Von Un- und anderen Kräutern

Böse Zungen behaupten, dass bei mir nur die Pflanzen überleben, die auch den härtesten Bedingungen trotzen, die also auch ohne (meine) Pflege überleben würden. Wie jedes gute Gerücht hat auch dieses einen wahren Kern. Dass ich keinen grünen Daumen und kein gutes Gedächtnis für Pflanzen habe, ist kein Geheimnis.

Trotz meiner anerkannten Florasthenie ist unser Garten keineswegs öd und leer. Das liegt sicher auch daran, dass ich – meine Grün-Schwäche kennend – überwiegend Pflanzen kaufe und ansiedle, die robust sind und schnell heimisch werden. Waldmeister zum Beispiel oder auch Bärlauch, die nicht nur in der wilden Ecke am Teich, sondern auch  im Schatten des Apfelbaums gut gedeihen. Auch andere Kräuter – z. B. Minze (mindestens vier verschiedene Arten), Salbei (drei Arten), Zitronenmelisse, -thymian und -verbene – fühlen sich bei mir sehr wohl. Das ist gut so, denn die Zuneigung beruht auf Gegenseitigkeit. Ich liebe duftende Kräuter. Und Rauke habe ich zum (Fr)Essen gern.

Bärlauch ...
Bitte nicht verwechseln: Bärlauch …

Außerdem habe ich ein Faible für Wiesen- und Feldblumen, die in meiner Kindheit überall gewachsen sind und teilweise als Unkraut galten: Maiglöckchen, Mohn, Fingerhut, Glockenblumen, Akelei und Stockrosen sind bei mir willkommen und dürfen sich  ausbreiten.

… und Maiglöckchen

Dreimasterblumen, Topinambur, Bergastern und Beinwell weise ich dagegen wegen ihres einnehmenden Wesens gelegentlich in die Schranken – sprich, ich reiße sie aus, wenn sie alle Pflanzen neben sich zu überwuchern drohen. Das tue ich nicht gerne, denn ich mag ihre Blüten. Und Grenzen zu ziehen fällt mir auch im richtigen Leben nicht leicht. Aber vielleicht lerne ich im Garten ja etwas fürs Leben.

Gespannt bin ich, was demnächst in dem Beet am Zaun wächst: Dort werde ich, wenn mit der kalten Sophie die letzte Eisheilige vorbei ist, Samen von 30 Blumensorten aussäen, die gerne von Bienen angeflogen werden. Ob ich damit die Bienen rette, weiß ich nicht. Für alle Fälle habe ich für sie  und andere Insekten ein kleines Hotel eröffnet – mit Blick aufs Wasser

Ich habe zwar keinen grünen Daumen, aber ein blindes Huhn findet ja bekanntlich auch gelegentlich ein Korn. Und so bin ich stolz auf einige Pflanzen wie Rittersporn oder Pfingstrosen,  die eher als Diven gelten. Die Pfingstrosen blühen in diesem Jahr zum ersten Mal, sie duften aber leider nicht. Das ist bei meiner Lieblingsrose anders: Rhapsody in Blue hat meine Schnittversuche offenbar überstanden und sehr viele Knospen. In einigen Wochen wird sie duften und blühen – allerdings  nicht blau, sondern in meine Lieblingsfarbe lila.

Pfingstrosen und Rosen

Osterspaziergang

Sie sind wieder da, die Frösche in meinen Teichen. Der Froschnachwuchs – drei kleine Frösche habe ich bis jetzt entdeckt – hat sich im kleinen Teich angesiedelt. Ein größerer Frosch, Vater oder Mutter?, lebt im größeren Teich. Dort zu überwintern war in diesem Winter, der ja nur kurz und nicht sonderlich heftig war,  sicher kein Problem. Der Teich ist tief genug – zumindest bei kürzeren Frostperioden. Fotografiert werden möchten die Fröschlein nicht. Sobald ich mich den Teichen nähere, flüchten sie ins Wasser.

Die Kirschbäume sind schon fast verblüht, der Rhododendron vor dem Küchenfenster hält sich indes noch vornehm zurück – anders als in den Herrenhäuser Gärten sind hier noch keine Blüten zu sehen. Zum ersten Mal habe ich den Rhododendronhain dort in voller Blüte erlebt.

Und zum ersten Mal habe ich es geschafft, in den Herrenhäuser Gärten zu frühstücken. Das habe ich mir schon lange vorgenommen, aber es dann immer aufgeschoben. Gut, es war ein spätes Frühstück, weil ich zuerst noch Osterhase spielen musste. Aber dann habe ich es genossen, in der Sonne zu sitzen, Kaffee zu trinken und Osterzopf und Ostereier zu essen.

Osterfrühstück im Staudengrund

Der Osterhase hat den Osterspaziergang trotz meines sechswöchigen Schokoladenverzichts zwar überlebt. Gut bekommen ist er ihm allerdings nicht. Er war nach mehrstündigem Aufenthalt in meinem Fotorucksack so dünn geworden, dass er notgeschlachtet werden musste.

Armer Hase …

Apropos Frösche: Durch Zufall habe ich das Froschgedicht von Johann Wolfgang von Goethe entdeckt. Der hat nämlich nicht nur Seriöses geschrieben wie Faust, die italienische Reise oder den Osterspaziergang. Sie wissen schon: „Vom Eise befreit sind Strom und Bäche, durch des Frühlings holden, belebenden Blick …“

Sein Froschgedicht kann man nachlesen unter

https://www.textlog.de/18774.html

Die Frösche an unserem Teich sind, anders als die in Goethes Gedicht,  stumm. Warum sie nicht wie im letzten Jahr um die Wette quaken, weiß ich nicht. Vielleicht haben sie das Gedicht gelesen und üben jetzt heimlich nachts, wenn wir alle schlafen, bis ihr Gesang wirklich dem von Nachtigallen gleicht.

Garten(er)kenntnisse

Eben habe ich beim Yoga auf der Terrasse – ja zum ersten Mal in diesem Jahr – Pflänzchen entdeckt, die ich gestern, als ich im Beet daneben gearbeitet habe, übersehen habe. Überall zwischen den Steinen sprießt, neben Gras und anderen eher unerwünschten Pflanzen, Ruccola. Die jungen Blätter schmecken so intensiv, dass schon ganz wenige morgen dem Salat eine ganz besondere Note verleihen werden (heute gibt’s Spargel, auch zum ersten Mal in diesem Jahr).

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Zarte Pflänzchen in der Morgensonne

Es ist nicht die einzige Pflanze, die ich quasi durch Zufall wiederentdeckt habe: an den Veilchen, zum Beispiel, die mir im letzten Jahr Bekannte aus dem Harz mitgegeben haben, bin ich in den letzten Tagen immer achtlos vorbei gegangen. Immerhin zwei haben also den Winter oder meine gärtnerischen Bemühungen überstanden. Und als ich gestern einen Platz für die in den Herrenhäuser Gärten gekauften Narzissen suchte, habe ich auch eine Blume gefunden, die ich schon verloren glaubte: die Maiglöckchen, die ich in den vergangenen Jahren aus verschiedenen anderen Gärten in meinen eigenen umgesiedelt habe. In den Nachbargärten blühen sie bereits, bei mir recken sie erst jetzt die Spitzen aus der Erde. Herzlich willkommen.

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Ein paar Dinge sind mir dabei klar geworden:

  • Frau muss gelegentlich einfach mal sie Perspektive wechseln. Den Ruccola habe ich auf dem Rücken liegend und auf dem Kopf stehend entdeckt.
  • Frau sollte Geduld haben, was zugegebenerweise nicht zu meinen Kernkompetenzen gehört: Manches braucht einfach seine Zeit.
  • Genau hinsehen lohnt sich.
  • Manchmal sind Umwege nötig.

Die Narzisse habe ich nämlich, ich gestehe es, nicht etwa gekauft, weil der Pflanz- oder Farbplan es für meinen Garten vorsieht oder weil genau diese Narzissenart hier besonders gut gedeiht. Auch nicht, weil sie mir besonders gut gefällt, sondern nur – typisch für eine Chaosgärtnerin wie mich – wegen ihres Namens.

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Rip van Winkle

Denn die kleine Narzisse trägt einen großen Namen: Rip Van Winkle ist eine Erzählung des amerikanischen Schriftstellers Washington Irving. Sie erschien erstmals 1819 in seinen Sketchbooks und gilt als erste Short Story überhaupt. Vorbild soll die  Sage vom Ziegenhirten Peter Klaus sein, die Johann Karl Christoph Nachtigal 1800 in der Sammlung von Volcks-Sagen aus dem Harz veröffentlichte. Auch andere Sagenmotive fließen in die kurze Geschichte ein: die Kyffhäusersage zum Beispiel und klassische Sagenmotive zum Beispiel aus der Odyssee.

Weil ich mich nicht mit fremden Federn schmücken möchte,  gebe ich es zu: Das literaturgeschichtlichen Hintergrundwissen verdanke ich Wikipedia, das ist nicht auf meinem Mist gewachsen. Ich selbst kenne Rip van Winkle nur als Hörspiel von Max Frisch und durch seinen Roman Stiller. Der daraus entstanden ist. Weil Max Frisch lange Zeit einer meiner Lieblingsautoren und Stiller mein Lieblingsroman war, wollte ich die Narzisse haben. Vielleicht ist es Zeit, ihn wieder mal zu lesen und ihn wieder zu entdecken – nach mehr als 30 Jahren und nach einem halben oder, wenn man das Alter meiner Mutter als Maßstab nimmt, nach einem Drittel Leben.

Apropos Chaosgärtnerin: All jenen, die meine Blogbeiträge über meinen und andere Gärten (schmerzlich) vermissen, sei’s gesagt: Schaut einfach mal unter www.Chaosgaertnerinnen.de Dort blogge ich jetzt zusammen mit Foe Rodens. Leider funktioniert die E-Mail-Anmeldung noch nicht. Aber wenn ihr Interesse habt, schickt mir einfach eine Mail: Ihr bekommt dann eine Mail, wenn ein neuer Blogbeitrag veröffentlicht wird.

Paprika und anderer Salat

Was passiert, wenn man den Strunk einer Paprika mit den vielen Samen dran einfach in einen Blumentopf steckt und ab und zu gießt? Es wird schön grün!

Ich habe keine Ahnung, ob die Pflanzen jemals Früchte – bzw. Gemüse – tragen; ich könnte recherchieren, aber ich möchte mich überraschen lassen. Wenn irgendwann mal kleine Paprika rauskommen, umso besser, bis dahin erfreue ich mich an diesem immer größer werdenden grünen Büschel.

Das Salatexperiment ist übrigens von seltsamem Wildwuchs geprägt.

Die Blätter sehen anders aus als erwartet und ich weiß nicht, ob ich sie im jetzigen Zustand pflücken oder abwarten soll, wo sie noch hinwachsen. Die Keimlinge, die ich früh umgetopft hatte, um ihnen mehr Platz zu geben, sind übrigens eingegangen; dies ist jetzt der „Rest“, der damals noch zu kläglich aussah. Was gut gemeint ist, funktioniert trotzdem nicht immer.

Die Tomatenpflanzen haben das frühe Umtopfen dagegen gut überstanden und erfreuen sich jetzt besserer Gesundheit als die, die ich nicht umgetopft habe. Mal sehen, ob sie den Sprung zur „richtigen“ Gemüsepflanze schaffen und mir die eine oder andere Tomate bescheren.

(Foe Rodens)

Von Teufelsholz und Flügelnuss

Ja, die blühenden Bäume im Berggarten sind wirklich ein Hingucker, die Zierkirsche direkt hinter den Gewächshäusern im Berggarten zum Beispiel oder auch die Magnolie ein paar Meter weiter. Meine persönlichen Baum-Lieblinge in den Herrenhäuser Gärten sind jedoch zwei Bäume, die sich scheinbar noch im Winterschlaf befinden und noch ziemlich kahl und nackt dastehen. Aber wann immer ich im Berggarten bin, schaue ich bei ihnen vorbei.

Schneeweißchen und rosarot

Die Kaukasische Flügelnuss ist vermutlich nur ein paar Jahre älter als ich. Denn der Baum wurde, wie das Schild an ihrem Stamm verrät, 1955 gepflanzt. Wahrscheinlich hat man damals keinen Riesenbaum durch halb Europa gekarrt – denn einen alten Baum verpflanzt man ja bekanntlich nicht gern.

Meinem Baumfreund hat der Umzug offenbar nicht geschadet. Er ist in seiner neuen Heimat fest verwurzelt  – und in den vergangenen gut 60 Jahren deutlich mehr gewachsen als ich (böse Zungen behaupten, das sei keine Kunst, 1,58 m sei nicht wirklich groß). Bis zu 25 m können kaukasische Flügelnüsse angeblich hoch werden – der Baum am Moorweiher hat diese Höhe schätzungsweise schon erreicht und hat damit wohl die Grenze des Wachstums erreicht.

Vom Nordkaukasus nach Niedersachsen

Der Süntelbuche ging es vor fast 200 Jahren nicht besser als vielen Pflanzen und Tieren heutzutage: Sie wurde fast ausgerottet. Kein Wunder. Denn die Süntelbuchen wachsen nicht, wie es für Rotbuchen üblich und von Waldbesitzern erwünscht ist, gerade in die Höhe, sondern die Äste und Stämme sind verdreht, oft sehr kurz und miteinander verwachsen. Verwerten ließ sich das „Deuwelholts“ – Hochdeutsch Teufelsholz – kaum. Außerdem waren die Bäume den Menschen früher wegen der ungewöhnlichen Form und der Hexenbesen – laut Wikipedia kugelige und buschige Verwachsungen –   unheimlich. Das zeigen Namen wie  Krüppel- oder Schlangenbuche, Hexen- oder eben Teufelsholz für die seltene Rotbuchenart Fagus sylvatica.

Beinahe ausgestorben: die Süntelbuche

Artensterben und das Abholzen von Urwäldern sind also keine neuen Erfindungen. Wir Europäer haben sie schon vor fast 200 Jahren praktiziert. Der letzte  Süntelbuchenwald am Nordhang des Süntels, eines Höhenzugs etwa 50 km südwestlich von Hannover, wurde 1843 abgeholzt. Das Holz wurde verbrannt, das Gebiet zu Weideland, ohne störende Bäume. Vom einst größten Süntelbuchenwald Europas blieben nur einige Bäume erhalten.

Die Süntelbuche im Berggarten wurde um 1880 gepflanzt. Was aussieht wie viele Bäume ist genau genommen ein einziger – die Seitenstämme winden sich über und unter der Erde. Wie schrieb schon Antoine de Saint-Exupery im kleinen Prinzen: Das Wesentliche ist für das Auge unsichtbar. Insgesamt überdacht die Baumkrone laut Infotafel eine Fläche von 750 Quadratmetern.

Mehr dieser im wahrsten Sinne des Wortes urwüchsigen Bäume kann man übrigens in Bad Nenndorf sehen. Die Süntelbuchenallee im historischen Stadtpark ist etwa einen halben Kilometer lang und besteht aus rund 100 Bäumen.

Blausterne und andere blauen Blüten

Nicht nur die sprichwörtlichen Kirschen, auch die Blumen blühen in Nachbars Garten offenbar schöner als in eigenen. Das gilt bei mir zumindest für Scillas. Im Frühling verwandeln die Blausterne die Nachbarwiese in einen Blütenteppich, während sie sich in unserem Garten rar machen.

 

Die Scillas in Nachbars Garten …

Weil ich Scillas mag und sie angeblich fast überall gedeihen, habe ich, selbst ist die Frau, ein paar Pflanzen ausgegraben – natürlich nicht, ohne den Grundstücksbesitzer um Erlaubnis zu fragen. Den besten Pflanztermin von August bis in den Herbst hinein habe ich zwar verpasst, aber angeblich ist es auch im Frühling nicht zu spät. –

… und nach dem Umzug im eigenen.

6 bis 8 cm tief soll man die Zwiebeln in den Boden stecken. Das habe ich getan, doch wirklich wohl scheinen sich die Scillas in der neuen Umgebung nicht zu fühlen. Vielleicht vermissen sie ihre Artgenossen und fühlen sich einsam. Oder ich bin ihnen zu nahe gekommen und sie haben durch das Ausgraben einen Schock erlitten. Denn nach einer neuen Studie an der La Trobe University in Melbourne mögen es Pflanzen es, anders als oft angenommen wird, gar nicht, wenn man sie berührt. Es stresst sie so sehr, dass sie deutlich – um bis zu 30 Prozent – langsamer wachsen.

Frei nach Johann Wolfgang von Goethe: Ein Veilchenin dem Garten stand …

Ich werde sie also in den nächsten Tagen und Wochen Abstand und nur ganz heimlich nach ihnen sehen, ebenso wie nach den anderen Neulingen in unserem Garten. Das Veilchen und die Anemone scheinen den Umzug besser verkraftet haben. Aber sie sind, anders als die Scillas, nicht in freier Wildbahn – sprich einem unbebauten Grundstück – groß geworden, sondern in Gartencentern. Sie sind also an Menschen gewöhnt, haben sich den Zweibeinern und ihrem mitunter seltsamen Verhalten angepasst. Auch zu ihren neuen Nachbarn Blaukissen und Traubenhyazinthen passt die Anemone gut – Rhapsodie in Blue

 

Rhapsodie in Blau: Anemonen, Blaukissen und Traubenhyazinthen

Google sei dank habe ich auch die Gedichtzeile gefunden, die mir im Kopf herumspukt, seit ich die Anemone auf dem Markt gesehen, gekauft und gepflanzt habe. Es ist von Gottfried Benn und passt zu diesem eher kalten, trüben Frühlingsbeginn.

ANEMONE

Erschütterer −: Anemone,
die Erde ist kalt, ist nichts,
da murmelt deine Krone
ein Wort des Glaubens, des Lichts.

Alle, die es interessiert, finden das Gedicht z. B.  unter

Gottfried Benn / Thomas Florschuetz: Blumen

Winter ade …

… so schien es wenigstens Mitte Februar. Doch seit drei Wochen zeigt sich das Wetter eher von seiner schaurigen als von seiner schönen Seite. Den Garten scheint’s weniger zu stören als die Gärtnerinnen. Der Giersch sprießt, Waldmeister, Bärlauch und Maiglöckchen haben den Winter, der ja irgendwie kein richtiger war, offenbar ebenfalls gut überstanden. Blaukissen, Osterglocken (oder sind’s Narzissen) , Hyazinthen, und Scilla blühen schon, wenn auch Letztere mehr auf dem Nachbargrundstück als auch in unserem Garten.

Im Wintergarten zeigt die Strelitzie die erste Blüte …

 

Ein Paradiesvogel bringt Farbe in unseren Wintergarten.

bei der Aloe Vera und …

 

…  beim Osterkaktus ist es noch nicht so weit. Bei ihnen sind erst Knospen zu sehen. Der Osterkaktus löst den Weihnachtskaktus ab, der jetzt, nachdem die Blüten abgefallen sind, welk und kraftlos aussieht – so, als würde er sich nicht mehr erholen. Doch das meinen wir in jedem Jahr, und jedes Jahr werden wir eines besseren belehrt.

 

Auch die Zitruspflanzen sehen eher traurig aus. Kein Wunder, sie haben nämlich wahrhaft lästige Gäste: Die Blattläuse sind aus dem Winterschlaf erwacht und haben ihre Lieblingspflanzen schnell gefunden. Damit die Läuse sich nicht auch auf den anderen Pflanzen breitmachen, setze ich Zitronen- und   Mandarinenbäumchen an die frische Luft und hoffe, dass die kalte Dusche draußen ihnen ebenso wenig behagt wie mir. Da kein Nachtfrost angesagt ist, werden die Pflanzen die Frischluftkur wohl heil überstehen, die Läuse hoffentlich nicht.

Sie sind wieder da. Die Blattläuse haben ihre bevorzugten Wirtspflanzen entdeckt.

Die Terrassensaison hat begonnen, Winter ade …

 

Noch dient meine Vogeltränke als Sammelstelle für Pflanzenreste.

Erstes Grün

Bis jetzt hat sich auf unserem Blog zugegebenerweise wenig getan, aber das ist, wie im richtigen Balkon und Gartenleben. Im Winter geschieht manches im Verborgenen – bevor man über der Erde etwas sieht.

Auf meiner Fensterbank sprießt und sprosst es: Ich habe die ersten Keimlinge umgetopft. Der Eisbergsalat will nicht so wie ich es mir eigentlich vorgestellt: Er wächst eher in die Höhe als in die Breite, aber es scheint, als fehle ihm die Kraft dafür (die vier Töpfe rechts auf folgendem Bild).

 

Willkommen im Gärtnerinnen-Alltag, sagt Eva, als ich ihr mein Leid klage, das gehe ihr fast immer so.

Die Tomaten (die beiden Töpfe links unten im Bild) und der Brokkoli (die vier Töpfe in der Mitte) machen es deutlich besser, der Kopfsalat ein bisschen (der Topf links oben).

Der Feldsalat lässt sich auch endlich blicken:

 

Und der Lauch wächst wirklich eifrig – ich hätte nicht gedacht, dass er so schnell so groß wird.

(Tag 2)

(Tag 14)

Außerdem treiben gerade die Zweige diverser Beerensträucher aus, die ich eigentlich geschnitten und ins Wasser gestellt hatte, damit sie Wurzeln kriegen. Wurzeln sind nicht zu sehen, dafür werden sie oben grün. Wird ihnen auf Dauer allerdings nicht viel nutzen. Mal sehen, wie sich das weiterentwickelt.

(Foe Rodens)

Herbst im Garten

Das nenne ich Timing. Vor ein paar Tagen haben wir die letzte Pflanze – eine Strelitzie – umgetopft und von der Sommerfrische auf der Terrasse in den Wintergarten zurückgeholt, in der Nacht gab es den ersten Bodenfrost – am Morgen war der Rasen mit einer dünnen Reifschicht bedeckt. Die anderen Pflanzen und der schwere Gartentisch waren schon ein paar Tage vorher in ihr Winterquartier im Wintergarten umgezogen. Denn die Platte mit Mosaiksteinen verträgt leider – genau wie Vogeltränke mit den Fröschen – keine Minustemperaturen. Für  uns bleibt zwischen all den Pflanzen kaum mehr Platz, aber im Wintergarten ist es in den nächsten Monaten meist ohnehin zu kalt. Wenn allerdings in den Mittagsstunden die Sonne hineinscheint, kann man es dort sogar im Dezember und Januar aushalten.

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Die Sonne hat in den letzten Monaten wirklich ihr Bestes gegeben. Der Sommer und der folgende Indian Summer waren nicht nur schöner und wärmer als die meisten, die ich erlebt habe, sondern auch länger. Daran, dass ich, bekennende Frostbeule, Mitte November im Sweatshirt im Garten gearbeitet habe, kann ich mich nicht erinnern.

Garten im Herbst P1010170
Rosen im Herbst

Sicher lag es auch am guten Wetter, dass wir mit der Gartenarbeit weiter gekommen sind als in den letzten Jahren. Mein Mann hat die Sträucher geschnitten, ich die Blumen und Stauden und den Teich von den Blättern befreit. Apfel- und Kirschbaum haben wir einen Schnitt vom Profi gegönnt – sie haben es sich redlich verdient. Denn sie haben in diesem Jahr getragen wie noch nie: Unser Apfelvorrat reicht gewiss noch bis ins neue Jahr, ebenso unsere eingekochte Kirschmarmelade. Die Brombeeren, die am Zaun zum Nachbargrundstück wuchern, waren zum ersten Mal wirklich süß und reif, Trauben haben wir schon im August geerntet. Und die letzte reife Erdbeere habe ich vor ein paar Tagen entdeckt, als ich in meinem Rosen-Erdbeeren-Beet einen Platz für die neue Christrose suchte.

Erdbeere im November P1010160
Die  letzte Erdbeere des Sommers

Dabei habe ich, versteckt unter verwelkten Erdbeerblättern, verblühten Rosen und Stockrosen zwei Christrosen entdeckt, die ich im letzten Jahr gepflanzt habe. Das Beet macht also seinem Namen alle Ehre – auch wenn ich für die neue Christrose einen anderen Platz gefunden habe. Sie blüht jetzt unter meinem Lieblingsbaum, der hoch gewachsenen Eberesche. Sie ist winterhart, der Frost macht ihr nichts aus. Und vielleicht schafft es die eine oder andere Blüte auch bis zu Weihnachten, dem Fest, das der Blume ihren Namen gab.

Garten im Herbst Christrose P1010163

Die roten Blüten des Ananassalbeis haben die erste Frostnacht leider nicht überlebt und auch die Pflanze selbst lässt die Blätter schon jetzt bedenklich hängen. Ich werde im nächsten Frühjahr eine neue pflanzen, weil ich ihren Duft und ihre Blüten mag. Ihr Bruder, der echte Salbei, sieht nach dem Temperatursturz zwar ebenfalls nicht sonderlich glücklich aus, hat aber bessere Chancen. Er ist an die Temperaturen hierzulande besser gewöhnt und hat schon manchen Winter in unserem Garten überstanden. Und auch Lavendel und Rosmarin machen moderate Minusgrade nichts aus. Über ihren Duft freue ich mich auch in den nächsten Monaten, wenn ich im Vorbeigehen ein Blatt oder einen Stengel abpflücke, einstecke und so ein Stück Garten immer in meiner Tasche trage.

Ananassalbei P1010161
Ananassalbei vor dem Frost

Und während ich diesen Beitrag online stelle, fängt es draußen an zu schneien. Der Indian Summer ist endgültig vorbei.

 

(K)Ein Zimmer für mich allein

Zwei Dinge habe ich in meiner Kindheit vermisst: Bücher – aber das ist ein anderes Thema – und ein eigenes Zimmer. Denn bis ich nach der zehnten Klasse aufs Gymnasium kam, musste ich das Zimmer mit meiner jüngeren Schwester teilen. Wir haben uns nie verstanden und so war es eine Erlösung für mich, als ich in das kleine Zimmer unterm Dach ziehen durfte. Endlich ein Zimmer für mich allein. Von hier aus konnte ich die Mosel sehen, zumindest ein Stückchen. Viel wichtiger war, dass eine ganze Etage zwischen meiner Familie und mir lag. Niemand mehr, der einfach so hereinplatzte und mich bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit störte.

Dass ich aus meinem alten Kinderzimmer mein hässliches Bett (Limba Nachbildung) und meinen ebenso hässlichen Schrank (dito) mit nach oben nehmen musste, nahm ich in Kauf, auch die spießige Blümchentapete, mit der mein Onkel das Zimmer tapezierte. Das Bett baute ich bei der ersten Gelegenheit ab und schlief fortan auf Lattenrost und Matratze auf dem Boden, die Tapete versteckte ich so gut es ging hinter Postern und hinter einem Bücherregal, das sich allmählich mit Büchern füllte.

Ein Zimmer für mich allein – das klappte in den nächsten Jahren nicht immer. Die Wohnungen, in denen ich mit meinem ersten Mann lebte, hatten alle gerade mal zwei

Zimmer – zu wenig für ein Zimmer für mich allein. Meine Examensarbeit habe ich auf dem Esstisch geschrieben, mehr als einmal waren Karteikarten verschwunden und fanden sich dann im Kühlschrank oder zwischen dem Geschirr wieder.

Als ich in das Haus zog, in dem wir heute noch leben, brauchten wir die Zimmer für drei Kinder zwischen 0 und 13: Die sollten nicht auf ein eigenes Zimmer verzichten. Der Versuch, mir mit meinem Mann ein Arbeitszimmer zu teilen, scheiterte kläglich. Die Unordnung auf unseren Schreibtischen potenzierte sich. Und so arbeitete und schrieb ich, wie Frauen es Jahrhunderte vor mir getan hatten, immer da, wo gerade Platz war.

Mein Mann behauptet, dass mein Schreibtisch schon in allen Räumen in unserem Haus gestanden hat, nur nicht in den beiden Bädern und in der Küche – und wenn man Wohn- und Esszimmer als einen Raum betrachtet, hat er Recht. In der Küche habe ich übrigens auch oft gearbeitet, mancher Artikel ist am Küchentisch entstanden. Allerdings weniger weil es nötig war, sondern mehr, weil ich es dort nach wie vor gemütlich finde.

eigenes Zimmer Arbeitszimmer P1000101
Arbeitszimmer Nummer eins.

Die Zeiten ohne eigenes Zimmer sind längst vorbei: Seit alle Kinder aus dem Haus sind, habe ich sogar zwei Arbeitszimmer. Vom Frühjahr bis zum Herbst nutze ich außerdem den Wintergarten als  Außenbüro. Von dort habe ich direktem Zugang zu Arbeitsplatz Nummer 4, meinem Terrassenbüro, wo ich diese Zeilen geschrieben habe – beschimpft von unseren Hausamseln, die sich durch meine Anwesenheit in ihrem Garten gestört fühlen.

eigenes Zimmer Wintergarten P1000092
Wintergartenbüro …

eigenes Zimmer Terrassenbüro P1000088
… mit direktem Büro zum Terrassenarbeitszimmer.