Auszeit am Meer

Es weihnachtet schon in Travemünde. Die drei Elche aus dem hohen Norden, Linus, Kalli und Lumi, standen schon an der Nordermole, als ich am Mittwoch ankam, der Weihnachtsmarkt am Ostpreußenkai und im wurde noch aufgebaut und erst gestern eröffnet.

Das wusste ich, bekennender Weihnachtsmarktfan, allerdings noch nicht, als ich vor ein paar Wochen die Wohnung in dem Städtchen gebucht habe. Ich wollte einfach mal für ein paar Tage raus, mir Zeit nehmen zu lesen, zu schreiben, zu zeichnen und spazieren zu gehen. Und ich wollte einen Ort entdecken, den ich bislang noch nicht kannte. Er sollte nicht zu weit entfernt und am Wasser liegen, außerdem mit Öffis – sprich, meinem 49-Euro-Ticket – gut erreichbar sein. Meine Unterkunft auf Zeit sollte nicht allzu teuer sein, einen Blick aufs Wasser haben und bestenfalls eine Sauna – Letzteres ein Wunsch-, kein Musskriterium.

Dass ich mich recht schnell für Travemünde entschieden habe, hatte sicher auch damit zu tun, dass  mein geplanter Ausflug nach Lübeck gerade in Wasser gefallen war – und die Fahrt von vom Lübecker Stadtteil bis ins Zentrum der Hansestadt  dauert mit dem Zug gerade mal 20 Minuten.

Es war eine gute Wahl: Das Seebad an der Mündung der Trave in die Lübecker Bucht gefällt mir ausgesprochen gut, nicht nur, weil es direkt am Wasser liegt: Viele alte, schön restaurierte Fachwerk- und Giebelhäuser verleihen dem Ort ein besonderes Flair. Es gibt ganz viel kleine Läden, Cafés und Restaurants – und natürlich zahllose Schiffe, große und kleine.

Eine Sauna hat meine Wohnung leider nicht. Dafür liegt sie direkt am Strand, oder genauer gesagt hoch darüber – in der 24. Etage des Maritimgebäudes. Das wurde Anfang der 70er-Jahre gebaut, hat 36 Etagen, ist laut Wikipedia  119 Meter – mit den Funkmasten, die auf dem Dach installiert sind, sogar 125 Meter hoch. Seit 2019 steht das „markante Hochhaus“ – unter Denkmalschutz, weil es als markantes Hochhaus einen „besonderen städtebaulichen Wert“ hat (https://de.wikipedia.org/wiki/Maritim_Travemünde).

Besonders schön finde ich das Gebäude nicht, aber hier zu wohne, hat ein paar Vorteile: Es ist wohl der einzige Ort in Travemünde, wo man den Betonklotz nicht sieht. Außerdem kann man kaum einen besseren Ausblick haben. Bis nach Fehmarn soll man aus der Wohnung sehen können. Ich habe sofort nach meiner Ankunft den Esstisch vor das Fenster gerückt. So kann ich, während ich diese Zeilen schreibe, den Blick aufs Wasser genießen. Und wenn ich eine Pause mache, liegen Strand und Stadt eben direkt vor der Tür.

Eine Sauna gibt’s übrigens im Nachbarhaus – und wenn man auf der oberen Bank sitzt und schwitzt, kann man sogar das Meer sehen.