Winterwunderland, Winterwanderland

Manchmal erweisen sich Entscheidungen als goldrichtig. Zum Beispiel die, am Freitag nach Bad Harzburg zu fahren. Und das Nützliche, eine berufliche Besprechung, mit dem Angenehmen, einer kurzen Wanderung, zu verbinden. Weil meine Kollegin Schnee liebt, sind wir ein paar Kilometer Richtung Brocken gefahren – und in einem Winterwunderland gelandet.

Ich bin immer wieder erstaunt, wie sehr ein paar Zentimeter Schnee und natürlich ein paar Sonnenstrahlen die Landschaft verändern, ja verzaubern. Den Weg um den Oderteich fand ich ziemlich deprimierend, als ich die letzten Male dort gewandert bin. Ringsum viele tote Bäume, kaputte Wege, habe ich in meinem Blogbeitrag vom 18. Mai 2018 geschrieben. Und weiter: „Der Bohlenweg ist in einem beklagenswerten Zustand: Umgestürzte Bäume haben die Planken teilweise unter sich begraben und versperren den Weg. Noch trauriger ist der Zustand des Waldes. Viele Bäume sind vom Borkenkäfer befallen und abgestorben, die Winterstürme hatten leichtes Spiel und haben viele Baumriesen entwurzelt. Zwischen den Baumgerippen  zu wandern, hatte etwas Gespenstisches.“ (https://timetofly.4lima.de/wandern-im-harz-hexenstieg-teil-i)

Tief verschneit sah alles viel freundlicher aus, wie die Fotos zeigen, die mir meine Kollegin Foe zur Verfügung gestellt hat. Weil ich nämlich nach dem Grau in Grau der letzten Tage im norddeutschen Tiefland nicht mit so schönem Wetter und so tollen Impressionen gerechnet habe, hatte ich morgens, als ich in den Harz fuhr, keine Kamera eingepackt und konnte nur mit meinem Smartphone fotografieren.

Auf dem Rückweg haben wir dann noch auf der anderen Seite des Brockens Station gemacht und bevor die Sonne endgültig verschwand, noch einen kurzen Spaziergang zum Marienteich gemacht.

Übrigens: In meinem letzten Blogbeitrag habe ich ja noch darüber nachgedacht, ob sich der Kauf der Bahncard für mich rechnet. Jetzt weiß ich die Antwort: Ja. Denn Eindrücke und Erlebnisse wie die bei unserem kurzen Ausflug lassen sich eben nicht mit Geld bezahlen. Und ohne die Bahncard wäre ich vielleicht nicht für ein paar Stunden nach Bad Harzburg gefahren.

Mehr Fotos von unserem gemeinsamen Ausflug und viele andere tolle Fotos gibt es auf dem Blog von Foe Rodens (https://foerodens.wordpress.com/2022/12/11/gewohnheitstier/) und in ihrem Redbubble-Shop (https://www.redbubble.com/de/people/FoeRodens/explore?asc=u&page=1&sortOrder=recent).

Zügig unterwegs

Vor ein paar Wochen habe ich meine Bahncard 50 gekündigt: Die habe ich nämlich in den letzten beiden Jahren nur selten genutzt. Erst weil ein Jahr lang wegen Corona Reisen nur eingeschränkt möglich oder erwünscht waren. Im Sommer bin ich dann mit dem 9-Euro-Ticket durchs Land gefahren. Und ich habe natürlich wie viele auf den Nachfolger, das 49-Euro-Ticket, gehofft. Doch das lässt ja bekanntlich auf sich warten – und so habe ich mir jetzt wieder eine Bahncard gekauft

Denn statt wie angekündigt Anfang des Jahres soll das 49-Euro-Ticket irgendwann kommen. Wann genau, steht noch nicht fest. „Zügig“, sagten laut NDR Bundeskanzler Olaf Scholz und der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Günther dem Anlass entsprechend, nachdem sich Bund und Länder am Donnerstag angeblich  „endgültig auf die Einführung des bundesweiten 49-Euro-Tickets im Nahverkehr geeinigt“ und „die Unklarheiten bei der Finanzierung … beseitigt“ haben (https://www.ndr.de/nachrichten/info/Bund-und-Laender-einigen-sich-endgueltig-beim-49-Euro-Ticket,mpk348.html) .

Doch „zügig“ ist ein dehnbarer Begriff, das wissen alle, die schon mal auf die Ankunft von Zügen gewartet haben, aus Erfahrung. Und zwischen dem, was ich und viele andere BürgerInnen einerseits und die verantwortlichen PolitikerInnen; Verkehrsbetriebe und Ministerialbeamtinnen andererseits darunter verstehen, liegen Welten – oder genauer gesagt Monate.

Das liegt sicher auch daran, dass die Interessen sehr verschieden sind. Wer oft und viel mit Bussen und Bahnen unterwegs ist, möchte das möglichst bald zum möglichst günstigen Preis tun, sprich, am liebsten Anfang des Jahres oder spätestens im Februar. Bei denen, die über die Tickets entscheiden oder sie verkaufen, sieht das ganz anders aus.

Die Verkehrsunternehmen müssten ihre Preispolitik überdenken – und ändern. Wenn ich beispielsweise von Burgwedel zu meiner Kollegin Foe nach Bad Harzburg fahre, zahle ich regulär ohne Bahncard 50,10 Euro für eine Rückfahrkarte. Zweiter Klasse natürlich. Eine Hin- und Rückfahr ist also teurer als das 49-Euro-Ticket für einen ganzen Monat. Und auch der Monatskarten-Markt bricht den Verkehrsunternehmen weg. So kostet ein Monatsticket für alle Zonen im Großraumverband Hannover satte 115 Euro, wenn man nicht über 63 Jahre alt und Rentnerin oder Pensionär ist.

EntscheiderInnen wie VerkehrsministerInnen, Abgeordnete und andere EntscheiderInnen brauchen selbst  ohnehin keine preiswerten Tickets: Sie können schon jetzt kostenlos Busse und Bahnen nutzen. So sichert laut Wikipedia „Art. 48 Abs. 3 Satz 2 GG … den Abgeordneten (des Deutschen Bundestags) die freie Nutzung aller staatlichen Verkehrsmittel. §16 des Abgeordnetengesetzes präzisiert, dass Abgeordnete alle Verkehrsmittel der Deutschen Bahn frei benutzen dürfen. Hierzu erhalten sie eine Netzkarte 1. Klasse. Im Gegensatz zur Bahncard ist diese jedoch bei Nichtbundeseigenen Eisenbahnen ungültig. Fahrten mit diesen werden einzeln erstattet. Diese Netzkarte darf seit 2012 auch uneingeschränkt privat genutzt werden.“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Abgeordnetenentschädigung#Reisekostenerstattung). Die niedersächsischen Landtagsabgeordnetetn können immerhin dienstlich kostenlos erster Klasse in Niedersachsen und nach Berlin reisen. In anderen Bundesländern gibt es wahrscheinlich ähnliche Regeln. Da ist es doch lästig, wenn die Bahnhöfe voll sind, weil mehr Menschen dank günstiger Tickets Busse und Bahnen häufiger nutzen.

Doch ich sollte nicht über Privilegien anderer lästern – schließlich genieße ich selbst welche, und zwar nicht einmal qua Amt, sondern allein wegen meines Alters. So kostet meine Seniorennetzkarte für die Öffis in der Region Hannover nur ein Drittel der normalen Monatskarte. Und auch die Bahncard bekomme ich für die Hälfte des regulären Preises, weil ich älter als 65 bin. Ich nutze das gerne – wirklich richtig finde ich es allerdings nicht.

Obwohl die Bahncard für mich preiswerter ist als für die meisten, habe ich lange gerechnet, ob sie sich für mich wirklich lohnt. Das hängt nämlich zum einen davon ab, wie „zügig“ das 49-Euro-Ticket wirklich kommt. Und natürlich davon, wie oft und wohin ich mit der Bahn fahren werde.

Schließlich habe ich mir die Bahncard doch gekauft. Denn als Rentnerin habe ich mehr Zeit – und die möchte ich auch nutzen, um zu reisen. Wenn die Fahrkarte nur die Hälfte kostet, muss ich nicht jedes Mal aufs Neue darüber nachdenken, ob ich mir eine teures Ticket kaufen möchte – oder doch lieber zu Hause bleibe. Die Freiheit, einfach loszufahren, ist sicher 117 Euro wert.

Keine Treuepunkte bei der Bahn

Treue lohnt sich nicht. Zumindest nicht in geschäftlichen Beziehungen. Das merkt man beispielsweise, wenn man einen (Bau-)Kredit verlängern will. Die Konditionen von fremden Banken, bei denen man anfragt, sind meist wesentlich günstiger als die der Hausbank – obwohl die weiß, dass man seit Jahren die Raten immer pünktlich bezahlt hat. Und die günstigen Strom- und Gastarife bekommt man bei Energieversorgern nur im ersten und zweiten Jahr nach Vertragsabschluss. Dann geht die Schnäppchen-Jagd von Neuem los, wenn’s billig bleiben soll.

Finanziert werden die Super-Rabatte für Neukunden von altmodischen Deppen wie mir, die – ich gebe es zu teilweise aus Bequemlichkeit – jahrelang bei den gleichen Unternehmen bleiben. So bin ich in meine Krankenkasse quasi hineingeboren – ich bin im Großen und Ganzen zufrieden und wechsle auch nicht, nur weil der Zusatzbeitrag jetzt vielleicht ein bisschen höher ist als bei anderen Kassen und die Sonderleistungen nicht ganz so hoch. Bäumchen-wechsel-dich- und Geiz-ist-geil-Mentalität sind nicht mein Ding – und feilschen kann ich nicht einmal auf dem Flohmarkt.

Als überzeugte Bahnfahrerin habe ich natürlich auch eine Bahncard, die sich alle Jahre wieder um ein weiteres Jahr verlängert. Bequem für die Bahn, teuer für mich, weil ich die neue Bahncard ja nicht immer gleich im Anschluss an die alte brauche. Und von Sonderaktionen zu diversen (Sport-)Großereignissen, bei denen es nicht nur Bahncards zu sehr günstigen Preisen, sondern auch Zusatzgewinne gibt, profitiere  ich natürlich auch nicht: Denn warum soll ich mir die EM-Bahncard für drei Monate kaufen, wenn ich schon eine habe. Bei anderen Sonderaktionen werden wohl auch ausschließlich oder überwiegend Gelegenheits-Bahncardkäufer berücksichtigt, um sie zu ködern. So flatterte einer Freundin unlängst ein aufwendig aufgemachtes Angebot ins Haus: Sie konnte zwischen einer Bahncard 25 für 10 Euro für ein Jahr und einer Bahncard 50 für 100 Euro und noch ein paar Gequetschte wählen.

Die vergünstigte Bahncard 50 hätte ich auch gerne und wenn ich demnächst 60 werde, werde ich sie auch kaufen. Leider läuft meine alte Bahncard 25 schon einen Monat vor meinem Geburtstag aus – mir die vergünstigte Bahncard quasi als Treuerabatt schon mit 59 Jahren und elf Monaten und ein paar Tagen zu verkaufen, ist – anders als Super-Sonderangebote für Gelegenheitsfahrer – leider nicht möglich.

Dem Mitarbeiter des Bahncard-Services tat es zwar sehr leid, dass ich „nicht in den Genuss unserer Sonderaktion gekommen“ bin (glaub ich ihm nicht). Er versteht zwar meine Sichtweise (wirklich nett), aber „die Möglichkeit Ihnen vor dem ersten Geltungstag eine ermäßigte BahnCard auszustellen haben wir leider nicht.“ Könnte man aber vielleicht ändern, um treue Kunden nicht zu verärgern.

Hierfür bittet er um Verständnis – bekommt er aber nicht. Denn das mögliche Upgrade von der Bahncard 25 auf die Bahncard 50 nach meinem Geburtstag ist mit erheblichem Aufwand verbunden: ich muss ins Reisezentrum (und dazu in die nächste Großstadt fahren), eine Erstattungsantrag ausfüllen … Und dass die Auswahl der Kunden für solche Aktionen ausschließlich nach dem Zufallsprinzip erfolgt und dass alle Kunden die gleichen Erfolgsaussichten haben, halte ich ebenso für ein Gerücht wie die Behauptung, dass Züge pünktlich, Zugtoiletten sauber und die Renten sicher sind. Oder dass Treue sich lohnt.