Blausterne und andere blauen Blüten

Nicht nur die sprichwörtlichen Kirschen, auch die Blumen blühen in Nachbars Garten offenbar schöner als in eigenen. Das gilt bei mir zumindest für Scillas. Im Frühling verwandeln die Blausterne die Nachbarwiese in einen Blütenteppich, während sie sich in unserem Garten rar machen.

 

Die Scillas in Nachbars Garten …

Weil ich Scillas mag und sie angeblich fast überall gedeihen, habe ich, selbst ist die Frau, ein paar Pflanzen ausgegraben – natürlich nicht, ohne den Grundstücksbesitzer um Erlaubnis zu fragen. Den besten Pflanztermin von August bis in den Herbst hinein habe ich zwar verpasst, aber angeblich ist es auch im Frühling nicht zu spät. –

… und nach dem Umzug im eigenen.

6 bis 8 cm tief soll man die Zwiebeln in den Boden stecken. Das habe ich getan, doch wirklich wohl scheinen sich die Scillas in der neuen Umgebung nicht zu fühlen. Vielleicht vermissen sie ihre Artgenossen und fühlen sich einsam. Oder ich bin ihnen zu nahe gekommen und sie haben durch das Ausgraben einen Schock erlitten. Denn nach einer neuen Studie an der La Trobe University in Melbourne mögen es Pflanzen es, anders als oft angenommen wird, gar nicht, wenn man sie berührt. Es stresst sie so sehr, dass sie deutlich – um bis zu 30 Prozent – langsamer wachsen.

Frei nach Johann Wolfgang von Goethe: Ein Veilchenin dem Garten stand …

Ich werde sie also in den nächsten Tagen und Wochen Abstand und nur ganz heimlich nach ihnen sehen, ebenso wie nach den anderen Neulingen in unserem Garten. Das Veilchen und die Anemone scheinen den Umzug besser verkraftet haben. Aber sie sind, anders als die Scillas, nicht in freier Wildbahn – sprich einem unbebauten Grundstück – groß geworden, sondern in Gartencentern. Sie sind also an Menschen gewöhnt, haben sich den Zweibeinern und ihrem mitunter seltsamen Verhalten angepasst. Auch zu ihren neuen Nachbarn Blaukissen und Traubenhyazinthen passt die Anemone gut – Rhapsodie in Blue

 

Rhapsodie in Blau: Anemonen, Blaukissen und Traubenhyazinthen

Google sei dank habe ich auch die Gedichtzeile gefunden, die mir im Kopf herumspukt, seit ich die Anemone auf dem Markt gesehen, gekauft und gepflanzt habe. Es ist von Gottfried Benn und passt zu diesem eher kalten, trüben Frühlingsbeginn.

ANEMONE

Erschütterer −: Anemone,
die Erde ist kalt, ist nichts,
da murmelt deine Krone
ein Wort des Glaubens, des Lichts.

Alle, die es interessiert, finden das Gedicht z. B.  unter

Gottfried Benn / Thomas Florschuetz: Blumen