Eingeschneit

Das hat mein Lesezwerg noch nicht erlebt, obwohl er seit Jahr und Tag in unserem Garten sitzt: Eingeschneit war er bislang noch nie! Selbst der Rosenstrauch und das Vordach des Wintergartens konnten ihn nicht schützen. Nur die Spitze seiner roten Zipfelmütze lugte gestern Morgen noch aus dem Schnee hervor. Natürlich wollte ich ihn befreien und mit ins Haus nehmen, doch das wollte er nicht. Ein bisschen Winter macht einem Zwerg nichts aus: Er will unter der schützenden Schneedecke ausharren und wie in in den vergangenen Jahren im Garten überwintern.

Auch die Katze war bis zur Nasenspitze vom Schnee verweht. Ich habe sie ausgegraben, sodass sie sich wieder halbwegs frei bewegen kann. Doch auch sie will draußen bleiben; sie ist nicht schneescheu – im Gegensatz zu  ihren lebenden Artgenossen. Fine, unsere Nachbarkatze, die regelmäßig durch unseren Garten streift, habe ich seit Tagen nicht gesehen. Und Kiara, meine Lieblingskatze, weigert sich, auch nur eine Pfote auf den verschneiten Balkon zu setzen.

Der Elch fühlt sich wohl im hohen Schnee: Kein Wunder, in seiner Heimatim hohen Norden sind die Winter kälter und der Schnee liegt viel höher.

Und auch die Vögel harren tapfer aus – trotz Eiszapfen an der Stange und einer Haube aus Schnee auf ihrem Kopf. Doch ich fürchte, sie werden es sich im nächsten Jahr anders überlegen und mit ihren Artgenossen gen Süden ziehen.

Vom Igel ist nichts mehr zu sehen: Er hält wie seine echten Artgenossen Winterschlaf und kommt wohl erst wieder zum Vorschein, wenn der Schnee schmilzt und der Frühling kommt.

Garten im Oktober

Oktober (na ja, noch fast), jetzt bringt vor allem das Laub  noch ein bisschen Farbe in unseren Garten. Die Blätter des Blutweiderichs am Teich sind fast so rot wie die Hagebutten und die Streifen des Leuchtturms Roter Sand. Auch die lila Herbstastern halten sich noch prächtig, trotz des Regens der letzten Tagen, nicht nur am Teich …

… sondern auch im Rosenbeet.

 

Verblüht sind dagegen die Topinambur unter der Eberesche – sie sind so hoch gewachsen, dass sie den Specht fast am Bauch kitzeln. Er lässt es sich gefallen.

Im Kräuterbeet neben der Terrasse halten noch zwei  Ringelblumen – eine gelbe und eine orange – zwischen Minze und Zitronenmelisse die Stellung. Die Hochbeete sind abgeerntet, Feldsalat und Spinat haben sehr gut geschmeckt. Der Feldsalat hat immerhin als Beilage für zwei Mahlzeiten gereicht. Die gut gefüllte Schüssel mit Spinat ist dagegen im Topf zu einem winzigen Klecks zusammengeschmolzen, und wir hätten gehungert , hätten wir die Mahlzeit nicht mit Spinat aus der Tiefkühltruhe verlängert. Ich werde mein Glück versuchen und noch einmal Spinat und Feldsalat aussäen. Ich weiß, dass es eigentlich zu spät ist, aber es soll ja in den nächsten Tagen warm bleiben.

Trotzdem müssen die Zimmerpflanzen  aus der Sommerfrische zurück in ihr Winterquartier, den Wintergarten. Warum soll es ihnen besser gehen als uns? Wir dürfen ja auch nicht verreisen. Und geteiltes Leid ist ja bekanntlich halbes Leid.

Mein Lesezwerg wird draußen überwintern, wie in jedem Jahr. Er will seinen Platz nicht verlassen, obwohl er inzwischen bis auf die rote Mütze  nackt ist. Er sei ein Gartenzwerg, kein Wintergartenzwerg, sagt er in den stummen Dialogen, die ich mit ihm führe. Aber vielleicht spendiere ich ihm ein purpurrotes Mäntlein oder einen Umhang, damit er nicht so friert.

Gartenblicke Juni

Sommer. Die längsten Tage des Jahres sind leider schon vorbei, doch noch merkt man es nicht. Die Sommerblumen blühen, so kommt es mir vor, so schön wie selten. Vor allem Fingerhüte und Glockenblumen vermehren sich von selbst – im Rosenbeet …

… und auch an den Teichen, die jetzt aus diesem Blickwinkel nicht mehr zu sehen sind. Selbst der Leuchtturm, immerhin über einen Meter hoch, verschwindet hinter der Blütenpracht. Im nächsten Jahr wird die wilde Ecke wohl noch wilder. Denn der Nachbar hat zwei große Tannen gefällt, die den Hecken das Licht genommen haben und mit ihren herabfallenden Nadeln selbst den Pflanzen das Leben schwer gemacht haben, die im Schatten recht gut gedeihen: Waldmeister und Bärlauch zum Beispiel. Und vielleicht blühen im nächsten Frühjahr dann endlich auch die Maiglöckchen, die ich dort gesetzt habe.

Auch der Lesezwerg versinkt zwischen verblühten Blaukissen und Giersch. Er vermisst die blauen Blüten nicht, kann er sich doch mit Lavendel, Rosen, Mohn, Fingerhut und Dreimasterbumen trösten.

In den Hochbeeten wächst manches, doch nicht unbedingt das, was ich gesät habe. Eine Möhre habe ich noch nicht gesehen, dafür macht sich  der Rainfarn breit, der wohl mit der erde ins Hochbeet gekommen ist; Der Rettich hat zwar große Blätter, doch die Wurzeln sind noch winzig, ebenso die Erbsen, doch eigentlich mag ich ja ohnehin die Schoten lieber. Und ob es sich bei den rot geäderten  Blättern um Mangold oder um Rote Beete handelt, vermag ich nicht zu sagen. Gesät habe ich beides und essbar sind wohl auch beide.Ich werde also abwarten – und vielleicht einen Zitronenmelissentee trinken. Die Zitronenmelisse wuchert am Rand der Terrasse so, dass es selbst mir, bekennender Zitronenmelissenduftfan, zu viel wird. Ich werde einen Teil ausgraben; vielleicht darf sie in Foes Garten weiterwachsen.

Sorgen bereitet mir nach wie vor die Eberesche, die in diesem Jahr nur wenige Blätter und auch nur wenige Beeren hat. Schade dass der Specht sich nichts aus den Tierchen macht, die sich unter der Rinde seines Vermieters breit machen.

Gartenblicke im Mai

Jetzt ist der Mai schon fast wieder vorbei, der Sommer gefühlt da. In unserem Garten grünt und blüht es  – und wenn man ein paar Tage nicht hinschaut, wächst einem so manches über den Kopf. Dem Lesezwerg zum Beispiel Giersch und Blaukissen, doch das stört ihn ja bekanntlich nicht, weil er so in sein Buch versunken ist.

Von den beiden Teichen ist nichts mehr zu sehen, und auch der Leuchtturm Roter Sand verschwindet allmählich. Die Iris haben sich Zeit gelassen, dafür blühen sie diesmal gleich in drei Farben – in Gelb, Hellgelb und Lila. Die Heckenrose hinterm Teich hat in diesem Jahr zum ersten Mal mehrere Blüten – leider keine duftenden.

Die Rosen im Rosenbeet – eine echte Rose und ihre „falschen“ Namenscousinen Pfingst- und Stockrose – sind noch nicht so weit. Die Pfingstrose, die zur Familie der Paenonien zählt, wird das Rennen um die erste Blüte wohl gewinnen – die Knospen sind schon sehr dick. Und vielleicht macht sie ja ihrem Namen alle Ehre und blüht an Pfingsten auf. Die Erdbeeren blühen noch und tragen auch schon Früchte – die allerdings noch klein und grün sind.

Die Reben auf der Terrasse werden wohl erst in ein oder zwei Wochen blühen. In Neumagen, dem Ort, in dem ich geboren bin und lange gelebt habe, wurde früher das Weinblütenfest gefeiert – und zwar Mitte Juni. Hoch im Norden, also in der Nähe von Hannover, beginnt die Blüte meist noch später als an der Mosel.

Dagegen ist die Eberesche schon verblüht, doch mein Lieblingsbaum bereitet mir ein bisschen Sorgen. Denn sie wirkt in diesem Jahr recht kahl, will nicht so recht grün werden. Eigentlich sind Ebereschen ja robust, aber im Internet lese ich, dass Pilze wie Schwefelporling oder Baumschwamm können ihnen zusetzen. Ich werde den Baum in den nächsten Wochen beobachten. Denn wenn man die Pilze frühzeitig entdeckt, kann man sie gut bekämpfen. Werden sie zu spät entdeckt, ist der Baum unrettbar verloren. Ich werde mit dem  Specht am Baum sprechen: Vielleicht kann ja auch er ein bisschen auf seinen Gastgeber achten.

Garten im Blick – Februar

Fast hätte ich am letzten Tag des Winters noch Bilder vom verschneiten Garten präsentiert. Denn gestern Nacht schneite es – zum ersten Mal in diesem Jahr, zum ersten Mal in diesem Winter. Doch als ich heute Morgen aufwachte, war die weiße Pracht schon wieder dahin – das Wintermezzo zu Ende, bevor es richtig angefangen hatte. Mein Mann, der früher ins Bett gegangen war, hatte es nicht einmal bemerkt.

Es hat sich einiges getan im Garten, auch wenn ich selbst erst wenig getan habe. Der Frühling beginnt in diesem Jahr so früh wie noch nie. In einigen Gärten im Ort blühen sogar schon die frühen Rhododendren – zum ersten Mal im Februar, wie die Gartenbesitzer, die ich gefragt habe übereinstimmend erklärt haben, sonst zeigen sich die Blüten erst im März.

So weit ist unser Rhododendron noch nicht, aber  die Forsythien haben – anders als die Eberesche –ihren Winterschlaf schon beendet …

… und wer genau hinschaut entdeckt gleich nebenan am Teich neben Osterglocken und Primeln und die ersten Traubenhyazinthen. Auch die Lilien strecken ihre Blätter aus dem Boden – und es dauert auch sicher nicht mehr lange, bis sich die ersten Seerosenblätter im Teich entrollen. Von den Fröschen, die alle Jahre wiederkommen, ist allerdings noch nichts zu sehen und zu hören

Die Rosen haben schon die ersten Blätter, während in der Etage darunter noch die Christrose blüht. Oder ist es eine Lenzrose, die den Frühling nicht erwarten kann.

Der Lesezwerg genießt die Sonne in seinem Bett mit blauen Kissen, das sich jedes Jahr ein bisschen mehr ausbreitet.

Was dem Blaukissen erlaubt ist, darf die Dreimasterblume nicht, obwohl ihre blaulila Blüten mir eigentlich sehr gut gefallen. Aber sie hat ein allzu einnehmendes Wesen, einnehmender noch als Giersch und Topinambur. Denn ihre Wurzeln bilden ein dichtes Geflecht, das sich selbst mit dem Spaten kaum durchdringen lässt. Wo sie wächst, haben andere Pflanzen kaum eine Chance. Ich habe daher das Beet an den Terrassen umgespatet, kiloweise Dreimaster-Wurzeln entfernt und Platz für Kräuter und Gemüse geschaffen, die ich im Frühling hier pflanzen möchte.

Einen Teil der Wurzeln habe ich übrigens an einer anderen Stelle wieder eingegraben, am Zaun zum Nachbargrundstück neben unserer Einfahrt. Denn mit Pflanzen ist es wie mit Büchern – ich werfe sie nur ungern weg.