Nachrichten aus dem (Winter) Garten

Seit ein paar Tagen zeigt sich der Winter auch bei uns von seiner besten Seite: Zwar kalt, aber sonnig. Offenbar will er am Ende doch noch weg vom tristen Schmuddel-Image und einen guten Eindruck hinterlassen, damit uns der Abschied schwer fällt.

Bis es wirklich Frühling wird, dauert es aber noch eine Weile, auch wenn nicht nur Schneeglöckchen und Märzbecher, sondern auch schon die ersten mutigen Blaukissenblüten den Kopf aus dem Boden stecken. Mein Zwerg hat einen weiteren Winter zwar nicht unbeschadet, aber immerhin überstanden. Jetzt  genießt er die Sonne, wie immer in sein Buch vertieft. Ob die Frösche in meinen Miniteichen überlebt haben, werde ich sehen, wenn die dicke Eisschicht geschmolzen ist.

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Seine Kleidung hat er längst verloren, nur die rote Mütze trotzt der Witterung.
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Nur ein paar mutige Blüten wagen sich schon hervor. Noch ist das Blaukissen vorwiegend grün.

Die Läuse fühlen sich auf den Zitruspflanzen im Wintergarten dagegen pudelwohl. Kein Wunder:  Windgeschützt und unterm schützenden Glas steigen die Temperaturen selbst Januar manchmal über 20 Grad Und auch für Strelitzie und die Aloe Vera hat der Frühling schon begonnen. Sie fangen sie an zu blühen – deutlich früher als im vergangenen Jahr. Der Weihnachtskaktus ist dagegen verblüht und wirkt von den vielen Blüten so ausgelaugt, dass ich wie jedes Jahr befürchte, dass er sich diesmal  nicht erholt. Aber er ist zäh.

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Strelitzie am Freitag …
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… und am Sonntag

Die Pflanzen im Wintergarten haben eine neue Gefährtin bekommen. Die Sansevieria aus der Wohnung meiner Mutter ist bei uns eingezogen, genauer gesagt, ein kleiner Teil. Denn ich habe die Pflanze gefünfteilt – wie sie bislang in dem winzigen Topf Platz hatte, ist mir ein Rätsel.

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Platz ist auch im kleinsten Topf. Aus eins …
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… mach fünf. Sansevieria Nummer fünf hat schon ein neues Zuhause in Bruchsal.

Im Wintergarten scheint sich die Sansevieria wohlzufühlen, aber ihre Ansprüche sind, so scheint es, ohnehin nicht besonders hoch: Sie gilt als fast „unzerstörbar“. Weil ihre Urururahnen aus Afrika, Südasien und von der arabischen Halbinsel stammen, bereiten ihr weder Sonne noch Trockenzeiten Probleme. Beste Voraussetzungen also, auch meine Pflege zu überstehen.

Von Schmetterlingen und ungeahnten Effekten

Gibt es ein unpassenderes Wort in der deutschen Sprache als Schmetterling? Sich das Leben nehmen vielleicht, wenn man das Leben eben nicht (an)nimmt, sondern nicht mehr leben will, sein Leben weggibt wie ein altes Kleidungsstück, das nicht mehr passt oder dessen man einfach überdrüssig geworden ist. Doch das ist ein anderes Thema.

Schmetterlinge also. Einem Schmettern gleicht der Flügelschlag dieser filigranen Wesen kaum. Davon kann man sich derzeit in den Herrenhäuser Gärten in Hannover überzeugen. Dort flattern bis Mitte März etwa 1000 Schmetterlinge im Tropenhaus – bei durchaus frühlingshaften 24 Grad. Die meisten kommen aus Costa Rica, Malaysia, Thailand und von den Philippinen, einige auch aus Afrika, wo sie in speziellen Farmen gezüchtet wurden.

Neben Schmetterlingen sind im Tropenhaus ausnahmsweise auch einmal nimmersatte Raupen gern gesehen. Sie dürfen ihren Hunger unter anderem an eigens für sie gepflanzten Bananen- und Zitruspflanzen, Pfeffergewächsen und Passionsblumen stillen. Die Schmetterlinge bevorzugen dagegen Pflanzen mit leuchtend bunten Blüten voller Nektar und Pollen, beispielsweise den Stern von Ägypten oder das Flammende Käthchen. Oder sie laben sich an Futterstationen mit reifem Obst.

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Gemeinsam schmeckt’s besser – an einer Futterstation

Mit Milchprodukten haben Schmetterlinge dagegen nichts am Hut. Dabei verdanken sie denen vielleicht sogar ihren Namen. Denn der wird angeblich vom ostmitteldeutschen Wort Schmetten abgeleitet. Das bedeutet Sahne. Einem alten Volksglauben nach verwandelten sich nämlich Hexen in Schmetterlinge und stahlen Sahne und andere Milchprodukte. Vielleicht fühle ich mich den Schmetterlingen deshalb so verbunden.

Im Berggarten sind derzeit rund 60 verschiedene Schmetterlingsarten zu Gast – manche fast so groß wie ein Handteller, andere so klein, wie wir es von den heimischen Schmetterlingen gewohnt sind. Und während beispielsweise die Bananenfalter stundenlang reglos an einer Stelle verharren …,

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Bananenfalter

 

…  scheint der Himmelsfalter oder Blaue Morphofalter (Morpho peleides) pausenlos durch die Luft zu flattern. Vergeblich versuche ich, einen an einer Blüte oder auf einer der vielen Futterstationen zu fotografieren. Vielleicht, das merke ich erst später, habe ich ihn aber nur nicht erkannt. Denn nur die Flügelinnenseiten schillern blau – und die sind eben nur im Flug zu sehen. Bei meinem nächsten Besuch werde ich genauer auf ihn achten.

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Himmelsfalter doppelt – Paarung im Flug?

Die Ausstellung „Gaukler der Tropen – Schmetterlinge im Berggarten“ ist noch bis zum 18. März zusehen. Viele Falter werden das Ende nicht mehr erleben. Denn die meisten leben nur zwei bis vier Wochen.

Übrigens:

Laut Edward Lorenz, dem Vater der Chaostheorie und Entdecker des sogenannten Schmetterlingseffekts, kann der Flügelschlag eines Schmetterlings in Shanghai einen Wirbelsturm in New York auslösen. Zumindest theoretisch. Womit wissenschaftlich bewiesen wäre, was wir schon lange wussten: Kleine Ursachen haben oft große Auswirkungen. Und vielleicht haben die Schmetterlinge in Hannover ja wirklich das politische Erdbeben ausgelöst, das derzeit die SPD erschüttert und niederschmettert. Dann wäre der Name doch nicht so unpassend, wie er auf den ersten Blick scheint.

Mehr über die Ausstellung Gaukler der Tropen: Herrenhäuser Gärten, Herrenhäuser Straße 4, 30419 Hannover, Infotelefon (0511) 168-34000, www.herrenhausen.de

Alles schmeckt nach Abschied …

Der Titel der Tagebücher von Brigitte Reimann spukt ständig in meinem Kopf, seit wir Anfang Dezember für meine Mutter einen Platz im Altenheim bekommen haben. Weihnachten und Silvester, da waren meine Schwestern und ich uns einig, sollte sie noch zu Hause, an der Mosel verbringen, Mitte Januar ist sie in ein Altenheim in Norddeutschland umgezogen.

„Hast du es dir das wirklich gut überlegt“, fragt Herr B. ein Nachbar und ehemaliger Arbeitskollege meiner Mutter. Er ist gekommen ist, um sich von ihr  zu verabschieden. Ich unterdrücke den Impuls, ihn zu erwürgen. Denn eigentlich mag ich den alten Herrn und er mag mich. Er hat mir wahrscheinlich mal das Leben gerettet, das verbindet. Er hat mich mit dem Auto seines Chefs ins Krankenhaus gebracht, als mein Blinddarm geplatzt war. Hätten wir auf den Krankenwagen gewartet, wäre es vielleicht zu spät gewesen.

Das ist mehr als ein halbes Jahrhundert her, ich war damals 10 Jahre alt, jetzt bin ich über 60 und er ist 95. Dass er immer noch in seiner Wohnung leben kann, verdankt Herr B. seiner Schwiegertochter. Sie hat ihn mit dem Auto die paar Meter zu unserem Haus gefahren, weil er nicht mehr alleine aus dem Haus gehen kann. Sie kümmert sich um ihn, wäscht, kauft ein und ist im Notfall zur Stelle, wenn er – wie vor ein paar Wochen – ins Krankenhaus muss. Sie lebt im gleichen Haus wie ihr Schwiegervater, da geht das. Meine Schwestern und ich wohnen Hunderte Kilometer von unserem Heimatort, dem Wohnort meiner Mutter, entfernt.

Seit zehn Jahren, seit die Demenz meines Vaters schlimmer wurde und meine Mutter, damals auch schon über 80, Hilfe bei der Pflege brauchte, fahren meine Schwestern und ich abwechselnd an die Mosel und bleiben dort ein paar Tage bis zwei Wochen, um sie zu unterstützen. Doch jetzt stoßen wir an unsere Grenzen. Denn das Gedächtnis meiner Mutter hat in den letzten Monaten so stark nachgelassen, dass sie – anders als bisher – zwischen unseren Besuchen nicht mehr alleine leben kann. Und weil sie meint, dass sie noch alles selbst machen kann, gefährdet sie sich selbst und andere. So hat sie mehr als einmal den Herd vergessen und auch auf den losheulenden Rauchmelder nicht reagiert. In den letzten Wochen war ständig eine von uns bei ihr, aber auf Dauer geht das nicht. Wir sind berufstätig, habe unsere eigenen Leben.

Nein, die Entscheidung, unsere Mutter in ein Heim zu geben, ist uns nicht leicht gefallen und wir haben sie uns nicht leicht gemacht. Einen alten Baum verpflanzt man nicht. Meine Mutter ist zwar nicht die älteste im Dorf, aber niemand hat dort länger gelebt als sie. Alle, die älter sind, sind später in den Ort gezogen. Sie ist hier geboren und eigentlich wollte sie auch hier sterben. Mit ihrem Umzug geht eine Ära zu Ende, auch für die Nachbarn, die am letzten Morgen noch einmal kommen, um sich von ihr zu verabschieden. Sie sind traurig, und manchen kommen die Tränen, aber sie wissen alle, dass es keine andere Möglichkeit gibt.

Das Heim, das wir für meine Mutter ausgesucht haben, liegt nur ein paar Kilometer von meinem Wohnort entfernt. Es ist klein, familiär; ihr Zimmer ist groß und freundlich. Die Atmosphäre im Haus hat mir von Anfang an gefallen. Mein erster Eindruck war: Hier würde ich auch einziehen. Nicht nur ich, auch meine Schwestern und ihre Enkelkinder können sie hier regelmäßig besuchen. Das ist wichtigm denn an  der Mosel hat sie sich oft einsam gefühlt, obwohl sie dort viele Leute kennt und die Nachbarschaft funktioniert. Aber all ihre Freundinnen sind inzwischen gestorben  oder schon vor Jahren in Heime umgezogen  – in die Nähe ihrer Kinder, unerreichbar für meine Mutter. Der Umzug ist die beste Lösung für sie, da bin ich sicher. Und trotzdem plagt mich das schlechte Gewissen.

Ich habe die letzte Woche vor ihrem Umzug mit meiner Mutter an der Mosel verbracht und manchmal hatte ich das Gefühl, dass mir der Abschied mehr zu schaffen machte als ihr. Sie, die immer alles geplant und die Entscheidungen getroffen hat, hat sich  nie ernsthaft mit der Frage auseinandergesetzt, was ist, wenn sie nicht mehr allein leben kann. Und sie hat es meinen Schwestern und mir überlassen, ihre Sachen zu packen, die Möbel und Dinge auszuwählen, die sie in ihr neues Heim mitnimmt.

Ihr war, und das ist der Vorzug der Demenz, meist wohl gar nicht klar, was es bedeutet. Dass es nicht nur ein Ortswechsel auf Zeit ist, sondern für immer. Dass sie nie wieder in das Haus zurückkehren wird, das sie und mein Vater gebaut haben, in den Ort, in dem sie über 90 Jahre gelebt hat. Alles schmeckt nach Abschied, doch anders als bei Brigitte Reimann ist es ein Abschied auf Raten.*

 

*Die Schriftstellerin Brigitte Reimann starb 1973, mit 40 Jahren, an Krebs. Die Tagebücher aus den Jahren 1964 bis 1970 wurden unter dem Titel „Alles schmeckt nach Abschied“ veröffentlicht.

Vom Cello und von Cellistinnen

Das nenne ich eine gute Wahl. Das Cello – mein Lieblingsinstrument – ist Instrument des Jahres 2018. Ich gebe zu. Bis vor ein paar Tagen habe ich gar nicht gewusst, dass es überhaupt ein Instrument des Jahres gibt. Aber offenbar wählen die Landesmusikräte aus verschiedenen Bundesländern schon seit 2008 ein Instrument aus, um das Interesse für es zu wecken und seine Bedeutung zu unterstreichen. Im vergangenen Jahr war es die Oboe; auch Gitarre, Trompete, Bratsche, Horn, Fagott und Harfe hatten schon die Ehre.

Ich habe das Cello während des Studiums durch meine Freundin Ursula entdeckt, die Musikwissenschaft studierte und – neben verschiedenen anderen Instrumenten – auch Cello spielte. Ich habe den tiefen, warmen Klang sofort gemocht und hätte stundenlang zuhören können.

Und dann habe ich irgendwann im Fernsehen ein Konzert von Jacqueline du Pré gesehen. Es war Musik aus einer anderen Welt, klassische Musik ganz anders, als ich sie bisher kannte. Jacquelin due Pré war nicht so steif und unnahbar wie die anderen, meist männlichen (Orchester)Musiker; sie hat auf  ihrem Cello gelebt, spielte ungeheuer leidenschaftlich, intensiv. Ich war fasziniert; noch heute ist Jacqueline du Pré meine Lieblingscellistin – natürlich außer Ursula, aber die spielt nur noch selten und außer Konkurrenz.

Für alle, die sich – wie ich – mit Musik nicht so gut auskennen: Jacqueline du Pré galt als Wunderkind, sie war Meisterschülerin von Casals und Rostropowitsch – und mit dem Pianisten und Dirigenten Daniel Barenboim verheiratet. Sie musizierte mit den besten Orchestern, doch dann erkrankte sie an MS und musste ihre Karriere beenden. 1973, mit erst 28 Jahren, gab sie ihr letztes Konzert. Im Oktober 1987 ist Jacqueline du Pré gestorben. Sie wurde nur 42 Jahre alt.

Wer gern mehr über die Bassgeige wissen und mal einen Blick in ihr Inneres werfen möchte: Auf der Website des SWR stellt Panu Sundqvist vom SWR Symphonieorchester sein Instrument vor

https://www.swr.de/swr2/musik/instrument-des-jahres-2018-gewaehlt-cello-folgt-oboe/-/id=661124/did=20636040/nid=661124/15ll5fo/index.html

 

Vom neuen Jahr, alten Vorsätzen und musikalischen Entdeckungsreisen

Jetzt ist es da, das neue Jahr. Gerade mal anderthalb Tage ist es alt. Und statt neue gute Vorsätze zu fassen, habe ich die alten wieder aus der Schublade geholt. Denn die meisten sind fast ungebraucht – und besonders originell waren sie ohnehin nicht: Einige gehören zu den Top Ten der guten Vorsätze der Deutschen. So wollen laut DAK/forsa 59 Prozent der Befragten wie ich Stress vermeiden oder abbauen, 53 Prozent wollen sich mehr bewegen oder Sport treiben, 48 Prozent wollen mehr Zeit für sich selbst haben.

Durchgehalten habe ich im vergangenen nur wenige gute Vorsätze – dass es mir dabei so geht wie den meisten anderen Menschen ist ein, wenn auch nur schwacher Trost. Immerhin sechs von zehn Befragten schaffen es hierzulande nach einer aktuellen Emnid-Umfrage nicht, ihre Vorhaben umzusetzen.

Immerhin habe ich am ersten Tag des neuen Jahres Sport getrieben und mir danach um Stress abzubauen gleich Zeit für mich in der Sauna gegönnt. Ich habe Yoga gemacht, einen Liter Wasser getrunken, nicht gearbeitet – zwei arbeitsfreie Tage pro Woche sollen es in diesem Jahr sein; an Wochenenden und Feiertagen will ich (meist) nicht arbeiten. Ich will regelmäßig bloggen und weil unrealistische Ziele das Scheitern vorprogrammieren, sollen es in diesem Jahr etwa 30 Blogbeiträge werden. So viele habe ich auch im letzten Jahr etwa geschafft. Dass ich am zweiten Tag des neuen Jahres meinen ersten Blogbeitrag veröffentliche, ist immerhin ein guter Ansatz: Im vergangenen Jahr war ich einen Tag später dran.

Ich habe mir auch vorgenommen, im neuen Jahr mehr Musik zu hören. Denn ich merke, dass es mir gut tut. Und weil ich zu den Fossilen gehöre, die richtige CDs hören und nicht nur Musik vom Handy, habe  ich mir zu Weihnachten eine kleine Stereoanlage für mein Zweitschlafzimmer geschenkt.

Leider bin ein musikalischer Analphabet. Ich habe keine Ahnung von Musik und wenn mich jemand nach meiner Lieblingsmusik fragte, würde ich mit den Schultern zucken. Gut, ich mag Cello- und Blockflötenmusik, dann Bach (vor allem das Weihnachtsoratorium), die Musik aus Tanz der Vampire, die Scorpions, Queen (die alten Sachen mit Freddy Mercury) und Chormusik (von gregorianisch bis Opern und Musicals).

Eine Freundin aus Wien, bekennender Mozartaddict, hat mir das Requiem von Mozart ans Herz gelegt – mit einem Dirigenten (Nikolaus Harnoncourt) und einem Chor (Arnold Schoenberg Chor), von denen ich bisher natürlich noch nie gehört hatte. Es  gefällt mir ausgesprochen gut, obwohl ich mit Mozart bisher wenig am Hut hatte. Deshalb meine Bitte an die Leserinnen und Leser meines Blogs: Nennt mir eure/Ihre Lieblingsmusik, damit ich sie mir anhören und Neues entdecken kann. Ich bin gespannt.

 

Früher war mehr Duft

Nein, ich glaube nicht, dass früher alles besser war – die Jugend höflicher und lernwilliger, die Beziehungen glücklicher, weiße Weihnachten häufiger. „Wenn ich die junge Generation anschaue, verzweifle ich an der Zukunft der Zivilisation“, meinte schon Aristoteles im vierten Jahrhundert vor Christus. Irgendwie ist es dann aber doch immer weitergegangen. Ehen hielten nur länger, weil es keine Scheidungen gab oder weil die Frauen finanziell von ihren Männern abhängig waren und bleiben mussten. Und geschneit hat es schon in meiner Jugend zumindest an der Mosel nur sehr selten – und an Weihnachten eigentlich nie. Mein Mann, aufgewachsen im Harz, sieht die Sache mit dem Schnee an Weihnachten allerding anders.

Tannen, Kekse und Co

In einem sind wir uns einig: Früher war Weihnachten mehr Duft. Das lag sicher daran, dass viel mehr selbst gebacken wurde – meine Schwiegermutter backte zum Beispiel Pfefferkuchen, bekanntlich mit siebenerlei Gewürzen: Da war Weihnachtsduft in der Adventszeit garantiert. Und auch in meinem  Elternhaus gab es natürlich zu Weihnachten selbstgebackene Plätzchen und Stollen.

Ich habe in diesem Jahr gar keine Kekse gebacken. Bratäpfel habe ich noch nie gemocht – weich und warm geht bei Äpfeln gar nicht. Rot- und Glühwein vertrage ich nicht. Deshalb kommt, ich gestehe es, der adventliche Duft nach Bratapfel, Vanille oder Zimt bei mir eher aus der Konserve – genau gesagt von diversen Duftkerzen, obwohl meine Freundin mich ausdrücklich vor den schädlichen Stoffen im Rauch warnt.

Duft contra Design

Eins habe ich in den vergangenen Jahren wirklich vermisst: den intensiven Geruch nach Tanne und Wald. Denn heutzutage duften die meisten Weihnachtsbäume und Adventskränze wenig bis gar nicht. Das trübt meine Freude an ihnen erheblich. Als ich im vergangenen Jahr vor dem ersten Advent auf dem Markt meine Nase in mehrere Adventskränze steckte, sah mich der Verkäufer irritiert an. Nein, duftende Adventskränze habe er nicht, meinte er dann indigniert. Stark duften zum Beispiel Blaufichten, aber weil ihre Nadeln sehr stark stechen, werden sie selten zu Adventskränzen verarbeitet. Und auch als Weihnachtsbaum werden die duftenden, aber stachligen Blaufichten, einst der Weihnachtsbaumklassiker, heute weit seltener gewählt. Das ist verständlich, vor allem, wenn Kinder im Haus sind oder wenn der Baum lange stehen bleiben soll. Denn die Fichten halten nicht so lange wie Nordmann- und andere Tannen. Und wegen der spitzen Nadeln braucht man für Blaufichten eigentlich einen Waffenschein. In jedem Fall ist es ratsam, den Platz rund um den Weihnachtsbaum weiträumig abzusperren und gebührenden Abstand zu halten. Deshalb wachsen in der Schonung, in der mein Mann in den vergangenen Jahren den Tannenbaum selbst geschlagen hat, keine Blaufichten.

Der Letzte seiner Art

Dass es in diesem Jahr in unserem Wohnzimmer wieder wie in alten Zeiten nach Wald duftet, ist eher Zufall. Denn eigentlich wollten wir Weihnachten auf La Palma verbringen. Ohne echten Baum, nur mit einer kleinen Bienenwachskerze als Baumersatz. Aber unverhofft kommt ja bekanntlich oft: Die Bandscheibe zwischen dem vierten und fünften Lendenwirbel meines Mannes verlangte eine Planänderung – und eine Last-minute-Absage der Reise.

Auf einen Weihnachtsbaum wollten wir dann doch nicht verzichten. Die Schonung war geschlossen und auch vor dem schwedischen Möbelhaus an unserem Wohnort, bei dem wir unser Glück versuchten, war das Angebot zwei Tage vor Weihnachten eher bescheiden. Aber eine große Auswahl wird meist ohnehin überschätzt.

Als ich sagte: „Duften soll er“, zeigte der Verkäufer auf einen einsam auf dem Boden liegenden Baum. „Das ist die letzte Blaufichte“, meinte er fast abschätzig, „sonst gibt es nur noch Nordmanntannen.“ Die sind hierzulande die mit Abstand beliebtesten Weihnachtsbäume: Sie sehen aus, wie Weihnachtsbäume aussehen sollen: pyramidenförmig, mit fast waagrechten Ästen; sie nadeln nicht und weil die Nadeln überdies nicht pieksen, lassen sie sich leicht schmücken. Nur leider duften sie überhaupt nicht.

Irgendwie tat mir der Baum leid, den offenbar niemand haben wollte. Zu Unrecht, denn er duftete nicht nur, sondern sah auch gut aus: gerade gewachsen, vielleicht etwas licht und auch einige Nadeln waren schon ein wenig angegraut. Doch das sind wir ja auch – und nobody is ja bekanntlich perfect.

So schnell hatten wir noch nie einen Weihnachtsbaum gekauft. Das Handling – transportieren, aufstellen, schmücken – war zwar etwas schwieriger bzw. schmerzhafter als in den vergangenen Jahren. Denn mit dicken Arbeitshandschuhen lassen sich filigrane Aufhänger nur schwer an stachligen Ästen befestigen. Doch man muss auch Opfer bringen.

Jetzt steht der Baum in unserem Wohnzimmer und duftet und nadelt still vor sich hin. Letzteres hat auch seine Vorteile: So wird das Abschmücken nach Neujahr dann eine nicht mehr ganz so stachlige Angelegenheit.

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Ich bin wieder da …

Ja, es gibt mich noch und meinen Blog auch noch. Dass ich in den letzten beiden Monaten keinen Beitrag geschrieben und mich auch im wirklichen Leben sehr rar gemacht habe, hatte verschiedene Gründe. Der erfreulichste: Ich habe endlich mein Buch zu Ende geschrieben – und es jetzt veröffentlicht.

Weil es zwar keine richtige Weihnachtsgeschichte ist, aber doch mit Weihnachten zu tun hat, musste es noch kurz vor Weihnachten sein.

Es heißt

„Die wahre Geschichte der Weihnachtshexe Befana“

und ist ab sofort als E-Book und als Taschenbuch bei allen großen Händlern erhältlich. Das E-Book ist für alle E-Book-Reader geeignet.

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Cover E.Book: Zeichnung: Foe Rodens/Hintergrundbild: rvika/Shutterstock

Die Geschichte basiert auf der Legende über die Weihnachtshexe Befana, die Kindern in Italien die Geschenke bringt, und erzählt die andere, die feministische und natürlich wahre Version. Ähnlichkeiten mit einer lebenden Person ließen sich leider nicht vermeiden.

Mit Weihnachtsgeschichten ist es so eine Sache, zumindest mit dieser. Die Idee ist vor ein paar Jahren in der Vorweihnachtszeit entstanden, als ich an einem Artikel über die Gabenbringer in aller Welt gearbeitet habe (der dann nie erschienen ist). Zwei Jahre lang habe ich immer nur in der Vorweihnachtszeit an der Geschichte geschrieben, also quasi bei Keksen und Kerzenschein.  Wahrscheinlich wäre das Buch erst am Sankt Nimmerleinstag fertig geworden. Doch dann habe ich mir – was den Schreibprozess angeht – Erich Kästner zum Vorbild genommen. Er hat, so steht es im Vorwort zu seinem Buch „Das fliegenden Klassenzimmer“,  nämlich das Schreiben immer wieder aufgeschoben, bis ihm seine Mutter gedroht hat, dass er ohne fertige Weihnachtsgeschichte auch keine Weihnachtsgeschenke bekommt. Das wirkte. Kästner fuhr mitten im Sommer in die Alpen und schrieb mit Blick auf die schneebedeckte Zugspitze über Schneeballschlachten und vorweihnachtliche Ereignisse und Sorgen. Zur Zugspitze bin ich nicht gefahren, aber ich habe das ganze Jahr über an der Geschichte gearbeitet, leider nicht immer so konsequent, wie ich gewollt oder geplant hatte.

Dass Befanas Geschichte gerade noch rechtzeitig vor Weihnachten fertig geworden ist, verdanke ich Foe Rodens. Sie fand die Geschichte von Anfang an „supertoll“ und witzig, obwohl es eigentlich gar nicht ihr Genre ist. Das hat mich ermutigt weiterzuschreiben. Und als das Buch endlich fertig war, hat sie es lektoriert und korrigiert. Sie hat die Befana gezeichnet und die Cover für das E-Book und die Printversion gestaltet. Last but not least hat sie mich moralisch und technisch beim Hochladen unterstützt. Tusen Takk, Foe.

Danke auch an die Probeleser/innen Margrit, Ursula, Uschi und Utz (in alphabetischer Reihenfolge). Eure Anregungen und Hinweise haben mir sehr geholfen, haben mir Mut gemacht, das Buch zu veröffentlichen, und dazu beigetragen, dass viele Fehler gefunden und beseitigt wurden. Dass es trotzdem sicher nicht fehlerfrei ist, liegt nicht an ihnen, sondern eher an mir. Denn ich habe bei der Eingabe der Korrekturen noch manches verändert – und dabei sicher auch den ein oder anderen Fehler eingebaut.

Das Ebook kostet 3,99 Euro, das Taschenbuch 8,99 Euro, bei Amazon kommen je nach Anbieter  (2,95 Euro) Versandkosten hinzu*. Ich freue mich über Käufe, natürlich auch über Rezensionen. Zwei gibt es schon. Ganz herzlichen Dank dafür.

Eva Walitzek Befana Cover klein
Cover Tachenbuch: Zeichnung: Foe Rodens/Hintergrundbild: rvika/ShutterstockGib eine Beschriftung ein

Hier ein paar Links zu den Händlern (alphabetisch), dort gibt es auch eine Leseprobe:

Amazon

https://www.amazon.de/Die-wahre-Geschichte-Weihnachtshexe-Befana-ebook/dp/B077TG3Q2V/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1512203902&sr=8-1&keywords=9783742764188#reader_B077TG3Q2V

epubli

https://www.epubli.de/shop/buch/die-wahre-geschichte-der-weihnachtshexe-befana-eva-walitzek-9783745061185/69932

Google

https://play.google.com/store/search?q=9783742764188&c=books

Hugendubel

https://www.hugendubel.de/de/quickSearch?searchString=Eva+Walitzek&facetNodeId=-1&mainsearchSubmit=Suche

Kobo:

https://www.kobo.com/de/de/ebook/die-wahre-geschichte-der-weihnachtshexe-befana

Thalia

https://www.buch.de/shop/home/suchartikel/die_wahre_geschichte_der_weihnachtshexe_befana/eva_walitzek/EAN9783742764188/ID90071096.html

Weltbild

https://www.weltbild.de/artikel/ebook/die-wahre-geschichte-der-weihnachtshexe-befana_23882727-1?rd=1

PS: Foe Rodens ist übrigens nicht nur eine sehr gute Lektorin, sondern auch eine begabte Schriftstellerin: Ihr Buch „Der Fluch des Schlangenmenschen“ ist ein heißer Tipp nicht nur für Fantasyfans. Es erscheint in den nächsten Tagen auch als Taschenbuch.

* man kann die Versandkosten sparen, wenn man auf andere Angebote klickt und dann bei epubli direkt bestellt.

Raum ist in der kleinsten Hütte …

… oder im kleinsten Wohnmobil. Unseres ist mit knapp 7 Quadratmetern ziemlich klein – kleiner als die Küchen in der Wohnung unserer Tochter bzw. in unserem Haus. Und trotzdem haben wir zu dritt fast zwei Wochen lang einen schönen Urlaub darin verbracht. Nicht etwa im sonnigen Süden, wo man ohnehin die meiste Zeit draußen verbringt, sondern in Skandinavien, zwischen Helsinki und Tromsö, wo die Tage und vor allem die Nächte im September schon recht frisch sind.

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Klein, aber vielseitig – und mit wunderschöner Aussicht.

Geteilt haben wir drei Erwachsene  den recht begrenzten Platz außerdem mit dem technischen und fotografischen Equipment, das drei computer- und fotoaffine Menschen so brauchen. Denn Nordlichter zu sehen und zu fotografieren war für zwei von drei Reisenden ein Ziel unserer Reise, wenn nicht gar das Hauptziel. Deshalb hatten wir neben diversen Kameras auch zwei große Stative mit an Bord. Und natürlich die Kleidung, die nötig ist, um ganze oder halbe Nächte fast regungslos draußen an der Kamera zu verbringen. Diese Kleidung ist entsprechend voluminös – unsere Tochter fühlte sich eingehüllt in den dick gefütterten Fishermann-Anzug ihres Vaters wie ein Teletubby oder das in Reifen gekleidete Männchen aus der Michelin-Werbung. Doch das modisch eher unvorteilhafte Outfit nahm sie gerne in Kauf, weil sie damit nachts ohne zu frieren das Polarlicht-Blitzgewitter am Himmel fotografieren und bewundern konnte.

Multifunktionell: Vom Ess- zum Schlafzimmer

Wenn er nicht gerade getragen wird, fand dieser Anzug indes, ebenso wie der Polaranzug meines Mannes, in den Mini-Schränken eines Mini-Wohnmobils keinen Platz, sondern musste irgendwo sonst verstaut werden: tagsüber meist auf dem Doppelbett, in dem mein Mann und ich nachts schliefen, nach den nächtlichen Fotosessions irgendwo vorne  auf oder vor dem Beifahrersitz. Der Fahrersitz war tagsüber einer von drei Sitzplätzen – wahlweise am Ess-, Schreib oder Wohnzimmertisch. Nachts verwandelte sich, zusammen mit (Schreib-, Ess-, Küchen- oder Wohnzimmer-) Tisch und Sitzbank in das Bett unserer Tochter, also quasi ins Kinderzimmer.  Das teilte sie wiederum nach nächtlichen Fotosessions mit ihrem Fotoequipment, weil  die Ablage hinten derweil als Elternschlafzimmer diente. Aber das nahm sie für tolle Impressionen und beeindruckende Bilder gerne in Kauf.

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Multifunktionell: mal „Kinderzimmer“ …
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… mal Esszimmer. (Foto: Utz Schmidtko)

Die abendlichen und morgendlichen Umräumaktionen waren zweifellos eine logistische Herausforderung: Nele beherrschte nach ein paar Tagen den Umbau vom Tisch in Bett und umgekehrt wie im Schlaf. Wir arbeiteten beim Umräumen Hand in Hand, reichten alles von vorne nach hinten  – und umgekehrt  – weiter. Das, was in der Logistik als chaotische Lagerhaltung bezeichnet wird, hat sich bei uns bewährt. Und wir brauchten nicht mal einen Computer, um den Überblick zu behalten.

Verloren haben wir nichts, dafür aber die Erkenntnis gewonnen, dass wir auch, zumindest mal für eine kurze Zeit, mit weniger Platz auskommen, als wir im Alltag genießen. Manchmal ist weniger genug. Und manchmal genügt eben doch eine kleine Hütte …

Oh say can you see

Zugegeben, ich war nie ein besonderer Fan der USA: Die Vereinigten Staaten von Amerika waren für mich nie das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, sondern vielmehr der beschränkten, außer man ist weiß und reich oder ungeheuer ehrgeizig und machtbesessen. Oder am besten alles gleichzeitig.

Vielleicht liegt meine Skepsis an den ersten politischen Ereignisse, die ich mit den USA verbinde: Das waren die Attentate auf Martin Luther King und Robert F. Kennedy im Jahr 1968 – und im gleichen Jahr bei den Olympischen Spielen in Mexiko die Black-Panther-Demonstration bei der Siegerehrung des 200-m-Laufs.

Wie groß muss der Leidensdruck sein, die Diskriminierung, wenn ein Sportler das, wofür er sich jahrelang gequält hat, was eigentlich das größte ist, was er in seinem Sportlerleben erreichen kann – eine olympische Medaille mit all den (wirtschaftlichen) Möglichkeiten, die sie eröffnet –, aufs Spiel setzt.

Sportler gegen Diskriminierung

Tommie Smith und John Carlos haben für ihren Protest einen hohen Preis gezahlt. Das IOC mit Präsident Avery Brundage – ja, der Brundage, der gegen den Hitlergruß deutscher Sportler bei der Olympiade 1936 in Berlin nichts einzuwenden hatte – reagierte harsch: Es  bestand darauf, dass die beiden aus der US-amerikanischen Mannschaft ausgeschlossen wurden. In den USA wurden die beiden lange angefeindet, Carlos fand trotz seines Erfolgs keinen angemessenen Job, seine Frau ist möglicherweise  an dem Druck zerbrochen. Sie nahm sich das Leben.  Immerhin: 40 Jahre später wurden Smith und Carlos mit dem Arthur Ashe Courage Award ausgezeichnet.

An diesen Protest erinnere ich mich jetzt, wenn ich die Bilder der Footballspieler sehe, die aus Protest gegen die Rassendiskriminierung beim Abspielen der Nationalhymne knien – und dafür von ihrem Präsidenten beschimpft werden. Trump forderte die Football-Profiliga NFL auf, die „Hurensöhne“ zu feuern. Es sei eine totale Respektlosigkeit gegenüber allem, „für das wir stehen“. Sagt ein Präsident, der gerade dabei ist, die Welt in Brand zu stecken. Der mich dazu bringt, einmal und sicher zum einzigen Mal in meinem Leben eine Aussage des nordkoreanischen Diktators Kim für richtig zu halten. Und wenn es nicht so traurig und so hochgefährlich wäre, könnte man darüber lachen, wie sich die beiden Männer als Wahnsinnigen und als senilen geistesgestörten Greis bezeichnen. Sie kapieren nicht, wie recht der andere (ausnahmsweise) mal hat – und offenbar auch nicht, dass die Bomben, mit denen sie sich gegenseitig drohen, viel gefährlicher sind als die, die in der amerikanischen Hymne besungen werden.

Pflicht, die Regierung abzuschaffen

Womit ich wieder bei der Ausgangsüberlegung angekommen wäre, warum ich diese Zeilen überhaupt schreibe, obwohl dieser Blog weitgehend politikfrei ist: Nein, ich war nie ein besonderer Fan der USA, aber eines habe ich immer geschätzt: die folgenden Sätze in der declaration of independence. Ich habe sie als Schülerin auswendig gelernt und kann sie immer noch zitieren (keine Angst, ich habe mein Gedächtnis und die folgenden Zeilen überprüft: “We hold these truths to be self-evident, that all men are created equal, that they are endowed by their Creator with certain unalienable Rights, that among these are Life, Liberty and the pursuit of Happiness. — That to secure these rights, Governments are instituted among Men, deriving their just powers from the consent of the governed, — That whenever any Form of Government becomes destructive of these ends, it is the Right of the People to alter or to abolish it, and to institute new Government.”

Papier ist, das weiß man, geduldig, die hehren Ziele offenbar nichts als Makulatur. Thomas Jefferson würde sich im Grab rumdrehen, wenn er seine Vereinigten Staaten erleben müsste, davon bin ich überzeugt. Es wäre höchste Zeit, dass die Amerikaner, die so viel Wert darauf legen, dass die Symbole ihres Staates, Flagge und Hymne, respektiert werden, sich auf das besinnen, was in ihrer Verfassung steht: die Gleichheit der Menschen, ihr Recht auf  Leben, Freiheit und das Streben nach Glück und die Pflicht, eine Regierung, die das gefährdet, zu ändern oder abzuschaffen.

(Kleine Notiz am Rande:

Die Football-Liga NFL hat Trumps Äußerungen verurteilt, die Spielergewerkschaft will das Recht der Spieler auf freie Meinungsäußerung schützen. Aber Colin Kaepernik, der zuerst kniend protestierte, ist derzeit vereinslos.)

 

Schlaf- Wohn-Arbeitscouch

Wenn ich alleine zu Hause bin, schlafe ich oft auf der Empore. Dabei ist Empore vielleicht ein etwas hochtrabende Bezeichnung für einen nicht einmal vier Quadratmeter kleinen Platz im Dachgeschoss, direkt neben der Treppe. Dort, im Flur zwischen meinen Arbeitszimmern und dem Zimmer meiner Tochter, die längst ausgezogen ist, steht eine Bettcouch.

Eigentlich haben wir sie für gelegentliche Schlafgäste gekauft, aber meist nutze ich sie als Ersatzbett – wenn mein Mann wieder einmal schnarcht (was er vehement bestreitet), wenn ich wieder einmal nicht schlafen kann und stattdessen mitten in der Nacht lese oder schreibe (was häufig vorkommt) oder eben wenn ich alleine im Haus bin.

Wenn ich nämlich dort liege, kann ich nachts die Sterne sehen, was ich sehr beruhigend finde.. Mein Mann nutzt die Schlafcouch gelegentlich als hausinterne Sternwarte. Er hat von dort schon nachtleuchtende Wolken fotografiert und Sternschnuppen. Ich selbst habe in diesem Jahr noch keine einzige gesehen, auch nicht in den Perseidennächten im August, wenn angeblich Hunderte am Himmel kreuzen. Ich habe die Hoffnung aber noch nicht aufgegeben. (was ich mir wünsche, falls ich eine sehe, verrate ich natürlich nicht, denn dass dann der Wunsch seine Kraft verliert, weiß jedes in Kind).

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Nachtleuchtende Wolken. Foto: Utz Schmidtko

Mindestens ebenso schön ist es am Morgen, wenn die Sonne aufgeht. Das sehe ich zwar nicht direkt, das tut sie hier diskret, hinter Bäumen und Häusern versteckt. Aber lange bevor sie mit voller Kraft losstrahlt, zaubert sie, quasi noch im Schlafanzug, einen rötlich-violetten Schimmer am Himmel, Vorbote eines hoffentlich schönen Tages. Und sie taucht die Wolken, die in diesem Sommer allzu oft am Himmel waren, in ein besonderes Licht – magische Gestalten, mal zart, mal bedrohlich, aber immer flüchtig.

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Morgenlicht.

Früh morgens ist es meist noch still hier, nur die Vögel sind schon wach. Sie wohnen in dem hohen Baum, der nur paar Meter von unserem Dachfenster entfernt, auf dem Nachbargrundstück steht. Sie haben mich oft mit ihrem Gezwitscher geweckt. In den letzten Tagen sind sie ruhig geworden, wahrscheinlich sind die Kinder ausgezogen und die Alten sind alleine zurück geblieben, bereiten sich auf den Winter vor, wie wir. Der ist nicht mehr weit, das verraten die Gänse, die aus dem Norden kommend gen Süden ziehen.

Und es gibt noch einen Grund, warum ich die Couch mag: Sie ist breit genug für alle Dinge, die ich gerne um mich habe bzw. brauche: mein Notiz- und mein Tagebuch, diverse Bücher, die ich gerade lese bzw. anlese, Unterlagen für Artikel, an denen ich gerade arbeite, Stifte, mein Handy (das ich eigentlich  nicht unbedingt brauche, das mir aber als Uhr dient). Meine Kamera, mit der ich immer wieder versuche, das Licht am Morgen festzuhalten, was mir nicht gelingt. Ein Tablett – nein, kein Tablet, ich habe keins – gibt es auch, damit ich sicher meinen Kaffee abstellen kann, den ich (nicht nur) morgens unbedingt brauche, und die Unterlage für mein Notebook, auf dem ich diesen Beitrag – auf meiner Wohn-Schlaf-Arbeitscouch sitzend – gerade geschrieben habe.

Schlaf-Wohn-Arbeitscouch
Wohn-Schlaf-Arbeitscouch