Das Warten bis zum Ende des Monats hat sich diesmal gelohnt. Nicht nur, weil das Wetter heute – ein Tag vor dem meteorologischen Sommeranfang – besser war als an den meisten anderen Maitagen. Sondern auch, weil der Zugang zum Springhorstsee endlich wieder frei war.
Morgen öffnet nämlich „Frida am See“ – nach langer Umbau- und Coronapause. Am Strand wurde heute eine Bühne für die Eröffnung aufgebaut; wenn der erste Ansturm vorbei ist, werde ich das neue Café mit dem verheißungsvollen Namen sicher auch einmal testen. Es hat nicht zuletzt wegen des Seeblicks Potenzial, mein Lieblingscafé zu werden. Und wenn es dort zu voll ist, kann ich vielleicht auf den Steg ausweichen, der noch durch Flatterbänder abgesperrt ist, oder auf die Bank, die etwas abseits am Seeufer steht.
Die Weide am Pöttcherteich ist – wie erhofft und erwartet – wieder grün geworden; wie gegelte Haare stehen die Zweige in die Luft. Der Zaun, der den kleinen Teich von der Straße und dem angrenzenden Grünstreifen abtrennt, verschwindet inzwischen fast hinterm hohen Gras. Es wird endlich Sommer.
Auch im April habe ich die Blickwinkelfotos wieder auf den letzten Drücker gemacht, doch diesmal habe ich einen guten Grund – oder soll ich sagen einen guten Vorwand. Ich habe gehofft, dass die Umbauarbeiten am Springhorstsee bis zum Ende des Monats beendet werden. Aber leider ist der Zugang zum Springhorstsee immer noch gesperrt, die neuen Besitzer lassen sich mit der Umgestaltung Zeit. Warum auch nicht. Das neue Café Frida am See darf coronabedingt noch nicht öffnen, und auch das Strandbad bleibt wohl noch ein paar Wochen geschlossen. Nachttemperaturen um den Gefrierpunkt laden derzeit noch nicht zum Baden ein.
Doch auch der Blick aus der zweiten Reihe zeigt, dass sich nicht nur die Natur verändert: Weißer Sand vor dem Café vermittelt jetzt Strandfeeling. Der Schwan ist umgezogen; mit ihm können die Gäste des Cafés vielleicht schon bald in See stechen. Mit der Ruhe ist es dann wohl zumindest an den Wochenenden vorbei.
Am Pöttcherteich ist dagegen auf den ersten Blick alles, wie es schon im März war: Die beschnittenen Weiden sind immer noch kahl – und wie in jedem Jahr fürchte ich, dass sie in diesem Jahr nicht austreiben. Doch eigentlich weiß ich, dass ich nur Geduld haben muss; Gras wächst bekanntlich nicht schneller, wenn man daran zieht – und Weiden nicht, wenn man ungeduldig darauf wartet. Immerhin lassen die unbeschnittenen Weiden am gegenüberliegenden auch aus der Distanz das erste zarte Grün erahnen: Es wird Frühling.
Die Weide am Pöttchertich am Mittag und am späten Nachmittag
Auf der Suche nach neuen Blickwinkeln für das Jahr, das ja gar nicht mehr so neu ist, bin ich – natürlich – wieder am Wasser gelandet, diesmal am Springhorstsee, dem kleinen Badesee bei Großburgwedel. Er ist, wie viele Seen in der Gegend, Ende der 50er-, Anfang der 60er-Jahre beim Bau der A 7 entstanden, die ganz in der Nähe verläuft. Wenn viel los ist, beginnt hier der Stau nach Hamburg. Aber ein kleines Wäldchen schirmt den Springhorstsee ab, sodass man von der vielbefahrenen Autobahn kaum bis gar nichts hört.
Der See ist nicht nur etwas größer als der Würmsee, den ich im vergangenen Jahr aus immer den gleichen Blickwinkeln fotografiert habe, sondern viel tiefer: An der tiefsten Stelle sollen es 7,50 Meter sein. Man kann hier nicht nur schwimmen …
Blick vom Badestrand über den See
sondern auch angeln …
Ein Karpfen, natürlich nicht selbst geangelt. Es gibt noch viel größere, sagt der Angler, der ihn herausgezogen hat.
… mit einem Schwan über den See fahren …
Falsche und echte Schwäne …
… und am Ufer entlanggehen. Der Blick auf das Café, das gerade renoviert wird, ist in diesem Jahr mein Blickwinkel Nummer eins.
Frida am See. Das Café mit dem verheißungsvollen Namen eröffnet im April, so Corona es will.
Von der Terrasse und dem kleinen Strand vor dem Café hat man den See und die kleine Insel im Blick, mit einem unechten Schäfer und ebenso unechten Schafen – mein Blickwinkel Nummer zwei. Hier werde ich ab dem Frühjahr sicher öfter sitzen. Denn schon der Name des neuen Cafés ist verheißungsvoll: Frida am See. Und wenn das Café-Restaurant nicht nur auf seiner Facebookseite mit Frida Kahlo wirbt, hat es sicher Potenzial, mein Lieblingscafé zu werden.
Kleine Insel im kleinen See
Auch den neuen Pöttcherteich will ich in diesem Jahr aus immer dem gleichen Blickwinkel fotografieren, und zwar mit der Weide am Wegrand bzw. am Ufer. Weiden faszinieren mich immer wieder aufs Neue. Wenn sie zurückgeschnitten wurden, befürchte ich alle Jahre wieder, dass sie sich vom Radikalschnitt nicht erholen, sondern kahl bleiben. Doch im Sommer sind sie dann wieder grün wie eh und je.
Biotop mit Weide
Zu dem kleinen Teich am Ortsrand, der eigentlich ein Vorfluter ist, gehe ich übrigens am liebsten am späten Nachmittag oder abends, wenn die Sonne hinter dem See verschwindet. Dann sieht man hier oft Reiher, die im flachen Wasser ihr Abendessen aufschnabeln, im Sommer ist auch gelegentlich ein Storch hier zu Gast. Doch bis der wiederkommt, werden wohl noch einige Monate vergehen.
Übrigens:
Erfunden hat das Projekt 1 Blickwinkel – 12 Monate Tabea Heinicker, Eva Fuchs führt die Fotoaktion seit einigen Jahren auf ihrem Blog (https://evafuchs.blogspot.com/search/label/12telBlick) und auf ihrer Instagram-Seite (@verfuchst.insta) fort. Eva Weinig (http://meine-gartenzeit.de) hat die Idee aufgegriffen und mich inspiriert: Und wie im vergangenen Jahr werde ich auch in diesem Jahr auch unseren Garten jeden Monat aus den gleichen Blickwinkeln fotografieren. Die Gartenfotos veröffentliche ich im Blog Chaosgaertnerinnen (https://chaosgaertnerinnen.de).