Ab ins Beet

Gestern Abend hat – drei Wochen nach dem meteorologischen – auch der kalendarische und astronomische Frühling begonnen. Tag und Nacht waren gestern gleich lang – und zwar sowohl auf der Nordhälfte als auch auf der Südhälfte der Erde. Bis Ende September sind die Tage hier jetzt länger als die Nächte. Auch das Wetter zeigte sich in den vergangenen Tagen mit zweistellige Temperaturen und zumindest gelegentlichem Sonnenschein durchaus (vor)frühlingshaft. Zeit, sich wieder mal um den Garten zu kümmern, vor allem um das Beet vor dem Wintergarten.

Das sieht ziemlich kahl aus, seit im Januar der Buchsbaumstier weichen musste. Mein Mann hatte vor Jahren fünf kleine Buchsbäume nebeneinander gepflanzt, sie gehegt, gepflegt und in Form geschnitten. Im Laufe der Jahre sind die Buchsbäumchen zu einer mehrere Meter langen, dichten, fast mannshohen Hecke zusammengewachsen. Doch gegen die gefräßigen Larven des Buchsbaumzünslers hatte der Stier keine Chance. Er siechte dahin, wurde immer schwächer und kahler. Alle Rettungsversuche waren vergeblich. Und so haben wir ihn schließlich abgeschnitten und die Wurzeln ausgegraben. Beim Rein-Beet-Machen haben wir auch einige andere Pflanzen entfernt. Die Dreimasterblumen beispielsweise, die mit ihren lila Blüten zwar hübsch aussehen, aber leider ein sehr einnehmendes Wesen haben und andere Pflanzen rücksichtslos überwuchern. Ganz verschwunden sind sie sicher nicht, obwohl ich mehrere Kilo Wurzelgeflecht entfernt habe – Dreimasterblumen sind zäh. Aber ich hoffe, dass sie ihre neuen Beet-Nachbarn vorläufig in Ruhe lassen.

Aus dem Beet vor dem Wohnzimmerfenster habe ich zwei Rosen ausgegraben und umgesetzt. Nachdem mein Mann dort einen Schmetterlingsbusch gepflanzt hat, fristeten die Künstlerrose und die Päonienrose ein Schattendasein. Ich hoffe, dass sie den Umzugsstress gut verkraften und den Platz an der Sonne genießen. Mir jedenfalls gefällt ihr neuer Standort viel besser. So kann ich sie und ihre Blüten sehen, wenn ich im Wintergarten sitze – und anders als der Stier lassen die Rosen den Blick auf unsere Teiche frei.

Auch Wildtulpen und eine Dahlie namens Milena Fleur sind in das Beet eingezogen. Tulpen gibt es in unserem Garten bislang nur wenige und auch mit Dahlien hatte ich früher wenig Glück. Kaum waren sie eingepflanzt, waren sie wieder abgefressen. Aber im letzten Jahr war der Bann gebrochen: Zumindest an zwei Stellen haben sie überlebt und blühten bis in den Herbst hinein. Ich hoffe, dass sie wiederkommen und dass auch Milena Fleur anwächst und gedeiht. Die Zwiebel der Winterlinge und die Narzissen, die ich ebenfalls gesetzt habe, blühen wahrscheinlich erst im nächsten Frühjahr.

Sehr mitgenommen sehen die Christrose und die Primel aus, die aus dem Haus in den Garten umgezogen sind und jetzt den frei gewordenen Platz unterm Schmetterlingsbusch einnehmen. Für sie ist der neue Standort eigentlich ideal. Denn anders als ihre Vorgängerinnen, die Rosen, mögen beide es durchaus (halb)schattig. Trotzdem bin ich nicht sicher, dass sie dort Wurzeln schlagen. Weil ich ihnen den Umzug in den gefrorenen Boden nicht zumuten wollte, sind sie länger als geplant drinnen drinnen geblieben. Doch das ist ihnen nicht gut bekommen. Aber vielleicht erholen sie sich ja an der frischen Frühlingsluft.

Die letzte Rose des Sommers

Ja, ich weiß, ich habe es schon (mehr als) einmal geschrieben, und ich werde es wahrscheinlich noch öfter tun: „Sommerbild“ von Christian Friedrich Hebbel ist eines meiner Lieblingsgedichte. Nun ist der Sommer längst vorbei, auch wenn sich der November bis vor einigen Tagen manchmal so anfühlte. Und heiß war es an jenem Morgen, als das Foto entstand, auch nicht. Im Gegenteil, die Temperaturen lagen deutlich unter null. Es hatte in der Nacht sogar ein wenig geschneit.

Doch als ich die roten Rosen in unserem Garten sah, kam mir das Hebbelgedicht in den Sinn. Denn auch unsere Rose im Rosenbeet ist, wie die von Hebbel besungene, „als ob sie bluten könnte, rot“. Allerdings ist sie wohl weit widerstandsfähiger als ihre Artgenossin, die der Flügelschlag eines Schmetterlings zerstörte. Sie trotzte selbst dem Frost, der ihr ein paar Eiskristalle auf ihre tiefroten Blütenblätter zauberte, und blühte weiter.

Ihre Zeit ist jedoch jetzt vorbei, ebenso wie die ihrer kleinen, unscheinbaren Verwandten im selben Beet. Aus der weißen Erdbeerblüte wird sicher keine Erdbeere mehr. Die Zeit der Christrose hat dagegen gerade erst begonnen. Sie ist früh dran in diesem Jahr, vielleicht weil der Sommer ungewöhnlich warm war und sich lange hinzog. Denn meist blüht sie erst im Dezember, passend zum Namen immer zur Weihnachtszeit.

Ein seltenes Bild: Erdbeeren (links) und Christrosen blühen in der Regel nicht zur gleichen Zeit.

Wer das Gedicht von Christian Friedrich Hebbel nachlesen möchte, findet es unter https://www.aphorismen.de/gedicht/7163

Ein Sonntag, drei Gärten

Was für ein schöner Sonntag. Der Titel eines meiner Lieblingsbücher kam mir am vergangenen Sonntag immer wieder in den Sinn – nur dass ich, anders als  der Autor des Buchs, einen wirklich schönen Tag erlebte. Jorge Semprun schreibt in seinem Buch über einen Sonntag als Gefangener im  KZ Buchenwald.

Der vergangene Sonntag machte seinem Namen wirklich alle Ehre: Die Sonne schien von morgens bis abends – und  der Tag bescherte mir drei wunderschöne Gartenerlebnisse . Gleich zwei meiner Lieblingsgärten öffneten tagsüber ihre Pforten. Und am Abend erlebten wir die Illumination des Großen  Gartens von Herrenhausen – mit Musik von Georg Friedrich Händel.

Der Garten von Sylvia und Klaus Stannek kommt meinem Traum von Naturgarten ziemlich nah. Hier darf, so scheint es, wachsen was wächst. Aber der Schein trügt.  Denn die Gartenbesitzer, Profis mit eigener Gärtnerei, sorgen gekonnt dafür, dass ihnen die Pflanzen eben nicht über den Kopf wachsen, was natürlich geschehen würde, wenn alle tun dürften, was sie wollten – nämlich wachsen. Das Ergebnis der unsichtbaren Eingrifffe: ein verwunschener Zaubergarten.

Mein Lieblingsplatz war leider besetzt, als ich ankam, und so schlenderte ich eine Zeit lang scheinbar ziellos durch den Garten, den Platz am Wasser, Ziel meiner Seesucht,  meist im Blick. Ich fotografierte dies und das, Motive gibt es in dem rund 2.000 Quadratmeter großen Garten genug: das junge Huhn beispielsweise, das in den Töpfen mit den Ablegern nach Futter sucht, die Gemüsehochbeete, die sich wie Inseln im Naturgarten behaupten, das Beet mit fleischfressenden Pflanzen (Karnivoren), ein Wintergarten, in (nicht an) dem Wein wächst – und überall im Garten verstreut kleine Skulpturen und Figuren.

Und endlich war er frei, der Platz am Teich, und wie immer, wenn der Garten geöffnet ist, setzte ich mich an den kleinen Tisch, packte mein Tagebuch aus und schrieb ein wenig. Vielleicht sollte ich bleiben, nicht gleich eine Hütte bauen, so wie Petrus es Jesus vorschlug, als ihm ein Ort gut gefiel  (Matthaeus 17:4), aber zumindest ein kleines Zelt aufschlagen. Platz wäre im Garten genug, und Wasser gibt es auch. Was braucht frau mehr. Aber der nächste Garten wartet.

Das Garten von Silke Rex ist ganz anders, heller, femininer vielleicht, wie seine Besitzerin meint, aber auf jeden Fall ist er wunderschön. Und ein Eldorado für Duftfans wie mich. Denn hier wachsen vor allem  historische und englische Rosen – in verschiedensten Sorten und Farben – und dazwischen farblich abgestimmte Stauden.

Kletterrosen umranken das Haus, die Veranda und den Pavillon, und ein bisschen fühle ich mich wie Dornröschen. Ich falle allerdings nicht in einen tiefen Schlaf, sondern gehe mehrmals durch den Garten, kann mich gar nicht trennen und gar nicht satt sehen und satt riechen. Und natürlich gönne ich mir wieder eine Schreibpause am kleinen Teich.

Auch Kurfürstin Sophie wäre sicher vor Neid erblasst, wenn sie Silke Rex Garten gesehen hätte. Denn der Niedersächsische Rosengarten im Großen Garten der Herrenhäuser Gärten, den ich ein paar Stunden später sah, verblasst fast neben dem romantischen Rosengarten in Isernhagen. Allen, die sich mit der Hannoverschen Gartengeschichte und dem Adel nicht so gut auskennen, sei’s gesagt: Kurfürstin Sophie gestaltete den Großen Garten, damals fürstlicher Privatgarten, so um, wie wir ihn heute noch kennen. Natürlich gärtnerte die Frau des Kurfürsten Ernst August von Hannover nicht selbst, sondern ließ gärtnern: Sie engagierte den bekannten Gartenarchitekten Martin Charbonnier, der für seine Auftraggeberin bis 1714 den Garten im Stil der holländischen Barockanlagen umgestaltete. Ob die Kurfürstin geduldet hätte, dass eine Untertanin einen schöneren Garten hatte als sie  selbst? Ich bezweifle es.  Denn selbst heute noch gehen  Nachfahren des damaligen Kurfürsten mitunter ja recht rigoros gegen unbotmäßige Bürgerliche vor.

Der Niederdeutsche Rosengarten , so lese ich auf der Website hannover.de, ist „die Nachbildung eines der bereits im 16. Jahrhundert hoch geschätzten ‚Liebesgärten‘“. „Paare wandelten zu den Klängen von kanonartiger Musik, die Musikanten saßen in hierfür eigens aufgestellten hölzernen Lauben“, heißt es auf der Website weiter (https://www.hannover.de/Herrenhausen/Herrenh%C3%A4user-G%C3%A4rten/Gro%C3%9Fer-Garten/Der-Niederdeutsche-Rosengarten).

Insgesamt 650 Rosen soll es im Niederdeutschen Rosengarten geben, doch die kann der gemeine Gartenfan nur aus der Ferne bewundern. Denn die Kieswege zwischen den Beeten, auf denen die Bewohnerinnen und Bewohner des Schlosses und ihre Gäste früher lustwandelten, sind gesperrt. Pavillons gibt es noch, doch dort saßen am letzten Sonntag keine Musiker, sondern Besucher. Die Musik, die „Wassermusik“ von Georg Friedrich Händel, kam am vergangenen Sonntag aus der Konserve – und sie war leider auch nicht überall zu hören.

Trotzdem war der Abend wunderschön, und mit effektvoll angestrahlten Hecken, Skulpturen, Teiche, Brunnen und Fontänen hat sogar mir der Große Garten gefallen, obwohl ich eigentlich den Berggarten bevorzuge.

Apropos Wasser. Besonders eindrucksvoll waren natürlich die illuminierten Springbrunnen und die Fontäne. Die Große Fontäne ist inzwischen mehr als 300 Jahre alt. Damit das Wasser in die Höhe schoss,importierte Kurfürst Georg Ludwig Wassermaschinen aus England und baute ein Wasserwerk, die Wasserkunst. Die 35 Meter, die das Wasser damals in die Höhe spritze, waren damals Europarekord. Heute erreicht die Fontäne mehr als 80 Meter – vor allem illuminiert ein wirklich schöner Anblick. Den werde ich sicher bald wieder genießen – auf Gartentour gehe ich schon heute wieder. Das Wetter spielt, so scheint es, wieder mit. Nach einem heftigen Gewitter heute Morgen scheint wieder die Sonne: Was für ein schöner Sonntag …

Rendez-vous im Garten

Sie sind wieder geöffnet, die Gartenpforten in und um Hannover. Im vergangenen Jahr ist die Aktion wegen Corona ausgefallen – in diesem Jahr geht es weiter. Insgesamt 112 Gärten können bis zum 10. Oktober in der Region Hannover besichtigt werden, allein am ersten Juni-Wochenende beteiligten sich 39 Gartenbesitzerinnnen und -besitzer am Rendez-vous im Garten: Sie ermöglichten unter dem Motto „Wissen, das wandert“  Gartenfans wie mir einen Blick hinter den Zaun.

Ich habe am vergangenen Wochenende drei Gärten besucht – alle toll und alle ganz anders, obwohl ja in allen dreien die gleichen Pflanzen blühen. Akeleien zum Beispiel, die zu meinen Lieblingen gehören, Fingerhut, Heckenrosen und Mohn.

Der Garten Schwertmann in der Wedemark, Garten Nummer eins auf meiner Besuchsliste, ist eine gelungene Mischung aus Nutz- und Naturgarten, eine sehr gelungene sogar. Im Gemüsegarten mit mehreren Hochbeeten herrscht eine bewundernswerte Ordnung: Hier steht – wie es sich für einen Nutzgarten gehört – zusammen, was zusammengehört. In Reih und Glied, so wie ich es aus meiner Kindheit kenne, als meine Eltern und meine Oma in unserem Garten noch Kartoffeln, Erdbeeren, Salat und Gemüse angepflanzt haben.

Viel schöner als den Nutzgarten finde ich allerdings den größeren naturnahen Teil des über 1000 Quadratmeter großen Gartens mit Kräuterspirale, einem kleinen Wasserlauf mit Teich, Sumpfbeet, vielen idyllischen Sitzgelegenheiten und einer Gartenlaube, die mein Herz höherschlagen lässt.

Gerne würde ich bleiben, mich irgendwo hinsetzen, mein Tagebuch auspacken und schreiben, aber leider spielt das Wetter nicht wirklich mit: Das erste Wochenende nach dem meteorologischen Sommeranfang ist nicht wirklich sommerlich warm, und wir waren eben leider auch nicht die einzigen BesucherInnen.

Der Garten von Sabine Sundermeyer und Joachim von Kortzfleisch blüht wahrscheinlich erst in den nächsten Tagen richtig auf. Denn um das alte Bauernhaus leben 45 Rosensorten, Stauden, Kräuter und Zwiebelblumen in farblich abgestimmten Beeten – und die Rosenblüte beginnt in diesem Jahr später als in den vergangenen. Ein kleines (Gesamt)Kunstwerk ist der Garten trotzdem, auch weil in den Beeten, im Bienengarten und an den Hauswänden der hannoverschen Künstler Bernd Sidon seine Werke ausstellt. Die sollen nicht fotografiert werden – was die Foto-Auswahl einschränkt.

 

Viel jünger als die beiden ersten Gärten ist Garten Nummer drei. Im Garten Sickau wachsen vor allem Hosta und Stauden, Rosen und Clematis, die leider noch nicht blühen. Pflanzen halten sich eben nicht an (Veranstaltungs)Kalender. Es gibt einen kleinen Kräuter- und Beerengarten, zwei Teiche, lauschige Sitzecken.

Ich bewundere nicht nur die Pflanzen, sondern auch die Dinge, die den Garten schmücken, ihm seinen besonderen Reiz verleihen – die alten Gartenmöbel zum Beispiel, das Fahrrad, das wie vergessen am Zaun lehnt, oder die Echse am Teich. Und wieder einmal wird mir klar: Mir fehlt leider nicht nur der grüne Daumen, sondern auch der Sinn für Dekorationen.

Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf – und ich werde mir weiter Tipps und Anregungen holen. Schon an diesem Wochenende, in anderen Gärten, die noch bis Oktober ihre Pforten für Gartenfans wie mich öffnen.

Gartenblicke im März …

 

… allerdings erst im April. Aber ich schwöre: Aufgenommen habe ich die Fotos wirklich (noch) im März. Ich habe es diesmal einfach nicht geschafft, den Blogbeitrag rechtzeitig zu schreiben und zu veröffentlichen. Aber: Besser spät als nie.

Am Teich wird’s langsam lebendig: Nicht nur, weil Primeln, Osterglocken, Krokusse, Scilla und – darüber freue ich mich besonders – Veilchen blühen. Auch die Frösche sind zurückgekehrt. Oder haben sie sogar in unserem Teich überwintert? Mindestens fünf haben wir schon gesichtet: zwei größere und drei kleine, wohl die Nachzügler aus dem letzten Sommer. Leider wird der Blick auf den Teich derzeit durch den hässlichen schwarzen Kunststoffzaun getrübt, den der Nachbar an der Grundstücksgrenze gezogen hat: Doch es wird hoffentlich bald besser, wenn die Vogelschutzhecke rasch grün wird und ihn verdeckt.

Nicht nur die Heckenrosen am Teich, auch die Rosen in den Beeten habe ich kräftig zurückgeschnitten. Ich hoffe, dass sie es mir nicht verübeln. Die Christrosen verblühen allmählich, dafür bekommen die Pfingstrosen die ersten zarten Blätter. Und auch am Apfelbaum zeigt sich das erste Grün. Es wird noch ein paar Wochen dauern, bis er blüht.

Vor dem Apfelbaum sind die Kirschen an der Reihe, zuerst die süßen, dann die sauren. Und dann dauert es nicht mehr soooo lange, bis wir ernten können. Die Süßkirschen überlasse ich den Vögeln. Weil wir den Baum nicht spritzen, haben die Früchte immer Fleischeinlage. Die Sauerkirschen mögen die Maden zum Glück nicht – und wir können hoffentlich wieder Marmelade einkochen.

Lange haben sie sich geziert, doch in diesem Jahr blühen im neuen Beet neben der Einfahrt die Scillas. Eigentlich zum ersten Mal. Dass ich den Boden umgegraben habe, um den Efeu zu entfernen, hat den Blausternen offenbar nicht geschadet – im Gegenteil. Vielleicht haben sie jetzt in der efeufreien Zone endlich die Freiheit zu wachsen. Vielleicht waren sie aber auch schon in den letzten Jahren da – versteckt unter der dichten Efeudecke. Wer kennt es schon, das geheime Leben der Pflanzen.

Noch ist das Beet kahl, doch insgeheim hoffe ich, dass im Sommer hier ein Sonnenblumenfeld entsteht. Die Vögel haben nämlich die Kernen, die wir ihnen ausgestreut haben, gerne und reichlich gegessen – und die Reste auf dem Beet verstreut.

Gartenblicke im September

Sorry, I’m late, wieder einmal. Und diesmal habe ich es nicht einmal geschafft, die Gartenblicke des Monats auf den letzten Drücker – also am letzten Septembertag – zu posten. Immerhin habe ich die Fotos im September aufgenommen, irgendwann letzte Woche.

Am Teich wird es übersichtlich, der Leuchtturm ist  zwischen Blutweiderich, Bergastern und den Ranken der Heckenrosen wieder gut zu sehen. Und auch den größeren der beiden Teiche kann man  wieder zwischen den Pflanzen ausmachen. Der Teich ist immer noch mit einer Schicht Entengrütze bedeckt, die die Sicherheit des Froschnachwuchses gewährleistet.

Der Nistkasten an der Eberesche geht immer mehr aus dem Leim, ich muss ihn ersetzen – oder abnehmen. Denn er war auch in seinen besten Tagen  nie bewohnt, wie auch die beiden Insektenhotels. Vögeln und Insekten gefallen die anderen Nistmöglichkeiten in unserem Garten wohl besser. Auch die gelben Topinambur fühlen sich in unserem Garten wohl; sie werden, so scheint es, jedes Jahr ein Stückchen größer.

Mit ihren großen Schwestern, den Sonnenblumen, habe ich dagegen weniger Glück. Sie werden abgefressen, sobald ich sie eingepflanzt habe. Und auch der Rittersporn tut sich schwer. Er ist spurlos aus dem Rosenbeet verschwunden, wo er mich in den vergangenen beiden Jahren erfreute. Dort blühen noch ein paar Rosen, eine einzelne Stockrose und unzählige Bergastern.

Die Terrasse wird immer mehr zum Terrassen-Garten. In Blumentöpfen und -kästen an der Hauswand reifen die letzten Tomaten; im Hochbeet sprießen Spinat und Feldsalat, zwischen den Terrassensteinen der Rucola. Die Trauben sind geerntet, mein Mann hat aus ihnen leckeres Gelee gekocht, rotes und weißes. Und in den nächsten Tagen will ich noch den Lavendel im Kräuterbeet schneiden und trocknen.

Und in dem schmalen Beet zwischen Rasen und Wintergarten sitzt wie seit Jahren schon der Zwerg mit seinem Buch. Ob er merkt, wie gut seine rote Zipfelmütze zu den Männlein mit dem roen Mäntelein passt, die Hoffmann von Fallersleben  in seinem Kinderlied beschrieben hat und die ihm Gesellschaft leisten?

Gartenblicke im August

Am Tag vor dem meteorologischen Herbstbeginn ist es nicht mehr zu übersehen: Der Sommer ist fast vorbei. Es wird allmählich Herbst.

Die Teiche, im Sommer zwischen den Pflanzen gut versteckt, sind wieder zu sehen – und zwischen Herbstastern und Blutweiderich lugt auch der Leuchtturm Roter Sand wieder hervor.

Die Frösche haben sich im Laufe des Sommers an mich gewöhnt, einer bleibt sogar gelangweilt sitzen, wenn ich die grüne Entengrütze oder Algen aus dem Teich fische.

Die Eberesche bereitet mir nach wie vor Sorgen: Sie hat in  diesem Jahr nur wenige Blätter und Früchte. Hoffentlich übersteht sie den Winter. Der Nistkasten hat auf jeden Fall ausgedient. Vielleicht gefällt sein Nachfolger den Vögeln besser.

Auch die Rosen haben sich in diesem Jahr zurückgehalten; jetzt blühen im runden Rosen-Erdbeer-Beet wohl die letzten Rosen des Sommers und erinnern mich an eines meiner Lieblingsgedichte: „Sommerbild“ von Christian Friedrich Hebbel:

„Ich sah des Sommers letzte Rose stehn,
Sie war, als ob sie bluten könne, rot“

 

Der Lesezwerg in seinem längst verblühten blauen Kissen hat eine neue Nachbarin bekommen: Neben Lavendel und den kleinen Ausläufern der großen Rose habe ich zwei Winteranemonen eingepflanzt. Als ich Anfang August zum Jahrgedächtnis meiner Mutter an der Mosel war, hat eine Freundin sie mir geschenkt. Sie hatte vor Jahren Ableger von meiner Mutter bekommen, die sich in ihrem Garten prächtig vermehrt haben. Ich bin gespannt, ob die Anemonen den Umzug überstanden haben und im nächsten Jahr in meinem Garten ebenso schön blühen.

Der Lavendel neben der Terrasse ist fast verblüht; ich werde die Blüten in den nächsten Tagen abschneiden und zu kleinen Sträußen zusammenbinden. Die verteile ich überall im Haus, weil ich den Duft sehr gerne mag.

Die Hochbeete sind abgeerntet, meins habe ich neu eingesät. Die ersten Spinatpflänzchen zeigen sich schon, und auch der Feldsalat lässt nicht mehr lange auf sich warten.

Die Trauben zwischen den beiden Terrassen sind schon „im Wein“, wie es an der Mosel heißt, wenn die Beeren weich werden. Ungewöhnlich früh, wie mir scheint. In zwei oder drei Wochen werden wir sie ernten – wenn uns die Vögel etwas übrig lassen. Denn anders als uns sind ihnen die Trauben schon jetzt nicht mehr zu sauer.

Und für alle, die es interessiert, hier noch der Link zum Gedicht von Christian Friedrich Hebbel

http://www.literaturknoten.de/literatur/h/hebbel/poem/ichsahdes.html

Gartenblicke im Juli

Ende Juli, Hochsommer, auch wenn die Hochs zurzeit einen Bogen um uns zu machen scheinen. Zumindest können sie sich gegen die Tiefs draußen auf dem Atlantik nicht wirklich durchsetzen.

Dass es in diesem Jahr mehr regnet als in den beiden vergangenen, tut der Natur gut, auch wenn man den Pflanzen in unserem Garten die Freude nicht richtig anmerkt. Irgendwie sehen sie in diesem Jahr ein bisschen zerzaust aus, so, als fiele es  ihnen schwer, sich auf den in diesem Jahr typischen Regen-Sonne-Wind-Mix einzustellen.

Dem Lavendel machen die Wetterkapriolen nichts aus: Er blüht so prächtig wie noch nie – nicht nur bei mir, sondern auch in den Nachbargärten. Ich werde die Blüten demnächst abschneiden und trocknen – und die Sträucher dann zurückschneiden, wie die Profis empfehlen.

Das hat im vergangenen Jahr bei den Rosen sehr gut funktioniert. Sobald ich die alten Blüten abgeschnitten habe, sind  neue nachgewachsen – bis in den Herbs hinein. In diesem Jahr war die Rosensaison eher kurz und heftig: Meine duftenden Lieblingsrosen – Rhapsody in blue und Abracadabra – haben ausgerechnet im Juni geblüht, als es ständig geregnet hat und ich nur selten im Garten war. Nur der Rosenstock im Rosenerdbeerbeet hat noch viele Blüten, der Teehibiskus direkt neben ihm blüht lila-weiß, zum allerersten Mal. Dafür ist mein lila Rittersporn spurlos verschwunden – leider nicht zum ersten Mal. Ich habe mit dieser Pflanze kein Glück. Aber weil ich Rittersporn so hübsch finde, bekommt er noch eine Chance. Der Neue steht noch im Topf auf der Terrasse, bis ich einen geeigneten Platz für ihn gefunden habe.

Am Teich zeigt nur noch der Blutweiderich Farbe. In den nächsten Tagen werde ich die Mohnsamen überall im Garten verteilen. Ich liebe Mohn – auch wenn oder gerade weil er so vergänglich ist. Eine Bekannte hat mir Samen  einer Mohnpflanze in ihrem Garten versprochen, und vielleicht entdecke ich ja noch irgendwo den gelben kalifornischen Mohn, nach dem ich schon so lange suche, oder den rotgelben Islandmohn für nächsten Sommer.

Die Vogelbeeren sind inzwischen rot. Es sind längst nicht so viele wie in den vergangenen Jahren; hoffentlich beschweren sich die Vögel nicht. Aber die schauen schon nach den Trauben und schimpfen, wenn wir uns den beiden Weinstöcken zwischen den Terrassen nähern. Dabei gibt’s genug Trauben für alle – für sie und uns. Sogar genug, um wieder Gelee zu kochen.

Erbsen koche  ich nie, ich habe sie mit den Schoten schon als Kind am liebsten roh gegessen. In diesem Jahr habe ich zum ersten mal  Zuckerschoten gesät. Sie wachsen  gut in den Hochbeeten und schmecken sehr gut, alles andere steht viel zu dicht. Der Rettich ist winzig, aus den Möhren ist gar nichts geworden und die Roten Beete lasse ich noch ein paar Tage wachsen, bevor ich die ersten ziehe. Was lernt frau daraus? Weniger ist manchmal mehr. Im nächsten Jahr mache ich‘s besser.

„Mal sehen“, scheint der Zwerg zu denken. Aber vielleicht bilde ich mir das nur ein. Wahrscheinlich bemerkt er nicht einmal, dass ich ihn wieder einmal fotografiere. Denn er ist wie in den vergangenen Monaten in sein Buch vertieft.

Gartenblicke im Mai

Jetzt ist der Mai schon fast wieder vorbei, der Sommer gefühlt da. In unserem Garten grünt und blüht es  – und wenn man ein paar Tage nicht hinschaut, wächst einem so manches über den Kopf. Dem Lesezwerg zum Beispiel Giersch und Blaukissen, doch das stört ihn ja bekanntlich nicht, weil er so in sein Buch versunken ist.

Von den beiden Teichen ist nichts mehr zu sehen, und auch der Leuchtturm Roter Sand verschwindet allmählich. Die Iris haben sich Zeit gelassen, dafür blühen sie diesmal gleich in drei Farben – in Gelb, Hellgelb und Lila. Die Heckenrose hinterm Teich hat in diesem Jahr zum ersten Mal mehrere Blüten – leider keine duftenden.

Die Rosen im Rosenbeet – eine echte Rose und ihre „falschen“ Namenscousinen Pfingst- und Stockrose – sind noch nicht so weit. Die Pfingstrose, die zur Familie der Paenonien zählt, wird das Rennen um die erste Blüte wohl gewinnen – die Knospen sind schon sehr dick. Und vielleicht macht sie ja ihrem Namen alle Ehre und blüht an Pfingsten auf. Die Erdbeeren blühen noch und tragen auch schon Früchte – die allerdings noch klein und grün sind.

Die Reben auf der Terrasse werden wohl erst in ein oder zwei Wochen blühen. In Neumagen, dem Ort, in dem ich geboren bin und lange gelebt habe, wurde früher das Weinblütenfest gefeiert – und zwar Mitte Juni. Hoch im Norden, also in der Nähe von Hannover, beginnt die Blüte meist noch später als an der Mosel.

Dagegen ist die Eberesche schon verblüht, doch mein Lieblingsbaum bereitet mir ein bisschen Sorgen. Denn sie wirkt in diesem Jahr recht kahl, will nicht so recht grün werden. Eigentlich sind Ebereschen ja robust, aber im Internet lese ich, dass Pilze wie Schwefelporling oder Baumschwamm können ihnen zusetzen. Ich werde den Baum in den nächsten Wochen beobachten. Denn wenn man die Pilze frühzeitig entdeckt, kann man sie gut bekämpfen. Werden sie zu spät entdeckt, ist der Baum unrettbar verloren. Ich werde mit dem  Specht am Baum sprechen: Vielleicht kann ja auch er ein bisschen auf seinen Gastgeber achten.

Gartenblick April

Die Kräuterfrau hatte recht: Der Waldmeister, den ich vermisst habe, ist wieder da. Er wächst hinterm Teich in diesem Jahr zwar nicht so üppig wie in den vergangenen, doch er wächst: Womit bewiesen wäre, dass man im Garten manchmal nur abwarten muss. Oder wie es in Sambia heißt: Das Gras – respektive der Waldmeister – wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.

Am Zaun hinterm Teich ist es momentan ein bisschen kahl. Dort habe ich am Wochenende die Zweige der Gewöhnlichen Schneebeere, die bei uns Knallerbsenstrauch heißt, weggeschnitten. Denn sie überwuchern Felsenbirne, Weißdorn, Holunder und Co, die eigentlich zu einer dichten Vogelschutzhecke zusammenwachsen sollen. Noch tun sie sich schwer, vielleicht hilft es ihnen, dass ich ihnen ein bisschen Luft verschafft habe.

Die beiden kleinen Teiche sind bald nicht mehr zu sehen; sie verstecken sich hinter den Pflanzen am Ufer. Sumpfdotterblume und Beinwell blühen schon eine ganze Zeit, Lilien und Akelei brauchen dagegen noch eine Weile, ebenso die Pfingstrosen, die den Umzug aus dem Harz gut verkraftet haben und sogar kleine Knospen haben.

Apropos Pfingstrosen: Sie haben sich jahrelang in meinem Garten schwer getan, mehrere Pflanzen sind eingegangen. Doch in diesem Jahr gedeihen nicht nur alle vier Ableger aus dem Harz prächtig, sondern auch die beiden Pfingstrosen, die schon länger hier zu Hause sind.

Die größere der beiden steht im Rosenbeet, aus dem ich hunderte Krokusse ausgegraben habe. Sie haben sich im Winter zu stark vermehrt; die Erdbeeren am Rand des Beets waren ganz unter ihnen verschwunden. Jetzt erholen sie sich und blühen. Ich hoffe auf reiche Ernte, auch von den Walderdbeeren, die ich am Wochenende ins Beet am Zaun gepflanzt habe. Unterm Apfelbaum ist es für Erdbeeren eigentlich zu schattig. Doch Walderdbeeren haben ja eigentlich gelernt, im Schatten großer Bäume zu (über)leben.

Das Blaukissen blüht immer noch. Es wächst so hoch, dass der lesende Zwerg fast darin verschwindet. Im Schutz des Blütenteppichs streckt eine Rose ihre Triebe aus. Leider nicht meine Lieblingsrose, die duftende Rhaspsody in blue, sondern ihre nicht duftende Beetgenossin.

Mein Lieblingsbaum, die Eberesche, blüht und wird langsam grün,

und auch die beiden Reben, die zwischen beiden Terrassen wachsen, haben schon Blätter. Bis sie blühen, vergehen noch ein paar Wochen. Vor ein paar Tagen habe ich Karotten, Zuckererbsen, Roten Rüben und Pastinaken in die beiden Hochbeete gesät, Ringelblumen und Kamille in das Kräuterbeet am Rande der Terrasse. Dort möchte ich noch Ananassalbei, Currykraut, Zitronenthymian und Liebstöckel pflanzen. Wahrscheinlich Ende der Woche, wenn ich auf dem Markt Pflanzen kaufen konnte – bei der Kräuterfrau, die mich immer so gut berät.