Üben

Halbzeit. Drei Wochen der sechswöchigen Fastenzeit sind vorbei. Und wie schon in einigen Jahren zuvor beteilige ich mich auch in diesem Jahr an der evangelischen Fastenaktion. Denn das Motto gefällt mir: „Üben! Sieben Wochen ohne Stillstand“. Ich will die Fastenzeit nutzen, um neben der Morgen- auch eine Abendroutine zu etablieren.

Sechs Wochen reichen nach manchen Studien aus, um alte Gewohnheiten zu ändern oder neue in den Alltag zu integrieren. Nach der Kaizen-Philosophie dauert es dagegen 66 Tage. Allerdings muss man dann nur täglich eine Minute aufwenden (https://timetoflyblog.com/die-macht-der-gewohnheit). Ich brauche für mein Abendritual deutlich länger.  

(Fast) jeden Tag beginne ich auf die gleiche Weise: Während ich eine Tasse Kaffee aufbrühe, mache ich einige Yogaübungen, danach schreibe ich meine Morgenseiten und höre dabei Musik (https://timetoflyblog.com/same-procedure-every-day). Ähnlich entspannt wie in den Tag hinein möchte ich auch hinausgleiten. Ohne Kaffee zwar, dafür aber mit Lesen.

Ich lese vor dem Einschlafen im Bett, seit ich denken beziehungsweise lesen kann. Neben meinem Bett stapeln sich Bücher. Überwiegend Romane, Biografien, Bildbände und Sachbücher. Seit Aschermittwoch sind auch zwei (oder manchmal drei) Gedichtbände dabei. Denn ich habe mir – nicht zum ersten Mal – vorgenommen, jeden Abend ein Gedicht zu lesen.

Statt die Sonne am Morgen (für die Yogafans unter meinen LeserInnen: Surya Namaskar) grüße ich abends jetzt den Mond (Chandra Namaskar), statt Morgenseiten schreibe ich abends in mein Fünf-Jahres-Buch und in mein Tagebuch.

Mein Tagebuch soll, wie mein gesamtes Leben, bunter werden: Das habe ich mir schon lange vorgenommen, und damit wenigstens in mein Tagebuch Farbe einzieht, steht auf meinem Fastenzeit-Übungsplan eine Zeichnung täglich – oder, wie es auf Neudeutsch heißt „one sketch a day“.  Zwar zählt Zeichnen nicht zu meinen besonderen Talenten, aber es macht mir immer mehr Spaß – und Übung macht ja bekanntlich den Meister oder die Meisterin.

Womit ich wieder beim Motto der evangelischen Fastenaktion wäre: „Üben! Sieben Wochen ohne Stillstand“. Die ersten drei Wochen sind geschafft. Und bis Ostern halte ich auch noch durch.

Die Macht der Gewohnheit

Es klingt zu einfach, um wahr zu sein. Eine Minute genügt, um sich etwas anzugewöhnen, was man oder frau schon immer gern regelmäßig tun würde. Gut, ein bisschen Ausdauer ist schon nötig, denn es dauert angeblich 66 Tage, bis neue Gewohnheiten mithilfe der Ein-Minuten-Methode etabliert und fester Bestandteil des eigenen Lebens geworden sind.

Kaizen heißt das Prinzip und erfunden hat es angeblich ein Japaner, nämlich Masaaki Imai. Eigentlich ist es ein Management-Prinzip, das Unternehmen helfen soll, sich kontinuierlich zu verbessern. Doch auch im täglichen Leben kann es hilfreich sein.

Eine Minute ist nämlich schnell vorbei, deshalb zählt die Ausrede, dass man keine Zeit hat, etwas zu tun, nicht wirklich. Und wenn man oder frau schon mal mit etwas angefangen hat, macht er oder sie dann oft auch weiter.

So geht es mir zum Beispiel mit dem Vorsatz, jeden Tag an einem Schreibprojekt zu arbeiten. Wenn ich die Datei öffne und anfange zu schreiben, schreibe ich meist länger als eine Minute. Und ich beschränke mich auch nie darauf, nur bis zum Gartentor und wieder zurück zu gehen, weil ich mir vorgenommen habe, mich mehr zu bewegen. Wenn ich schon mal angezogen und draußen bin, gehe ich weiter. Weil es mir nämlich Spaß macht. Oder ich verlege meine Bewegungseinheit einfach auf den Crossstepper, wenn ich es mir draußen zu kalt, zu regnerisch oder was auch immer ist.

Die Hälfte der 66 Tage habe ich jetzt hinter mir, und wenn ich jetzt mal keine Lust habe, etwas zu tun, was auf meiner Das möchte-ich mir-jetzt-gern-angewöhnen-Liste steht, denke ich, dass ich ja schon sooo lange durchgehalten habe und dass ich jetzt nicht aufgeben will.

Besonders gut funktioniert das Angewöhnen bei mir übrigens, wenn ich den neuen Gewohnheiten einen festen Platz in meinem Tagesablauf reserviere. Meine Yogaübungen mache ich zum Beispiel immer morgens direkt nach dem Aufstehen, während meine erste Tasse Kaffee durch den Filter läuft – und ohne Kaffee geht bei mir bekanntlich gar nichts.

Ein Gedicht lese ich dagegen immer erst kurz vor dem Einschlafen, bevor ich in mein 5 Year Memory Book schreibe. Das tue ich seit Herbst 2017, und es ist wirklich interessant nachzulesen, was man vor ein, zwei, drei oder vier Jahren am gleichen Tag erlebt hat (oder ist es derselbe, das lerne ich wohl nie). Weil sich fünf Jahre den Platz auf einer Tagesseite teilen, sind es auch nur einige Zeilen am Tag. Das dauert kaum mehr als eine Minute. Womit ich wieder am Anfang wäre, beim Kaizen-Prinzip.

Mehr Infos über die Kaizen-Philosophie  und wie man/frau sie nutzen kann stehen in einem Artikel, der in der Zeitschrift Brigitte erschienen ist.

https://www.brigitte.de/liebe/persoenlichkeit/kaizen–ganz-leicht-neue-gewohnheiten-schaffen-11546854.html