Manches neu, macht der Mai

Vorgestern habe ich einen ländlichen Blumengarten gesät. Und weil ich weder die breitwürfige Aussaat wirklich beherrsche noch das Pikieren oder Verziehen der Pflänzchen, sobald sich das erste Grün aus der Erde wagt, habe ich mich für die bequeme Variante entschieden. Ich habe einfach einen Saatteppich ausgelegt. Das ist ein einem Papiertaschentuch ähnliches Material, in das – hoffentlich im richtigen Abstand – diverse Samenkörner eingearbeitet sind. Viel verkehrt machen kann frau dabei eigentlich nicht. Ich musste den Samenteppich nur wässern, mit Erde bedecken, noch einmal gießen – und kann jetzt entspannt  abwaren, bis in ein paar Wochen hoffentlich bunte Sommerblumen sprießen. Welche es sind, verrät die Packung leider nicht, ich lasse mich also überraschen.

Auch mein Hochbeet füllt sich allmählich. In den vergangenen Wochen hatte ich schon ein paar Wurzelballen eingepflanzt, nachdem wir die dazugehörigen Salate verspeist haben, am Donnerstag sind ein paar Kohlrabipflanzen dazugekommen. Die Gurke und der Strauchbasilikum müssen noch ein paar Tagen im Wintergarten ausharren, weil beide keine Temperaturen unter zehn Grad vertragen. Zwar sollen Mamertus, Pankratius, Servatius, Bonifatius und die Kalte Sophie, die nächste Woche durchs Land ziehen, in diesem Jahr recht mild ausfallen. Doch irgendwie traue ich den Eisheiligen nicht – und vertraue lieber dem Rat der Kräuterfrau, bei der ich die Pflänzchen gekauft habe.

Die Dahlien habe ich dagegen schon eingepflanzt: Angeblich dürfen die Knollen in die Erde, wenn die Apfelbäume blühen – und das tut unserer gerade. Bislang hatte ich mit Dahlien kein Glück. Eine gelbe hat im letzten Jahr nicht einmal eine Woche überlebt: Schon nach der ersten Nacht waren die ersten Blüten abgefressen. Und nach ein paar Tagen welkte nur noch ein einsamer Stengel vor sich hin.

Vielleicht mögen die gefräßigen Schnecken rote Dahlie weniger. Und bis die Dahlienknollen anfangen zu blühen, ist ihnen der Appetit auf Dahlien hoffentlich vergangen. Oder die zahlreichen Vögel und Frösche die gleich nebenan im Zaun und im Teich leben, haben die Dahliendiebe gefressen oder vertrieben. Und damit ich den Pflänzchen nicht selbst den Garaus mache, weil sie im Babyalter ganz anders aussehen als ihre erwachsenen Geschwister und ich sie daher nicht erkenne, habe ich die Pflanzorte diesmal  markiert.

Gartenblicke im Februar

Dass ich meine Gartenblicke in diesem Monat ungewöhnlich früh veröffentliche, liegt nicht an meinen guten Vorsätzen fürs neue Jahr – obwohl es die durchaus gibt -, sondern an den ungewöhnlichen Ansichten. Zu sehen ist nämlich außer viel Weiß wenig.

Die Schneeglöckchen – nomen est omen – in dem neuen Beet neben der Einfahrt sind ebenso unter einer dicken weißen Schneedecke verschwunden …

… wie die Christrosen im Beet vor dem Wohnzimmerfenster …

… und im Rosenbeet. Ich hoffe, dass sie unter der Schneedecke überleben.

Große Sorgen mache ich mir um die Frösche, die im Sommer in unseren Teichen leben und laichen. Denn beide Teiche sind nicht tief genug – eine längere Frostperiode können die Frösche darin wohl kaum überleben. Ich habe sie allerdings seit dem Spätherbst nicht mehr gesehen. Und so hoffe ich dass sie den Winter in tieferen Teichen in der Nachbarschaft verbringen und erst im Frühjahr wieder in unseren Garten zurückkommen.

Im Kräuterbeet in der Mitte ächzte der Salbei unter der Schneelast – ich habe ihn inzwischen davon befreit. Im Beet am Zaun haben die Gärtner nicht nur meinen Lieblingsbaum, die Eberesche, gefällt, auch der Augustapfelbaum musste weichen: Die Vögel hatten ihn ausgesät  –  leider zu dicht an unserem Sauerkirschbaum. Anders als die Eberesche wird er wohl keinen Nachfolger bekommen.

Kräuterbeet mit Sonnenuhr

Würmsee im Mai

Diesen Blogpost beginne ich mit meinem Lieblingssatz aus der Musikfabel Alfred Jodocus Kwak von Hermann van Veen. Als er die Weihnachtsansprache halten soll, fragt der König: „Ist es schon wieder so weit?“

Nein, Weihnachten steht noch nicht wieder vor der Tür, aber das Monatsende. Höchste Zeit also für die monatlichen Fotos vom Würmsee. Ich habe es wieder erst auf den letzten Drücker geschafft.

Von der Badenden gibt es ohnehin nichts Neues: Sie kann sich trotz des schönen Wetters nicht entscheiden, ins Wasser zu gehen. Einen Badeanzug brauchte sie dazu angesichts der Tiefe des Teichs ohnehin nicht. Da würde es reichen, die Hose etwas umzukrempeln.

Die Enten stört die geringe Tiefe nicht – sie haben genügend Wasser unterm Bauch. Und für die Reiher ist das flache Wasser optimal. Gleich vier haben sich zum Frühstück eingefunden. Und der Tisch – genauer gesagt der Teich – ist reich gedeckt. Frösche, das konnte ich hören und sehen, gibt es im Schilf auf jeden Fall sehr viele.

Noch ist der Würmsee ein Paradies für Wasservögel, doch ob das im Sommer so bleibt? Der Wasserspiegel ist schon wieder deutlich gesunken, obwohl es im Mai ein paar Mal geregnet hat. Die Torffresser stehen wieder auf dem Trockenen …

Die Ureinwohner des Würmseewalds

… und die Bohlen des Stegs, die zu meinem Lieblingsplatz auf dem „Boot“ führen, ragen wieder etwa 30 cm aus dem Wasser. Im Februar und März stand das Wasser bis zur Unterseite der Bretter.

In „meiner“ Hütte haben Gäste den Tisch gedeckt …

… und gleich nebenan ein Tipi aus Ästen und Zweigen gebaut. Ich bin offenbar nicht die einzige, die gerne hier bleiben möchte. Aber Dauerwohnen wie nach dem Krieg und in den 1950er-Jahren ist am Würmsee nicht mehr erlaubt; die Häuser, die am See stehen, sind Wochenendhäuser, wenn auch teilweise sehr große.

Kein Baum-, sondern ein Asthaus

Fuchs, Hase, Reiher, Eisvogel und Kröte stören sich nicht an der Bau- und Wohnvorschriften. Sie übernachten, da bin ich sicher, auf oder unter ihrer Bank. Aber sie haben ja auch die älteren Rechte: Sie waren lange vor uns Menschen hier – und teilen jetzt ihren Lebensraum und die Bank großmütig mit uns, obwohl wir nicht immer gute Gäste sind.

Suchbild: Wo ist die Kröte?

Übrigens: Laut Wikipedia „erfand“ Hermann van Veen Alfred Jodocus Kwak, nachdem er eine Ente überfahren hatte und am nächsten Tag eine Entenfamilie in seinem Garten sah. Ihren Namen verdankt die Ente Alfred Biolek und einem Clown. Das Musical wurde 1976 erstmals aufgeführt, Ende der 80er entstanden Comics und Zeichentrickfilme. Alfred machte sogar in der Politik Karriere: Seit 2003 ist er offizieller UNICEF-Botschafter für die von der UNO festgeschriebenen Rechte des Kindes. https://de.wikipedia.org/wiki/Alfred_Jodocus_Kwak

Würmsee im April

Nein, der Mai ist noch nicht gekommen, aber am letzten Aprilsonntag hat gefühlt halb Burgwedel einen vorgezogenen Ersten-Mai-Ausflug an den Würmsee unternommen. So viel ist hier nur selten los, vor allem nicht, wenn Biergarten und Restaurant geschlossen sind. Alle Fahrradständer und alle Parkplätze waren belegt – und natürlich waren auch alle Bänke und fast alle Lieblingsplätze rund um den See besetzt. Einige Fotos fehlen also diesmal – denn ich hatte zwar eine Kamera, aber keine Genehmigung zur Veröffentlichung von Personen dabei, die alle Vorgaben der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) erfüllt. Und auch keine Lust, so viele Leute um die Erlaubnis zum Fotografieren zu bitten.

Die einsame Badende blieb also unfotografiert, sie war auch gar nicht einsam. Auf Steg und Plattform tummelten sich außer den Papp- einige ganz lebendige Kinder und Erwachsene: mindestens eine Groß- oder zwei Kleinfamilien. Das festinstallierte „Boot“ auf der gegenüberliegenden Seeseite und der hölzerne Steg waren ebenfalls belagert.

Der begehbare Pegel, angeblich der erste und einzige seiner Art, ist kein gleichwertiger Ersatz. Zum Sitzen lädt das Metallgitter nicht ein – zumindest nicht an einem zwar sonnigen, aber nicht sonderlich warmen Apriltag. Dafür lässt sich an ihm der aktuelle Wasserstand des Würmsees ablesen.

Obwohl es im April fast gar nicht geregnet hat, ist der Pegel nur wenig gesunken. Es muss also viel Wasser in den See gepumpt worden sein. Das können normalerweise auch Spaziergänger zumindest symbolisch tun; vor allem Kinder bedienen die drei bunten Pumpen gerne.

Außer Betrieb

Doch jetzt ist der Mini-Wasserspielplatz corona-vorschriftsmäßig abgesperrt; schließlich ist die Wasserzufuhr nicht wirklich systemrelevant – höchstens für das Ökosystem Würmsee. Am See leben viele Wasservögel, Frösche, Amphibien und natürlich die roten Torffresser, angeblich die letzten ihrer Art.

Weniger Wasser als im März, dafür mehr Grün

Weil alle Plätze in der ersten Reihe besetzt waren, habe ich in dem kleinen Haus am See Rast gemacht. Die Hütte aus verrostetem Metall erinnert daran, dass nach dem Zweiten Weltkrieg Flüchtlinge hier am Würmsee eine Bleibe fanden.

Die Hütte steht ein bisschen abseits, die meisten Spaziergänger gehen achtlos an ihr vorbei. Für Flüchtlinge interessiert sich zurzeit ohnehin niemand – weder für die von damals noch für die von heute. Und so habe ich die Hütte zumindest eine Zeit lang für mich allein – ohne Dach und Wände zwar, aber mit einem noch unvergrünten Blick auf den See.

Garten im Blick – Februar

Fast hätte ich am letzten Tag des Winters noch Bilder vom verschneiten Garten präsentiert. Denn gestern Nacht schneite es – zum ersten Mal in diesem Jahr, zum ersten Mal in diesem Winter. Doch als ich heute Morgen aufwachte, war die weiße Pracht schon wieder dahin – das Wintermezzo zu Ende, bevor es richtig angefangen hatte. Mein Mann, der früher ins Bett gegangen war, hatte es nicht einmal bemerkt.

Es hat sich einiges getan im Garten, auch wenn ich selbst erst wenig getan habe. Der Frühling beginnt in diesem Jahr so früh wie noch nie. In einigen Gärten im Ort blühen sogar schon die frühen Rhododendren – zum ersten Mal im Februar, wie die Gartenbesitzer, die ich gefragt habe übereinstimmend erklärt haben, sonst zeigen sich die Blüten erst im März.

So weit ist unser Rhododendron noch nicht, aber  die Forsythien haben – anders als die Eberesche –ihren Winterschlaf schon beendet …

… und wer genau hinschaut entdeckt gleich nebenan am Teich neben Osterglocken und Primeln und die ersten Traubenhyazinthen. Auch die Lilien strecken ihre Blätter aus dem Boden – und es dauert auch sicher nicht mehr lange, bis sich die ersten Seerosenblätter im Teich entrollen. Von den Fröschen, die alle Jahre wiederkommen, ist allerdings noch nichts zu sehen und zu hören

Die Rosen haben schon die ersten Blätter, während in der Etage darunter noch die Christrose blüht. Oder ist es eine Lenzrose, die den Frühling nicht erwarten kann.

Der Lesezwerg genießt die Sonne in seinem Bett mit blauen Kissen, das sich jedes Jahr ein bisschen mehr ausbreitet.

Was dem Blaukissen erlaubt ist, darf die Dreimasterblume nicht, obwohl ihre blaulila Blüten mir eigentlich sehr gut gefallen. Aber sie hat ein allzu einnehmendes Wesen, einnehmender noch als Giersch und Topinambur. Denn ihre Wurzeln bilden ein dichtes Geflecht, das sich selbst mit dem Spaten kaum durchdringen lässt. Wo sie wächst, haben andere Pflanzen kaum eine Chance. Ich habe daher das Beet an den Terrassen umgespatet, kiloweise Dreimaster-Wurzeln entfernt und Platz für Kräuter und Gemüse geschaffen, die ich im Frühling hier pflanzen möchte.

Einen Teil der Wurzeln habe ich übrigens an einer anderen Stelle wieder eingegraben, am Zaun zum Nachbargrundstück neben unserer Einfahrt. Denn mit Pflanzen ist es wie mit Büchern – ich werfe sie nur ungern weg.

 

Endlich Frühling

Das Warten hat sich gelohnt, zumindest für meinen Lesezwerg. Monatelang war es ziemlich grau und ungemütlich um ihn herum, doch er hat tapfer auf seinem Stammplatz ausgeharrt. Manchmal hatte ich ein schlechtes Gewissen, wenn ich ihn in seiner abgeblätterten Jacke in der Kälte sitzen sah. Aber er hat sich dort im wahrsten Sinne des Wortes „fest“gesetzt. Jetzt sitzt er wieder  auf seinem blauen Kissen – wie immer in sein Buch vertieft.

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Lesezwerg im Blaukissen, die Ranunkeln passen (fast) zur roten Mütze.

Im gleichen Beet blühen noch Tulpen und Traubenhyazinthen, sie sind spät dran in diesem Jahr, auch Forsythien und Kirschbaum stehen in voller Blüte. Meine Kräuter erwachen langsam aus dem Winterschlaf: Der Salbei hat den Winter nicht überlebt, weder der Echte Salbei (Salvia officinalis) noch Pfirsich- und Ananassalbei, die ich im letzten Jahr gepflanzt habe, weil sie so gut riechen. Auch der Rosmarin schwächelt: Er blüht zwar, aber die Zweige werden braun. Der Lavendel ist, so scheint es, besser über den Winter gekommen.

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Waldmeisterteppich am Teich.

Auch der Waldmeister ist hart im Nehmen, er breitet sich hinterm Teich immer weiter aus. Mir ist es recht, denn ist mag den Duft. Als ich ihn vor zwei oder drei Jahren gepflanzt habe, war ich zuerst enttäuscht. Dass Waldmeister nur duftet, wenn er getrocknet wird, habe ich erst erfahren, als ich mal an einem Wildkräuter-Menü in einem Restaurant teilgenommen habe. Jetzt trocknen und duften ein paar Stengel  im Wintergarten vor sich hin. Der Bärlauch beginnt zu blühen und auch die Maiglöckchen strecken ihre Blätter aus der Erde. Ich hatte schon befürchtet, sie wären verschwunden.

Veilchen und Maiglöckchen DSC_2942
Veilchen, Maiglöckchen und natürlich – Giersch.

Meine Tonfrösche haben samt Vogeltränke ihr Winterquartier im Wintergarten verlassen und warten auf  gefiederte Besucher. Die werden, wenn es so warm bleibt, der der Tränke sicher bald einen Besuch abstatten und sie, wie im vergangenen Jahr, zum Planschbecken umfunktionieren.

Frösche DSC_2939
Endlich wieder draußen.

 

Ihre lebenden Kollegen, die im vergangenen Jahr die beiden Teiche bewohnten, habe ich bislang weder gesehen noch gehört, obwohl es an den Teichen schon recht grün und wohnlich geworden ist.

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Aber das Frühjahr hat ja gerade erst angefangen. Und da ich, anders als nach dem letzten Winter, keine Leichen aus dem Teich fischen musste, bin ich guter Hoffnung, dass sie wiederkommen. (Und während ich diesen Text schreibe, beginnt draußen, mitten in der Nacht, das Froschkonzert. Hoffentlich stört es die Nachbarn nicht.)

Ich selbst habe heute mein Terrassenbüro eröffnet – und ich hoffe, dass es noch oft so warm ist wie heute und ich es in diesem Frühling und Sommer oft nutzen kann. Dann hat sich das Warten auch für mich gelohnt.

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Arbeiten in der Sonne, zwischen Strelitzie und Zitrusfrüchten.