… allerdings erst im April. Aber ich schwöre: Aufgenommen habe ich die Fotos wirklich (noch) im März. Ich habe es diesmal einfach nicht geschafft, den Blogbeitrag rechtzeitig zu schreiben und zu veröffentlichen. Aber: Besser spät als nie.
Am Teich wird’s langsam lebendig: Nicht nur, weil Primeln, Osterglocken, Krokusse, Scilla und – darüber freue ich mich besonders – Veilchen blühen. Auch die Frösche sind zurückgekehrt. Oder haben sie sogar in unserem Teich überwintert? Mindestens fünf haben wir schon gesichtet: zwei größere und drei kleine, wohl die Nachzügler aus dem letzten Sommer. Leider wird der Blick auf den Teich derzeit durch den hässlichen schwarzen Kunststoffzaun getrübt, den der Nachbar an der Grundstücksgrenze gezogen hat: Doch es wird hoffentlich bald besser, wenn die Vogelschutzhecke rasch grün wird und ihn verdeckt.
Nicht nur die Heckenrosen am Teich, auch die Rosen in den Beeten habe ich kräftig zurückgeschnitten. Ich hoffe, dass sie es mir nicht verübeln. Die Christrosen verblühen allmählich, dafür bekommen die Pfingstrosen die ersten zarten Blätter. Und auch am Apfelbaum zeigt sich das erste Grün. Es wird noch ein paar Wochen dauern, bis er blüht.
Vor dem Apfelbaum sind die Kirschen an der Reihe, zuerst die süßen, dann die sauren. Und dann dauert es nicht mehr soooo lange, bis wir ernten können. Die Süßkirschen überlasse ich den Vögeln. Weil wir den Baum nicht spritzen, haben die Früchte immer Fleischeinlage. Die Sauerkirschen mögen die Maden zum Glück nicht – und wir können hoffentlich wieder Marmelade einkochen.
Lange haben sie sich geziert, doch in diesem Jahr blühen im neuen Beet neben der Einfahrt die Scillas. Eigentlich zum ersten Mal. Dass ich den Boden umgegraben habe, um den Efeu zu entfernen, hat den Blausternen offenbar nicht geschadet – im Gegenteil. Vielleicht haben sie jetzt in der efeufreien Zone endlich die Freiheit zu wachsen. Vielleicht waren sie aber auch schon in den letzten Jahren da – versteckt unter der dichten Efeudecke. Wer kennt es schon, das geheime Leben der Pflanzen.
Noch ist das Beet kahl, doch insgeheim hoffe ich, dass im Sommer hier ein Sonnenblumenfeld entsteht. Die Vögel haben nämlich die Kernen, die wir ihnen ausgestreut haben, gerne und reichlich gegessen – und die Reste auf dem Beet verstreut.
Diese Frage stelle ich mir, seit in der letzten Woche, pünktlich zum Beginn des meteorologischen Frühlings, meine Gartensaison begonnen hat. Weil das Wetter sich zumindest an zwei Tagen zeitweise an die Vorgaben der Meteorologen gehalten hat, habe ich angefangen, in den Beeten altes Laub, vertrocknete Stengel und Blätter zu entfernen. Denn darunter wartete schon das neue Grün auf seinen Auftritt.
Der Efeu hat – wie immer – meine Abwesenheit genutzt. Von den Zäunen aus erobert er den Garten, sobald ich mich eine Zeit lang nicht im Garten sehen und ihn gewähren lasse. Und wie immer denke ich, dass ich dem Beispiel von Kaspar Klaffke und Gesa Klaffke-Lobsien folgen sollte. Die beiden kennen sich nämlich mit Pflanzen und Gärten wirklich gut aus: Gesa Klaffke-Lobsien ist Biologin, Kaspar Klaffke war Leiter des Gartenbauamts in Hannover. Sie haben die Aktion offene Gärten in die Region Hannover und nach Deutschland gebracht. Und sie haben eine alte Friedhofsgärtnerei in einen wunderschönen Garten verwandelt – ein kleines Paradies in der Stadt.*
Die beiden verbringen viel Zeit im Garten – sie lieben Pflanzen, hegen und pflegen sie. Aber der Efeu hat bei ihnen Gartenverbot, eben weil er sich überall breitmacht, sobald man ihm einen winzigen Teil überlässt.
Bei mir ist es im Garten wie im richtigen Leben: Ich bin nicht sehr konsequent. Und so dulde Efeu an allen Zäunen, nicht nur, weil er immer grün ist, sondern auch, weil er einmal einem Zaunkönig als Nistplatz gedient hat. Aber in den Beeten hat der Efeu nichts zu suchen. Und so habe ich die bei meinem ersten Gartenarbeitstag in diesem Jahr eimerweise Bodentriebe mitsamt Wurzeln ausgerissen.
Fast wäre auch kleine stachlige Pflanze meiner Ausreißwut zum Opfer gefallen. Ich habe sie für einen Ausläufer der Brombeere gehalten, die dem Efeu Konkurrenz macht und sich von der Stirnseite des Gartens im angrenzenden Beet breitmacht. Doch im letzten Moment habe ich unter Efeuranken und altem Laub das kleine Schild entdeckt und mich erinnert: Hier habe ich im vergangenen Sommer eines der adoptierten Rosenkinder eingepflanzt (https://chaosgaertnerinnen.de/rosen-rosen).
Die Bibernell-Rose ist eine intensiv duftende alte Sorte, die – anders als die meisten ihrer Geschwister – auch im Schatten gedeiht. So stachlig hatte ich sie allerdings nicht in Erinnerung – sonst hätte ich siewahrscheinlich in die wilde Ecke hinter die Teiche gepflanzt. Dort ist die Vogelschutzhecke mit Vogelbeere, schwarzem Holunder, Weißdorn, Berberitze, Schlehe, Heckenrose und Felsenbirne gut über den Winter gekommen, auch der Bärlauch ist schon recht groß. Der Waldmeister ist dagegen verschwunden, keine Ahnung warum, weshalb und wohin.
Jahrelang hat er sich in der Ecke ausgebreitet, jedes Jahr ein bisschen mehr. Im vergangenen Jahr habe ich deshalb einen kleinen Teil der Pflanze vorsichtig ausgegraben und an zwei Stellen im Garten verpflanzt habe. Hat er mir das übel genommen? Oder war die Konkurrenz von Hecken, Efeu und Minze zu groß. Ich suche den Boden ab, vom Vater keine Spur, während die verpflanzten Söhne an ihren neuen Standorten hervorragend gedeihen.
Die Pfingstrosen haben den Umzug in unseren Garten und den ersten Winter ebenfalls überstanden: Sie waren aus dem Harz sicher ein raueres Klima gewohnt. Eine Bekannte hat mir ein paar Ableger geschenkt, als ich ihr von den Pfingstrosen im Garten meines Elternhauses erzählte – und wie sehr ich es bedaure, dass ich sie nicht (teilweise) ausgegraben und mitgenommen habe, bevor wir das Haus verkauft haben. Denn es war eine alte Sorte; die Blüten haben – anders als die Pfingstrosen, die ich in den vergangenen Jahren in unserem Garten gepflanzt habe – sehr intensiv geduftet. Die neuen Ableger tun es auch, hat Gudrun gesprochen. Ich bin gespannt.
PS: Nachdem ich diesen Blogpost geschrieben und veröffentlicht hatte, habe ich auf dem Markt meine Kräuterfrau getroffen, bei der ich Kräuter und andere Pflanzen kaufe. Als ich ihr mein Leid vom verschwundenen Waldmeister klagte, lachte sie. Dass mein Waldmeister am angestammten Platz noch nicht zu sehen sei, sei normal. „Für Waldmeister ist es noch zu früh. Der kommt erst in ein paar Wochen aus dem Boden. Der verschwindet nicht“, versicherte sie mir. Ich solle Geduld haben.
Aber ich fürchte, auch hier ist es im Garten wie im richtigen Leben: Geduld zählt nicht zu meinen Kernkompetenzen.
Am vergangenen Wochenende, dem ersten Frühlingswochenende in diesem Jahr, habe ich endlich mal wieder im Garten gearbeitet. Es war höchste Zeit. Giersch und Efeu haben meine mehrmonatige wetter- und winterbedingte Gartenabstinenz ausgenutzt, um sich überall breitzumachen.
Natürlich weiß ich, dass Giersch inzwischen in Nobelrestaurants gerne als Salat serviert und dass Efeu schon seit der Antike als Heilmittel eingesetzt wird. Doch leider konnte ich noch kein Restaurant als Abnehmer gewinnen – die haben wahrscheinlich alle selbst genug Giersch im Garten. Und weil ich nur selten krank bin, brauche ich Efeu höchstens in homöopathischen Dosen.
Deshalb gelten für Giersch und Efeu in unserem Garten eigentlich klare Regeln: Sie dürfen an allen Zäunen hochranken und auch den schmalen Streifen hinter der Gartenhütte besetzen. Beete, Rasen und die Hauswand sind dagegen für sie tabu. Wenn ich sie dort erwische, erteile ich Platzverweise – sprich, ich reiße sie aus.
Nun bin ich ehrlich gesagt nicht ganz sicher, ob sie die Regel wirklich verstanden haben. Aber obwohl ich ausdrücklich begrüße, dass der DFB in der vergangenen Woche die Gelb-Rot-Sperre gegen den Freiburger Bundesligaspieler Niels Petersen aufgehoben hat, weil er die erste gelbe Karte nicht gesehen hatte, bleibe ich hart und setze das Platzverbot um.
Das mag inkonsequent sein, aber Konsequenz ist ohnehin nicht meine Stärke. Andere Gartenbesitzer, die erfahrener und erfolgreicher sind als ich, sind im Kampf gegen Efeu und/oder Giersch im Übrigen viel rigoroser. Ein Gärtner-Paar hat den Efeu ganz aus seinem Garten verbannt und eine Bekannte greift gelegentlich zur chemischen Keule, um den Giersch loszuwerden. Das tue ich nicht, ich kämpfe ehrlich, Frau gegen Giersch und Efeu, nur mit meinen Händen, Schippe und Spaten gegen das Wurzelwerk. Allein gegen die Übermacht.
Der Efeu nimmt übrigens den von mir angebotenen Rückzugsort Zaun dankend an, der Giersch erweist sich dagegen als sehr erdverbunden und traut sich offenbar nicht in höhere Gefilde. Um ihm den neuen Lebensraum schmackhaft zu machen, habe ich ihm sogar eine Zeile aus dem Gedicht von Jan Wagner vorgelesen, in der es heißt dass der Giersch „bis hoch zum giebel kriecht“. Mehr Lyrik sollte es dann allerdings nicht sein, denn schließlich will ich den Giersch nicht auf dumme Gedanken bringen. Denn er ist, um mit Jan Wagner zu sprechen, „nicht zu unterschätzen, der Giersch“.
Alle, die meinen, dass ich übertreibe, können Jan Wagners Gedicht nachlesen unter