Garten in Gelb

Gelb ist nicht wirklich meine Farbe. Meine beiden einzigen gelben Kleidungsstücke – eine zitronengelbe Regen- und eine sonnengelbe Winterjacke – habe ich mir nur gekauft, weil ich damit vor allem in der dunklen Jahreszeit auf dem  Rad besser zu sehen bin. Und ich mag gelbe Rosen. Doch sonst bevorzuge ich bei Blumen eigentlich andere Farben. Dass jetzt in unserem Garten Gelb dominiert, ist weniger geplant als vielmehr naturgegeben. Aber die Farbe passt zur Jahreszeit, und es ist, als brächte die Natur noch einmal eine Extraportion Sonne in den Garten, bevor der Sommer sich endgültig verabschiedet.

Die gelben Topinambur waren schon in unserem Garten heimisch, als ich vor 36 Jahren hier eingezogen bin. Und obwohl ich jedes Jahr dutzende herausreiße, kommen ebenso viele nach. Auch die Goldrute breitet sich in unserem Garten ungefragt aus. Weil sie  als Nektar- und Pollenpflanzen für Insekten nützlich sein sollen, lasse ich ein paar Neophyten stehen, obwohl ich sie eigentlich nicht mag.  Das ist bei Ringelblumen anders: Sie waren leider ein paar Jahre ganz aus unserem Garten verschwunden und kehren jetzt zum Glück allmählich wieder zurück.

Dagegen versuche ich bislang vergeblich, Sonnenblumen in unserem Garten anzusiedeln. Während sie in anderen Gärten und auch auf Balkonen wild wuchern, gibt es sie bei uns nur vereinzelt in der Blumenvase. Dabei verfüttern wir im Winter kiloweise Sonnenblumenkerne an die Vögel – auch in der Hoffnung, dass der ein oder andere Samen mit oder ohne Umweg durch den Vogelmagen in unseren Beeten landet. Manchmal streue ich auch Kerne direkt ins Bett – ohne Erfolg. Und von den Sonnenblumen, die ich blühend gepflanzt haben, hat bislang keine länger als drei Tage überlebt. Sie fielen allesamt dem Gelbe-Blumen-Monster zum Opfer, das in unserem Garten sein Unwesen treibt.

Genauso erging es den Dahlien. Weil auch sie immer in Nullkommanix abgefressen waren, habe ich in diesem Jahr zum ersten Mal keine blühenden Pflanzen, sondern Knollen gepflanzt – und hatte mehr Glück. Zumindest an zwei Stellen haben die Dahlien überlebt.

Am gelb blühenden Rucola haben die Gelb-Blumen-Monster dagegen überhaupt kein Interesse. Vielleicht riecht ihnen die Pflanze zu intensiv. Oder die Blätter sind ihnen zu scharf und zu bitter, wenn die Pflanzen endlich blühen. Und so breitet sich der Rucola überall im Garten aus. Besonders gut gedeiht er auf unserer Terrasse, wo er überall zwischen den Steinen hervorsprießt.

Den Rucola essen wir selbst, die gelben und roten Hagebutten und die Sanddornbeeren überlassen wir dagegen den Vögeln, die in unserem Garten wohnen. Vor allem die die vitaminreichen Früchte der Heckenrosen sind angeblich für viele Vogelarten Leckerbissen und  helfen ihnen, den Winter zu überstehen. Im Moment bevorzugen die Vögel allerdings die süßen Trauben, die auf unserer Terrasse wachsen.

Davon, mit uns zu teilen, halten unsere gefiederten Mitbewohner wenig: Wenn  wir die Terrasse betreten, werden wir meist von ihnen beschimpft. Vertreiben lassen wir uns von ihrem Gezeter allerdings nicht.  Denn irgendwie ist es ja nicht nur ihr, sondern auch unser Garten.

Fressen Frösche blaues Hechtkraut?

Diese Frage habe ich mir immer wieder gestellt, nachdem ich das Pflänzchen, ein Geschenk meiner Tochter, im Juni an den Rand unseres  Teichs gesetzt hatte. Die großen Steine, mit denen ich die Pflanzerde abgedeckt hatte, damit sie nicht weggeschwemmt wurde, avancierten sofort zum Frosch-Lieblingsplatz. Manchmal  saßen, so schien es, die Frösche am Teichrand Schlange, um den Platz zu besetzen, sobald ihr Artgenosse ihn geräumt hatte. Und es hätte mich nicht gewundert, wenn sie, dem Vorbild mancher Urlauber folgend,  Handtücher ausgepackt hätten, um damit den Platz an der Sonne zu reservieren.

Am Anfang war ich misstrauisch. Ich befürchtete, dass die Frösche nicht nur Gefallen, sondern auch Geschmack am blauen Hechtkraut (Pontederia cordata) finden könnten. Die Samen gelten nämlich in Nordamerika, wo die zu den Wasserhyazinthgewächsen (Pontederiaceae) gehörende Pflanze herkommt, als Delikatesse. Sie werden geröstet, gekocht oder auch roh verzehrt und sollen angeblich nussig schmecken. So stand es jedenfalls in dem Gartenteich-ratgeber im Internet (https://www.gartenteich-ratgeber.com/pflanzen/teichrandpflanzen/flachwasserzone/hechtkraut/).

Obwohl die Frösche schon seit Jahren in unserem Teich wohnen, also quasi unsere direkten Nachbarn sind, wusste ich bislang nur wenig über ihre Vorlieben und Essgewohnheiten. Doch die Recherche im Netz zeigte, dass ich mir wohl völlig unnötig Sorgen gemacht – wie so manches Mal in meinem Leben. Denn Froschlarven sind zwar Pflanzenfresser. Weil sie jedoch nur im Wasser leben können, droht von ihnen keine Gefahr. Selbst für sehr gefrässige Kaulquappen ist das Hechtkraut am Ufer unerreichbar. Außerdem ist es inzwischen groß geworden: Die blauen Blüten und die Rispen mit Samen schweben gut einen halben Meter über dem Wasser.

Für Frösche wäre die Entfernung allerdings kein Problem. Denn sie sind wahre SprungkünstlerInnen. Den Weltrekord im Weitsprung hält laut Guinessbuch der nordamerikanische Ochsenfrosch mit 2,18 Metern  (https://www.tierchenwelt.de/funfacts/tierische-rekorde/1569-rekorde-froesche.html), sprunggewaltiger ist aber wissenschaftlichen Studien zufolge aberKuba-Laubfrösche ( Osteopilus septentrionalis), der nur zehn Zentimeter groß ist, aber 1,7 Meter weit springt (https://www.wissenschaft.de/erde-umwelt/froschige-rekorde/) Noch beeindruckender sind die froschigen Hochsprungleistungen, die im Internet kursieren: Ein Ochsenfrosch soll unglaubliche 6,50 m hoch gesprungen sein. Selbst wenn das Fakenews oder Fabelweiten sind und die Sprunghöhen deutlich geringer, müsste ich um das Wohl meines Hechtkrauts fürchten.

Doch glücklicherweise haben Frösche mit Pflanzen nichts mehr im Sinn. Wenn sie das Larvenstadium hinter sich haben und aufs Land umziehen, werden von Vegetariern zu Fleischfressern: Sie ernähren sich vorwiegend von Insekten, Schnecken, Spinnen und Würmern, gelegentlich darf es auch mal ein kleiner Fisch sein, soweit vorhanden. Das dürfen sie gerne. Ihre Nahrung erbeuten sie mit gezielten Sprüngen vom Uferrand ins Wasser. Die Steine unter dem Hechtkraut sind für sie also wahrscheinlich ein bequemer Aussichtsplatz – und ein ideales Sprungbrett.

Kleine Auszeit zwischendurch

Wir waren gerade mal 25 Stunden weg, und obwohl ich zwischendurch sogar ein bisschen gearbeitet habe, hat es sich angefühlt wie ein richtiger, wenn auch kurzer Urlaub. Dabei mussten wir gar nicht weit fahren – knapp 30 Kilometer one way. Das Gute liegt eben manchmal doch ganz nah.

In diesem Fall konkret auf einem kleinen Campingplatz bei Winsen an der Aller. Gerade mal 40 Minuten waren wir unterwegs, das Einpacken hat länger gedauert als die Fahrt selbst. Um halb zwölf ging’s los; kurz nach 12 stand unser Wohnmobil direkt am Fluss. Wenig später waren wir mit Paula Blue auf dem Wasser. Richtig elegant sieht es noch nicht aus, wenn wir paddeln, und richtig schnell sind wir auch noch nicht. Aber wesentlich besser als bei meinen ersten Paddelversuchen auf dem Mittellandkanal ist es allemal. Und mehr Spaß macht es auch.

Bei unserer zweiten Bootstour am nächsten Morgen hatten wir dann einen blauen Passagier an Bord: eine Libelle. Ob sie Paula Blue wohl für einen übergroßen Artgenossen gehalten hat oder ob ihr die Farbe so gut gefallen hat, weiß ich nicht. Bevor ich sie fragen konnte, ist sie davongeflogen.

Die Aller ist bei Winsen breiter als die Hamme, wo wir vor ein paar Wochen unser Boot eingeweiht haben. Und die Strömung ist wesentlich stärker. Wie stark, merkte ich erst richtig, als ich abends in der Aller geschwommen bin. Stromabwärts war ich schneller als je zuvor, gegen den Strom brauchte ich mindestens fünfmal so lange. Am nächsten Morgen bin ich dann, klüger geworden, nur noch in eine Richtung geschwommen: Ich bin bei der Badestelle mit dem kleinen Sandstrand ins Wasser gegangen und beim Steg gut 150 Meter allerabwärts wieder herausgeklettert.

Dort habe ich am Nachmittag und am Abend vorher lange gesessen, gelesen, geschrieben,  aufs Wasser geschaut und nicht nur die Füße, sondern auch die Seele baumeln lassen. Und entschieden, dass ich das jetzt öfter tun werde – vielleicht schon bald an der Weser …

Nach Ilsenburg

Zweite Woche – zweiter Ausflug:

Eigentlich wollte ich ja vorletzte Woche, als ich zum Katzensitten im Harz war, nach Altenau fahren. Der Kräutergarten steht schon lange auf meiner To-visit-Liste. Nach dem Besuch des Kräutergartens wollte ich dann zur Wolfswarte und von dort nach Torfhaus wandern, und von dort mit dem Bus zurück nach Bad Harzburg. So weit der Plan. Doch den hatte ich ohne die örtlichen Nahverkehrsverbindungen gemacht. Zwar liegen Altenau und Bad Harzburg nur knapp 11 Kilometer voneinander entfernt, doch man kommt nur alle paar Stunden mit einem Umstieg und in weniger als einer Stunde von einem Ort zum anderen. Meist muss man zweimal umsteigen und zwei Stunden Fahrtzeit einkalkulieren. Die schnelle Verbindung konnte ich an diesem Tag nicht erreichen, weil ich noch ein wichtiges Telefonat führen musste, für lange Busfahrten und knappe Umstiege an nicht sonderlich attraktiven Orten fehlte mir die Lust. Also bin ich nach Ilsenburg gewandert.

Zugegeben, ich war schon ein paar Mal in Ilsenburg, ganz fremd war der Ort also nicht für mich. Aber ich bin bislang dort immer nur gelaufen – zweimal Richtung Brocken und wieder zurück – oder gewandert: Vom außerhalb des Ortes gelegenen Wanderparkplatz durch das wunderschöne Tal der ebenso schönen Ilse, die es ja schon Heinrich Heine angetan hatte. Zeit, mir den Ort anzusehen, hatte ich da eigentlich nie – oder ich habe sie mir zumindest nicht genommen.

Die Wanderung von Bad Harzburg nach Ilsenburg führte auf dem Kammweg über den Butterberg durch einen Kalkbuchenwald mit teilweise alten, meist ziemlich gesund aussehenden Laubbäumen. Vom Borkenkäfer zerfressene Baumgerippe, die zumindest auf der westlichen Seite die Gegend um den Brocken herum dominieren, habe ich nur ganz wenige gesehen. Und der Weg war zumindest teilweise so, wie ich Wanderwege mag – eng und verschlungen.

Irgendwann habe ich die Landesgrenze zu Sachsen-Anhalt überquert – und den Grenzweg, der den Harz von Nord nach Süd quert. Dort, wo einst der eiserne Vorhang nicht nur die Bundesrepublik und die DDR trennte, sondern die Welt in zwei feindliche Lager zerschnitt, kann man heute wandern. Was für ein Glück es war, dass die Wende 1989 friedlich verlief und alle beteiligten Mächte die Veränderungen anerkannten, wird beim Blick auf den Krieg in der Ukraine deutlich.

In Ilsenburg hatte ich dann doch wieder zu wenig Zeit, um mir den Ort in aller Ruhe anzusehen. Weil der Bus, der mich in einer halben Stunde ohne umzusteigen nach Bad Harzburg schon eine Dreiviertelstunde später fuhr, blieb es bei einem kurzen Rundgang durch den Ortskern.

Aber ich werde wiederkommen, um das schon um das Jahr 1000 gegründete Kloster und das Schloss zu besichtigen, das fast 850 Jahre später an der West- und der Nordseite des Klosters errichtet wurde. Heute ist die romanische Klosteranlage ein Kunst- und Kulturzentrum, in dem regelmäßig Konzerte, Lesungen und Ausstellungen stattfinden – ein Grund, den nächsten Besuch in Ilsenburg besser zu planen. Und den Kräuterpark in Altenau werde ich in diesem Jahr auch noch besuchen. Das habe ich mir fest vorgenommen.

Offene Gartenpforten in und um Hannover

Die Gartenpforten in der Region Hannover sind wieder geöffnet, und natürlich lasse ich es mir nicht entgehen,  über die Gartenzäune hinweg Blicke in fremde Gärten zu werfen. An Pfingsten habe mich auf drei Gärten in Burgwedel und in der benachbarten Wedemark beschränkt. So habe ich nicht nur Gartenerfahrungen, sondern auch Kilometer fürs Stadtradeln gesammelt. Immerhin 50 km waren es – und laut CO2-Rechner habe ich dadurch etwa neuneinhalb Kilo des klimaschädlichen Gases eingespart. Am vergangenen Samstag bin ich dann in den Süden von Hannover, nach Wennigsen am Deister, gefahren – natürlich klimafreundlich mit Bus und Bahn.

Zum ersten Garten hätte auf meiner Liste ich auch zu Fuß gehen können: Der Garten von Sabine Mazur-Lunze liegt in Großburgwedel, wenn auch am anderen Ende. Und doch war es ein bisschen wie Eintauchen in eine andere Welt. Das lag sicher auch an den Buddha-Statuen, die einen Hauch Fernost in den Garten zauberten. Gerne hätte ich mich dazu gesetzt und neben dem Brunnen aus Naturstein, die Ruhe und den Garten genossen. Vor allem die Akeleien hatten es mir angetan. Sie blühten rund ums Haus in den verschiedensten Farben und Größen, während sie sich in meinem eigenen Garten schwer tun. Aber das ändert sich vielleicht, denn hat mir ein Tütchen mit Samen mitgegeben. Herzlichen Dank dafür.

20 Kilometer weiter, in Elze, sieht die Gartenwelt ganz anders aus. Oder besser gesagt, die Welten. Denn der naturnahe Nutz- und Ziergarten von Ursula und Detlef Schwertmann vereint ganz unterschiedliche Bereiche: Im Gemüsegarten mit Hochbeeten stehen die Pflanzen in Reih und Glied nebeneinander, im Naturgarten direkt daneben dürfen Blumen und Stauden (scheinbar) wild wachsen, so, wie sie – oder die Natur – es wollen. Doch natürlich weiß ich, wie viel Arbeit dahintersteckt.

Meinen Lieblingsplatz habe ich schnell gefunden: am kleinen Teich mit Blick auf das Gewächshaus, in dem die Tomatenpflanzen mir schon über den Kopf wachsen: Doch die Plätze vor der Gartenhütte waren leider schon besetzt, von anderen Gästen, die wie ich den Garten genossen haben und etwas schneller waren als ich.

Im Therapiegarten des Vereins Grüne Stunde in Mellendorf, letzte Station auf meiner Pfingstgartentour, werden alte Menschen, vor allem Menschen mit Demenz, stundenweise von GartentherapeutInnen und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen betreut. Sie können, wenn sie es möchten, selbst gärtnern oder aber einfach nur den Aufenthalt im Garten genießen.

Damit das gelingt, ist der Garten barrierefrei, die Wege sind so breit, dass sie bequem mit Rollator und Rollstuhl befahren werden können. An den Hochbeeten können die Besucherinnen und Besucher auch vom Rollstuhl aus arbeiten. Heimische Pflanzen dominieren, schließlich sollen sie bei den Besucherinnen Erinnerungen wecken.

Alte Obst- und alte Rosensorten wachsen auch in dem naturbelassenen Garten von Gunda Dunkel-Meyer und Reinhard Dunkel in Wennigsen. Das kleine Teehaus passt wunderbar in diesen romantischen Garten; es sieht so aus, als hätte es schon immer hier gestanden. Dabei wurde es erst vor ein paar Jahren gebaut – allerdings mit alten Baumaterialien.

Die Ökologische Siedlung Wennigsen ist erst in den 90er Jahren entstanden – und doch sieht es aus, als wäre es eine gewachsene Einheit. 33 Bauherren und -herrinnen haben sich zusammengefunden, um das Wohnkonzept am Rande des Ortes zu verwirklichen. Neben ihren eigenen Häusern besitzen sie ein Gemeinschaftshaus; gemeinsam kümmern sie sich auch um die großen Grünflächen, die zur „Siedlung“ gehören. „Unterm Hollerbusch“ heißt der Weg, der die Häuser verbindet – und der Name ist Programm: Am Wegesrand stehen Obstbäume und blühende Büsche, auch Holunder.

Ihre Gärten gestalten die HausbesitzerInnen individuell, allerdings gibt es zwischen den meisten Gärten keine Zäune. Und weil die Übergänge zwischen den Nachbargrundstücken fließend sind, wirken die vergleichsweise kleinen Grundstücke sehr großzügig.

Etwa zehn GartenbesitzerInnen hatten ihre nicht vorhandenen Pforten geöffnet – und mir spannende Einblicke in ihre Gärten beschert und in das Konzept der Ökologischen Siedlung. Vielen Dank.

Die Farbe Lila

Lila ist meine Lieblingsfarbe, und so ist es sicher nicht kein Zufall, wenn in unserem Garten derzeit Lila in den verschiedensten Nuancen dominiert.

Denn wenn immer ich bei neuen Pflanzen die Wahl habe, entscheide ich mich für eine aus dem Pink-lila-Farbspektrum. Beim Storchenschnabel zum Beispiel, bei der Hecken- oder bei der Künstlerrose, die mir nicht nur wegen ihres Dufts, sondern auch wegen der interessanten Farbkombination gefallen hat. Mein absoluter Rosenliebling ist und bleibt aber Rhapsody in Blue, anders als der Name es sagt, nicht blau, sondern lila blüht und ebenfalls wunderschön duftet.

Auch Lavendel steht auf der Liste unserer Lieblingspflanzen weit oben – und wächst deshalb überall in unserem Garten. Irgendwann im Sommer werde ich die Blüten pflücken, zu kleinen Sträußchen zusammenbinden und in den Zimmern verteilen oder in kleine Säckchen abfüllen, damit der Duft die Motten abschreckt.

Strauchbasilikum, Schnittlauch und Salbei blühen nicht nur lila, sondern landen auch auf unseren Tellern oder in unseren Tassen.

Das empfiehlt sich beim Fingerhut nicht, denn der ist leider giftig. Schon zwei bis drei getrocknete Blätter können für Erwachsene tödlich sein, bei Kindern genügen schon kleinere Mengen. Als unsere Tochter klein war und oft Kinder in unserem Garten spielten, haben wir die Fingerhüte aus unserem Garten verbannt. Das haben sie uns sehr übel genommen und es hat zweieinhalb Jahrzehnte gedauert, bis sie wieder zurückgekehrt sind. Doch jetzt fühlen sie sich hier sehr wohl, sind gern gesehen und dürfen bleiben, ebenso wie die Dreimasterblume. Deren einnehmendes Wesen zwingt mich zwar manchmal , ihrer Expansion Einhalt zu gebieten. Doch missen möchte ich sie in meiner Sinfonie in Lila nicht.

PS: Beim Nachdenken über diesen Blogbeitrag kam mir der Roman von Alice Walker in den Sinn, den ich schon lange wieder einmal lesen wollte. Das habe ich getan, und wie vor Jahren hat mich auch diesmal die Geschichte von Celie in ihren Bann gezogen. Auch den Essayband „Auf der Suche nach den Gärten unserer Mütter/Beim Schreiben der Farbe Lila“, der schon lange in meinem Regal steht, habe ich endlich gelesen. Seither denke ich, überzeugte Feministin, über einen Satz im Vorwort nach: „Womanist (ein Begriff, der für Alice Walker offenbar programmatische Bedeutung hat) ist im Vergleich zu feministisch wie lila zu lavendel.“ Mir gefällt beides.

Camping, Kajak und Kunst

Letzte Woche hatte ich einen Termin in Bremen, und was liegt näher, als das Nützliche mit dem Angenehmen zu verbinden – sprich: mit einem Abstecher nach Worpswede. Das liegt quasi vor der Bremer Haustür – und steht schon lange auf meiner To-visit-Liste. Außerdem liegt der kleine Campingplatz direkt an einem kleinen Fluss. Eine gute Gelegenheit, unser neues Boot – ein aufblasbares Kajak – auzuprobieren.

„Do more of what makes you happy“ – über das Muttertagsgeschenk meiner Tochter habe ich ja schon geschrieben. Und ich habe mir fest vorgenommen, diesen klugen Rat zu beherzigen. Kajakfahren steht schon lange auf meiner Wunschliste – und es muss wirklich ein Herzenswunsch sein, denn meine ersten Kajak-Erfahrungen waren eher abschreckend. Vor ein paar Jahren hatte ich mich in einem Anfängerkurs angemeldet. Denn es ist ja angeblich nie zu spät, mit etwas Neuem zu beginnen. Doch leider war ich die einzige Anfängerin im Kurs und der Trainer hatte – aus seiner Sicht verständlicherweise – mehr Spaß daran, mit den erfahreneren Teilnehmerinnen und Teilnehmern loszupaddeln, als mir die Grundlagen des Sports beizubringen. Pflichtschuldigst erklärte er mir, was ich falsch machte und was ich anderes machen sollte, bevor er dann mit dem Rest der Gruppeauf und davonpaddelte und mich meinem Schicksal überließ. Ich fuhr in meinem sehr schnittigen und wendigen Sportkajak schlingernd und drehend fort – oder besser gesagt, das Boot fuhr mit mir. Wenn ich die gelangweilt auf mich wartende Gruppe endlich erreichte, paddelte sie weiter oder zurück – und ich hechelte hinterher. Eine ziemlich frustrierende, wenn auch lehrreiche Erfahrung.

Am allerschlimmsten war aber, wenn mir dann auf dem nicht soooo breiten Mittellandkanal Flussfrachtschiffe oder Motorboote entgegenkamen oder mich überholten. Bei besonders breiten Schiffen geriet in Panik und versuchte, mein Kajak möglichst nach ans Ufer zu steuern – was mir irgendwie gelang. Nach zwei Tagen hatte ich eine Sehnenscheidenentzündung im linken Arm – und vorübergehend keine Lust mehr auf weitere Wasserabenteuer. Aber als wir das neue Wohnmobil kauften, wollte ich einen neuen Versuch starten und mir einen Kinderwunsch erfüllen: Als Kind hatte ich die Gisel-und-Ursel-Bücher von Martha Haller gelesen, Geschichten von Zwillingen, die begeisterte Kanutinnen waren.  Ich hätte auch gerne ein Boot gehabt, aber dafür hatten meine Eltern kein Geld und auch kein Verständnis. Das Boot, das wir uns fast 60 Jahre später kauften, ist allerdings kein Faltboot, wie einst das der Zwillinge, sondern ein aufblasbares Kajak.

Die Hamme war ein idealer Übungsort: Das Flüsschen ist gerade mal 50 km lang und beim Campinplatz Hammehafen gerade mal 20 Meter breit. Wir hatten den Fluss, der bei Worpswede fast ohne Strömung in Richtung Wümme fließt, fast für uns. Außer uns waren nur ein paar Torfschiffe, die heute keinen Torf, sondern Touristen transportieren, ein paar Kajaks und ein paar Schwimmer unterwegs. Und im Doppelsitzer war es, sicher auch dank der beiden Finnen im Bootsboden, kein Problem, die Richtung zu halten. Es hat viel Spaß gemacht, zu paddeln, und wir werden unser Boot jetzt sicher öfter mitnehmen.

Einen Namen hat das Boot inzwischen übrigens auch – mein Mann hat darauf bestanden. Es heißt Paula blue: Paula in Erinnerung an Paula Modersohn-Becker, die Malerin, die zeitweise in Worpswede gelebt hat und dort auch gestorben ist, und blue, weil es eben strahlend blau ist.

In Worpswede war ich natürlich auch – ich bin durch den Ort gebummelt, der mit den alten Häusern, Museen und Galerien ein besonderes Flair hat. Ein Hingucker mitten im Ort ist die von Heinrich Vogeler entworfene Vogeler-Villa. Heinrich Vogeler war einer der Gründer der Künstlerkolonie Worpswede. Die von ihm entworfene Vogeler Villa ist heute eine Seniorenresidenz, sein Wohn- und Atelierhaus, der Barkenhoff, ist ein Museum, in dem die Werke des Malers, Grafikers, Designers und Architekten Heinrich Vogeler gezeigt werden. Anfang der 1900er Jahre Treffpunkt der Künstlerinnen und Künstler. Zur sogenannten Barkenhoff-Familie gehörten neben Vogeler und seiner Frau Martha noch zwei weitere Künstlerpaare: Rainer Maria Rilke und seine Frau, die Bildhauerin Clara Rilke-Westhoff sowie Paula Modersohn-Becker und ihr Mann Otto Modersohn https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Vogeler.

Was die Malerinnen und Maler ins Teufelsmoor gezogen, verstehe ich inzwischen gut: Das Licht ist wirklich ganz besonders. Mit sind ein paar Fotos gelungen, die fast aussehen wie gemalt.

Die passende Lektüre hatte ich natürlich auch dabei: den Roman von Gunna Wendt über das Leben von Clara Rilk-Westhoff und Paula Modersohn-Becker und – auf meinem E-Book-Reader Rilkes Monographie über die Worpsweder Maler Fritz Mackensen, Otto Modersohn, Fritz Overbeck, Hans am Ende, Heinrich Vogeler.

Apropos Bücher: Auf dem Campingplatz am Hammer Hafen fuhren nicht nur sehr viele Gäste Kanu – mit eigenen oder dort geliehenen. Auch gelesen wurde dort sehr viel. Ich habe dort zumindest mehr lesende Menschen und Bücher gesehen als auf den anderen beiden Plätzen. Dafür waren die Wohnmobile deutlich kleiner. Unser Wagen war nicht mehr der winzigste auf dem Platz. Ob es da einen Zusammenhang gibt?

Auszeit im Berggarten

Der Berggarten in den Herrenhäuser Gärten überrascht mich jedes Mal aufs Neue. Er sieht bei (fast) jedem Besuch – und ich besuche ihn oft – anders aus als beim letzten Mal.

Zurzeit kann ich mich an den Pfingstrosen nicht sattsehen, die im Berggarten  in den verschiedensten Größen und Farben blühen: von Weiß über Gelb und Hellrosa bis zu einem tief dunklen Rot. Einige Sorten sind schon verblüht, bei anderen öffnen sich die Knospen gerade erst. Wenn die Blüten nah genug am Weg stehen, stecke ich meine Nase hinein. Denn noch mehr als das Aussehen liebe ich den Duft der Pfingstrosen.

Als bekennender Wasserfan ziehen mich natürlich die verschiedenen Teiche und Wasserbecken magisch an. Mindestens ein Dutzend gibt es im Berggarten: Geometrisch geformte im Stein-, Iris- und Pergolagarten, denen man ansieht, dass sie von Menschenhand geschaffen wurden …

… und andere, die aussehen wie natürliche Teiche. Der Moorweiher zum Beispiel, die Teiche und der Bachlauf im Staudengrund.

Der Staudengrund verdankt seinen Namen den zahlreichen Wildstauden, die hier wachsen. Außerdem gibt es in diesem Gartenbereich viele alte Bäume, darunter eine  mehr als 200 Jahre alte Gurkenmagnolie, die älteste in Deutschland, und mein Lieblingsbaum, die Süntelbuche.

Wann immer ich Zeit habe und das Wetter mitspielt, lege ich an einem der Teiche eine Pause ein: Ich lese, schreibe, genieße den Garten, die Ruhe und den Tag.

 

Jungfernfahrt

Ist es das, was ich will? Das habe ich mich gefragt, als wir bei unserer ersten Fahrt mit dem Wohnmobil auf dem Stellplatz in Cuxhaven Döse ankamen. Hier waren wir mit dem alten Wohnmobil oft – von Hannover bis nach Cuxhaven ist es nicht weit und die Nordsee liegt nur ein paar Meter entfernt direkt hinterm Deich. Obwohl es mitten in der Woche war und die Ferien in Niedersachsen vorbei, waren wir nicht die einzigen, die ein paar Tage am Meer verbringen wollten: Der Platz war mit rund 50 Wohnmobilen fast voll besetzt. Keine Frage: Wohnmobilurlaub liegt im Trend. Einsame Stellplätze in schöner Umgebung sind  zumindest wohl in Deutschland eine absolute Ausnahme.

Auf dem Messeplatz in Döse standen die Wohnmobile dicht an dicht: Jedes Grundstück auf Zeit ist vielleicht gerade mal 20 Quadratmeter groß. Kleiner als unser Wohnzimmer zu Hause. Und trotzdem ist es erstaunlich ruhig. Alle nehmen Rücksicht. Keine Laubbläser, keine Rasenmäher, keine laute Musik. Man nimmt Rücksicht, es gibt keinen Streit zwischen den Nachbarn auf Zeit. Vielleicht sieht man im Urlaubsmodus einfach manches entspannter. Und wenn man sich nicht spontan mag und über den nicht vorhandenen Zaun ins Gespräch kommt, geht man sich aus dem Weg. Anders als mit den richtigen Nachbarn zu Haue müssen auf dem Camping- oder Stellplatz keine grundsätzlichen Fragen geklärt, keine Claims abgesteckt werden. Notfalls zieht man einfach weiter, in die nächste Reihe oder an den nächsten Ort.

Unser Wohnmobil ist das kleinste auf dem Stellplatz; neben seinen großen Nachbarn wirkt es winzig. Aber wir haben uns bewusst für den kleinsten Kastenwagen entschieden – und nehmen dafür weniger Platz und natürlich auch ein bisschen weniger Komfort in Kauf. Zum einen, weil Verbrauch, Emissionen und diverse Gebühren, zum Beispiel auf Fähren, niedriger sind als bei größeren Wohnmobilen. Zum anderen ist das Wohnmobil unser einziges Auto: Wir steigen im Alltag ganz aufs Fahrrad und öffentliche Verkehrsmittel um – der Umwelt, aber auch unserem Geldbeutel zuliebe. Das Wohnmobil werden wir nur gelegentlich nutzen, zum Beispiel für Großeinkäufe. Und dann ist es einfacher, mit einem „nur“ 5,50 Meter langen Gefährt einen Parkplatz zu finden.

Außerdem ist unser Grundstück zu klein für ein ganz großes Wohnmobil. Schon unser Tiny-Womo passt gerade so durch das Hoftor, das Einparken unter dem Carport ist Millimeterarbeit – die Fahrertür lässt dort nicht mehr öffnen. Ein längerer Wagen mit komfortableren Längsbetten im Heck hätte nicht nur den Unterstand für unsere Fahrräder, sondern auch den Zugang zu unserem Komposthaufen vollends blockiert.

Unser Mini-Wohnmobil bringt es nicht einmal auf 10 Quadratmeter Wohnfläche – weniger als mein kleines Arbeitszimmer zu Hause. Doch das Zusammenleben auf engstem Raum funktioniert erstaunlich gut. Ich mag das reduzierte Leben in unserem Schlaf-Wohn-Arbeits-Klo, es ist eine Art Minimalismus auf Zeit.

Ich bin, ich gestehe es, eine notorische Sammlerin: Es fällt mir schwer, mich von Dingen zu trennen, die ich eigentlich nicht (mehr) brauche. Im Wohnmobil komme ich notgedrungen mit viel weniger aus. Außerdem lebe ich gesünder. Ich verbringe weniger Zeit am Computer und sehe, weil wir keinen Fernseher an Bord haben, überhaupt nicht fern. Ich lese mehr als zu Hause und ich bewege mich sehr viel mehr. Ich gehe viel spazieren, meist am Meer entlang oder bei Ebbe durchs Watt.

Am Wasser kann ich mich einfach nicht sattsehen. Und auch nicht an den Sonnenauf- und -untergängen. Ich sehe die Sonne abends im Westen untergehen – über Neuwerk, der Insel, die man bei Ebbe auch zu Fuß erreichen. Ein paar Stunden später sehe ich sie im Osten, über der Elbmündung und der Kugelbake wieder aufgehen.

Es sind fast magische Momente, die sich in meine Seele einbrennen, von denen ich lange zehre. Und wenn ich mich auch manchmal frage, ob ich wirklich dicht an dicht mit anderen Wohnmobilen auf einem Parkplatz oder auf einem recht engen Campingplatz stehen möchte, dann lautet in diesen Augenblicken die klare Antwort ja.

Manches neu, macht der Mai

Vorgestern habe ich einen ländlichen Blumengarten gesät. Und weil ich weder die breitwürfige Aussaat wirklich beherrsche noch das Pikieren oder Verziehen der Pflänzchen, sobald sich das erste Grün aus der Erde wagt, habe ich mich für die bequeme Variante entschieden. Ich habe einfach einen Saatteppich ausgelegt. Das ist ein einem Papiertaschentuch ähnliches Material, in das – hoffentlich im richtigen Abstand – diverse Samenkörner eingearbeitet sind. Viel verkehrt machen kann frau dabei eigentlich nicht. Ich musste den Samenteppich nur wässern, mit Erde bedecken, noch einmal gießen – und kann jetzt entspannt  abwaren, bis in ein paar Wochen hoffentlich bunte Sommerblumen sprießen. Welche es sind, verrät die Packung leider nicht, ich lasse mich also überraschen.

Auch mein Hochbeet füllt sich allmählich. In den vergangenen Wochen hatte ich schon ein paar Wurzelballen eingepflanzt, nachdem wir die dazugehörigen Salate verspeist haben, am Donnerstag sind ein paar Kohlrabipflanzen dazugekommen. Die Gurke und der Strauchbasilikum müssen noch ein paar Tagen im Wintergarten ausharren, weil beide keine Temperaturen unter zehn Grad vertragen. Zwar sollen Mamertus, Pankratius, Servatius, Bonifatius und die Kalte Sophie, die nächste Woche durchs Land ziehen, in diesem Jahr recht mild ausfallen. Doch irgendwie traue ich den Eisheiligen nicht – und vertraue lieber dem Rat der Kräuterfrau, bei der ich die Pflänzchen gekauft habe.

Die Dahlien habe ich dagegen schon eingepflanzt: Angeblich dürfen die Knollen in die Erde, wenn die Apfelbäume blühen – und das tut unserer gerade. Bislang hatte ich mit Dahlien kein Glück. Eine gelbe hat im letzten Jahr nicht einmal eine Woche überlebt: Schon nach der ersten Nacht waren die ersten Blüten abgefressen. Und nach ein paar Tagen welkte nur noch ein einsamer Stengel vor sich hin.

Vielleicht mögen die gefräßigen Schnecken rote Dahlie weniger. Und bis die Dahlienknollen anfangen zu blühen, ist ihnen der Appetit auf Dahlien hoffentlich vergangen. Oder die zahlreichen Vögel und Frösche die gleich nebenan im Zaun und im Teich leben, haben die Dahliendiebe gefressen oder vertrieben. Und damit ich den Pflänzchen nicht selbst den Garaus mache, weil sie im Babyalter ganz anders aussehen als ihre erwachsenen Geschwister und ich sie daher nicht erkenne, habe ich die Pflanzorte diesmal  markiert.