Gedanken zum Herbstanfang

Heute beginnt der astronomische Herbst, und zwar nach Mitteleuropäischer Sommerzeit (MESZ) genau um 21:21 Uhr. Heute Abend überquert die Sonne den Himmelsäquator. Tag und Nacht – also die Zeitspanne von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang und umgekehrt – sind dann etwa gleich lang, nämlich zwölf Stunden.

Dass die Tag-und-Nacht-Gleiche auch „Äquinoktium (Plural Äquinoktien, von lateinisch aequus ‚gleich‘ und nox ‚Nacht‘) heißt, habe ich erst heute bei der Recherche für diesen Blogbeitrag gelernt (https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%84quinoktium), ebenso, dass bei der Dämmerung offenbar zwischen astronomischer, nautischer und bürgerlicher Dämmerung unterschieden wird. Entscheidend ist dafür, wie tief die Sonne unter dem Horizont steht (mehr unter https://de.wikipedia.org/wiki/D%C3%A4mm). Nicht nur lesen, sondern auch schreiben bildet also.

Ab morgen sind die Tage auf der Nordhalbkugel im Prinzip kürzer als die Nächte, allerdings gibt es – abhängig vom Ort – riesige Unterschiede. Laut www.sunrise-and-sunset.com ist die Sonne in Hannover heute um 7:08 Uhr aufgegangen und sie geht um 19:18 Uhr unter. Der Tag ist heute also 12 Stunden und 10 Minuten lang. Länger als die Tage sind die Nächte im Norden Deutschlands erst ab Samstag.

In Tromsö, wo ich Anfang letzter Woche noch war, dauert der Tag heute sogar noch 12 Stunden und 19 Minuten. Doch mit dem Tageslicht geht es hoch im Norden Skandinaviens jetzt steil bergab: Am 26. November ist die Sonne in Tromsö dann nur noch eine Stunde und eine Minute zu sehen, wenn sie denn scheint. Am 27. November beginnt dann die Polarnacht, die erst am 14. Januar endet. Am 15. Januar geht die Sonne in Tromsö erstmals im neuen Jahr wieder auf, allerdings erst um 11:29 Uhr – und schon eine Dreiviertelstunde später, um 12:18 Uhr, geht sie wieder unter. Zum Vergleich: In Hannover ist der Tag am 26. November immerhin 8:12 Minuten lang, am 14 Januar wieder 08:09. Und kürzer als rund siebeneinhalb Stunden sind die Tage selbst zur Zeit der Wintersonnenwende im Dezember nicht.

Die Landschaft ist in Norwegen wirklich traumhaft. Das Meer, die Fjorde: Die norwegische Küste ist ohne Inseln und Fjorde etwa 2.500 Kilometer lang, zählt man die Fjorde mit, sind es etwa 29.000 Kilometer, mit den Küstenlinien der Inseln sogar mehr als 100.000 Kilometer (https://de.wikipedia.org/wiki/Geographie_Norwegens). Außerdem gibt es in Norwegen unendlich viele Flüsse und Seen.

Für Menschen, die wie ich süchtig nach Wasser sind, wäre Norwegen das Paradies, wenn, ja wenn da nicht die schrecklich lange dunkle Zeit im Winter wäre. Die Dunkelheit schreckt mich mehr als das Wetter, obwohl die Sommer kurz sind und das Klima vor allem nördlich des Polarkreises rau: Auf unserer Reise von Kristiansand im Süden Norwegens nach Tromsö – längst nicht ganz im Norden – haben wir schon Ende August auf den Bergen den ersten Schnee gesehen, und zwar schon bevor wir den Polarkreis überquert haben. Nein, leben könnte ich im Norden Norwegens nicht.

Doch wat dem eenen sin uhl is bekanntlich dem annern sin nachtigall. Mein Mann freut sich über die kürzer werdenden Tage, weil er dann die Sterne früher und besser beobachten kann als im Sommer, wenn es erst spät dunkel wird. Außerdem ist er süchtig nach den Nordlichtern, die in der Polarnacht nicht nur nachts, sondern auch am Tag zu sehen sind. Bilder gibt’s unter https://sternefueralle.wordpress.com/polarlichter/polarlichter-11-9-2021-nahe-tromso/.

Übrigens: Meteorologisch hat der Herbst schon am 1. September begonnen und er endet nach drei Monaten am 30. November – aus ganz praktischen Gründen. So lassen sich nämlich Daten wie Temperatur, Niederschläge und Co besser vergleichen als mit den wechselnden Terminen beim astronomischen Herbstanfang.

Raum ist in der kleinsten Hütte …

… oder im kleinsten Wohnmobil. Unseres ist mit knapp 7 Quadratmetern ziemlich klein – kleiner als die Küchen in der Wohnung unserer Tochter bzw. in unserem Haus. Und trotzdem haben wir zu dritt fast zwei Wochen lang einen schönen Urlaub darin verbracht. Nicht etwa im sonnigen Süden, wo man ohnehin die meiste Zeit draußen verbringt, sondern in Skandinavien, zwischen Helsinki und Tromsö, wo die Tage und vor allem die Nächte im September schon recht frisch sind.

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Klein, aber vielseitig – und mit wunderschöner Aussicht.

Geteilt haben wir drei Erwachsene  den recht begrenzten Platz außerdem mit dem technischen und fotografischen Equipment, das drei computer- und fotoaffine Menschen so brauchen. Denn Nordlichter zu sehen und zu fotografieren war für zwei von drei Reisenden ein Ziel unserer Reise, wenn nicht gar das Hauptziel. Deshalb hatten wir neben diversen Kameras auch zwei große Stative mit an Bord. Und natürlich die Kleidung, die nötig ist, um ganze oder halbe Nächte fast regungslos draußen an der Kamera zu verbringen. Diese Kleidung ist entsprechend voluminös – unsere Tochter fühlte sich eingehüllt in den dick gefütterten Fishermann-Anzug ihres Vaters wie ein Teletubby oder das in Reifen gekleidete Männchen aus der Michelin-Werbung. Doch das modisch eher unvorteilhafte Outfit nahm sie gerne in Kauf, weil sie damit nachts ohne zu frieren das Polarlicht-Blitzgewitter am Himmel fotografieren und bewundern konnte.

Multifunktionell: Vom Ess- zum Schlafzimmer

Wenn er nicht gerade getragen wird, fand dieser Anzug indes, ebenso wie der Polaranzug meines Mannes, in den Mini-Schränken eines Mini-Wohnmobils keinen Platz, sondern musste irgendwo sonst verstaut werden: tagsüber meist auf dem Doppelbett, in dem mein Mann und ich nachts schliefen, nach den nächtlichen Fotosessions irgendwo vorne  auf oder vor dem Beifahrersitz. Der Fahrersitz war tagsüber einer von drei Sitzplätzen – wahlweise am Ess-, Schreib oder Wohnzimmertisch. Nachts verwandelte sich, zusammen mit (Schreib-, Ess-, Küchen- oder Wohnzimmer-) Tisch und Sitzbank in das Bett unserer Tochter, also quasi ins Kinderzimmer.  Das teilte sie wiederum nach nächtlichen Fotosessions mit ihrem Fotoequipment, weil  die Ablage hinten derweil als Elternschlafzimmer diente. Aber das nahm sie für tolle Impressionen und beeindruckende Bilder gerne in Kauf.

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Multifunktionell: mal „Kinderzimmer“ …

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… mal Esszimmer. (Foto: Utz Schmidtko)

Die abendlichen und morgendlichen Umräumaktionen waren zweifellos eine logistische Herausforderung: Nele beherrschte nach ein paar Tagen den Umbau vom Tisch in Bett und umgekehrt wie im Schlaf. Wir arbeiteten beim Umräumen Hand in Hand, reichten alles von vorne nach hinten  – und umgekehrt  – weiter. Das, was in der Logistik als chaotische Lagerhaltung bezeichnet wird, hat sich bei uns bewährt. Und wir brauchten nicht mal einen Computer, um den Überblick zu behalten.

Verloren haben wir nichts, dafür aber die Erkenntnis gewonnen, dass wir auch, zumindest mal für eine kurze Zeit, mit weniger Platz auskommen, als wir im Alltag genießen. Manchmal ist weniger genug. Und manchmal genügt eben doch eine kleine Hütte …