Diesmal zur Weihnachtszeit

Morgen ist der vierte Advent, und auch in diesem Jahr sieht unser Adventskranz  ein paar Tage vor Weihnachten noch aus wie neu. Er ist so grün wie am ersten Adventssonntag und er nadelt kaum.

Wer schön sein und jung aussehen will, muss bekanntlich leiden. Diese Weisheit aus dem menschlichen Leben gilt wohl auch für Adventskränze. Und so muss unser armer Adventskranz  einiges erdulden, um sein jugendliches Aussehen zu bewahren.  Mein Mann taucht ihn regelmäßig in unsere Regenwassertonne, damit er frisch bleibt. Außerdem verbannt er ihn während der Woche aus dem gemütlich warmen Wohnzimmer in den sehr kühlen, weil ungeheizten Wintergarten. Erst zu Beginn des Wochenendes  holt er den Kranz für zwei Tage aus seinem kühlen Exil hervor – und ab dem vierten Advent  darf er dann im Wohnzimmer bleiben. Ob er sich darüber freut? Oder ob er ahnt, dass seine Zeit  unaufhaltsam zu Ende geht?  Denn nach Weihnachten braucht niemand mehr einen Adventskranz  – auch wenn er noch so gut erhalten ist. Und bis zum nächsten Advent hält ein echter Adventskranz auch bei bester Pflege nicht durch.

 

Draußen im Garten blühen – passend zur Jahreszeit – die Christrosen in Weiß und in Zartrosa. Die letzte richtige Rose ist dagegen fast verblüht – die Rosenzeit ist ja eigenlich schon längst vorbei.

 

Die Himbeere scheint dagegen völlig aus der Zeit gefallen – sie trägt ihre Früchte in diesem Jahr zur Weihnachtszeit. Vielleicht liegt es daran, dass wir den Strauch erst im Frühsommer gepflanzt haben und er seinen Rhythmus noch nicht gefunden hat. Vielleicht profitiert er auch von dem sehr geschützten Standort auf der Südseite des Hauses, direkt neben den Wintergarten.

Das schlechte Wetter und auch die frostigen Nächte im November haben den Früchten, so scheint es, nichts ausgemacht. Sie sind trotzdem rot und reif geworden, können geerntet und gegessen werden. Und zumindest die Farben – Rot und Grün – passen zur (Vor-)Weihnachtszeit.

Grünes Erbe

Die Orchidee auf meiner Fensterbank versetzt mich zweimal im Jahr in Erstaunen. Das ist natürlich nicht besonders schwer, weil ich mich ja mit Pflanzen im Allgemeinen und Orchideen im Besonderen nicht sonderlich gut auskenne.

Ich habe nur eine einzige Orchidee – und ich weiß nicht einmal genau, wie sie heißt. Ich glaube, es ist eine Schmetterlingsorchidee. Ich hatte sie meiner Mutter kurz vor ihrem Tod geschenkt, weil sie – anders als ich – Orchideen sehr mochte. Als meine Mutter gestorben war, habe ich die Pflanze mit nach Hause genommen; wider Erwarten hat sie die Strapazen des doppelten Umzugs überstanden. Die Orchidee ist widerstandsfähiger, als ich vermutet habe – und erstaunlich pflegeleicht. Ich gebe ihr regelmäßig zu trinken und sorge dafür, dass sie keine nassen Füße hat. Dass Orchideen  das nicht mögen, weiß ich von meiner Mutter.

Sonst beachte ich die Adoptiv-Orchidee wenig, aber vielleicht  gefällt ihr gerade das: Nach einer australisch-neuseeländischen Studie sind Pflanzen extrem berührungsempfindlich; es kannn ihr Wachstum erheblich verzögern, wenn sie ständig berührt  werden.

Viel gewachsen ist die  Orchidee auf meiner Fensterbank zwar nicht, aber kurz vor dem Geburtstag meines Vaters Ende November hat sie wie in den vergangenen beiden Jahren Blüten bekommen. Ein zweites Mal, und das ist für Orchideen keinesfalls selbstverständlich, blüht sie dann im Mai auf, gerade rechtzeitig zum Geburtstag meiner Mutter. Das ist wahrscheinlich Zufall und entspricht wohl ihrem natürlichen Blührhythmus, aber ich freue mich doch jedes Mal darüber. Es ist für mich ein Zeichen, dass sie sich bei mir wohl  fühlt.

Eine anderes blühendes Erbe schwächelt in diesem Jahr – zum ersten Mal seit mehr als drei Jahrzehnten: Als wir die Wohnung meiner Schwiegermutter nach ihrem Tod vor fast 35 Jahren auflösten, haben wir zwei Osterkakteen mitgenommen. Sie waren sicher schon damals  nicht mehr die jüngsten, aber sie haben sich bei uns gut eingelebt.

Eine der beiden Hatiora-Hybriden blühte seither trotz des Namens immer zur Weihnachtszeit, die andere, wie es sich für einen Osterkaktus gehört, an Ostern. Doch in diesem Jahr tragen die beiden keine einzige Blüte. Doch auf die weihnachtliche Blütenpracht müssen wir trotzdem nicht verzichten: Ein Ableger, den wir vor einigen Jahren unter einem Drachenbaum eingepflanzt haben, blüht genauso üppig wie seine Mutter oder Tante es bislang immer getan hat.

Auch die Sansevieria, die ich von meiner Mutter geerbt habe, vermehrt sich prächtig – nicht nur bei mir in Burgwedel. Ein Ableger ist nach Bad Harzburg, ein anderer nach Bruchsal gezogen. Von dort wandert ein Teil des Bogenhanfs jetzt über den Rhein – zurück nach Rheinland-Pfalz: Fast drei Jahre, nachdem die alte Pflanze mit meiner Mutter  Neumagen verlassen hat, findet der Ableger des Ablegers jetzt in Neustadt eine neue Heimat.

Pflanzenumzug Teil 2

Langsam wird’s voll im  Wintergarten. Auch den zweiten Teil des Pflanzenumzugs haben wir geschafft. Der Olivenbaum, eine weitere Zitruspflanze, der Drachenbaum und die große Aloe Vera sind gestern aus der Sommerfrische zurückgekehrt. Und mit dem Lavendel ist der Indoor-Kräutergarten jetzt komplett. Die Kräuter fühlen sich hinterm schützenden Glas offenbar sehr wohl. Der Ananassalbei hat sogar noch Blüten bekommen – besser spät als nie – und blüht jetzt mit dem Strauchbasilikum um die Wette. Ich hoffe, dass sie den Winter überleben.

Der große Terrassentisch steht ebenfalls wieder im Wintergarten. Die Platte mit dem Mosaik-Muster verträgt nämlich – wie die meisten Zimmerpflanzen – keine Minusgrade. Dringt Wasser zwischen die Steinchen und friert, wird die Platte gesprengt. So bricht  weiches Wasser ja bekanntlich den härtesten Stein bzw.  Beton.

Meist hilft der Nachbar, den schweren Tisch ins Haus und im Frühjahr wieder auf die Terrasse zu schaffen. Doch seit wir entdeckt haben, dass das Prinzip des Rads auch auf runde Tischplatten angewendet werden kann, schaffen wir es auch alleine, sprich zu zweit.

Morgen sind dann noch die Strelitzie und der zweite Drachenbaum an der Reihe. Ob wir die beiden Kiwis – eine männliche und eine weibliche Pflanze, damit sie irgendwann Früchte tragen – ins Haus bzw. in den Wintergarten umsiedeln, steht noch nicht fest: Zwar sind Kiwis im Prinzip winterhart, doch ich bezweifle, dass das auch gilt, wenn sie nicht im Beet, sondern im Topf wachsen.

Auch die beiden letzten Zitruspflanzen müssen vorläufig draußen bleiben. Weil sich auf ihren Blättern hat sich Rußtau breitgemacht hat, ist Quarantäne angesagt. Der Sternrußtau, Schwärzepilz oder Schwarzfleckenkrankheit ist eine unliebsame Begleiterscheinung der ebenfalls lästigen Läuse. Die lieben unsere Zitronenbäumchen heiß und innig und kehren leider immer wieder zu ihnen und zu uns zurück.

Ihre zuckerhaltigen Ausscheidungen, Honigtau genannt, locken nicht nur ganze Ameisen-Völker an; sie sind offenbar auch der ideale Nährboden für den Pilz. Er beeinträchtigt die Fotosynthese der befallenen Pflanzen, sodass sie im schlimmsten Fall eingehen. Außerdem breitet sich der Rußtau rasch aus, vor allem wenn Pflanzen dicht an dicht stehen wie im Winterquartier im Wintergarten. Dort wird es wie gesagt langsam eng. Doch für meine Yogamatte ist glücklicherweise noch Platz.

Vom Garten in den Wintergarten

Ein Blick aufs Smartphone heute Morgen und ein weiterer aus dem Fenster aufs Garagendach des Nachbarn haben mir’s verraten: Es ist für die Zimmerpflanzen höchste Zeit, wieder umzuziehen. Eigentlich hätte ich sie gerne noch ein bisschen auf der Terrasse gelassen. Denn das Ende der Sommerfrische bedeutet nicht nur Arbeit für mich, sondern auch, dass es Winter wird

Zumindest einige Pflanzen dürfen schon zurück ins Haus beziehungsweise in den Wintergarten: die Sukkulenten beispielsweise, deren pralle Blätter Temperaturen unter null wahrscheinlich schlecht vertragen, und die kleineren Pflanzen, die ich bequem alleine reinigen und transportieren kann.

Die beiden kleinen Aloe Vera sind in der Sommerfrische gut gewachsen

Die großen Pflanzen, zum Beispiel  Strelitzie, Olive und die meisten Zitronenbäume, müssen dagegen warten, bis mein Mann wieder aus dem hohen Norden zurück ist. Sie sind mir einfach zu schwer oder zu unhandlich. Sollte es in den nächsten Nächten noch kälter werden, bekommen sie eine Haube, die sie hoffentlich vor Minusgraden schützt.

Sie müssen noch draußen bleiben: Olive und Strelitzie

Die Zitronenverbene und der Ananassalbei, die wegen ihres Dufts zu meinen Lieblingen gehören, haben dagegen schon einen frostsicheren Platz im Wintergarten. Und auch unsere beiden Seniorinnen durften schon ins Warme. Wie alt die beiden Osterkakteen sind, wissen wir nicht; wir können es nur ahnen. Wir haben sie nach dem Tod meiner Schwiegermutter vor fast 35 Jahren bei uns aufgenommen – und schon damals waren sie nicht mehr die Jüngsten. Doch es scheint ihnen bei uns zu gefallen. Denn sie blühen jedes Jahr so üppig, dass sie danach völlig entkräftet sind. Jedes Jahr  fürchten wir, dass dieses Mal bestimmt ihr letztes Mal war. Doch immer haben sie uns eines Besseren belehrt und sich nach einer mehrwöchigen Schwächephase wieder erholt.

In all den Jahren haben die beiden übrigens noch nie zur gleichen Zeit geblüht – so, als wollten sie sich keine Konkurrenz machen. Die eine zeigt ihre Blüten immer zu Ostern, wie es sich für einen Osterkaktus gehört, die andere blüht immer um die Weihnachtszeit. Ich habe diesen Osterkaktus daher bislang immer für einen Weihnachtskaktus (Schlumbergera) gehalten. Doch bei der Recherche für diesen Blogbeitrag habe ich gelernt, dass die Blütezeit überhaupt keine Rolle spielt. Entscheidend für die Familienzugehörigkeit ist die Blattform, und die – oval, nicht gezackt – beweist ganz klar, dass beide Schwestern sind und zur Gattung Hatoria gehören. Weihnachtskakteen haben nämlich gezähnte Sprossglieder.

Familie Osterkaktus: Mutter (vorne), Tochter (hinten) und der jüngste Sproß links.

Eine Tochter bzw. Nichte der beiden hat sich unter dem Drachenbaum angesiedelt. Sie ist im Sommer ziemlich groß geworden und wird den Blütenreigen wohl bald eröffnen – vielleicht im Advent. Denn an den Blattspitzen zeigen sich schon  viele kleine Knospen. Und auch eine neue Generation wächst heran. Als ich den Klee entfernt und ein bisschen Erde in den Topf gefüllt habe, ist ein Trieb abgebrochen. Ich habe ihn ins Wasser gesteckt und hoffe, dass der Steckling Wurzeln schlägt.

Viel Frosch – viel Glück?

Frösche, heißt es in manchen Ländern, bringen Glück. In China zum Beispiel sind Frösche ein Zeichen für Reichtum und Geldsegen. Und auch in manchen Regionen Spaniens  sind Frösche Glücksbringer und beliebte Maskottchen: In Salamanca ziert ein auf einem Totenschädel sitzender Frosch das Hauptportal der Universität, die die älteste in  Spanien ist.

Wenn die Sache mit den Fröschen und dem Glück stimmt, kann ich der zweiten Jahreshälfte ganz beruhigt entgegensehen. Denn in unseren beiden Teichen leben inzwischen mehr als zehn grüne Glücksbringer – Tendenz steigend. Wie viele es genau sind, weiß ich nicht; sie sind zwischen Entengrütze, Algen und Seerosenblättern kaum zu auszumachen.

Zu entfernen wage ich die Pflanzen nicht, die den größeren der kleinen Teiche  wie ein dunkelgrüner Teppich bedecken. Er ist die ideale Kinderstube für den Froschnachwuchs. Auch von außen ist das Froschwohnheim gut getarnt: Niemand ahnt, dass hinter den wild wuchernden Pflanzen eine  Froschgroßfamilie wohnt.

Und während ich am still am Teich stehe, die Frösche zähle, die Sonne genieße und mich über die Blumen am Teich und im Garten freue, fällt mir auf, was das Glück und die Frösche verbindet. Sie sind manchmal erst auf den zweiten Blick zu erkennen.

Ein Sonntag, drei Gärten

Was für ein schöner Sonntag. Der Titel eines meiner Lieblingsbücher kam mir am vergangenen Sonntag immer wieder in den Sinn – nur dass ich, anders als  der Autor des Buchs, einen wirklich schönen Tag erlebte. Jorge Semprun schreibt in seinem Buch über einen Sonntag als Gefangener im  KZ Buchenwald.

Der vergangene Sonntag machte seinem Namen wirklich alle Ehre: Die Sonne schien von morgens bis abends – und  der Tag bescherte mir drei wunderschöne Gartenerlebnisse . Gleich zwei meiner Lieblingsgärten öffneten tagsüber ihre Pforten. Und am Abend erlebten wir die Illumination des Großen  Gartens von Herrenhausen – mit Musik von Georg Friedrich Händel.

Der Garten von Sylvia und Klaus Stannek kommt meinem Traum von Naturgarten ziemlich nah. Hier darf, so scheint es, wachsen was wächst. Aber der Schein trügt.  Denn die Gartenbesitzer, Profis mit eigener Gärtnerei, sorgen gekonnt dafür, dass ihnen die Pflanzen eben nicht über den Kopf wachsen, was natürlich geschehen würde, wenn alle tun dürften, was sie wollten – nämlich wachsen. Das Ergebnis der unsichtbaren Eingrifffe: ein verwunschener Zaubergarten.

Mein Lieblingsplatz war leider besetzt, als ich ankam, und so schlenderte ich eine Zeit lang scheinbar ziellos durch den Garten, den Platz am Wasser, Ziel meiner Seesucht,  meist im Blick. Ich fotografierte dies und das, Motive gibt es in dem rund 2.000 Quadratmeter großen Garten genug: das junge Huhn beispielsweise, das in den Töpfen mit den Ablegern nach Futter sucht, die Gemüsehochbeete, die sich wie Inseln im Naturgarten behaupten, das Beet mit fleischfressenden Pflanzen (Karnivoren), ein Wintergarten, in (nicht an) dem Wein wächst – und überall im Garten verstreut kleine Skulpturen und Figuren.

Und endlich war er frei, der Platz am Teich, und wie immer, wenn der Garten geöffnet ist, setzte ich mich an den kleinen Tisch, packte mein Tagebuch aus und schrieb ein wenig. Vielleicht sollte ich bleiben, nicht gleich eine Hütte bauen, so wie Petrus es Jesus vorschlug, als ihm ein Ort gut gefiel  (Matthaeus 17:4), aber zumindest ein kleines Zelt aufschlagen. Platz wäre im Garten genug, und Wasser gibt es auch. Was braucht frau mehr. Aber der nächste Garten wartet.

Das Garten von Silke Rex ist ganz anders, heller, femininer vielleicht, wie seine Besitzerin meint, aber auf jeden Fall ist er wunderschön. Und ein Eldorado für Duftfans wie mich. Denn hier wachsen vor allem  historische und englische Rosen – in verschiedensten Sorten und Farben – und dazwischen farblich abgestimmte Stauden.

Kletterrosen umranken das Haus, die Veranda und den Pavillon, und ein bisschen fühle ich mich wie Dornröschen. Ich falle allerdings nicht in einen tiefen Schlaf, sondern gehe mehrmals durch den Garten, kann mich gar nicht trennen und gar nicht satt sehen und satt riechen. Und natürlich gönne ich mir wieder eine Schreibpause am kleinen Teich.

Auch Kurfürstin Sophie wäre sicher vor Neid erblasst, wenn sie Silke Rex Garten gesehen hätte. Denn der Niedersächsische Rosengarten im Großen Garten der Herrenhäuser Gärten, den ich ein paar Stunden später sah, verblasst fast neben dem romantischen Rosengarten in Isernhagen. Allen, die sich mit der Hannoverschen Gartengeschichte und dem Adel nicht so gut auskennen, sei’s gesagt: Kurfürstin Sophie gestaltete den Großen Garten, damals fürstlicher Privatgarten, so um, wie wir ihn heute noch kennen. Natürlich gärtnerte die Frau des Kurfürsten Ernst August von Hannover nicht selbst, sondern ließ gärtnern: Sie engagierte den bekannten Gartenarchitekten Martin Charbonnier, der für seine Auftraggeberin bis 1714 den Garten im Stil der holländischen Barockanlagen umgestaltete. Ob die Kurfürstin geduldet hätte, dass eine Untertanin einen schöneren Garten hatte als sie  selbst? Ich bezweifle es.  Denn selbst heute noch gehen  Nachfahren des damaligen Kurfürsten mitunter ja recht rigoros gegen unbotmäßige Bürgerliche vor.

Der Niederdeutsche Rosengarten , so lese ich auf der Website hannover.de, ist „die Nachbildung eines der bereits im 16. Jahrhundert hoch geschätzten ‚Liebesgärten‘“. „Paare wandelten zu den Klängen von kanonartiger Musik, die Musikanten saßen in hierfür eigens aufgestellten hölzernen Lauben“, heißt es auf der Website weiter (https://www.hannover.de/Herrenhausen/Herrenh%C3%A4user-G%C3%A4rten/Gro%C3%9Fer-Garten/Der-Niederdeutsche-Rosengarten).

Insgesamt 650 Rosen soll es im Niederdeutschen Rosengarten geben, doch die kann der gemeine Gartenfan nur aus der Ferne bewundern. Denn die Kieswege zwischen den Beeten, auf denen die Bewohnerinnen und Bewohner des Schlosses und ihre Gäste früher lustwandelten, sind gesperrt. Pavillons gibt es noch, doch dort saßen am letzten Sonntag keine Musiker, sondern Besucher. Die Musik, die „Wassermusik“ von Georg Friedrich Händel, kam am vergangenen Sonntag aus der Konserve – und sie war leider auch nicht überall zu hören.

Trotzdem war der Abend wunderschön, und mit effektvoll angestrahlten Hecken, Skulpturen, Teiche, Brunnen und Fontänen hat sogar mir der Große Garten gefallen, obwohl ich eigentlich den Berggarten bevorzuge.

Apropos Wasser. Besonders eindrucksvoll waren natürlich die illuminierten Springbrunnen und die Fontäne. Die Große Fontäne ist inzwischen mehr als 300 Jahre alt. Damit das Wasser in die Höhe schoss,importierte Kurfürst Georg Ludwig Wassermaschinen aus England und baute ein Wasserwerk, die Wasserkunst. Die 35 Meter, die das Wasser damals in die Höhe spritze, waren damals Europarekord. Heute erreicht die Fontäne mehr als 80 Meter – vor allem illuminiert ein wirklich schöner Anblick. Den werde ich sicher bald wieder genießen – auf Gartentour gehe ich schon heute wieder. Das Wetter spielt, so scheint es, wieder mit. Nach einem heftigen Gewitter heute Morgen scheint wieder die Sonne: Was für ein schöner Sonntag …

Rendez-vous im Garten

Sie sind wieder geöffnet, die Gartenpforten in und um Hannover. Im vergangenen Jahr ist die Aktion wegen Corona ausgefallen – in diesem Jahr geht es weiter. Insgesamt 112 Gärten können bis zum 10. Oktober in der Region Hannover besichtigt werden, allein am ersten Juni-Wochenende beteiligten sich 39 Gartenbesitzerinnnen und -besitzer am Rendez-vous im Garten: Sie ermöglichten unter dem Motto „Wissen, das wandert“  Gartenfans wie mir einen Blick hinter den Zaun.

Ich habe am vergangenen Wochenende drei Gärten besucht – alle toll und alle ganz anders, obwohl ja in allen dreien die gleichen Pflanzen blühen. Akeleien zum Beispiel, die zu meinen Lieblingen gehören, Fingerhut, Heckenrosen und Mohn.

Der Garten Schwertmann in der Wedemark, Garten Nummer eins auf meiner Besuchsliste, ist eine gelungene Mischung aus Nutz- und Naturgarten, eine sehr gelungene sogar. Im Gemüsegarten mit mehreren Hochbeeten herrscht eine bewundernswerte Ordnung: Hier steht – wie es sich für einen Nutzgarten gehört – zusammen, was zusammengehört. In Reih und Glied, so wie ich es aus meiner Kindheit kenne, als meine Eltern und meine Oma in unserem Garten noch Kartoffeln, Erdbeeren, Salat und Gemüse angepflanzt haben.

Viel schöner als den Nutzgarten finde ich allerdings den größeren naturnahen Teil des über 1000 Quadratmeter großen Gartens mit Kräuterspirale, einem kleinen Wasserlauf mit Teich, Sumpfbeet, vielen idyllischen Sitzgelegenheiten und einer Gartenlaube, die mein Herz höherschlagen lässt.

Gerne würde ich bleiben, mich irgendwo hinsetzen, mein Tagebuch auspacken und schreiben, aber leider spielt das Wetter nicht wirklich mit: Das erste Wochenende nach dem meteorologischen Sommeranfang ist nicht wirklich sommerlich warm, und wir waren eben leider auch nicht die einzigen BesucherInnen.

Der Garten von Sabine Sundermeyer und Joachim von Kortzfleisch blüht wahrscheinlich erst in den nächsten Tagen richtig auf. Denn um das alte Bauernhaus leben 45 Rosensorten, Stauden, Kräuter und Zwiebelblumen in farblich abgestimmten Beeten – und die Rosenblüte beginnt in diesem Jahr später als in den vergangenen. Ein kleines (Gesamt)Kunstwerk ist der Garten trotzdem, auch weil in den Beeten, im Bienengarten und an den Hauswänden der hannoverschen Künstler Bernd Sidon seine Werke ausstellt. Die sollen nicht fotografiert werden – was die Foto-Auswahl einschränkt.

 

Viel jünger als die beiden ersten Gärten ist Garten Nummer drei. Im Garten Sickau wachsen vor allem Hosta und Stauden, Rosen und Clematis, die leider noch nicht blühen. Pflanzen halten sich eben nicht an (Veranstaltungs)Kalender. Es gibt einen kleinen Kräuter- und Beerengarten, zwei Teiche, lauschige Sitzecken.

Ich bewundere nicht nur die Pflanzen, sondern auch die Dinge, die den Garten schmücken, ihm seinen besonderen Reiz verleihen – die alten Gartenmöbel zum Beispiel, das Fahrrad, das wie vergessen am Zaun lehnt, oder die Echse am Teich. Und wieder einmal wird mir klar: Mir fehlt leider nicht nur der grüne Daumen, sondern auch der Sinn für Dekorationen.

Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf – und ich werde mir weiter Tipps und Anregungen holen. Schon an diesem Wochenende, in anderen Gärten, die noch bis Oktober ihre Pforten für Gartenfans wie mich öffnen.

Sieben an einem Teich

Wenn ich derzeit an Seen und Teichen vorbeikomme – und das tue ich ziemlich oft, weil ich seesüchtig bin –, höre ich fast immer lautes, meist mehrstimmiges Gequake. Nur an unseren Gartenteichen ist es still. Das liegt nicht daran, dass sie froschfrei sind, im Gegenteil: Das vergangene Jahr war ein gutes Froschjahr, und weil Frösche ja bekanntlich immer wieder in die Teiche zurückkehren, in denen sie geboren sind, haben wir in diesem Jahr so viele Frösche in unserem Garten wie noch nie. Die Froschzahl pro Quadratmeter Teichfläche dürfte bei uns höher sein als in den meisten anderen Gewässern. Und manchmal befürchte ich, dass uns wegen nicht artgerechter Froschhaltung eine Anzeige droht.

Denn unser Miniteich ist gerade mal 0,7 Quadratmeter klein. Trotzdem saßen dort vor ein paar Tagen sieben Fröschlein einträchtig nebeneinander, Frosch Nummer acht hielt sich ein wenig abseits. Mehr Platz hätten sie in dem Teich direkt daneben. Dort leben nach meiner inoffiziellen Froschzählung nur fünf Frösche – zwei große und drei kleine. Doch trotz der sehr beengten Wohnsituation im kleinen Teich wollen die Jung-Frösche nicht wieder bei ihren Eltern einziehen: Sie bleiben lieber zusammen und in ihrer Jugend-WG unter sich. Vielleicht ist der größere Teich aber auch schon voll besetzt – und ich habe einige Bewohnerinnen und Bewohner nur nicht entdeckt, weil sie sich besser verstecken.

Besonders scheu sind unsere Frösche eigentlich nicht: Die meisten lassen sich nicht stören, wenn ich mich den Teichen nähere, und ungeniert fotografieren. Sie kennen uns wahrscheinlich besser als wir sie – und wissen, dass ihnen von uns keine Gefahr droht.

Obwohl die Frösche schon so lange in unserem Garten leben, weiß ich nur wenig über unsere kleinen grünen Mitbewohner. Ich habe keine Ahnung, wo sie im Frühjahr herkommen und wo sie im Herbst hingehen, weil unsere Teiche nicht tief genug sind, um darin zu überwintern.  Ja, ich kenne nicht einmal ihren Namen. Sind es kleine Teichfrösche (Rana lessonae) oder Wasserfrösche (Rana esculenta)? Beide Arten ähneln sich sehr und sind nur schwer zu unterscheiden. Und sowohl Teich- als auch Wasserfrosch-Männchen quaken angeblich in der Paarungszeit von April bis Juni laut und ausdauernd. Bis zu 90 Dezibel laut kann das Gequake werden, mit dem die Froschmänner ihr Revier markieren, die Weibchen anlocken und ihnen signalisieren, dass sie paarungsbereit sind – so laut wie ein Presslufthammer.

In unserem kleinen Teich wohnt mindestens ein männlicher Frosch. Ich habe ihn an den Schallblasen erkannt, die bei männlichen Teich-und Wasserfröschen etwa dort sitzen, wo bei anderen Tieren die Ohren sind. Je größer diese dehnbaren Ausstülpungen, desto lauter quaken sie.

Warum unser Frosch so still ist, weiß ich nicht. Vielleicht interessiert er sich (noch) nicht für Frauen. Vielleicht hat er als einziger Mann keine Konkurrenz. Vielleicht haben die Frosch-Frauen ihm aber auch klar gemacht, dass sie nicht auf Macho-Gehabe stehen und dass er sich, ihnen und uns sein Gequake ersparen kann.  Vielleicht finde ich es heraus, wenn ich im Sommer öfter am Teich sitze.

Ganz in Weiß …

…  präsentiert sich unser Garten nicht, aber Weiß ist derzeit doch die dominierende Blütenfarbe.

Geplant war das nicht, denn ich mag weiße Blumen nicht besonders. Außerdem kommt es mir eher auf den Duft und auf den Geschmack an als aufs Aussehen. Wichtig ist bei der Auswahl auch, dass die Pflanzen im Schatten gedeihen. Denn Sonnenplätze sind in unseren Beeten rar – und die meisten sind schon besetzt.

Dem Waldmeister macht es nichts aus, im Schatten zu stehen, im Gegenteil: Er breitet sich immer weiter aus.

Ich freue mich darüber, denn ich mag den Geruch. Seit ich bei einem Kräuteressen erfahren habe, dass nur getrocknete Pflanzen intensiv duften, pflücke ich sie und verteile Blüten und Blätter in Glasschalen überall im Haus. Dem Geschmack kann ich indes nichts abgewinnen – weder als Bowle noch als Waldmeister-Wackelpudding, der bei meinem Mann Kindheitserinnerungen weckt.

Anders als der Waldmeister tun sich die Maiglöckchen in unserem Garten schwer: Ich habe mehrere Anläufe gebraucht, um sie überhaupt in unserem Garten anzusiedeln. Ich habe keine Ahnung, woran es liegt – an den Genen sicher nicht: Denn ich habe die Pflanzen mitsamt Wurzeln im Garten meiner Mutter und im Nachbargarten ausgegraben. Dort standen sie dicht an dicht und breiteten sich, wie es ihre Art ist, ungehemmt aus. Das tun die Maiglöckchen in unserem Garten nicht – im Gegenteil: Sie führen leider eher ein Einzelgängerdasein, obwohl der Standort – halbschattig, unter Sträuchern und Gehölzen – eigentlich stimmt. Doch vielleicht nehmen sie sich ein Beispiel am Waldmeister in der Nachbarschaft. Oder am Dolden-Milchstern, den ich wohl mit den Maiglöckchen importiert habe. Es würde mich freuen.

Wenn die Maiglöckchen blühen, ist die Zeit des Bärlauchs bald vorbei. Die Blätter beider Pflanzen ähneln sich, aber anders als Maiglöckchen ist Bärlauch nicht giftig. Allerdings darf oder soll man seine Blätter nicht mehr verarbeiten, wenn der Bärlauch blüht. In diesem Jahr habe ich es immerhin zweimal geschafft, die Bärlauchblätter zu verarbeiten. Fortsetzung folgt, im nächsten Jahr.

Die Erdbeeren – egal ob Wald- oder Garten – werden wir gewiss alle verarbeiten, sprich: aufessen.

Die Apfelbeeren überlassen wir dagegen weiter den Vögeln, schließlich haben wir den Strauch extra gepflanzt, weil sie die schwarzen Beeren sehr gerne mögen. Bei Menschen waren sie hierzulande weniger beliebt; inzwischen werden die Aroniabeeren, wie sie auch heißen, jedoch als eine Art Superfood angepriesen. Sie enthalten viel Vitamin C, sollen das Immunsystem stärken, antioxidativ und blutdrucksenkend wirken und sogar vor Krebs schützen. Doch bewiesen ist dies laut Verbraucherzentrale nicht.

„Der Verzehr kleiner Mengen frischer oder getrockneter verarbeiteter Aroniabeeren sowie von Saft und Marmelade ist gesundheitlich unbedenklich und kann zu einer ausgewogenen und gesunden Ernährung beitragen“, heißt es auf der Website der Verbraucherzentrale https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/nahrungsergaenzungsmittel/trendbeere-aronia-7899. Allzu viele der schwarzen Beeren sollte man laut Verbraucherzentrale allerdings nicht essen. „In den Kernen der Aroniabeere sind geringe Mengen an Amygdalin enthalten, welches im Körper giftige Blausäure freisetzen kann.“ Mehr als kleine Mengen trägt der Strauch ohnehin nicht, und außerdem sind die Vögel meist schneller. Ihnen schaden die Beeren offenbar nicht – oder sie wissen besser als wir Menschen, wie viel sie zu sich nehmen dürfen.

Anders als die Aroniabeeren  galt Beinwell schon in der Antike als Heilpflanze. Auch Äbtissin Hildegard von Bingen und der Schweizer Arzt und Allchemist Theophrastus Bombast von Hohenheim, genannt Paracelsus, setzten Beinwell ein, um Knochenschäden, Wunden und Geschwüre zu heilen. Letzteres sollte man besser nicht tun, weil Beinwell schädliche Alkaloide enthält. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) empfiehlt daher, Beinwell äußerlich nur bei intakter Haut anzuwenden, innerlich gar nicht. Umschläge mit Beinwell sollen bei Prellungen, Zerrungen und Verstauchungen helfen. „Schwellungen gehen zurück, Schmerzen werden beseitigt“, beschreibt Apotheker M. Pahlow im großen Buch der Heilpflanzen. Genau das, was mein Knie braucht.

Ich werde also Pahlows Rezept befolgen, Beinwellwurzeln ausgraben und daraus einen Auszug bereiten. Vielleicht tun die warmen Umschläge meinem Knie ja gut. Einen Versuch ist es wert – und an Beinwell mangelt es in unserem Garten nicht: Er breitet sich überall aus.

Die kalte Sophie und andere Eisheilige

Die kalte Sophie war heute da. Aber die kaltherzige Dame hatte in diesem Jahr keinen Frost im Gepäck. Und auch ihre Gefährten Mamertus, Pankratius, Servatius und Bonifatius waren bei uns im Norden frostfrei. Schön war das Wetter während der Eisheiligen allerdings nicht. Es war seit Dienstag, dem Namenstag von Mamertus, sehr wechselhaft und zumindest morgens noch recht kühl. Die kalte Sophie brachte heute nicht nur, wie sie es gerne tut, „zum Schluss, ganz gern noch einen Regenguss“, sondern gleich mehrere und dazu noch Gewitter.

Geschneit hat’s in unserem Garten trotz der relativ mild gestimmten Eisheiligen, nämlich Apfelblüten: Ihnen hat das windige, regnerische Wetter gar nicht gefallen. Hoffentlich können wir im Spätsommer wenigstens ein paar Äpfel ernten. Süßkirschen gibt es in diesem Jahr wahrscheinlich nicht:– als sie geblüht haben, waren die Nächte einfach zu frostig.

Glaubt man den alten Wetterregeln, gibt’s „nach der Sophie kein Frost“ mehr. Und so haben wir die Pflanzen aus dem Wintergarten auf die Terrasse gebracht. Dort stehen sie bis zum Herbst an der Hauswand recht geschützt.

Unsere Neulinge – zwei Minikiwis, männlich und weiblich, Ananassalbei, Dill und Basilikum – haben wir in den letzten Tagen langsam an den Mai gewöhnt, Tagsüber waren sie auf der Terrasse; übernachten durften sie noch im wärmeren Wintergarten. Jetzt sind auch sie nach draußen gezogen – in Kübel auf und in den Kräutergarten direkt neben der Terrasse.

Direkt am Wintergarten wachsen jetzt Tomaten, Erdbeeren, Himbeeren und Stachelbeeren. So haben sie es nicht weit bis auf unsere Teller, wenn es denn so weit ist.