Ja, ich weiß, ich habe es schon (mehr als) einmal geschrieben, und ich werde es wahrscheinlich noch öfter tun: „Sommerbild“ von Christian Friedrich Hebbel ist eines meiner Lieblingsgedichte. Nun ist der Sommer längst vorbei, auch wenn sich der November bis vor einigen Tagen manchmal so anfühlte. Und heiß war es an jenem Morgen, als das Foto entstand, auch nicht. Im Gegenteil, die Temperaturen lagen deutlich unter null. Es hatte in der Nacht sogar ein wenig geschneit.
Doch als ich die roten Rosen in unserem Garten sah, kam mir das Hebbelgedicht in den Sinn. Denn auch unsere Rose im Rosenbeet ist, wie die von Hebbel besungene, „als ob sie bluten könnte, rot“. Allerdings ist sie wohl weit widerstandsfähiger als ihre Artgenossin, die der Flügelschlag eines Schmetterlings zerstörte. Sie trotzte selbst dem Frost, der ihr ein paar Eiskristalle auf ihre tiefroten Blütenblätter zauberte, und blühte weiter.
Ihre Zeit ist jedoch jetzt vorbei, ebenso wie die ihrer kleinen, unscheinbaren Verwandten im selben Beet. Aus der weißen Erdbeerblüte wird sicher keine Erdbeere mehr. Die Zeit der Christrose hat dagegen gerade erst begonnen. Sie ist früh dran in diesem Jahr, vielleicht weil der Sommer ungewöhnlich warm war und sich lange hinzog. Denn meist blüht sie erst im Dezember, passend zum Namen immer zur Weihnachtszeit.
Ein seltenes Bild: Erdbeeren (links) und Christrosen blühen in der Regel nicht zur gleichen Zeit.
Als Moselanerin kenne ich natürlich Eiswein: Er wird aus Trauben hergestellt, die am Rebstock gefroren sind. Eishimbeeren oder Eiserdbeeren kannte ich bislang noch nicht. Das liegt daran, dass Erd- und Himbeeren – anders als Trauben – eigentlich nicht im Herbst, sondern im Früh- oder Spätsommer reifen und deshalb in der Regel vor dem ersten Frost längst geerntet sind.
Das war in diesem Jahr anders. Noch in der letzten Woche habe ich morgens oft Himbeeren gepflückt – nicht sehr viele, aber immerhin genug, um dem Müsli einen besonderen Geschmack zu verleihen. Auch Erdbeeren gab’s. Sie wurden zwar nicht mehr richtig rot und reif, waren aber doppelt so groß wie die Beeren, die ich im Sommer ernten konnte. Der plötzliche Wintereinbruch hat sie und uns dann doch überrascht – und die späte Erntezeit für dieses Jahr wohl endgültig beendet.
Die letzten Zimmerpflanzen hatten wir zum Glück schon vor ein paar Tagen von der Terrasse in ihr Winterdomizil gebracht. Dort wird es jetzt wieder eng – denn die meisten sind während der Sommerfrische kräftig gewachsen. Die Strelitzie hat kaum mehr durch die Tür gepasst. Sie reicht inzwischen fast bis an die gläserne Decke – und blüht sogar zum zweiten Mal in diesem Jahr. Das habe ich in alle den Jahren, in denen sie bei uns wohnt, noch nie erlebt.
Auch Ananassalbei und Strauchbasilikum blühen noch – ich fürchte allerdings, dass es ihnen selbst in ihrem Winterquartier bald zu kalt wird. Denn beide sind nicht winterhart und mögen keine Kälte. Für den Ananassalbei sollten die Temperaturen zwischen 5 und 15 Grad liegen, für den Strauchbasilikum braucht sogar 10 bis 15 Grad, um sich wohl zu fühlen. Das bringt sie und mich in eine schwierige Situation: In unserem ungeheizten Wintergarten ist es beiden zumindest zeitweise zu kalt, im Haus ist es ihnen immer zu warm – und im Keller zu dunkel. Denn hell sollte der neue Standort schon sein.
Um den Osterkaktus brauche ich mir dagegen keine Gedanken zu machen. Er stellt keine hohen Ansprüche. Die niedrigen Temperaturen im Wintergarten machen ihm nichts aus, obwohl seine Vorfahren aus den südbrasilianischen Tropenwäldern stammen. Vielleicht versteht er sich deshalb so gut mit dem Drachenbaum, mit dem er sich seit seiner Kindheit einen Topf teilt. Denn in ihrer brasilianischen Heimat sind die Kakteengewächse Aufsitzerpflanze und wachsen im Geäst von Bäumen.
Die Sommerfrische ist ihm gut bekommen – er hat unzählige Blüten. Und obwohl die nicht gezähnten Blätter eindeutig beweisen, dass er kein Weihnachtskaktus (Schlumbergia), sondern ein Osterkaktus (Hatiora-Hybride) ist, wird er in diesem Jahr zur Weihnachtszeit blühen. Doch er ist ja nicht die einzige Pflanze, die aus der Zeit gefallen ist.
Die Süntelbuche im Berggarten ist mein Lieblingsbaum in den Herrenhäuser Gärten. Mit einer Krone von rund 750 Quadratmetern ist sie wohl eine der größten ihrer Art – und eine der wenigen. Denn der letzte Süntelbuchenwald im Süntel, einem Höhenzug südlich des Deisters, der den Bäumen ihren Namen gab, wurde schon Mitte des 19. Jahrhunderts abgeholzt. Wo früher der größte Süntelbuchenwald Europas wuchs, stehen heute nur noch einige alte Einzelexemplare oder kleine Baumgruppen.
Die Süntelbuche im Berggarten – mit ihren durch Absenkungen entstandenen Nachkommen
Ganz in der Nähe, im Kurpark von Bad Nenndorf, hat der Gartenbaumeister Carl Thon schon Anfang des 20. Jahrhunderts eine ganze Süntelbuchenallee angelegt. Sie stand schon lange auf meiner To-visit-Liste. Denn seit ich die Süntelbuche im Berrggarten zum ersten Mal bewusst gesehen habe, fasziniert mich diese seltene Art der Rotbuchen, die sich deutlich von ihren bekannten und weit verbreiteten Verwandten unterscheidet.
Anders als „normale“ Rotbuchen wachsen Süntelbuchen nicht in die Höhe, sondern in die Breite und werden selten höher als 15 Meter. Die oft sehr kurzen, miteinander verwachsenen Äste und Stämme eignen sich nicht als Bauholz. Und auch als Brennholzist das Holz kaum zu nutzen. Denn die verdrehten Äste lassen sich sich nur schwer spalten und schlecht stapeln. Außerdem galten Süntelbuchen, auch Hexen- oder Teufelsholz genannt, als verwunschen oder vom Teufel verdorben. Wer holt sich so etwas gern ins Haus.
Dass die Bäume mit dem skurillen Aussehen vielen Menschen unheimlich waren, kann ich noch besser nachvollziehen, seit ich durch die Süntelbuchenallee in Bad Nenndorf gegangen bin. Bei Tageslicht und mit dem (botanischen) Wissen von heute sind die Bäume wirklich beeindruckend. Müsste ich allein im Dunkeln oder bei Nebel durch einen ganzen Süntelbuchenwald gehen, würde ich sicher auch in vielen Stämmen furchteinflössende Fabelwesen, grimmige Gesichter oder böse Geister sehen. Kein Wunder also, dass unsere Vorfahren die wirtschaltlich unnützen Bäume abholzten und die Wälder in nützliches Weideland umwandelten.
Seltsame Baumwesen
Die Süntelbuchenallee in Bad Nenndorf ist laut Schaumburger Land Tourismusmarketing e.V. „weltweit die einzige Formation dieser Art von alten Süntelbuchen (fagus sylvatica suentelensis)“ (https://www.schaumburgerland-tourismus.de/de/p/team-schaumburger-land/36767297/). Rund hundert Bäume sind inzwischen mehr als 100 Jahre alt – und haben damit ihre durchschnittliche Lebenserwartung schon fast erreicht. Die liegt laut Wikipedia bei nur 120 bis 160 Jahren. Dass sie meist waagerecht und damit statisch ungünstig wachsen, „scheint das Auseinanderbrechen alter morscher Bäume zu beschleunigen“, heißt es in dem Wiki-Beitrag zu Süntelbuchen (https://de.wikipedia.org/wiki/Süntel-Buche). Älter als 200 Jahre werden nur wenige.
Um die einzigartige Allee zu erhalten, wurden in den vergangenen Jahren 30 Süntelbuchen nachgepflanzt. 40 weitere sind durch Absenkerbildung und Wurzelbrut entstanden. Äste, die auf dem Boden aufliegen, bilden Wurzeln, so dass eine neue, aber genetisch identische Pflanze entsteht. Trotzdem gleicht keine der anderen. Und die Süntelbuchenallee in Bad Nenndorf hat mit einer klassischen Allee, bei der auf beiden Seiten eines (geraden) Wegs ziemlich gleich aussehende Bäume gleichen Alters in den gleichen Abständen stehen, gar nichts gemein. Ein Besuch lohnt, sicher auch an einem nebligen Herbsttag.
Keine klassische Allee:die Süntelbuchenallee im Kurpark von Bad Nenndorf
Unverhofft kommt ja bekanntlich oft. Zum Beispiel die Einladung zu einem Konzert der Reihe WORT.KLANG – Beyond the Sound , die Anfang der Woche in meinem E-Mail-Postfach gelandet ist. Sie gehörte auf jeden Fall zu den schönen Überraschungen der Woche.
Wie ich in den Verteiler gekommen bin, weiß ich nicht, und Inge-Rose Lippok, bei der ich nachfragte, wusste es auch nicht. Die Künstlerin organisiert die Projektreihe zusammen mit Tatjana Prelevic und Dr. Simone Liedtke mit Studierenden der Hochschule für Musik und Theater Hannover.
Ich kannte die Projektreihe ebenso wenig wie das Trio Manuka. Und auch von zwei der vier Komponisten, deren Werke auf dem Programm standen – von Phillippe Gaubert und Bohuslav Martinu –, hatte ich zugegebenerweise noch nie etwas gehört. Ich habe die Einladung vor allem deshalb angenommen, weil zum Trio Manuka neben einer Flötistin (Katharina Sasse) und Lioba Schmidt am Klavier auch eine Cellistin (Luisa Schröder) gehört. Das Cello ist und bleibt mein Lieblingsinstrument.
Die drei jungen Musikerinnen spielten Musik zwischen Romantik und Moderne, neben Kompositionen von Gaubert und Martinu auch Stücke von Carl Maria von Weber, Claude Debussy und – als Zugabe – Johann Sebastian Bach. Der Konzertbesuch hat sich gelohnt, auch, aber nicht nur wegen der Musik. Denn ohne die Einladung hätte ich den Veranstaltungsort gewiss nie entdeckt. Der liegt nämlich eher versteckt im vierten Stock eines Hauses in der Lortzingstraße. Unten am Haus weist nur ein unscheinbares Schild auf die Galerie LortzingArt hin, die es seit mehr als anderthalb Jahrzehnten gibt.
Kunst und Kammermusik: Vor dem Konzert können einige Bilder besichtigt werden. Foto: Utz Schmidtko
Gerade mal 30 ZuschauerInnen haben in der Galerie, gleichzeitig das Atelier von Inge-Rose Lippok, Platz. Es ist ein „Konzertsaal“ mit besonderem Flair, und wir werden gewiss wiederkommen, um an anderen Konzerten, Lesungen und Ausstellungen teilzunehmen, die hier regelmäßig stattfinden. Und wenn ich auch nicht weiß, wie ich in den Verteiler geraten, so bin ich doch sicher, dass ich darin bleiben und auch künftig eingeladen werden will.
Mehr Informationen zur Künstlerin und zum Programm gibt’s unter
Manche Leute ziehen um, wenn sie in Rente gehen. Ich beschränke mich darauf, die obere Etage, seit dem Auszug meiner Tochter vor allem mein Reich, umzuräumen. Nicht zum ersten Mal, wie die LeserInnen meines Blogs wissen – und wahrscheinlich war es auch nicht die letzte Umräumaktion.
Vor ziemlich genau einem Jahr habe ich meine Arbeitsbereiche getrennt: das Schreiben von den Korrekturarbeiten, für die ich einen größeren Monitor brauche. Der nimmt leider viel Platz auf meinem Schreibtisch ein und dominiert – groß und schwarz, wie er ist – das kleine Arbeitszimmer optisch.
Nach dem Umräumen: Mein neues altes Arbeitszimmer …
Weil ich weniger arbeiten möchte, komme ich künftig mit einem Arbeitszimmer aus. Das „Korrekturzimmer“ zum „Kunstraum“ umzufunktionieren, war eine leichte Übung: Ich musste nur das Notebook, den Monitor und einige Bücher in das andere, jetzt einzige, Arbeitszimmer bringen, um Platz für meine Malutensilien schaffen. Jetzt muss ich sie nur noch nutzen und im wahrsten Sinne des Wortes mehr Farbe in mein Leben bringen.
ein Platz zum Malen …
Bei der Gelegenheit habe ich auch mein Keyboard wieder hervorgeholt und aufgebaut. Denn Klavier oder besser gesagt Keyboard spielen gehört zu den Dingen, die ich noch lernen möchte. Es ist ja angeblich nie zu spät, neu anzufangen, und Julia Cameron zitiert in ihrem Buch einen alten Witz, den ich aber noch nicht kannte:
„Frage: Weißt du, wie alt ich sein werde, wenn ich gelernt habe, Klavier zu spielen?
Antwort: Genauso alt, wie wenn du nicht Klavierspiele lernst.“ (Julia Cameron, Es ist nie zu spät, neu anzufangen, S. 46)
Das stimmt. Und wenn ich auch in diesem Leben sicher keine Klaviervirtuosin mehr werde, so reicht es doch vielleicht für einfache Stücke oder Lieder. Auf jeden Fall ist es eine gute Übung fürs Gehirn – mit der rechten und linken Hand unterschiedliche Melodien zu spielen, ist eine echte Herausforderung.
… ein Platz fürs Keyboard …
Eine (körperliche) Herausforderung war es, das zwar nur 90 cm schmale, aber massive und entsprechend schwere Bett im Zimmer meiner Tochter gegen ein 1,40 m breites zu tauschen. Mein Mann hatte das Bett vor Jahren so gebaut, dass es hüpfende und tobende Kinder problemlos aushielt. Weil es nicht nur verschraubt, sondern auch verleimt war, ließ es sich nicht auseinanderbauen und musste als Ganzes abtransportiert werden.
Dass das Treppenhaus in unserem Haus eher eng und verwinkelt ist, erleichterte die Aufgabe nicht. Doch wir haben sie gemeistert – schließlich sind mein Mann und ich im Möbelrücken sehr geübt: Unser Meisterstück haben wir abgelegt, als wir das Badezimmer im Erdgeschoss renovierten und zu zweit eine mehrere Zentner schwere gusseiserne Badewanne ins Freie bugsierten. Das ist zwar schon Jahre her, aber bei Aktionen wie diesen erinnern wir uns immer daran – sicher auch, um uns Mut zu machen.
Das alte Bett haben wir dem Fairkaufhaus gespendet – es kann in einer anderen Familie noch mehrere Kinder-Generationen überstehen. ich schlafe jetzt auf der Bettcouch, die bisher auf der „Empore“, dem kleinen Platz neben der Treppe, stand. Von meinem neuen Schlafplatz direkt unter dem Dachfenster kann ich jetzt nachts den Himmel und, sofern das Wetter mitspielt, Mond und Sterne sehen. Wenn ich nachts wachliege, denke ich manchmal über einen Satz von Kant nach – es ist, um ehrlich zu sein, einer der wenigen, die ich kenne und halbwegs verstehe: „Zwei Dinge erfüllen das Gemüt mit immer neuer und zunehmender Bewunderung und Ehrfurcht, je öfter und anhaltender sich das Nachdenken damit beschäftigt: der bestirnte Himmel über mir und das Gesetz in mir.“
ein Platz zum Schlafen …
Meist lese oder schreibe ich aber, bis ich wieder müde werde, und manchmal höre ich auch Musik. Ein Regal mit einigen meiner Lieblingsbücher und -CDs steht in Griffweite – und mein Bett ist jetzt breit genug für die Dinge, die ich gerne um mich habe: diverse Notiz- und Tagebücher, beispielsweise, Bücher, die ich gerade lese oder lesen möchte, Bunt- und andere Stifte und ein Tablett für meine Kaffeetasse. Denn in den Wintermonaten, wenn ich lange vor Sonnenaufgang wach bin, schreibe ich meine Morgenseiten gerne gemütlich im Bett sitzend – bei einer Tasse Kaffee.
Erst wenn die Tage im Frühjahr wieder länger werden, werde ich meine Morgenseiten-Höhle verlassen und wieder auf die Empore umziehen. Von dem kleinen Schreibplatz, den ich mir dort eingerichtet, habe, kann ich dann wieder morgens beobachten, wie die Sonne langsam hinter den Häusern hervorkommt und der Tag langsam erwacht.
… und last, but not least, der neue Schreibplatz auf der Empore
Ich habe lange darauf gewartet. Als die in Hannover und Umgebung für den öffentlichen Personennahverkehr zuständige „Überlandwerke und Straßenbahnen Hannover AG“, kurz ÜSTRA, vor zwei Jahren ankündigte, dass die Monatskarte 63plus – rund 40 Euro preiswerter als die normale Monatskarte – durch die Seniorennetzkarte ersetzt wird, habe ich mich sehr gefreut. Denn die Seniorennetzkarte für den Großraum Hannover gilt schon ab 60 und kostet nur 30 Euro im Monat. Im Abo ist die Karte sogar noch günstiger. Im Vergleich zur normalen Monatskarte, die für alle drei Zonen 115 Euro kostet, ist sie also ein echtes Schnäppchen.
Um so enttäuschter war ich, als ich erfuhr, dass ich vorläufig leer ausging. Denn nutzen können die Seniorennetzkarte nur Rentnerinnen und Rentner – und das sind bei den Menschen zwischen 60 und 66 Jahren vor allem die, die eine gute Rente bekommen und sich die Abschläge, mit denen ein früheren Renteneintritt erkauft wird, leisten können. Alle, die mit über 60 noch arbeiten wollten oder mussten, die arbeitslos waren, wenig verdienten oder als Selbstständige durch Corona Aufträge verloren hatten, mussten weiter teure Karten kaufen. Darüber, dass sie durch die hohen Ticketpreise die Freiheit und Mobilität ihrer besser verdienenden AltersgenossInnen mitfinanzierten, habe ich mich wirklich geärgert.
Ich halte diese Regelung immer noch für – vorsichtig formuliert – sehr unsozial. Aber als Rentnerin habe ich jetzt auch Anspruch auf die preiswerte Monatskarte – und ich nutze sie gerne und viel. In der ersten Woche war ich viermal allein unterwegs – zweimal habe ich andere mitgenommen. Das ist nämlich am Wochenende von morgens bis abends und an Wochentagen ab 19 Uhr möglich.
Wahrscheinlich werde ich das lang ersehnte RentnerInnen-Privileg aber nur bis zum Ende des Jahres nutzen. Wenn im Januar das 49 Euro-Ticket eingeführt wird, steige ich sicherlich um. Die Möglichkeit, über die Grenzen des Großraumverbands Hannover (GVH) hinaus Busse und Bahnen zu nutzen, ist mir sicher 19 Euro wert.
Einige Ziele, die ich häufiger ansteure, erreiche ich ohnehin nur oder besser mit Nahverkehrszügen. Die Fahrt in den Harz ist mit IC oder ICE nicht nur teurer, sondern auch länger und umständlicher, weil man mindestens einmal mehr umsteigen muss. Nach Hamburg, wo die Enkelkinder wohnen, kommt man mit dem ICE sicher schneller. Aber der Zeitvorteil ist eher gering – und wird dadurch oft aufgefressen, dass die ICEs nach Hamburg sehr oft verspätet sind. Der Metronom, der Nahverkehrszug, der Göttingen und Hamburg verbindet, hält nicht nur jede Stunde bei uns im Ort, während seine schnelleren Brüder ohne Halt vorbeidonnern. Und er ist – meist – pünktlicher als sie.
Das liest frau um 7 Uhr morgens bei der zweiten Tasse Kaffee – die erste habe ich schon direkt nach dem Aufwachen gegen halb sechs aufgebrüht und getrunken – doch gerne. Untersuchungen von ForscherInnen Jacobs University Bremen zufolge könnte Kaffee vor einer Ansteckung mit COVID-19 schützen. Ein Team um den Chemiker Professor Dr. Nikolai Kuhnert hat nachgewiesen, dass eine chemische Verbindung im Kaffee die Interaktion zwischen dem Spike Protein des Corona-Virus und dem ACE-2-Rezeptor, der Andockstelle für das Virus an der menschlichen Zelle, hemmt – zumindest im Labor, heißt es in einer Pressemeldung der privaten Uni (nachzulesen beim Informationsdienst Wissenschaft unter https://idw-online.de/de/news804031).
Im Labor enthält eine Tasse enthält genau 200 Milliliter Filterkaffee – und damit etwa 100 Milligramm der 5-Caffeoylchinasäure. Versuche zeigten, dass die Konzentration der Säure hoch genug ist, um das Andocken des Spike-Proteins an den ACE-2-Rezeptor – und den Infektionsprozess – zu hemmen.
Um herauszufinden, ob das nicht nur im Labor, sondern auch im wirklichen Leben funktioniert, und wie lange die hemmende Wirkung der 5-Caffeoylchinasäure anhält, sind jedoch weitere Untersuchungen nötig. „Als ChemikerInnen können wir für die Praxis zwar nicht beantworten, ob Kaffeetrinken wirklich als vorbeugende Maßnahme zum Infektionsschutz dienen könnte. Aber wir können sagen, es ist plausibel“, sagt Professor Kuhnert. Auch andere positive Wirkungen des Kaffees seien nachgewiesen. So leiden regelmäßige KaffeetrinkerInnen seltener an Diabetes Typ II.
Ob sich Menschen, die regelmäßig Kaffee trinken, häufiger oder seltener mit Corona infizieren, könnten epidemiologische Studien zeigen. Auch der Zusammenhang mit und Auswirkungen auf Long Covid solle dabei in den Blick gefasst werden.
Auf den Ausgang dieser Studien warte ich, zugegebenerweise kaffeesüchtige und bislang von Corona und Diabetes II verschonte Autorin dieses Beitrags nicht: Ich trinke noch eine Tasse Kaffee – natürlich nur meiner Gesundheit zuliebe. Allein auf die potenziell vorbeugende Wirkung des Kaffees verlasse ich mich allerdings nicht, obwohl mein Konsum wahrscheinlich ausreichen würde, eine ganze Familie zu beschützen: Ich bin viermal geimpft.
Nein, ich habe meine Fähigkeit, ganze Wörter oder Sätze zu bilden, nicht verloren. Und ich werde künftig auch nicht nur in unverständlichen Kürzeln sprechen oder schreiben. Aber kurz nachdem ich gestern meinem Blogbeitrag über den Nanowrimo veröffentlicht habe (https://timetoflyblog.com/nanowrimo), habe ich auf Instagram den #SchreibSoVielDuKaNo entdeckt. Zwei Instagrammerinnen, Kathinka Engel und Kyra Groh, haben im letzten Jahr den „Schreib so viel du kannst November“, ganz kurz KaNo, ins Leben gerufen – quasi einen nanowrimo light und stressfrei: „Für Leute wie uns, die den Gemeinschaftsaspekt des Nano mögen, aber den Druck nicht können, weil sie Schwächlinge sind. Oder sensibel. Oder einfach keine Lust drauf haben“, wie eine der Initiatorinnen am 26. Oktoberauf Facebook schrieb (https://www.facebook.com/kathinkaengel1/).
Wörter werden beim Kano, anders als beim Nanowrimo, nicht gezählt – oder, um noch einmal Kathinka Engel zu zitieren, es geht nicht um den „Word-Count“. „Es geht um Spaß und darum, mit sich und dem Schreiben zufrieden zu sein.“
Das gefällt mir und deshalb mache ich mit, obwohl mir die Instagram-, Facebook- und Web-Welt im Allgemeinen und die Sprache der Nutzerinnen, pardon Userinnen, im Besonderen ziemlich fremd sind – und wohl auch bleiben. Auch wenn ich als Social-Media-Oma nur ahne, was Badges oder Shareables sind, und es vielleicht auch nie erfahren werde, weil ich nicht weiß, was swipen bedeutet, folge ich #SchreibSoVielDuKaNo auf Instagram – und aktiviere bei der Gelegenheit auch meinen Instagram-Account wieder, der seit Monaten still vor sich hinschlummert. Und meinen zweiten Blogbeitrag habe ich ganz nebenbei auch verfasst. Manches geht eben doch schneller, als frau denkt.
Heute, am 1. November, beginnt der „National Novel Writing Month” („Nationaler Monat des Roman-Schreibens”), kurz der NaNoWriMo – und ich habe beschlossen, in diesem Jahr bei dem Schreibprojekt mitzumachen. Ich will zwar keinen Roman schreiben und auch das offizielle Ziel des Projekts – in nur 30 Tagen ein Buch von mindestens 50.000 Wörten zu schreiben – ist für mich, bekennende Langsamschreiberin, völlig utopisch: Ich bin schon zufrieden, wenn ich bei in einem Monat 50.000 Zeichen aufs Papier oder in die Datei bringe.
Denn ich gehöre – zumindest bei meinen „privaten“ Schreibprojekten – zu denen, für die der Amerikaner Chris Baty das Projekt vor mehr als 30 Jahren eigentlich erfunden hat: Ich komme bei Blogs, Geschichten und Co oft nur langsam voran, weil mein innerer Zensor gerne mit am Schreibtisch oder am Computer sitzt und an allem, was ich schreibe, herummäkelt. Leider gelingt es mir nicht immer, ihn – oder genauer gesagt sie – zum Schweigen zu bringen. Und so überarbeite ich schon während ich schreibe, das Geschriebene immer, immer wieder.
Natürlich weiß ich, dass das kontraproduktiv ist – und ich bewundere wirklich alle, die in einem Monat 50.000 Wörter schreiben können. Im Jahr 2009 schafften das laut Wikipedia immerhin mehr als 30.000 der mehr als 165.000 AutorInnen, die sich offiziell am NaNoWriMo beteiligen. Das Schreibprojekte wird übrigens immer beliebter: Im ersten Jahr waren es gerade mal 21 MitschreiberInnen, im vergangenen Jahr haben laut Neobooks-Newsletter mehr als 400.000 teilgenommen, darunter 17.600 aus Deutschland.
Ich zähle nicht dazu, denn ich habe mich nicht offiziell zum NaNoWriMo angemeldet: Ich bin zu alt – oder vielleicht auch zu klug –, unerreichbaren Zielen hinterherzuhecheln. Weil mir aber die Idee gefällt, veranstalte ich meinen eigenen, privaten Schreibmonat und setze mir Ziele, die zu mir passen: So habe ich mir vorgenommen, jeden Tag mindestens eine Stunde zu schreiben – und im November an jedem zweiten Tag einen Blogbeitrag zu veröffentlichen. Auf diese Weise bessere ich meine Blogbilanz auf. Was ich mir am Neujahrsmorgen vorgenommen habe – zwei Blogbeiträge pro Woche – schaffe ich in diesem Jahr wohl nicht mehr; aber vielleicht gelingt es mir ja mindestens, mehr Beiträge als im vergangenen Jahr zu veröffentlichen.
Notabene: 50.000 Worte in 30 Tagen – das sind etwa 1.650 Wörter täglich. Dieser Blogbeitrag hatte bis zu diesem Nachsatz etwa 420 Wörter. Um das NaNoWriMo-Tagessoll zu erreichen, müsste ich fast viermal so viel schreiben – jeden Tag, auch am Wochenende.