Rosen, Rosen

Eigentlich bin ich kein Rosenfan – oder genauer gesagt, ich war keiner. Irgendwie mochte ich Rosen früher nicht besonders. Vielleicht lag es ja an dem Poesiealbumspruch, den die älteren LeserInnen sicher kennen:

Sei wie das Veilchen im Moose,
sittsam bescheiden und rein
und nicht wie die stolze Rose,
die immer bewundert will sein.

So werden junge Menschen in die Irre geführt. Vielleicht hat mich auch abgeschreckt, dass die Rose als Königin der Blumen gilt – mit Königinnen und anderem Adel habe ich es ja bekanntlich nicht so. Aber auch das sind eben Vorurteile. Und ich habe, zumindest was Pflanzen angeht, meine Meinung revidiert.

Wächst bis zum Wintergartendach: Rhapsody in blue und ihre wilde Schwester

Denn im Gartenalltag hat sich gezeigt, dass Rosen gar nicht so anspruchsvoll und divenhaft sind, wie man es  Königinnen nachsagt: (Fast) alle wachsen und gedeihen  in meinem Garten auch ohne besondere Pflege und Zuwendung prächtig – die ausgewilderten No-name-Topfrosen ebenso wie die  Rosen mit langem Stammbaum, die echten aus der Familie der Rosengewächse (Rosaceae) ebenso wie die falschen, also Stock- und Pfingstrosen aus den Familien  Malvaceae und Paeoniaceae. Und  auch  mit Fingerhut und Mohn vertragen sich die Rosen gut – sie haben offenbar keine Berührungsängste.

Ganz in Weiß:  Rosen und  Fingerhut passen auch farblich gut zueinander …
… dagegen ist die Farbabstimmung im Rosenbeet bei Rosen und und Pfingstrosen suboptimal.

Die drei Rosenpflanzen, die ich im vergangenen Jahr bei der Aktion offene Pforte „adoptiert“ habe, haben selbst den etwas unbequemen und zugigen Transport aus den Nachbarorten im Radkorb heil  überstanden. Die Künstlerrose aus Bissendorf-Wietze und die Päonienrose aus Altwarmbüchen blühen unterm Wohnzimmerfenster schon bzw. bald. Nur Adoptivrose Nummer drei bereitet mir ein bisschen Sorgen. Die Dominie Sampson soll angeblich früh und im Schatten blühen – doch noch tut sich gar nix. Vielleicht fühlt sie sich einsam zwischen Walderdbeeren, Iris und Topinambur; möglicherweise vermisst sie ihre 250 Schwestern aus Silke Rex‘ Rosengarten. Ihn kann ich in diesem Jahr leider nicht besuchen, weil die Gartenpforten in der Region Hannover corona-bedingt geschlossen bleiben.

Abracadabra – meine Künstlerrose

Mein Rosen-Liebling Rhapsody in blue – duftendes Geschenk meiner Nachbarin – und ihre duft- und namenlose weiße Schwester wachsen und blühen dagegen scheinbar um die Wette: Sie würden unseren Wintergarten längst überwuchern, würde ich sie nicht immer wieder zurückschneiden. Und auch die Heckenrose neben dem Teich hätte sicher schon den Zaun überwunden und sich über den Radweg und die Straße ausgebreitet. Vielleicht lasse ich künftig wachsen was wächst. Denn der Gedanke, dass unser kleines Haus hinter einer Wand aus Rosen verschwindet wie weiland Dornröschens Märchenschloss, gefällt mir. Ob sie dazu hundert Jahre brauchen würden?

Keine hundert, aber doch einige Jahre hat es gedauert, bis sich in diesem Frühjahr endlich die ersten Veilchen in unserem Garten angesiedelt haben. Mal habe ich im Gartencenter zu früh nach den Pflänzchen gefragt, mal war ich zu spät. Und einige Violas, die ich gepflanzt habe, sind spurlos verschwunden. Vielleicht sind sie ja der Gierschjagd im Frühjahr zum Opfer gefallen oder ich habe sie mit dem Laub aus dem Garten geharkt, weil sie sich gar zu bescheiden versteckt haben.

Das passiert den Rosen nicht. Womit bewiesen wäre, dass ein anderer Spruch stimmt: Bescheidenheit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr.

Gartenblicke im Mai

Jetzt ist der Mai schon fast wieder vorbei, der Sommer gefühlt da. In unserem Garten grünt und blüht es  – und wenn man ein paar Tage nicht hinschaut, wächst einem so manches über den Kopf. Dem Lesezwerg zum Beispiel Giersch und Blaukissen, doch das stört ihn ja bekanntlich nicht, weil er so in sein Buch versunken ist.

Von den beiden Teichen ist nichts mehr zu sehen, und auch der Leuchtturm Roter Sand verschwindet allmählich. Die Iris haben sich Zeit gelassen, dafür blühen sie diesmal gleich in drei Farben – in Gelb, Hellgelb und Lila. Die Heckenrose hinterm Teich hat in diesem Jahr zum ersten Mal mehrere Blüten – leider keine duftenden.

Die Rosen im Rosenbeet – eine echte Rose und ihre „falschen“ Namenscousinen Pfingst- und Stockrose – sind noch nicht so weit. Die Pfingstrose, die zur Familie der Paenonien zählt, wird das Rennen um die erste Blüte wohl gewinnen – die Knospen sind schon sehr dick. Und vielleicht macht sie ja ihrem Namen alle Ehre und blüht an Pfingsten auf. Die Erdbeeren blühen noch und tragen auch schon Früchte – die allerdings noch klein und grün sind.

Die Reben auf der Terrasse werden wohl erst in ein oder zwei Wochen blühen. In Neumagen, dem Ort, in dem ich geboren bin und lange gelebt habe, wurde früher das Weinblütenfest gefeiert – und zwar Mitte Juni. Hoch im Norden, also in der Nähe von Hannover, beginnt die Blüte meist noch später als an der Mosel.

Dagegen ist die Eberesche schon verblüht, doch mein Lieblingsbaum bereitet mir ein bisschen Sorgen. Denn sie wirkt in diesem Jahr recht kahl, will nicht so recht grün werden. Eigentlich sind Ebereschen ja robust, aber im Internet lese ich, dass Pilze wie Schwefelporling oder Baumschwamm können ihnen zusetzen. Ich werde den Baum in den nächsten Wochen beobachten. Denn wenn man die Pilze frühzeitig entdeckt, kann man sie gut bekämpfen. Werden sie zu spät entdeckt, ist der Baum unrettbar verloren. Ich werde mit dem  Specht am Baum sprechen: Vielleicht kann ja auch er ein bisschen auf seinen Gastgeber achten.

Von Großen Gärten, Goldenen Figuren und grünen Oasen

Er hatte eine faire Chance – und er hat sie teilweise genutzt. Olaf Groß‘ Großstadtgespräch über die Rückkehr der Goldenen Figuren in den Großen Garten in Herrenhausen hatte mich neugierig gemacht (https://grossstadtgespraech.de/2020/05/07/herrenhausen-goldene-figuren-schweben-ins-gartentheater/). Anlass genug, wieder einmal hinein- und nicht immer nur daran vorbeizugehen. Immerhin ist der Große Garten  einer der bedeutendsten Barockgärten in Europa

Keine Frage: Repräsentativ ist er – und das sollte er ja auch sein. Denn einer der adligen Vorbesitzer – einer der vielen Ernst Augusts, die es in Hannovers Adel gibt – wollte Kurfürst werden. Um seine Kollegen zu beeindrucken, ließ er den Vorgarten seines Schlosses aufhübschen. Das ist zugegebenerweise die proletarische Version der Geschichte – an ihr erkennt man unschwer, dass ich mit so viel Pracht und altem Adel wenig anfangen kann.

Schloss mit Vorgarten und Schwanenteich – ohn Schwäne

Aber ich gebe zu: Der Garten hat was, zum Beispiel den Eingangsbereich, den der dänische Architekt und Designer Arne Jacobsen Mitte der 60er Jahre entworfen hat. Auf der Gartenseite „versteckt“ sich der fast 50 Meter lange moderne Glasbau hinter einem gusseisernen Laubengang aus dem 19. Jahrhundert.

Das Arne Jacobsen Foyer

Auch die frisch restaurierten Goldenen Figuren, Nachbildungen berühmter Vorbilder aus der Antike, gefallen mir, ebenso das Gartentheater selbst, in das sie jetzt zurückgekehrt sind. Das Gartentheater soll um 1690 entstanden und damals das erste Heckentheater in Deutschland gewesen sein. Im Sommer finden hier beispielsweise Konzerte, Musicals, Kino unter freiem Himmel oder Poetry Slams. Ich habe vor Jahren den Sommernachtstraum im Gartentheater gesehen – allerdings nicht die Original-Shakespeareversion, sondern das Musical von Heinz Rudolf Kunze und Heiner Lürig. Und obwohl der Abend kein traumhafter Sommerabend war, sondern ziemlich verregnet, war es eine ganz besondere Atmosphäre.

Tanz auf der Ballustrade des Zuschauerraums

Beeindruckend sind auch die vielen Wasserbecken mit zahlreichen Springbrunnen in allen erdenklichen Größen. Damit sie funktionierten, ließ Ernst August kilometerlange Zuleitungen und einen Hochbehälter bauen. Die große Fontäne, eine der Hauptattraktionen des Großen Gartens, sprudelt erst seit 1720 – nachdem die Leine aufgestaut und eine dampfbetriebene Pumpanlage aus England installiert worden war. Vor genau 300 Jahren schoss der Wasserstrahl erstmals 36 Meter hoch, heute sind es sogar 72 Meter, wenn es windstill ist. Bei meinem Besuch war sie leider außer Betrieb – über zwischen 12 und 14 oder 15 Uhr machen die Wasserspiele im Großen Garten Pause.

Barockgarten mit Springbrunnen

Aber ich werde in den nächsten Wochen sicher noch einmal wiederkommen, vielleicht an einem Frei-, Sams- oder Sonntagabend. Dann wird der Große Garten illuminiert und Händels Wassermusik erklingt. Vielleicht kann ich dann einen Platz in einem der rosenumkankten Holzpavillons im Niederdeutschen Rosengarten ergattern, dem für mich schönsten Sondergarten im Großen Garten. Inselgarten, Renaissancegarten, Barockgarten und Rokokogarten mit ihren zurechtgestutzten, in Reih und Glied und kunstvolle Muster gezwängten Mini-Buchsbäumen begeistern mich dagegen nicht.

Der Niederdeutsche Rosengarten. Auch meine Lieblingsrose Rhapsody in Blue wächst hier.

Grüne Oasen gibt es im Großen Garten übrigens auch. Zwischen den breiten Wegen erobert in eingezäunten Bereichen die Natur den Garten zurück – Wildwuchs inmitten in der geordneten Parklandschaft.

Der Irrgarten war bei meinem Besuch wegen Corona ebenso noch gesperrt wie mein Lieblingsort im Großen Garten, die zwar alte, aber von Niki de Saint Phalle vor einigen Jahren neu gestaltete Grotte.

Blick nur von außen – Eva in den Spiegeln

Und so bin ich am Ende doch wieder im Berggarten gelandet, wo es üppiger grünt und blüht als im Großen Garten. Schon unter Kurfürstin Sophie wurde der Berggarten genutzt, um seltene Pflanzen zu züchten und zu pflegen.

Heute sind dort mehr als 12.000 Pflanzenarten aus aller Welt zu sehen (https://www.hannover.de/Herrenhausen/Herrenh%C3%A4user-G%C3%A4rten/Berggarten) – kein Wunder, dass ich dort bei jedem Besuch Neues entdecke.

Wieder geöffnet

Seit letzter Woche sind die Herrenhäuser Gärten wieder geöffnet und natürlich habe ich sie besucht, als ich einen Termin in Hannover hatte. Der Besucherandrang hielt sich in Grenzen. Kein Wochenende, keine Schlangen am Eingang.

Wie immer zieht es mich in den Berggarten. Der Große Garten kann warten – vor allem, weil die  von Niki de Saint Phalle entworfene Blaue Grotte noch geschlossen ist. Auch die Schauhäuser im Berggarten sind zurzeit gesperrt. Doch das verschmerze ich leicht, die Wiedersehensfreude ist größer. Nach Wochen des „Entzugs“ gefällt mir sogar der Schmuckhof, an dem ich sonst eher achtlos vorübergehe. Noch blühen Tulpen, Narzissen, Kaiserkronen, Anemonen und Hyazinthen und Goldlack – überwiegend  gelb-orange

Obwohl ich seit Jahren Stammgast in den Herrenhäuser Gärten bin, entdecke ich immer wieder etwas neu – dieses Mal sind es die Pfingstrosen. Laut Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Pfingstrosen gehören 32 Arten zur Gattung der Pfingstrosengewächse (Paeoniaceae). Ich bin sicher, dass im Berggarten (fast) alle wachsen – große und kleine, Stauden, Halbsträucher und Sträucher in verschiedenen Farben von Weiß über Gelb, Bonbonrosa und grellem Pink bis zu dunklem Lila.  Einige tragen noch Knospen, andere sind schon verblüht.

Natürlich stecke ich als bekennender Duftfreak meine Nase in manche Blüte  hinein. Und einmal mehr bereue ich es, dass ich die  Pfingstrosenstaude aus dem Garten meines Elternhauses nicht in meinen eigenen Garten umgesiedelt habe. So intensiv wie die Blüten zu Hause duftet hier keine. Aber vielleicht täuscht mich da auch die Erinnerung.

Im Moorweiher hatte wohl ein Schwan in der besucherlosen Zeit sein Nest direkt am Ufer gebaut – kaum einen Meter vom Weg entfernt. Jetzt hat er es verlassen und drei Eier zurückgelassen. Vielleicht fühlte er sich von den Besuchern gestört, die nach der Öffnung die Gärten wieder erobern.

Im Staudengrund hat die Natur ganze Arbeit geleistet: Die Pflanzen am Ufer haben den schmalen  Bachlauf fast überwuchert. Dass hier kein natürlicher, sondern ein künstlicher Bach fließt, merkt man nicht. Und wie so oft habe ich das Gefühl, irgendwo in der Natur zu sein.

Im Staudengrund

Übrigens: Wer einen Blick in den Großen Garten werfen möchte, kann dies auf der Website https://grossstadtgespraech.de tun. Olaf Groß war dabei, als die Goldenen Figuren mit dem Kran ins Gartentheater zurückkehrten. Das soll wieder in seinen ursprünglichen Zustand  versetzt werden (https://grossstadtgespraech.de/2020/05/07/herrenhausen-goldene-figuren-schweben-ins-gartentheater/).

Ab 15. Mai ist das historische Gartentheater wieder für Besucher geöffnet geöffnet. Ein guter Grund für mich, auch den Großen Garten wieder einmal zu besuchen.

Gartenblick April

Die Kräuterfrau hatte recht: Der Waldmeister, den ich vermisst habe, ist wieder da. Er wächst hinterm Teich in diesem Jahr zwar nicht so üppig wie in den vergangenen, doch er wächst: Womit bewiesen wäre, dass man im Garten manchmal nur abwarten muss. Oder wie es in Sambia heißt: Das Gras – respektive der Waldmeister – wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.

Am Zaun hinterm Teich ist es momentan ein bisschen kahl. Dort habe ich am Wochenende die Zweige der Gewöhnlichen Schneebeere, die bei uns Knallerbsenstrauch heißt, weggeschnitten. Denn sie überwuchern Felsenbirne, Weißdorn, Holunder und Co, die eigentlich zu einer dichten Vogelschutzhecke zusammenwachsen sollen. Noch tun sie sich schwer, vielleicht hilft es ihnen, dass ich ihnen ein bisschen Luft verschafft habe.

Die beiden kleinen Teiche sind bald nicht mehr zu sehen; sie verstecken sich hinter den Pflanzen am Ufer. Sumpfdotterblume und Beinwell blühen schon eine ganze Zeit, Lilien und Akelei brauchen dagegen noch eine Weile, ebenso die Pfingstrosen, die den Umzug aus dem Harz gut verkraftet haben und sogar kleine Knospen haben.

Apropos Pfingstrosen: Sie haben sich jahrelang in meinem Garten schwer getan, mehrere Pflanzen sind eingegangen. Doch in diesem Jahr gedeihen nicht nur alle vier Ableger aus dem Harz prächtig, sondern auch die beiden Pfingstrosen, die schon länger hier zu Hause sind.

Die größere der beiden steht im Rosenbeet, aus dem ich hunderte Krokusse ausgegraben habe. Sie haben sich im Winter zu stark vermehrt; die Erdbeeren am Rand des Beets waren ganz unter ihnen verschwunden. Jetzt erholen sie sich und blühen. Ich hoffe auf reiche Ernte, auch von den Walderdbeeren, die ich am Wochenende ins Beet am Zaun gepflanzt habe. Unterm Apfelbaum ist es für Erdbeeren eigentlich zu schattig. Doch Walderdbeeren haben ja eigentlich gelernt, im Schatten großer Bäume zu (über)leben.

Das Blaukissen blüht immer noch. Es wächst so hoch, dass der lesende Zwerg fast darin verschwindet. Im Schutz des Blütenteppichs streckt eine Rose ihre Triebe aus. Leider nicht meine Lieblingsrose, die duftende Rhaspsody in blue, sondern ihre nicht duftende Beetgenossin.

Mein Lieblingsbaum, die Eberesche, blüht und wird langsam grün,

und auch die beiden Reben, die zwischen beiden Terrassen wachsen, haben schon Blätter. Bis sie blühen, vergehen noch ein paar Wochen. Vor ein paar Tagen habe ich Karotten, Zuckererbsen, Roten Rüben und Pastinaken in die beiden Hochbeete gesät, Ringelblumen und Kamille in das Kräuterbeet am Rande der Terrasse. Dort möchte ich noch Ananassalbei, Currykraut, Zitronenthymian und Liebstöckel pflanzen. Wahrscheinlich Ende der Woche, wenn ich auf dem Markt Pflanzen kaufen konnte – bei der Kräuterfrau, die mich immer so gut berät.

Ziergarten mit Nutzeffekt

Die Corona-Krise verstärkt angeblich den Trend zum Gärtnern und zur Selbstversorgung.  Bei mir nicht:  Ich lese zugegebenerweise nach wie vor lieber im Garten, als darin zu arbeiten.  Ich habe nicht den Ehrgeiz, meine Mahlzeiten selbst anzubauen. Und ich werde unseren Rasen nicht in einen Kartoffelacker oder einen Nutzgarten verwandeln. Unser Garten ist  ein Ziergarten – und das bleibt auch so. Aber ein bisschen mehr Nutzen als bisher darf‘s schon sein.

Ein Kräuterbeet mit Rosmarin, Salbei, Zitronenmelisse und Lavendel

Kräuter gibt es in unserem Garten zuhauf. Allerdings vor allem, weil sie so gut riechen – ja ich bin bekennender Duftfreak. Auf dem Teller landet leider nur ein kleiner Teil, obwohl ich es mir jedes Jahr aufs Neue vornehme. So habe ich es auch in diesem Jahr  wieder nicht geschafft, den Bärlauch zu Öl, Pesto oder Brot zu verarbeiten, bevor er anfing zu blühen – und ungenießbar wurde.

Dagegen wandern die Beeren – Heidel- Stachel-, Erd-, Johannis- und Brombeeren – wenn sie reif sind meist direkt ins Müsli und in den Mund. Aus Sauerkirschen und Trauben kochen wir Marmelade bzw. Gelee. Die meisten Früchte überlassen wir allerdings den Vögeln, manche Sträucher wie Weißdorn, Kornelkirsche und Holunder haben wir eigens für sie gepflanzt. Doch zum Dank beschimpfen sie uns wüst, wenn wir in den Garten kommen und sie bei der Ernte stören.

Der Bärlauch blüht schon – und kann nicht mehr verarbeitet werden.

Tomaten pflanzen wir schon seit Jahren – sie schmecken einfach besser als die gekauften. Im vergangenen Jahr habe ich zum ersten Mal neben Cherry- und Cocktailtomaten auch Sorten mit größeren Früchten ausprobiert – trotz des nicht optimalen Standorts im Halbschatten mit Erfolg. In diesem Jahr bekommen die Tomaten einen Platz auf der sonnigeren Terrasse. Es käme mir allerdings nicht in den Sinn, die Pflanzen aus Samen zu ziehen. Sie zu säen, zu pikieren und zu hegen und pflegen, bis sie dem Babyalter entwachsen sind, ist mir einfach zu mühsam. Das versucht mein Mann in diesem Jahr zum ersten Mal.

Die ersten Pflänzchen haben sich prächtig entwickelt und sind wie   Gurken, Zucchinis und Radieschen schon aus der Pflanzschale im Wintergarten ins Beet bzw. auf die Terrasse umgezogen.

Aus dem Anzuchttopf im Wintergarten ins Beet. Der Umzug ist den Zucchinis gut bekommen.

Das im Herbst angelegte Hochbeet hat sich bewährt und uns im Winter leckeren Feldsalat und Spinat beschert. Deshalb haben wir jetzt noch ein zweites angelegt und nutzen die sonnige Terrasse als seniorengerechten Hochgarten. Möhren habe ich schon gesät, in den nächsten Tagen sollen noch Kohlrabi, Postelein, Mangold und Rucola folgen.

Hoch- und Kräuterbeet

Rucola ist eine Pflanze ganz nach meinem Geschmack: Sie ist anspruchslos und pflegeleicht; ich mag den Geruch und esse sie gerne – wegen des sehr intensiven Geschmacks allerdings nur in kleineren Mengen. Lose gibt es Rauke in den Läden im Ort eigentlich nie; wenn ich eine Packung kaufe, welkt meist ein (großer) Teil dahin, bevor ich ihn aufbrauchen kann.

Selbst pflanzen ist da weit nachhaltiger. Mit dem Pflänzchen, das ich vor drei Jahren gesetzt habe, konnten wir drei Jahre lang unseren Rucola-Bedarf aus dem eigenen Garten decken – garantiert frisch und ungespritzt. Denn es hat  sich wundersam vermehrt, im ganzen Garten ausgebreitet und auch unsere Terrasse in ein Rucolafeld verwandelt. Im vergangenen Jahr konnte ich schon Anfang April den ersten Rucola auf der Terrasse ernten https://timetoflyblog.com/gartenerkenntnisse. Doch in diesem Jahr halte ich vergeblich Ausschau – und werde für Nachschub sorgen.

Wieder im Einsatz ist seit Kurzem auch der Komposter. In den vergangenen Jahren haben wir unsere Grünabfälle in der grünen Tonne entsorgt, die hier in der Region ein grüner Sack ist. Jetzt kompostieren wir wieder selbst und können demnächst die Hochbeete mit eigener Erde auffüllen – oder ein weiteres befüllen.

Einen neuen Ort zum Lesen und Entspannen gibt es im Garten auch: In der Schaukel im Apfelbaum kann ich nach getaner Arbeit die Seele baumeln, sprich schaukeln lassen. Aber manchmal schaukle ich zugegebenerweise auch statt zu arbeiten.

Foto: Utz Schmidtko

Gäste im Teich und im Garten

Ob wir in diesem Jahr in Urlaub fahren werden, wissen wir nicht. Wir lassen es auf uns zukommen. Doch unsere Pflanzen haben wir bereits in Sommerfrische geschickt. Weit reisen mussten sie nicht, denn sie verbringen die Sommermonate jedes Jahr am gleichen Ort – auf unserer Terrasse, also quasi vor der Tür. Das scheint ihnen gut zu gefallen – beschwert hat sich noch keine. Im Gegenteil: Sie blühen draußen immer auf.

Sommerfrische für Zitruspflanzen

Der kleine Gartentisch hat in diesem Jahr einen neuen Standort bekommen – und eine neue Aufgabe: Er dient vorläufig als Blumentisch. Die Blüten sollen helfen, die Insekten anzulocken, denen wir ein neues Quartier an der Gartenhütte spendiert haben. In das alte Insektenhotel an der Rückseite ist – trotz Teichblick – bislang niemand eingezogen. Vielleicht gefällt es Bienen, Hummeln und Co auf der Sonnenseite der Hütte besser. Möglicherweise ist ihre Zurückhaltung aber auch ein gutes Zeichen: Die Insekten checken vielleicht nicht ein, weil sie in unserem und in den Nachbargärten genügend andere Unterkünfte finden.

Die Frösche sind wieder in unseren Garten zurückgekehrt, obwohl es in der Nähe gewiss schönere und größere Gartenteiche gibt. Ganz freiwillig tun sie das nicht – sie folgen ihren Genen und kehren immer wieder in den Teich zurück, in dem sie geboren wurden. Allmählich wird es eng: In diesem Jahr sind sie zu viert, drei von ihnen teilen sich den kleineren der beiden Teiche. Vielleicht müssen wir den Teich doch irgendwann vergrößern.,

Die Frösche sind vermutlich froh darüber, dass der Gartentisch – anders als in den vergangenen Jahren – nicht mehr am Teich steht. Sie fühlen sich nämlich durch meine Anwesenheit gestört und flüchten ins Wasser, sobald ich mich nähere. Nur eineR ist weniger ängstlich und ließ sich – gut getarnt – von mir fotografieren.

Suchbild mit Frosch

Endlich wieder Gartenarbeit

Nach ca. 15 Jahren ohne Garten habe ich in meiner neuen Wohnung, in der ich seit Januar wohne, endlich wieder die Gelegenheit, in der Erde zu wühlen und zu pflanzen, was ich pflanzen möchte. Meine letzte Wohnung hatte immerhin schon einen Balkon – der allerdings irgendwann so mit Pflanzen, hauptsächlich Obststräuchern, vollgestellt war, dass ich mich selbst kaum noch daraufsetzen konnte.

Der Balkon meiner neuen Wohnung ist etwa anderthalb Mal so groß wie der der alten Wohnung; noch dazu kann ich den Garten nutzen, der zum Haus gehört. Oder besser gesagt die Grünfläche, denn nach Garten sah der Wildwuchs von Rasen bisher nicht aus.

Rings um das Haus befindet sich also ein Grünstreifen. Das Ganze war bisher nur eine Rasenfläche mit einer Kastanie und einem riesigen Kompost-Blätterhaufen in der einen Ecke und ein paar wilden Büschen und Efeu in der anderen. Dazwischen, den (nicht gerade hübschen) kleinen Maschendrahtzaun zum gegenüberliegenden Grundstück entlang, standen noch ein paar hohe vertrocknete Stengel und Halme.

Es war bislang also nicht der attraktivste Garten. Er wird auch in Zukunft keinen Design-Preis gewinnen, aber mir war beim Einzug sofort klar, dass ich das eine oder andere Beet anlegen wollte – mindestens eins mit Gemüse, ein paar Beerensträucher und vielleicht ein paar Blumen. Schon bei der Besichtigung der Wohnung hatte ich in der Hausmeisterin eine Mitstreiterin gefunden; der Vermieter war auch einverstanden und bot sogar an, ein paar Hochbeete zu besorgen.

Letzte Woche wurde das Wetter nach vielen stürmischen, teils verregneten, teils sonnigen aber eiskalten Tagen deutlich besser und prompt kündigte sich unser Vermieter mit den Hochbeeten an.

Am Mittwoch lieferte er die zusammenbaubaren Holzplanken und einen neuen Rasenmäher bei uns ab und noch am gleichen Tag begannen wir mit der Arbeit.

 

(Foe Rodens)

Gartenblicke März

Seit den letzten Gartenblicken hat sich einiges im Garten getan und auch ich habe schon etwas getan. Ich habe den Lavendel beschnitten, säckeweise welke Stengel und altes Laub aus den Beeten entfernt – und dabei festgestellt, dass gut gemeint oft das Gegenteil von gut gemacht ist. Die locker aufgeschichteten Laubhaufen, eigentlich als Überwinterungshilfe für Igel und anderes Kleingetier gedacht, sind durch den Dauerregen im Februar in sich zusammengefallen, haben sich in eine glitschige Pampe verwandelt. Doch es scheint, dass die Bewohner die feucht gewordenen Höhlen rechtzeitig verlassen und sich in Sicherheit gebracht haben. Jetzt liegen die Blätter zum Trocknen neben dem Teich und warten darauf, dass die Grünannahmestelle wieder öffnet – oder auf ihren Einsatz als Schicht im geplanten zweiten Hochbeet auf der Terrasse.

Zurzeit sind Gelb und Lila die dominierenden Farben. Das Kleinblättrige Immergrün (Vinca minor) hinterm Teich blüht lila, ebenfalls lila, nur eine Nuance dunkler, die Primel und das neue Veilchen. Es  hat zum Glück den Bodenfrost der letzten Nächte ebenso überstanden wie die kleinen Pfingstrosen. Welche Farben sie haben, weiß ich nicht – ich habe sie erst im Herbst gepflanzt.

Gelb blühen Winterlinge, die Sumpfdotterblumen im Teich, Narzissen und – gleich nebenan neben der Eberesche – Forsythien und Mahonien. Woher die kleinen Sträucher kommen, die sich überall im Garten ausbreiten, weiß ich nicht – ich kannte bis heute Morgen ja noch nicht mal ihren Namen. Es müssen wohl Kriechende Mahonien (Mahonia repens) sein, laut Wikipedia sind sie immergrün, bilden Ausläufer werden etwa 50 Zentimeter hoch. Das passt – und vielleicht stimmt ja auch der Namen.

Die Rosen im Rosenbeet haben schon Blätter, ebenso Pfingstrosen und Teehibiskus. Die Stockrosen scheinen leider den Schnecken in diesem Jahr besonders gut zu schmecken. Viele sind angenagt – ich hoffe, dass ihnen der Appetit allmählich vergeht und die Stockrosen sich erholen. Vom Rittersporn ist leider noch nichts zu sehen und von den Krokussen, die sich zwischen diversen Stauden und Erdbeeren ausbreiten, hat in diesem Jahr noch kein einziger geblüht. Sie sind, so scheint es, völlig aus dem Rhythmus geraten: In den vergangenen Jahren hatten sie ihre Blütezeit in den Herbst verlegt.

Auf Blaukissen und Traubenhyazinthen ist dagegen wie immer Verlass: Sie stehen dicht an dicht. Der Lavendel bereitet mir dagegen Sorgen. Er krepelt lustlos vor sich hin. Vielleicht hätte ich ihn im Herbst radikal zurechtstutzen sollen, wie es mir eine Bekannte empfohlen hat. Doch dazu fehlte mir der Mut.  Die Anemone blüht wieder – doch sie bleibt ganz für sich. Anders als ihre Beetgenossen vermehrt sie sich nicht selbst; sobald die Gartenmärkte wieder offen sind, will ich mich nach Gefährten umschauen.

Und auch das kleine Beet zwischen dem Nachbargrundstück und den Terrassen wartet darauf, bepflanzt zu werden. Petersilie, Schnittlauch, Minze und Zitronenmelisse sind schon da, ebenso  Lavendel. Ringelblumen habe ich gerade ausgesät, sobald das Wetter mitspielt und die Kräuterfrau wieder ihren Stand auf dem Wochenmarkt hat, werde  ich weitere Kräuter pflanzen: Ananassalbei zum Beispiel, Rosmarin, Zitronenthymian, Liebstöckel und Currykraut. Dann wird die Hexe, die über das Beet wacht, wieder zur Kräuterhexe.

Frühling im Wintergarten

Wenn es draußen grünt und blüht, erwachen auch die  Pflanzen im Wintergarten aus dem Winterschlaf und zeigen sich von ihrer schönsten Seite.

Die beiden ersten Blüten der Strelitzie haben sich geöffnet und machen ihrem Beinamen Paradiesvogelblume alle Ehre. Wie richtige Vögel recken sie ihre Köpfe empor, scheinen sich neugierig nach ihren Mitbewohnern umzusehen.

Das Zitronenbäumchen blüht und trägt gleichzeitig Früchte. Die sind zwar groß wie „richtige“ Zitronen, aber leider ungenießbar. Dafür verbreiten die Blüten im ganzen Haus einen Hauch von Zitronenduft.

Der Osterkaktus und sein zur Weihnachtszeit blühender Bruder versetzen mich alle Jahre wieder in Erstaunen. Sie sind die Senioren unter unseren Pflanzen. Wir haben sie vor fast 30 Jahren von meiner Schwiegermutter geerbt – inzwischen haben sie schon zahlreiche Kinder und Enkel. Einige Blätter sind im Laufe der ergraut, wirken fast wie versteinert.  Doch jedes Jahr blühen sie üppig – der eine zu Ostern, der andere ein halbes Jahr später zur Weihnachtszeit. Danach wirken sie so ausgelaugt, dass ich um ihr Leben fürchte. Schließlich sie sind nicht mehr die Jüngsten. Doch sie sind zäh – trotzen dem Alter: Im Laufe des Jahres erholen sie sich und bilden neue Knospen – jeder rechtzeitig zu „seinem“ Fest,