Achtsamkeit für meine eigenen Bedürfnisse zählt nicht gerade zu meinen Stärken. Dafür habe ich eine Schwäche für Ratgeber, die, wie mein Mann behauptet, nur die Autoren reich und glücklich machen – und für schöne Bücher.
Deshalb konnte ich nicht widerstehen, als ich gestern in einer Buchhandlung das Achtsamkeitsjournal von Elena Brower entdeckt habe. Natürlich habe ich wie so oft nicht sofort entschieden. Ich bin nämlich auch nicht besonders gut darin, das zu tun, was mir gut tut. Ich ging also zu meinem Termin und kam dann wieder, wie magisch angezogen von den Farben und den einfachen Formen: Ich musste es einfach haben. Reingelesen habe ich, ganz gegen meine Buch-Kauf-Gewohnheiten, nicht. Und als ich dann zur Bushaltestelle gegangen bin, das Buch unter meinem Mantel versteckt, um es vor dem Regen zu schützen, habe ich mich ein bisschen wie Gollum aus Herr der Ringe gefühlt: my precious.
Ob ich in dem Journal meine Wünsche, Ziele und anderes auflisten werde, das mir helfen soll, mutiger, sanfter, ausdauernder und stärker zu werden, bezweifle ich. Denn ich gehöre zwar nicht zu den Menschen, die es für ein Sakrileg halten, in Büchern einzelne Zeilen oder ganze Passagen zu unter- und anzustreichen und eigene Gedanken zu notieren. Aber dieses Journal ist (fast) zu schön, um darin zu schreiben. Trotzdem hilft es mir, meine Kreativität zu wecken und Dinge auszuprobieren – wenn vielleicht auch etwas anders als von der Autorin und vom Verlag geplant.
Das Buch liegt auf meinem Schreibtisch und erinnert mich daran, dass ich mein Leben und auch mein Tagebuch bunter gestalten, dass ich anders, achtsamer leben möchte. Diesen guten Vorsatz vergesse ich im Alltag allzu oft. Immer wieder schlage ich das Journal auf, blättere darin und freue mich daran. Sicher noch lange. Und das ist mehr, als man von vielen anderen Ratgebern, die halb oder ungelesen in meinen Regalen stehen, sagen kann.
Elena Brower: entdecke dich. Das Achtsamkeits-Journal. Irsiana Verlag, München, 2018