Umbau in den Herrenhäuser Gärten

Die Herrenhäuser Gärten überraschen mich bei jedem Besuch aufs Neue. Diesmal mit zahlreichen Zitruspflanzen, die rund um den Schmuckhof, zwischen Bibliothekspavillon, Subtropenhof und den Schauhäusern, aufgereiht sind. Zur Citrus-Sammlung der Herrenhäuser Gärten sollen mehr als 70 verschiedene Arten und Sorten gehören – historische ebenso wie Neuzüchtungen.

Die meisten der kälteempfindlichen Zitruspflanzen können Otto-Normal-BesucherInnen wie ich nur im Sommer bewundern. Im Winter verschwinden sie dann wieder in den Überwinterungshäusern, die nicht öffentlich zugänglich sind (https://orangeriekultur.de/pages/orangerien/orangerien-und-glashaeuser-in-deutschland/niedersachsen/orangerie-sammlung-der-herrenhaeuser-gaerten-hannover.php).

Das ändert sich, wenn das neue Schauhaus fertig ist. Es soll das alte Kanarenschauhaus ersetzen, das  – 1984 gebaut – „abgängig und auch viel zu niedrig“ für Phönixpalmen, Kanarische Kiefern und Co. war (https://www.hannover.de/Herrenhausen/Herrenhäuser-Gärten/Berggarten/Neues-Ausstellungshaus/Ein-neues-Schauhaus-für-den-Berggarten).

Das neue Schauhaus wird etwa 1.000 Quadratmeter groß, bis zu 9 Meter hoch und in drei Bereiche gegliedert. Neben den Pflanzen von den Kanarischen Inseln und aus dem Mittelmeerraum finden dort künftig auch Zitrus- und andere Kübelpflanzen sowie – in einem speziellen Warmwasserbecken – die tropische Victoria-Riesenseerose eine neue Heimat. Die Riesenseerose, auch Amazonas-Riesenseerose genannt, gilt mit einem Blattdurchmesser von bis zu drei Metern als größte Seerosen-Art der Welt. Sie war schon Mitte des 19. Jahrhunderts in den Herrenhäuser Gärten zu bewundern, doch das nach ihr benannte Victoriahaus wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört.

Das neue Schauhaus ist vermutlich erst 2025 fertig. Eine andere „Baustelle“ gleich nebenan wird hoffentlich schneller beseitigt. Wo im vergangenen Jahr noch Pfingstrosen, Rittersporn und andere Schmuckstauden standen, hatte sich die Ackerwinde ausgebreitet. Winden sehen zwar hübsch aus, überwuchern aber schnell andere Pflanzen. Die Senkwurzeln der Ackerwinde reichen bis zu zwei Meter tief. Um die Schlingpflanzen zu bekämpfen, wurde der Boden in einem Teil des Schmuckstaudenbeets ausgehoben. Doch im nächsten Jahr grünt und blüht es hier hoffentlich wieder.

Die Pfingstrosen halten sich derzeit noch etwas zurück, doch pünktlich zu Pfingsten am kommenden Wochenende werden die meisten Knospen sich wohl öffnen.

Die Akeleien blühen dagegen schon in den verschiedensten Farben, ebenso die Rhododendren im Rhododendronhain.

Im Staudengrund ist der kleine künstliche Bach kaum noch zu sehen; dafür entdecke ich eine Mohnpflanze, die ich bislang noch nicht kannte: Der Marienkäfer-Mohn, eine Zwergmohn-Art, verdankt seinen Namen einem großen schwarzen Fleck auf jedem seiner vier leuchtend roten Blütenblätter. Wie gesagt, die Herrenhäuser Gärten überraschen mich bei jedem Besuch aufs Neue.

Auszeit im Berggarten

Der Berggarten in den Herrenhäuser Gärten überrascht mich jedes Mal aufs Neue. Er sieht bei (fast) jedem Besuch – und ich besuche ihn oft – anders aus als beim letzten Mal.

Zurzeit kann ich mich an den Pfingstrosen nicht sattsehen, die im Berggarten  in den verschiedensten Größen und Farben blühen: von Weiß über Gelb und Hellrosa bis zu einem tief dunklen Rot. Einige Sorten sind schon verblüht, bei anderen öffnen sich die Knospen gerade erst. Wenn die Blüten nah genug am Weg stehen, stecke ich meine Nase hinein. Denn noch mehr als das Aussehen liebe ich den Duft der Pfingstrosen.

Als bekennender Wasserfan ziehen mich natürlich die verschiedenen Teiche und Wasserbecken magisch an. Mindestens ein Dutzend gibt es im Berggarten: Geometrisch geformte im Stein-, Iris- und Pergolagarten, denen man ansieht, dass sie von Menschenhand geschaffen wurden …

… und andere, die aussehen wie natürliche Teiche. Der Moorweiher zum Beispiel, die Teiche und der Bachlauf im Staudengrund.

Der Staudengrund verdankt seinen Namen den zahlreichen Wildstauden, die hier wachsen. Außerdem gibt es in diesem Gartenbereich viele alte Bäume, darunter eine  mehr als 200 Jahre alte Gurkenmagnolie, die älteste in Deutschland, und mein Lieblingsbaum, die Süntelbuche.

Wann immer ich Zeit habe und das Wetter mitspielt, lege ich an einem der Teiche eine Pause ein: Ich lese, schreibe, genieße den Garten, die Ruhe und den Tag.

 

Rosen, Rosen

Eigentlich bin ich kein Rosenfan – oder genauer gesagt, ich war keiner. Irgendwie mochte ich Rosen früher nicht besonders. Vielleicht lag es ja an dem Poesiealbumspruch, den die älteren LeserInnen sicher kennen:

Sei wie das Veilchen im Moose,
sittsam bescheiden und rein
und nicht wie die stolze Rose,
die immer bewundert will sein.

So werden junge Menschen in die Irre geführt. Vielleicht hat mich auch abgeschreckt, dass die Rose als Königin der Blumen gilt – mit Königinnen und anderem Adel habe ich es ja bekanntlich nicht so. Aber auch das sind eben Vorurteile. Und ich habe, zumindest was Pflanzen angeht, meine Meinung revidiert.

Wächst bis zum Wintergartendach: Rhapsody in blue und ihre wilde Schwester

Denn im Gartenalltag hat sich gezeigt, dass Rosen gar nicht so anspruchsvoll und divenhaft sind, wie man es  Königinnen nachsagt: (Fast) alle wachsen und gedeihen  in meinem Garten auch ohne besondere Pflege und Zuwendung prächtig – die ausgewilderten No-name-Topfrosen ebenso wie die  Rosen mit langem Stammbaum, die echten aus der Familie der Rosengewächse (Rosaceae) ebenso wie die falschen, also Stock- und Pfingstrosen aus den Familien  Malvaceae und Paeoniaceae. Und  auch  mit Fingerhut und Mohn vertragen sich die Rosen gut – sie haben offenbar keine Berührungsängste.

Ganz in Weiß:  Rosen und  Fingerhut passen auch farblich gut zueinander …

… dagegen ist die Farbabstimmung im Rosenbeet bei Rosen und und Pfingstrosen suboptimal.

Die drei Rosenpflanzen, die ich im vergangenen Jahr bei der Aktion offene Pforte „adoptiert“ habe, haben selbst den etwas unbequemen und zugigen Transport aus den Nachbarorten im Radkorb heil  überstanden. Die Künstlerrose aus Bissendorf-Wietze und die Päonienrose aus Altwarmbüchen blühen unterm Wohnzimmerfenster schon bzw. bald. Nur Adoptivrose Nummer drei bereitet mir ein bisschen Sorgen. Die Dominie Sampson soll angeblich früh und im Schatten blühen – doch noch tut sich gar nix. Vielleicht fühlt sie sich einsam zwischen Walderdbeeren, Iris und Topinambur; möglicherweise vermisst sie ihre 250 Schwestern aus Silke Rex‘ Rosengarten. Ihn kann ich in diesem Jahr leider nicht besuchen, weil die Gartenpforten in der Region Hannover corona-bedingt geschlossen bleiben.

Abracadabra – meine Künstlerrose

Mein Rosen-Liebling Rhapsody in blue – duftendes Geschenk meiner Nachbarin – und ihre duft- und namenlose weiße Schwester wachsen und blühen dagegen scheinbar um die Wette: Sie würden unseren Wintergarten längst überwuchern, würde ich sie nicht immer wieder zurückschneiden. Und auch die Heckenrose neben dem Teich hätte sicher schon den Zaun überwunden und sich über den Radweg und die Straße ausgebreitet. Vielleicht lasse ich künftig wachsen was wächst. Denn der Gedanke, dass unser kleines Haus hinter einer Wand aus Rosen verschwindet wie weiland Dornröschens Märchenschloss, gefällt mir. Ob sie dazu hundert Jahre brauchen würden?

Keine hundert, aber doch einige Jahre hat es gedauert, bis sich in diesem Frühjahr endlich die ersten Veilchen in unserem Garten angesiedelt haben. Mal habe ich im Gartencenter zu früh nach den Pflänzchen gefragt, mal war ich zu spät. Und einige Violas, die ich gepflanzt habe, sind spurlos verschwunden. Vielleicht sind sie ja der Gierschjagd im Frühjahr zum Opfer gefallen oder ich habe sie mit dem Laub aus dem Garten geharkt, weil sie sich gar zu bescheiden versteckt haben.

Das passiert den Rosen nicht. Womit bewiesen wäre, dass ein anderer Spruch stimmt: Bescheidenheit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr.

Gartenblicke im Mai

Jetzt ist der Mai schon fast wieder vorbei, der Sommer gefühlt da. In unserem Garten grünt und blüht es  – und wenn man ein paar Tage nicht hinschaut, wächst einem so manches über den Kopf. Dem Lesezwerg zum Beispiel Giersch und Blaukissen, doch das stört ihn ja bekanntlich nicht, weil er so in sein Buch versunken ist.

Von den beiden Teichen ist nichts mehr zu sehen, und auch der Leuchtturm Roter Sand verschwindet allmählich. Die Iris haben sich Zeit gelassen, dafür blühen sie diesmal gleich in drei Farben – in Gelb, Hellgelb und Lila. Die Heckenrose hinterm Teich hat in diesem Jahr zum ersten Mal mehrere Blüten – leider keine duftenden.

Die Rosen im Rosenbeet – eine echte Rose und ihre „falschen“ Namenscousinen Pfingst- und Stockrose – sind noch nicht so weit. Die Pfingstrose, die zur Familie der Paenonien zählt, wird das Rennen um die erste Blüte wohl gewinnen – die Knospen sind schon sehr dick. Und vielleicht macht sie ja ihrem Namen alle Ehre und blüht an Pfingsten auf. Die Erdbeeren blühen noch und tragen auch schon Früchte – die allerdings noch klein und grün sind.

Die Reben auf der Terrasse werden wohl erst in ein oder zwei Wochen blühen. In Neumagen, dem Ort, in dem ich geboren bin und lange gelebt habe, wurde früher das Weinblütenfest gefeiert – und zwar Mitte Juni. Hoch im Norden, also in der Nähe von Hannover, beginnt die Blüte meist noch später als an der Mosel.

Dagegen ist die Eberesche schon verblüht, doch mein Lieblingsbaum bereitet mir ein bisschen Sorgen. Denn sie wirkt in diesem Jahr recht kahl, will nicht so recht grün werden. Eigentlich sind Ebereschen ja robust, aber im Internet lese ich, dass Pilze wie Schwefelporling oder Baumschwamm können ihnen zusetzen. Ich werde den Baum in den nächsten Wochen beobachten. Denn wenn man die Pilze frühzeitig entdeckt, kann man sie gut bekämpfen. Werden sie zu spät entdeckt, ist der Baum unrettbar verloren. Ich werde mit dem  Specht am Baum sprechen: Vielleicht kann ja auch er ein bisschen auf seinen Gastgeber achten.

Wieder geöffnet

Seit letzter Woche sind die Herrenhäuser Gärten wieder geöffnet und natürlich habe ich sie besucht, als ich einen Termin in Hannover hatte. Der Besucherandrang hielt sich in Grenzen. Kein Wochenende, keine Schlangen am Eingang.

Wie immer zieht es mich in den Berggarten. Der Große Garten kann warten – vor allem, weil die  von Niki de Saint Phalle entworfene Blaue Grotte noch geschlossen ist. Auch die Schauhäuser im Berggarten sind zurzeit gesperrt. Doch das verschmerze ich leicht, die Wiedersehensfreude ist größer. Nach Wochen des „Entzugs“ gefällt mir sogar der Schmuckhof, an dem ich sonst eher achtlos vorübergehe. Noch blühen Tulpen, Narzissen, Kaiserkronen, Anemonen und Hyazinthen und Goldlack – überwiegend  gelb-orange

Obwohl ich seit Jahren Stammgast in den Herrenhäuser Gärten bin, entdecke ich immer wieder etwas neu – dieses Mal sind es die Pfingstrosen. Laut Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Pfingstrosen gehören 32 Arten zur Gattung der Pfingstrosengewächse (Paeoniaceae). Ich bin sicher, dass im Berggarten (fast) alle wachsen – große und kleine, Stauden, Halbsträucher und Sträucher in verschiedenen Farben von Weiß über Gelb, Bonbonrosa und grellem Pink bis zu dunklem Lila.  Einige tragen noch Knospen, andere sind schon verblüht.

Natürlich stecke ich als bekennender Duftfreak meine Nase in manche Blüte  hinein. Und einmal mehr bereue ich es, dass ich die  Pfingstrosenstaude aus dem Garten meines Elternhauses nicht in meinen eigenen Garten umgesiedelt habe. So intensiv wie die Blüten zu Hause duftet hier keine. Aber vielleicht täuscht mich da auch die Erinnerung.

Im Moorweiher hatte wohl ein Schwan in der besucherlosen Zeit sein Nest direkt am Ufer gebaut – kaum einen Meter vom Weg entfernt. Jetzt hat er es verlassen und drei Eier zurückgelassen. Vielleicht fühlte er sich von den Besuchern gestört, die nach der Öffnung die Gärten wieder erobern.

Im Staudengrund hat die Natur ganze Arbeit geleistet: Die Pflanzen am Ufer haben den schmalen  Bachlauf fast überwuchert. Dass hier kein natürlicher, sondern ein künstlicher Bach fließt, merkt man nicht. Und wie so oft habe ich das Gefühl, irgendwo in der Natur zu sein.

Im Staudengrund

Übrigens: Wer einen Blick in den Großen Garten werfen möchte, kann dies auf der Website https://grossstadtgespraech.de tun. Olaf Groß war dabei, als die Goldenen Figuren mit dem Kran ins Gartentheater zurückkehrten. Das soll wieder in seinen ursprünglichen Zustand  versetzt werden (https://grossstadtgespraech.de/2020/05/07/herrenhausen-goldene-figuren-schweben-ins-gartentheater/).

Ab 15. Mai ist das historische Gartentheater wieder für Besucher geöffnet geöffnet. Ein guter Grund für mich, auch den Großen Garten wieder einmal zu besuchen.

Gartenblick April

Die Kräuterfrau hatte recht: Der Waldmeister, den ich vermisst habe, ist wieder da. Er wächst hinterm Teich in diesem Jahr zwar nicht so üppig wie in den vergangenen, doch er wächst: Womit bewiesen wäre, dass man im Garten manchmal nur abwarten muss. Oder wie es in Sambia heißt: Das Gras – respektive der Waldmeister – wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.

Am Zaun hinterm Teich ist es momentan ein bisschen kahl. Dort habe ich am Wochenende die Zweige der Gewöhnlichen Schneebeere, die bei uns Knallerbsenstrauch heißt, weggeschnitten. Denn sie überwuchern Felsenbirne, Weißdorn, Holunder und Co, die eigentlich zu einer dichten Vogelschutzhecke zusammenwachsen sollen. Noch tun sie sich schwer, vielleicht hilft es ihnen, dass ich ihnen ein bisschen Luft verschafft habe.

Die beiden kleinen Teiche sind bald nicht mehr zu sehen; sie verstecken sich hinter den Pflanzen am Ufer. Sumpfdotterblume und Beinwell blühen schon eine ganze Zeit, Lilien und Akelei brauchen dagegen noch eine Weile, ebenso die Pfingstrosen, die den Umzug aus dem Harz gut verkraftet haben und sogar kleine Knospen haben.

Apropos Pfingstrosen: Sie haben sich jahrelang in meinem Garten schwer getan, mehrere Pflanzen sind eingegangen. Doch in diesem Jahr gedeihen nicht nur alle vier Ableger aus dem Harz prächtig, sondern auch die beiden Pfingstrosen, die schon länger hier zu Hause sind.

Die größere der beiden steht im Rosenbeet, aus dem ich hunderte Krokusse ausgegraben habe. Sie haben sich im Winter zu stark vermehrt; die Erdbeeren am Rand des Beets waren ganz unter ihnen verschwunden. Jetzt erholen sie sich und blühen. Ich hoffe auf reiche Ernte, auch von den Walderdbeeren, die ich am Wochenende ins Beet am Zaun gepflanzt habe. Unterm Apfelbaum ist es für Erdbeeren eigentlich zu schattig. Doch Walderdbeeren haben ja eigentlich gelernt, im Schatten großer Bäume zu (über)leben.

Das Blaukissen blüht immer noch. Es wächst so hoch, dass der lesende Zwerg fast darin verschwindet. Im Schutz des Blütenteppichs streckt eine Rose ihre Triebe aus. Leider nicht meine Lieblingsrose, die duftende Rhaspsody in blue, sondern ihre nicht duftende Beetgenossin.

Mein Lieblingsbaum, die Eberesche, blüht und wird langsam grün,

und auch die beiden Reben, die zwischen beiden Terrassen wachsen, haben schon Blätter. Bis sie blühen, vergehen noch ein paar Wochen. Vor ein paar Tagen habe ich Karotten, Zuckererbsen, Roten Rüben und Pastinaken in die beiden Hochbeete gesät, Ringelblumen und Kamille in das Kräuterbeet am Rande der Terrasse. Dort möchte ich noch Ananassalbei, Currykraut, Zitronenthymian und Liebstöckel pflanzen. Wahrscheinlich Ende der Woche, wenn ich auf dem Markt Pflanzen kaufen konnte – bei der Kräuterfrau, die mich immer so gut berät.

Gartenblicke März

Seit den letzten Gartenblicken hat sich einiges im Garten getan und auch ich habe schon etwas getan. Ich habe den Lavendel beschnitten, säckeweise welke Stengel und altes Laub aus den Beeten entfernt – und dabei festgestellt, dass gut gemeint oft das Gegenteil von gut gemacht ist. Die locker aufgeschichteten Laubhaufen, eigentlich als Überwinterungshilfe für Igel und anderes Kleingetier gedacht, sind durch den Dauerregen im Februar in sich zusammengefallen, haben sich in eine glitschige Pampe verwandelt. Doch es scheint, dass die Bewohner die feucht gewordenen Höhlen rechtzeitig verlassen und sich in Sicherheit gebracht haben. Jetzt liegen die Blätter zum Trocknen neben dem Teich und warten darauf, dass die Grünannahmestelle wieder öffnet – oder auf ihren Einsatz als Schicht im geplanten zweiten Hochbeet auf der Terrasse.

Zurzeit sind Gelb und Lila die dominierenden Farben. Das Kleinblättrige Immergrün (Vinca minor) hinterm Teich blüht lila, ebenfalls lila, nur eine Nuance dunkler, die Primel und das neue Veilchen. Es  hat zum Glück den Bodenfrost der letzten Nächte ebenso überstanden wie die kleinen Pfingstrosen. Welche Farben sie haben, weiß ich nicht – ich habe sie erst im Herbst gepflanzt.

Gelb blühen Winterlinge, die Sumpfdotterblumen im Teich, Narzissen und – gleich nebenan neben der Eberesche – Forsythien und Mahonien. Woher die kleinen Sträucher kommen, die sich überall im Garten ausbreiten, weiß ich nicht – ich kannte bis heute Morgen ja noch nicht mal ihren Namen. Es müssen wohl Kriechende Mahonien (Mahonia repens) sein, laut Wikipedia sind sie immergrün, bilden Ausläufer werden etwa 50 Zentimeter hoch. Das passt – und vielleicht stimmt ja auch der Namen.

Die Rosen im Rosenbeet haben schon Blätter, ebenso Pfingstrosen und Teehibiskus. Die Stockrosen scheinen leider den Schnecken in diesem Jahr besonders gut zu schmecken. Viele sind angenagt – ich hoffe, dass ihnen der Appetit allmählich vergeht und die Stockrosen sich erholen. Vom Rittersporn ist leider noch nichts zu sehen und von den Krokussen, die sich zwischen diversen Stauden und Erdbeeren ausbreiten, hat in diesem Jahr noch kein einziger geblüht. Sie sind, so scheint es, völlig aus dem Rhythmus geraten: In den vergangenen Jahren hatten sie ihre Blütezeit in den Herbst verlegt.

Auf Blaukissen und Traubenhyazinthen ist dagegen wie immer Verlass: Sie stehen dicht an dicht. Der Lavendel bereitet mir dagegen Sorgen. Er krepelt lustlos vor sich hin. Vielleicht hätte ich ihn im Herbst radikal zurechtstutzen sollen, wie es mir eine Bekannte empfohlen hat. Doch dazu fehlte mir der Mut.  Die Anemone blüht wieder – doch sie bleibt ganz für sich. Anders als ihre Beetgenossen vermehrt sie sich nicht selbst; sobald die Gartenmärkte wieder offen sind, will ich mich nach Gefährten umschauen.

Und auch das kleine Beet zwischen dem Nachbargrundstück und den Terrassen wartet darauf, bepflanzt zu werden. Petersilie, Schnittlauch, Minze und Zitronenmelisse sind schon da, ebenso  Lavendel. Ringelblumen habe ich gerade ausgesät, sobald das Wetter mitspielt und die Kräuterfrau wieder ihren Stand auf dem Wochenmarkt hat, werde  ich weitere Kräuter pflanzen: Ananassalbei zum Beispiel, Rosmarin, Zitronenthymian, Liebstöckel und Currykraut. Dann wird die Hexe, die über das Beet wacht, wieder zur Kräuterhexe.

Wo ist mein Waldmeister?

Diese Frage stelle ich mir, seit in der letzten Woche, pünktlich zum Beginn des meteorologischen Frühlings, meine Gartensaison begonnen hat. Weil das Wetter sich zumindest an zwei Tagen zeitweise an die Vorgaben der Meteorologen gehalten hat, habe ich angefangen, in den Beeten altes Laub, vertrocknete Stengel und Blätter zu entfernen. Denn darunter wartete schon das neue Grün auf seinen Auftritt.

Wieder da: Der Bärlauch gedeiht auch im Schatten von Efeu und Vogelschutzhecke

Der Efeu hat – wie immer – meine Abwesenheit genutzt. Von den Zäunen aus erobert er den Garten, sobald ich mich eine Zeit lang nicht im Garten sehen und ihn gewähren lasse. Und wie immer denke ich, dass ich dem Beispiel von Kaspar Klaffke und Gesa Klaffke-Lobsien folgen sollte. Die beiden kennen sich nämlich mit Pflanzen und Gärten wirklich gut aus: Gesa Klaffke-Lobsien ist Biologin, Kaspar Klaffke war Leiter des Gartenbauamts in Hannover. Sie haben die Aktion offene Gärten in die Region Hannover und nach Deutschland gebracht. Und sie haben eine alte Friedhofsgärtnerei in einen wunderschönen Garten verwandelt – ein kleines Paradies in der Stadt.*

Die beiden verbringen viel Zeit im Garten – sie lieben Pflanzen, hegen und pflegen sie. Aber der Efeu hat bei ihnen Gartenverbot, eben weil er sich überall breitmacht, sobald man ihm einen winzigen Teil überlässt.

Bei mir ist es im Garten wie im richtigen Leben: Ich bin nicht sehr konsequent. Und so dulde Efeu an allen Zäunen, nicht nur, weil er immer grün ist, sondern auch, weil er einmal einem Zaunkönig als Nistplatz gedient hat. Aber in den Beeten hat der Efeu nichts zu suchen. Und so habe ich die bei meinem ersten Gartenarbeitstag in diesem Jahr eimerweise Bodentriebe mitsamt Wurzeln ausgerissen.

Fast wäre auch kleine stachlige Pflanze meiner Ausreißwut zum Opfer gefallen. Ich habe sie für einen Ausläufer der Brombeere gehalten, die dem Efeu  Konkurrenz macht und sich von der Stirnseite des Gartens im angrenzenden Beet breitmacht. Doch im letzten Moment habe ich unter Efeuranken und altem Laub das kleine Schild entdeckt und mich erinnert: Hier habe ich im vergangenen Sommer eines der adoptierten Rosenkinder eingepflanzt (https://chaosgaertnerinnen.de/rosen-rosen).

Die Bibernell-Rose ist eine intensiv duftende alte Sorte, die – anders als die meisten ihrer Geschwister – auch im Schatten gedeiht. So stachlig hatte ich sie allerdings nicht in Erinnerung – sonst hätte ich siewahrscheinlich in die wilde Ecke hinter die Teiche gepflanzt. Dort ist die Vogelschutzhecke mit Vogelbeere, schwarzem Holunder, Weißdorn, Berberitze, Schlehe, Heckenrose und Felsenbirne gut über den Winter gekommen, auch der Bärlauch ist schon recht groß. Der Waldmeister ist dagegen verschwunden, keine Ahnung warum, weshalb und wohin.

Jahrelang hat er sich in der Ecke ausgebreitet, jedes Jahr ein bisschen mehr. Im vergangenen Jahr habe ich deshalb einen kleinen Teil der Pflanze vorsichtig ausgegraben und an zwei Stellen im Garten verpflanzt habe. Hat er mir das übel genommen? Oder war die Konkurrenz von Hecken, Efeu und Minze zu groß. Ich suche den Boden ab, vom Vater keine Spur, während die verpflanzten Söhne an ihren neuen Standorten hervorragend gedeihen.

Der Waldmeister-Ableger wächst und gedeiht; der Vater ist verschwunden.

Die Pfingstrosen haben den Umzug in unseren Garten und den ersten Winter ebenfalls überstanden: Sie waren aus dem Harz sicher ein raueres Klima gewohnt. Eine Bekannte hat mir ein paar Ableger geschenkt, als ich ihr von den Pfingstrosen im Garten meines Elternhauses erzählte – und wie sehr ich es bedaure, dass ich sie nicht (teilweise) ausgegraben und mitgenommen habe, bevor wir das Haus verkauft haben. Denn es war eine alte Sorte; die Blüten haben – anders als die Pfingstrosen, die ich in den vergangenen Jahren in unserem Garten gepflanzt habe – sehr intensiv geduftet. Die neuen Ableger tun es auch, hat Gudrun gesprochen. Ich bin gespannt.

Zaghafter Blick in die neue Heimat: meine neue alte Pfingstrose

PS: Nachdem ich diesen Blogpost geschrieben und veröffentlicht hatte, habe ich auf dem Markt meine Kräuterfrau getroffen, bei der ich Kräuter und andere Pflanzen kaufe. Als ich ihr mein Leid vom verschwundenen Waldmeister klagte, lachte sie. Dass mein Waldmeister am angestammten Platz noch nicht zu sehen sei, sei normal. „Für Waldmeister ist es noch zu früh. Der kommt erst in ein paar Wochen aus dem Boden. Der verschwindet nicht“, versicherte sie mir. Ich solle Geduld haben.

Aber ich fürchte, auch hier ist es im Garten wie im richtigen Leben: Geduld zählt nicht zu meinen Kernkompetenzen.

*Mein Artikel über Wohnen in einer alten Gärtnerei in wohnwerken 2017, S. 144ff:  https://issuu.com/schluetersche/docs/wohnwerken_04

Gesa Klaffke-Lobsien, Kaspar Klaffke:
GartenLeben in der Alten Gärtnerei, Springe 2015.
Das Buch ist erschienen im  Zu Klampen Verlag