Die Blechmenagerie

Nachdem ich die vertrockneten Stengel und Blüten der Stauden abgeschnitten habe, kommt  auch meine Blechmenagerie wieder zum Vorschein. Die Figuren sind im Laufe der Jahre in unseren Garten eingewandert  und haben sich auf den verschiedenen Beeten verteilt.

Die Eidechse war die Erste, die bei uns Einzug hielt. Doch sie hat sich, scheu wie sie ist, so gut im Beet versteckt, dass ich lange nach ihr suchen musste und  erst ganz zum Schluss gefunden habe.  Ich habe sie vor Jahren im Catalunya, einem kleinen Laden in meinem Heimatort, gekauft und sie mit nach Norddeutschland genommen. Und obwohl sie schon so lange bei uns wohnt, habe ich manchmal das Gefühl, dass sie immer noch die warmen Schiefersteine vermisst, auf denen sich die echten Echsen so gerne sonnen. Ich werde ihr einen mitbringen, wenn ich das nächste mal mit dem Auto an die Mosel fahre.

Gut versteckt

Elch und Huhn stammen aus dem Nachbarort. Dort öffnet alljährlich am Tag der offenen Pforte eine Frau ihren Garten, die Tiere aus Metall produziert und ihren Garten damit dekoriert. Ich schaffe es eigentlich nie, ihren Garten zu verlassen, ohne etwas zu kaufen.  Das Huhn habe ich im vergangenen Jahr entdeckt. Es stand abseits von der Schar – oder heißt es Gruppe oder Herde – und schaute sehnsüchtig nach seinen Artgenossen. Doch die drehten ihm demonstrativ die Hinterteile zu, so, als wollten sie ihm zeigen: Du gehörst nicht zu uns.

Weil das Huhn mir leid tat, habe ich es mitgenommen, in der Hoffnung, dass es sich nicht mehr so ausgegrenzt fühlt, wenn es seine Artgenossen nicht mehr sieht. Es hat, so scheint es, funktioniert. Jetzt führt es in unserem Garten ein zufriedenes Leben. Dass es allein ist, macht ihm offenbar nichts aus. Trotzdem wollte ich ihm in diesem Jahr eine Freundin besorgen, doch das hat covid verhindert: die Aktion Offene Pforte fand in diesem Jahr nicht statt, doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben.

Der Igel wäre neulich fast erschlagen worden, als der Nistkasten sich von der Eberesche löste und herunterfiel. Dem Igel ist glücklicherweise nichts passiert, aber wirklich wohl fühlte er sich dort nicht mehr. Deshalb habe ich ihn weiter ins Beet gesetzt  und ihm eine neue Aufgabe gegeben. Jetzt steht er vor dem Laubhaufen und zeigt seinen lebenden Artgenossen den Weg in ihr potenzielles Winterquartier.

Die drei Vögel sind von der Ostsee zu uns „geflogen“; ich habe sie in einem kleinen Laden in Wustrow, meinem Lieblingsort auf dem Darß, entdeckt. Dass seit geraumer Zeit eine Katze ganz in ihrer Nähe im Beet vor dem Wintergarten wohnt, stört sie nicht – sie fühlen sich zwischen den dornigen Zweigen der Heckenrose sicher. Außerdem verhindert der Teich unter ihnen allzu waghalsige Sprünge und unerwünschte Annäherungen. Denn Katzen sind ja bekanntlich wasserscheu. Selbst Fine, die Nachbarkatze, nähert sich dem Teich nur vorsichtig.

Aber ich glaube, dass sie nachts manchmal ihre Artgenossin aus Metall besucht oder sie sogar auf ihre Streifzüge mitnimmt. Denn manchmal, wenn ich morgens aus dem Wintergarten schaue, schaut unsere Blechkatze in eine andere Richtung als am Abend vorher.

Auch die Kräuterhexe bewegt sich manchmal wie von Geisterhand – oder ist es doch der Wind, der Wind, das himmlische Kind? So hat sie das Kräuterbeet besser im Blick . Zurzeit sieht sie ganz zufrieden aus. Denn der Ananassalbei, der sich lange geziert hat, blüht jetzt doch noch – und sorgt mitten im November für knallrote Farbtupfer in ihrem Kräuterreich. Vielleicht ist sie auch froh, dass der Skorpion aus ihrer Nachbarschaft verschwunden ist. Sie mochte ihn nicht wirklich, vielleicht hatte sie auch ein wenig Angst vor ihm, obwohl sie das nie zugegeben hat.

Der Skorpion durfte von der Terrasse ins Haus umziehen, weil es ihm draußen zu kalt war. Jetzt sitzt er auf meiner Fensterbank und vertreibt hoffentlich seine Verwandten, die Weberknechte, die sich manchmal in mein Arbeitszimmer verirren.

 

Große Grünedaumengeister und kleine grüne Krachmacher

„Komme der große Grünedaumengeist zum Fest über Dich“, hat mir eine Freundin Ende vergangener Woche gewünscht. Und so habe ich die guten Wünsche, die günstige Gelegenheit (wenig Arbeit) und das leidlich gute Wetter an Pfingsten genutzt, um mich ein bisschen um den Garten zu kümmern.

Los ging es am Sonnabend mit dem Gartenfestival in den Herrenhäuser Gärten: Hier im Georgengarten findet man immer wieder ungewöhnliche Pflanzen und Gartenaccessoires.

Garten Kugel DSC_1077

Weil ich mit dem Zug nach Hannover gefahren bin, waren meine Einkaufsmöglichkeiten leider begrenzt. Der Hexe aus Metall konnte ich allerdings nicht widerstehen, obwohl der Transport wegen des Gewichts und der langen Stange, auf der sie thront, nicht ganz leicht war.

Kräutergartenhexe DSC_1085
Kräutergartenhexe

Kräuterbeet mit Kräuerhexe

Doch sie hat die Heimfahrt mit U-Bahn, Zug und Bus gut überstanden und bewacht jetzt das kleine Kräuterbeet, das ich neben der Terrasse angelegt habe. Statt Giersch und Franzosenkraut wachsen dort jetzt Zitronenverbene, Ananas- und Pfirsichsalbei neben Mohn und Ringelblumen. Die Rucolapflanze hat ihre neue Heimat in einem blauen Pflanzkasten gefunden, den die Schnecken hoffentlich nicht erklimmen können. Das Glück haben unsere Erdbeeren leider nicht, die erste rote hat eine Schnecke – oder war‘s unsere Hausamsel – schon vor mir entdeckt und angenagt. Die zweite habe ich dann schnell in meinen Bauch in Sicherheit gebracht.

Kräuterbeet vorher DSC_1056
Kräuterbeet mit Giersch und Franzosenkraut vorher …
Kräuterbeet Nachher DSC_1090
… und mit Zitronenverbene, Pfirsich- und Ananassalbei nachher.

Apropos Beeren: Am schmalen Beet am Zaun zum Nachbargrundstück können wir mit Hilfe des Grünedaumengeistes hoffentlich schon im nächsten Jahr wieder Beeren ernten: schwarze Johannisbeeren für mich, rote für meinen Mann und Stachelbeeren für uns beide. Wem die Taybeeren schmecken, ist noch ungewiss: Sie verdanken ihren Platz in unserem Garten einem Missverständnis: Mein Mann hat sie schlichtweg mit den Himbeeren verwechselt, die eigentlich auf meiner Will-haben-Liste standen. Wirklich begeistert bin ich von der Kreuzung aus Himbeere und Brombeere nicht: Sie ist sehr stachlig, deshalb schwer zu ernten und wird deshalb möglicherweise in die Vogelschutzhecke hinter den Teichen versetzt.

Stachelige Taybeere DSC_1099
Nachwuchs für die Vogelschutzhecke – keine Stachelbeere, sondern stachelige Taybeere

Nachwuchs am Teich

Auch von den Teichen gibt’s Zuwachs zu vermelden, allerdings tierischen. Dort sind drei  neue Frösche eingezogen. Während ihre Vorgänger, die den Winter nicht überlebt haben, sehr ruhige Mitbewohner waren, quaken die neuen laut und ausdauernd –  sie haben sich offenbar (noch) viel zu erzählen. Schon morgens um vier sind sie zu hören – und abends nach Mitternacht immer noch. Von den Nachbarn hat sich noch niemand beschwert, allerdings zeigt Fine, die Nachbarkatze, seit einiger Zeit deutlich mehr Interesse an unserem Teich als früher. Dass Frösche unter Naturschutz stehen, weder verletzt noch getötet und nur in Ausnahmefällen (wenn nämlich ihr nächtliches Gequake den Richtwert  von 35 Dezibel um 20 Dezibel übersteigt) mit richterlicher Erlaubnis umgesiedelt werden dürfen, stört Fine wahrscheinlich wenig. Sie folgt ihren eigenen Gesetzen. Darauf, dass Katzen eigentlich wasserscheu sind, sollten sich die kleinen grünen Krachmacher besser nicht verlassen. Fine ist keine gewöhnliche Katze. Ihre Sprungkraft ist gewaltig, ihre Geschicklichkeit auch. Meine Nachbarin berichtet, dass sie auf die obersten Regalbretter springt, ohne irgendetwas umzuwerfen. Kleine Teiche wie unsere überwindet sie wahrscheinlich problemlos mit einem Satz. Zu hoffen ist nur, dass die Frösche schneller und nicht zu sehr ins Gespräch, sprich ins Gequake, vertieft sind.

Kleiner grüner Krachmacher im grünen Dschungel DSC_1091
Kleiner grüner Krachmacher im grünen Dschungel