Wohnungen sind knapp …

… nicht nur bei Menschen, sondern offenbar auch bei unseren tierischen Nachbarn. Doch während das Baugebiet Am PöttcherTEICH (nomen est omen) noch einer Seenlandschaft gleicht und die Baumaschinen stillstehen, haben Grabowski und Co ganze Arbeit geleistet. Ihre Grabhände kommen offenbar mit widrigen Bau- und Wetterbedingungen besser zurecht als Baggerschaufeln.

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Keine Angst vor Verkehrslärm

Auch bei Maulwürfen ist offenbar verdichtete Bebauung angesagt: Die Maulwurfshügel stehen dicht an dicht und selbst unattraktive Bauplätze direkt an vielbefahrenen Straßen und Radwegen werden genutzt. Längst sind die ersten Familien eingezogen, aber die Bauarbeiten gehen weiter: Täglich kommen neue Hügel hinzu.

Wer dagegen am PÖTTCHERteich baut, braucht nicht nur Geduld, sondern auch gut funktionierende Pumpen. Damit das bislang einzige Haus nicht im Wasser steht, mussten im Winter pro Stunde rund 200 Kubikmeter Wasser aus der Baugrube gepumpt werden. Auf jeden Fall sollten die Bauherren ihr Haus in eine Wanne stellen. Womit wir wieder beim Namen des Baugebiets wären (nomen est omen). Den verdankt es nämlich nicht nur dem normalerweise nur kleinen Teich und der eher feuchten Lage, sondern auch den Pöttchern oder Böttchern, also den Fassmachern, die früher eben nicht nur Fässer, sondern auch Wannen machten.

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Still ruht der Bau. Bevor es richtig losgeht, muss das Wasser abfließen.

Kein Zug war pünktlich*

In diesem Jahr wollte der Winter erst nicht kommen, jetzt will er nicht mehr weichen. Gestern Nacht bin ich unter funkelnden Sternen eingeschlafen – herzliche Grüße an Stephen Hawkins -, als ich heute Morgen, am offiziellen Frühlingsbeginn, aufwachte, war das Dachfenster zugeschneit. Am Wochenende haben uns die Schneemassen – immerhin 8 cm Neuschnee und etwa 5 Grad Minus – eine abenteuerliche Fahrt zur Buchmesse nach Leipzig beschert.

Gut 70 Minuten stand unser Zug am Samstag  in Köthen, denn im Hauptbahnhof von Leipzig ging nichts mehr. Weil die Weichen eingefroren waren, kamen und fuhren gar keine Züge mehr. Einige Mitfahrerinnen, die die Buchmesse nicht in erster Linie wegen der Bücher, sondern als CosplayerInnen besuchten, funktionierten das Abteil kurzerhand in einen Schminksalon um und verwandelten sich in Loki und andere fabelhafte Wesen.

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Verwandlung im Zug – auf dem Weg nach Leipzig und zu Loki.

Vielleicht hätte ich gewarnt sein sollen, denn immerhin reiste ich mit Loki, der, wie ich nachgelesen habe, im Film Thor ein Nachfahre der Eisriesen ist. Auf der Buchmesse kamen wir dann trotzdem an, drei Stunden später als geplant zwar und nach einer Fahrt in einer total überfüllten Straßenbahn.

Ob der junge Mann, der mit uns von Hannover bis Halle im gleichen Abteil  gesessen hat, es bis zur Buchmesse schaffte oder ob er resigniert umkehrte, werde ich wohl nie erfahren. Denn in Halle trennten sich unsere Wege. Wir stiegen, wie alle Besucher/innen der Buchmesse, zunächst dort aus, weil die Schaffnerinnen es uns empfohlen hatten. Doch weil kein Schienenersatzverkehr in Sicht war, wählten meine Begleiterin – inzwischen halb Loki, halb Mensch – und ich dann den Weg über Leipzig Hauptbahnhof. Eine gute Wahl.

Für den jungen Mann hat sich die Fahrt nach Leipzig sicher nicht gelohnt, denn er hatte schon für den Nachmittag um 16 Uhr seine Rückfahrt nach Hannover fest gebucht. Die Zeit reichte, wenn überhaupt, gerade für eine Stippvisite bei der Buchmesse. Doch wahrscheinlich fuhren am Samstagabend die Züge ohnehin noch nicht – und vielleicht irrt er immer noch durch Leipzig.

Selbst am Sonntagnachmittag, als wir nach anderthalb Messetagen nach Hause wollten, wurden mehrere Züge zwischen Leipzig und Hannover storniert. Vom Hauptbahnhof wurden die Messebesucher mit Bussen gen Westen chauffiert, Loki entdeckte, dem Internet sei Dank, eine Verbindung vom Messebahnhof über Bitterfeld nach Hannover. Hier bewahrheitete sich die alte Weisheit, dass wenn etwas schiefgeht, es meist gründlich schiefgeht: Auch dieser Zug war nicht pünktlich. Wir wurden aus irgendeinem Grund über Hildesheim umgeleitet: Immerhin erreichten meine Begleiterin und ich nach einem Sprint noch unsere Anschlüsse und kamen wie geplant zu Hause an. Danke Loki.

Schön war es in Leipzig trotzdem. Ich mag die Buchmesse, auch wenn ich mir vorgenommen habe, im nächsten Jahr schon am Donnerstag oder Freitag zu fahren, bevor der große Ansturm vor allem der CosplayerInnen einsetzt. Sie verleihen der Buchmesse zwar ein besonderes Flair – es ist wirklich faszinierend zu sehen, wie Gestalten aus Büchern und Filmen lebendig werden. Doch manchmal gibt es zwischen Göttern, Elben und Jedis kaum ein Durchkommen und die Bücher geraten für mich ein bisschen zu sehr in den Hintergrund.

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In voller Montur – Loki in Leipzig.

Eine tolle Unterkunft haben wir in Leipzig auch entdeckt. Die werde ich vielleicht im Sommer, wenn der letzte Schnee bestimmt geschmolzen ist, nutzen, um die Stadt endlich einmal kennen zu lernen.

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Mut zur Farbe – Zimmer in Leipzig.

Denn außer Bahnhof und dem Messegelände habe ich von Leipzig noch nichts gesehen. Ich setze die Stadt auf meine To-visit-Liste. Time to fly.

 

*frei nach Heinrich Bölls: Der Zug war pünktlich

Nachrichten aus dem (Winter) Garten

Seit ein paar Tagen zeigt sich der Winter auch bei uns von seiner besten Seite: Zwar kalt, aber sonnig. Offenbar will er am Ende doch noch weg vom tristen Schmuddel-Image und einen guten Eindruck hinterlassen, damit uns der Abschied schwer fällt.

Bis es wirklich Frühling wird, dauert es aber noch eine Weile, auch wenn nicht nur Schneeglöckchen und Märzbecher, sondern auch schon die ersten mutigen Blaukissenblüten den Kopf aus dem Boden stecken. Mein Zwerg hat einen weiteren Winter zwar nicht unbeschadet, aber immerhin überstanden. Jetzt  genießt er die Sonne, wie immer in sein Buch vertieft. Ob die Frösche in meinen Miniteichen überlebt haben, werde ich sehen, wenn die dicke Eisschicht geschmolzen ist.

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Seine Kleidung hat er längst verloren, nur die rote Mütze trotzt der Witterung.
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Nur ein paar mutige Blüten wagen sich schon hervor. Noch ist das Blaukissen vorwiegend grün.

Die Läuse fühlen sich auf den Zitruspflanzen im Wintergarten dagegen pudelwohl. Kein Wunder:  Windgeschützt und unterm schützenden Glas steigen die Temperaturen selbst Januar manchmal über 20 Grad Und auch für Strelitzie und die Aloe Vera hat der Frühling schon begonnen. Sie fangen sie an zu blühen – deutlich früher als im vergangenen Jahr. Der Weihnachtskaktus ist dagegen verblüht und wirkt von den vielen Blüten so ausgelaugt, dass ich wie jedes Jahr befürchte, dass er sich diesmal  nicht erholt. Aber er ist zäh.

Strelizie vorgestern DSC_2674
Strelitzie am Freitag …
Strelizie heute klein DSC_2709
… und am Sonntag

Die Pflanzen im Wintergarten haben eine neue Gefährtin bekommen. Die Sansevieria aus der Wohnung meiner Mutter ist bei uns eingezogen, genauer gesagt, ein kleiner Teil. Denn ich habe die Pflanze gefünfteilt – wie sie bislang in dem winzigen Topf Platz hatte, ist mir ein Rätsel.

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Platz ist auch im kleinsten Topf. Aus eins …
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… mach fünf. Sansevieria Nummer fünf hat schon ein neues Zuhause in Bruchsal.

Im Wintergarten scheint sich die Sansevieria wohlzufühlen, aber ihre Ansprüche sind, so scheint es, ohnehin nicht besonders hoch: Sie gilt als fast „unzerstörbar“. Weil ihre Urururahnen aus Afrika, Südasien und von der arabischen Halbinsel stammen, bereiten ihr weder Sonne noch Trockenzeiten Probleme. Beste Voraussetzungen also, auch meine Pflege zu überstehen.

Von Schmetterlingen und ungeahnten Effekten

Gibt es ein unpassenderes Wort in der deutschen Sprache als Schmetterling? Sich das Leben nehmen vielleicht, wenn man das Leben eben nicht (an)nimmt, sondern nicht mehr leben will, sein Leben weggibt wie ein altes Kleidungsstück, das nicht mehr passt oder dessen man einfach überdrüssig geworden ist. Doch das ist ein anderes Thema.

Schmetterlinge also. Einem Schmettern gleicht der Flügelschlag dieser filigranen Wesen kaum. Davon kann man sich derzeit in den Herrenhäuser Gärten in Hannover überzeugen. Dort flattern bis Mitte März etwa 1000 Schmetterlinge im Tropenhaus – bei durchaus frühlingshaften 24 Grad. Die meisten kommen aus Costa Rica, Malaysia, Thailand und von den Philippinen, einige auch aus Afrika, wo sie in speziellen Farmen gezüchtet wurden.

Neben Schmetterlingen sind im Tropenhaus ausnahmsweise auch einmal nimmersatte Raupen gern gesehen. Sie dürfen ihren Hunger unter anderem an eigens für sie gepflanzten Bananen- und Zitruspflanzen, Pfeffergewächsen und Passionsblumen stillen. Die Schmetterlinge bevorzugen dagegen Pflanzen mit leuchtend bunten Blüten voller Nektar und Pollen, beispielsweise den Stern von Ägypten oder das Flammende Käthchen. Oder sie laben sich an Futterstationen mit reifem Obst.

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Gemeinsam schmeckt’s besser – an einer Futterstation

Mit Milchprodukten haben Schmetterlinge dagegen nichts am Hut. Dabei verdanken sie denen vielleicht sogar ihren Namen. Denn der wird angeblich vom ostmitteldeutschen Wort Schmetten abgeleitet. Das bedeutet Sahne. Einem alten Volksglauben nach verwandelten sich nämlich Hexen in Schmetterlinge und stahlen Sahne und andere Milchprodukte. Vielleicht fühle ich mich den Schmetterlingen deshalb so verbunden.

Im Berggarten sind derzeit rund 60 verschiedene Schmetterlingsarten zu Gast – manche fast so groß wie ein Handteller, andere so klein, wie wir es von den heimischen Schmetterlingen gewohnt sind. Und während beispielsweise die Bananenfalter stundenlang reglos an einer Stelle verharren …,

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Bananenfalter

 

…  scheint der Himmelsfalter oder Blaue Morphofalter (Morpho peleides) pausenlos durch die Luft zu flattern. Vergeblich versuche ich, einen an einer Blüte oder auf einer der vielen Futterstationen zu fotografieren. Vielleicht, das merke ich erst später, habe ich ihn aber nur nicht erkannt. Denn nur die Flügelinnenseiten schillern blau – und die sind eben nur im Flug zu sehen. Bei meinem nächsten Besuch werde ich genauer auf ihn achten.

Himmelsfalter DSC_2605
Himmelsfalter doppelt – Paarung im Flug?

Die Ausstellung „Gaukler der Tropen – Schmetterlinge im Berggarten“ ist noch bis zum 18. März zusehen. Viele Falter werden das Ende nicht mehr erleben. Denn die meisten leben nur zwei bis vier Wochen.

Übrigens:

Laut Edward Lorenz, dem Vater der Chaostheorie und Entdecker des sogenannten Schmetterlingseffekts, kann der Flügelschlag eines Schmetterlings in Shanghai einen Wirbelsturm in New York auslösen. Zumindest theoretisch. Womit wissenschaftlich bewiesen wäre, was wir schon lange wussten: Kleine Ursachen haben oft große Auswirkungen. Und vielleicht haben die Schmetterlinge in Hannover ja wirklich das politische Erdbeben ausgelöst, das derzeit die SPD erschüttert und niederschmettert. Dann wäre der Name doch nicht so unpassend, wie er auf den ersten Blick scheint.

Mehr über die Ausstellung Gaukler der Tropen: Herrenhäuser Gärten, Herrenhäuser Straße 4, 30419 Hannover, Infotelefon (0511) 168-34000, www.herrenhausen.de

Vom Cello und von Cellistinnen

Das nenne ich eine gute Wahl. Das Cello – mein Lieblingsinstrument – ist Instrument des Jahres 2018. Ich gebe zu. Bis vor ein paar Tagen habe ich gar nicht gewusst, dass es überhaupt ein Instrument des Jahres gibt. Aber offenbar wählen die Landesmusikräte aus verschiedenen Bundesländern schon seit 2008 ein Instrument aus, um das Interesse für es zu wecken und seine Bedeutung zu unterstreichen. Im vergangenen Jahr war es die Oboe; auch Gitarre, Trompete, Bratsche, Horn, Fagott und Harfe hatten schon die Ehre.

Ich habe das Cello während des Studiums durch meine Freundin Ursula entdeckt, die Musikwissenschaft studierte und – neben verschiedenen anderen Instrumenten – auch Cello spielte. Ich habe den tiefen, warmen Klang sofort gemocht und hätte stundenlang zuhören können.

Und dann habe ich irgendwann im Fernsehen ein Konzert von Jacqueline du Pré gesehen. Es war Musik aus einer anderen Welt, klassische Musik ganz anders, als ich sie bisher kannte. Jacquelin due Pré war nicht so steif und unnahbar wie die anderen, meist männlichen (Orchester)Musiker; sie hat auf  ihrem Cello gelebt, spielte ungeheuer leidenschaftlich, intensiv. Ich war fasziniert; noch heute ist Jacqueline du Pré meine Lieblingscellistin – natürlich außer Ursula, aber die spielt nur noch selten und außer Konkurrenz.

Für alle, die sich – wie ich – mit Musik nicht so gut auskennen: Jacqueline du Pré galt als Wunderkind, sie war Meisterschülerin von Casals und Rostropowitsch – und mit dem Pianisten und Dirigenten Daniel Barenboim verheiratet. Sie musizierte mit den besten Orchestern, doch dann erkrankte sie an MS und musste ihre Karriere beenden. 1973, mit erst 28 Jahren, gab sie ihr letztes Konzert. Im Oktober 1987 ist Jacqueline du Pré gestorben. Sie wurde nur 42 Jahre alt.

Wer gern mehr über die Bassgeige wissen und mal einen Blick in ihr Inneres werfen möchte: Auf der Website des SWR stellt Panu Sundqvist vom SWR Symphonieorchester sein Instrument vor

https://www.swr.de/swr2/musik/instrument-des-jahres-2018-gewaehlt-cello-folgt-oboe/-/id=661124/did=20636040/nid=661124/15ll5fo/index.html

 

Vom neuen Jahr, alten Vorsätzen und musikalischen Entdeckungsreisen

Jetzt ist es da, das neue Jahr. Gerade mal anderthalb Tage ist es alt. Und statt neue gute Vorsätze zu fassen, habe ich die alten wieder aus der Schublade geholt. Denn die meisten sind fast ungebraucht – und besonders originell waren sie ohnehin nicht: Einige gehören zu den Top Ten der guten Vorsätze der Deutschen. So wollen laut DAK/forsa 59 Prozent der Befragten wie ich Stress vermeiden oder abbauen, 53 Prozent wollen sich mehr bewegen oder Sport treiben, 48 Prozent wollen mehr Zeit für sich selbst haben.

Durchgehalten habe ich im vergangenen nur wenige gute Vorsätze – dass es mir dabei so geht wie den meisten anderen Menschen ist ein, wenn auch nur schwacher Trost. Immerhin sechs von zehn Befragten schaffen es hierzulande nach einer aktuellen Emnid-Umfrage nicht, ihre Vorhaben umzusetzen.

Immerhin habe ich am ersten Tag des neuen Jahres Sport getrieben und mir danach um Stress abzubauen gleich Zeit für mich in der Sauna gegönnt. Ich habe Yoga gemacht, einen Liter Wasser getrunken, nicht gearbeitet – zwei arbeitsfreie Tage pro Woche sollen es in diesem Jahr sein; an Wochenenden und Feiertagen will ich (meist) nicht arbeiten. Ich will regelmäßig bloggen und weil unrealistische Ziele das Scheitern vorprogrammieren, sollen es in diesem Jahr etwa 30 Blogbeiträge werden. So viele habe ich auch im letzten Jahr etwa geschafft. Dass ich am zweiten Tag des neuen Jahres meinen ersten Blogbeitrag veröffentliche, ist immerhin ein guter Ansatz: Im vergangenen Jahr war ich einen Tag später dran.

Ich habe mir auch vorgenommen, im neuen Jahr mehr Musik zu hören. Denn ich merke, dass es mir gut tut. Und weil ich zu den Fossilen gehöre, die richtige CDs hören und nicht nur Musik vom Handy, habe  ich mir zu Weihnachten eine kleine Stereoanlage für mein Zweitschlafzimmer geschenkt.

Leider bin ein musikalischer Analphabet. Ich habe keine Ahnung von Musik und wenn mich jemand nach meiner Lieblingsmusik fragte, würde ich mit den Schultern zucken. Gut, ich mag Cello- und Blockflötenmusik, dann Bach (vor allem das Weihnachtsoratorium), die Musik aus Tanz der Vampire, die Scorpions, Queen (die alten Sachen mit Freddy Mercury) und Chormusik (von gregorianisch bis Opern und Musicals).

Eine Freundin aus Wien, bekennender Mozartaddict, hat mir das Requiem von Mozart ans Herz gelegt – mit einem Dirigenten (Nikolaus Harnoncourt) und einem Chor (Arnold Schoenberg Chor), von denen ich bisher natürlich noch nie gehört hatte. Es  gefällt mir ausgesprochen gut, obwohl ich mit Mozart bisher wenig am Hut hatte. Deshalb meine Bitte an die Leserinnen und Leser meines Blogs: Nennt mir eure/Ihre Lieblingsmusik, damit ich sie mir anhören und Neues entdecken kann. Ich bin gespannt.

 

Früher war mehr Duft

Nein, ich glaube nicht, dass früher alles besser war – die Jugend höflicher und lernwilliger, die Beziehungen glücklicher, weiße Weihnachten häufiger. „Wenn ich die junge Generation anschaue, verzweifle ich an der Zukunft der Zivilisation“, meinte schon Aristoteles im vierten Jahrhundert vor Christus. Irgendwie ist es dann aber doch immer weitergegangen. Ehen hielten nur länger, weil es keine Scheidungen gab oder weil die Frauen finanziell von ihren Männern abhängig waren und bleiben mussten. Und geschneit hat es schon in meiner Jugend zumindest an der Mosel nur sehr selten – und an Weihnachten eigentlich nie. Mein Mann, aufgewachsen im Harz, sieht die Sache mit dem Schnee an Weihnachten allerding anders.

Tannen, Kekse und Co

In einem sind wir uns einig: Früher war Weihnachten mehr Duft. Das lag sicher daran, dass viel mehr selbst gebacken wurde – meine Schwiegermutter backte zum Beispiel Pfefferkuchen, bekanntlich mit siebenerlei Gewürzen: Da war Weihnachtsduft in der Adventszeit garantiert. Und auch in meinem  Elternhaus gab es natürlich zu Weihnachten selbstgebackene Plätzchen und Stollen.

Ich habe in diesem Jahr gar keine Kekse gebacken. Bratäpfel habe ich noch nie gemocht – weich und warm geht bei Äpfeln gar nicht. Rot- und Glühwein vertrage ich nicht. Deshalb kommt, ich gestehe es, der adventliche Duft nach Bratapfel, Vanille oder Zimt bei mir eher aus der Konserve – genau gesagt von diversen Duftkerzen, obwohl meine Freundin mich ausdrücklich vor den schädlichen Stoffen im Rauch warnt.

Duft contra Design

Eins habe ich in den vergangenen Jahren wirklich vermisst: den intensiven Geruch nach Tanne und Wald. Denn heutzutage duften die meisten Weihnachtsbäume und Adventskränze wenig bis gar nicht. Das trübt meine Freude an ihnen erheblich. Als ich im vergangenen Jahr vor dem ersten Advent auf dem Markt meine Nase in mehrere Adventskränze steckte, sah mich der Verkäufer irritiert an. Nein, duftende Adventskränze habe er nicht, meinte er dann indigniert. Stark duften zum Beispiel Blaufichten, aber weil ihre Nadeln sehr stark stechen, werden sie selten zu Adventskränzen verarbeitet. Und auch als Weihnachtsbaum werden die duftenden, aber stachligen Blaufichten, einst der Weihnachtsbaumklassiker, heute weit seltener gewählt. Das ist verständlich, vor allem, wenn Kinder im Haus sind oder wenn der Baum lange stehen bleiben soll. Denn die Fichten halten nicht so lange wie Nordmann- und andere Tannen. Und wegen der spitzen Nadeln braucht man für Blaufichten eigentlich einen Waffenschein. In jedem Fall ist es ratsam, den Platz rund um den Weihnachtsbaum weiträumig abzusperren und gebührenden Abstand zu halten. Deshalb wachsen in der Schonung, in der mein Mann in den vergangenen Jahren den Tannenbaum selbst geschlagen hat, keine Blaufichten.

Der Letzte seiner Art

Dass es in diesem Jahr in unserem Wohnzimmer wieder wie in alten Zeiten nach Wald duftet, ist eher Zufall. Denn eigentlich wollten wir Weihnachten auf La Palma verbringen. Ohne echten Baum, nur mit einer kleinen Bienenwachskerze als Baumersatz. Aber unverhofft kommt ja bekanntlich oft: Die Bandscheibe zwischen dem vierten und fünften Lendenwirbel meines Mannes verlangte eine Planänderung – und eine Last-minute-Absage der Reise.

Auf einen Weihnachtsbaum wollten wir dann doch nicht verzichten. Die Schonung war geschlossen und auch vor dem schwedischen Möbelhaus an unserem Wohnort, bei dem wir unser Glück versuchten, war das Angebot zwei Tage vor Weihnachten eher bescheiden. Aber eine große Auswahl wird meist ohnehin überschätzt.

Als ich sagte: „Duften soll er“, zeigte der Verkäufer auf einen einsam auf dem Boden liegenden Baum. „Das ist die letzte Blaufichte“, meinte er fast abschätzig, „sonst gibt es nur noch Nordmanntannen.“ Die sind hierzulande die mit Abstand beliebtesten Weihnachtsbäume: Sie sehen aus, wie Weihnachtsbäume aussehen sollen: pyramidenförmig, mit fast waagrechten Ästen; sie nadeln nicht und weil die Nadeln überdies nicht pieksen, lassen sie sich leicht schmücken. Nur leider duften sie überhaupt nicht.

Irgendwie tat mir der Baum leid, den offenbar niemand haben wollte. Zu Unrecht, denn er duftete nicht nur, sondern sah auch gut aus: gerade gewachsen, vielleicht etwas licht und auch einige Nadeln waren schon ein wenig angegraut. Doch das sind wir ja auch – und nobody is ja bekanntlich perfect.

So schnell hatten wir noch nie einen Weihnachtsbaum gekauft. Das Handling – transportieren, aufstellen, schmücken – war zwar etwas schwieriger bzw. schmerzhafter als in den vergangenen Jahren. Denn mit dicken Arbeitshandschuhen lassen sich filigrane Aufhänger nur schwer an stachligen Ästen befestigen. Doch man muss auch Opfer bringen.

Jetzt steht der Baum in unserem Wohnzimmer und duftet und nadelt still vor sich hin. Letzteres hat auch seine Vorteile: So wird das Abschmücken nach Neujahr dann eine nicht mehr ganz so stachlige Angelegenheit.

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Schlaf- Wohn-Arbeitscouch

Wenn ich alleine zu Hause bin, schlafe ich oft auf der Empore. Dabei ist Empore vielleicht ein etwas hochtrabende Bezeichnung für einen nicht einmal vier Quadratmeter kleinen Platz im Dachgeschoss, direkt neben der Treppe. Dort, im Flur zwischen meinen Arbeitszimmern und dem Zimmer meiner Tochter, die längst ausgezogen ist, steht eine Bettcouch.

Eigentlich haben wir sie für gelegentliche Schlafgäste gekauft, aber meist nutze ich sie als Ersatzbett – wenn mein Mann wieder einmal schnarcht (was er vehement bestreitet), wenn ich wieder einmal nicht schlafen kann und stattdessen mitten in der Nacht lese oder schreibe (was häufig vorkommt) oder eben wenn ich alleine im Haus bin.

Wenn ich nämlich dort liege, kann ich nachts die Sterne sehen, was ich sehr beruhigend finde.. Mein Mann nutzt die Schlafcouch gelegentlich als hausinterne Sternwarte. Er hat von dort schon nachtleuchtende Wolken fotografiert und Sternschnuppen. Ich selbst habe in diesem Jahr noch keine einzige gesehen, auch nicht in den Perseidennächten im August, wenn angeblich Hunderte am Himmel kreuzen. Ich habe die Hoffnung aber noch nicht aufgegeben. (was ich mir wünsche, falls ich eine sehe, verrate ich natürlich nicht, denn dass dann der Wunsch seine Kraft verliert, weiß jedes in Kind).

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Nachtleuchtende Wolken. Foto: Utz Schmidtko

Mindestens ebenso schön ist es am Morgen, wenn die Sonne aufgeht. Das sehe ich zwar nicht direkt, das tut sie hier diskret, hinter Bäumen und Häusern versteckt. Aber lange bevor sie mit voller Kraft losstrahlt, zaubert sie, quasi noch im Schlafanzug, einen rötlich-violetten Schimmer am Himmel, Vorbote eines hoffentlich schönen Tages. Und sie taucht die Wolken, die in diesem Sommer allzu oft am Himmel waren, in ein besonderes Licht – magische Gestalten, mal zart, mal bedrohlich, aber immer flüchtig.

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Morgenlicht.

Früh morgens ist es meist noch still hier, nur die Vögel sind schon wach. Sie wohnen in dem hohen Baum, der nur paar Meter von unserem Dachfenster entfernt, auf dem Nachbargrundstück steht. Sie haben mich oft mit ihrem Gezwitscher geweckt. In den letzten Tagen sind sie ruhig geworden, wahrscheinlich sind die Kinder ausgezogen und die Alten sind alleine zurück geblieben, bereiten sich auf den Winter vor, wie wir. Der ist nicht mehr weit, das verraten die Gänse, die aus dem Norden kommend gen Süden ziehen.

Und es gibt noch einen Grund, warum ich die Couch mag: Sie ist breit genug für alle Dinge, die ich gerne um mich habe bzw. brauche: mein Notiz- und mein Tagebuch, diverse Bücher, die ich gerade lese bzw. anlese, Unterlagen für Artikel, an denen ich gerade arbeite, Stifte, mein Handy (das ich eigentlich  nicht unbedingt brauche, das mir aber als Uhr dient). Meine Kamera, mit der ich immer wieder versuche, das Licht am Morgen festzuhalten, was mir nicht gelingt. Ein Tablett – nein, kein Tablet, ich habe keins – gibt es auch, damit ich sicher meinen Kaffee abstellen kann, den ich (nicht nur) morgens unbedingt brauche, und die Unterlage für mein Notebook, auf dem ich diesen Beitrag – auf meiner Wohn-Schlaf-Arbeitscouch sitzend – gerade geschrieben habe.

Schlaf-Wohn-Arbeitscouch
Wohn-Schlaf-Arbeitscouch

 

Private Gartenschau

Im Sommer bin ich am Wochenende oft zur privaten Gartenschau unterwegs. Denn von Mai bis September öffnen in Hannover und der Region erfreulicherweise viele Gartenbesitzer ihre Pforten für Gartenfans. Rund ein Dutzend Gärten habe ich in diesem Jahr schon besichtigt. Einige zum ersten Mal, andere habe ich mir schon ein paarmal angesehen – und kann mich doch nicht daran sattsehen. Und ich bin immer wieder fasziniert, welche großen und kleinen Traumgärten sich hinter den Gartenzäunen verbergen.

Jeder Garten ist anders – und jeder ist auf seine Art schön, ein Gesamtkunstwerk. Mal sind es die Farben und die Pflanzenvielfalt, mal die Sitzecken, mal irgendwelche Kleinigkeiten – hier ein Spiegel, da eine Skulptur oder mal eine alte Wiege. Und immer wieder die Gartenteiche.

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Geniale Idee – Wiege für Rosenbabys im Garten von Silke Rex

Ganz oft denke ich „So einen Garten möchte ich auch haben“ – aber ich weiß, wie viel Arbeit dahinter steckt und dass ich die Zeit (noch) nicht aufbringen kann oder möchte. Ich gebe zu: Ich besichtige lieber fremde Gärten, als im eigenen zu arbeiten. Und alle, die meinen Blog regelmäßig lesen, wissen es ja: Mir fehlt einfach der grüne Daumen!

Weil ich an diesem Wochenende eine Pause einlegen musste, hier ein kleiner Fotorückblick.

Auftakt nach Maß: In diesem Jahr zum ersten Mal dabei: der tolle Garten von Silke Rex – ganz viele Rosensorten, kombiniert mit Stauden.

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Farbenpracht

Teich Rex DSC_1131 neu

Profis am Werk: der Naturgarten von Sylvia und Klaus Stannek:

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Gartentraum – Traumgarten
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Entspannung pur

Lustwandeln in einem Garten mit altem Baumbestand und neuem Schwimmteich bei  Susanne Eckardt

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Alte Statuen …
Lauschige Plätze DSC_1353
… lauschige Sitzplätze …
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… und ein kleiner Teich zum Schwimmen.

 

GartenLeben in der Alten Gärtnerei

Übrigens: Dass ich nicht heimlich Gartenzäune spähen muss, sondern mich in aller Ruhe umsehen kann, verdanken ich – und  viele andere Gartenfans – auch Gesa Klaffke-Lobsien und Kaspar Klaffke. Die beiden haben mit einem befreundeten Paar die Idee Anfang der 90er-Jahre aus England importiert. Dort zeigt das Schild „Garden open Today“  schon seit mehr als 100 Jahren an, dass an diesem Tag nicht nur der Blick über den Gartenzaun erlaubt, sondern das Betreten des Gartens ausdrücklich erwünscht ist. Gesa Klaffke-Lobsien koordinierte die Aktion Offene Pforte in und um Hannover von 2001 bis 2015.

Im ersten Jahr öffneten in der niedersächsischen Landeshauptstadt gerade mal 26 Gartenbesitzer ihre Pforten für andere Gartenfans; in diesem Sommer sind es in und um Hannover fast 170. In anderen Städten und Gemeinden machte das Beispiel ebenfalls Schule.

Der Garten von Gesa Klaffke-Lobsien und Kaspar Klaffke gehörte zu den ersten, die besichtigt werden durften. Die beiden leben in einer alten Gärtnerei und haben die ehemaligen Gewächshäuser in ein Gartenparadies in der niedersächsischen Landeshauptstadt verwandelt.

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Die Strukur der alten Gärtnerei blieb erhalten.

Ihr Garten stand lange auf meiner Will-sehen-Liste, doch mal regnete es in Strömen, mal war ich irgendwo anders und ein paar Mal habe ich den Termin einfach verpasst. In diesem Jahr habe ich es endlich geschafft und einen Artikel für das Online-Magazin wohnwerken geschrieben. Wer will, findet den Text zum Nachlesen unter

https://issuu.com/schluetersche/docs/wohnwerken_04

Über ihr „GartenLeben in der Alten Gärtnerei“ haben Gesa Klaffke-Lobsien und Kaspar Klaffke ein Buch geschrieben. Die zweite Auflage ist im März 2017  im Verlag zu Klampen erschienen.