Eins, zwei, fünf ganz viele

Die meisten unserer Zimmerpflanzen sind zurzeit in der Sommerfrische auf der Terrasse. Nur einige müssen drinnen bleiben: Manche, zum Beispiel die Yuccapalme oder die Strelitzie, sind einfach zu groß und zu schwer um sie nach draußen zu bringen, andere vertragen die Sonne nicht. Die Monsteras beispielsweise: Die stammen zwar aus den Wäldern Mittel- und Südamerikas, wo es eher heißer ist als hierzulande. Aber die Bäume, an denen sie sich gerne hochranken, schützen sie offenbar vor der prallen Sonne.

Ich gebe zu: Bis heute Morgen habe ich drei meiner Monsteras für Philodendren gehalten (https://timetoflyblog.com/nahe-verwandte). Erst bei der Recherche für diesen Beitrag habe ich meinen Fehler bemerkt. Immerhin gehören Monsteras und Philodendren zur selben Familie, zu den Aronstabgewächsen (Araceae) – und teilen ihre Vorliebe für Bäume.

Einen Baum als Wirt kann ich ihnen nicht bieten, wohl aber einige Standorte im Haus ohne direkte Sonneneinstrahlung. Die gefallen ihnen offenbar gut: Die drei kleinen Ableger, die ich vor drei Jahren gerettet habe, als ihre Mutter den Sommer draußen nicht überlebte, sind zu stattlichen Monsteras herangewachsen. Eine bereitete mir jedoch wegen ihrer deformierten Blätter Sorgen. Jetzt habe ich ihr und ihren beiden Schwestern größere Töpfe spendiert – und hoffe, dass mehr Platz und mehr Erde ihnen gut bekommt.

Die vierte Monstera sieht ganz anders aus als ihre Cousinen: Die Blätter der Monkey Leaf sind dunkler und deutlich kleiner als die der Monstera deliciosa und geschlossen. Weil die Monkey Leaf unser Treppengeländer offenbar mit einem Baum verwechselt und es wie eine Liane umschlungen hat, muss sie sich mit einer Portion frischer Blumenerde begnügen. Denn ich wage nicht, die Ranken vom Geländer zu lösen.

Als ich die Sansevieria umgetopft und sie auf drei Blumentöpfe verteilt habe, musste ich daran denken, wie sie in unser Haus gekommen ist. Sie hat meine Mutter bei ihrem Umzug von der Mosel in ein Altenheim in Norddeutschland begleitet (https://timetoflyblog.com/same-procedure-every-herbst). Damals habe ich die Pflanze aus ihrem winzigen Topf befreit und sie gefünfteilt: Zwei Töpfe hat meine Mutter mit in ihr neues Zuhause genommen, einer ist zu meiner Freundin nach Süddeutschland gekommen, einer zu meiner Tochter in den Harz. Die fünfte Sansevieria habe ich behalten.

Mir gefällt der Gedanke, dass aus der Pflanze meiner Mutter inzwischen ganz viele geworden sind. Ein Ableger des Ablegers, der jetzt bei einer Freundin meiner Tochter in Süddeutschland steht, blüht sogar gelegentlich.

Ein Ableger, den einem Schulfreund meines Mannes mir im April geschenkt hat, brauchte ebenfalls schon ein größeres Zuhause. Dabei war ich am Anfang skeptisch, ob die Dendrobium Kingianum den Sommer auf der Terrasse überleben würde. Denn auch viele Orchideen mögen keine pralle Sonne. Doch der Schulfreund hatte recht: Die rosa Felsenorchidee ist unempfindlicher als die Orchidee, die ich von meiner Mutter geerbt  habe, und kann auch draußen übersommern.

Blühen wird sie wohl erst im Winter – von Dezember bis März. Weil sie laut Website Orchideen-Pflege im Herbst/Winter einige Wochen kühle Temperaturen um die zehn Grad braucht, um zu blühen, wird sie im Herbst in den Wintergarten umziehen – und dort überwintern. Denn auch Temperaturen nahe null machen ihr offenbar nichts aus. Und vielleicht gelingt es mir ja sogar, neue Felsenorchideen zu züchten. Das geschieht nämlich einfach durch Risslinge, die in einen Topf mit etwas Erde gesteckt werden. Dann wandern möglicherweise im nächsten Jahr auch Ableger der Felsenorchidee in den Harz und nach Süddeutschland.

Lichtmess, Imbolc und die Geburt des Frühlings

Heute ist Lichtmess – der Tag, der jetzt in der katholischen Kirche offiziell Darstellung des Herrn heißt. Am 2. Februar endet – 40 Tagen nach dem Fest – die Weihnachtszeit. Erst an Lichtmess wurden traditionell in manchen katholischen Familien Krippe und Weihnachtsbaum abgeräumt.

So lange schaffen es unsere Weihnachtsbäume nie. Der letzte liegt schon seit Anfang Januar – in kleine Stücke zerschnitten – im Garten und wartet darauf, zur Grünannahme gebracht zu werden. Aber unsere Krippe werde ich heute abbauen und in den Keller bringen. Nur das kleine schwarze Schaf verlässt die heilige Familie und geht seinen eigenen Weg: Es zieht auf meinen Schreibtisch um und begleitet mich in diesem Jahr.

Dagegen verschwinden der Stern über meinem Bett und die Lichterkette am Fenster meines Arbeitszimmers bis Ende November in der Versenkung – sprich in den Weihnachtskisten. Ich brauche sie nicht mehr so dringend, wie in den letzten Wochen. Denn draußen ist es schon merklich länger hell – die Sonne geht etwa 35 Minuten früher auf und etwa 50 Minuten später unter als am kürzesten Tag des Jahres. Es geht wieder aufwärts, wenn auch langsam.

Angeblich haben die Kelten an Lichtmess oder Imbolc, wie der Tag im keltischen Jahreskreis heißt, zuerst alle Lichter in den Höfen gelöscht, bevor sie symbolisch mit heiligem Feuer wieder entzündet wurden. Sie feierten an diesem Tag die Geburt des Frühlings. Und es war der Beginn des bäuerlichen Arbeitsjahrs: Je nach Wetter fing die Feldarbeit wieder an. „An Lichtmess fängt der Bauersmann neu mit des Jahres Arbeit an“, hieß es.

Deshalb wage ich es auch, einige Pflanzen auszuwildern, die bis im Wintergarten überwintert: zwei Gaultherias, eine Christrose und ein paar Tulpen, die mein Mann mir schon Mitte Januar als Vorfrühlingsgruß mitgebracht hat.

Gruppenbild vor dem Umzug

Gaultherias und Helleborus macht Kälte ohnehin nichts aus – und bei Temperaturen, die nicht wirklich winterlich, sondern eher frühlingshaft sind, haben sogar die Tulpen draußen eine faire Chance.

Winter- und Frühlingspflanzen einträchtig nebeneinander: Gaultheria, Schneeglöckchen und Hyazinthe

PS:

Ein Freund aus meinem Heimatort an der Mosel hat den Blogpost gelesen und sich erinnert:

„Bei den Winzern gibt es den Spruch: ‚Mariä Lichtmess – spinnen vergess, Krümmes in de Hand un in de Wingert gerannt‘. Mein Vater hat ihn immer wieder gerne aufgesagt, damit allen klar war, dass jetzt wieder die Arbeit draußen beginnt. Übrigens: In der Weihnachtszeit wurden früher in den Winzerstuben die Weiden gemacht. Die Weiden wurden zuerst in zwei oder drei, sehr selten in vier Teile gespalten und dann mit der Weidenkneip auf der Innenseite geglättet indem man sie unter der Klinge auf einem Stück Leder, das man auf dem Knie festgebunden hatte, durchzog. Die Weiden wurden dann zum Binden der Reben an die Stöcke benutzt. Diese Winterarbeit habe ich als Jugendlicher noch gelernt und gemacht. … das war reine Männersache! Die Männer haben sich gegenseitig besucht, brachten die ein odere andere Flasche vom neuen Wein mit und haben die Weltpolitik wieder ins Lot gebracht … „

Wenn das immer noch funktionieren würde, sollte man auch heute wieder die Reben mit Weiden statt mit Plastik an die Drähte binden. Nötig hätte die Politik es. Und ökologischer wär’s außerdem …

Pflanzen-Foto-Kunst

Wenn man, wie ich, im flachsten Flachland in Deutschland wohnt und die nächste interessante Landschaft ein ganzes Stück entfernt liegt, dann muss man beim Fotografieren mit den kleinen Motiven Vorlieb nehmen, wie Blumen, Baumrinden, Moos. Aber auch im Urlaub, inmitten der schönsten weiten Landschaften beschäftige ich mich gerne mit den Details.

Wenn ich dann zehn Minuten an einem Baum herumfotografiere, um eine bestimmte Musterung der Rinde in einer bestimmten Position als Bild festzuhalten, ernte ich schon mal seltsame Blick von vorbeigehenden Spaziergängern. Und ich frage mich dann immer, ob sie die Kunst, die die Natur erzeugt, wirklich nicht sehen – aber Kunst ist ja auch immer eine Frage des Geschmacks, wenn man bedenkt, dass auch eine Fettecke schon als Kunstwerk galt (bis sie m.E. zu Recht gesäubert wurde).

Am Computer spiele ich im Anschluss gerne mit Farben, Kontrasten und Overlays, verpasse den Fotos auch mal einen Aquarell-Look oder arbeite Elemente aus anderen Bildern hinein (auf Neudeutsch „composing“). Manchmal bearbeite ich mehr, manchmal weniger. Auch das alles ist natürlich Geschmackssache.

Aber für den Fall, dass meine Fotokunst Euch auch gefällt und ihr Euch eines der Bilder auf eine Tasse, als Postkarte oder als anderes Fotoprodukt drucken lassen möchtet, könnt Ihr das in meinem Shop tun: https://www.pictrs.com/foerodens

Dort gibt es natürlich nicht nur Blumen/Pflanzenfotos, sondern auch Bilder und Bildbearbeitungen aus den Kategorien Architektur, Natur/Landschaften, Tiere und Wolken. Von manchen Motiven, wie zum Beispiel dem neuseeländischen Farn, stehen auch verschiedene Versionen zur Verfügung.

(Foe Rodens)