Beim Schreiben nicht allein: Warum ich gerne mit anderen schreibe

Ich habe als freie Journalistin und Autorin jahrzehntelang im Homeoffice gearbeitet – schon, als es dieses Wort noch gar nicht gab. Geschrieben habe ich (fast) immer allein. Wie gut es tut, (manchmal) gemeinsam mit anderen zu schreiben, habe ich erst vor einigen Jahren bei einem Schreibwochenende in Wien entdeckt. Ich habe die Idee dann nach Hannover exportiert und dort einen (Frauen)Schreibtreff initiiert. Seit mehr als fünf Jahren treffen wir uns am ersten Sonntag im Monat, um einen Nachmittag lang gemeinsam – jede an ihren eigenen Texten – zu schreiben.

Inzwischen nutze ich neben dem Schreibtreff auch andere Möglichkeiten zum Cowriting: So logge ich mich, wann immer ich Zeit habe, dienstags bis freitags bei der von der Textmanufaktur angebotenen Schreibzeit am Morgen ein oder am späten Mittwochnachmittag beim Schreibdate von Denise Fritsch. Manchmal verabrede ich mich mit meiner Schreibpartnerin zum gemeinsamen Schreiben – mal treffen wir uns online, mal ganz analog irgendwo in Hannover. Und dann gibt es ja auch noch das Cowriting mittwochs im AutorInnenzentrum.

Gemeinsam Schreiben im AutorInnenzentrum in Hannover

Mein eigenes Schreibzimmer möchte ich auf gar keinen Fall missen. Und nach wie vor schreibe ich meist allein. Aber es gibt (für mich) eben auch gute Gründe, mich (regelmäßig) mit anderen zum Schreiben zu verabreden. Hier die fünf wichtigsten.

1. Schreibverabredungen schaffen Verbindlichkeit

Zeit zu schreiben hätte ich als Rentnerin eigentlich genug. Aber seit Schreiben für mich „nur noch“ Hobby ist, ich keine Abgabetermine mehr einhalten und mit Schreiben kein Geld mehr verdienen muss, nehme ich mir diese Zeit zu selten. Der Wunsch und der gute Willen sind da, aber dann gibt es im Alltag allzuoft Dinge, die zuerst erledigt werden wollen. Mal wartet die Wäsche, das Badezimmer muss mal wieder geputzt, eine Mail geschrieben oder das Unkraut im Garten gejätet werden.

Wenn ich mich mit anderen zum Schreiben verabrede, halte ich diese Verabredung in der Regel ein und sage sie nur ab, wenn es einen wirklich triftigen Grund gibt. Ich nehme mir dann also nicht nur vor, zu schreiben, sondern ich tue es auch – und komme dann mit meinen Texten oder Projekten auch meist voran.

2. Keine Ablenkung durch Alltagsdinge

Scheinbar wichtige Dinge (siehe oben) verhindern nicht nur, dass ich anfange zu schreiben, ich lasse mich von ihnen auch allzugerne unterbrechen. Wenn ich mich mit anderen irgendwo an einem anderen Ort zum Schreiben treffe, bleiben viele alltäglichen Ablenkungen zu Hause. Aber auch bei Online-Schreibtreffs am heimischen Computer hält mich die Anwesenheit der Mitschreiberinnen im virtuellen Raum davon ab, andere Dinge zu tun. Meist lasse ich meine Kamera während der Schreibzeit an, damit alle sehen können, dass ich brav an meinem Platz bleibe und schreibe. Und manchmal klicke ich selbst auf die Videobilder der MitschreiberInnen. Denn es motiviert mich, wenn ich ihnen einen Moment beim Schreiben oder Nachdenken zusehen kann.  

3. Gemeinsames Schreiben inspiriert

Die besondere Atmosphäre, die beim gemeinsamen Schreiben entsteht, hat Judith Wolfsberger in ihrem Buch „Schafft euch Schreibräume“* sehr gut beschrieben. „In diesem gemeinsamen Schreibraum wird frau getragen von der kreativen Energie der Gruppe, dem Klappern der Tastaturen und Teetassen, dem Blättern, Kritzeln, Atmen, dem Kaffeegeruch. Die anderen schreibenden Körper, aktiven Köpfe, kreativen Seelen im Raum schaffen eine Anwesenheit, Gemeinsamkeit, die über so manche Ausflucht oder Selbstzweifel hinwegträgt. Dadurch stellt sich die innere Klarheit ein: jetzt bin ich hier in diesem Schreibraum, also schreibe ich“, schreibt sie auf Seite 209.

Die inspirierende Atmosphäre entsteht, so meine Erfahrung, auch im digitalen Raum – ohne die von Judith Wolfsberger beschriebenen Gerüche und Geräusche. Denn die Mikros sind während der Schreibzeit ausgeschaltet, damit alle wirklich ungestört schreiben können. Allein das Wissen, dass auch andere zur gleichen Zeit konzentriert schreiben, motiviert mich, erhöht meine Kreativität. Und meine innere Kritikerin traut sich meist gar nicht hervor, wenn sie die Anwesenheit und die geballte Kraft der vielen Schreibenden spürt.

4. Feste Abläufe sind hilfreich

SchreibexpertInnen sind sich einig: Feste Schreibzeiten und Schreibrituale helfen, in den Schreibmodus oder gar -flow zu kommen. Mir ist es bis jetzt noch nicht gelungen, in meinem Alltag eine eigene Schreibroutine und feste Schreibzeiten zu etablieren. Beim gemeinsamen Schreiben – ob digital oder analog – gibt es beides: feste Zeiten und bestimmte Abläufe, zum Beispiel eine kurze Mediation, Schreibimpulse oder ein Austausch über die Schreibziele am Anfang, eine ebenso kurze Reflexion am Schluss. Mir hilft’s.

5. Es macht Spaß, gemeinsam mit anderen zu schreiben

Ob singen, laufen, wandern oder malen: Vieles unternehmen wir gemeinsam mit anderen. Nur beim Schreiben bleiben wir meist allein – vielleicht weil viele beim Schreiben Ruhe brauchen. Oder weil das Bild vom Schriftsteller, der allein an seinem Schreibtisch sitzt, in den Köpfen vieler Schreibender spukt.

Dass Frauen ein eigenes Zimmer brauchen, um erfolgreich schreiben zu können, hat Virginia Woolf in ihrem berühmten Essay vor fast 100 Jahren geschrieben. Aber Schreiben war für sie auch eine gemeinschaftliche Sache. „Sie war Teil der von ihr und ihrer Schwester Vanessa Bell initiierten Bloomsbury Group. Ihr Leben lang genoss sie intensiven Austausch mit ihrer community, das gegenseitiges Feedback und tausende lange Briefe, die sich gegenseitig schrieben“, schreibt Judith Wolfsberger auf ihrer Website Virginias Vision.

PS 1: Es sind übrigens meist Frauen, die gemeinsam mit anderen schreiben möchten. Der Frauenschreibtreff im AutorInnenzentrum hat einmal als offener Schreibtreff begonnen – und wurde irgendwann zum Frauenschreibtreff, weil schreibende Männer kein Interesse am gemeinsamen Schreiben hatten. Und auch bei den Online-Schreibtreffen sind die meisten TeilnehmerInnen weiblich. 

PS 2: Dieser Blogbeitrag ist zum größten Teil in der Schreibzeit am Morgen mit Sabine E. Rasch und während des Schreibdates mit Denise Fritsch entstanden.

PS 3: Mit diesem Blogbeitrag habe ich Judith Peters Blog-Empfehlung für die Kalenderwoche 29/2025 aufgegriffen. Sie schlägt vor, darüber zu schreiben, warum ich irgendetwas – z. B. Bloggen, Radfahren, Schwimmen oder Gärtnern – besonders liebe

Allerdings widerstrebt es mir, das Wort „lieben“ in diesem Zusammenhang zu verwenden. Denn hier halte ich es mit dem ehemaligen Bundespräsidenten Gustav Heinemann, der auf die Frage, ob er den Staat denn nicht liebe, geantwortet haben soll: „Ach was, ich liebe keine Staaten, ich liebe meine Frau; fertig!“ (Zitiert von Hermann Schreiber in DER SPIEGEL, 13. Januar 1969 ). Ich finde, Gustav Heinemann hatte recht.

Judith Wolfsberger: Schafft euch Schreibräume! Weibliches Schreiben auf den Spuren Virginia Woolfs. Ein Memoir. Gebundene Ausgabe, Brill Österreich Ges.m.b.H.; 1. Edition (5. März 2018), 29 Euro

*Dieser Beitrag enthält unbezahlte Werbung

2025 einhalb

Die erste Hälfte des Jahres ist vorbei, die zweite hat vor ein paar Tagen, am 2. Juli, begonnen. Zeit also für eine Art Halbzeitbilanz.

Same procedure as last year?! Auch in diesem Jahr waren meine guten Vorsätze fast die gleichen wie in den vergangenen Jahren. Und auch diesmal habe ich vieles, was ich mir vorgenommen habe, nicht durchgehalten. Aber vielleicht habe ich in diesem Jahr eine bessere Ausrede. Denn Anfang Mai hat mich mein Ausrutscher beim Wandern in Norwegen aus meinem alltäglichen Leben herauskatapultiert.

Ich habe mir bei dem Sturz zum Glück zwar nur das Fußgelenk gebrochen. Aber zumindest meine sportlichen Ziele sind dadurch in weite Ferne gerückt. Dabei war ich durchaus auf einem guten Weg: Ich bin bis Anfang Mai im Schnitt mehr als die angestrebten 10.000 Schritte täglich gegangen, die Yogaübungen am Morgen waren fester Bestandteil meines Morgenritual. Und ich hatte mir fest vorgenommen, mir nach meiner Rückkehr aus Norwegen eine Saisonkarte fürs Freibad kaufen. Doch dann durfte ich bis zum 1. Juli den Fuß gar nicht belasten. Und auch jetzt meine Mobilität noch stark eingeschränkt. Wenn ich auftrete, ohne die Belastung durch das Abstützen auf Krücken zu reduzieren, tut noch jeder Schritt (sehr) weh. Wahrscheinlich müssen sich Muskeln, Sehnen und Co erst daran gewöhnen, dass sie den begrenzten Platz in meinem Fuß jetzt mit mehreren Schrauben und anderen Metallteilen teilen müssen.

Auch ans Wandern und Reisen war seit dem Sturz nicht zu denken, ja selbst nach Hannover schaffe ich es mit Öffis derzeit noch nicht. Mein Deutschlandticket konnte ich ebenso wenig nutzen wie meine Museumscard und meine Dauerkarte für die Herrenhäuser Gärten. Den Besuch im Rosarium in Uetersen musste ich aufs nächste Jahr verschieben – und vielleicht findet ja auch das Nature Writing Festival in Hamburg 2026 wieder statt. 

Immerhin kann ich jetzt wieder problemlos ins Wohnmobil ein- und aussteigen – vielleicht können wir ja schon in den nächsten Wochen wieder einmal losziehen und zunächst einmal Orte ansteuern, wo ich Freundinnnen treffen oder einfach nur aufs Wasser schauen und meine Seesucht stillen kann.

Weil andere Aktivitäten nicht infrage kamen, hätte ich in den zurückliegenden zwei Monaten ja eigentlich viel Zeit zum Schreiben und Zeichnen gehabt. Aber ich habe völlig unterschätzt, wie eng bei mir Kreativität und Bewegung zusammenhängen: Früher sind viele meiner Artikel und Texte beim Laufen entstanden, seit ich wegen meiner Knie nicht mehr laufen kann, kommen mir beim Gehen viele gute Geh-danken.  

Neu ist die Erkenntnis, dass Bewegung das Denken fördert, nicht: Schon der griechische Philosoph und Naturforscher Aristoteles unterrichtete im 4. Jahrhundert vor Christus seine Schüler im Gehen. Auch in späteren Jahrhunderten war und ist Gehen für viele Schriftsteller und Philosophen Teil ihres (Arbeits)Alltags oder gar sogar ein Schlüsselelement ihrer Kreativität. So behauptete der dänische Philosoph und Schriftsteller Søren Kierkegaard, er habe sich „seine besten Gedanken ergangen“. Und sein Kollege Friedrich Nietzsche traute angeblichnur einem Gedanken …, der mindestens zehn Kilometer gewandert“ ist. Vielleicht stellen sich also auch bei mir Schreibideen und Schreiblust wieder ein, wenn ich mich jetzt wieder mehr bewegen darf. Und noch liegen Jahresziele wie (durchschnittlich) ein Blogbeitrag die Woche nicht in unerreichbarer Ferne.

Auch auf das gemeinsame Schreiben beim Frauenschreibtreff im AutorInnenzentrum musste ich seit Anfang Mai verzichten – dafür nehme ich seit meiner Rückkehr aus Norwegen regelmäßig an der Schreibzeit am Morgen teil, die die Text-Manufaktur ihren Mitgliedern dienstags bis freitags von 8 bis 9 Uhr anbietet. Diese Online-Schreibtreffen will ich auf jeden Fall beibehalten. Vielleicht schaffe ich es ja dann, die beiden Schreibprojekte zu Ende zu bringen, die ganz oben auf der Liste meiner Jahresziele stehen.

Apropos Ziele. Im Oktober 2023 hatte ich – von Kerstin Salvador inspiriert – begonnen, Drei-Monats-Bucket-Listen zu führen. Wer nämlich für kürzere Zeiträume plant, verliert das Ziel nicht so schnell aus den Augen – und verschiebt Dinge im besten Fall nicht auf den nächsten oder übernächsten Monat oder auf den Sankt Nimmerleinstag. Meine ersten Erfahrungen mit den Quartalslisten waren gut – und ich will es in der zweiten Jahreshälfte auf jeden Fall noch einmal versuchen.

Blogparade „Wohin mich mein Schreiben schon geführt hat“

Kerstin Salvadors Aufruf zur Blogparade hat mich sofort angesprochen. Denn Schreiben begleitet mich eigentlich mein ganzes Erwachsenenleben lang. Angefangen habe ich mit dem Schreiben – genauer gesagt mit dem Tagebuchschreiben – während der Schulzeit, nachdem ich Anne Franks Tagebuch gelesen hatte. Und obwohl ich Germanistik und Geschichte mit Ziel Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien studierte, wollte ich auf keinen Fall Lehrerin werden, sondern beruflich irgendwas mit Schreiben, Büchern oder wie man heute sagenwürde mit Medien machen.

Wenn man mir während oder auch direkt nach dem Studium gesagt hätte, dass ich mein Leben lang mit Schreiben Geld verdienen würde, wäre ich wahrscheinlich überglücklich gewesen. Denn die Aussichten, einen Job bei einer Zeitung oder einem Verlag zu finden, waren damals nicht allzu gut. Vielleicht hatte ich auch einfach nicht genug Selbstvertrauen und Mut – und zu wenig praktische Erfahrung.

Mosel und andere Weinbaugebiete

Zunächst führte mich das Schreiben eher zufällig zurück an die Mosel, in den Ort, in dem ich geboren und aufgewachsen war. Ein Leichtathletikfreund arbeitete dort für einen kleinen Verlag – er vermittelte mir ein dreimonatiges Praktikum, an das sich ein Volontariat anschloss. „Learning bei doing“ war angesagt. Ich war, vielleicht auch, weil ich studiert hatte und gerne schrieb, von Anfang an verantwortlich für das Gesamtwerk Deutscher Wein, eine Bildband-Reihe, die im Verlag herausgegeben wurde. Ich korrigierte und lektorierte nicht nur die Beiträge der anderen Autoren, sondern schrieb viele Texte selbst. Wir recherchierten vor Ort – so führte mich mein Schreiben zunächst in mehrere deutsche Weinbaugebiete – an die Nahe, nach Franken und nach Württemberg.

Nicht des Schreibens, sondern der Liebe wegen, zog ich drei Jahre später nach Norddeutschland. Erfahrung im Verlagswesen hatte ich zwar inzwischen; ich war Mitautorin von vier Büchern und hatte in diesen Büchern auch viele Fotos veröffentlicht. Aber mit kleinem Kind und ohne ausreichende Kinderbetreuung wollte mich niemand fest einstellen. Dass ich als freie Journalistin für Zeitungen, Zeitschriften, Verlage, Verbände und Behörden arbeitete, war zunächst also eher eine Notlösung – doch irgendwann merkte ich, dass diese Art zu arbeiten gut zu mir passte. Ich habe vierzig Jahre lang unzählige Artikel geschrieben, mich dabei mit ganz verschiedenen Themen beschäftigt und mir ein gesundes Halbwissen in vielen Bereichen angeeignet.

Als Autorin im Fernsehen

Für zwei Sachbücher, die im Rowohlt Taschenbuch Verlag veröffentlicht wurden, habe ich Frauen bzw. Paare in ganz Deutschland – von Hamburg bis München – besucht und interviewt. Daran, dass mein Schreiben mich zweimal ins Fernsehen gebracht hat, habe ich mich erst beim Schreiben dieses Blogbeitrags wieder erinnert. Einmal fuhr ich für einen Auftritt in Jürgen Flieges Talkshow nach München; für den zweiten Beitrag kam ein Fernsehteam aus NRW zu uns nach Burgwedel. Doch das Fernsehen ist nicht meine Welt. Ich stehe nicht gerne vor der Kamera.

Die Interviews für die Zeitschriftenartikel führte ich meist telefonisch; Recherchereisen waren, weil sie von meinen Auftraggebern leider nicht bezahlt wurden, eher selten. Manches Projekt, über das ich geschrieben habe, habe ich live nicht gesehen. So war ich immer noch nicht im Anne Frank Haus in Amsterdam. Aber es steht weit oben auf meiner To-visit-Liste.

Schreiben und reisen im Wohnmobil

Weil ich für mehrere Campingzeitschriften arbeitete, haben wir uns irgendwann ein Wohnmobil angeschafft: So konnte ich schreiben und reisen, Beruf und Freizeit miteinander verbinden. Ich habe zum Beispiel Artikel über Inselhopping an der Ostsee geschrieben, über Camping zwischen Weinbergen an der Mosel, an oberitalienischen Seen oder an der Costa Brava.

Weil uns diese Art des Reisens gefallen hat, haben wir uns wieder ein Wohnmobil gekauft, als ich Rentnerin geworden bin. Obwohl ich mein Geld nicht mehr mit Schreiben verdiene, schreibe ich immer noch täglich. Zum Tagebuch sind längst die Morgenseiten gekommen, die mir helfen, gut in den Tag zu starten. Und natürlich gibt es diverse Notiz- und Projektbücher, in die ich Dinge aufschreibe, die mir wichtig sind oder scheinen (und die ich dann leider nicht immer wiederfinde).

Seit zehn Jahren blogge ich regelmäßig: Ich versuche, einen Blogbeitrag pro Woche zu veröffentlichen, was mir leider nicht immer gelingt. Ich schreibe über alles, was mich bewegt, auch übers Schreiben und über meine Reisen, zum Beispiel nach England, Schweden, Italien oder durch Deutschland. Der zweite Blogbeitrag vom Mai 2015 erzählt von einer Wanderung mit meiner Tochter in den Cinque Terre in Italien. Während ich diesen Beitrag schreibe, bin ich wieder mit meiner Tochter unterwegs, diesmal im Norden Europas, in Norwegen. Warum wir diesmal viel weniger gewandert sind als geplant, können alle, die es interessiert, in meinem vorigen Blogbeitrag nachlesen .

Genau genommen hat mein Schreiben mich natürlich nicht an diese Orte geführt, aber es hat mich auch dort begleitet, wie es mich eben immer begleitet. Und manchmal wähle ich Orte aus, weil sie mit Schreiben zu tun haben. So bin ich nicht nur, aber auch, wegen Judith Wolfsbergers Buch „Schafft euch Schreibräume“ nach Cornwall gefahren. Auf unserer Reise in die Toskana wollte ich unbedingt Pieve Santo Stefano, die Stadt der Tagebücher, besuchen. Und im vergangenen Herbst bin ich in Schweden zuerst in Ystad Kurt Wallander und auf dem Marktplatz in Vimmerby dann Astrid Lindgren begegnet.

Schreibauszeiten und …

Seit einigen Jahren gönne ich mir gelegentlich mehrtägige Schreibauszeiten. Denn es inspiriert mich, gemeinsam mit anderen (Frauen) zu schreiben; meist komme ich während der Schreibtage mit meinen Schreibvorhaben gut voran und bin motoviert, auch zu Hause weiter zu schreiben. Dass es mir dann im Alltag oft nicht gelingt, die guten Vorsätze umzusetzen, ist eine andere Sache.

Zu meinem ersten Schreibworkshop bin ich 2010 nach Amrum gefahren. Wir haben damals angeblich in dem Haus gewohnt und geschrieben, in dem Else Urys Nesthäkchen die Genesungskur verbracht hat. Weitere Workshops folgten im Nordkolleg in Rendsburg, in Wien, in Hamburg und im vergangenen Jahr auf Sylt.

Besonders nachhaltig war die Fahrt nach Wien. Im Writers’s studio habe ich den Schreibtreff kennengelernt, die Idee nach Hannover exportiert – und mithilfe von Annette Hagemann umgesetzt. Seit 2020 treffen sich einige interessierte Frauen am ersten Sonntagmittag im Monat, um gemeinsam zu schreiben. Parallel zum Frauenschreibtreff ist das AutorInnenzentrum Hannover entstanden. Seit es in der Deisterstraße feste Räume hat, bin ich dort regelmäßig zum (gemeinsamen) Schreiben, aber auch um an Workshops, AGs oder Textwerkstätten teilzunehmen.

… Schreibfreundinnen

Last but not least habe ich durch das (gemeinsame) Schreiben viele interessante Frauen kennengelernt. Danke an Annette, Brigitte, Cali, Elisabeth, Florence, Lore, Marlene, Sonja und all die anderen, die ich hier jetzt namentlich nicht nenne.

Ein langer Weg, wie’s weitergeht? Wer weiß?!

Monatsrückblick Januar 2024

Natürlich bin ich mit guten Vorsätzen ins neue Jahr gestartet, obwohl ich sie nicht so genannt habe. Denn viele gute Vorsätze überleben bekanntlich den Januar nicht, bei mir sterben manche sogar schon in der ersten oder zweiten Woche des Jahres. Deshalb habe ich meine Ziele diesmal in einer drei Monats-Liste aufgeschrieben – und einiges in der Tat schon im ersten Monat umgesetzt.

So habe ich meinen Vorsatz, jeden Tag einen (nicht mehr gebrauchten) Gegenstand zu wegzuwerfen oder wegzugeben, zumindest im Durchschnitt eingehalten. Ich habe die Sachen allerdings micht täglich, sondern kompakt bei zwei kleineren Ausmistaktionen aussortiert. Und ich habe auch nicht an jedem Tag eine Zeichnung oder Skizze gemacht, aber immerhin an fast jedem, und an manchen sogar zwei. Das gleicht sich fast aus. Daran, jeden Tag mit einer Mischung aus aus Indoor-Walking, Gymnastik, Yoga und Journalschreiben ausklingen zu lassen, habe ich mich inzwischen gewöhnt – und die Abendroutine bekommt mir gut.

Gegangen bin ich laut meinem Fitnesstracker im Januar durchschnittlich 12.120 Schritte – und damit täglich 2000 mehr, als ich mir eigentlich vorgenommen hatte. Daran hatten auch die beiden Wanderungen im Harz ihren Anteil. Bei der ersten bin ich mit meiner Tochter von Bad Harzburg zur Marienteichbaude gewandert, bei der zweiten durch das Okertal zum Romkehaller Wasserfall. Ich staune jedes Mal, was ein paar Kilometer und ein paar Höhenmeter ausmachen. Als wir in Bad Harzburg loswanderten, lag dort kein Schnee, aber schon nach einem Kilometer stapften wir durch eine Winterlandschaft. Der Romkehaller Wasserfall war fast vollständig vereist – und trotzdem hat ein ganz mutiger Kletterer versucht, ihn zu erklimmen. Geschafft hat er es allerdings nicht, solange wir zugesehen haben. Irgendwann gab er auf und seilte sich vom vereisten Fels ab.

Überhaupt war ich im Januar viel unterwegs – mein 49-Euro-Ticket hat sich wieder einmal mehr als bezahlt gemacht. Anfang des Monats habe ich meinen Mann zum Flughafen nach Hamburg gebracht und mir auf dem Rückweg einen kleinen Abstecher an die Binnenalster gegönnt. Es war ein wunderschön sonniger Tag und ich habe den Blick aufs Wasser wirklich genossen. Sonne und Blicke aufs Wasser satt gab es auch am nächsten Tag bei einem kurzen Ausflug zum Altwarmbüchener See in der Nachbargemeinde.

Eine Woche später bin ich dann nach Berlin gefahren – um mir die Munch Ausstellung im Museum Barberini in Potsdam anzusehen, vor allem aber auch, um zwei Schulfreundinnen wiederzusehen, die in Berlin wohnen. Zu der einen ist der Kontakt nie abgerissen, wir haben uns in den vergangenen Jahren gelegentlich getroffen – entweder in Berlin oder in unserem Heimatort, in dem schon unsere Mütter gemeinsam zur Schule gegangen sind. Die andere, die ich schon aus dem Kindergarten kenne, habe ich nur zweimal gesehen, seit wir vor fast einem halben Jahrhundert an verschiedenen Schulen Abitur gemacht haben. Und obwohl unsere Leben sehr unterschiedlich verlaufen sind, sind wir irgendwie vertraut miteinander¸ es gibt eine gemeinsame Ebene: Wenn wir uns treffen ist es, als hätten wir uns vor ein paar Tagen oder Wochen zuletzt gesehen.

Bei der einen Freundin habe ich übernachtet, mit der anderen habe ich die Munch Ausstellung in Potsdam und das Anne Frank Zentrum in Berlin besucht. Das stand schon lange auf meine To- visit-Liste, jetzt hat es endlich mal geklappt.

Die Dauerausstellung „Alles über Anne“ gewährt nicht nur Einblicke in Anne Franks Leben, sondern schlägt auch eine Brücke von der Vergangenheit in die Gegenwart. Sie richtet sich vor allem an Kinder unnd Jugendliche, die sich durch Annes Schicksal oft besonders angesprochen fühlen. Denn schließlich war sie in ihrem Alter, als sie mit ihrer Familie untertauchen, sich in einem Hinterhaus verstecken musste, schließlich doch entdeckt, in Konzentrationslager verschleppt und ermordet wurde. „Über die Beschäftigung mit dem Tagebuch und Annes Biografie bekommen die Schülerinnen und Schüler einen persönlichen Zugang zur Geschichte des Nationalsozialismus, des Antisemitismus und des Holocaust. Wir wollen sie aber auch anregen, sich mit Antisemitismus, Rassismus, Diskriminierung und Flucht in der Gegenwart auseinanderzusetzen“, sagte mir Veronika Nahm, die Leiterin des Anne Frank Zentrums, vor einiger Zeit mal in einem Interview (https://www.friedrich-verlag.de/bildung-plus/schulleben/auf-den-spuren-anne-franks/).

Die Auseinandersetzung mit Rassismus, Antisemitismus und Faschismus ist nötiger denn je. Denn der Hass auf nimmt nicht nur in Deutschland seit dem Überfall der Hamas Terroristen auf Israel zu – bei den anstehenden Landtagswahlen in Thüringen wird die rechtsextreme AfD möglicherweise stärkste Fraktion. Doch seit das Recherchenetzwerk Correctiv aufgedeckt hat, wie rassistisch Mitglieder der AfD sind und welche Deportationspläne sie für Deutschland schmieden, gehen Hundertausende Menschen auf die Straße und zeigen, dass sie gegen Faschisten, gegen Rassismus, gegen Antisemitismus und für die Demokratie in unserem Land sind. Auch ich habe im Januar an vier Demos teilgenommen – und an einigen Mahnwachen der Omas gegen rechts vor der Neuen Synagoge in Hannover.

Nach Hannover fahre ich ziemlich häufig, seit ich nicht mehr berufstätig bin. Im Januar habe mir unter anderem zweimal die Paula Modersohn Ausstellung im Landesmuseum angesehen und natürlich war ich dabei, als meine Tochter im Unternehmerinnenzentrum durch ihre erste Fotoausstellung führte*.

Mit einer Schreibgruppe habe ich mich im Schauspielhaus Hannover getroffen. Das wird mittwochs bis freitags von 14 – 18 Uhr zum Open Haus und öffnet das Foyer für alle, die „Ruhe genießen, Musik hören, für die Uni lernen, coworken, vernetzen, Freund:innen treffen, Yoga mit der Gruppe machen, entspannt ein Buch lesen oder eine Sitzung halten“ – oder natürlich auch allein oder gemeinsam schreiben möchten (https://staatstheater-hannover.de/de_DE/open-haus). Eine wirklich gute Idee – und ein schöner Begegnungsort und Treffpunkt in der Innenstadt von Hannover.

Der monatliche Schreibtreff am ersten Sonntag des Monats ist für mich ein fester Termin. Allerdings haben wir im Januar ausnahmsweise am zweiten Sonntag gemeinsam geschrieben – und auch nicht im AutorInnenzentrum, sondern in den Praxisräumen einer Schreibfreundin. Denn das AutorInnenzentrum musste – oder soll ich schreiben – konnte aus dem Ihmezentrum ausziehen. Für alle, die das Ihmezentrum nicht kennen: Der Hochhauskomplex ist nicht nur meiner Meinung nach das scheußlichste Gebäude in Hannover.

Um Geld zu sparen, haben die Mitglieder des AutorInnenzentrums ihr neues Domizil in der Deisterstraße teilweise selbst renoviert. Auch ich habe an zwei Tagen geholfen, habe Löcher zu- und Wände abgespachtelt, grundiert und gestrichen. Zu Hause konnte ich ebenfalls – notgedrungen – unter Beweis stellen, dass ich handwerklich doch kein ganz hoffnungsloser Fall bin. Weil mein Mann in Nordschweden Polarlichter jagte, musste ich den defekten Abfluss unter der Spüle selbst reparieren. Es hat nicht im ersten Anlauf geklappt, aber inzwischen ist er dicht. Geht doch.

* Die Ausstellung mit Landschafts-, Tier und Naturfotos kann noch bis zum 19. April montags bis freitags von 10 bis 15 Uhr im Unternehmerinnenzentrum in der Hohen Straße in Hannover-Linden besichtigt werden. Mehr Informationen unter https://foerodens.wordpress.com/2023/11/01/meine-erste-fotoausstellung/