Monatsrückblick März 2024

Irgendwie war dieser März nicht mein Monat. Dabei hat er eigentlich ganz gut angefangen. Ich hatte im Februar im Wintergarten Zwiebeln von Tulpen und Anemonen entdeckt, die ich im vergangenen Sommer auf der Landesgartenschau in Gandersheim gekauft – und dann vergessen hatte. Als es Anfang März ein bisschen wärmer wurde, habe ich die Tulpenzwiebeln gesetzt, mit den Anemonen wollte ich noch ein bisschen warten, sie können, so die Beschreibung, noch im April und Mai in den Boden. Sie werden allerdings namenlos bleiben, denn mein Mann hat die Namensetiketten beim Aufräumen entsorgt.

Im Garten

Die Tulpen heißen, wenn meine Erinnerung und meine Recherchen stimmen, vermutlich „Rem’s Favourite“, und gehören laut Tulipstore zu den „schönsten geflammten Tulpen, die es gibt“. Widerstandsfähig scheinen sie auch zu sein. Denn die meisten Zwiebeln sind angewachsen und blühen. Allerdings sind die Blüten nicht so geframmt, nicht so lila und auch nicht so hoch, wie sie sein sollten. Doch das liegt möglicherweise  daran, dass ich sie nicht schon im Herbst, sondern erst vor einem Monat eingepflanzt habe.

Auch die Rosa rugosa, die ich im Raiffeisenmarkt entdeckt und eingepflanzt habe, ist offenbar angewachsen. Jetzt hoffe ich, dass sie mehr blüht als ihre Vorgängerin. Diese Vorgabe ist wirklich leicht zu erfüllen, denn drei oder vier Blüten in sieben oder acht Jahren waren wahrlich keine Meisterleistung. Außerdem sollen die Apfelrosen angeblich stark duften – für mich Duftfreak ein entscheidendes Kaufkriterium.

Kürzer treten

Ich habe im März weit weniger unternommen als geplant und auch einiges, was auf meiner To-do Liste für die ersten zwölf Wochen des Jahres stand, habe ich nicht erreicht. Das lag allerdings auch – oder vor allem – daran, dass ich seit Mitte des Monats krank war, oder vielleicht eher kränklich. Auf dem Rückweg von den Herrenhäuser Gärten hat mich vor drei Wochen irgendein Infekt „angeflogen“: Ich huste seither ziemlich stark, war dauernd schlapp und hatte immer wieder Fieber. Daran, 10.000 Schritte täglich zu gehen oder abends noch eine zweite Yogaeinheit und andere Übungen zu absolvieren, war gar nicht zu denken. Und es wäre auch sicher nicht besonders sinnvoll gewesen. Ich musste also notgedrungen kürzer treten – auch die geplante erste Etappe des Hexenstiegs und die Buchmesse in Leipzig sind leider ausgefallen. Aber zumindest den Hexenstieg will ich angehen, wenn ich wieder fit bin, die Leipziger Buchmesse muss allerdings bis zum nächsten Jahr warten.

In Hamburg

Weil ich mich besser fühlte, habe ich die geplante Fahrt nach Hamburg zu den Enkelkindern nicht verschoben – vielleicht war das nicht die beste Idee. Mit meinen beiden Enkeltöchtern habe ich die Pixi-Buch-Ausstellung in Altonaer Museum besucht, die von der Hamburger Illustratorin Regina Kehn gestaltet wurde.

Das erste Pixi-Buch mit dem Titel „Miezekatzen“ erschien in Deutschland vor 70 Jahren, inzwischen wurden laut Museums-Website rund 3.000 verschiedene Titel veröffentlicht. Jährlich werden etwa 14 Millionen Bücher verkauft – seit 1954 insgesamt  rund 500 Millionen (https://www.shmh.de/ausstellungen/pixi/).

Das Format blieb seit der ersten Ausgabe unverändert: Pixi-Bücher sind 10 x 10 cm groß und haben (fast) immer 24 Seiten. Und weil der dänische Verleger Per Hjald Carlsen wollte, dass alle Kinder Bücher besitzen und Freude am Lesen entwickeln konnten, waren und sind die Preise moderat. Ein Buch kostete früher 50 Pfennige, heute 99 Cent.

Mehr als 1.000 Cover aus 70 Jahren Pixi sind in den Schaukästen ausgestellt. Ich entdecke das Büchlein vom kleinen Kater Schnurr – eines der wenigen Bilderbücher, die wir als Kinder hatten. Ich habe die Geschichte geliebt, ebenso wie die von Mama Miezemau und ihren Kindern. Letztere habe ich von mehr als 30 Jahren für meine Tochter gekauft und jetzt mit den Enkelkindern wieder gelesen. Kater Schnurr gibt es leider derzeit nur antiquarisch. Und auch im Pixi-Buch-Bad, in dem große und kleine Fans nach ihren Lieblingsbüchern suchen und nach Herzenslust darin schmökern können, habe ich das Büchlein vom frechen Kater, der die Schule schwänzt, nicht gefunden. Schade.

Am späten Nachmittag waren wir dann noch mit allen Enkelkindern im Planetarium und haben uns die Vorführung „Aurora – im Reich des Polarlichts“ angesehen. Neben Filmaufnahmen des koreanischen Astrophotographen Kwon O Chul werden Originalaufnahmen von Bord der Internationalen Raumstation ISS und naturgetreue Computer-Visualisierungen an die Kuppel des Planetariums projiziert.

Mehr als der Film über die Polarlichter hat mich allerdings die Ausstellung MENSCH, KOSMOS! – DIE STERNE IN UNS beeindruckt. In der von Thomas Kraupe und Wolfgang Köhler konzipierten und gestalteten Ausstellung hängen auf der oberen Foyerebene des Planetariums Kosmosbilder des NASA/ESA Weltraumteleskops Hubble und Porträts von (Hamburger) Prominenten. Die Gesichter wurden von der Maskenbildnerin Claudia Gaerting kunstvoll bemalt und von Wolfgang Köhler ebenso kunstvoll fotografiert.

Die Ausstellung  kann während der Öffnungszeiten des Planetarium Hamburg besichtigt werden; es lohnt sich wirklich. Auf der .Website des Fotografen und Fotokünstlers Wolfgang Köhler sind die Porträts ebenfalls zu sehen (https://www.wolfgangkoehler.com/mensch-kosmos/). Mehr Infos zur Ausstellung und mehrere Hubblebilder gibt’s unter https://www.planetarium-hamburg.de/de/ausstellung/ausstellung-mensch-kosmos

Zwei Blogparaden

Den ersten Blogbeitrag habe ich vor genau zehn Jahren,am 25. März 2014, auf time to fly veröffentlicht (https://timetoflyblog.com/los-gehts-gartnern-ohne-grunen-daumen), der zweite folgte dann erst mehr als ein Jahr später. Inzwischen habe ich fast 400 Blogbeiträge geschrieben – und jetzt auch zum ersten Mal an zwei Blogparaden teilgenommen. Für all die, die – wie auch ich bis vor ein paar Wochen – nicht genau wissen, was eine Blogparade ist, in aller Kürze: Blogparaden sind Aktionen von BloggerInnen für BloggerInnen. Die InitiatorInnen geben ein Thema vor, wer mag, kann einen Beitrag zu diesem Thema schreiben und auf seinem/ihrem Blog veröffentlichen. So vergrößert man das eigene Netzwerk, macht den Blog in der Bloggerszene bekanntert und verbessert vielleicht das Google-Ranking (https://www.blogparaden.de/was-ist-eine-blogparade-2/). Mich haben aber vor allem die Themen „Schreiben über das Schreiben „ (https://timetoflyblog.com/die-leichtigkeit-des-schreibens) und „Wo ich mich zu Hause fühle“ (https://timetoflyblog.com/wo-fuehle-ich-mich-zu-hause) zum Schreiben und Teilnehmen animiert. Und vielleicht sind die ersten Blogparaden nicht die letzten.

Die Leichtigkeit des Schreibens

Schreiben über das Schreiben – Anna Koschinskis Blogparade hat mich sofort angesprochen (https://annakoschinski.de/schreiben-ueber-das-schreiben-blogparade/). Vielleicht, weil für mich vor einiger Zeit eine neue Schreibphase begonnen hat. Nach 40 Jahren „Lohnschreiberei“, in denen ich unzählige Artikel, viele Broschüren und sogar ein paar Bücher geschrieben habe, schreibe ich jetzt nur noch „for fun“, sprich: an meinen eigenen, privaten Projekten. Beispielsweise Blogbeiträge wie diesen oder Essays, die vorläufig noch in der Schublade landen. 

Ein Leben ohne Schreiben kann ich mir nicht vorstellen. Ich schreibe gerne und (fast) täglich. Angefangen hat mein Schreibleben vor mehr als einem halben Jahrhungert mit Anne Franks Tagebuch, Seit ich es mit 15 oder 16 zum ersten Mal gelesen habe, schreibe ich selbst Tagebuch. Dass Schreiben einmal mein Beruf werden würde, habe ich damals vielleicht gehofft. Wirklich daran geglaubt habe ich wahrscheinlich nicht. Aber unverhofft kommt ja bekanntlich oft.

Journalismusstudiengänge gab es in den siebziger Jahren an deutschen Unis noch nicht, und auch die meisten Journalistenschulen wurden erst gegründet, als ich mein Studium schon abgeschlossen hatte. Mich an der Deutschen Journalisten Schule (DJS) in München zu bewerben, wo schon damals Journalisten ausgebildet wurden, kam mir gar nicht in den Sinn: Denn es gab nur wenige Plätze – und dass ich zu den Auserwählten zählen könnte, glaubte ich nicht. Außerdem hätte ich die Ausbildung nicht finanzieren können. Denn die DJS verlangte zwar kein Schulgeld, zahlte aber für die Ausbildung auch keine Ausbildungsvergütung.

Und so habe ich nach dem Abitur Geschichte und Germanistik studiert und mit dem Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien abgeschlossen. Aber statt um ein Referendariat habe ich mich dann um ein Volontariat in einem kleinen Buchverlag beworben – und die Stelle bekommen. Ich bin nicht Lehrerin geworden, wie meine Eltern es gehofft hatten, sondern Journalistin – und ich habe die Entscheidung nie bereut. Irgendwie war mein Beruf auch eine Art Berufung.

Der Verlag, in dem ich volontierte, publizierte die Buchreihe „Gesamtwerk Deutscher Wein“. Autor war der Verleger, aber die meisten Texte schrieb er nicht selbst, sondern seine Angestellten – in den nächsten drei Jahren und für die nächsten vier Bücher vor allem ich. Als meine ersten Texte gedruckt und mein Name als Mitautorin und Fotografin im Impressum genannt wurde, war ich mega stolz. Schade eigentlich, dass es irgendwann fast zur Routine wurde, meinen Namen gedruckt zu sehren.

Nach dem Umzug nach Norddeutschland arbeitete ich als freie Journalistin und Redakteurin – für Tageszeitungen, Fachzeitschriften, Verbände, Verlage, Vereine, Organisationen und Unternehmen. Ich habe über ganz verschiedene Themen geschrieben – über die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ebenso wie über Pflege, Qualitätsmanagement auf Campingplätzen, ökologische Baustoffe, das Duale Studium und die Digitalisierung in Schulen. Ich habe nicht nur unzählige Artikel und fast 400 Blogbeiträge, sondern auch vier Bücher als Mitautorin und drei eigene Bücher geschrieben und veröffentlicht. Als Autorin oder gar als Schriftstellerin habe ich mich trotzdem nie gefühlt – eher als Schreibhandwerkerin. Denn das Schreiben von Sach- oder Gebrauchstexten rangiert in der „Schreibhierarchie“ weit hinter dem „richtigem“, „literarischem“ Schreiben. Außerdem bestimmt auch beim Schreiben die Bezahlung oft den Wert unserer Arbeit.  Und nur wer vom Schreiben seiner Bücher leben kann oder zumindest seine Bücher in einem richtigen Verlag veröffentlicht, gilt als echteR SchriftstellerIn „Schreiben um des Schreibens willen (…) dies ist für die meisten Amerikaner und Europäer eine fremde Vorstellung.( …) Wir behandeln den unveröffentlichten Schriftsteller so, als leide er auf peinliche Weise unter einer unerfüllten Liebe“, schreibt Julia Cameron in ihrem Buch „Von der Kunst des Schreibens: … und der spielerischen Freude, Worte fließen zu lassen“ (S.182). * 

Apropos „spielerische Freude, Worte fließen zu lassen“. Die Leichtigkeit des Schreibens ist mir in den vergangenen Jahrzehnten leider ein wenig abhanden gekommen. Oder sie wurde – zumindest zeitweise – überdeckt von der Notwendigkeit, mit Schreiben Geld zu verdienen, vom Druck, Termine einzuhalten, und sicher nicht zuletzt vom eigenen Anspruch, nicht nur gute, sondern möglichst perfekte Texte abzuliefern.

Doch jetzt ist es Zeit, sie (wieder) zu entdecken – und vielleicht endlich auch die Autorin oder Schriftstellerin in mir. Denn es ist ja angeblich nie zu spät, neu anzufangen

*Cameron, Julia. Von der Kunst des Schreibens: … und der spielerischen Freude, Worte fließen zu lassen. Knaur MensSana eBook, 2013. Kindle edition.