Fastenbilanz

Jetzt ist sie vorbei, die Fastenzeit. Ja, Ostern auch schon, ich gebe es zu, aber irgendwie habe ich es nicht früher geschafft. Immerhin noch früh genug, Bilanz zu ziehen. Was habe ich durchgehalten, was nicht.

Also, ich habe sechs Wochen lang keine Schokolade und kein Eis gegessen, Letzteres ist mir vor allem an den letzten Tagen vor Ostern schwer gefallen, als ich bei schönem Wetter an der Eisdiele im Hauptbahnhof von Hannover vorbeigekommen bin -nach Franco in Bernkastel die beste Eisdiele, die ich kenne. Am Ostersonntag habe ich mir dort auch gleich ein Eis  gegönnt. Und beim Osterfrühstück in den Herrenhäuser Gärten ein kleines Schokoosterei. Das habe ich mit Andacht gegessen, wie meine Mutter gesagt hätte. Neudeutsch heißt das dann eher achtsam.

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Den Schokohasen, den ich dabei hatte, habe ich wieder mit nach Hause genommen, musste ihn aber dann leider notschlachten, weil er nach dem Ausflug in meinem Fotorucksack ganz platt war.

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Alkohol habe ich in der Fastenzeit an zwei Tagen getrunken (oder waren’s drei? Danke Sabine und Werner, dass ihr mich verführt habt: Es war sehr lecker und hat gut getan).

Mit dem umweltbewussten Leben hat es nicht ganz so gut geklappt – ich war leider nicht so konsequent, wie es sicher nötig wäre. Ich bin wenig Auto gefahren, aber das tue ich ja eigentlich immer. Ich bin lieber mit Öffis, zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs. Immerhin habe ich keine Einwegflaschen gekauft und meist unverpacktes Obst. Das habe ich dann auch meist in ein mitgebrachtes Netz gesteckt. Nur Obst aus ökologischem Anbau oder fairem Handel zu kaufen, schaffe ich allerdings nicht. Es ist mir bei meinem Obstverbrauch schlichtweg zu teuer, und manches wie Kaffee und Schokolade schmeckt mir unökologisch einfach besser. Bei anderen Lebensmitteln wie Eiern oder Kartoffeln ist es dagegen umgekehrt.

Aufschlussreich war der Blick auf die Mikroplastik-Liste: Mein Make-up, also Lippenstift, Eyliner und Co, ist garantiert mikroplastikfrei – benutze nämlich keine. Die meisten Duschgels und Haarwaschmittel habe ich dagegen auf der Liste entdeckt. Ich werde sie noch aufbrauchen und  ersetzen, wenn ich beim nächsten Mal – dann mit App oder Liste – einkaufen gehe. An Stückseife fürs Haarewaschen kann ich mich nicht gewöhnen, denn ich bin ein Duftfreak.

Das Konsum-Fasten ist mir dagegen nicht schwer gefallen, denn ich bin sicherlich kein Shopping-Freak: Ich kaufe recht wenig neue Sachen – Ausnahme Bücher, und die auch immer öfter Secondhand – und trage meine Klamotten meist jahrelang. Künftig werde ich noch mehr darauf achten, wo die Dinge herkommen.

Was noch positiv war: ich habe in den letzten Wochen viel weniger ferngesehen als sonst und es eigentlich kaum vermisst. Das will und werde ich auf jeden Fall beibehalten und dann vielleicht öfter Zeit zum Bloggen, zum Lesen oder zum Schreiben finden.

Zugegeben: Die Welt rette ich so sicher nicht, aber irgendwo muss frau ja anfangen. Und wie heißt es so schön: Auch der längste Weg beginnt mit dem ersten Schritt.

Freiwillig fasten

Ostern, Ende der Fastenzeit: Auch ich habe in diesem Jahr „gefastet“, sprich, auf etwas verzichtet. Besonders originell ist das nicht. Nach einer Umfrage der Krankenkasse mhplus hat jeder achte Deutsche in der Fastenzeit auf etwas verzichtet. Offenbar ist die Fastenzeit vor allem bei jungen Menschen beliebt: 17 Prozent der 18- bis 34-Jährigen machen mit, aber nur neun Prozent der über 55-Jährige.

Das wundert mich übrigens nicht, denn viele (katholische) Angehörige der Generation 55+ mussten wohl als Kinder von Aschermittwoch bis  Ostern auf Süßes verzichten. Das ist mir früher viel schwerer gefallen als heute, obwohl – oder weil – wir damals nur wenig Süßigkeiten bekamen und uns ohne Taschengeld auch keine kaufen konnten. Das Angebot in den Läden ind unserem Dorf war sehr überschaubar. Außerdem: In der Fastenzeit dort etwas zum Naschen kaufen, ging gar nicht. Die soziale Kontrolle hat perfekt funktioniert. Wer in der Fastenzeit naschte, hatte ein schlechtes Gewissen.

Was man freiwillig tut, klappt besser. Rund 70 Prozent derer, die in diesem Jahr gefastet haben, haben es laut Umfrage der Krankenkasse geschafft, konsequent Verzicht zu üben. Auch mir ist es gelungen, sicher auch, weil ich selbst bestimmt habe, worauf ich verzichten wollte. So kam der Verzicht auf Kaffee für mich nicht in Frage: ohne Kaffee geht bei mir gar nichts. Das hätte ich nie und nimmer durchgehalten.

Der Verzicht auf Alkohol ist mir dagegen nicht schwer gefallen, denn ich trinke ohnehin nur selten – und wenn, nur sehr wenig. Auch beim von den Kirchen initiierten Autofasten mitzumachen, war leicht – ich bin nur zwei oder dreimal Auto gefahren, wenn es keine vernünftige andere Möglichkeit gab.  Aber ich benutze auch sonst lieber Öffis oder das Fahrrad.

Ein bisschen schwerer war es, sechs Wochen lang keine Schokolade und keine Gummibärchen zu essen. Letzteres habe ich zugegebenerweise an manchen Frusttagen nur geschafft, weil meine Lieblingsweingummis (die original englischen von Bassets) bei uns im Ort nicht aufzutreiben waren. Der Weg nach Hannover war mir einfach zu weit – und die Sucht nicht groß genug.

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Gute Zeit für Osterhasen (Foto: utz Schmidtko)

Aber jetzt ist sie vorbei, die Fasten- und damit auch die Schonzeit für Schokohasen. Darunter leiden musste der arme lila Osterhase: Er hat sein Namensfest leider nicht überlebt!

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Ende der Schonzeit (Foto: Utz Schmidtko)