miteinander verbunden, aufeinander bezogen wahrgenommen und gedeutet werden“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Synchronizität)? Ich weiß es nicht. Aber kurz nachdem ich für einen Workshop einen Essay über „Wandern und schreiben“ geschrieben und (endlich) angefangen habe, mich intensiver mit dem Thema zu beschäftigen, landete die Ankündigung für ein Wander- und Schreibwochenende in meinem elektronischen Postfach.

Der Zusammenhang von Bewegung, Schreiben und Denken beschäftigt mich schon lange – theoretisch und praktisch. Die Liste der wandernden SchriftstellerInnen und PhilosophInnen ist lang. Auch viele meiner Texte sind beim Laufen oder Gehen entstanden. Wenn ich wandere oder auch nur spazieren gehe, habe ich mein Notizbuch immer dabei.

Die geführten Wanderungen durch die Berge des Allgäus mit Stopps für kurze Schreibeinheiten zwischendurch, die Schreibtrainerin Dorothee Köhler und die Wanderführerin Cilli Bauer vom Deutschen Alpenverein Anfang Juli anbieten, sind für mich eine ideale Verbindung – und die Möglichkeit, meine Alpentauglichkeit zu testen. Denn in nicht allzu ferner Zukunft möchte ich zu Fuß die Alpen überqueren. Ob meine Kondition und meine Trittfestigkeit fürs Hochgebirge reichen, weiß ich nicht. Denn bislang bin ich nur im Mittelgebirgen gewandert; der 1.142 Meter hohe Brocken im Harz ist bislang der höchste Berg, den ich erwandert habe. Doch das wird sich hoffentlich bald ändern.

Drei bis vier Stunden Gehzeit und bis zu 500 Höhenmetern im Aufstieg sind beim Schreib-Wander-Wochenende täglich geplant. Einen ersten Test, ob ich das schaffe, habe ich gleich am vergangenen Wochenende absolviert. Zum Glück – oder der Vorsehung sei Dank – hatte meine Kollegin Foe Zeit, und so sind wir gemeinsam im Harz gewandert.

Knapp 15 Kilometer haben wir in drei Stunden zurückgelegt – und sind dabei 450 Meter bergauf und ebenso viele wieder bergab gegangen. Den steilsten Anstieg – rund 300 Höhenmeter – haben wir gleich am Anfang bewältigt und sind in einer Winterlandschaft gelandet. Damit hatte ich nicht gerechnet – obwohl es noch ziemlich kalt war, bin ich irgendwie schon auf Frühling eingestellt. Spaß gemacht hat es trotzdem. Es war wohl die letzte Schneewanderung in diesem schneearmen Winter. Und vielleicht ist es beim nächsten Mal dann auch warm genug für eine kleine Schreibpause zwischendurch.

Mehr Fotos von der Wanderung gibt es im Blogbeitrag von Foe Rodens (https://foerodens.wordpress.com/2023/02/11/endlich-wieder-sonne-funf-stempelstellen-um-wernigerode/), mehr Infos zum Schreibwanderwochenende auf der Website https://wandernundschreiben.de/wanderungen/. Und wer einen von mir geschriebenen Artikel über die Auswirkungen des Wanderns aufs Lernen und für die Klassengemeinschaft lesen will, findet ihn unter https://www.friedrich-verlag.de/klassenleitung/klassenfahrten-ausfluege/draussen-lernt-sichs-besser/)

2021 einhalb

„Ist es schon wieder so weit“, fragt der König in Hermann van Veens Musical Ente Kwak, als seine Berater ihn auffordern, die Weihnachtsansprache zu halten. Nein, keine Angst, für die Weihnachtsansprache ist es noch zu früh, aber ein halbes Jahr ist schon wieder um – und ich mag den Satz. Außerdem mag ich das Lied von Reinhard Mey, von dem ich den Titel des Blogbeitrags und die Idee geklaut habe.

Das Lied heißt 71 einhalb – es besingt also den Halbjahreswechsel vor 50 Jahren. Damals ging ich noch zur Realschule, musste mit meiner jüngeren Schwester ein Zimmer teilen – das Trauma meiner Kindheit, oder eines. Die 68er-Jahre waren vorbei, wenn auch noch nicht wirklich bei uns auf dem Dorf angekommen. Der Fernseher meiner Eltern war noch schwarz-weiß, und wenn wir telefonieren wollten, mussten wir noch zur Telefonzelle gehen. In der Schweiz war im Februar 1971 das Wahlrecht für Frauen eingeführt worden; bis die Frauen wählen durftn, dauerte es noch einen weiteren Monat. Und im Stern bekannten im Juni 374 Frauen, dass sie abgetrieben hatten – damals noch eine Straftat.

Aber um zum Thema zurückzukommen: „Was ist aus all dem geworden, was ich mir am Neujahrsmorgen, ganz fest vorgenommen hab?“ Ich gebe es zu: Wie in den vergangenen Jahren habe ich auch in diesem vieles nicht eingehalten. Die zweite Yogaeinheit am Abend beispielsweise oder das tägliche Meditieren sind ebenso hehre Ziele geblieben wie die tägliche Skizze. Mein Vorhaben, den Harz einmal längs und einmal quer zu durchwandern, ist bislang über die erste Etappe noch nicht hinausgekommen, und auch ein Schreibprojekt werde ich wohl in diesem Jahr leider nicht beenden. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben.

Immerhin habe ich einen Essaykurs besucht – online, wie in diesen Zeiten üblich, aber sehr gut – und Gefallen an dem Genre gefunden, vielleicht auch, weil der Übergang zum Bloggen fließend ist. Bei den Blogbeiträgen hinke ich zwar meinen Plänen hinterher, aber nicht hoffnungslos: Statt anderthalb pro Woche habe ich im Schnitt nur 1,423 geschafft, rein rechnerisch natürlich (Für alle, die jetzt nachrechnen und denken, ich habe die Zahlen schöngerechnet, weil sie auf Timetofly weniger Beiträge finden: einfach mal unter www.chaosgaertnerinnen.de nachsehen, da blogge ich auch. Anklicken und abonnieren, Ende des Werbeblocks).

Gelesen habe ich erfreulicherweise so viel wie geplant, bisher knapp 30 Bücher seit Januar. Eines der letzten hat mich besonders beeindruckt: „Das Leben ist ein vorübergehender Zustand“ von Gabriele von Arnim. Die Autorin schreibt darin über ihr Leben mit ihrem Mann, der nach zwei Schlaganfällen gelähmt war und sich kaum noch verständlich machen konnte, aber geistig weiter sehr fit war.

Vielleicht hat mich das Buch auch deshalb so berührt, weil mir in den letzten Wochen und Monaten bewusst (gemacht) wurde, wie endlich das Leben ist. Eine Freundin ist gestorben, einen Tag vor ihrer Beerdigung ein Freund. Sie war etwas jünger, er etwas älter als ich. Und während meine Freundin im Sterben lag, habe ich erfahren, dass die Tochter von Bekannten schon tot ist: Ich wusste nicht einmal, dass sie krank war, vielleicht hat mich die Nachricht auch deshalb so getroffen. Ich kannte sie, seit sie vier oder fünf war. Sie wurde nicht einmal fünfzig, sie war 1971 noch gar nicht geboren. Jetzt ist sie an der Krankheit gestorben, gegen die ihre Mutter seit Jahren kämpft. Das Schicksal ist manchmal wirklich ein mieser Verräter.

Ich habe natürlich kondoliert, welch blödes Wort, aber mir fällt, so sehr ich nachdenke, kein besseres ein. Die Danksagungskarte, die ihre Eltern mir geschickt haben, steht auf meinem Schreibtisch. Sie erinnert mich daran, dass das Leben wirklich ein vorübergehender Zustand ist, dass die Zeit rast – und dass ich vielleicht nicht immer versuchen sollte, hinterherzuhecheln.

Oder wie auf der Tasse steht, die mir meine Kollegin Foe Rodens geschenkt hat, weil sie mir so gut gefallen hat. Carpe diem – pflücke den Tag. Das habe ich mir für die zweite Hälfte des Jahres vorgenommen, den Tag öfter mal zu pflücken, sprich zu genießen.

Meine neue Lieblingstasse, davor getrocknete Blätter meiner Lieblingsrose Rhapsody in Blue, die ich gestern gepflückt habe

Und weil ich es nicht lassen kann, die Klugscheißer-Einheit zum Schluss, zugegebenerweise nicht selbst gewusst, sondern aus dem Schwarmwissen-Lexikon übernommen und hoffentlich ordnungsgemäß zitiert. Carpe diem, laut Wikipedia.de Lateinisch für „‚Genieße den Tag‘ oder wörtlich: ‚Pflücke den Tag‘) ist eine Sentenz aus der um 23 v. Chr. entstandenen Ode ‚An Leukonoë‘ des römischen Dichters Horaz (* 65 v. Chr.; † 8 v. Chr.). Sie fordert in der Schlusszeile als Fazit des Gedichts dazu auf, die knappe Lebenszeit heute zu genießen und das nicht auf den nächsten Tag zu verschieben.“  https://de.wikipedia.org/wiki/Carpe_diem.

Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen.