Ich habe meine Arbeitszimmer umgeräumt. Nicht zum ersten Mal; mein Mann behauptet, mein Schreibtisch hätte schon in fast jedem Raum unseres Hauses gestanden. Geschrieben und gearbeitet habe ich eigentlich in jedem Zimmer – sogar in der Küche und im Bad. Außerdem benutze ich vom Frühjahr bis weit in den Herbst hinein gerne den Wintergarten als Außenbüro, im Sommer außerdem den Garten und die Terrasse.
Ich bin also bei der Wahl meiner Schreibplätze recht flexibel – ich kann überall schreiben, wo Platz für meinen Laptop, meine Notizbücher und meine Unterlagen ist. Aber ich brauche eine feste Schreibbasis – einen kreativen Zufluchtsort sozusagen.
Ich habe, welch ein Luxus, zwei Arbeitszimmer: Einen halben Tag habe ich gebraucht, um das kleinere Arbeits- zum Schreibzimmer umzufunktionieren. Um mehr Platz für die Bücher zu haben, die ich beim Schreiben brauche oder gerne um mich habe, mussten zwei kleine Kommoden zwei zusätzlichen Bücherregalen weichen. Weit länger als das Möbelrücken hat allerdings das Umräumen der Bücher gedauert. Außerdem habe ich – längst überfällig – bei der Gelegenheit ganze Papierberge entsorgt, die sich in diversen Ordnern und Schränken angesammelt haben. Würde man Vorher-nachher-Bilder des Arbeitszimmers vergleichen, wäre kaum ein Unterschied zu sehen.
Das liegt sicher auch daran, dass mein neues Schreibzimmer klein ist – es ist das kleinste Zimmer im ganzen Haus: Gerade einmal neun Quadratmeter ist die Grundfläche groß, Dachschrägen ein fest eingebautes Sideboard und mehrere hohe Bücherregale, die nur an den beiden geraden Wänden Platz haben, schränken die Gestaltungsmöglichkeiten zusätzlich ein.
Das Zimmer ist zwar klein, aber es hat zwei Fenster – eines an der Ost-, das andere an der Südseite des Hauses. So kann ich die Sonne von morgens bis abends sehen, wenn sie denn scheint. Das ist wichtig, denn ich brauche Licht, um mich beim Arbeiten wohlzufühlen, Tageslicht, wenn möglich, im Winter, wenn es morgens spät hell und früh wieder dunkel wird, helfen (Duft)Kerzen und Lichterketten. Selbst Wasser kann ich aus meinem Schreibzimmerfenster sehen – auch wenn die riesige Pfütze auf dem Garagendach der Nachbarn nur ein unvollkommener Ersatz für den Blick aufs Wasser ist, der für mich zu einem idealen Schreibort gehört. Doch sie ist wesentlich größer als unsere Gartenteiche – vielleicht frage ich die Nachbarn im nächsten Sommer, ob ich dort ein paar Pflanzen aufstellen oder eine Quietscheente schwimmen lassen darf, damit echtes Seefeeling aufkommt.
Auch mein Schreibtisch muss hell sein – und im Gegensatz zum Zimmer möglichst groß: Der Versuch, einem kleinen dunklen Tisch und einen ebenso dunklen Sekretär zur Schreibecke umzufunktionieren, ist kläglich gescheitert. Dort kann ich meine Morgenseiten, Tagebuch oder Mails schreiben, für meine Artikel, Blogbeiträge und andere Schreibprojekte brauche ich mehr Platz, um meine (Notiz-)Bücher und diverse Unterlagen auszubreiten (So aufgeräumt wie auf dem ersten Foto bleibt mein Schreibtisch leider in der Regel nicht lange, meist setzt sich das Chaos durch).
Korrektur- und Layoutarbeiten erledige ich künftig in meinem zweiten Arbeitszimmer. Deshalb habe ich den Monitor, den ich nur für diese Arbeiten nutze, dorthin umgesiedelt. Ohne ihn ist der Tisch von zwei Seiten „beschreibbar“ – ein Stehhocker, der unter dem Tisch verschwindet, wenn er nicht gebraucht wird, macht es möglich. Manchmal hilft ja ein Perspektivwechsel, um Dinge klarer zu sehen, Denk- oder Schreibblockaden zu überwinden oder die Kreativität zu verbessern.
Davon war Walt Disney überzeugt. Er soll für verschiedene Arbeiten (mindestens) drei verschiedene Arbeitsräume bzw. Arbeitsplätze genutzt haben: Im ersten (Raum des Träumers) ließ er seiner Fantasie freien Lauf, im zweiten (Raum des Realisten) setzte er seine Ideen um, entwickelte Konzepte und entwarf Projektskizzen, um seine Ideen umzusetzen. Im dritten (Raum des Kritikers) überprüfte Walt Disney seine Vorhaben und verbesserte sie. Die Walt-Disney-Methode lässt sich auch in einem Raum umsetzen; mehr darüber zum Beispiel unter https://karrierebibel.de/disney-methode/ und unter https://de.wikipedia.org/wiki/Walt-Disney-Methode
Weil auch in der kleinsten Hütte Platz ist, habe ich also gleich noch einen dritten Arbeitsplatz geschaffen. Im Stehen zu Arbeiten tut sicher meinem Rücken und vielleicht auch meiner Kreativität gut. Das hoffe ich auch von der kleinen Stereoanlage, die den Platz des Monitors eingenommen hat. Denn mit Musik geht ja angeblich alles besser, manchmal auch das Schreiben.