Monatsrückblick September 2024

Zwei Dinge waren charakteristisch für „meinen“ September: Ich war im vergangenen Monat viel unterwegs und habe ganz wenig geschrieben.

Schreiben

Nach 40 Jahre Lohnschreiberei brauchte ich einfach eine Auszeit vom Schreiben. Auf unserer Reise durch Schweden habe ich drei Wochen lang außer Tagebuch, Morgen- und Abendseiten nichts geschrieben – und die Pause hat mir gut getan. Wieder zurück in Deutschland, kehre ich allmählich in die Welt der Schreibenden zurück. Dabei helfen mir die Verabredungen zum Schreiben – online und live – mit einer Schreibfreundin sowie die Schreibimpulse von Denise Fritsch, die jeden Morgen in meinem Mailfach landen.

Schule

Den Frauenschreibtreff im Autorinnenzentrum, eigentlich ein fester Termin in meinem Kalender, habe ich im September ich ausfallen lassen. Denn morgens mussten wir noch für unsere Schwedenreise packen, die am 3. September begann, nachmittags sind wir dann schon gen Norden gestartet. Am Montag und Dienstag wurden nämlich zwei Enkelkinder in Hamburg ein- bzw. umgeschult. Yunus kam in die weiterführende Schule, seine kleine Schwester Ayda in die Grundschule. Im Leben der Kinder sind das wichtige Tage – und wir sind froh, dass wir sie miterleben durften.

Schweden

Über unsere Schwedenreise habe ich schon ausführlich berichtet (https://timetoflyblog.com/schweden-im-herbst). Weil wir an der Südküste entlangfahren wollten, hatten wir einen Platz auf der Fähre von Travemünde nach Trelleborg gebucht. Außerdem ersparten wir uns so den Stau vor der Fehmarnsundbrücke und die eher langweilige Fahrt durch Dänemark. Dass die Fähre einen Umweg über Rostock machte, wurde uns erst bewusst, als wir im Hafen eincheckten. Gestört hat es uns nicht, denn die Seefahrt war bei schönem Wetter ganz entspannt – und dauerte trotz des Zwischenstopps in Meck-Pomm nicht viel länger als die Fahrt mit dem Auto.

Für einen bekennenden Wasserfan wie mich ist Schweden ein Traum. Ein See, ein Fluss oder das Meer sind eigentlich immer in der Nähe, manchmal sogar See, Fluss und Meer. Im Süden haben mich vor allem die hübschen Städte mit viel Flair begeistert, im Norden die Natur. Besondere Highlights waren Stockholm und die nordschwedische Küstenregion Höga Kusten. Die Felslandschaft ist vor Zehntausend Jahren aus dem Meer gewachsen und wächst heute noch immer, wenn auch nur kaum messbar um acht Millimeter im Jahr.

Auch wenn mir die Hohe Küste besonders gut gefallen hat: Schöne Landschaften mit tollen Ausblicken gab es eigentlich überall. So lagen alle 13 Campingplätze, auf denen wir übernachtet haben, an einem Gewässer; meist konnten wir sogar direkt vom Wohnmobil aus auf einem See, einen Fluss oder aufs Meer sehen. Und so sind auf der Reise viele schöne Fotos entstanden, zum Beispiel von Sonnenauf- und -untergängen.

Schwimmen

Apropos Wasser. Ich bin gerne am Wasser, aber schwimmen ist – alle die mich oder meinen Blog kennen wissen es – nicht mein Sport. Mit dem Bahnenschwimmen im Schwimmbad tue ich mich schwer, aber wenn ich an einem See oder am Meer bin, kann ich meist nicht widerstehen und will hinein.

Auch auf dieser Reise bin ich an fast allen Orten, an denen wir Station gemacht haben, ein bisschen geschwommen, wenn auch der doch schon recht niedrigen Wassertemperaturen wegen meist nur kurz. Toll war das Meer bei Simrishamn und Ystad: So hohe Wellen habe ich an der Ostsee noch nie erlebt. An den Höga Kusten war das Wasser spiegelglatt und  deutlich kälter. Weil aber die Sauna am Skuleberget Havscamp direkt am Wasser steht, konnte ich mich aufwärmen, bevor ich ins Wasser eingetaucht bin.

Auf dem nächsten Campingplatz in Byrske habe ich dann kein Bad, sondern – ungewollt – ein Schlammbad genommen. Als ich von einem Steg sprang, versank ich bis zu den Oberschenkeln im Schlick. Einen meiner Schuhe konnte ich noch herausziehen, der andere blieb verschwunden. Darauf, im Lille Luleälv zu schwimmen, habe ich dann verzichtet. Denn Jokkmokk liegt nördlich des Polarkreises – und in der zweiten Nacht im Arctic Camp sanken die Temperaturen unter dem Gefrierpunkt. Inzwischen schneit es dort, erzählt mein Mann.

So abgehärtet, schreckten mich die herbstlichen Temperaturen in Deutschland nicht. Wieder zurück in Burgwedel, bin ich jeden Morgen ins Freibad gefahren – und als am 29. September die Freibadsaison endete, hatte ich auch meine zweite Zehnerkarte restlos „abgeschwommen“. Irgendwie hat es sogar Spaß gemacht, wenn ich mich einmal aufgerafft und meinen inneren Schweinehund überwunden habe. Jetzt habe ich vor, im nächsten Jahr wieder einmal eine Saisonkarte zu kaufen und regelmäßig schwimmen zu gehen. Doch ob der gute Vorsatz den Winter übersteht, ist fraglich.

Schöne Bilder: „KUNST in BEGEGNUNG“.

Auch ein bisschen Kunst gab es am letzten Septemberwochenende in Burgwedel. 18 Jahre lang haben KünstlerInnen und KunsthandwerkerInnen ihre Werke ausgestellt – in Büros, öffentlichen Gebäuden oder auch in ihren eigenen Ateliers. Weil es an finanzieller und organisatorischer Unterstützung sowie ein bisschen auch an NachwuchskünstlerInnen fehlte, sollte im vergangenen Jahr mit „Kunst in Bewegung“ eigentlich Schluss sein. Doch dann haben es sich die OrganisatorInnen zum Glück anders überlegt. Aus Kunst in Bewegung wurde Kunst in Begegnung.

Was sich außer dem Namen und dem Logo geändert hat, ist mir nicht ganz klar. Die Erkennungszeichen – die orange lackierten Fahrräder, die orangenen Fahnen und selbst das Kürzel KIB sind gleich geblieben. Und wie in den vergangenen Jahren habe ich es genossen, durch die Stadt zu gehen und mir die Arbeiten von rund 30 KünstlerInnen und KunsthandwerkerInnen anzusehen. Einige wie Heidrun Schlieker, Christine Küppers oder Elke Seitz kenne ich schon sehr lange

andere wie Kerstin Bässmann, Annette Böwe und Ulrich Saloga habe ich erst in diesem oder im letzten Jahr kennengelernt und interessante Gespräche geführt.

Neben altbekannten waren in diesem auch einige neue Ausstellungsorte dabei. Einige HausbesitzerInnen haben ihr Herz für die Kunst entdeckt und für die Kunstaktion derzeit leerstehende Räume zur Verfügung gestellt. Und so hoffe ich, dass im nächsten Jahr die Fortsetzung von Kunst in Begegnung folgt.  

Wer zu spät kommt …

… den bestraft das Leben. Diese Worte von Michail Gorbaschow haben sich auch heute wieder bewahrheitet. Bevor morgen der Herbst beginnt, wollte ich noch einen Punkt von meiner To-do-Liste für diesen Sommer erledigen: schwimmen im Natelsheide See in Bissendorf Wietze. Anderthalb Jahr bin ich auf dem Weg zum Altenheim, in dem meine Mutter gelebt hat, nah am See vorbeigefahren, nie habe ich es geschafft. Im August war ich schon einmal auf dem Weg zum See, als aus heiterem Himmel Gewitterwolken aufgezogen sind und ich umkehrte.

Heute Morgen bin ich dann wieder losgezogen, um im See zu schwimmen, auf der Seeterrasse einen Milchkaffee zu trinken, aufs Wasser zu schauen und die Sonne zu genießen. Doch als ich ankam, war der Campingplatz, auf dem  der See liegt, geschlossen. Kein Kaffee, die Stege gesperrt, und im See hatten sich Algen und Seerosen ausgebreitet. Mit ihnen wollte ich nicht um die Wette schwimmen. Wer zu spät kommt …

Natelsheidesee
Blick durch den Zaun: der Natelsheidesee

Zu einem Bad im See bin ich dann doch noch gekommen, wenn auch der Weg vom Natelsheide in Wedemark-Wietze zum Wietzesee in Langenhagen wesentlich weiter und  im wahrtsten Sinne steinig war. Wer auch immer den Radweg mit so grobem Schotter hat belegen lassen – er hat sicher noch nie in seinem Leben auf einem Rad gesessen. Besonders schön war auch der restliche Weg nicht, dafür hatte ich den Wietzesee fast für mich.

Nur ein paar Sonnenhungrige lagen am Strand bzw. auf der Wiese, im Wasser war niemand. Mein Bad im See war zugegebenerweise kurz, denn das Wasser war zwar sehr klar, aber auch sehr kalt. Doch nach der langen Radtour kam die Abkühlung gerade recht.

Wietzesee
Wietzesee

Schön wars am See, und ich bin sicher, dass ich wieder hinfahren werde – auch wenn ich mir eine andere Route suchen werden. Und im nächsten Jahr werde ich es sicher schaffen, im Natelsheidesee zu  baden. Und ich werde diesen Plan gewiss nicht wieder aufschieben.

Am Abend wird der Faule fleißig …

… heißt es, und zumindest auf mich trifft das Sprichwort – leider – zu. Wenn ich beispielsweise Artikel schreiben muss, fange ich meist erst an, wenn der Abgabetermin bedrohlich näher rückt. Zu meiner Ehrenrettung muss ich sagen, dass ich meine Termine immer einhalte und dass ich mich schon vorher mit dem Thema beschäftige. Ich recherchiere, sammle Informationen – mitunter so viel, dass es für eine halbe Dissertation reicht. Nur mit dem Schreiben lege ich meist erst auf den letzten Drücker los.

Mit dem Schwimmen ist es ähnlich: Erst in dieser Woche, in der Nachsaison, bevor das Schwimmbad heute für dieses Jahr schließt, konnte ich mich aufraffen, regelmäßig hinzugehen.

Nun ist schwimmen, wie alle wissen, die mich kennen, meinen Blog lesen oder beides, definitiv nicht mein Sport. Bevor Triathlon erfunden wurde, galten schwimmen und laufen als unvereinbar: Gute LäuferInnen können nicht schwimmen – und umgekehrt, hieß es. Ich bin der lebende Beweis dafür, dass diese These stimmt. Ich war mal eine ganz gute Läuferin, schwimmen gehört indes zu den Sportarten, die ich nie richtig lernen werde. Brustschwimmen ist die einzige Stilart, mit der ich mich mühelos längere Zeit über Wasser halten und auch einigermaßen schnell fortbewegen konnte. Seit ich das wegen meines Knies nicht mehr darf, ist mein Verhältnis zum Schwimmen noch schwieriger geworden.

Daran hat auch der Schwimmkurs bei Kathrin im vergangenen Jahr nichts geändert. Ich schaffe es gerade mal, 50 Meter zu kraulen, dann klammere ich mich an den Beckenrand, sammle Kräfte, bevor ich die nächsten 50 Meter angehe, pardon, anschwimme. Auf diese Weise schaffe ich an guten Tagen 800 oder 900 Meter, meist ist aber schon nach 400 oder 500 Meter Schluss. Die 1000-Meter-Schallmauer habe ich in diesem Sommer nicht durchbrochen. Und vom entspannten Dahingleiten  im Wasser bin ich ebenso Seemeilenweit entfernt wie von meinem guten Vorsatz zu Beginn der Saison, mindestens zweimal in der Woche ins Schwimmbad zu gehen.

Am guten Willen mangelte es zu Saisonbeginn nicht. Auch in diesem Jahr habe ich wieder eine Saisonkarte gekauft, in der Hoffnung, dass meine angeborene Sparsamkeit und der Wunsch, den Preis abzuschwimmen, mich motivieren. Doch ich habe die Karte – leider – viel zu selten genutzt. Trotz des tollen Sommers oder genauer gesagt: wegen. Denn wer die einzige Stunde, in der das Schwimmbad einigermaßen leer war – zwischen den militanten Frühschwimmern am frühen Morgen und dem Einfall der Schulklassen gegen 8:15 Uhr – verpasst hatte, hatte kaum noch eine Chance, einigermaßen ungestört seine Bahnen zu ziehen. Am Morgen kann ich aber am besten arbeiten, und allzu oft habe ich mich fürs Arbeiten entschieden.

Außerdem war das Schwimmbad irgendwann im Spätsommer wegen eines technischen Defekts zwei oder drei Wochen geschlossen. Dass es wieder offen ist, habe ich dann eher zufällig von einer Schwimmbadbekanntschaft erfahren. Immerhin habe ich jetzt die Verlängerung der Badesaison bis zum 7 Oktober eifrig genutzt – und auf diese Weise meine dürftige Saisonbilanz ein wenig aufpoliert. Seit Dienstag bin ich jeden Morgen zum Schwimmen gefahren, meist dick verpackt, weil es morgens meist doch schon empfindlich kühl war. Die Winterjacke habe ich meist erst am Beckenrand ausgezogen. Und ja, es stimmte, nach der kalten Dusche war das Wasser fast angenehm warm. Und ich werde es fast ein bisschen vermissen, das kalte Wasser und das Schwimmen am Morgen.

Schwimmen – jein bitte

Vorab: Ich liebe Wasser. Von außen. Aber Wasser ist nicht mein Element. Ich vertraue darauf, dass Gott wusste, was er tat, als er uns Menschen erschaffen hat. Wenn er gewollt hätte, dass ich schwimme, hätte er mir Kiemen gegeben oder zumindest Schwimmhäute oder Flossen.

Natürlich weiß ich, dass es Menschen gibt, die scheinbar mühelos durchs Wasser gleiten. Ich bewundere sie, aber ich gehöre leider nicht dazu. Schwimmen gehört zu den Sportarten, die ich nie beherrschen werde. Ich schwimme eher unorthodox: Es gibt Menschen die behaupten, es sehe aus wie eine Mischung aus Kaulquappe und Schaufelbagger, wenn ich kraule. Brustschwimmen klappt einigermaßen, ist aber derzeit wegen meiner Knieprobleme nicht so angesagt.

Weil ich nicht laufen kann und schwimmen angeblich gut für die Gesundheit sein soll, bin ich in diesem Sommer, der ja kein wirklicher Sommer war, trotzdem manchmal morgens zum Schwimmbad gefahren, wenn keine schwerwiegenden Gründe dagegen sprachen:  zu viel Arbeit beispielsweise, zu kalt, Wasser zu nass oder keine Lust. Inzwischen habe ich auch die fast perfekte Zeit gefunden: irgendwann kurz nach sieben, wenn die Hardcore-Frühschwimmer schon weg und die Schüler aus dem nahegelegenen Schulzentrum noch nicht da sind.

Oles Kampf mit dem Wasser oder die Erfindung des Aquajoggings

Dann schwimme ich meine Bahnen oder genauer gesagt: Ich kämpfe mit dem Wasser. Dabei denke ich oft an einen Jungen – nennen wir ihn Ole –, den ich vor über 20 Jahren kennenlernte, als meine eigene Tochter noch klein war und irgendwelche Schwimmabzeichen machte. Ole war jünger als die anderen Kinder im Seepferdchen-Kurs, aber er machte mit, vielleicht weil er mit seinem großen Bruder schwimmen lernen wollte – oder weil seine Mutter  wollte, dass er früh schwimmen lernte.

Mit  klassischem Schwimmen hatte Oles Schwimmstil wenig zu tun. Er strampelte heftig mit Armen und Beinen und hielt sich irgendwie über Wasser. Aber nie habe ich vorher und nachher jemanden gesehen, der sich so heftig im Wasser bewegte, ohne vorwärts zu kommen. Für die fürs Seepferdchen vorgeschriebenen 25 Meter brauchte er gefühlte Stunden. Aber aufgegeben hat er nicht. Nicht nur bei mir hinterließ Ole einen bleibenden Eindruck. Auch meine Nachbarin erinnert sich genau an ihn – vor allem daran, dass er den Kopf krampfhaft in den Nacken legte, damit sein Gesicht nicht unter Wasser kam. Der Wasserlage war das natürlich eher abträglich. Seine Beine hingen nach unten, er lief mehr, als er schwamm. Wahrscheinlich haben wir die Erfindung des Aquajoggings erlebt, ohne es zu wissen.

Ole ist längst erwachsen und – weil sich ja bekanntlich früh übt, wer ein Meister werden will – wahrscheinlich ein ausgezeichneter Schwimmer. Ich leider nicht. Mein Kampf mit dem Wasser endet meist mit einem für mich schmeichelhaften unentschieden. Unentschieden, weil ich bislang noch nicht ertrunken bin und weil ich je nach Lust und Laune ja 600 bis 1000 m schaffe (für mehr als 1000 m reicht meine Lust nie). Schmeichelhaft, weil ich weiß, dass das Wasser eigentlich stärker ist: Es könnte mich verschlingen, wenn es nur wollte. Will es aber nicht. Aber ganz sicher bin ich nie.

Wie gesagt: Schwimmen ist nicht mein Sport. Dennoch werde ich es vermissen, wenn das  Schwimmbad in ein paar Tagen schließt. Das liegt vielleicht an meinem Ururururahn Tiktaalik. Wenn nämlich Darwin recht hat, stammen wir alle von den Fischen ab. Vor x-Millionen Jahren verließ der  „lange Frischwasserfisch“ das Wasser und ging an Land. Verdenken kann ich es ihm nicht. Nur seine Kiemen hätte er vielleicht für mich mitnehmen sollen.