Von alten Regalen und neuen Kisten

Als ich mein Arbeitszimmer umgeräumt habe, hat sich eine Lücke aufgetan. Leider zu schmal für ein weiteres Bücherregal, aber zu breit, um ungenutzt zu bleiben. In dem großen Möbelhaus aus Schweden bei uns im Ort habe ich die Lösung gefunden. Die Kisten aus Kiefernholz, die ich erstanden habe, wecken Erinnerungen – an meinen ersten Besuch in dem schwedischen Möbelhaus, das damals noch längst nicht so bekannt war wie heute, und an die Regale aus Kiefernholz, die ich vor dreieinhalb Jahrzehnten dort kaufte.

Ich hatte gerade ein Volontariat begonnen und brauchte für meine neue Wohnung neue Möbel, vor allem Bücherregale und eine Matratze. Meine Freundin begleitete mich, wir kauften dies und das für meine und für ihre Wohnung – so viel, dass unsere Einkäufe gerade in den Golf meines Vaters gepasst hätte. Doch dann entdeckte Sabine in der Fundgrube einen Teppich, 4 x 4 Meter groß, genau passend und farblich ideal für ihr Zimmer in ihrer Studentenwohnung in Mainz – und supergünstig. Meine Bedenken, dass der Teppich zu groß sei für das kleine Auto, hatten gegen diese Vorzüge keine Chance. Das passt schon, behauptete Sabine kühn, und sie behielt recht.

Verstöße gegen die Straßenverkehrsordnung verjähren nach drei Monaten, also kann ich es an dieser Stelle gestehen: Als wir Regale, Matratze, diverse Kleinigkeiten und natürlich den großen Teppich verstaut hatten, blieb für die Beifahrerin nur noch der Platz vor dem Beifahrersitz. Den nahm ich freiwillig ein – nicht nur, weil ich ein gutes Stück kleiner bin als meine Freundin, sondern auc,h weil ich ungern am Steuer des Wagens erwischt werden wollte, der heillos überladen und in dem die Sicht durch Rückfenster und Rückspiegel versperrt war. Bei einer Kontrolle wollte ich mich mucksmäuschenstill verhalten und es meiner viel überzeugenderen Freundin überlassen, die Polizisten davon abzuhalten, genauer hinzuschauen.

Solche Probleme hatte ich bei meinem jüngsten Einkauf nicht: Weil die Kisten aus Kiefernholz ohne voluminöse Umverpackung verkauft werden, konnte ich ihrer vier auf dem Fahrrad straßenverkehrsordnungskonform nach Hause transportieren und dort ganz problemlos zusammenbauen.

Was aus Sabines Teppich geworden ist, weiß ich nicht. Meine Regale sind mit mir von der Mosel in den Norden gezogen und leisten noch heute gute Dienste – inzwischen allerdings nicht mehr im Wohn- oder Arbeitszimmer, sondern im Keller. Ob den neuen Kisten ein ebenso langes Leben beschert ist, weiß ich nicht; sie sehen auf jeden Fall recht solide aus. Und sie lassen sich vielseitig verwenden: als Regalersatz oder wenn sie dazu nicht mehr benötigt werden, beispielsweise als mobile Bücher- und Bürobox, als Obst- oder als Werkzeugkiste, um in den guten alten Kiefernregalen für ein Ordnung zu sorgen.