Vom Baum ins Glas

Unser Garten ist mehr oder weniger ein Ziergarten mit Rasen, Blumen, Stauden, Sträuchern und zwei kleinen Teichen. Ein paar Nutzpflanzen haben wir natürlich auch: So gedeihen beispielsweise Minze, Melisse, Salbei, Thymian oder Lavendel bei uns ausgesprochen gut. Aber ich nutze die Kräuter zugegebenerweise nur selten. Ich mag sie vor allem wegen ihres Dufts. Wenn ich im Garten bin, pflücke ich oft einen Zweig, einige Blüten oder Blätter, zerreibe sie zwischen den Fingern, stecke sie in meine Tasche oder zwischen die Seiten des Buchs, das ich gerade lese. Wahrscheinlich überleben die Kräuter auch nur wegen ihres Dufts. Denn ich bin bekennende Florasthenikerin: Pflanzen (wieder) zu erkennen, fällt mir schwer. Und manches, was ich in einem Jahr gepflanzt oder gesät habe, reiße ich im nächsten Frühjahr wieder aus, weil ich die Pflanze nicht wiedererkenne, sondern irrtümlich für Unkraut halte.

Tomaten, Salat und Gemüse wachsen bei uns in zwei Hochbeeten – in meinem in diesem Jahr allerdings eher spärlich. Die Tomaten tragen zwar ein paar Früchte; vom Rucola ist dagegen im Hochbeet gar nichts zu sehen. Dafür sprießt er wie schon in den vergangenen Jahren zwischen den Steinen der Terrasse. Fast täglich pflücke ich eine Hand voll – das genügt.

Die Erdbeeren, Johannisbeeren, Heidelbeeren und Himbeeren wandern jeden Morgen frisch vom Strauch in die Müslischalen. Von den Stachelbeeren konnte mein Mann in diesem Jahr sogar zwei Gläser Marmelade kochen. Die Süßkirschen überlassen wir dagegen meist den Vögeln: Mir verdirbt schon der Gedanke an die Maden der Kirschbaumfliege, die ich in den meisten Früchten entdecke. Doch zum Glück mögen Kirschbaumfliegen keine Sauerkirschen, und so können wir die zu Marmelade verarbeiten. Die schmeckt, anders als gekaufte Kirschmarmelade, nicht nach Marzipan, sondern ist wirklich sehr lecker.

In den vergangenen Jahren hat mein Mann die Kirschen geerntet. Doch diesmal bin ich auf den Baum gestiegen – und habe mich auf der Leiter stehend daran erinnert, wie gerne ich früher geklettert bin.

Vom Baum …

Als Kind war der Zwetschgenbaum im Garten meiner Eltern im Sommer mein Rückzugsort. Dort war ich zumindest zeitweise vor meiner kleinen Schwester sicher, mit der ich ein Zimmer teilen musste. Noch lieber wäre ich auf den Apfelbaum geklettert, doch selbst der unterste Ast war für mich unerreichbar hoch. Ein Seil als Kletterhilfe anzubringen, erlaubten meine Eltern nicht. Zu gefährlich, behaupteten sie. Dabei kletterte ich im Sportunterricht am Tau problemlos bis an die Decke der Turnhalle.

Das würde mirnatürlich heute nicht mehr gelingen,ja, ich würde es nicht einmal versuchen. Aber auf der Leiter wagte ich mich fast bis in den Gipfel des Kirschbaums. Was Gretchen lernt, verlernt Grete so schnell eben nicht.

Demnächst werde ich auf den Apfelbaum steigen, der in unserem Garten steht. Denn wie sagte Astrid Lindgren, als sie vor einem halben Jahrhundert mit ihrer Freundin Elsa Olenius um die Wette auf einen Baum kletterte: „Es gibt kein Verbot für alte Weiber, auf Bäume zu klettern.“ Und wer will der Erfinderin von Pipi Langstrumpf, Lotta und der Brüder Löwenherz schon widersprechen.

Astrid Lindgren war übrigens damals so alt wie ich heute, nämlich 67, ihre Freundin war sogar schon 80 Jahre alt (https://www.draesner.de/astrid-lindgren-klettert-auf-einen-baum/). Ob ich mit 80 noch so fit bin, weiß ich nicht. Aber ich habe hoffentlich noch ein paar Kletterjahre vor mir.

PS: Aus den Sauerkirschen, die ich geerntet habe, haben mein Mann und ich mehr als zwei Dutzend Gläser Marmelade gekocht. Das reicht bis zum nächsten Jahr. Dann werde ich hoffentlich wieder auf den Baum steigen und Kirschen ernten.

PS 2: Über die Früchte, die jetzt noch im Baum hängen, freuen sich die Vögel, auch wenn sie bei den Sauerkirschen auf die Fleischeinlage verzichten müssen.

Wechsel im Wintergarten

Die Eisheiligen sind vorbei, aber schon vor dem Besuch der kalten Dame Sofie hatten wir fast alle Blumen aus ihrem Winterquartier im Wintergarten auf die Terrasse gebracht. Nur die Yucca darf in diesem Jahr drinnen bleiben: Sie ist einfach zu groß und schwer, um sie rauszutragen – und mit dem Seitenast passt sie kaum mehr durch die Wintergartentür.

Die anderen Pflanzen haben die ersten Nächte draußen recht gut überstanden, obwohl es noch ziemlich frisch ist. Aber unter null sind die Temperaturen hier nicht mehr gesunken; außerdem stehen zumindest Zitruspflanzen, Strelitzie, Osterkaktus und Drachenbaum an der Hauswand recht geschützt.

Zu den Zimmerpflanzen haben sich gestern die Kräuter gesellt, die ich bei „meiner“ Kräuterfrau auf dem Markt gekauft habe. Ananassalbei und Strauchbasilikum leisten der Olive Gesellschaft. Ihre Vorgänger haben, wie auch der große Salbeistrauch im runden Kräuterbeet, den Winter nicht überstanden. Ich hoffe, dass sein noch junger Nachfolger an der gleichen Stelle genauso gut wächst und gedeiht.

Den Knoblauch hat mein Mann zu den Tomaten in sein Hochbeet gepflanzt, die essbaren Blüten stehen jetzt neben der Künstlerrose im Beet vor dem Wintergarten, wo wir Anfang des Jahres den vom Buchsbaumzünsler befallenen Buchsbaumstier ausgraben mussten. Vielleicht werde ich die ersten blauen Blüten schon heute pflücken und über den Salat streuen. Sie schmecken lecker und wachsen immer wieder nach, hat die Kräuterfrau versprochen, und auf ihren Rat ist eigentlich immer Verlass.  

Nach dem Auszug der Pflanzen gehört der Wintergarten wieder uns. Aber so aufgeräumt wie jetzt wird er wohl nicht lange bleiben. Meine Kiste mit Büchern, Schreib- und Zeichenutensilien steht schon bereit; und auch mein Mann wird seine Hobbyutensilien schon bald hier ausbreiten. Denn vom Mai bis in den Herbst hinein wird der Wintergarten zum viel genutzten Schreib-, Mal-, Lese-, Arbeits-, Ess-, Wohn- und Hobbyzimmer.

Manches neu, macht der Mai

Vorgestern habe ich einen ländlichen Blumengarten gesät. Und weil ich weder die breitwürfige Aussaat wirklich beherrsche noch das Pikieren oder Verziehen der Pflänzchen, sobald sich das erste Grün aus der Erde wagt, habe ich mich für die bequeme Variante entschieden. Ich habe einfach einen Saatteppich ausgelegt. Das ist ein einem Papiertaschentuch ähnliches Material, in das – hoffentlich im richtigen Abstand – diverse Samenkörner eingearbeitet sind. Viel verkehrt machen kann frau dabei eigentlich nicht. Ich musste den Samenteppich nur wässern, mit Erde bedecken, noch einmal gießen – und kann jetzt entspannt  abwaren, bis in ein paar Wochen hoffentlich bunte Sommerblumen sprießen. Welche es sind, verrät die Packung leider nicht, ich lasse mich also überraschen.

Auch mein Hochbeet füllt sich allmählich. In den vergangenen Wochen hatte ich schon ein paar Wurzelballen eingepflanzt, nachdem wir die dazugehörigen Salate verspeist haben, am Donnerstag sind ein paar Kohlrabipflanzen dazugekommen. Die Gurke und der Strauchbasilikum müssen noch ein paar Tagen im Wintergarten ausharren, weil beide keine Temperaturen unter zehn Grad vertragen. Zwar sollen Mamertus, Pankratius, Servatius, Bonifatius und die Kalte Sophie, die nächste Woche durchs Land ziehen, in diesem Jahr recht mild ausfallen. Doch irgendwie traue ich den Eisheiligen nicht – und vertraue lieber dem Rat der Kräuterfrau, bei der ich die Pflänzchen gekauft habe.

Die Dahlien habe ich dagegen schon eingepflanzt: Angeblich dürfen die Knollen in die Erde, wenn die Apfelbäume blühen – und das tut unserer gerade. Bislang hatte ich mit Dahlien kein Glück. Eine gelbe hat im letzten Jahr nicht einmal eine Woche überlebt: Schon nach der ersten Nacht waren die ersten Blüten abgefressen. Und nach ein paar Tagen welkte nur noch ein einsamer Stengel vor sich hin.

Vielleicht mögen die gefräßigen Schnecken rote Dahlie weniger. Und bis die Dahlienknollen anfangen zu blühen, ist ihnen der Appetit auf Dahlien hoffentlich vergangen. Oder die zahlreichen Vögel und Frösche die gleich nebenan im Zaun und im Teich leben, haben die Dahliendiebe gefressen oder vertrieben. Und damit ich den Pflänzchen nicht selbst den Garaus mache, weil sie im Babyalter ganz anders aussehen als ihre erwachsenen Geschwister und ich sie daher nicht erkenne, habe ich die Pflanzorte diesmal  markiert.

Rendez-vous im Garten

Sie sind wieder geöffnet, die Gartenpforten in und um Hannover. Im vergangenen Jahr ist die Aktion wegen Corona ausgefallen – in diesem Jahr geht es weiter. Insgesamt 112 Gärten können bis zum 10. Oktober in der Region Hannover besichtigt werden, allein am ersten Juni-Wochenende beteiligten sich 39 Gartenbesitzerinnnen und -besitzer am Rendez-vous im Garten: Sie ermöglichten unter dem Motto „Wissen, das wandert“  Gartenfans wie mir einen Blick hinter den Zaun.

Ich habe am vergangenen Wochenende drei Gärten besucht – alle toll und alle ganz anders, obwohl ja in allen dreien die gleichen Pflanzen blühen. Akeleien zum Beispiel, die zu meinen Lieblingen gehören, Fingerhut, Heckenrosen und Mohn.

Der Garten Schwertmann in der Wedemark, Garten Nummer eins auf meiner Besuchsliste, ist eine gelungene Mischung aus Nutz- und Naturgarten, eine sehr gelungene sogar. Im Gemüsegarten mit mehreren Hochbeeten herrscht eine bewundernswerte Ordnung: Hier steht – wie es sich für einen Nutzgarten gehört – zusammen, was zusammengehört. In Reih und Glied, so wie ich es aus meiner Kindheit kenne, als meine Eltern und meine Oma in unserem Garten noch Kartoffeln, Erdbeeren, Salat und Gemüse angepflanzt haben.

Viel schöner als den Nutzgarten finde ich allerdings den größeren naturnahen Teil des über 1000 Quadratmeter großen Gartens mit Kräuterspirale, einem kleinen Wasserlauf mit Teich, Sumpfbeet, vielen idyllischen Sitzgelegenheiten und einer Gartenlaube, die mein Herz höherschlagen lässt.

Gerne würde ich bleiben, mich irgendwo hinsetzen, mein Tagebuch auspacken und schreiben, aber leider spielt das Wetter nicht wirklich mit: Das erste Wochenende nach dem meteorologischen Sommeranfang ist nicht wirklich sommerlich warm, und wir waren eben leider auch nicht die einzigen BesucherInnen.

Der Garten von Sabine Sundermeyer und Joachim von Kortzfleisch blüht wahrscheinlich erst in den nächsten Tagen richtig auf. Denn um das alte Bauernhaus leben 45 Rosensorten, Stauden, Kräuter und Zwiebelblumen in farblich abgestimmten Beeten – und die Rosenblüte beginnt in diesem Jahr später als in den vergangenen. Ein kleines (Gesamt)Kunstwerk ist der Garten trotzdem, auch weil in den Beeten, im Bienengarten und an den Hauswänden der hannoverschen Künstler Bernd Sidon seine Werke ausstellt. Die sollen nicht fotografiert werden – was die Foto-Auswahl einschränkt.

 

Viel jünger als die beiden ersten Gärten ist Garten Nummer drei. Im Garten Sickau wachsen vor allem Hosta und Stauden, Rosen und Clematis, die leider noch nicht blühen. Pflanzen halten sich eben nicht an (Veranstaltungs)Kalender. Es gibt einen kleinen Kräuter- und Beerengarten, zwei Teiche, lauschige Sitzecken.

Ich bewundere nicht nur die Pflanzen, sondern auch die Dinge, die den Garten schmücken, ihm seinen besonderen Reiz verleihen – die alten Gartenmöbel zum Beispiel, das Fahrrad, das wie vergessen am Zaun lehnt, oder die Echse am Teich. Und wieder einmal wird mir klar: Mir fehlt leider nicht nur der grüne Daumen, sondern auch der Sinn für Dekorationen.

Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf – und ich werde mir weiter Tipps und Anregungen holen. Schon an diesem Wochenende, in anderen Gärten, die noch bis Oktober ihre Pforten für Gartenfans wie mich öffnen.

Gartenblicke im August

Am Tag vor dem meteorologischen Herbstbeginn ist es nicht mehr zu übersehen: Der Sommer ist fast vorbei. Es wird allmählich Herbst.

Die Teiche, im Sommer zwischen den Pflanzen gut versteckt, sind wieder zu sehen – und zwischen Herbstastern und Blutweiderich lugt auch der Leuchtturm Roter Sand wieder hervor.

Die Frösche haben sich im Laufe des Sommers an mich gewöhnt, einer bleibt sogar gelangweilt sitzen, wenn ich die grüne Entengrütze oder Algen aus dem Teich fische.

Die Eberesche bereitet mir nach wie vor Sorgen: Sie hat in  diesem Jahr nur wenige Blätter und Früchte. Hoffentlich übersteht sie den Winter. Der Nistkasten hat auf jeden Fall ausgedient. Vielleicht gefällt sein Nachfolger den Vögeln besser.

Auch die Rosen haben sich in diesem Jahr zurückgehalten; jetzt blühen im runden Rosen-Erdbeer-Beet wohl die letzten Rosen des Sommers und erinnern mich an eines meiner Lieblingsgedichte: „Sommerbild“ von Christian Friedrich Hebbel:

„Ich sah des Sommers letzte Rose stehn,
Sie war, als ob sie bluten könne, rot“

 

Der Lesezwerg in seinem längst verblühten blauen Kissen hat eine neue Nachbarin bekommen: Neben Lavendel und den kleinen Ausläufern der großen Rose habe ich zwei Winteranemonen eingepflanzt. Als ich Anfang August zum Jahrgedächtnis meiner Mutter an der Mosel war, hat eine Freundin sie mir geschenkt. Sie hatte vor Jahren Ableger von meiner Mutter bekommen, die sich in ihrem Garten prächtig vermehrt haben. Ich bin gespannt, ob die Anemonen den Umzug überstanden haben und im nächsten Jahr in meinem Garten ebenso schön blühen.

Der Lavendel neben der Terrasse ist fast verblüht; ich werde die Blüten in den nächsten Tagen abschneiden und zu kleinen Sträußen zusammenbinden. Die verteile ich überall im Haus, weil ich den Duft sehr gerne mag.

Die Hochbeete sind abgeerntet, meins habe ich neu eingesät. Die ersten Spinatpflänzchen zeigen sich schon, und auch der Feldsalat lässt nicht mehr lange auf sich warten.

Die Trauben zwischen den beiden Terrassen sind schon „im Wein“, wie es an der Mosel heißt, wenn die Beeren weich werden. Ungewöhnlich früh, wie mir scheint. In zwei oder drei Wochen werden wir sie ernten – wenn uns die Vögel etwas übrig lassen. Denn anders als uns sind ihnen die Trauben schon jetzt nicht mehr zu sauer.

Und für alle, die es interessiert, hier noch der Link zum Gedicht von Christian Friedrich Hebbel

http://www.literaturknoten.de/literatur/h/hebbel/poem/ichsahdes.html

Gartenblicke im Juli

Ende Juli, Hochsommer, auch wenn die Hochs zurzeit einen Bogen um uns zu machen scheinen. Zumindest können sie sich gegen die Tiefs draußen auf dem Atlantik nicht wirklich durchsetzen.

Dass es in diesem Jahr mehr regnet als in den beiden vergangenen, tut der Natur gut, auch wenn man den Pflanzen in unserem Garten die Freude nicht richtig anmerkt. Irgendwie sehen sie in diesem Jahr ein bisschen zerzaust aus, so, als fiele es  ihnen schwer, sich auf den in diesem Jahr typischen Regen-Sonne-Wind-Mix einzustellen.

Dem Lavendel machen die Wetterkapriolen nichts aus: Er blüht so prächtig wie noch nie – nicht nur bei mir, sondern auch in den Nachbargärten. Ich werde die Blüten demnächst abschneiden und trocknen – und die Sträucher dann zurückschneiden, wie die Profis empfehlen.

Das hat im vergangenen Jahr bei den Rosen sehr gut funktioniert. Sobald ich die alten Blüten abgeschnitten habe, sind  neue nachgewachsen – bis in den Herbs hinein. In diesem Jahr war die Rosensaison eher kurz und heftig: Meine duftenden Lieblingsrosen – Rhapsody in blue und Abracadabra – haben ausgerechnet im Juni geblüht, als es ständig geregnet hat und ich nur selten im Garten war. Nur der Rosenstock im Rosenerdbeerbeet hat noch viele Blüten, der Teehibiskus direkt neben ihm blüht lila-weiß, zum allerersten Mal. Dafür ist mein lila Rittersporn spurlos verschwunden – leider nicht zum ersten Mal. Ich habe mit dieser Pflanze kein Glück. Aber weil ich Rittersporn so hübsch finde, bekommt er noch eine Chance. Der Neue steht noch im Topf auf der Terrasse, bis ich einen geeigneten Platz für ihn gefunden habe.

Am Teich zeigt nur noch der Blutweiderich Farbe. In den nächsten Tagen werde ich die Mohnsamen überall im Garten verteilen. Ich liebe Mohn – auch wenn oder gerade weil er so vergänglich ist. Eine Bekannte hat mir Samen  einer Mohnpflanze in ihrem Garten versprochen, und vielleicht entdecke ich ja noch irgendwo den gelben kalifornischen Mohn, nach dem ich schon so lange suche, oder den rotgelben Islandmohn für nächsten Sommer.

Die Vogelbeeren sind inzwischen rot. Es sind längst nicht so viele wie in den vergangenen Jahren; hoffentlich beschweren sich die Vögel nicht. Aber die schauen schon nach den Trauben und schimpfen, wenn wir uns den beiden Weinstöcken zwischen den Terrassen nähern. Dabei gibt’s genug Trauben für alle – für sie und uns. Sogar genug, um wieder Gelee zu kochen.

Erbsen koche  ich nie, ich habe sie mit den Schoten schon als Kind am liebsten roh gegessen. In diesem Jahr habe ich zum ersten mal  Zuckerschoten gesät. Sie wachsen  gut in den Hochbeeten und schmecken sehr gut, alles andere steht viel zu dicht. Der Rettich ist winzig, aus den Möhren ist gar nichts geworden und die Roten Beete lasse ich noch ein paar Tage wachsen, bevor ich die ersten ziehe. Was lernt frau daraus? Weniger ist manchmal mehr. Im nächsten Jahr mache ich‘s besser.

„Mal sehen“, scheint der Zwerg zu denken. Aber vielleicht bilde ich mir das nur ein. Wahrscheinlich bemerkt er nicht einmal, dass ich ihn wieder einmal fotografiere. Denn er ist wie in den vergangenen Monaten in sein Buch vertieft.

Gartenblicke Juni

Sommer. Die längsten Tage des Jahres sind leider schon vorbei, doch noch merkt man es nicht. Die Sommerblumen blühen, so kommt es mir vor, so schön wie selten. Vor allem Fingerhüte und Glockenblumen vermehren sich von selbst – im Rosenbeet …

… und auch an den Teichen, die jetzt aus diesem Blickwinkel nicht mehr zu sehen sind. Selbst der Leuchtturm, immerhin über einen Meter hoch, verschwindet hinter der Blütenpracht. Im nächsten Jahr wird die wilde Ecke wohl noch wilder. Denn der Nachbar hat zwei große Tannen gefällt, die den Hecken das Licht genommen haben und mit ihren herabfallenden Nadeln selbst den Pflanzen das Leben schwer gemacht haben, die im Schatten recht gut gedeihen: Waldmeister und Bärlauch zum Beispiel. Und vielleicht blühen im nächsten Frühjahr dann endlich auch die Maiglöckchen, die ich dort gesetzt habe.

Auch der Lesezwerg versinkt zwischen verblühten Blaukissen und Giersch. Er vermisst die blauen Blüten nicht, kann er sich doch mit Lavendel, Rosen, Mohn, Fingerhut und Dreimasterbumen trösten.

In den Hochbeeten wächst manches, doch nicht unbedingt das, was ich gesät habe. Eine Möhre habe ich noch nicht gesehen, dafür macht sich  der Rainfarn breit, der wohl mit der erde ins Hochbeet gekommen ist; Der Rettich hat zwar große Blätter, doch die Wurzeln sind noch winzig, ebenso die Erbsen, doch eigentlich mag ich ja ohnehin die Schoten lieber. Und ob es sich bei den rot geäderten  Blättern um Mangold oder um Rote Beete handelt, vermag ich nicht zu sagen. Gesät habe ich beides und essbar sind wohl auch beide.Ich werde also abwarten – und vielleicht einen Zitronenmelissentee trinken. Die Zitronenmelisse wuchert am Rand der Terrasse so, dass es selbst mir, bekennender Zitronenmelissenduftfan, zu viel wird. Ich werde einen Teil ausgraben; vielleicht darf sie in Foes Garten weiterwachsen.

Sorgen bereitet mir nach wie vor die Eberesche, die in diesem Jahr nur wenige Blätter und auch nur wenige Beeren hat. Schade dass der Specht sich nichts aus den Tierchen macht, die sich unter der Rinde seines Vermieters breit machen.

Gartenblick April

Die Kräuterfrau hatte recht: Der Waldmeister, den ich vermisst habe, ist wieder da. Er wächst hinterm Teich in diesem Jahr zwar nicht so üppig wie in den vergangenen, doch er wächst: Womit bewiesen wäre, dass man im Garten manchmal nur abwarten muss. Oder wie es in Sambia heißt: Das Gras – respektive der Waldmeister – wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.

Am Zaun hinterm Teich ist es momentan ein bisschen kahl. Dort habe ich am Wochenende die Zweige der Gewöhnlichen Schneebeere, die bei uns Knallerbsenstrauch heißt, weggeschnitten. Denn sie überwuchern Felsenbirne, Weißdorn, Holunder und Co, die eigentlich zu einer dichten Vogelschutzhecke zusammenwachsen sollen. Noch tun sie sich schwer, vielleicht hilft es ihnen, dass ich ihnen ein bisschen Luft verschafft habe.

Die beiden kleinen Teiche sind bald nicht mehr zu sehen; sie verstecken sich hinter den Pflanzen am Ufer. Sumpfdotterblume und Beinwell blühen schon eine ganze Zeit, Lilien und Akelei brauchen dagegen noch eine Weile, ebenso die Pfingstrosen, die den Umzug aus dem Harz gut verkraftet haben und sogar kleine Knospen haben.

Apropos Pfingstrosen: Sie haben sich jahrelang in meinem Garten schwer getan, mehrere Pflanzen sind eingegangen. Doch in diesem Jahr gedeihen nicht nur alle vier Ableger aus dem Harz prächtig, sondern auch die beiden Pfingstrosen, die schon länger hier zu Hause sind.

Die größere der beiden steht im Rosenbeet, aus dem ich hunderte Krokusse ausgegraben habe. Sie haben sich im Winter zu stark vermehrt; die Erdbeeren am Rand des Beets waren ganz unter ihnen verschwunden. Jetzt erholen sie sich und blühen. Ich hoffe auf reiche Ernte, auch von den Walderdbeeren, die ich am Wochenende ins Beet am Zaun gepflanzt habe. Unterm Apfelbaum ist es für Erdbeeren eigentlich zu schattig. Doch Walderdbeeren haben ja eigentlich gelernt, im Schatten großer Bäume zu (über)leben.

Das Blaukissen blüht immer noch. Es wächst so hoch, dass der lesende Zwerg fast darin verschwindet. Im Schutz des Blütenteppichs streckt eine Rose ihre Triebe aus. Leider nicht meine Lieblingsrose, die duftende Rhaspsody in blue, sondern ihre nicht duftende Beetgenossin.

Mein Lieblingsbaum, die Eberesche, blüht und wird langsam grün,

und auch die beiden Reben, die zwischen beiden Terrassen wachsen, haben schon Blätter. Bis sie blühen, vergehen noch ein paar Wochen. Vor ein paar Tagen habe ich Karotten, Zuckererbsen, Roten Rüben und Pastinaken in die beiden Hochbeete gesät, Ringelblumen und Kamille in das Kräuterbeet am Rande der Terrasse. Dort möchte ich noch Ananassalbei, Currykraut, Zitronenthymian und Liebstöckel pflanzen. Wahrscheinlich Ende der Woche, wenn ich auf dem Markt Pflanzen kaufen konnte – bei der Kräuterfrau, die mich immer so gut berät.

Ziergarten mit Nutzeffekt

Die Corona-Krise verstärkt angeblich den Trend zum Gärtnern und zur Selbstversorgung.  Bei mir nicht:  Ich lese zugegebenerweise nach wie vor lieber im Garten, als darin zu arbeiten.  Ich habe nicht den Ehrgeiz, meine Mahlzeiten selbst anzubauen. Und ich werde unseren Rasen nicht in einen Kartoffelacker oder einen Nutzgarten verwandeln. Unser Garten ist  ein Ziergarten – und das bleibt auch so. Aber ein bisschen mehr Nutzen als bisher darf‘s schon sein.

Ein Kräuterbeet mit Rosmarin, Salbei, Zitronenmelisse und Lavendel

Kräuter gibt es in unserem Garten zuhauf. Allerdings vor allem, weil sie so gut riechen – ja ich bin bekennender Duftfreak. Auf dem Teller landet leider nur ein kleiner Teil, obwohl ich es mir jedes Jahr aufs Neue vornehme. So habe ich es auch in diesem Jahr  wieder nicht geschafft, den Bärlauch zu Öl, Pesto oder Brot zu verarbeiten, bevor er anfing zu blühen – und ungenießbar wurde.

Dagegen wandern die Beeren – Heidel- Stachel-, Erd-, Johannis- und Brombeeren – wenn sie reif sind meist direkt ins Müsli und in den Mund. Aus Sauerkirschen und Trauben kochen wir Marmelade bzw. Gelee. Die meisten Früchte überlassen wir allerdings den Vögeln, manche Sträucher wie Weißdorn, Kornelkirsche und Holunder haben wir eigens für sie gepflanzt. Doch zum Dank beschimpfen sie uns wüst, wenn wir in den Garten kommen und sie bei der Ernte stören.

Der Bärlauch blüht schon – und kann nicht mehr verarbeitet werden.

Tomaten pflanzen wir schon seit Jahren – sie schmecken einfach besser als die gekauften. Im vergangenen Jahr habe ich zum ersten Mal neben Cherry- und Cocktailtomaten auch Sorten mit größeren Früchten ausprobiert – trotz des nicht optimalen Standorts im Halbschatten mit Erfolg. In diesem Jahr bekommen die Tomaten einen Platz auf der sonnigeren Terrasse. Es käme mir allerdings nicht in den Sinn, die Pflanzen aus Samen zu ziehen. Sie zu säen, zu pikieren und zu hegen und pflegen, bis sie dem Babyalter entwachsen sind, ist mir einfach zu mühsam. Das versucht mein Mann in diesem Jahr zum ersten Mal.

Die ersten Pflänzchen haben sich prächtig entwickelt und sind wie   Gurken, Zucchinis und Radieschen schon aus der Pflanzschale im Wintergarten ins Beet bzw. auf die Terrasse umgezogen.

Aus dem Anzuchttopf im Wintergarten ins Beet. Der Umzug ist den Zucchinis gut bekommen.

Das im Herbst angelegte Hochbeet hat sich bewährt und uns im Winter leckeren Feldsalat und Spinat beschert. Deshalb haben wir jetzt noch ein zweites angelegt und nutzen die sonnige Terrasse als seniorengerechten Hochgarten. Möhren habe ich schon gesät, in den nächsten Tagen sollen noch Kohlrabi, Postelein, Mangold und Rucola folgen.

Hoch- und Kräuterbeet

Rucola ist eine Pflanze ganz nach meinem Geschmack: Sie ist anspruchslos und pflegeleicht; ich mag den Geruch und esse sie gerne – wegen des sehr intensiven Geschmacks allerdings nur in kleineren Mengen. Lose gibt es Rauke in den Läden im Ort eigentlich nie; wenn ich eine Packung kaufe, welkt meist ein (großer) Teil dahin, bevor ich ihn aufbrauchen kann.

Selbst pflanzen ist da weit nachhaltiger. Mit dem Pflänzchen, das ich vor drei Jahren gesetzt habe, konnten wir drei Jahre lang unseren Rucola-Bedarf aus dem eigenen Garten decken – garantiert frisch und ungespritzt. Denn es hat  sich wundersam vermehrt, im ganzen Garten ausgebreitet und auch unsere Terrasse in ein Rucolafeld verwandelt. Im vergangenen Jahr konnte ich schon Anfang April den ersten Rucola auf der Terrasse ernten https://timetoflyblog.com/gartenerkenntnisse. Doch in diesem Jahr halte ich vergeblich Ausschau – und werde für Nachschub sorgen.

Wieder im Einsatz ist seit Kurzem auch der Komposter. In den vergangenen Jahren haben wir unsere Grünabfälle in der grünen Tonne entsorgt, die hier in der Region ein grüner Sack ist. Jetzt kompostieren wir wieder selbst und können demnächst die Hochbeete mit eigener Erde auffüllen – oder ein weiteres befüllen.

Einen neuen Ort zum Lesen und Entspannen gibt es im Garten auch: In der Schaukel im Apfelbaum kann ich nach getaner Arbeit die Seele baumeln, sprich schaukeln lassen. Aber manchmal schaukle ich zugegebenerweise auch statt zu arbeiten.

Foto: Utz Schmidtko